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Sind wir süchtig nach Social Media?

Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn rund 3 Billionen Menschen benutzen regelmäßig Social Media Angebote und die Auswahl ist groß, von Instagram, WhatsApp, Snapchat, Twitter bis hin zu Facebook ist für jeden etwas dabei. Doch was wenn das tägliche Abchecken der einzelnen Social Media Apps zur Sucht wird? Natürlich stellt sich auch die Frage ob es überhaupt so etwas wie eine „Social-Media-Sucht“ gibt.

#socialmediasick

Kennen Sie das wenn Sie mit Ihren Gedanken ständig bei Ihrem Smartphone sind? Man möchte immer auf dem neuesten Stand sein und wenn dann mal der Internet-Empfang nicht so mitspielt, wie man es gerne hätte, oder das Handy zu Hause vergessen wurde, zeigen sich typische Entzugserscheinungen: Traurigkeit, Unruhe und Gereiztheit. Eine Studie österreichischer Psychologen ergab, dass mehr als die Hälfte der daran teilnehmenden Probanden es nicht schaffte, eine sieben tägige Social-Media-Abstinenz durchzuhalten, ohne „rückfällig“ zu werden und „nur mal eben kurz“ ins Profil zu schauen.

Doch wie wird man eigentlich süchtig?

Eine allgemeine Antwort auf die Frage: Durch Übung und Wiederholung. Social Media ist bei uns fest in den Alltag integriert und hat eine bestimmte Wirkung auf uns. Obwohl es keine stoffgebundene Sucht ist, wie beispielsweise bei Alkohol oder Drogen, liegt die Ursache ebenso im Belohnungssystem. Hier wird direkt oder indirekt das Glückshormon Dopamin beeinflusst, welches dann als „Belohnung“ dient.

3 Indizien dass auch Sie süchtig sind:

  • Sie nehmen Ihr Smartphone mit ins Bett: Ihr erster und letzter Blick gehört dem Bildschirm
  • Sie leiden unter „Nomophobie“: Die Angst ihr Smartphone zu vergessen oder nicht dabei zu haben
  • Sie brauchen „Likes“ für ihr Ego: Sie sind schlecht gelaunt wenn Ihre Posts nicht genug positive Resonanz bekommen

„It takes discipline not to let social media steal your time.“

– Alexis Ohanian

Social Media hin oder her, letztendlich leben wir in einer realen Welt mit realen Personen. Es tut gut das Smartphone bei Seite zu legen und Zeit mit Familie, Freunden & Co. zu verbringen, denn das ist schließlich alles was zählt und das was uns wirklich im Leben weiterbringt.


WANTED: „Reality“ dead or alive

Herr der Ringe, Harry Potter, Narnia? Oder lieber Operation Walküre, Der Soldat James Ryan und World Trade Center?

Nehh, zu viel Realität.

Bildschirmfoto 2015-11-23 um 22

Quelle: https://www.facebook.com/PoliticalCorrectnessGoneWild/photos

Es reicht ein einziges Foto. Mehr als ein Dutzend der Opfer vom 13. November 2015 sind darauf abgebildet, eine unzensierte Aufnahme direkt vom Tatort, dem Konzertsaal „Bataclan“ in Paris. Über 30.000 Mal auf Facebook geteilt, knapp 3000 Kommentare. „Das will doch niemand sehen!“, wettert die eine Partei. „Das ist unsere Wirklichkeit!“, wird dagegen gehalten.

Gerade jetzt, wo in den öffentlichen Medien Bilder und Videos der grausamen Realität der Pariser Anschläge kursieren und tausende Menschen sich zur nackten, unverfälschten Darstellung der Wahrheit äußern, stellt sich die Frage:

Wieviel Realität kann der Masse, dem Publikum überhaupt zugemutet werden?

Ein umstrittenes Thema, für das die Ereignisse des 9/11 und die Darstellung besagten Terrors in dem Massenmedium „Film“ uns als Beispiel dienen soll.

„Flug 93“ (Original: United 93) aus dem Jahre 2006, ganze 5 Jahre nach der Katastrophe, war einer der ersten markanten Spielfilme, der sich mit dem bis dato in der Filmindustrie so gut wie totgeschwiegenen Thema befasst hat. Unter der Regie von Paul Greengrass wurden die Ereignisse an Bord des Flugzeuges der United Airlines, Nummer 93 aufgearbeitet, welches am 11. September 2001 von Al-Quaida Terroristen entführt wurde.

Als einziges der vier entführten Flugzeuge gelang es hier den 33 an Bord befindlichen Passagieren, die Entführer zu überwältigen, sodass der Flieger nichtmal New York erreichte, sondern in einem Feld in Shanksville, Pennsylvania abstürzte. Niemand an Bord überlebte den Aufprall.

 

Der Umgang mit der schmerzlichen Wahrheit

Mit dem Ziel eine „glaubhafte Wahrheit“ zu konstruieren, besetzte Greengrass seinen Film mit Laien, unbekannten Schauspielern und Stewardessen, unter anderem auch Zeitzeugen und tatsächlich an den Geschehnissen beteiligt gewesenen Fluglotsen.

Schon der Trailer wurde von vielen US-amerikanischen Kinos aus dem Programm gestrichen mit der Begründung es wäre „zu früh“ und der Film würde die Geschehnisse zu real und wirklichkeitsnah abbilden.

Nach der Weltpremiere in New York dann aber die Stimmen der anderen Seite:

USA Today sprach von dem „aufwühlendsten und fesselndsten Film des Jahres und auch ein beächtlicher Teil der Kritiker schloss sich dieser Meinung an.

„Der Film ist eine brilliante, fast unerträgliche, aber absolut notwendige Rekonstruktion des Grauens.“ (Marc Pitzke, Spiegel Online)

Selbst Angehörige von Opfern des 9/11, denen der Spielfilm auf der Galapremiere vorgeführt wurde äußerten sich positiv gegenüber der unverfälschten Darstellung in Greengrass‘ Werk:

„Wer sich traut“, sagt Jack Grandcolas, der am 11. September 2001 seine Frau Lauren verlor, „sollte diesen Film unbedingt sehen.“ Sicher, es sei keine angenehme Erfahrung, ergänzt Ben Wainino, dessen Tochter Honor Elizabeth unter den Opfern war. „Doch ich will, dass die Leute sich unangenehm fühlen.“ (Marc Pitzke, Spiegel Online)

 

Was soll ausgelöst werden?

Es ist unbestreitbar, dass die Aufarbeitung von Ereignissen wie 9/11 ganz gleich in welcher Weise ein beklemmendes Gefühl hervorruft.

Ist das der Zweck solcher Filme, die die Realität nicht durch einen Schleier von Ideologie, Patriotismus oder politischen Einflusses aufdecken? Zu beklemmen?

Wofür sind sie da? Zeigen sie dem Zuschauer neue Facetten dessen, was sie glauben zu kennen? Bieten sie neue Perspektiven, einen vollkommen neuen Blickwinkel? Sind sie da um abzuschrecken, zu schockieren, wachzurütteln, auf ihre eigene Art und Weise zu informieren?

Gerade Letzteres sollte uns alle interessieren. Schließlich wäre es doch soviel einfacher, unschöne Ereignisse totzuschweigen, ihnen so gut es geht aus dem Weg zu gehen, um alles erst einmal sacken zu lassen. So ging es der Filmindustrie nach 9/11 schließlich auch, Drehbücher wurden komplett neu aufgesetzt, Szenenmaterial neu zusammengeschnitten und überarbeitet, „Spider Man“ Kinoplakate, auf denen der Superheld zwischen den Türmen des World Trade Centers zu sehen ist, wurden beseitigt, Filme wie der Thriller „Collateral Damage“ mit Arnold Schwarzenegger, der noch vor den Anschlägen produziert wurde und sich mit einem Terroranschlag befasste, in ihrer Veröffentlichung ein ganzes Jahr nach hinten verschoben. Nur einige wenige der zahlreichen Maßnahmen.

Dass dieser Tag jedoch nicht lange ein filmisches Tabu bleiben sollte, war absehbar. Dass Hollywood 9/11 nicht ewig aus dem Weg gehen konnte, vorausschaubar. Dass es Kritiken von allen Seiten hageln würde, Anschuldigungen des „zu real„, zu „wirklichkeitstreu„, von vornerein klar.

Doch die Frage:

Gibt es ein zu real? Gibt es ein zu wirklichkeitstreu? Wo ist die Grenze des Zumutbaren? Und ist es Sache des Einzelnen, des Individuums festzulegen, wieviel Realität er ertragen kann?

Was fühlst du, wenn du dieses Bild vom 13. November betrachtest?

Was ist deine Realität?

 

 

 

 

Die Tribute von Panem – Wie viel Realität steckt im Film?

„Wenn dieser Film wirklich ein Überraschungserfolg aufgrund der guten Nachfrage bei den jungen Menschen unseres Planeten ist, dann ist nichts verloren, die Jugend ist ganz in Ordnung trotz IPhones und Twitter.“

So lautet eines von vielen Kommentaren zum derzeitigen Kinohit „Die Tribute von Panem“.

Der aus vier Teilen bestehende US-amerikanische Science-Fiction Film basiert auf der gleichnamigen Romantrilogie von Suzanne Collins und legte mit dem dritten Teil „Mockingjay 1“ den erfolgreichsten Kinostart 2014 hin. Schon der erste Teil „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ kam im Jahre 2012 auf ca. 2.125.312  Besucher in Deutschland, während der zweite Teil „Catching Fire“ es auf stolze 3.741.820 Besucher schaffte.
Allein in den USA spielte der erste Teil des dritten Films der „Tribute-von-Panem“-Reihe an seinem ersten Wochenende satte 123 Millionen Dollar ein. Zum Vergleich: Die nächsten 35 Filme zusammengenommen spielten nur die Hälfte davon ein.

Worum geht es?

Die Handlung des Films spielt im von Naturkatastrophen und Kriegen zerstörten Nordamerika in naher Zukunft. Das aus den Trümmern entstandene neue Land „Panem“ besteht aus einem Regierungssitz, dem Kapitol,  und den zwölf Randgebieten, den Distrikten. Seitdem sich die Distrikte in einem blutig niedergeschlagenen Aufstand gegen das Kapitol erhoben haben, verlangt der siegreiche Präsident Snow als Wiedergutmachung und Mahnung einen Tribut: Jedes Jahr werden aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren ausgewählt, die dann im Rahmen der als Medienspektakel inszenierten Hungerspiele gegeneinander antreten. Unter freiem Himmel, in der sogenannten „Arena“, müssen sich die jugendlichen Tribute solange bekämpfen, bis nur noch einer von ihnen lebt, der dann als ruhmreicher Sieger in seinen Distrikt zurückkehren darf.
Begleitet wird das ganze Spektakel von Kameras und einer TV Show, um den wohlhabenden Bewohner des Kapitols Unterhaltung darzubieten.

Bloß Sciencefiction oder Anlehnung an die Realität?

„Die Handlung, leider so wie in der realen Welt, erklärt: Die Reichen können für Geld alles kaufen. Es ist traurig mit ansehen zu müssen, dass es der alleinigen Unterhaltung dient, wenn „Menschen sich gegenseitig abschlachten müssen“ damit irgendwelche Reichen ein Unterhaltungsprogramm zu sehen bekommen.“

Die Vorstellung, dass Jugendliche brutal gegeneinander kämpfen, morden und  ihr Überleben sichern müssen, und es Menschen gibt, die dem aus Zwecken der Unterhaltung in Form einer Reality Show zusehen, klingt unvorstellbar grausam und irreal.
Auf den ersten Blick sind also keinerlei Parallelen zur heutigen Gesellschaft zu ziehen. Doch denkt man einmal tiefer darüber nach, wird schnell klar: So unwahrscheinlich ist dies gar nicht.
Schon von etwa 200 vor Christus bis Anfang des fünften Jahrhunderts nach Christus konnten Schaulustige während der Gladiatorenkämpfe im römischen Reich zusehen, wie Sklaven und Gladiatoren solange gegeneinander kämpften, bis einer von beiden starb. Und auch heute noch sind Schadenfreude und der Wille nach Unterhaltung fester Bestandteil des Fernsehpublikums. Zu sehen ist dies zum Beispiel an der Sendung „Big Brother“, in der Z-Promis sich rund um die Uhr von Kameras beobachten lassen, Challanges bewältigen müssen und versuchen,  ihren Platz im Big Brother Haus durch Zuschaueranrufe zu sichern.  Ähnlich läuft es in der umstrittenen RTL Serie „Das Dschungelcamp“. Auch hier werden nicht  ganz so prominente Promis von Kameras begleitet, während sie unter grenzwertigen Bedingungen im Dschungel mit dem Hunger kämpfen und ekelerregende Prüfungen ablegen müssen, in denen sie zum Beispiel jegliches Dschungelgeziefer oder andere tierische Körperanhänge verzehren müssen. Alles zur Unterhaltung der Zuschauer, die dann am Ende der Show für ihren Liebling anrufen, um seinen Verbleib im Camp zu sichern. Auch  im Film „Die Tribute von Panem“ haben die Tribute die Möglichkeit vor den Hungerspielen, auch in Form einer TV Show, Sponsoren für sich zu gewinnen.
Der Film soll jedoch nicht nur auf Unterhaltungsmedien aufmerksam machen, sondern auch auf gesellschaftliche Verhältnisse hinweisen.
„Was soll man von der Tatsache halten, dass einige Menschen ihre nächste Mahlzeit für selbstverständlich nehmen, während so viele andere Menschen in der Welt hungern müssen?“ äußerte Suzanne Collins in einem Interview gegenüber der New York Times. Präsident Snow lässt die Menschen in den Distrikten harte körperliche Arbeit leisten, um dem Kapitol so Bodenschätze und andere Ressourcen zukommen zu lassen. Im Gegenzug hierfür erhalten die Bewohner der zwölf Distrikte die angebliche Sicherheit und den angeblichen Frieden. Leistet jemand Widerstand, wird er erschossen. Auch Hauptdarsteller Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson erkennen Parallelen zwischen Film und Gesellschaft: „Ich komme mir vor wie in der heutigen Welt. Es gibt die 99 Prozent und das eine Prozent und zwischen beiden klafft solch ein Graben. Darum geht es in den Tributen von Panem. Du hast diese Leute, die darum kämpfen, Essen auf den Tisch zu bekommen und dann hast du das Kapitol, das diese Welt absolut nicht wahrnimmt.“

Deutlich wird also, dass es sehr wohl Parallelen zwischen Film und Realität gibt, wenn auch in milderer und abgeschwächter Form. Man kann die Verfilmung der Buchreihe mögen oder auch nicht, doch klar ist: Der als Sciencefiction bezeichnete Film beinhaltet vielleicht gar nicht so viel Sciencefiction und Fantasy, wie auf den ersten Blick angenommen.