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Vermischung von Recruiting, externer und interner Kommunikation bei Facebook

Social Media verändert die PR. Ihre Bestandteile, die früher zwar unter einem Oberthema zusammengefasst waren, aber doch mehr oder weniger klar getrennt waren, wachsen zusammen. Bei Facebook kann man das, wenn sich Firmen den auf diesen Prozess einlassen, ganz gut beobachten. Zum Beispiel fragt die Telekom auf ihrer Karriere Seite ganz verblümt, wie den Fans (heißen die überhaupt noch so in der offiziellen Facebook Terminologie?) das neue Profilbild gefalle.

Der erste Kommentar attestiert es sei gruselig, worauf von Seite der Telekom schnell gefragt wird warum dieser Eindruck entstünde. Also wird schon mal die wichtige Social Media Regel befolgt und auf Kritik und Anregungen geantwortet. Viel spannender ist aber, wie sich im Laufe der Diskussion in den Kommentaren Telekom Mitarbeiter zu Wort melden und erst loben, dass das Profilbild endlich mal Coporate Identity konform sei oder auch nicht. Hier wird also auf einer Seite die zur externen Kommunikation dient, aktiv von Mitarbeitern über den Firmenauftritt diskutiert. Man merkt den Angestellten Telekom eine hohe Identifikation mit ihrem Arbeitgeber an, der soweit geht das sei Teile der CI in ihr eignes Profilbild übernehmen. Ein sicheres Indiz, wie bei der Telekom ein effektives Personal Branding betrieben. Das einzige was mich persönlich etwas stört, ist dass die Botschaft was für ein großartiges Unternehmen die Telekom sei, teilweise etwas plump daher kommt und an oldschool PR erinnert. Das kommt zwar bei den Mitarbeitern gut an und muss auch irgendwie gemacht werden, um die Botschaft zu transportieren, aber ich glaube da können PR Verantwortlichen im Social Web noch einen Tick subtiler zu sein.

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Facebook geht voraussichtlich 2012 an die Börse

Ein Schritt, der schon seit langem zur Diskussion stand und nun höchst warscheinlich wird!
Facebook-Chef Mark Zuckerberg könnte dabei sein, mit dem Online-Netzwerk „Facebook“ nächstes Jahr im April an die Börse zu gehen.
Warum?
Der unglaubliche Bekanntheitsgrad der Internet-Plattform lockt natürlich Investoren, die Werbung auf den freien Flächen schalten und somit eine große Anzahl Menschen erreichen können.
Der Börsengang wird nun immer warscheinlicher, da die vielen Investoren
(nach Informationen der Tagesschau wird dem Unternehmen für dieses Jahr eine Zahl von 500 Investoren vorausgesagt) Herrn Zuckerberg enorm unter Druck setzen.
Bei einer bestimmten Anzahl von Geldgebern wird die Börsenaufsicht SEC aktiv, die dann eine Börsennotiz und somit die Offenlegung der Finanzen verlangt.
Anfang dieser Woche war nun die große amerikanische Investment-bank Goldman Sachs mit 450 Millionen Dollar bei Facebook eingestiegen.
Noch bis vor kurzem rankten sich nichts weiter als Gerüchte um die finanziellen Hintergründe von Facebook. Goldman Sachs schätz den eigentlichen Wert des online-Netzwerkes auf 50 Milliarden Dollar, was wohl die unglaubliche Höhe der Fonds erklärt!
Aber: Wie kann Facebook seine Einnahmen erzielen? Nur durch Werbung?
Ein Tagesschausprecher gab dazu in der Sendung vom Nachtmagazin des 08.01.2011 die Vermutung ab, dass Facebook durch den Verkauf von Nutzerdaten an Werbefirmen erhebliche Steigerungen der Einnahmen erreichen könnte. Persönlich auf Verbraucher zugeschnittene Werbung ist ein guter Anreiz für Unternehmen, sich bei Facebook zu beteiligen…
Was sagt man dazu? Vertraulichkeit war und ist eine der bekannten Schwachstellen des Online-Netzwerkes…
Herr Zuckerberg soll sich lange davor gesträubt haben, mit seinem Unternehmen an die Börse zu gehen, die Argumente hierfür sind vielfältig: Das Unternehmen ist ein recht junges (Gründung 2004) und  der Gründer und Firmenchef M. Zuckerberg noch recht unerfahren.
Interessant finde ich den Aspekt, dass Konkurrenzunternehmen wie beispielsweise die Online-Karriereplattform  „LinkedIn“ sich nun ebenfalls zu einem schnellen Börsengang gedrängt fühlen, um noch interessant für Geldgeber zu bleiben.
Ist Facebook wirklich ein so lukratives und erfolgversprechendes Geschäftsmodell und ist es die riesen-Investitionen überhaupt wert?
Hierzu bleibt wohl nur zu sagen, dass die 550 Millionen weltweiten und regelmäßigen Nutzer der Internet-Plattform (Tendenz steigend! ) die Frage hinreichend beantworten.

http://www.taz.de/1/netz/netzoekonomie/artikel/1/facebook-hat-die-boerse-im-visier/ (Stand: 08.01.2011)

http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article12041302/Boersengang-fuer-2012-wird-wahrscheinlicher.html (Stand:08.01.2011)

http://www.faz.net/-01mrkv (Stand: 08.01.2011)

Video zum Thema:

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/ondemand100_id-video838752.html (Stand: 08.01.2011)

Privatsphäre bei Facebook

Datenschutz und Schutz der Privatsphäre bei Facebook sind eine Neverending Story. Es gibt Leitfäden wie man sich am besten Schützen kann, jede Menge Infografiken und immer wieder die Frage, ob Facebook böse sei. Demgegenüber heißt es auch mal ganz lapidar „Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“.

Feststeht, dass die Privatsphäreeinstellungen trotz Nachbesserungen in der letzten Zeit eine Usability Katastrophe sind, die es nicht nur weniger Internetaffienen Menschen schwer machen, ihre Daten so zu schützen wie sie das gerne möchten. Ich selbst brauchte seiner Zeit eine Stunde, um alle versteckten Optionen zu finden und meinen Wünschen anzupassen. Dabei ging es mir, weniger darum zu verhindern, dass die Datenkrake Facebook (die ja, sogar Daten von NICHT-Mitgliedern sammelt) nicht noch mehr Daten von mir bekommt. Nein, mein Wunsch war viel mehr, selbst zu bestimmen, welche Daten ich mit den mehr als zehn Millionen Facebook Nutzern und dem Rest des Internets (ich sag nur youropenbook.org ) teilte und welche nicht.

Dabei ging es mir weniger um die vielbeschworenen peinlichen Partybilder als um das Prinzip der informellen Selbstbestimmung. Und hier ist mir gerade eben mal wieder eine Kleinigkeit aufgefallen, die mir ein willkommener Anlass war, diesen Blogartikel zu verfassen. Denn auch wenn man es geschafft hat, sein eigenes Facebook Profil innerhalb von Facebook zu sichern und den Zugriff von Außen weitestgehend abzuschalten, bleiben immer noch andere Seiten ein Problem. Denn wer auf einer fremden Pinnwand etwas veröffentlicht, ist nie gefeilt davor, dass diese nicht außerhalb von Facebook einsehbar und über Suchmaschinen auffindbar ist. Auch wenn ich ungern das obligatorische Schreckgespenst vom Personalchef, der Bewerber googelt an die Wand malen möchte, kann so etwas durchaus ein Problem werden. Denn wird man bei Partybildern noch über etwaige Verlinkungen informiert und hat die Möglichkeit, diese zu entfernen, verliert man Pinnwandkommentare schnell aus den Augen und hat deren Auffindbarkeit durch Google normalerweise nicht im Sinn.

Ich halte nichts davon, Facebook zu verdammen, kann mit selbstgefälligem „sich Facebook verweigern“ („Automobile sind eine Modeerscheinung, das Pferd wird immer bleiben.“) auch nichts anfangen und bin bei Diaspora etwas skeptisch. Aber gerade weil Facebook Privatsphäre und Datenschutz mit Füssen tritt, sehe ich hier die Intelligenz und die Medienkompetenz der Nutzer gefragt. Nur wer sich mit den neuen Medien beschäftigt und die Strukturen und Funktionen innerhalb des Netzes und besonders innerhalb von Sozialen Netzwerken wie Facebook kennt, kann letzten Endes eine informelle Selbstbestimmung für sich selbst durchsetzen. Medienkompetenz ist hier unverzichtbar!
Wobei es doch wünschenswert wäre, dass man seine Daten auch effizient schützen könnte ohne vorher 5 Jahre Medienwissenschaft studiert zu haben.

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Anti-Marketing Revolte

Dass soziale Netzwerke wie Facebook  vermehrt benutzt werden, um Werbe-Kampagnen auch online an den Kunden zu bringen, dürfte den meisten Nutzern aufgefallen sein. Doch viele der Mitglieder sind genervt von der Allgegenwärtigkeit der Werbung, seien es offizielle Fansites zu kommerziellen Produkten oder gar persönliche Nachrichten, die durch Beitritte in bestimmte Gruppen oder Netzwerke automatisch verteilt werden und zu Werbe-Aktionen einladen.

Eine dieser Kampagnen stellt der kürzlich abgeschlossene OTTO-Modelcontest dar: Unter dem Motto „Werde das neue Geischt der OTTO-Fanpage!“ durfte jeder 16-jährige Nutzer ein Bild hochladen, mit dem er sich für das Event bewerben wollte.

Gewinner sollte sein, wer die größte Anzahl an „Gefällt mir“-Klicks ansammeln konnte – es galt also, fleißig Freunde und Bekannte zu mobilisieren und für sich stimmen zu lassen, denn der meist Bewertetste sollte für zwei Wochen das repräsentierende Gesicht der OTTO-Facebookseite werden und zudem noch ein Fotoshooting gewinnen. Außerdem gab es dreistellige Warengutscheine für die ersten drei Plätze. Und damit man auch den „Wählern“ einen profitablen Anreiz bieten konnte, rührte OTTO weiter die Werbetrommel und versprach, unter allen Teilnehmern (unter Vorraussetzung, dass sie auch Fan der offiziellen OTTO-Fansite in Facebook sind) 25 Warengutscheine im Wert von 25€ zu verlosen.

Mit dieser Werbekampagne kombinierte OTTO geschickt den Selbstdarstellungsdrang vieler Facebook-Mitglieder mit Castingwünschen und Glücksspielelementen – und nutzte damit ein Marketing-Potential, das viele deutsche Unternehmen im Gegensatz zu denen Amerikas bisher nicht ausgeschöpft haben. Resultat: Auf der Fanpage spricht OTTO von „48.490 Teilnehmern und ca. 1.200.000 Votes“ – ziemlich erfolgreich für den wettbewerblichen Zeitrahmen von nur drei Tagen.

Womit das Unternehmen jedoch nicht gerechnet hat, ist die antikommerzielle Einstellung der meisten deutschen Facebook-Nutzer. Von ständigen Wettbewerbs-Einladungen und der offensichtlichen Werbestrategie genervt, entscheidet sich auch Sascha Mörs, ein 22-jähriger BWL-Student aus Koblenz, an dem Contest teilzunehmen. Anders als seine Konkurrenten wählt er jedoch eine ganz besondere Aufnahme: ein Faschingsfoto, auf dem er als provokative Frau verkleidet auf der Couch posiert.

Dass „der Brigitte“, wie er sich selbst nennt, mit rund 24.000 Votings als Gewinner des Wettbewerbs hervorgeht, hatte nichtmal er selbst erwartet. In einem Interview mit Kathrin Breer von Spiegel Online sagte er: „Am Anfang war alles ein Spaß, ich habe nur mit ein paar hundert Stimmen gerechnet. Ziemlich schnell ist der Link dann auf Fanpages von Kneipen gelandet und hat sich sogar unter Studenten im Ausland verteilt“ – im Zeitalter des Internets nichts Ungewöhnliches.

Die Facebook-Gemeinde reagiert indes gemischt auf „die Siegerin“- von verständnisvollen Solidaritäts- und Sympathieverkündungen bis zu eifersüchtigen Nachrichten von Mitbewerber/innen, die in der Aktion ihre Chance auf eine Modelkarriere gesehen haben, ist alles dabei.

Der Pressesprecher des Unternehmens, Thomas Voigt, versuche die Gegenbewegung übrigens mit Humor zu nehmen, schließlich verbuchte die Kampagne trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) einen Riesenerfolg. Und da die Bewerbung „der Brigitte“ den Teilnahmebedingungen entsprach, bleibt ihm wohl auch nichts Anderes übrig- weswegen er konsequent verlauten ließ „@Brigtitte: Aus der Nummer kommst du nicht mehr raus. Einladung folgt.“

Wie nun weiter mit der Situation umgegangen wird, werden wir wohl in den nächsten Tagen erfahren; dass sich die Online-Community mit dieser Aktion aber gegen eine weitere Kommerzialisierung des sozialen Netzwerkes ausgesprochen hat, dürfte allerdings klar geworden sein. Ob diese kleine Revolte nun auch Früchte trägt und zu weiteren „Anti-Werbung“ oder „Anti-Datenklau“ Bewegungen führt oder ob die monopol-ähnliche Plattform weiterhin jeglichen Protest-Aktionen strotzt, bleibt wohl vorerst offen.

Quellen:

OTTO-Contest: (24.11.2010)

Breer, Kathrin (2010): Facebook-Hype: Der Brigitte? Find‘ ich gut!“, in: Unispiegel, (24.11.2010)

Nicht noch ein Social Media Artikel

bildquelle: metaroll benedikt koehler

Alle sprechen über Social Media. Auch wenn die Menge der Artikel zu diesem Thema einen Umfang erreicht, der nur schwer zu bewältigen ist, zeigt ein genaues Monitorring doch, wie ernst das Thema genommen wird und wie reflektiert darüber geschrieben wird. Bis auf wenige Ausnahmen wird nicht mehr an jeder Ecke ein neuer Social Media Hype entdeckt und auch bei Skeptikern ist ein hohes Maß an Objektivität zu beobachten. Letztere haben sich anscheinend mit Social Media abgefunden und verteufeln nicht mehr prinzipiell alles was aus dieser Richtung kommt. Etablierte Journalisten, die mit Social Media ja ein gewisse Hassliebe verbindet, nutzen Social Media inzwischen fast selbstverständlich auch wenn Gefahren für die journalistische Qualität gesehen werden.

Die vernetzten Strukturen des Social Web erfordern auch ein Umdenken in der PR, auch wenn Social Media Fanatiker darüber, manchmal die klassische PR zu vergessen scheinen. Aber eigentlich dürfte jedem klar sein, das klassische PR nach wie vor das A und O ist. Nur ist es einfach wenig produktiv, darüber hinaus Social Media in der PR zu vergessen. Wer sich die Aktivitäten von Unternehmen im Bereich Social Media anguckt findet einerseits sehr gute Strategien, aber auch totale Fehlschüsse. Letztere zeugen oftmals von Unwissen über die Funktionsweisen des Social Web und das Fehlen einer durchdachten Social Media Policy (in dem Zusammenhang interessant Social Media Polcys für Non Profit Organisationen). Negativbeispiele sind das, über Facebook beworbene Chef Ticket der Bahn, das wie man sieht, auch für Häme in den klassichen Medien sorgte. Ein weiteres Beispiel dafür, wie es aussieht, wenn Social Media gewollt aber nicht gekonnt wird, ist die Facebook Seite von Meeting Metro. Dort ist das Bild beispielsweise eine Katastrophe und das Gewinnspiel an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Auch aufgrund dieser Unattraktivität hat MeetingMetro nur 153 Anhänger auf Facebook. Um so etwas zu verhindern sollten sich PR Verantwortliche mehr mit dem Thema Social Media befassen und sich mit der Realität abfinden. PR Blogger Klaus Eck hat dafür Illusionen über Social Media zusammengetragen, von denen man sich verabschieden sollte.

1. Ich kann private und berufliche Accounts trennen
2. Social Media ist umsonst
3. Ich mache Social Media nebenbei
4. Social Media ist nur ein Hype
5. Social Media ist ein Phänomen der Jugend
6. Ich nutze Social Media als Marketingkanal
7. Nur etablierte Publikationen beeinflussen meine Reputation
8. Ich bleibe dann mal im Hintergrund

Aus Punkt 6 und 7 und auch das Verhalten der Bahn kann man gut ableiten, wie beschränkt die Fähigkeit der PR ist, als Agenda Setter aufzutreten oder das Agenda Setting in der Öffentlichkeit zu beieinflussen. Beim Chef Ticket verlangten die User nach Kommunikation und die Reputation eines Unternehmens kann gerade außerhalb der Massenmedien schnell zerstört angekratzt werden.

Das Verwischen oder gar verschwinden von Grenzen zwischen privater, öffentlicher und beruflicher ist nicht nur ein Thema, welches PRler betrifft. Jan Schmidt hat zum Verhalten von Jugendlichen im Social Web kienbaumcommunications ein spannendes Interview gegeben. Auch Jugendliche sind mit Social Media teilweise überfordert und sehen – auch auf Grund der Massenmedialen Berichterstattung über Facebook als Karriere Killer – das Social Web oft kritisch. Den (teilweise gleichermaßen unwissenden wie ignoranten) Kritikern, denen auch ich tagtäglich begegne, stehen aber auch die sorglosen Nutzer gegenüber. Bei beiden Gruppen sind „letztlich wieder medienerzieherische Maßnahmen gefragt, die nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen vermitteln.“

Da ich gerade über Social Media spreche, empfehle ich doch gleich noch diese Studie über Weiterempfehlungen in Social Media. Und da man ja in der Medienwissenschaft nie genug auf Habermass verweisen kann, tue ich das hiermit auch.

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Facebook Verknüpfung bei spiegel.de

Heute morgen war es noch Thema im Seminar Userbeteiligung im Journalismus: Gelebte Demokratie oder Gemotze? und jetzt sehe ich es bei Spiegel online. Facebook Verknüpfung zur Einbindung der Leser. Meine These, dass die Kommentatoren sich auch kritisch mit dem Medium selbst befassen sehe ich dadurch bestätigt. ^^

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Der Hype um Ortsbasierte Dienste à la foursquare und Gowalla

Wer sich wie ich wir irgendwo in der lustigen bunten Welt der Social Media (oder wie es damals in der Steinzeit hieß, Web2.0) tummelt, kommt nicht am Thema ortsbasierte Dienste (Location Based Services) wie foursquare und Gowalla vorbei. So scheint es zumindest. Ortsbasierte Dienste ermöglichen es dem Nutzer mit seinem Smartphone seine derzeitige Position zu ermitteln und so in einer Lokalität „einzuchecken“. So weiß der virtuelle Freundeskreis oder auch die gerade besuchte Lokalität, immer wer sich wo befindet. Skeptiker warnen vor der selbst gewollten  Totalüberwachung und BigBrother3.0 (wir erinnern uns: 2.0 ist out). Befürworter sehen den praktischen Nutzen für die Organisation des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und das Marketing. Denn statt 20 SMS schreiben, in der stünde in welcher Kneipe man gerade sei, bräuchte man nur einmal in einem Location Based Services „encheckenW und der gesamte Freundeskreis wüsste, wo man gerade steckt. Betreiber der diversen Lokalitäten haben auf der anderen Seite beispielsweise die Möglichkeit Nutzern, die oft bei ihnen einchecken Vergünstigungen anzubieten.

So weit die Theorie. Social Media Enthusiasten sind natürlich längst bei foursquare und Gowalla dabei und herrscht in sowohl in der Szene als auch in der Fachwelt der Konsens, dass ortsbasierte Dienste und die gesamte Lokalisierung des mobilen Internet da nächste große Ding sind. Dumm nur,  das außerhalb der Welt der medienafinen Menschen, die neue Medien- und Kommunikationsmittel besonders nutzen und darüber schreiben noch kaum jemand ortsbasierte Dienste kennt, geschweige denn nutzt.

Die Smartphone Dichte in der breiten Bevölkerung nimmt zwar rasant zu und er Otto Normalverbraucher, zahlt gerne  1000 Euro für ein Iphone 4 und nutzt damit das mobile Internet. Aber er nutzt es so, wie er es auch zu Hause nutzen würde.

Wie unbekannt die Ortsbasierten Dienste wirklich sind zeigt jetzt eine Studie, deren Inhalt GigaOm zusammengefasst hat. Demnach  nutzen nur 4 % der Befragten ortsbasierte Dienste, während 84 % nichts mit dem Begriff anfangen können. 9 % wissen immerhin worum es bei Location Based Services geht und 3 % kennen Leute die solche Applikationen nutzen. Und wie man es nicht anders gewohnt ist, sind die Early Adopters die jungen Männer.  Da solche Trends in den USA in der Regel früher losbrechen und erst mit der Zeit von den deutschen und europäischen Nutzern übernommen werden, ist der Hype um Location Based Services derzeit noch unbegründet. Foursquare hat so z.B.  lediglich 20.000 aktive Nutzer in Deutschland.

Ich stimme Martin Weigert zu und kann mich seinem Fazit im Artikel auf netzwertig.com nur anschließen. Er sagt dass ein eigener Ortsbasierter Dienst von Facebook das Zünglein an der Waage sein könnte, der den Durchbruch für die Location Based Services einläuten könnte. Facebook steht wohl kurz davor den Location Based Service Hot Potato zu übernehmen. Gerade jüngere Nutzer, die neuen Formen der Nutzung von Social Media offener Gegenüber sind könnten so leicht zu Nutzern der Ortsbasierten Dienste werden.

Die Frage ist ob foursquare und Gowalla dadurch verdrängt werden. Twitter wurde seiner Zeit nicht von Facebook verdrängt und hält sich gegenüber den neu eingeführten Statusupdates auf Facebook. Aber Twitter war zu dem Zeitpunkt als Facebook zum Angriff überging auch bereits tiefer verankert. Für Deutsche Social Networks a la StudiVZ, könnte der Wind durch die ortsbasierte Dienste noch rauher werden, als er eh schon ist. Denn ohne enormes Kapital, wie es hinter Facebook steht, dürfte sich kaum in nächster Zeit eine eigene  ortsbasierte Dienste Applikation entwickeln lassen. Zumal die StudiVZ Nutzer in ihrem Nutzungsverhalten doch eher konservativ sind und dem ganzen SchnickSchnack (dem aber die Zukunft gehört) bei Facebook eher skeptisch gegenüber stehen.

PS. Martin Weigert weißt übrigens in einem anderen Blogpost darauf hin, das 4 von 4 Studien zu Netzthemen fragwürdig sind.^^

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Facebook – Der Untergang für StudiVZ und Co?

Unter dem Titel Die Folge der Facebook-Dominanz: Deutsche Social Networks am Scheideweg gibt es bei netzwertig einen absolut lesenswerten Artikel darüber über Facebook. Am Beispiel Schweden wird erläutert, wie Social Network Marktführer alteingesessene nationale Netzwerke in die Bedeutungslosigkeit verbannte.
Die Frage die sich zu Recht stellt, ist ob eine ähnliche Entwicklung auch in Deutschland wahrscheinlich ist. Oder hängen die Deutschen zu sehr an ihrem StudiVZ, MeinVZ, SchülerVZ, Wer-kennt-wen oder gar an Lokalisten?

Problemkind VZNetzwerke

Die VZ Netzwerke, sind wie der Name schon sagt mehrere Netzwerke, die sich aber mehr oder weniger miteinander verbinden lassen. Lässt man den positiven Aspekt des, letzten Endes umgehbaren Jugenschutzes bei SchülerVZ beiseite, ist das eine ziemlich lästige Angelegenheit. Hier zeigt sich, dass der einstige Trumpf von StudiVZ von inzwischen zu einem Problem geworden ist. Waren es einst die Studenten als Early Adopters und Zugpferd des Social Networks, schließen diese nach dem Studium ihren Account und denken in der Regel nicht daran, zum hochgradig altbacken klingenden MeinVZ zu wechseln.
Wobei ich zumindest aus meinem Umfeld sagen kann, das viele StudiVZ Profile den Studienabschluss ihrer Besitzer nicht miterleben. Viele User kehren StudiVZ den Rücken zu. Sei das Datenschutzgründen oder weil sie einfach keinen Mehrwert in dem sozialen Netzwerk mehr sehen. Ersterer Grund mag zwar von hohen Idealen zeugen, aber wer fair sein will, muss den VZ Netzwerken zugestehen, dass sich etwas in Sachen Datenschutz getan hat und Facebook oder auch Google eine größer Datensammelwut antreibt. Aus diesem Grund preist StudiVZ sich ja inzwischen gerne als kleines deutsches Datenschutzparadies an, und macht so geschickt PR gegen Facebook.
Das weit größere Problem von StudiVZ ist der fehlende Mehrwert. Partyfotos sind für Nutzer die irgendwann einmal die Uni Richtung Arbeitswelt verlassen wollen eher ein Grund, StudiVZ zu verlassen, als dort aktiv zu sein. Der in den Anfangstagen des Studentenverzeichnis oft beschworene Gedanke, es bestünde die Möglichkeit alte Schulfreunde zu finden, gilt einerseits auch für Facebook und Co und war andererseits schon immer ein Scheinargument für soziale Netzwerke. Auch wenn wer seinen kompletten Abijahrgang als Freund hinzufügte, hat letzten Endes doch eher mit den Leuten in Kontakt gestanden zu denen eine engere soziale Bindung bestand. Der „Aha X studiert jetzt in Y das Fach Z – Effekt“ der einst den Reiz von StudiVZ ausmachte, ist nunmal keine Langzeitmotivation.
Das jedoch größte Problem, dass StudiVZ immer hatte und auch noch jetzt hat, ist seine Innovationsarmut. Es war immer ein Facebook Clon in rot, der sich erstaunlich langsam weiterentwickelte. Exemplarisch dafür ist immer das Fehlen von Hyperlinks gewesen. Wo Facebook sich heute selbst ins offene Internet katapultiert, sich mit diesem vernetzt und die Nutzerseiten von außen einsehen lässt, war StudiVZ immer ein in sich geschlossener Mikrokosmus. Wer einen Link teilen wollte, musste diesen kopieren und in die Browseradresszeile einfügen. Ein Usability Alptraum. Der noch größere Alptraum sind bei StudiVZ aber nach wie vor die Gruppen. Diese haben nie als Kommunikationskanal funktioniert sondern waren für gefühlte 90% der Nutzer nur eine lustige Erweiterung des Profils. „Ich glüh härter vor als du Party machst“, um nur eine dieser Juxgruppen zu nennen, erfüllt keinen kommunikativen Zweck sondern ist nichts weiter als ein Gag. Das Fehlen von Apps und Spielen hat mich hingegen nie wirklich gestört.Aber wer bei Facebook sieht, wie viele Freunde den halben Tag damit verbringen ihren virtuellen Bauernhof zu beackern, versteht wie sehr die Apps die Nutzer binden.

Was die Zukunft bringt

Eine derart ausgeprägte Analyse von Wer-Kennt-wen und Lokalisten spare ich mir an dieser stelle. Die Google-Statistik zeigt, dass es mit Wer-kennt-wen nach einem kleinen Boom schon wieder bergab geht und Lokalisten war niemals wirklich bedeutend. Aus der Google-Statistik geht klar hervor, dass die VZNetzwerke insgesamt zwar noch schlagkräftig sind, aber das gigantische Wachstum von Facebook macht nicht den Eindruck als würde sich stoppen lassen. Zumal der Funktionsumfang schon jetzt gewaltig ist und hinter diesem Social Network wesentlich mehr Kapital steht, dass sich in die Weiterentwicklung stecken lässt.
Ich kann mich Medienlese als nur anschließen und sagen, es harte Zeiten für die nationalen sozialen Netzwerke werden und dass es wahrscheinlich ist, das einige von ihnen in die Bedeutungslosigkeit abdriften werden. Wobei nicht gesagt ist, dass Facebook das Ende vom Lied ist.

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Die Macht des Internets – Wie eine Facebook-Kampagne die britischen Charts auf den Kopf stellte

Eigentlich sollte Weihnachten 2009 der große Durchbruch für Joe McElderry werden. Er hatte die ITV Casting-Show „X-Factor“ (das britische Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“) gewonnen und war dank riesiger PR-Maschinerie und Medienrummel dazu prädestiniert, mit seinem Titel „The Climb“ die Spitze der britischen Charts zu erobern. Wie schon alle X-Factor Gewinner in den Jahren zuvor.

Doch im Internet fand sich eine Gruppe von Menschen um den Musikfan Jon Morter zusammen, die das X-Factor-Monopol von Medien- und Musikbranche nicht mehr länger ertragen wollte. Ihr Wunsch: anstelle des glattgebügelten McElderry einen Protestsong auf der Nr.1 zu sehen. Die Wahl fiel auf den Titel „Killing in the Name“ der amerikanischen Rockgruppe „Rage Against the Machine“, die  ultimative Hymne des Rebellentums der 90er-Jahre. So gründete Morter im Social Network Facebook die Gruppe „RATM for Christmas No.1“ und schuf damit das spannendste Internet-Phänomen dieses Jahres. Bereits zum 10. Dezember schlossen sich über 550.000 Menschen der Gruppe an, die zum Kauf von „Killing in the Name“ aufrief. In den britischen Medien wurde die Geschichte zum Reißer: „RATM vs X-Factor“ war in Fernsehen, Presse, Blogs und natürlich Internetplattformen wie Twitter omnipräsent.

Dieser Fall zeigt die außergewöhnlichen Möglichkeiten des Internets als interaktives Massenmedium. Abseits des Mainstreams der etablierten Massenmedien kann sich hier jeder an der öffentlichen Diskussion beteiligen und eine Plattform für sein Anliegen finden. Somit bietet das Internet ein riesiges Macht- bzw. Mobilisierungspotential, man denke an den aktuellen Fall in England oder die Kampagne des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama.

Übrigens: „Rage Against the Machine“ eroberten mit „Killing in the Name“ tatsächlich die Spitze der britischen Charts zu Weihnachten, die Facebook-Gruppe zählt mittlerweile knapp 1.000 000 Mitglieder. Gründer Jon Morter konnte es selbst kaum fassen und kommentierte:

„It’s been absolutely mad this whole thing. To be Christmas Number one is insane isn’t it? It just goes to show if you use social networking in the right way you can do it.“

Marcel Wollscheid

Quellen:

http://www.nme.com/news/rage-against-the-machine/48816

http://www.welt.de/kultur/article5599608/Rage-Against-The-Machine-auf-Platz-1-mit-Uralt-Hit.html

http://www.nme.com/news/rage-against-the-machine/48972

Deutsche Politik(er) und das Web 2.0

Das sich die deutsche Politik mit dem Internet und seinen Möglichkeiten nicht so recht anfreunden will, ist wirklich keine neue Nachricht. Da aber PR Berater und ihre Politiker es für wichtig erachten über all präsent zu sein, fehlt kaum ein wichtiger Politiker auf den großen Community Homepages. Doch ist das wirklich nötig?

Prinzipiell mag es sicherlich nicht unsinnvoll sein ein funktionierendes Netzwerk im Internet zu haben, wie der Wahlkampf Obamas in den USA beweißt, allerdings spielt die Mobilisierung von Wählern in Amerika auch eine ganz andere Rolle. So findet man auf der Homepage von Obama dann auch einen regelmäßig geführten Blog, der zwar von seinem Team mit Inhalten gefüllt wird aber immerhin. Man findet Obama auch auf Myspace oder Facebook und auf beiden Plattformen hat er relativ gut ausgefüllte Profile, so dass man zum Beispiel rausfindet, dass Obama gerne der Pate guckt oder Miles Davis hört. Und damit erfüllt die Seite, neben dem Netzwerkcharakter als Selbstzweck, ihren Zweck Bodenständigkeit zu zeigen und dem Kandidaten ein „menschliches Gesicht“ zu geben schonmal relativ gut.

Wie sieht die Lage jetzt in der Bundesrepublik aus. Es gibt zum einen natürlich offizielle, große und gepflegte Projekte wie den Merkel Podcast, aber es gibt auch Merkels Facebook Seite. Und hier offenbart sich dann das Dilemma in dem Angela Merkel, aber auch Frank-Walter Steinmeier oder Guido Westerwelle in ihrer Beziehung zum Internet stecken. Beginnen wir mit dem „Selbstzweck“ solcher Communityauftritte, dem Netzwerkcharakter. Hat Merkel immerhin noch über 1400 Freunde, was für ein Profil auf einer amerikanischen Seite noch halbwegs akzeptabel ist, sieht es bei ihren Kollegen Westerwelle und Steinmeier deutlich trüber aus. Steinmeier ist trauriger Rekordhalter mit 12 Myspace-Freunden und auch Westerwells Facebook Seite hat nicht mehr als 42 Fans.  Das sind alles keine Netzwerke, die ienem die Brust vor Stolz schwellen lassen, wie vielleicht bei Obama mit seinen 1,8 Millionen „Freunden“.
Auch mit den Inhalten sind deutsche Politiker deutlich zurückhaltender, außer Presse Informationen, die man ohnehin überall zu lesen kriegt, die hier zweit- – naja wohl eher fünft- – -verwertert werden, gibt es auf den Auftritten der deutschen Politiker nicht viel zu holen.

Der Nutzen so eines Profils dürfte bei der Art geringer Beteiligung ohnehin schon gering sein. Wird aber durch den Inhalt noch deutlich gemacht, dass man die Seite zwar aus einem falschverstandenen Öffentlichkeitsbewusstsein braucht, aber man sich eigentlich nicht daraum kümmert, dann stellt sich doch die Gefahr ein, dass der Effekt Bürgernähe herzustellen, sich eher ins Gegenteil verkehrt. Denn er zeigt nur, dass Politiker sich zwar PR-mäßig auf alles einlassen, aber das ihnen tatsächlich nichts daran liegt. Mir erscheint es zusätzlich fragwürdig, ob es für „seriöse“ Politiker ratsam ist auf jeden schnellvorbeifahrenden Web 2.0 Zug aufzuspringen. Muss z.B. ein Fanz Müntefering wirklich Twittern (auch wenn es bisher so aussieht als würde er tatsächlich durchhalten regelmäßig selbst zu twittern)? Oder eben ein Steinmeier Myspacen? Ich weiß es nicht. Ob je ein Image- oder Inforamtiosngewinn durch halbherzige und informationsarme Web 2.0 Auftritte realisiert werden kann, steht für mich noch in den Sternen. An den Erfolg Obamas oder Kerrys (im letzten US Wahlkampf) werden deutsche Politiker allerdings so schnell nicht anknüpfen können, wenn sie das Medium Internet weiterhin nicht wirklich ernstnehmen. Egal ob das jetzt unfertige Myspace Seiten von Bundesministern oder unregelmäßig gefüllte Blogs von Bundestagsabgeordneten sind. Vielleicht ist aber auch Müntefering mit seinem Twitter und restlichem Webauftritt der erste deutsche Politiker, der das Internet wirklich ernstnimmt. Wir werden es sehen.