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Satire im Blitzlicht der Medien – Der Fall des Dieter N.

„Wenn man nicht wüsste, dass der Koran Gottes Wort ist, könnte man meinen, ein Mann habe ihn geschrieben.“

Provokante Worte, gut verpackt in Humor – quasi das, was gute Satire ausmacht.

Am 24.10.2014 veröffentlichte die Neue Osnabrücker Zeitung als Erste, dass der Kabarettist Dieter Nuhr (54) für diese und ähnliche Aussagen aus seinen Programmen von dem in Osnabrück lebenden Muslimen Erhat Toka verklagt wird. Die Anklage lautet „Beschimpfung von Religionsgemeinschaften„.
Auf eine Stellungnahme von Herr Nuhr wird hierbei verzichtet. Allerdings nicht freiwillig, so der zuständige Redakteur Rainer Lahmann-Lammert. Er habe mehrfach bei der Agentur des Kabarettisten angefragt, ob die Möglichkeit eines Interviews bestehe und dabei von Anfang an die von Herrn Toka geplante Demonstration am 25.10.2014 vor Nuhrs Auftritt in Osnabrück nicht unerwähnt gelassen.
Ein Termin wird  auch trotz seiner Ankündigung, den Artikel bereits vor dem Samstag der Show herausgeben zu wollen, erst auf den folgenden Dienstag gelegt. Nuhrs Begründung dazu lautete, dass er kein Aufsehen hatte erregen wollen. Ziel der Radikalen Islamisten sei gewesen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen, erzeugt durch die einprägsamen Schlagzeilen eines Skandals. Eine Äußerung seinerseits wäre damit pure „Werbung“ gewesen und genau das, was die Demonstranten sich erhofften. Er hatte angenommen, dass auch die Redaktion das berücksichtigen würde und war daher mehr als überrascht über das frühe Erscheinen des Artikels.

Doch im Prinzip hat nie wirklich jemand an die Verurteilung Nuhrs geglaubt. Sowohl in den Kreisen der Comedians, als auch unter den Persönlichkeiten der öffentlichen Medien, war man sich weit verbreitet einig, dass in diesem Fall nicht nur das Recht der freien Meinungsäußerung, das wir in Deutschland genießen, zum Tragen kommt, sondern viel mehr das der Kunstfreiheit, welches noch sehr viel tiefgreifender Kritik und Übertreibung zulässt.
Es ist die Aufgabe des Satirikers sich auf die Bühne zu stellen und durch Spott und Lächerlichkeit Missstände in unserer Gesellschaft anzuprangern und darauf aufmerksam zu machen. Nuhrs Kollege Lars Reichow meint dazu: „Wir Kabarattisten müssen mutig sein, wer soll es denn sonst machen?“

Tagtäglich wird die Bibel auf der Bühne genauso bloßgestellt wie der Koran und es kommt auch immer mal wieder vor, dass Beschwerden von Seiten des Vatikans eingehen, doch um dieses Ereignis mit Dieter Nuhr und dem Islam wird jetzt ein riesiger Hype  gemacht. Da fragt man sich doch, warum? Ist es nicht doch den sensationshungrigen Medien zuzuschreiben?
Laut Nuhr war „Tokas Ziel […] die Skandalisierung – und die Medien haben ihm den Gefallen getan.“ Wenn die ihre Story riechen, kann man „sich auf unsere Presse immer verlassen.
Die gute Nachricht ist, dass für dieses Mal aus genau dieser Aufmerksamkeit auch Vorteile gezogen werden konnten. Nuhr erhielt nicht nur unter seinen Kollegen, sondern auch millionenfach auf den Seiten seiner Social Network-Accounts von allen Seiten Unterstützung und Zustimmung.
Das Ermittlungsverfahren gegen Nuhr ist jetzt eingestellt und die stern-Leserin Cheeba McCheebs kommentiert: „Jeder der was gegen Nuhr zu sagen hat, darf das genau so machen wie Nuhr. Es ist fair, und wenn sich Nuhr über etwas lustig macht stirbt keiner„.

 

 

Quellen:

Neue Osnabrücker Zeitung

Frankfurter Allgemeine

Focus

Allgemeine Zeitung

Die Welt

Stern