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#Freiheit

Unter dem Hashtag #Freiheit brach kurz vor Weihnachten ein gewaltiger Shitstorm in den sozialen Medien aus. Grund dafür war ein Video des YouTube-Stars Simon Unge, in dem er ankündigte, seine beiden Kanäle „ungespielt“ und „ungefilmt“ aufgrund unüberwindbarer Differenzen mit dem Netzwerk Mediakraft zu beenden.

Simon Unge (bürgerlich Wiefels) ist 24 Jahre alt, hat Erziehungswissenschaften studiert und im Juli 2012 angefangen, Videos auf dem Videoportal YouTube hochzuladen.
Und das mit Erfolg. Über 30 Millionen Mal im Monat wurden seine Videos angeklickt und über zwei Millionen Menschen hatten seine Kanäle abboniert. Seine Themen: Computerspiele und Lifestyle, Minecraft und Longboardtour. Damit hat der Zocker mit den Dreadlocks eine größere Reichweite als so mancher TV Sender und ebenso einen gutbezahlten Job. Warum also gibt er das auf?

In seinem am 20. Dezember hochgeladenen Vlog mit dem pathetischen Namen „#FREIHEIT. Die schwerste Entscheidung meines Lebens“ nennt er den Grund: Das Netzwerk Mediakraft, dem er vor circa einem Jahr beigetreten ist, hat Unge zufolge seinen Teil des Vertrages nicht eingehalten: „Ich habe von Mediakraft noch nie finanzielle Unterstützung für große Projekte oder coole Ideen bekommen“. Zu weiteren Vorwürfen gehören fehlende Sponsoren für seine Longboardtour, das Löschen einzelner Videos und Mediakrafts Drohung, ihn in eine Privatinsolvenz zu treiben, falls er vor Gericht ziehen würde. Mit dem „Scheißhaufen“, wie Unge die Kölner Firma bezeichnet, möchte er in seinem ganzen Leben nie wieder etwas zu tun haben. Er beendet seine beiden Kanäle und will mit einem Neuen (youtube.com/unge) ohne Netzwerk wieder von vorne anfangen. Deshalb sucht er nun eine juristische Auseinandersetzung, um sich vor Vertragsende vom Netzwerk zu trennen.

Sich an ein Netzwerk zu binden, ist für viele YouTuber ein Weg zu mehr Reichweite und darauf aufbauend bessere Vermarktung. Netzwerke bündeln Videokünstler, beraten und unterstützen sie und verschaffen ihnen außerdem Werbepartner und finanzielle Unterstützung fuer Projekte. Mediakraft hat als das größte Netzwerk in Deutschland dazu einiges vorzuweisen: „Wir haben vielen Künstlern dabei helfen können, ihren Weg auf YouTube zu gehen und sich als erfolgreiche Entertainer zu etablieren.“
Der YouTuber wird sozusagen „aufgepumpt“ und mit ihm auch der Wert des Netzwerkes, um dieses dann lohnend zu verkaufen. Unge meint im Video dazu, Mediakraft sei „investorenorientiert“, aber nicht „partnerorientiert“. Es habe keinerlei Interesse an seiner Person gehabt, sondern nur an den Zahlen, die er erreicht.

Auf Unges Video reagierte das Netzwerk zunächst mit einer vorübergehenden Abschaltung seiner Webpräsenzen und gab am Sonntag darauf eine Stellungnahme ab. Olsson Spartacus, der CEO von Mediakraft Network, weist darin sämtliche Anschuldigungen von sich und verteidigt sich: „Nun ist es so, dass Simon Unge einen gültigen Vertrag unterschrieben hat, der nicht einseitig aufgehoben werden kann.“ Allerdings nimmt er laut dieser Meldung, die am 21.12. auf Mediakrafts Facebookseite online ging, die Kritik von Unge ernst und bedauert die Angelegenheit: „Wir hätten uns gewünscht, diesen Streit auf andere Weise beilegen zu können. “

Unges Austritt bei Mediakraft ist nicht der erste Fall, der Aufsehen erregt. Ein weiterer prominenter YouTuber, der Nachichtenvlogger LeFloid (Florian Mundt), hat das Netzwerk im Oktober aus ähnlichen Gruenden verlassen, darf aber aufgrund der einzuhaltenden Küdigungsfrist nicht mit Dritten darüber reden.
Unge allerdings hat diesen Teil des Vertrags verletzt und seine hohe Reichweite genutzt, um auf die Vorfälle aufmerksam zu machen. Unklug, aber höchst medienwirksam.

Das Phänomen Unge wird der Fall auch genannt. Plötzlich berichten Zeitungen darüber. Das Thema beschäftigt die Menschen, was 700 Tweets pro Minute in der Höchstphase der Diskussion auf Twitter bezeugen. Doch die Meinungen zu #Freiheit gehen auseinander. Auf der einen Seite wird Mediakraft von Unges Fangemeinschaft, der selbsternannten #raupenarmy, die zum Großteil aus 14-30-Jährigen besteht, kritisiert und beschimpft, auf der anderen wird Unge auch von YouTube-Kollegen daran erinnert, dass auch er einen Vertragsbruch begangen hat und sich über die Folgen im Klaren sein muss.

Doch sein öffentlicher Abgang von Mediakraft hat nicht nur eine große Welle in den sozialen Medien ausgelöst, sondern auch eine grundlegende Problematik in der noch jungen YouTubewelt sichtbar gemacht: Die Meinungsverschiedenheiten zeigen auf, wie sehr sich das Videoportal in den letzten Jahren verändert und entwickelt hat. Immer mehr Werbepartner werden auf die reichweitenstarken Kanäle aufmerksam und investieren in die meist noch unmündigen und naiven Videoblogger. Das führt weg vom sicheren Community-Gefühl und hin zum gewinnorientierten Markt. „Aus der Szene wird eine Branche“ meint Markus Hündgen von der European Webvideo Academy dazu. Und wie andere YouTuber und auch die Netzwerke damit in Zukunft umgehen, bleibt zu beobachten.

 

Quellen:

http://www1.wdr.de/fernsehen/aks/themen/unge-freiheit-youtube-100.html
https://www.youtube.com/watch?v=z_SdbC1aThU

Der Videomacher Simon Unge, auf YouTube bekannt als „Ungespielt“, hat mit uns eine juristische Auseinandersetzung…

Gepostet von Mediakraft.TV am Sonntag, 21. Dezember 2014

http://www.vice.com/de/read/interview-mit-lefloid-wenn-ich-eine-frau-waere-waere-ich-beauty-blogger-058

Mehr #Freiheit: YouTube-Star Simon Unge kritisiert Mediakraft


http://www.mediakraftnetworks.de/about-us/

#Freiheit: Lieber Unge: Willkommen in der Wirklichkeit