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Cybermobbing – Anonymes Bewerten und Beleidigen wird schlimmer

Der Begriff Cybermobbing ist seit Anfang der sozialen Medien ein Begriff, der immer wieder fällt und vor dem gewarnt wird. Doch in einem Zeitalter in dem immer mehr neue Medien, Apps und Möglichkeiten entstehen – wo bleiben da die Lösungen?  Sind es wirklich die Medien die, die Menschen skrupelloser handeln lassen oder ist die falsche Erziehung mit dem Umgang von Medien Schuld?

Laut einer Erhebung vom Bündnis gegen Cybermobbing, wird nur jedes zehnte Kind in seiner Internetnutzung kontrolliert. So nutzen die meisten Kinder und Jugendliche das Internet ohne Vorsicht und Bedacht und erfahren keine Konsequenzen, da sie zu wenig oder gar nicht von ihren Eltern kontrolliert werden.

Anfangs sprachen die Medien von Cybermobbing über das unbekannte, große Internet, das niemals vergisst. Weiter ging es mit Facebook auf Computern und Smartphones, Whatsapp als Messenger über das Handy, die das Lästern und Beleidigen, ja sogar veröffentlichen von Videos leichter, schneller und noch gefährlicher machten.

Nun steigen die Möglichkeiten andere Menschen zu beleidigen jedoch weiter.

Auf Plattformen wie Youtube fängt die „einfache“ Bewertung eines Videos bereits bei dem Daumen hoch oder runter Button an. Dies mag zwar wie eine konstruktive und neutral gehaltene Bewertung scheinen, doch müssen wir uns nicht die Frage stellen wo die Grenze des sachlichen Bewertens aufhört und das Mobbing beginnt?

Hass-Kommentare, die viele Daumen nach oben bekommen werden teilweise von anderen, auch anonym gehaltenen Benutzern gepushed und wieder geliked, sodass diese Kommentare weiter oben angezeigt werden. Durch die Anonymität fühlen sich die Täter sicher und werden immer skrupelloser, wenn es um die Beschimpfung von Menschen geht.

Ferner belegte eine Studie vom DLF, dass die Opfer Zahlen von Mobbing Attacken im Internet zwar gering abnehmen, dafür aber heftiger bzw intensiver gemobbt wird. Die Gründe dafür sieht Uwe Leest vom DLF vor allem in der fehlenden Sozialkompetenz der heutigen Jugend und den nicht vorhandenen Sanktionen und Maßnahmen bei Cybermobbing.

Die Studie des Bündnis gegen Cybermobbing zeigt deutlich, dass die Maßnahmen an Schulen gegen Cybermobbing viel zu gering und teilweise gar nicht vorhanden sind.

Deutlich wird, dass das Thema immer präsent sein wird, doch der Umgang der Menschen damit verändert werden muss. Anstatt mehr Beispiele von Attacken zu zeigen, sollten Schulen, Universitäten und Eltern zusammen arbeiten. Das alleinige reden über das Thema genügt dabei nicht. Sanktionen und Strafen sollten allseits bekannt sein, sodass mögliche neue Täter nicht zu tatsächlichen Tätern werden. Ebenso sollte der Umgang mit Sozialen Medien vor allem bei jungen Kindern früh kontrolliert sein.

 

 

Quellen:

 

Neue Dimension des Cyber-Mobbings

Das Phänomen nennt sich „www.isharegossip.com“, ist seit ca. einer Woche online und lässt mir die Haare zu Berge stehen. Sinn dieses Internetportals ist es, angeblich anonym und ohne Registrierung über bestimmte Mitschüler oder Lehrer (und generell über alle anderen Menschen, die man nicht ausstehen kann) herzuziehen.

Es dient dazu, Gerüchte zu verbreiten, Mitmenschen öffentlich in Kategorien einzuordnen („Größte Wiesbadener Schlampe?“, „Hässlichste Person der Schule?“) und andere Mitglieder mit Namen oder weiteren Daten zu versorgen, damit diese das Opfer in sozialen Netzwerken aufsuchen und somit der Debatte folgen können.

Damit man sich bzw. sein Umfeld auf der Seite finden kann, sind links verschiedene regionale Kategorien aufgelistet: Mit einem Baumdiagramm kann man nun sein Bundesland, seine Stadt und seine Schule auswählen. Sollte die eigene Schule noch nicht präsent sein, soll man sie schnell vorschlagen und anschließend sofort mitlästern.

Selbst im Schulunterricht haben wir das Thema „Cyber-Mobbing“ mehrfach behandelt – auch die schlimmeren Fälle, die u.A. Suizid zur Folge hatten wurden bei uns diskutiert. Und wenn einem so etwas nicht schon genug zu denken gibt, könnte man eigentlich meinen, dass die Leute wenigstens aus verschiedenen Internet-Skandalen gelernt hätten, dass jede noch so kleine Behauptung mittels technischer Aufzeichnungen zurückverfolgt werden kann. Dennoch scheint sich keiner der Beteiligten wirklich Sorgen darum zu machen. Denn die Betreiber der Seite selbst erzeugen eine scheinbare Sicherheit: „Wir haben nie IPs gespeichert und wir werden NIE IPs speichern. Deswegen haben wir auch nie an irgendjemanden IPs ausgehändigt. Solche Anfragen beantworten wir nicht weil wir keine IPs speichern egal ob ein Polizist, ein Lehrer/Direktor oder ein Anwalt anfragt. Ihr seid 100% anonym. WER ETWAS ANDERES BEHAUPTET IST EIN LÜGNER UND WILL EUCH ANGST MACHEN. Warum behaupten das Leute? Weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Auch wird diese Seite nicht gesperrt oder gelöscht, da Sie nach US-Recht zu 100% legal ist.“, heißt es gleich auf der Hauptseite. Direkt darunter stehen Link und Telefonnummer der Telefonseelsorge – ob das skrupelloser Zynismus oder ein schlechter Scherz ist, wird leider nicht klar.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Besetzung der Administratoren. Sind sie in „üblichen“ Foren doch dazu da, um eine gewisse Ordnung herzustellen und dafür zu sorgen, dass die User stets einen angemessenen Ton beibehalten, kann hier jeder Besucher seine Bewerbung abgeben – egal ob er selbst auf die Schule geht oder nicht. Gefährlich ist hierbei, dass er durch die Administratorenrechte u.A. Beiträge löschen oder verändern kann: Bewusst eingesetzt kann er verteidigende Äußerungen der Opfer oder ihrer Sympathisanten sowie  andere Elemente der freien Meinungsäußerung verhindern.

Neuerdings soll zudem auch eine Bild-Funktion eingeführt werden. Sie ermöglicht es den Besuchern dann, Fotos hochzuladen und sie zu kommentieren – an sich keine neue Praxis für Nutzer sozialer Netzwerke, als gezielte Mobbingerweiterung ist sie jedoch höchst alarmierend.

Bekannt wurde mir das Portal erst heute, da es in meiner ehemaligen Heimatstadt Wiesbaden einen heftigen Skandal ausgelöst hat: Eine Lehrerin wurde auf der Seite gezielt angegriffen und ihr Ruf massiv geschädigt. Die Polizei rät zur Anklage, deren Durchsetzung ist aber nach wie vor unsicher, da der Betreiber der Internetseite in Neuseeland sitzt. Eine weitere effektive Option stellt auch die „Missbrauch melden“-Funktion dar, hier kann allerdings nur entfernt werden, wer sein Opfer mit vollem Namen nennt.

Ob eine derart schockierende Seite noch länger präsent bleibt und ihr Netz demnächst vielleicht sogar bundesweit auswerfen kann, werden wir wohl noch sehen; bisher wurde sie „nur“ in NRW, Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Mainz und Wiesbaden getestet.

Dass Menschen lästern gehört in gewisser Weise wohl zum Alltag. Dass man gezielten Mobbing-Angriffen aber einen rechtlich geschützten Rahmen einräumt und sie durch Erweiterungen sogar noch fördert, finde ich skrupellos und absolut unmenschlich. Bleibt nur zu hoffen, dass man schnell einen Weg findet, solche Perversionen zu beenden.