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Das Interview-Paradoxon

Hier geht es nicht um ein Interview. Hier geht es auch nicht um das Interview. Nein, hier geht es um „The Interview“, den kontrovers diskutierten Satire-Streifen über zwei amerikanische Journalisten (gespielt von Seth Rogen & James Franco) mit dem Auftrag, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un umzubringen. So weit so albern. Naturgemäß kam das Drehbuch bei der Regierung in Nordkorea eher semi-gut an. Diese reichte bei der UN Beschwerde ein und sprach von einer „Kriegshandlung“ sowie einer Befürwortung terroristischer Aktionen. Doch alles Klagen und Drohen half nichts – Sony Pictures machte keinerlei Anstalten die Filmproduktion einzustellen. Etwas weniger als ein halbes Jahr ist das mittlerweile her. Seitdem ist viel passiert.

Zunächst war das Filmstudio Sony Pictures einem schwerwiegenden Hackerangriff ausgesetzt, bei dem nicht nur unveröffentlichtes Filmmaterial, sondern auch vertrauliche Daten zu Schauspielern und Angestellten inklusive pikanter Mailverläufe erbeutet wurden. Im Anschluss an die Übergriffe meldete sich die Hacker-Gruppe „Guardians of Peace“ zu Wort und warnte davor, „The Interview“ in die Kinos zu bringen. Mit Verweisen auf den 11. September wurden wirkungsvoll Ängste vor neuen Terroranschlägen geschürt: Mehrere Kinos nahmen Abstand von der Veröffentlichung und Sony Pictures sagte infolgedessen die für den ersten Weihnachtstag angesetzte Premiere ab. Schnell entbrannte eine hitzige Debatte über die Angemessenheit der Reaktion von Sony, in die sich sogar Präsident Obama höchstpersönlich einschaltete. Zentrum der Kritik war die Befürchtung, durch das Aussetzen der Veröffentlichung einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben: das Zugeständnis an ein totalitäres System, in die Meinungsfreiheit der Vereinigten Staaten einzugreifen.

Nun haben wir besagten 25. Dezember und man höre und staune, „The Interview“ läuft nicht nur im Kino, er ist darüber hinaus bereits online (Google Play, YouTube Movies etc.) per Leihe oder Kauf verfügbar. Über 200 Lichtspielhäuser in den USA entschieden sich dafür, die brisante Komödie den Warnungen zum Trotz auf die Leinwand zu bringen. Sony kommt also mit einer Rolle rückwärts daher, deren Haltungsnoten eher mäßig ausfallen. Aus finanzieller Hinsicht ist der aus dem Fußball bekannte „Rücktritt vom Rücktritt“ durchaus nachvollziehbar, schließlich hat der Film gut 45 Mio. Dollar gekostet. Geld, das erst einmal wieder eingespielt werden will. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb  schmeckt das Ganze etwas nach unfreiwilligem PR-Stunt. Keine Werbung dieser Welt hätte „The Interview“ ein solches Maß an medialer Aufmerksamkeit bescheren können. Und hier kommt das erboste Nordkorea ins Spiel, dem das FBI mittlerweile nachgewiesen haben will, hinter dem Hackerangriff auf Sony zu stecken.

Die Drohgebärden aus dem isolierten Teil der koreanischen Halbinsel haben den Film zur verbotenen Frucht gemacht. Nicht nur das, „The Interview“ zu gucken ist zu einem Statement geworden. Eine Trotzreaktion auf den Versuch eines totalitären Staates, die Meinungsfreiheit in einer Demokratie zu beschneiden. „Jetzt erst recht“, diese Haltung kommt auch zum Ausdruck, wenn man einen Blick auf das User-Rating der „Internet Movie Database“ (IMDb) wirft. „The Interview“ wird dort – Stand 25. Dezember, 20:15 Uhr – mit einer unverhältnismäßig hohen Bewertung (9,2 von zehn Sternen bei ca. 56.000 Stimmen) gelistet. Der Metascore von 52 spricht eine andere Sprache und rückt die Qualität des Films in ein stimmigeres Licht. „The Interview“ ist ein harmloser Streifen mit pubertärem Humor und einigen sehr klischeehaften Spitzen in Richtung Nordkorea. Besonders mit zunehmender Dauer baut der Film ab und entpuppt sich als das, was er ist: eine seichte Komödie mit polarisierender Rahmenhandlung. Nichts, was nicht im Handbuch „Aufmerksamkeit generieren für Dummies“ stehen würde. Wie man sieht, ist ihnen das bestens gelungen.

Sony’s neue Motion-Sensor-Konkurrenz für Nintendo’s Wii

Das mit der auf Bewegungssensoren basierenden Konsole Wii von Nintendo ist so eine Sache. Als das Gerät veröffentlicht wurde, fanden die beiden großen Konkurrenten Sony und Microsoft nur mildes Lächeln als Reaktion für die Spielerei. Aber seitdem die Wii im November 2006 erschien, hat sich einiges auf dem Markt verändert. Vor allem die bisher eher unerschlossene Zielgruppe der Frauen hat die Konsole mit Freuden in die Arme geschlossen und sorgt dafür,  dass Nintendo Millionen mit Gehirnjogging und virtuellem Joga-Unterricht verdient.

Nachdem Microsoft („Project Natal“) und Sony (damals „Playstation Motion Controller“) bereits im Juni des letzten Jahres mit der Ankündigung ihrer neuen Konsolentechniken zum ziemlich späten Gegenschlag gegen die Nintendo Wii ausholten,  hat Sony sich jetzt für einen finalen Projektnamen entschieden.  Mit dem zum Kopfschütteln einfallslosen Namen „Playstation Move“ versprechen sich die Japaner, an den Erfolg ihrer Landsmänner anzuknüpfen. Fraglich, ob nach drei Jahren noch immenser Bedarf besteht. Mit über 68 Millionen verkauften Einheiten übertrifft Nintendo nämlich fast die Verkäufe beider Konkurrenten zusammengerechnet (Sony’s Playstation 3:  rund 33 Millionen; Microsoft’s XBox360: rund 38 Millionen) und deckt somit schon einen umfassenden Bereich des Marktes ab.

Für mich auf jeden Fall einer der ironischsten Fälle von Mitläufertum bei Multikonzernen in den letzten Jahren.

Quellen:

http://vgchartz.com/hwlaunch.php?cons1=Wii&reg1=All&cons2=PS3&reg2=All&cons3=X360&reg3=All&weeks=250

http://www.xbox.com/en-US/live/projectnatal/

http://www.nintendo.com/wii/what/meetwii

http://electronictheatre.co.uk/index.php/playstation3/playstation3-news/4332-playstation-move-technical-specifications-revealed