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Welche Folgen hat die geplante Reform des EU-Urheberrechts für User-generated content?

Tausende versammeln sich auf den Straßen, Millionen unterzeichnen eine Online-Petition: Die geplante EU-Reform des Urheberrechts im digitalen Binnenmarkt stößt innerhalb der Netzgemeinde auf großen Widerstand. Im Mittelpunkt der Kritik steht der sogenannte Artikel 13 und die damit verbundenen Upload-Filter, die die Verbreitung von User-generated content in der jetzigen Form erschweren könnten.

Die angestrebte Reform des digitalen Urheberrechts nimmt weiter Form an. Nach den Trilogverhandlungen in den vergangenen Tagen erteilte der Rechtsausschuss des Europaparlaments am heutigen Dienstag grünes Licht für die finale Abstimmung Ende März. Nach 18 Jahren soll die EU-Urheberrechtslinie an den digitalen Wandel angepasst werden, insbesondere Künstler und kreative Menschen sollen davon profitieren.

Demnach sollen künftig auf Plattformen wie Youtube, Instagram oder Sonstige nicht mehr die Nutzer für die Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials, sondern die Plattformen selbst haften. Gemäß Artikel 13 seien Webseitenbetreiber dazu verpflichtet, Urheberrechtsverletzungen „nach besten Kräften“ zu verhindern – ausgenommen sind Webseiten, die weniger als drei Jahre in Betrieb sind, einen jährlichen Umsatz von unter zehn Millionen Euro erzielen und monatlich weniger als fünf Millionen „unique users“ verzeichnen.

Zu aufwendig, zu kostenintensiv: Artikel 13 in der Kritik

Das Kernproblem der Kritiker: Allzu viele Möglichkeiten bieten sich nicht. Einerseits müssten die jeweiligen Plattformen für die Verwendung von Bildern, Musik oder sonstigem geschützten Material entsprechende Lizenzen erwerben. Andererseits bliebe nur die Möglichkeit, durch den Einsatz von Upload-Filtern die Vielzahl an hochgeladenen Werken vor der Veröffentlichung zu überprüfen.

Axel Voss, CDU-Politiker und Mitglied des Europäischen Parlaments, wirbt stark für die Durchsetzung der Urheberrechtsreform, streitet dabei jedoch die Verwendung derartiger Filter ab – mehr Schein als Sein, wie Angela Merkel laut Spiegel am vergangenen Dienstag auf der Vodafone-Veranstaltung „Digitising Europe Summit“ verkündete. So habe man „endlich eine Lösung in Europa“ finden müssen. Die Bundeskanzlerin gab den Upload-Filtern ihr Jawort, taufte sie zugleich in „Merkel-Filter.“  

Doch sowohl der Erwerb der Lizenz als auch die Entwicklung von Upload-Filtern ist nicht nur mit großem Aufwand, sondern auch mit hohen Kosten verbunden: So bliebe laut Ulrich Kelber, Bundesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, besonders „kleineren Plattform- und Diensteanbieter“ die Möglichkeit verwehrt, „mit allen Rechteinhabern Lizenzverträge zu schließen.“ Bei Upload-Filtern wiederum müsse man auf bereits vorhandene Angebote zurückgreifen.

So könnte Google beispielsweise das hauseigene Content ID System lizenzieren. Wäre dies für die Unternehmen finanziell ebenfalls nicht zu stemmen, bliebe nur noch die Alternative, User-generated content zu verbieten. Zwar soll es eine Sonderregelung für Blogs und Memes geben, doch viele befürchten eine Zensur des Internets, wie Sebastian Lenßen, Mitglied des Youtube-Kanals PietSmiet, gegenüber dem General-Anzeiger Bonn erklärte: „Wie soll ein Programm zwischen einer Urheberrechtsverletzung und einer gesetzlich unbedenklichen Parodie oder journalistischen Einordnung unterscheiden? […] Wenn solche Filter erst mal vorausgesetzt werden und überall installiert sind, haben wir eine technische Infrastruktur der Zensur, die Gefahr läuft, manipuliert oder ausgenutzt zu werden.“

Quellen:

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/eu-urheberrechtsreform-angela-merkel-will-die-upload-filter-nicht-mehr-stoppen-a-1254038.html

https://www.bfdi.bund.de/DE/Infothek/Pressemitteilungen/2019/10_Uploadfilter.html;jsessionid=B4190157E6A16C7DB3E58255422229E5.2_cid329

http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/kultur-und-medien/ueberregional/Warum-Artikel-13-die-Netzgemeinde-so-aufregt-article4047723.html

https://www.golem.de/news/uploadfilter-fast-5-millionen-unterschriften-gegen-urheberrechtsreform-1902-139461.html

https://www.deutschlandfunk.de/eu-urheberrechtsreform-proteste-gegen-artikel-13.1939.de.html?drn:news_id=980070

https://twitter.com/woelken/status/1100396160647335936

https://twitter.com/sebulino/status/1100421340786556928

Laufen Spotify die Künstler weg?

Immer häufiger wird in den Medien berichtet, dass der schwedische Musikstreaming-Dienst Spotify zum einen großartig für die Nutzer und zum anderen katastrophal für die Musiker sei.

Spotify ist für viele Jugendliche und Erwachsene der Musikstreaming-Dienst schlecht hin: Etwa 40 Millionen Menschen weltweit nutzen den Dienst. Jedoch befinden sich unter ihnen 30 Millionen nichtzahlende Nutzer und nur 10 Millionen zahlende Premium-Abonnenten. Trotzdem bekommen alle täglich die neuste und aktuellste Musik geboten – egal ob zahlend oder nichtzahlend.

Viele Künstler kritisieren Spotify, da sie der Meinung sind, dass ihre Bezahlung nicht angemessen sei. Manche unter ihnen gehen sogar soweit, dass sie ihre Musik komplett aus dem Spotify-Katalog entfernen lassen. Ein Beispiel hierfür wäre Taylor Swift. Die erfolgreiche US-amerikanische Singer-Songwriterin empfand ihre Bezahlung als unangemessen und tat vielen anderen Künstlern, wie zum Beispiel Tom Yorke von den Radioheads nach, indem sie ihre Musik aus dem Streaming-Dienst entfernen ließ.

Durch den Rückzug von Stars wie Tom Yorke oder Taylor Swift könnte ein großes Problem für Spotify entstehen: sie könnten weitere Musiker animieren sich ebenfalls von dem Musikstreaming-Dienst zu distanzieren und Spotify würde an Attraktivität verlieren.

Gibt es eine Lösung, um diesem Problem entgegen zu wirken?

Zum Einen könnte sich Spotify mehr an der Filmindustrie orientieren. Weder Netflix noch Watchever stellen die neusten Kinofilme dem Nutzer zur Verfügung, um den Anreiz für Kinobesuche zu erhalten. Trotzdem beläuft sich beispielsweise die Zahl der zahlenden Abonnenten von Netflix auf 50 Millionen. Eine Möglichkeit wäre also, dass Spotify die Musik, die jünger als ein halbes Jahr ist, aus seinem Repertoire entfernt. So hätten Musikfans einen Grund Alben im Handel zu erwerben oder online zu beziehen.

Zum Anderen sollte Spotify die Grenze zwischen den nichtzahlenden Nutzern und den Premium-Abonnenten deutlicher sichtbar machen. Beispielsweise könnte man den Spotify-Katalog für Nichtzahlende limitieren oder auch die aktuellste Musik nur für zahlende Mitglieder zur Verfügung stellen. Dadurch könnte sich die Zahl der Nutzer mit Premium-Account erhöhen und die zusätzlichen Gewinne an die Musiker ausbezahlt werden.

Ist dieses Gedankenspiel überhaupt realistisch und notwendig?

Es ist auf jeden Fall denkbar, dass man durch die Umsetzung neuer Strategien und Strukturen mehr Premium-Abonnenten für Spotify gewinnen könnte. Dadurch könnten dann auch möglicherweise die Künstler angemessener bezahlten werden – darunter verstehen sich nicht nur die Superstars wie Taylor Swift und Co.; sondern auch die abertausend unabhängigen Musiker, die für ihre Werke eine faire und angemessene Belohnung erwarten und manchmal auch benötigen, um ihren Lebensstandard erhalten zu können.

Die Kritik an Spotify ist aus der Sicht der Künstler berechtigt, da Spotify seinen Fokus ausschließlich auf dem Nutzer hat. Jedoch muss man auch sehen, was für ein großes Potential der schwedische Musikstreaming-Dienst hat, vorausgesetzt er ändert etwas an seinen Grundstrukturen.

 

Quellen:

Spotify laufen die Künstler weg – allen voran Taylor Swift

http://www.theguardian.com/technology/2013/oct/07/spotify-thom-yorke-dying-corpse

http://www.wsj.de/nachrichten/SB10001424052702303997604579237500879631382

Das „Spotify-Problem“ und wie man es lösen kann

http://www.zeit.de/kultur/musik/2014-11/spotify-kritik-taylor-swift-reaktion

https://news.spotify.com/us/2014/11/11/2-billion-and-counting/