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#notheidisgirl – Kampf für mehr Selbstakzeptanz

Jeder kennt Sie: Heidi Klum, Deutschlands berühmtestes Model und Moderatorin von Germanys next Topmodel.

Bereits im Frühjahr 2018 beginnt die 13. Staffel Germanys next Topmodel.

Im August 2017 forderte die selbsternannte „Model-Mama“ auf Instagram auf, unter dem Hashtag #IchbinGntm2018 ein Bild zu posten, um sich für die neue Staffel zu bewerben.

Daraufhin rief die Feministische Gruppe Vulvarines aus Mönchengladbach, zum Protest gegen das TV Format auf. Unter dem Hashtag #notheidisgirl starteten sie die Gegenbewegung zu #IchbinGntm2018.

Wieso #notheidisgirl?

Schon seit einigen Jahren steht das ProSieben-Format Germanys next Topmodel in der Kritik der Medien.

Wer bei Germany next Topmodel gewinnen möchte, darf keine Makel haben und muss einen dünnen, fast schon mageren, definierten Körper haben.

Viele junge Mädchen glauben, dass sie nur „schön“ sein können, wenn sie diesem Schönheitsideal folgen.

Aus diesem Grund startete die Gegenbewegung #notheidisgirl, um den jungen Frauen zu zeigen, dass es sich um ein verzerrtes Schönheitideal handelt und das man auch mit Dehnungsstreifen oder Kurven schön sein kann.

Auch die Schauspielerin Nora Tschirner äußerte sich im Focus gegen Heidi Klum:„Ich würde dich an dieser Stelle gerne bitten, dass du das lässt – sehr jungen Seelen zu erzählen, dass irgendwas mit ihnen nicht oder noch nicht stimmt und dass das an ihrem Körper liegt“.

Der Hashtag #notheidisgirl ist mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet und es werden täglich immer weitere Bilder mit diesem Hashtag gepostet und geteilt.

Die Unterstützer des hashtags #notheidisgirl wollen, dass sich Frauen gegen die Schönheitsideale wehren, die Germanys next Topmodel propagiert.

Die Mitgründerin der Vulvarines, Lisa, gab in einem Interview mit Christina Wächter kund , was die Gruppe mit diesem Hashtag erreichen wolle: „Wir wollen Menschen erreichen, die betroffen sind von Sexismus und Lookism. Uns geht es um die Stärkung und Emanzipation von Betroffenen[…]“

Der Hashtag #notheidisgirl, soll demnach den jungen Frauen zeigen, dass die eigenen Werte und die Selbstakzeptanz wichtiger sind, als das Streben nach perfekten Aussehen.

Außerdem sollte man auch andere Menschen, nicht wie ein Objekt nach angeblichen Schönheitskriterien bewerten, sondern jeden Menschen so akzeptieren und respektieren wie er ist.

Quellenangabe:

http://www.jetzt.de/sex/protest-gegen-heidi-klum-und-gntm-vulvarines-starten-den-hashtag-notheidisgirl

http://www.focus.de/kultur/kino_tv/nora-tschirner-keinohrhasen-schauspielerin-richtet-harte-worte-an-heidi-klum_id_7120854.html

https://www.instagram.com/notheidisgirl/?hl=de

https://www.tz.de/tv/notheidisgirl-aktion-gegen-gntm-und-heidi-klum-auf-instagram-und-twitter-zr-8756426.html

https://de.style.yahoo.com/notheidisgirl-madchen-begehren-auf-instagram-gegen-heidi-klum-auf-095109539.html

Wo bleiben eigentlich die Superheldinnen?

Wenn ich von Superhelden spreche, dann hat jeder sofort ein Bild im Kopf. Superman , ganz offensichtlich, Batman oder Spiderman, diese Namen kann man inzwischen schon fast zum Allgemeinwissen zählen. Bei den weiblichen Kollegen wird es dann aber schon schwieriger. Superwoman? Gibt es die?, könnte sich manch einer fragen. Nicht ganz, Supermans weibliches Gegenstück heißt Wonder Woman. Catwoman? Spätestens bei Black Widow geben viele auf. Nie gehört. Natürlich gibt es noch unglaubliche viele Helden und Heldinnen mehr, jeder Comicbuch-Fan könnte diese Liste beliebig weiter führen, der Einfachheit halber bleiben wir hier aber bei den Bekannteren.

Marvel’s Avengers bestehen in ihren bekanntesten Filmen aus sechs legendären Superhelden und tatsächlich, Black Widow ist eine von ihnen. Um genau zu sein, die Einzige ohne exorbitant hohen Testosteronspiegel. Ihre Mitstreiter nämlich, tragen die Namen Iron Man, The Incredible Hulk, Captain America, Hawkeye und Thor. Neben ihren Hormonen haben die werten Herren auch noch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind wesentlich bekannter als ihre Kollegin. Nun halte ich es schon für traurig genug, dass Black Widow, trotz ihrer Verkörperung durch die durchaus populäre Schauspielerin Scarlet Johansson, so unbekannt blieb, doch damit nicht genug.

So will der eingefleischte Fan natürlich nicht auf sein geliebtes Merchandise verzichten. Die Jungen und Männer haben es hier leicht, ihre Lieblingshelden finden sie in zahllosen Variationen auf T-Shirts, Pullovern, Taschen, Tassen und als Spielzeug. Für Mädchen und Frauen dagegen wird es jetzt in zweierlei Hinsicht schwierig. Zum Einen ist es erschreckend zu beobachten, dass einige Heldinnen, sind sie doch ohnehin schon in der Unterzahl, auf Shirts oder Taschen, wie hier Gamora von den Guardians of the Galaxy, einfach verschwinden oder sogar ausgetauscht werden. Zum Anderen gibt es an besagten Shirts zwar eine riesige Auswahl, die meisten davon sind allerdings nur für Männer geschnitten. Ist die Frau hier dennoch nach langer Suche erfolgreich, dann ist ihr Fund entweder pink oder besagt, dass die Trägerin am Liebsten einen der männlichen Helden heiraten würde. Oder beides.
Dem weiblichen Fan ein wohlbekanntes Problem.

Was aber vermittelt das den Mädchen und jungen Frauen in unserer Gesellschaft? Dass sie kein Recht haben selbst stark zu sein? Dass sie doch bitte wie eine Disney Prinzessin süß und hübsch und rosa sein sollen und letztendlich doch immer auf ihre Prinzen angewiesen sind.

Der amerikanische Medienwissenschaftler Christopher Bell erzählt in einem seiner Vorträge die Geschichte eines elfjährigen Jungen aus North Carolina, der My Little Pony schaut und dafür in der Schule so lange gemobbt und verprügelt wird, bis er eines Tages zu Hause versucht sich zu erhängen. Der Junge hat überlebt, doch das macht seine Geschichte meines Erachtens nicht weniger tragisch.

In was für einer Gesellschaft leben wir, deren Medien Mädchen und Frauen den Männern so klar unterstellt, während es für einen Jungen als Demütigung gesehen wird Ponys zu mögen? Ponys, die noch dazu wichtige Grundwerte verkörpern, wie jeder weiß, der sich einmal die Mühe gemacht hat die Kinderserie zu recherchieren. Also gebt den Heldinnen eine Chance. Nicht nur für Mädchen, auch für Jungen. Denn von ihnen lernen können wir alle.

Aus Alt mach Neu: Das läuft bald (wieder) im TV

2016 werden zahlreiche Filme und Serien wieder neu aufgelegt. Unter anderem erwartet uns ein Revival der 90er-Jahre-Kultserien „Akte X“, „Full House“ und „Baywatch“. Warum ist das so? Fehlen den Produzenten neue Ideen?

Kein ganz neues Phänomen
In den letzten Jahren gibt es sowohl positive als auch negative Beispiele für das Aufwärmen bekannter Filme und Serien. So wurde „Knight Rider“ mit Justin Bruening als Michael Knight bereits nach einer Staffel wieder eingestellt. Fargo hingegen, basierend auf dem Film der Brüder Ethan und Joel Coen, wurde bereits um eine zweite und dritte Staffel verlängert. Zwischen den einzelnen Staffeln gibt es hier Zeitsprünge von mehreren Jahrzehnten, sodass Figuren von anderen Schauspielern gespielt werden, unter anderem „Hobbit“ und „Dr. Watson“-Darsteller Martin Freeman, Billy Bob Thornton und Kirsten Dunst.

2016 geht es rund
Auffällig ist, dass für das Jahr 2016 gleich mehrere Wiederansetzungen geplant sind. Und bis dahin ist es gar nicht mehr so weit: Bereits am 24. Januar läuft in den USA die zehnte Staffel von „Akte X“ an. Dana Scully und Fox Mulder werden dann in sechs neuen Fällen versuchen, weiteres über die geheimen X-Akten herauszufinden. Mit von der Partie sind nicht nur die gealterten Hauptdarsteller David Duchovny und Dana Scully, sondern auch noch weitere Nebendarsteller und Serienschöpfer Chris Carter. Großartige Änderungen am Setting wird es wohl nicht geben, die erste Episode der zehnten Staffel wurde bereits auf der MIPCOM in Cannes gezeigt.
Ende Februar, genauer gesagt am 26.2., läuft dann beim Video on Demand-Anbieter Netflix eine neue Staffel von „Full House“ unter dem Titel „Fuller House“ an. Hier gibt es einige Wechsel in der Besetzung: Statt Danny Tanner steht jetzt dessen Serientochter D.J. (immer noch gespielt von Candace Cameron-Bure) im Mittelpunkt. Unterstützung bekommt die alleinerziehende Mutter von ihren beiden Onkeln Joey (Dave Coulier) und Jesse (John Stamos). Die Süddeutsche Zeitung hat also nicht ganz damit unrecht, wenn sie hier von einem Spin-Off, einem Reboot und einem Revival in nur einer Serie schreibt.
Ebenfalls neu aufgelegt wird die Serie „Eine schrecklich nette Familie“ um Schuhverkäufer Al Bundy. Ob Ed O’Neill allerdings wieder mitspielt, ist noch nicht bekannt. Fest steht nur, dass die Hauptrolle diesmal Sohn Bud zukommen wird. Bislang gibt es nur Pläne für eine Pilotfolge, alles weitere ist noch nicht geklärt. In diesem wird vermutlich auch Serientochter Kelly Bundy (Christina Applegate) zu sehen sein.

Ein erneuter Gefängnisausbruch?
Die Serie „Prison Break“, die eine Gruppe Gefängnisinsassen um Michael Scofield (Wentworth Miller) beim Ausbruch und bei der Flucht vor Polizei und FBI zeigt, war ursrpünglich nur für zwei Staffeln konzipiert. Da die Quoten zu gut waren, um abgesetzt zu werden, wurde die Geschichte schließlich für eine dritte und vierte Staffel erweitert und schließlich noch um den Film „The Final Break“ erweitert. Doch damit nicht genug: Sieben Jahre nach dem Ende werden voraussichtlich noch in diesem Jahr zehn Folgen einer neuen Ministaffel gezeigt. Mit dabei: Die beiden Brüder Michael Scofield und Lincoln Burrows (Dominic Purcell)! Vermutlich dürften auch weitere Ausbrecher wieder mit von der Partie sein. Thematisch sollen offene Fragen der Originalserie geklärt werden, weiteres ist über die Handlung noch nicht bekannt.
Auch für Fans von Serien, die auf Filmen aufbauen, wird es neues altes Futter geben: Der 1999er-Klamaukfilm „Galaxy Quest“ (auch bekannt als „Planlos durchs Weltall“) mit Tim Allen und Sigourney Weaver dient als Vorlage für die gleichnamige Serie. Obwohl für die Serie die gleichen Produzenten und Autoren wie im Film verpflichtet wurden, kehren Allen und Weaver wohl nicht zurück, da die Geschichte nicht direkt an den Film anschließen wird. Platz für einen weiteren Film? Läuft die Serie im nächsten Jahr an, haben die Filmemacher sogar Wort gehalten: Im Abspann des Films wird auf eine Fortsetzung der Serie (der Film handelt von den Hauptdarstellern einer Serie, die von Aliens für „echte“ Astronauten gehalten werden) nach 18 Jahren hingewiesen.

Mehr (oder weniger) Stoff für Wassernixen

„Knight Rider“ bleibt nicht die einzige Hasselhoff-Serie, die erneut verfilmt wurde. Für einen Kinofilm, der in den nächsten Monaten gedreht werden soll, hat sich Regisseur Seth Gordon den Stoff von „Baywatch“ vorgenommen. Warum David Hasselhoff seine alte Rolle nicht spielen darf, ist unbekannt. Für ihn dürfen Dwayne „The Rock“ Johnson und Zac Efron oberkörperfrei am Sandstrand entlang joggen. Auch Pamela Anderson kehrt nicht zurück, ihre Rolle übernimmt das Model Kelly Rohrbach. Verglichen mit „Knight Rider“ für Hasselhoff ein schlechtes Signal?

Keine neuen Ideen?

Doch warum werden aktuell so viele Filme und Serien noch einmal neu aufgelegt? „Akte X“ mit den gleichen Schauspielern, ebenso wie „Twin Peaks“ und „Gilmore Girls“, von denen auch neues Material kommt – gibt es keine kreativen Köpfe mehr? Der Grund ist ein anderer: Viele Revivals werden von Streamingportalen produziert. Im Gegensatz zum TV sind diese nicht direkt von Einschaltquoten abhängig. Eine neue Serie benötigt wesentlich mehr Vorausplanung, auch sind die Marketingkosten für ein unbekanntes Produkt deutlich höher. Streamingportale benötigen Abonnenten, um Geld zu verdienen. Dies geht am ehesten mit bereits bekannten Serien: Wer schließt schon ein Abo ab, wenn er nicht weiß, was er dafür bekommt? Im Gegensatz dazu schließt ein Nutzer eher ein Abo ab, wenn neue Folgen einer Serie (vorerst) exklusiv ausgestrahlt werden. Es geht also letztlich doch ums Geld – wobei auch bei einem Flop die Kasse klingelt. Aus diesem Grund bekommen die Fans der „Gilmore Girls“ sogar nur vier neue Episoden präsentiert.

Die Golden Globes unter der Lupe

Am 10. Januar ist es wieder soweit. Die zweitgrößte Film- und Fernsehpreisverleihung der USA findet im Beverly Hilton Hotel in Beverly Hills statt und läutet somit die letzte Runde im jährlichen Oscar-Rennen ein. Doch obwohl die Golden Globes in der Filmbranche nur von eben jenen Oscars und in der Fernsehbranche nur von den Emmys überstrahlt werden, gibt es auch immer wieder Stimmen, die die Existenz dieser Zeremonie kritisch sehen.

Die Entscheidungsträger

1944 wurden sie zum ersten Mal vergeben – die Golden Globes. Damals zwar noch ohne Gold oder Kugeln für die Gewinner, stattdessen nur mit Schriftrollen, doch jeder fängt klein an. Was aber schon zu jener Zeit die Globes von anderen Preisverleihungen unterschied, waren die Abstimmungsberechtigten. Während sich bei den Academy Awards oder den später ins Leben gerufenen Emmy Awards, Grammy Awards (Musik) und Tony Awards (Theater) stets die jeweilige Unterhaltungsindustrie selbst ehrte und beschenkte, hatten bei den Globes seit jeher einzig Mitglieder der HFPA eine Stimme. HFPA steht für Hollywood Foreign Press Association und ist ein Zusammenschluss von ungefähr(!) 90 Journalisten, die außerhalb der US-Medien publizieren und weitestgehend der Qualitätskategorie Bunte angehören. Sofern sie überhaupt irgendeiner Kategorie zuzuordnen sind. Denn Informationen über die Mitglieder sind nicht in jedem Fall leicht zu finden, was in unserem Zeitalter und angesichts ihres angeblichen Berufes etwas befremdlich wirkt. Dieser Eindruck weitet sich auch auf die Golden Globes aus, je mehr man sich mit ihnen und ihren Herausgebern beschäftigt.

Die Vorzüge eines Entscheidungsträgers

It’s a meaningless event. The Hollywood Foreign Press Association is kidding you that something’s happening. They’re fucking ridiculous. There’s nothing going on at all. It’s 90 nobodies having a wank. Everybody’s getting drunk, and everybody’s sucking up to everybody.„, urteilte bereits 2014 der britische Schauspieler Gary Oldman in einem Interview. Und in der Tat scheint diese Preisverleihung ausschließlich dem individuellen Wohlergehen der HFPA-Mitglieder zu dienen. Zum einen durch die Möglichkeit in alkoholisierter Atmosphäre echte Stars zu umarmen, zum anderen durch die Entlastung des eigenen Geldbeutels, z. B. durch das Annehmen großzügig angebotener Geschenke, für die man sich nicht einmal persönlich bedanken muss. Das lässt sich bequem auf dem Stimmzettel erledigen wie im Fall Sony aus dem Jahr 2010. Darüber hinaus bietet sich für die „Journalisten“ die einmalige Gelegenheit Nachrichteninhalte zu erschaffen, statt nur über sie zu schreiben. Oder zumindest das eigene Ego dafür zu streicheln, während der Rest der Welt an einer Berichterstattung arbeitet. So kann man immerhin für Überraschungssieger oder – verlierer sorgen. Man kann dem medialen Hype um einen Film oder eine Person durch einen Sieg nochmals Rückenwind verleihen. Oder man engagiert einen Comedian als Moderator, dessen generelles Auftreten erhöhtes Schlagzeilenpotenzial bietet – nicht nur während, sondern auch schon im Vorfeld der eigentlichen Verleihung. Aber selbst wenn die Witze ausbleiben, besteht immer die Chance, die eine oder andere Information aufzuschnappen, die vom Alkohol ans Tageslicht gespült wurde, auch wenn es sich nur um ein heimliches und dennoch beobachtetes Händchenhalten handeln sollte. Einen netten Dreizeiler ist es sicher wert und irgendwo wird es irgendjemanden interessieren.

 

 

Polen verabschiedet umstrittenes Mediengesetz

Ein Kampf um die Meinungsvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Medien und die Zukunft der kommerziellen Medien

Seit der Parlamentswahl im Oktober 2015 verfügt die  nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (“PiS”) über die absolute Mehrheit im Warschauer Parlament und verabschiedet seitdem im Eiltempo eine Reihe umstrittener Gesetze, die den polnischen Staat reformieren sollen.

Die neue nationalkonservative Regierung Polens: Ministerpräsidentin Beata Szydlo,  PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski und sein Vize Ryszard Terlecki    © dpa

Mitte Dezember wurde zunächst das alte Verfassungsgericht als Hüterin der Demokratie entmachtet. Die Arbeit der Verfassungshüter wird damit neu geregelt und erheblich erschwert. Die Regierung bestimmte bereits fünf neue Verfassungsrichter und löste damit eine Welle der Kritik von Opposition,  Medien und ausländischen Politikern aus.

Zum Jahreswechsel wurde im Eilverfahren ein neues Mediengesetz verabschiedet, dass die Säuberung der öffentlich-rechtlichen Medien und des Beamtenapparats erleichtern soll. So wird es der rechtskonservativen Regierung nun möglich sein, Direktoren der öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiosender zu berufen, die Zahl der Kontrollratsmitglieder der Stationen zu begrenzen und die Mandate der derzeitigen Amtsträger zu beenden.

Außenminister Waszczykowski: „Wir wollen lediglich unseren Staat von einigen Krankheiten heilen, damit er wieder genesen kann.” © REUTERS

„Wir wollen lediglich unseren Staat von einigen Krankheiten heilen, damit er wieder genesen kann“,  sagte Polens Außenminister Witold Waszczykowski der “Bild“-Zeitung. Bei den Medien sei unter der Vorgänger-Regierung ein bestimmtes linkes Politik-Konzept verfolgt worden. „Als müsse sich die Welt nach marxistischem Vorbild automatisch in nur eine Richtung bewegen – zu einem neuen Mix von Kulturen und Rassen, eine Welt aus Radfahrern und Vegetariern, die nur noch auf erneuerbare Energie setzen und gegen jede Form der Religion kämpfen.” Das habe mit traditionellen polnischen Werten nichts zu tun, so Waszcykowski.

Kurz nach Verabschiedung des Gesetzes folgte eine Rücktrittswelle im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Direktoren von vier Programmen des öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVP reichten ihren Rücktritt ein. Damit wollten sie offenbar ihrer Entlassung zuvorkommen, die sie durch das neue Mediengesetz befürchteten.

Nicht nur internationale Journalisten- und Medienorganisationen hatten das Gesetz scharf kritisiert. Auch EU-Kommissar Günther Oettinger sieht in Polens neuem Mediengesetz Gefahren für die Pressefreiheit.

Günther Oettinger: „Ein Intendant darf nicht ohne Angabe von Gründen entlassen werden. Das wäre Willkür.“ © dpa

Eine EU-Kommission beschäftigt sich am 13.Januar bei ihrer 1. Sitzung im neuen Jahr über die Lage in Polen. Sie sieht durch die Eingriffsmöglichkeiten der Regierung die Unabhängigkeit der Medien bedroht. Die geplante Beratung ist die Vorstufe zu einem  Prüfverfahren, das die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit durch die Mitgliedstaaten überwachen soll.

„Es spricht viel dafür, dass wir jetzt den Rechtsstaatsmechanismus aktivieren und Warschau unter Aufsicht stellen“, sagte der für Medienpolitik zuständige EU-Kommissar Günther Oettinger der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Der Rechtsstaatsmechanismus der EU wurde 2014 eingeführt und sieht einen verstärkten Dialog mit einem Mitgliedsland vor, wenn die EU-Kommission Verletzungen der Rechtsstaatlichkeit befürchtet. Wenn das Mitglied nicht auf Änderungswünsche der Kommission reagiert, droht ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen europäische Grundwerte. Bei „schwerwiegender und anhaltender Verletzung“ der im EU-Vertrag verankerten Werte kann in letzter Konsequenz das Stimmrecht des Landes bei Ministerräten und EU-Gipfeln entzogen werden. Weil diese Sanktion so hart ist, kam sie bislang nicht zum Einsatz. Diplomaten sprechen von einer „Atombombe“.

Tagesschau vom 03.01.2016 20:15 Uhr: EU Kommission droht Polen wegen Mediengesetz mit Aufsicht

 

Quellen:

http://www.tagesschau.de/thema/mediengesetz/

http://www.welt.de/politik/article150505395/Parlament-verabschiedet-umstrittenes-Mediengesetz.html

http://www.tagesspiegel.de/politik/polen-das-mediengesetz-und-die-eu-polens-aussenminister-gegen-welt-aus-radfahrern-und-vegetariern/12784944.html

http://www.tagesspiegel.de/politik/protest-gegen-mediengesetz-ruecktrittswelle-im-polnischen-rundfunk/12783122.html

http://www.welt.de/politik/ausland/article150570603/Ist-Polen-fuer-euch-nur-Lieferant-billiger-Arbeiter.html

Raabs (vor-)letzter Streich

 

Am vergangenen Mittwochabend, dem 16. Dezember 2015, endete für Millionen Pro7- Zuschauer eine Ära: Allroundtalent Stefan Raab beendete nach 2243 Folgen seine Latenightshow „TV total“, welche mit ihrer 16 – jährigen Laufzeit die langlebigste Sendung im deutschen Fernsehen war. Mit einer Einschaltquote von 21,8% bei den 14- bis 49-Jährigen holte der Entertainer zum Abschied den besten Marktanteil für TV total seit mehr als sieben Jahren.

 

 

Im Juni diesen Jahres gab der gelernte Metzger seinen Rücktritt bekannt – die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer:

 „Ich habe mich entschlossen zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen. ProSieben hat mir eine mehrjährige Vertragsverlängerung angeboten. Das hat mich sehr geehrt. Dennoch habe ich meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung und mit Überzeugung getroffen“ (DWDL.de, 17.06.2015)

In der deutschen Fernsehbranche und insbesondere bei Raabs „Heimsender“ Pro7 löst diese Pressemitteilung ein buchstäbliches Erdbeben aus, füllte der Entertainer wöchentlich doch mehrere Stunden des Programms des Privatsenders. Einen Ersatz für Raab finden? Schwierig, wenn nicht gar unmöglich.

Der 49- jährige war schon mehrere Jahre als Moderator beim Musiksender VIVA tätig (1993-1998), bevor TV total im Jahr 1999 mehrmals wöchentlich auf Sendung ging. Die Latenightshow richtete sich vor allem an jüngere Zielgruppen und definierte eine ganze Generation: mit Stand – Up Comedy über aktuellste Geschehnisse, der Begrüßung, die stets von ausgewählten Studiogästen vorgetragen wird, einem Moderator, der schelmisch über seine eigenen Witze lacht, den heavytonesder treuen Band, die stets die „Pausen gefüllt“ hat, das legendäre Nippelboard, das beim Drücken der Buttons die lustigsten Kurzvideos der vergangenen Tage abspielt, und zu guter Letzt das hochkarätige Prominentenaufgebot, welches von Raab in die Sendung gelockt wurde. Egal ob Eminem, Rihanna oder die Wildecker Herzbuben, wer von Raab eingeladen wird, nimmt auf dem Sofa neben Stefans fahrbarem Schreibtisch Platz.

„TV total war ein guter Ort, um Künstler zu promoten, die er unterstützt; Comedians eine Bühne zu geben, die irgendwie mit der Produktionsfirma Brainpool assoziiert sind; neue Eventshows wie Wok-WM, Prominenten-Turmspringen, Autoball oder Stock-Car-Rennen zu bewerben. TV total, das durch die ständigen Bezüge aufs eigene Medium von Anfang an selbstbezüglich war, wurde dadurch auch in einem engeren Sinn zu einem selbstreferenziellen Format: Raab setzte im eigenen Produkt andere eigene Produkte ins Bild.“ (Die Zeit, 19.12.2015)

Begleitet wurde der „Raabinator“ seit 2001 von dem ehemaligen Showpraktikanten Elton, der mittlerweile, woran Raab nicht gänzlich unschuldig ist, selbst mit beiden Beinen im Showgeschäft steht. Neben der Kinderquizshow 1,2, oder 3 im ZDF ist der 44 – jährige auch in sämtlichen TV- Formaten von Raab vertreten (gewesen) und hatte bis zuletzt mit Blamieren oder Kassieren seine eigene Spielkategorie bei Schlag den Raab.

Und so liegt auf der Hand, dass Elton in der letzten Folge von TV total nicht fehlen darf – dass er allerdings als einziger Gast der Sendung auftrat, überraschte die Kritiker. So war die Show eher eine Hommage an Raabs „Ziehsohn“ als ein schillernder Abschied mit Pauken und Trompeten für den eigentlichen Star. Als dieser zum Abschluss einen Kölner „Heimatsong“ trällerte, konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Der letzte Moment seiner Sendung war also auch zugleich sein privatester, macht Raab doch stets ein großes Geheimnis um sein Leben abseits der Fernsehkameras.

Stefan Raab ist und bleibt ein unangefochtener Pionier der Medienbranche, der eine beispiellose Karriere hinter sich hat und das Fernsehen geprägt hat wie kein anderer. Fernsehdeutschland wartet gespannt auf heute Abend, wenn Raab zur Primetime ein letztes Mal in Schlag den Raab auf unseren Bildschirmen zu sehen ist.

 


sonstige Quellen:

 

Aktualität über Relevanz?

Wer kennt das nicht? Gestern war uns noch wichtig, dass das Freihandelsabkommen nicht durchkommt, heute ziehen sich von Einem auf den anderen Moment Berichte über ein Attentat in Paris durch die Schlagzeilen. Was Gestern wichtig war, scheint nun vergessen und weicht einem Thema, das eine explosionsartige Verbreitung erfährt. Nicht automatisch handelt es sich dabei um etwas nebensächliches, ganz im Gegenteil! Es sind in der Regel Themen, aus denen die Presse ein hohes Maß an Dramaturgie zieht und diese verkauft.

Diverse Faktoren bestimmen, wann es ein Ereignis in die Schlagzeilen schafft: persönlicher Bezug, Involvierung prominenter Personen, oder großer Staaten, die Negativität eines Ereignisses, die Kontinuität in der über das Thema berichtet wird und einige weitere, nicht zuletzt aber ist entscheidend, ob das Ereignis aktuell ist. Gerade ein Vorfall wie Paris erfüllt mehrere der genannten Faktoren. So ist es also nicht verwunderlich, dass Dinge wie TTIP, oder der Gaza-Konflikt schnell in den Hintergrund rücken. In einem Spiegel-Artikel  ist beispielsweise die rede von 1000 Toten in Gaza. In Gegenüberstellung zu den Ereignissen in Paris, ist dies eine Zahl, die die Messlatte sprengt. Hinzu kommt, dass die Meldung über eine Waffenruhe in Gaza, welche laut Spiegel aus den hohen Opferzahlen resultiert, keinen Boden findet, da es sich hierbei um ein positives und in fortlaufende Entwicklungen eingebettetes Ereignis handelt.
TTIP, auch als Transatlantisches Freihandelsabkommen bekannt, ist weder aus der Welt, noch hat es Minderung erfahren. Laut Wikipedia wird 2016 entschieden, ob es in bekannter Form in Kraft tritt, oder nicht. Aktuelle Ereignisse, die wie man sieht, geringere Ausmaße als Gaza annehmen, verdrängen Themen wie TTIP aus den Medien und ermöglichen es den Verantwortlichen eine Durchsetzung mit wesentlich weniger Hindernissen durch zubringen. Für uns Verbraucher könnte das neben diversen anderen Dinge auch erheblich schlechtere Qualität bei Konsumgütern aus der Lebensmittelbranche, Aufweichung und Umgehung von Arbeitnehmerrechten und Gefährdung des Tierschutzes bedeuten (siehe Wikipedia-Artikel).

Ein klassisches Beispiel, welches den Fokus auf aktuelle Geschehnisse herausstellt, ist hierfür die Themenverteilung in den Nachrichten für den vergangenen Oktober:

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Wie also kann ich mich nun als Nachrichtenkonsument richtig orientieren?

In erster Linie ist es wichtig, für sich selbst zu wissen, was einen betrifft, oder wo das persönliche Interesse liegt. Weiterhin bedarf es einiger Recherche um in den entsprechenden Themenbereichen auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Das wäre schon alles.

Wer also seinen Fokus in der leichten Vermarktbarkeit von Negativmeldungen und Aktualität nicht verlieren will, muss sich selbst ein wenig mehr betätigen, was das Nachrichten lesen und schauen angeht.
Nichts desto trotz wird die Aufmerksamkeit der Rezipienten weiterhin in erster Linie auf eben diesen Kriterien liegen. Uns selbst ist es überlassen, was wir daraus machen und wie wir darauf reagieren.

 

Quellen:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ueber-1000-tote-in-gaza-israel-erwaegt-laengere-feuerpause-a-983044.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Transatlantisches_Freihandelsabkommen
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/39456/umfrage/top-10-themen-in-den-tv-nachrichten/

Lady Liberty und Hitlergruß: Ist Deutschland bereit für eine solche Werbung?

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Die Freiheitsstatue, das Symbol für die traditionellen Werte der USA, wie Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung, mit Nazi-Schärpe und den Hitlergruß ausführend.
Solche Plakate zeigt Amazon zur Zeit in den den Straßen New Yorks und bewirbt damit die neue, für den eigenen Streamingdienst „Prime“ produzierte Serie „ The man in the high castle“.

Jene Serie, basierend auf dem im Original gleichnamigem Roman (im deutschen: „Das Orakel vom Berge“) von Philip K. Dick aus dem Jahre 1962, spielt in einer fiktiven Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, welchen Nazi-Deutschland und die Achsenmächte gewonnen haben und im Folgenden die USA unter sich aufgeteilt haben.

Auch hierzulande bietet Amazon die Serie als Stream an. Beworben wird sie hier jedoch nicht mit oben genanntem Plakat. Die deutsche Version zeigt schlicht das mit Kugeln beschossene Konterfei George Washingtons, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Aber warum? Warum wurde das deutsche Plakat zensiert? Sind wir Deutsche denn 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges immer noch so ängstlich gegenüber der Darstellung von Nazi Symbolen?

Zuerst muss gesagt werden, dass das Verwenden von verfassungsfeindlichen Symbolen, zu denen auch das Hakenkreuz, sowie die Hakenkreuzfahne zählen, in §86a des Strafgesetzbuches, verboten ist.

Jedoch ist es in allen Lebensbereichen omnipräsent. Seien es Abbildungen in Schul- oder Geschichtsbüchern, Filme welche sich um Nazis oder den zweiten Weltkrieg drehen usw.
Zu solchen Zwecken ist seine Darstellung auch erlaubt.

Warum aber diese Angst vor dem Hakenkreuz?

Zum einen ist da die moralische und historische Verantwortlichkeit der Deutschen gegenüber den Opfern der Nationalsozialisten. Eine Verwendung deren Symbole zu rein unterhaltenden oder provokativen Zwecken vermittelt eine gewisse Gleichgültigkeit den Opfern gegenüber.
Zudem fühlen sich viele Deutsche durch die Darstellung eines Hakenkreuzes angegriffen. Sie befürchten, dass der Eindruck entstünde, wir Deutschen würden uns noch immer mit seiner Symbolik identifizieren und somit an den Rest der Welt vermitteln, immer noch Nazis zu sein.

Nüchtern betrachtet ist das Hakenkreuz jedoch nichts weiter als ein Symbol. Seine eigentliche Bedeutung erhält es erst durch den Kontext, in welchem es verwendet wird: So gilt es beispielsweiße in östlichen Religionen, wie etwa dem Buddhismus oder Hinduismus, als Glückssymbol.
Und selbst wenn es im Bezug zum Dritten Reich steht und in der heutigen Bundesrepublik auf einem Werbeplakat zu sehen ist, lässt sich dadurch noch nicht verallgemeinernd ableiten, dass die Deutschen immer noch nationalsozialistisches Gedankengut gutheißen und fördern.

Deshalb wird es 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in einem Deutschland, das sich zu Demokratie und Menschenrechte bekennt, im europäischen Einigungsprozess eine aktive Rolle innehatte und den Frieden in der Welt fördert, Zeit, die Angst vor den Zeichen der Vergangenheit abzulegen.

 

Abschließen und entgegen aller Kontroversen, dieses sensible Thema hervorbringt, sollte jedoch die Absicht dieser Werbeplakate seitens Amazons hervorgehoben werden: Provokation!

Denn durch sie wird eine Diskussion über die moralische Verwerflichkeit einer solchen Werbeaktion in der Öffentlichkeit erregt, welche vor allem eines bewirkt: Aufmerksamkeit für Amazons neue Serie!

Bildquelle: dpa

 

Von Mann und Frau… in Film & TV

Jahrzehntelang musste Mann sich im Bereich der Popcorn-Unterhaltung an Schießereien, Prügeleien und Verfolgungsjagden ergötzen, während Frau stets überfordert daneben saß und nur in Form von kleinen Seufzern ihr Missfallen zu kommunizieren wusste. Die Wahl des Abendprogrammes stellte über Jahre hinweg viele gesunde Beziehungen vor die Zerreißprobe und die tatsächliche Zahl der daraus resultierten, irreparablen Zerwürfnisse hat sich bis heute ins Unmessbare gesteigert. Doch nun scheint es, als habe die Unterhaltungsindustrie – allen voran die amerikanische – eine Lösung gefunden, von der beide Parteien profitieren könnten.

Ein Trend namens Frau

Der neueste Trend zur Bekämpfung des Beziehungssterbens durch Film und Fernsehen heißt Actionheldin. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder vereinzelte Versuche dieses höchst experimentelle Storyelement zu etablieren, doch mangelte es allzu oft an Umsetzung oder Überzeugung. Zumindest letzteres hat sich im erfolgreichen Angesichte des „Hunger Games“-Franchise nun erneut intensiviert. So darf bereits seit Anfang des Jahres Agent Carter, einst Captain Americas Love Interest, ihre weiblichen Vorzüge im Serienformat präsentieren. Gleiches gilt seit letztem Monat für Supergirl, Supermans Cousine. Und noch diese Woche schickt Netflix Jessica Jones ins Rennen, die allerdings keine Verbindung zu einem starken Mann vorzuweisen hat – schade. Und vor allem unnötig riskant!

Denn dass es auch ohne jegliches Risiko geht, zeigt der amerikanische Fernsehsender Syfy, der vor kurzem grünes Licht für die Serienproduktion eines weiblichen Van Helsing gegeben hat. Anstatt also einer unbekannten Frau das gendertypische Minimum an Persönlichkeit herbeischreiben zu müssen, können die Produzenten hier auf vorhandene Beliebtheitswerte aus Film und Literatur vertrauen. Ein Erfolgsrezept, mit dem Hollywood fast ausnahmslos gute Erfahrungen gemacht hat, so dass die Verlautbarungen bezüglich weiblicher Remakes von Ocean’s Eleven sowie Ghostbusters wenig Verwunderung auslösten, nichtsdestotrotz aber auch unbändige Vorfreude – speziell im Internet, versteht sich.

Win-Win-Win-Situation

Und Freude ist in der Tat allerseitens angebracht, bietet der derzeitige Trend zum Rollentausch schließlich nichts als Vorteile. Mann erfährt durch die geschmackvolle Darstellung makelloser Körper endlich eine Abwechslung zur ewig muskelbepackten Action-Tristesse und ist nicht mehr allein auf visuelle Stimulation durch Gewalt sowie Spezialeffekte angewiesen. Frau hingegen bekommt eine gleichgeschlechtliche Identifikationsfigur, die die Grenze des weiblichen Verstandes nicht sprengt und die Flucht in feministisches Gedankengut verhindert. Das Fortbestehen der häuslichen Harmonie ist damit sichergestellt, so dass es am Ende des Abends nur Gewinner gibt, zu denen auch die Produzenten selbst gehören. Schließlich sorgen sie durch das Anheuern arbeitswilliger Schauspielerinnen dafür, dass die Gehaltskosten im Vergleich zu einer männlichen Besetzung niedriger ausfallen, womit wiederum weitere Produktionen finanziert werden können. Die Zukunft der Unterhaltungsmaschinerie sieht also rosiger denn je aus und steht ganz im Zeichen der Liebe. Der Liebe zur Frau, der Liebe zum Zuschauer, der Liebe zum Geld.

Couch Potatoes leben kürzer

„Vom Fernsehen bekommt man eckige Augen!“

Diese Weisheit haben seit der Erfindung des Fernsehers wohl schon einige Eltern ihren Kindern eingetrichtert. Vollkommener Quatsch! Natürlich.

Allerdings besagt eine aktuelle Studie des National Cancer Institutes, die Ende Juli im American Journal Of Preventive Medicine veröffentlicht wurde, dass exzessiver TV-Konsum tatsächlich keineswegs förderlich für die körperliche Gesundheit ist.

Diese Aussage mag so formuliert nun wirklich niemanden überraschen, denn wer denkt schon an Fitness wenn er sich aufs Sofa fallen lässt und die Lieblingssendung einschaltet.

Doch die Ergebnisse der amerikanischen Wissenschaftler sind um einiges alarmierender:

Bei einem täglich drei- bis vierstündigen Fernsehkonsums steigert sich nach Erkenntnissen des Instituts das Risiko an Krebs zu erkranken oder einen Herzinfarkt zu erleiden um bis zu 15%.

Und nicht nur das: auch die Wahrscheinlichkeit an Diabetes, Parkinson, Lungenentzündungen oder Leberschäden zu erkranken steigt bei diesen Probanden beträchtlich.
Bei chronischen Couch-Potatoes, die täglich sieben Stunden vor dem Bildschirm sitzen steigert sich die „Chance“ auf ein frühzeitiges Ableben sogar um bis zu 50%, verglichen mit Probanden, die nur eine Stunde des Tages vor dem Fernseher verbringen.

Untersucht haben die Wissenschaftler 221426 Menschen im Alter von 50 bis 72 Jahren, die sich alle bei Beginn des Experiments einer blendenden Gesundheit erfreuten.

Gefährlich sind aber nicht irgendwelche Strahlen die aus der Mattscheibe heraus den Konsumenten krank machen. Viel mehr ist es das inaktive Sitzen über einen längeren Zeitraum, das allem Anschein nach zur Krankheit führt.
„In diesem Zusammenhang passen unsere Ergebnisse zu einem wachsenden Forschungsstand, der impliziert, dass zu viel sitzen verschiedene negative Einflüsse auf die Gesundheit haben kann.“ erklärt die Leiterin der Studie, Sarah K. Keadle.

Die Wissenschaftler raten also nicht zur strahlenabsorbierenden Metallkappe , sondern zu aktiver Betätigung, die immer wieder das “Glotzen“ unterbrechen soll, da auch Bewegungseinheiten nach mehreren vor dem Fernseher verbrachten Stunden diese- im wahrsten Sinne des Wortes – abgesessene Zeit nicht mehr ausgleichen können.

Fazit: Bei der nächsten Werbepause also mal ein paar Runden um den Block laufen, statt nur neue Chips holen zu gehen!

Das Phänomen Dschungelcamp

Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» schwächelt die aktuelle Staffel. Viele Fans sind enttäuscht und verschaffen ihrem Ärger in sozialen Netzwerken Luft. Das Dschungelcamp sei langweilig. Dennoch schalteten durchschnittlich 6,15 Millionen Zuschauer ein, womit ein Marktanteil von 22,9 Prozent erreicht wurde. Damit kann RTL zufrieden sein.

Die höchste Zuschauerzahl der aktuellen Staffel wurde an Tag 1 (am Freitag, 16. Januar 2015) mit 7,5 Millionen Zuschauern bemessen. Doch die Neugierde wurde nicht  und so schalteten an Tag 3 erheblich weniger ein und so sank die Zuschaueranzahl bis auf 5,56 Millionen Zuschauer. An Tag 12 hat sich die Zuschaueranzahl nun auf 6,29 Millionen eingependelt (27. Januar 2015).

Doch wie fallen die Gagen der sogenannten Stars aus? Diese variieren sehr stark. Sara Kulka, ex Germany’s Next Topmodel- Kandidatin, die an Tag 3 aus dem Camp ausschied, stehen 135.000 Euro zu. Einige der Prominenten haben mehr Geschick bei ihren Vertragsverhandlungen bewiesen. Andere von ihnen hingegen machten sich noch nicht einmal die Mühe ihren Vertrag genau zu lesen. So reagierte Aurelio Savina sehr überrascht darüber, dass es für den Gewinner/die Gewinnerin nur eine Dschungelkrone gibt und kein Preisgeld. „Selbst sein Management habe das nicht geahnt. So eine halbe oder viertel Million, dachte er, sprängen da schon raus.“. Am schlechtesten verdient Tanja Tischewitsch (DSDS-Teilnehmerin). Sie wird das Camp mit 40.000 Euro verlassen. Aurelio Savina („Bachelorette“-Kandidat“) stehen immerhin noch 50.000 Euro zu.

 

Doch wer schaut das Dschungelcamp und hat Spaß daran sich (mehr oder weniger) vergessene „Promis“ anzuschauen während sie Kakerlaken und anderes Getier essen und sich gegenseitig angiften?

Medienpsychologe Jo Groebel erklärt das Phänomen und spricht von Sadismus.

Seine Thesen stützen die Einschaltquoten die in der Zielgruppe einen Marktanteil von bis zu 40 Prozent erreichen. Er belegt dies mit der Dschungelcamp Kandidatin Sarah Knappik (Germany’s Next Topmodel- Kandidatin) aus dem Jahr 2011. Sie wurde mehrmals hintereinander vom Publikum ausgewählt an Dschungelprüfungen teilzunehmen.

Laut dem Medienpsychologen riefen die Zuschauer für sie an da sie sehr extrem auf alle möglichen Situationen reagiert und mit ihrem Verhalten die anderen Camp-Bewohner und die Zuschauer „nervt“. Die Dschungelfans „genießen“ die Macht über das Geschehen und amüsieren sich über Knappiks Verhalten bei den Prüfungen. Auch der Ekel-Faktor sei faszinierend auf die Zuschauer. Bei zahlreichen Prüfungen müssen die Kandidaten dschungeltypische Gerichte zu sich nehmen: von Maden, über Tierhoden bis hin zu Kakerlaken und „Kotzfrüchten“ ist alles vorhanden. Groebel erläutert dass „der Film im Kopf (…) die ganze Sache eklig [macht]“. Dies führt zur Belustigung der Zuschauer, die ihrem Alltag entfliehen und sich besser fühlen weil sie das Geschehen entspannt vom Sofa aus verfolgen können. Des Weiteren gibt es einem die Möglichkeit die hübschen „Stars“ auch einmal ‚hässlich’ und menschlich zu sehen.

 

 

Quellen:

http://www.quotenmeter.de/n/75912/unwetter-vermasselte-dschungelpruefung-quotenaufschwung

http://www.rp-online.de/panorama/fernsehen/dschungelcamp-2015-quoten-der-einzelnen-folgen-bid-1.4809264

http://www.stern.de/kultur/tv/dschungelcamp/dschungelcamp-2015-warum-sara-kulka-mehr-bekommt-als-walter-freiwald-2167263.html

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/rtl-dschungelcamp-esspruefung-fuer-maren-und-joern-13393501.html

http://www.express.de/dschungel-camp/psychologe-erklaert-faszination-dschungelcamp-fans-sind–sadisten-,2406,6589864.html

„Breaking Borowski“

Eine Raserei durch die Nacht Schleswig-Holsteins – schnell, dunkel, Sicht aus dem Rückfenster und dann ‚wumm‘. Kopf ab. So beginnt der Kieler Tatort, der am Sonntag um 20.15 Uhr auf ARD ausgestrahlt wurde.

Die Kommissare Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) finden zunächst nur den Kopf des 20 Jährigen Mikes. In einem Fluss, der an Mundsforde vorbei fließt.  Dass es sich dabei um ein zweites Albuquerque handelt, bleibt zunächst unklar.

Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden Kommissare aber recht schnell auf Crystal-Meth. Auch Rita, die Freundin vom toten Mike, ist der Horror-Droge verfallen.Als sie das erste Mal die Substanz nimmt, strahlt sie. Brennendes Licht, Glücksgefühle und rasende Geschwindigkeit bilden sich in ihrem Gesicht ab. „Ich war mal zwei Wochen am Stück wach“, sagt sie, und: „Man hat soo viel Energie.“  Später zeigen sich die verheerende Wirkung der Droge und die grausamen Folgen. Auch ohne faule Zähne und verfallene Haut zeigt Elisa Schlott in dieser Rolle schauspielerische Höchstleistung!

Nach und nach wird klar, dass nicht nur Rita, sondern das ganze Dorf der Horror-Droge zum Opfer wurde. „Hier passiert nichts“, sagt einer der Ureinwohner deprimiert, „außer Inzest. Ackern und Internet-Porno, das ist Mundsforde.“ Doch dabei handelt es sich um weitaus mehr: Ein Mann fällt vor den Augen der Kommissare vom Fahrrad, einfach so. Ein anderer fährt mit dem Traktor immer wieder im Kreis herum und selbst der Dorfsheriff ist der Droge verfallen.

„Borowski, der offenbar nie „Breaking Bad“ gesehen hat, ist zum Teil überrascht, erstaunt oder einfach nur wütend. „Was ist das für ein Scheißdorf!“, brüllt er irgendwann und geht los, um den Rest von Mike zu suchen und den Mord aufzuklären.“

Doch die Frage wer Mike getötet und enthauptet hat, scheint schon fast unter zu gehen, neben den Kids im Dauerpartymodus und den Bauern in Ekstase. Sowohl Rolf Basedow als Autor, wie auch Regisseur Christian Schwochow haben in ihrem Tatort „Borowski und der Himmel über Kiel“, ganze Arbeit geleistet. Statt die Mainstream-Droge Crystal-Meth mit direkter Kritik zu durchleuchten, wurde die Entwicklung vom Drogentrip zum Höllentrip viel mehr durch brutale aber realistische Bilder verdeutlicht. Die furchtbaren Folgen von Crystal-Meth werden dem Zuschauer durch schauspielerisch grandiose Rauchszenarien veranschaulicht.

Und der wahre Täter steht doch eigentlich sowieso schon von Anfang an fest: die Horror-Droge Crystal-Meth.

 

 

Quellen:

„Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel“, auf ARD. Sonntag, 25. Januar 2015, 20.15 Uhr

http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/borowski-und-der-himmel-ueber-kiel-100.html

http://www.welt.de/kultur/medien/article136740139/Hat-Borowski-Breaking-Bad-denn-nie-gesehen.html

„Das Dschungelcamp“ – ein Schlaraffenland für Werbetreibende

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Am Freitag, dem 16.01.2015 war es wieder soweit: 11 deutschsprachige „Stars“ sind in das vom TV-Sender RTL ausgestrahlte Dschungelcamp in Australien eingezogen. Somit findet wie in den letzten Jahren auch vor Millionen Fernsehern in Deutschland das große Ekeln statt. 2014 schauten sich zu Spitzenzeiten 8,6 Millionen Menschen das von Sonja Zietlow und Daniel Hartwig moderierte Format an. Die durchschnittliche Reichweite lag bei 7,95 Millionen Zuschauern.

Nicht nur beim Publikum kommt „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ gut an, sondern auch immer mehr bei Werbetreibenden, die von den hohen Reichweiten profitieren möchten.
2014 lagen die Preise für einen 30-Sekunden-Spot im Umfeld der beliebten Sendung zwischen 75.000 und 88.000 Euro und somit über den durchschnittlichen Preisen von RTL. Zum Vergleich: 2013 wurde für einen Werbespot noch zwischen ca. 57.000€ und 72.000€ bezahlt.

Neben dem klassischen Werbespot spielen seit einigen Jahren zudem die „Special Ads“, also Sonderwerbeformate während der eigentlichen Ausstrahlung des Dschungelcamps eine wichtige Rolle: Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit sogenannte „Cut-ins“ zu buchen. Diese sind aufmerksamkeitsfördernde Einblendungen für höchstens 10 Sekunden im Laufe einer Sendung. Mehrmals in Anspruch genommen hat die „Cut-ins“ schon unter anderem der Molkereiprodukte-hersteller „Müller“ mit seinem Joghurt „Froop“.

Eine weitere Form der Sonderwerbeformate sind „product placements“, die eine gewollte Produktpräsentation im Laufe einer Sendung darstellen. Bestes Beispiel dafür ist der Backwarenersteller „Bahlsen“, der bereits zweimal seinen Keks „PiCK UP!“ während einer Folge des Dschungelcamps platziert hat. Als Belohnung für eine erfolgreiche Schatzsuche erhielten die Stars jeweils einen Keks, dessen Aufschrift natürlich dementsprechend gut für die Zuschauer sichtbar war.
In der aktuellen Staffel wird sogar erstmals die Fastfoodkette McDonald’s mit einigen „Special Ads“ vertreten sein, so berichtet das Branchenmagazin „Werben & Verkaufen“. In einem Interview sagt Nicolas von Sobbe, ein Sprecher von McDonalds Deutschland, dazu:

„Der Dschungel mit seiner enormen Reichweite ist ein tolles Umfeld für McDonald’s und mit einem kleinen humorigen Augenzwinkern passt es auch thematisch. Und wer kann sich nicht vorstellen, nach ein paar Tagen im Dschungelcamp mit Heißhunger in einen Big Mac zu beißen?“

Laut Aussagen der Werbefirma „IP“, die sich um die Vermarktung der Werbezeiten bei RTL kümmert, bestätigt sich auch dieses Jahr der Trend der letzten Jahre: seit Bekanntgabe der Ausstrahlungszeiten der aktuellen Staffel gab es ein enormes Interesse von Werbetreibenden Spots zu buchen. Die Sonderwerbeformate waren sogar schon innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, woran sich schließlich erkennen lässt, dass das Dschungelcamp sich seit Beginn seiner Erstausstrahlung im Jahre 2004 wirklich als beliebtes Werbeumfeld etabliert hat.

 

Quellen:

Der Unmut des Fernsehens: Stell dir vor, es läuft nur Quatsch, und niemand sieht hin….

»Die Entwicklung des Fernsehens verläuft in drei Phasen. Phase eins: Intelligente machen Fernsehen für Intelligente. Phase zwei: Intelligente machen Fernsehen für Dumme. Phase drei: Dumme machen Fernsehen für Dumme. Gegenwärtig befinden wir uns im Übergangsstadium zwischen Phase zwei und Phase drei. «
(Johannes Gross, irgendwann Mitte der achtziger Jahre)*

So formulierte er, der Publizist, Aphoristiker, Journalist und Krawattenmann des Jahres 1980, seinen Bedenken gegenüber dem Fernsehen, eine der wenigen Kritiken, die expizit den Produzenten, im weitesten Sinne, als mitverantwortlich an dem Verfall des Fernsehens wähnt.

In Anbetracht der Tatsache, dass es etwa 20 Jahre her ist, dass er dies äusserte, stellt sich die Frage, in welcher Phase wir uns jetzt befinden. Dürfen wir uns optimistisch zeigen, und behaupten dass wir sicherlich noch die Kurve kriegen? Falls nicht, wie lange kann so ein Übergang dauern? Oder könnte es sich bei diesem Modell auch um einen Kreislauf handeln, dessen dritte Phase schon ein paar Jahre zurückliegt, und an dessen Anfang wir es, gerade mit viel Mühe, aber wieder geschafft haben??? Fragen die sicherlich schwer zu beantworten sind … Eine andere Frage, die dieser Zustand mit aufwirft, ist die, ob wir, als Rezipienten und Produzenten, zu dumm oder zu feige sind, dies zu ändern?

Quoten gelten als ausschlaggebendes Messintrument für jegliche Belange, und bestimmen damit das Programm. Dabei sind diese noch lange kein Qualitätsgarant. Dennoch stellen sie für Medienschaffende, die beste Ausrede dar, weiterhin abgetrampelte Pfade abzulaufen, ohne selbst Verantwortung für das zu übernehmen was man produziert. Denn Schuld sind nur die Zuschauer die hinsehen!

Hierzulande scheint sich das Fernsehen, mit seinem Alibi der Quoten, geradezu vor jeglicher Innovation zu sträuben. Der ständig neu konjugierte Bildungsauftrag seitens öffentlich-rechtlicher Sender, den es zu erfüllen gilt, führt dazu dass es eben noch einen zusätzlichen Politik-Talk gibt, der die wenigsten (dummen oder intelligenten) Menschen interessiert. Nicht anders verhält es sich bei den privat-kommerziellen Sendern, nur das es sich hier um einen, eher schlecht als recht wahrgenommen, Unterhaltungsauftrag handelt.

Ein Blick über den Ozean zeigt, dass Fernsehen so viel mehr sein kann, als das was ich fast jeden Abend abschalte.

 

Spaß und Tränen vor dem Spiel

Wer hat sie nicht gesehen, diese zwei prägnanten Szenen während der Live-Übertragungen des Vorrundenspiels Niederlande:Deutschland (13.6.; ZDF) und des Halbfinales Deutschland:Italien (28.6.; ARD)?

Zur Erinnerung:

Im Vorrundenspiel Niederlande:Deutschland am Mittwoch, den 13. Juni 2012, wird in der 22. Minute auf einmal eine Szene vom Spielfeldrand gezeigt, in der Bundestrainer Joachim Löw von hinten auf einen Balljungen zuschlendert, diesem spielerisch den Ball aus dem Arm stupst, dem Balljungen daraufhin mit einem Lächeln auf die Schulter klopft und ihm anschließend den Ball per Hacke zurück kickt [1, 2]. Dieses kurze Intermezzo sorgte wohl vor zahlreichen Leinwänden und Bildschirmen für allgemeine Belustigung, zeigten diese Bilder doch gänzlich unerwartet einen überaus entspannten Bundestrainer, der seine Scherze treibt, während seine Mannschaft auf dem Platz um wichtige Punkte kämpft. Der Überraschungseffekt der Szene war pointiert.

Im Halbfinale Deutschland:Italien am Donnerstag, den 28. Juni 2012, schießt Mario Balotelli das für deutsche Fans erschütternde 2:0 für Italien. Es folgt eine Großaufnahme ins Publikum, genauer auf eine Frau – unverkennbar in den Farben Deutschlands -, der bei unbewegter Miene eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel über die Wange kullert [3]. Dieses emotional stark aufgeladene Bild spricht vielen Fans aus der Seele und ruft Mitgefühl hervor – und passte in diesem Moment perfekt.

Zu perfekt vielleicht? Ja, laut der Berichterstattung von FOCUS Online vom 15., 16. und 30. Juni 2012 [1, 2, 3]. In drei Artikeln wird von den Hintergründen dieser zwei Szenen berichtet, die beide jeweils vor den entsprechenden Spielen stattgefunden haben und von der UEFA möglichst wirkungsvoll an den genannten Stellen in die Bilder der Live-Übertragung montiert worden sein sollen [2, 3]. ARD und ZDF echauffieren sich über diese, wenn auch nur kurzweilige, Aussetzung gesetzter journalistischer Standards, und fordern: „Wo live drauf steht, muss auch live drin sein.“ [2]

Ein klassischer Fall der Konstruktion einer Medienrealität, scheinbar frei nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht.“. Doch wenn solche Methoden lediglich aufgrund einer effektiveren Dramaturgie in die Medien Einzug erhalten, was soll uns zukünftig dann noch erwarten? Darf man der Bildschirmnotiz „live“ fortan wirklich noch Glauben schenken? Muss man nun jede ausgestrahlte Sekunde TV-Programm bzgl. ihres Wahrheitsgehaltes hinterfragen?

Die Verantwortung für die Montage während der zwei EM-Spiele scheint bisher noch nicht geklärt [2]. Doch ob es nun der Regisseur allein, die Produktionsfirma oder gar die UEFA an sich gewesen sei – von welchem Interesse mag das am Ende noch sein, wenn eine derartige Verzerrung der Realität gang und gäbe würde?

 

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[1] FOCUS Online (15. Jun 2012, 10:04 Uhr): Jogi Löw scherzt mit einem Balljungen. Uefa-Fake sorgt für Verwirrungen. in: Ebert/Steil (1996-2012): FOCUS Online. URL: http://www.focus.de/kultur/medien/jogi-loew-scherzt-in-der-22-minute-mit-einem-balljungen-uefa-fake-sorgt-fuer-verwirrungen_aid_767595.html ; [30. Jun 2012, 3.57 pm].

[2] FOCUS Online (16. Jun 2012, 9:31 Uhr): Joachim Löw und der Balljunge. ZDF beschwert sich bei Uefa über falsche Bilder. in: Ebert/Steil (1996-2012): FOCUS Online. URL: http://www.focus.de/sport/fussball/em-2012/joachim-loew-und-der-balljunge-zdf-beschwert-sich-bei-uefa-ueber-falsche-live-bilder_aid_767948.html ; [30. Jun 2012, 3.59 pm].

[3] FOCUS Online (30. Jun 2012, 12:35 Uhr): EM-Halbfinale Italien gegen Deutschland. Uefa montiert Tränen über Balotellis Treffer. in: Ebert/Steil (1996-2012): FOCUS Online. URL: http://www.focus.de/kultur/kino_tv/beim-halbfinale-italien-gegen-deutschland-uefa-montiert-traenen-ueber-ballotellis-tor_aid_775227.html ; [30. Juni 2012, 4.00 pm].

Call for Papers: How I got lost six feet under your mother

Die Kritische Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien bittet um schriftliche Beiträge zum Thema Fernsehserien. Dabei schlägt sie Töne an die eine Frankfurter-Schule-Richtung vorgeben: „Statt Subversion in die eigene Lieblingsserie hinein zu lesen, soll die Kritik regressiver Elemente ins Zentrum gerückt und damit auch ihre jeweilige Rezeption untersucht werden. Was passiert mit den kulturindustriellen Produkten in der warenproduzierenden Gesellschaft und wie gehen wir als Rezipient_innen darin ein?“

Am 3. und 4. März 2012 gibt es im Rahmen eines Workshop-Wochenendes in Wien die Möglichkeit, sich mit den anderen AutorInnen auszutauschen und den eigenen Beitrag zur Diskussion zu stellen. Genauere Infos zum geplanten Workshop gibt es hier.

Bis 10. Januar können die Beiträge eingereicht werden. Sie sollen in einem Sammelband veröffentlicht werden. Viel Spaß!

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Kritische Theater-, Film- und Medienwissenschaft Wien (2011): Call for Papers: How I got lost six feet under your mother. http://krittfm.blogspot.com/2011/11/call-for-papers-how-i-got-lost-six-feet.html [15/12/11]

Fernseher kaputt (2011): How I got lost six feet under your mother. http://fernseherkaputt.blogspot.com/2011/11/how-i-got-lost-six-feet-under-your.html [15/12/11]

Lie to me: „Die Wahrheit steht dir ins Gesicht geschrieben.“

Dritte Staffel von „Lie to me“ ab Februar auf DVD erhältlich

Seit 2010 läuft bei VOX die US-amerikanische TV-Serie „Lie to me“. In der Serie geht es darum, wie Dr. Cal Lightman (Tim Roth) und sein Team anhand sogenannter „Mikroausdrücke“ Lügen von Verbrechern aufdecken und auf diese Art und Weise die Verbrechen lösen. Die Serie basiert zum grössten Teil auf den Forschungen des Psychologieprofessors Dr. Paul Ekman. Ihm zufolge sind Emotionen universal, das heisst jeder kann die gleichen Basisemotionen – Angst, Wut, Trauer, Ekel, Freude und Überraschung – empfinden. Ebenso universal sind die Gesichtsausdrücke, die bei diesen Emotionen entstehen.  Bei jeder Emotion werden spezifische Muskeln im Gesicht des Menschen aktiviert. Dies wird auch als „action unit“ bezeichnet. Das System, in dem alle „action units“ beschrieben und erklärt werden, ist das „Facial Action Coding System“ (FACS) von Dr. Paul Ekman.
Ein Mikroausdruck ist eine minimale Bewegung der Gesichtsmuskeln, die stattfindet wenn eine Person versucht, den emotionalen Gesichtsausdruck zu verbergen. Mikroausdrücke dauern nur ein Fünftel einer Sekunde und sind somit schwer zu identifizieren. Allerdings gibt es spezielle Training Tools, um seine Fähigkeit, die Mikroausdrücke zu erkennen, zu verbessern.

In der Serie „Lie to me“ spielen diese Mikroausdrücke die ausschlaggebende Rolle. Dr. Cal Lightman merkt, wenn ein Verdächtiger lügt, weil er es in dessen Gesicht „lesen“ kann. Wenn ein Täter lügt und behauptet, die Tat nicht begangen zu haben, dann findet Lightman das dadurch heraus, dass der Täter einen bestimmten Mikroausdruck hat, weil er zum Beispiel versucht seinen Ärger oder seine Verachtung dem Opfer gegenüber, zu verbergen. Anhand dieses Wissens kann Lightman den Täter dann so lange verunsichern, bis dieser schlussendlich zugibt, die Tat begangen zu haben. Dr. Cal Lightman lässt sich nicht verunsichern, auch wenn viele vom FBI nicht an den Erfolg seiner Methode glauben und sich über ihn lustig machen. Am Ende ist es trotzdem immer er, der die Verbrechen auflöst.

Inzwischen läuft seit dem 26. Oktober bereits die dritte Staffel im Fernsehen. Hierbei handelt es sich allerdings leider um die letzte Staffel  –  FOX gab im Mai 2011 bekannt, dass die Serie nicht verlängert wird. Am  24. Februar 2012 soll die dritte Staffel schliesslich auch auf DVD erscheinen.

Quellen:
Ekman, Paul (2010): Gefühle lesen: Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. Spektrum Akademischer Verlag
http://www.paulekman.com/
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,682640,00.html
http://www.cinefacts.de/dvd-news/28307-dritte-staffel-von-lie-to-me-im-februar-2012.html
http://www.movieworlds.com/news/Lie_to_me_-_Season_3_-_Finale_der_faszinierenden_Crime-Serie-881540.php

Persönlichkeitsbeschreibungen und Horoskope: Der Barnum-Effekt

Horoskope sind sehr weit verbreitet. Man findet sie in Zeitungen und Zeitschriften, als Anwendungen bei Facebook, und auch bei manchen Fernsehsendern und Radiosendern werden Horoskope vorgelesen. Sehr viele Menschen glauben auch daran, was in ihrem Horoskop steht und lassen sich davon beeinflussen. Doch wie kommt es, dass so viele Menschen an einen Text glauben, und es ihnen vorkommt, als ob dieser genau auf ihre jeweilige Situation passt, obwohl er ja für jeweils alle Löwen, alle Schützen, alle Wassermänner, alle Steinböcke usw., verfasst worden ist? Dann müsste ja an Tag X z.B. jede Person mit Sternzeichen Löwe, Glück in der Liebe  oder einen stressigen Arbeitstag haben.

Die Tatsache, dass Menschen dennoch so stark an Horoskope glauben, kann man mit dem Barnum-Effekt, der in der Psychologie häufig diskutiert wird, erklären. Aussagen werden so vage formuliert, dass sie auf jeden Menschen oder jede Situation zutreffen können. Ein Horoskop wie das folgende passt auf die Situation und Lebensweise jedes Menschen.

„In finanzieller Hinsicht haben Sie in der letzten Zeit einige kleine Rückschläge verkraften müssen, keine Angst, es geht bald wieder bergauf. Harmonische Stunden zu zweit sind genau das Richtige für Ihre Beziehung, die Liebessterne stehen gut dafür. Spielen Sie im Beruf etwas mehr Ihre wahren Stärken aus, und lassen Sie sich nicht zu leicht von Ihren Zielen abbringen, das könnte Probleme verursachen. Ihre Gesundheit sollten Sie in der nächsten Zeit etwas mehr schonen, Sie brauchen Ihre Power. Gesunde Ernährung, viel Ruhe und möglichst viel Schlaf sind jetzt wichtig, um weiterhin fit zu bleiben.“

Es gibt sicherlich viele Menschen, die sagen würden, dass dieses Horoskop genau auf ihre aktuelle Lebenssituation zutrifft. Doch das ist nur der Fall, weil die Aussagen so allgemein formuliert sind. Für jede Beziehung sind harmonische Stunden zu zweit wichtig, und sich von Zielen abbringen zu lassen hat natürlich für jeden Probleme. Genauso braucht jeder eine „gesunde Ernährung, viel Ruhe und möglichst viel Schlaf“ um fit zu sein.

Ein bekanntes Beispiel, wie stark sich Menschen von diesem Barnum-Effekt beeinflussen lassen, zeigt sich an einem Experiment des britischen Zauberers und Mentalisten Derren Brown.

Ein paar Gäste bei ihm im Studio wurden zunächst gebeten, drei Aufgaben zu erfüllen. Sie sollten erstens auf einem Blatt Papier die Kontur ihrer Hand nachzeichnen, zweitens, ihr Geburtsdatum und die Geburtszeit notieren, und drittens dem Blatt ein persönliches Objekt, das sie bei sich trugen, beilegen. Anschliessend teilte Derren Brown den Teilnehmern mit, dass er anhand dieser Daten eine exakte Persönlichkeitsbeschreibung der Teilnehmer verfassen würde. Er erzählte ihnen, dass er versuchen würde, die Persönlichkeitsbeschreibungen so wenig allgemein wie möglich und so akkurat wie nur möglich zu schreiben.

Als die Teilnehmer später ihre jeweilige Persönlichkeitsbeschreibung lasen, war jeder einzelne von ihnen überrascht, wie akkurat diese war. Viele dachten schon beim ersten Satz „Ja, genau so bin ich.“ Andere behaupteten, Derren Brown hätte sogar Dinge in ihnen gesehen, die sie selber noch nicht über sich wussten. Die Persönlichkeitsbeschreibungen wurden teilweise eingeschätzt, zu 99 % zutreffend zu sein.

Anschliessend wurden die Teilnehmer darüber informiert, dass jeder einzelne von ihnen genau die gleiche Persönlichkeitsbeschreibung erhalten hatte. Derren Brown hatte diese bereits mehrere Monate vor dem Experiment verfasst.

Das Video zum Experiment von Derren Brown können Sie sich hier ansehen:

Experiment von Derren Brown

Ich finde es erschreckend, dass Horoskope, Persönlichkeitsbeschreibungen und ähnliches so vage und allgemein formuliert werden, dass es auf jeden Menschen zutreffen kann und auch viele daran glauben. Und trotzdem sind die Texte ja auch nicht so vage formuliert, dass sie den Leuten nicht akkurat vorkommen. Die Leute haben das Gefühl, ihre tiefsten Persönlichkeitseigenschaften würden genau aufgedeckt werden. Dass dieser Barnum-Effekt immer wieder so gut funktioniert, überrascht mich immer wieder aufs Neue.

 

 

Quelle:

Der Barnum-Effekt – Warum glauben wir Horoskopen?

Falsche Schönheitsideale in den Medien

Heutzutage werden sehr viele Erwartungen an die Menschen gestellt. Jeder Mensch hat verschiedene Rollen und „muss“ sich deshalb auch rollenkonform verhalten.
In Bezug auf das Aussehen der Frauen lauten die Erwartungen, dass diese schlank, schön und immer perfekt gestylt sein müssen. Schaltet man den Fernseher ein, dann sieht man in Werbespots Models oder andere berühmte Persönlichkeiten, die scheinbar keinen einzigen Makel haben: Sie haben eine perfekte Haut, eine perfekte Figur, perfekte Haare,…

Schon seit langer Zeit gilt schlank als schön. Wer mollig oder dick ist, entspricht nicht wirklich dem heutzutage verbreiteten Schönheitsideal.  Zwar gibt es vereinzelte Spots, wie zum Beispiel den von Dove, in denen gezeigt wird, dass auch Frauen mit Kurven schön sind, doch es ist immer noch so, dass Schlankheit besser ankommt. In Frauenzeitschriften gibt es so gut wie jedes Mal Diättipps, so dass man das Gefühl vermittelt bekommt, unbedingt eine Diät machen zu müssen, sogar wenn man nur ein paar Kilo zu viel hat.

Dies ist ein ernstzunehmendes Problem. Denn durch Sendungen wie „Germany’s next topmodel“, Werbespots und Anzeigen mit schlanken Frauen, sind die Frauen in der heutigen Gesellschaft einem enormen Druck ausgesetzt, ebenfalls schlank zu sein. Das heutige Schlankheitsideal ist so teilweise dafür verantwortlich, dass Mädchen und Frauen mit ihrem eigenen Körper unzufrieden sind und sich zu dick finden, sogar wenn ihr Gewicht völlig normal ist. Dadurch kann es passieren, dass es den Frauen irgendwann so wichtig ist abzunehmen und diese „Idealma?e“ zu erreichen, dass sie anfangen zu hungern oder nach dem Essen zu erbrechen. Das Resultat ist Anorexie oder Bulimie.

Natürlich sind die Medien und das darin vermittelte Schönheitsideal nicht der einzige Grund für Essstörungen, sie tragen jedoch erheblich dazu bei.

Genauso ist es mit Facelifting und dergleichen. Stars wie Sharon Stone oder Madonna sehen im Fernsehen oder in Zeitschriften für ihr Alter sehr jung aus, was manche Frauen dazu bringt, sich liften zu lassen, weil sie das Gefühl haben, dass sie auch jung aussehen müssen, um schön zu sein. Aber das Make-Up ändert schon sehr viel am Aussehen der Stars. Schaut man sich Fotos von ungeschminkten Prominenten an, sind diese teilweise nicht wiederzuerkennen.

Umso schlimmer ist es, dass die Fotos oder Werbespots oft bearbeitet sind, zum Beispiel mit Photoshop. Die Frauen werden schlanker gemacht, ihre Makel wie Cellulite, Pickel und so weiter werden retuschiert. „Mit unnatürlich geschönten Fotos werden wir dazu verführt, Leute als Vorbild zu nehmen, die es so überhaupt nicht gibt“, bemerkt korrekterweise die französische Politikerin Valérie Boyer. Die Schönheitsideale entsprechen nicht der Realität. Dies wird auch in einem Spot von der Firma Dove deutlich gemacht. Diesen Spot können Sie sich hier ansehen.

Ich finde es erschreckend, dass die Medien Schönheitsideale verbreiten, die zu Essstörungen und so sogar zum Tod führen können oder die Frauen dazu bringen, teilweise nicht ungefährliche Schönheitsoperationen über sich ergehen zu lassen. Noch schlimmer sind diese Folgen, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Schönheitsidealen um solche handelt, die von den Medien nur konstruiert sind und es in der Wirklichkeit gar nicht gibt. Wir wollen so aussehen wie Menschen, die es eigentlich nicht gibt – jedenfalls nicht so, wie sie in den Medien dargestellt werden. Wie soll man diese hohen Erwartungen an das Aussehen dann jemals erfüllen können? Es scheint eine Sache der Unmöglichkeit zu sein.

 

Quellen:

http://web4health.info/de/answers/ed-cause-society.htm

http://www.suchtmittel.de/info/essstoerungen/001607.php

http://www.magersucht.de/krankheit/medien.php

http://www.gesundheit.de/ernaehrung/essstoerungen/erscheinungsformen/magersucht

http://www.magersucht-online.de/index.php/informationen-zu-magersucht/41-dr-christa-wuehrer-anorexia-nervosa-oder-qpubertaetsmagersuchtq

http://www.focus.de/kultur/medien/presse-vor-diesen-fotos-wird-gewarnt_aid_447874.html

http://data5.blog.de/media/206/3160206_1f90322268_m.jpeg

http://www.wunderweib.de/media/redaktionell/wunderweib/intouch_2/beauty_1/beautyspecial/2011_15/januar_16/vonungeschminktaufglamourlook/von-ungeschminkt-auf-glamour-b.jpg

http://www.trendsderzukunft.de/wp-content/uploads/2009/04/madonna-photoshop-440×298.jpg

Werther-Effekt und soziale Bewährtheit

Vor etwa einem Jahr wurde der deutsche Film „Goethe!“ veröffentlicht. Er war unter den Top 10 der erfolgreichsten deutschen Filme im Jahr 2010 und erzählt die Geschichte von Johann Wolfgang von Goethe, der sich in Charlotte Buff verliebt. Charlotte erwidert seine Liebe zwar, muss jedoch einen anderen, Johann Christian Kestner, heiraten. Den Schmerz darüber verarbeitet Goethe in seinem Werk „Die Leiden des jungen Werthers“, welches er dann an Charlotte schickt. Diese veröffentlicht das Werk ohne sein Wissen. Kurz darauf ist sein Roman bereits zum Bestseller geworden.
Den Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ hat Goethe nicht nur im Film, sondern auch im realen Leben geschrieben. Inhalt ist die Lebensgeschichte Werthers, der sich in die damals bereits verlobte Charlotte Buff verliebt. Charlotte empfindet das Gleiche, heiratet jedoch ihren Verlobten und möchte Werther schliesslich nicht mehr wiedersehen. Aus Verzweiflung und Trauer erschiesst sich Werther kurz darauf.

Kurz nachdem „Die Leiden des jungen Werthers“ 1774 veröffentlicht wurde, kam es plötzlich zu zahlreichen Nachahmungen: viele unglücklich verliebte Männer entschieden sich für den Freitod, genauso wie Werther in Goethes Roman. Heute wird dieses Phänomen deshalb als Werther-Effekt bezeichnet.
Doch Goethes Roman ist nicht das einzige Beispiel für Suizide, die mehrere weitere Suizide nach sich zogen. Als sich Robert Enke im November 2009 vor einen Zug warf, stieg die Zahl der Suizide in den darauf folgenden Monaten stark an. Auch nach dem Selbstmord von Marylin Monroe kam es zu zahlreichen Nachahmungen.
Prominente haben eine wichtige Vorbildfunktion und viele, vor allem Jugendliche, orientieren sich an deren Verhalten. Begehen die Prominenten Suizid, glauben die Jugendlichen, dass dieses Verhalten auf irgendeine Weise „richtig“ sein muss und imitieren es. Robert Cialdini zufolge wird dieses Prinzip der sozialen Bewährtheit umso stärker aktiviert, wenn die Personen sich mit dem Suizidenten sehr gut identifizieren können, ihm also ähnlich sind.

Über den Werther-Effekt wird in der Medienwirkungsforschung stark diskutiert. In den Medien wird immer sehr viel über Suizide, besonders von Prominenten, berichtet. Das lenkt die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf die „Möglichkeit“ einen Suizid zu begehen.  Tatsächlich nimmt die Medienwirkungsforschung an, dass es zwischen der Medienberichterstattung über einen Selbstmord und der Erhöhung der Suizidrate einen Zusammenhang gibt.
Dies verdeutlicht, dass die Medien darauf achten sollten, wie sie über einen Suizid berichten. Oft neigen die Medien dazu, die Suizide als besonders tragisch und/oder spektakulär zu beschreiben. Das ist einerseits verständlich, denn die Rezipienten bevorzugen „Sensations-Nachrichten“ und so verkaufen sich die Medien besser. Doch andererseits verstärken diese Arten von Berichterstattungen den Nachahmungseffekt, weil die Suizidenten so zum Teil als „Helden“ dargestellt werden und Anerkennung für ihre Tat bekommen. Die Berichterstattung sollte also eher neutral bleiben, auch wenn das für die Medien bedeutet, dass ihre Nachrichten nicht ganz so „spannend“ sind und sie deshalb vielleicht nicht ganz soviele Rezipienten erreichen. Zumindest könnte so aber verhindert werden, dass es wieder zu einer Suizidwelle wie den oben beschriebenen kommt.

Quellen:
Robert Cialdini: „Die Psychologie des Überzeugens“
http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/die_leiden_des_jungen_werther.htm
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/werther.html
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/32718
http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2008/0923/003_pubertaet.jsp