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Medienkompetenz – Das Bilderbuch der Digitalisierung

Der Konsum von Bildinhalten, insbesondere der von Jugendlichen, steigt immer weiter an. Wie das mit dem Internet und der Digitalisierung zusammenhängt, das lesen Sie hier: 

Der Zugang zu Medien ist noch nie so einfach gewesen. Das ist der zunehmenden Digitalisierung zu verdanken. Hierbei gelangt der Konsument immer häufiger über das Internet zu Inhalten wie Videos, Bildern und Zeitungsartikeln.
Das Internet bietet einen enormen Pool an Informationen. Diese Informationen variieren stark und sind nicht immer nutzbringend. Falsch gestreute Informationen wie „Fake-News“ tendieren die Meinungsbildung zu verfärben. Es ist daher offenkundig ratsam, nicht allem zu trauen, was man im Netz vorfindet. Dazu zählen auch Bildinhalte. Selektives Vorgehen wäre da gefragt.

Um aber überhaupt selektieren zu können, wird ein Vorwissen benötigt, das mit höherem Alter wahrscheinlicher vorhanden ist. 
Unsere Jugend könnte sich dieses Vorwissen meist nur in der Schule und im Zuge der häuslichen Erziehung aneignen. Allerdings wird Medienkompetenz in Schulen weitestgehend nicht unterrichtet und Eltern halten eher an tradierten Medien fest. 
Die Jugend ist also gerade im Bezug auf die neuen Medien, wie etwa „Social-Media“, sich selbst überlassen.

Nun haben Jugendliche die Wahl, was sie rezipieren möchten. Spoiler:Tageszeitungen und andere längere Texte sind meistens nicht.

Bildquelle: https://goo.gl/images/3fhmn8

Laut der Jim-Studie schauen 65% der befragten Jugendlichen täglich Videos (3% mehr als im Vorjahr).
Allerdings lesen nur
19% auch täglich Bücher (2% weniger als im Vorjahr).
E-Books und Online-Zeitungen liegen prozentual sogar noch weiter darunter.

Medienkonsum, insbesondere der jugendliche, gleicht mit frappierender Ähnlichkeit dem Konsum von Bilderbüchern
Analogien finden sich in der Mehrung der Bild- gegenüber den Textinhalten und in der Ursache des Konsums.

Die ist darin begründet, dass wir Bilder tendenziell leichter und intensiver wahrnehmen als Texte. War es zu Beginn der Printmedien ein äußerst komplexes Unterfangen, Bilder in großer Zahl zur Verfügung zu stellen, so fällt der Arbeitsaufwand für derartiges heute bestenfalls marginal aus: Beinahe jede Privatperson in Deutschland kann als Video- Bild- und Textproduzent fungieren und vermag es prinzipiell die gesamte Bevölkerung zu erreichen, die Zugang zum Internet besitzt. Unzählige Meinungen und Informationen, ob valide oder nicht, sind abrufbar. 

https://goo.gl/images/5uNVWN

Und hier spielt die Selektion eine exorbitante Rolle: Woher wissen Kinder und Jugendliche welche gesellschaftliche Tragweite ihr Konsumverhalten in sich birgt? Zum drögen Lesen von bildenden Büchern wird man ja bereits in der Schule gezwungen, wieso sich also auch noch in der Freizeit den Kopf zermartern? – Dann konsumiert man doch lieber Themen, die im „wahren“ Leben wirklich interessant sind. Wie etwa das neuste YouTube-Video zu Beziehungsdramen. 

https://www.youtube.com/channel/UCK274iXLZhs8MFGLsncOyZQ
(Stand: 12. Dezember 2018)

Die Folgen sind genutzter Raum für Meinungsmache von unlauteren Personen und Krisen in Printmedien wie beispielsweise der Zeitungskrise.

Oft wird unsere ehemalige Kanzlerin Angela Merkel für die Aussage, dass das Internet für uns alle Neuland sei belächelt. Doch Fakt ist: Das ist es tatsächlich. Das Internet kann, in seiner gesellschaftlichen Tragweite, mit dem Buchdruck verglichen werden. Wir gehören zu den ersten Generationen, die seine Auswirkungen erleben. Der richtige Umgang damit möchte von uns allen weiter verbessert werden. 

Es ist daher schlussendlich essenziell, dass zukünftige Generationen im Umgang mit Medien geschult und sensibilisiert werden, um größere Zusammenhänge, in Wechselwirkung mit der Digitalisierung, erfassen zu können. Die Zeit ist reif, die Früchte zu ernten, welche die Menschheit gesät hat, anstelle sie unkontrolliert vegetieren zu lassen.

Kommentieren nur hier, bitte!

Seit einiger Zeit sieht man immer mehr Nachrichtenportale im Internet die Kommentarfunktionen unter ihren Artikeln entweder einschränken oder vollends auf die sozialen Netzwerke auslagern. Das jüngste Beispiel, das mir schmerzlich bewusst gemacht hat, wie sehr der Nachrichtenkonsument von dem gelesenen Portal abhängig ist, ist der Fall der Süddeutschen Zeitung. Dort findet man seit kurzem zumeist nicht mehr das interne Kommentarfeld, sondern nur noch einen Verweis auf den rivva-Debattenmonitor, der entsprechende Reaktionen auf Facebook, Twitter und co. zusammensucht.

Das geht allerdings nur etwa 48 Stunden lang, dann wird der Zugriff gesperrt – nicht, dass dadurch ein großer Verlust entsteht. Die Mehrheit der gefunden Ergebnisse sind Tweets zum Artikel, mit dem exakt gleichen Wortlaut wie der Original-Link der Twitterseite von der Süddeutschen. Keine den Artikel erweiternden, den Sachgehalt hinterfragende, die Subjektivität anprangernde Kommentare mehr, die den Autor widerlegen, herausfordern, teilweise – wie bspw. im Fall der Ukraine-Krise – sogar eine Gegenöffentlichkeit präsentieren; eine gesamte Debattenkultur auf 160 Zeichen zusammengepresst. Zudem sind auch ältere Kommentare nicht mehr einsehbar, wahrscheinlich sogar gelöscht und größtenteils unwiederbringlich verloren.

Soziale Netzwerke als ausgelagerte Diskussionsplattformen

Sicher mag man jetzt entgegenhalten, dass am Ende eines Artikels stets ein schönes, blaues F thront, mit der Überschrift »Diskussion mit SZ-Lesern«. Und tatsächlich führt einen der Link auf eine Facebook-Seite, wo einen die vermissten Kommentare wiederbegegnen. Auch rivva findet Kommentare, wenn man Glück hat – auf Facebook. Und doch ist es so, als hätte man den Römischen Senat auf den Marktplatz nebenan verlagert. Galt schon früher die Formel, dass nur einer aus fünf Kommentaren den Artikel maßgeblich erweitert, so kann es auf Facebook, wo eine größere Anzahl an Lesern und Schreibern »on the fly« eine kurze, weitgehend sinnentleerte Reaktion à la »Wer’s glaubt …« (hier gefunden) von sich gibt, nur schlimmer werden; sinnvoll argumentierte, neutrale Postings gehen in einer Welle aus Polemik und Kurzreaktionen unter.

»Raucherecken« für Kommentierende

Die dritte Neuerung indes wäre eigentlich positiv zu sehen: Diskussionen sind nur noch zu bestimmten Artikeln möglich und es wird explizit darauf hingewiesen, dass diese Debatten sorgfältiger moderiert werden als es bis dato der Fall war. Konzentrierte, anspruchsvolle Kommentare zu komplexen und wichtigen Themen, ohne das internetübergreifende »Trolling« dazwischen. Doch leider obliegt die Auswahl der zu kommentierenden Artikel nicht den Lesern selbst, sondern der Redaktion. Und gerade bei den Artikeln, bei denen man es sich am meisten erhofft, Gegendarstellungen lesen und verfassen zu dürfen, ist dieses Feature nicht vorhanden.

Diskutieren darf man zur Zeit also über die Residenzpflicht von Migranten oder unter welchen Umständen man Angehörige verklagen darf, sollte oder müsste – nicht aber über empfindliche Themen wie den NSU-Skandal, das Verhalten des BND im Hinblick auf die NSA oder die wirtschaftlichen Chancen der USA im Vergleich zu Europa. Kurz: Überall dort, wo die Meinungs- und Deutungshoheit der Redaktion oder die Ausrichtung des Blatts in Frage gestellt werden könnten, hat der Leser stillschweigend das Geschriebene hinzunehmen auf Facebook zu schreiben, denn dort kann man es ja nicht verhindern, will man die Aufmerksamkeit der Leser durch geteilte, gelikete und kommentierte Artikel nicht verlieren.

Eine andere Sicht auf die Dinge präsentiert die Redaktion selbst: Anscheinend wird hier der Leserdialog nicht eingeschränkt, zensiert oder ausgelagert; sondern »neu gedacht«! Die Leser auf Abstand halten oder in sichere Spielplätze abschieben gilt also als eine Revolution des Leserdialogs? Sicher nicht.

Alles schlecht?

Dennoch haben die Verantwortlichen vielleicht nicht ganz unrecht: Der Debattenmonitor kumuliert Ansichten und Kommentare aus einem Großteil des sozialen Netzes und kann so dem interessierten Leser nicht nur einen Ausschnitt geben, wie registrierte SZ-Leser, die nebenbei Hobbykommentatoren sind, die Dinge sehen, sondern eröffnet ihm ein großes Panorama an Meinungen; aus verschiedenen Schichten, Gruppierungen etc., kurz von jedem, der im Dschungel seiner Facebook-Timeline einen Post der SZ gesehen und sich die halbe Minute Zeit für einen Kommentar genommen hat. Vielleicht kein Mehr an Wissen, aber ein Mehr an Bewusstsein der politisch-kulturellen Grundeinstellung der Meisten.

Dass man nebenbei die Zeit, die früher zum Moderieren, Kürzen und Entfernen von polemischen, rassistischen, sexistischen usw. Kommentaren aufgewendet wurde, nun für mehr Qualitätsjournalismus (oder mehr Gewinn) verwenden kann, tröstet aber nicht über den Verlust von Gegendarstellungen hinweg. Denn wer heute die SZ online liest, kriegt nur eine Realität geboten, wo früher vielleicht schon ein paar Zeilen darunter alles ins Schwanken geriet.

Emoticons statt Meinung

Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack. Nicht nur, weil ich persönlich als Leser aus der SZ nicht mehr den gleichen Wert ziehen kann wie noch vor drei, vier Monaten; sondern auch, weil sich hier ein Trend abzeichnet, den ich nicht unterstützen mag. Das Internet hat der Medienlandschaft die Möglichkeit der direkten Interaktion mit dem Leser geschenkt und doch geht man zurück zu einer Zeit, in dem nur wenige Rentner vormittags einen handgeschriebenen Leserbrief in den Postkasten warfen. Das muss nicht sein. Das darf nicht sein. Dieses Verhalten widerspricht nicht nur den Prinzipien des Web 2.0, es widerspricht streng genommen – durch die feste Hierarchisierung von Information – dem modernen Verständnis von Demokratie selbst.

Sicher kann man der SZ nicht vorwerfen, demokratische Prinzipien zu unterminieren – viel wahrscheinlicher ist, dass die Moderation der Debatten schlicht zu viel wertvolle Arbeitszeit verschlungen hat. Aber es ist nur zweitrangig, aus welchen Gründen sich eine Entwicklung abzeichnet, viel bedeutsamer sind ihre Folgen. Ein jüngeres Beispiel dafür ist die Kommentarfunktion der BILD. Dort darf man seit neuestem nicht nur kommentieren, sondern auch über die vorwiegende Emotion der Leser abstimmen. Also in Zukunft keine Meinungen, Anregungen, Korrekturen mehr; sondern ein hübscher Smiley unter jedem Artikel?

Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack.

 

weiterführender Artikel auf »Der Freitag«

Weltuntergang: PROFITzeiung

If you’re reading this story, it means one thing:  The World Didn’t End Yesterday.
NASA

Glaubt ihr an Weltuntergang oder seid ihr skeptisch?
Je näher 21. Dezember kommt, desto provokativer die weltweite Medienberichte darüber werden. Kaum gibt es ein Land, in dem niemand vom Thema „Ende der Welt“ zu profitieren versucht. Außer den zahlreichen Internetseiten mit dicken Schlagzeilen wie „Weltuntergang-2012“, „21-Dezember-2012“ oder „Apokalypse-2012“ erscheinen immer wieder verschiedene Artikel in internationalen Zeitungen und Zeitschriften als ob es einen Wettbewerb in diesem Bereich gäbe.

Russische Werbefachleute sind zu Scherzen aufgelegt und sie haben schon eine Reihe witziger Plakaten vorbereitet. Ein im Netz verbreiteter Poster von „Avon“ mit Markenclaim „Weltuntergang: hast du dich noch nicht geschminkt?“ hat sie zu weiterer Parodien motiviert. Sie haben versucht die Werbungen von unterschiedlichen Produkten, Fernsehkanälen, Firmen und Brands darzustellen wie z. B. „CNN: Weltuntergang. Livesendung um 22 Uhr“, „Apple: Weltuntergang. Hast du noch nicht den modischen Zubehör?“ oder „Instagram: Weltuntergang. Lass dein Look nie verloren sein!“

In französischen Medien geht ein Gerücht um, dass Dorf Bugarach in Pyrenäen der einzige Ort in Europa ist, in dem man die Apokalypse überleben kann. Der Bürgermeister Jean-Pierre Delord amüsiert sich darüber in Interviews und sagt, dass alle Kameras am 21. Dezember auf das Dorf gerichtet werden, so könnte er apropos zu Spenden für die Rettung des Berges aufrufen. Die Esoteriker möchten Pic de Bugarach auch vermarkten: Steine „von dem Ort, wo es keinen Weltuntergang gibt“ werden schon im Internet zum Verkauf angeboten. Laut Meinung des Bürgermeisters könnte man den Berg beim Wegnehmen von Steinen einfach kaputt machen. Aber auf jedem Fall wird der Ort jetzt sehr attraktiv für Touristen.

Aber ein Bericht aus der USA bricht alle Rekorde der Popularität. NASA-Mitarbeiter haben einen Erklärungsfilm veröffentlicht. Dieser präsentiert alle mögliche Nachweise populärwissenschaftlich dafür, dass die Apokalypse am 21. Dezember 2012 nicht stattfindet. Der Film mit dem Titel „Why the World Didn’t End Yesterday“ („Warum die Welt gestern nicht zu Ende war“) sollte eigentlich nur am 22. Dezember zum Vorschein kommen. Da die NASA in ihrer Position so sicher ist, hat sie Release im Voraus gemacht.
Hier kann man sich überzeugen, dass „Wirklichkeit viel interessanter als Fiction ist“. Einige amerikanische Forscher teilen den Zuschauern mit, dass nicht nur der Maya-Kalender falsch interpretiert wurde, sondern auch kein großer Planet unsere Erde bedroht. Darüber hinaus erläutern die Astronomen, dass kein Sonnenausbruch so stark sein könnte um die Welt kaputt zu machen. Falls ihr noch Fragen habt, könnt ihr diese auf NASA-2012 Seite stellen oder viele angegebene Antworte lesen. Den Film haben über 1,5 Millionen Internet-Benutzer schon gesehen. Der Nasa Science News Artikel darüber hat zur Zeit 3,2k Facebook „Likes“. Stellt ihr euch vor, wie weit sich diese Information verbreitet hat.

Ich wünsche Allen frohe Weihnachten! (auf Erden oder jenseits 😉

Quellen:

Adme.ru. Werbung zum Weltuntergang (??????? ? ????? ?????) (12.12.12) http://www.adme.ru/naruzhnaya-reklama/reklama-k-koncu-sveta-449955/

Campbell, Jon. Christianpost.com., NASA Mayan Apocalypse Video Released Early: ‚Why World Didn’t End Yesterday‘ Proves Dec. 21, 2012 Hoax? (13.12.12) http://www.christianpost.com/news/nasa-mayan-apocalypse-video-released-early-why-world-didnt-end-yesterday-dec-21-2012-hoax-video-86598/

Finger, Sarah. Le JDD., Bugarach : fin du monde, J-12 (08.12.12) http://www.lejdd.fr/Societe/Actualite/Bugarach-fin-du-monde-J-12-579969

NASA Earth. Nasa.gov. Beyond 2012: Why the World Won’t End (13.12.12) http://www.nasa.gov/topics/earth/features/2012.html

NASA Science. Science.nasa.dov. Dr. Tony Philips, Why the World Didn’t End Yesterday http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2012/14dec_yesterday/

Przybilla, Steve. Spiegel.de., Apokalypse-Dorf in Frankreich: Weltenretter aus dem Ufo (26.09.12) http://www.spiegel.de/reise/europa/apokalypse-dorf-in-frankreich-a-857749.html