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„Was zählt is auf’m Platz!“ -Stimmt das eigentlich noch?

 

Lange wurde gepokert, jetzt ist der Deal                 endlich perfekt.                                                                                                                                                                          

Weltmeister André Schürrle wechselt vom FC Chelsea zu Vfl Wolfsburg und kommt somit zurück in die Bundesliga. Schlappe 30 Millionen zahlt der Verein als Ablösesumme, der Transfer ist einer der teuersten der Bundesligageschichte.

„30 Millionen Euro!“, meine Mutter staunte nicht schlecht, als sie den Volksfreund aufschlug,-“ Na klar, ist doch voll der gute Spieler!“, entgegnet mein Bruder prompt. -„Aber ganz schön viel Geld für einen Menschen.“  Zu viel? Im Gegensatz zum argentinischen Star Lionel Messi und portugiesischen Halbgott Cristiano Ronaldo alias „CR7“ mit einem Marktwert von sage und schreibe 120 Millionen ist André Schürrle doch ein richtiges Schnäppchen, oder?                                                                                                                                                                                                                                                                                        Um eins vorab klar zustellen: Ich mag Fußball und ich mag auch André Schürrle. Ob die hohe Ablösesumme im Verhältnis zu seiner fußballerischen Qualität steht, soll hier nicht debattiert werden. Hier geht es um das Geschäft mit dem Fußball.

Seit es Ablösesummen gibt, explodieren diese ungemein. Natürlich sind das alles gute Spieler, aber die Dimensionen in welchen die Spieler von Verein zu Verein und von Land zu Land hin- und hergeschoben werden, sind in meinen Augen beängstigend: 30 Millionen Euro für einen Spieler! Wenn man sich einmal vor Augen führt, was eigentlich hinter diesem Wert steckt ( 23 Bugattis, 6 Villen am Starnberger See, 15 komplette Inneneinrichtungen, 30 Riesendiamanten , 3 Inseln usw.!), kann man da schon sprachlos werden.

Aber nicht nur die ungeheuren Transfersummen geben mir zu bedenken. Nicht selten werden Spieler wie Ware gehandelt und an Vereine geliehen- manchmal mit Zustimmung, manchmal gegen ihren Willen. Auch „geheime“ Strategien wie den „Nicht-Wechsel-Pakt„, den es zum Beispiel zwischen dem BVB du dem FC Bayern ( hinter dem Rücken von Marco Reus wohlbemerkt! ) gab, sind fragwürdig.

Auch kommt es vor, dass Spieler nicht weitestgehend selbst entscheiden, wo sie zukünftig spielen möchten, sondern dies in hohem Maße der Verein des Spielers, sowie dessen Berater tun . Letztere sind ja prozentual am Gewinn beteiligt und handeln somit auch des eigenen Profits wegen. „Die Berater der Spieler sind die Dealer“, sagt auch der ehemalige St.Pauli Präsident Corny Littmann in einem Interview mit der ZEIT und spricht sogar vom modernen Menschenhandel Fußball.

Auch Christoph Kramer, der  Youngstar, der in letzter Sekunde in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen wurde und mit Deutschland Weltmeister wurde, kritisiert in einem Interview das Fußballgeschäft. „Wenn ich irgendwo nicht spielen möchte, spiele ich da nicht. Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will“, sagte der 23-Jährige dem Nachrichtenmagazin Spiegel. „Ganz generell“ fühle sich der Mittelfeldspieler im Fußballgeschäft „manchmal wie in einem modernen Menschenhandel“. Kramer steht bei Bayer Leverkusen im Vertrag und ist derzeit an Borussia Mönchengladbach verliehen. Er soll nach Ende der laufenden Saison zurück zu Bayer kommen, auch gegen seinen Willen.

Ist Fußball moderner Menschenhandel?

Ein Handel mit Menschen ist das Fußballgeschäft unumstritten. Die Spieler sind weitestgehend auf Nummern, Leistungen und ihren Marktwert reduziert. Kritik gibt es schon länger, auch aus den eigenen Reihen.                                                                                                                                                 „Die Preise für einen Fußballspieler verhalten sich ähnlich wie Börsenkurse, nur dass die Ausschläge wesentlich größer sind. So kann sich der Wert eines Spielers innerhalb weniger Wochen um Millionenbeiträge verändern.“, so Littmann kritisch. Ist ein Spieler verletzt, interessiert sich niemand mehr für ihn. Tja, Pech gehabt! Der Marktwert sinkt abrupt und drastisch. „Verletzte Spieler sind tote Spieler“, bestätigt auch René Adler, derzeitiger Torwart des Hamburger SV, „für die interessiert sich ganz schnell keiner mehr.“

Auch die Rolle der Spielerberater ist kritisch zu beäugen. Diese handeln in ihrem Eigeninteresse, es geht also wie üblich um’s blanke Geld. Folglich wird und wurde vorallem mit jungen, unerfahrenen Spielern nicht selten Schindluder getrieben. Ein Problem das allerdings in den südamerikanischen Ländern viel größer ist als hierzulande.[…]

Die Bezeichnung moderner Menschenhandel passt für mich trotzdem nicht so recht. Schließlich ist selten jemand zum professionellen Fußballspielen gezwungen, die Spieler bekommen ja einen Großteil des Gewinnes, sind in der Regel „aktiv“ am Tisch ihrer Pokerrunde dabei und hinsichtlich ihrer Gagen nicht wirklich zu bemitleiden. Sie haben natürlich ein gewisses Entscheidungsrecht und sind demnach mit ihrem eigenen Verkauf einverstanden. Die Bezeichnung „moderner Menschenhandel“ ist somit im Einzelfall vielleicht zutreffend, im Allgemeinen jedoch zu hochgestochen und ungeschickt formuliert, was allein ein Vergleich mit dem historischen Sklavenhandel beweisen würde.[…]

Also ein Hoch auf König Fußball?

Dass die Bundesliga und Fußballwelt dennoch überaus oberflächlich sind, ist auch größten Teils den Medien zu verschulden. In der Regel bewerten diese die Leistungen der Spieler nach üblichen Schwarz-Weiß-Schemata. Es ist ja auch so schön einfach: Was zählt ist Tor oder Gegentor, gewinnen oder verlieren, 3 Punkte oder 0 Punkte, Sieg oder Niederlage, eine Grauzone zwischen Schwarz-Weiß gibt es offenbar nicht, oder zumindest nur selten. Ein Spieler oder Trainer kann heute als Held gefeiert werden, 3 Wochen später ist er ein Versager aufgrund eines gewonnenen oder verlorenen Spiels, gehaltenen oder nicht gehaltenen Balls usw. Die Marktwerte steigen und sinken dementsprechend. Mit diesem (medialen)Druck muss jeder einzelne Spieler umgehen können und Basta. Ganz so leicht ist es nicht aber so funktioniert die Entertainmentbranche Fußball[…]

Den Fußball verbannen muss man trotzdem nicht. Dies ist angesichts des überhöhten Stellenwerts, den „König Fußball“ in unserer Gesellschaft mittlerweile eingenommen hat, auch garnicht möglich.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            eine Sicherlich ist Fußball eine schöne Sache, aber Liebe soll ja bekanntlich blind machen. Auch als Fan, oder vielleicht sogar vor allem als Fan sollte man auch die unschönen Seiten der Fußballwelt- ganz frei von jeglicher Leidenschaft, jeglicher Euphorie und jeglichem Gemeinschaftsgefühl, das der   Fußball uns bescheren kann, in Betracht ziehen und kritisch hinterfragen.                                                                                                                                     Der moderne Profi-Fußball ist leider nicht mehr nur  Spiel und Spaß, in dem 22 Männer 90 Minuten lang einem Ball nachjagen, es steckt so viel mehr dahinter, das man sich vor Augen führen sollte: knallharte Geschäfte, ausgeklügelte Deals, zwielichtige Taktiken, kriminelle Machenschaften und medialer Druck sind einige Beispiele.

Noch was: Dass ich als Frau keine Ahnung von Fußball habe, könnt ihr mir nicht ankreiden! Ich habe selbst einige Jahre gespielt und kann die Abseitsregel im Schlaf!

 

 

Quellen:
-http://www.spiegel.de/sport/fussball/andre-schuerrle-wechselt-vom-fc-chelsea-zum-vfl-wolfsburg-a-1016258.html -http://www.zeit.de/sport/2013-05/rene-adler-vater-Nationalmannschaft
-http://www.zeit.de/sport/2011-05/littmann-spielerberater-neuer-praemien
-http://www.stern.de/sport/fussball/gezerre-um-christoph-kramer-wie-in-einem-modernen-menschenhandel-2132012.html
-http://www.rp-online.de/panorama/was-man-mit-30-millionen-euro-machen-kann-bid-1.1930534
-https://twitter.com/fussballzitate
-http://www.transfermarkt.de