Schlagwort-Archive: Antiislamismus

C’est l’encre qui doit couler, pas le sang.

Maskierte Männer, verwackelte Bilder, dann Schüsse.

Solidarische Karikaturen aus der ganzen Welt

Seit gestern Morgen macht ein grausiges Video die Runde: Von einem Privatgerät aus gefilmt, zeigt es die regelrechte Hinrichtung eines Polizisten auf offener Straße in Paris. Wer die Nachrichten mitverfolgt hat, weiß um was es geht. Gegen 11.30 Uhr am Mittwoch riss ein schreckliches Ereignis die französische Hauptstadt aus dem alltäglichen „traintrain“: Drei Unbekannte stürmten das Redaktionsgebäude der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und eröffneten das Feuer auf die Mitarbeiter. Einige der potenziellen Opfer fanden auf dem Dach des Pariser Gebäudes Schutz, doch für Direktor Stéphane Charbonnier und weitere elf Menschen war jegliche Flucht unmöglich. Der Zeichner, bekannt unter dem Namen „Charb“, sowie weitere Künstler und Polizisten fielen den Kalaschnikows der Täter zum Opfer und überlebten das fünf-minütige Blutbad nicht.

Es war die blutigste Attacke seit dem Zugattentat im Jahr 1961, die Frankreich gestern zerüttete. Die Bilder, die per Handy von Augenzeugen aus dem elften Arrondissement im Zentrum der Stadt aufgenommen wurden, erinnern nicht zu Unrecht an die Hinrichtungsvideos der Terrororganisation IS: Immer wieder erklingen Ausrufe wie „On a vengé le prophète!“ („Wir haben den Propheten gerächt!“) und „Allah Akbar“ („Allah ist der Größte“) seitens der Schützen. Viele Experten sind sich sicher: Es muss einen islamistischen Hintergrund für diese genauestens geplante Attacke gegeben haben. Nicht zum ersten Mal hatte das linksgerichtete Magazin den Zorn von Muslimen und Gläubigen auf sich gezogen: Immer wieder hatte die Redaktion des „Charlie Hebdo“ islamkritische Artikel und Karikaturen veröffentlicht, am Tag des Attentats selbst zierte eine Zeichnung zum thematisch passenden Roman von Skandalautor Michel Houellebecq das Cover der Zeitschrift. Makaber: Als hätte der Verfasser es geahnt, so steht auf Seite 7 des Heftes auf die Frage nach ausgebliebenen Attentaten in Frankreich die islamistische Antwort „Warten Sie es ab! Wir haben ja bis Ende Januar, um die Feiertagsgrüße zu überbringen“. Es sollte wohl früher schon zur Bestätigung dieser Aussage kommen…

Bereits seit 1969 reizt das Magazin mit dem Untertitel „Journal irresponsable“, also verantwortungslose bzw. unverpflichtete Zeitung, Vertreter jeglichen Standpunktes: Egal ob Politiker, Rechtsradikale oder eben Muslime, niemand blieb bisher vom Spott verschont. Höhepunkt der Provokation waren aber sicherlich die weltweit bekannt gewordenen Mohammed-Karikaturen, welche die Seiten der Zeitschrift mit Sprüchen wie „Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden“ zierten. Zur Folge hatten diese nicht nur Morddrohungen an die einzelnen Redakteure, sondern ebenfalls eine Brandattacke auf das damalige „Charlie Hebdo“-Gebäude im November 2011.

Die Annahme, dass der Angriff eine Reaktion auf die satirischen Darstellungen des Magazins war, bestätigen wohl am besten die schockierenden Szenen in den aufgenommenen Videos. Vermutlich seien die Täter Rückkehrer aus den Syrien- und Irak-Kämpfen, so Experten, denn ihr geschulter Umgang mit den Schusswaffen zeuge von Erfahrung mit Militär- oder Guerillaoperationen. Es gibt jedoch auch jene, die alternative Theorien im Netz vertreten: So unter anderem die für ihre politisch-kritischen Aussagen bekannte Aktivistengruppe Anonymous, welche die Gräueltat online als eine angezettelte „False-Flag-Operation“ bezeichnet, mit dem Hintergedanken Europa innenpolitisch zu destabilisieren. Wer die Auftraggeber sind und welchem Ziel diese Attacke dienen soll, wird sich hoffentlich bald herauskristalisieren. Momentan läuft die Suche nach den  Schuldigen auf Hochturen, neben über 3000 Polizisten fahndet ebenfalls die Anti-Terror Spezialeinheit Raid nach den flüchtigen Verdächtigen Cherif und Said Kouachi. Neben den beiden Brüdern, welche durch einen im Fluchtwagen gefundenen Personalausweis identifiziert werden konnten, soll ebenfalls der 18-jährige Hamid M. an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein. Dieser hielt sich  zur Tatzeit jedoch in seiner Schule auf und stellte sich nach mehrfacher namentlicher Erwähnung in sozialen Netzwerken der Polizei.

Auch wenn vieles an den Geschehnissen des 7. Januars zwielichtig erscheint, eine Sache müsse jedoch verdeutlicht werden, so die Rede von Präsident François Hollande am Ort des Verbrechens:

„Une attaque contre un journal, c’est une attaque contre la liberté d’expression. (…) Nous devons réagir avec fermeté, mais avec le souci de l’unité nationale (…). Nous sommes dans un moment difficile (…), nous savions que nous étions menacés, car nous sommes un pays de liberté.“

Kurz: Ein Angriff auf eine Zeitung sei einem Angriff auf die Redefreiheit gleichzusetzen und diese Tat werde nicht unbestraft bleiben. Frankreich sei ein freies Land, das besonders in solchen Krisenzeiten auf Zusammenhalt setzen müsse, so Hollande. Als Maßnahme wurde die Terror-Alarmstufe („plan vigipirate“) heraufgesetzt und weitere französische Medien, unter anderem die Redaktion der France 2, unter Polizeischutz gestellt.

Nicht nur internationale Politiker drückten den Opfern und Betroffenen ihr Mitgefühl aus, auch im Internet verbreitet sich die Empathie-Welle rasant: Soziale Netzwerke wie Instagram und Tumblr werden seit gestern dominiert von Posts mit den Schlagwörtern #JeSuisCharlie und #CharlieHebdo, und auch bei Facebook zeigen die Menschen ihre Anteilnahme durch Sharen und Posten von „Je suis Charlie“ Beiträgen und Bildern. Besonders Aufgerüttete drücken ihre Unterstützung der Rede- und Pressefreiheit durch Veröffentlichen von den im Magazin gedruckten Mohammed-Karikaturen aus und sammeln sich am heutigen Gedenktag in vielen europäischen Städten. Was der satirischen Presse wohl einen zerschmetternden Schlag versetzen sollte, ermutigt nun Journalisten, Künstler und Laien weltweit genau zum Gegenteil: Die Ausrufe nach dem Recht sich frei auszudrücken, auch in Medien, erhallen trotz allgemeiner Angst vor ähnlichen Anschlägen rund um den Globus und verstärken den Respekt vor jenen, die sich getraut haben, die kritischen Worte ebenfalls öffentlich zu machen.

„Ils voulaient mettre la France à genoux, ils l’ont mise debout!“, so die Devise eines Frankreichs, das jetzt in diesen traurigen Tagen mehr denn je  als vereinte Nation aufsteht und sich dieser Form von Unterdrückung widersetzen will.

"Je suis Charlie"
„Je suis Charlie“: Fassungslosigkeit am Gedenktag in Paris

 

Quellen:

http://www.rtl.lu/international/597084.html

http://www.spiegel.de/

https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv/posts/835560656490396:0

http://www.charliehebdo.fr/index.html

http://www.zeit.de/kultur/2015-01/charlie-hebdo-charb-geschichte

Für ein BUNTES DEUTSCHLAND!

In einer Online-Petition sprechen sich mehr als 75.000 Menschen gegen PEGIDA aus.
Aufgrund der aktuellsten Demonstration in Dresden, die die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) am 22. Dezember veranstalteten, konnte man leicht den Eindruck bekommen, dass die gutbürgerliche Mitte Deutschlands immer mehr in rechtes Denken abrutscht, immerhin waren bei dieser Demo gut 17.500 Männer und Frauen anwesend, die laut eigenen Aussagen „Gewaltfrei und vereint gegen Glaubenskriege auf deutschem Boden“ sind. Allerdings kommen die „Drahtzieher“ dieser Bewegung allesamt aus der rechtsextremen Szene, an erster Stelle ist hier Lutz Bachmann zu nennen, der vorbestrafte, als ausländerfeindlich eingestufte Begründer und Sprecher der PEGIDA.
Da die Gegendemonstrationen gegen diese Gruppierung immer noch wesentlich weniger Menschen umfassen(nichtsdestotrotz steigt die Zahl der Aktivisten: in München gingen kurz vor Weihnachten immerhin 12.000 Demonstranten gegen PEGIDA auf die Straße),dachte sich der 49-jähriger Hannoveraner Karl Lempert, dass man auch online gegen diese islamfeindliche Gruppe mobil machen könnte. Also initiierte er auf change.org (https://www.change.org/p/1-mio-unterschriften-gegen-pegida-nopegida )eine Petition gegen PEGIDA.
Bislang unterschrieben dort über 75.000 Menschen (genau: 76.029, Stand 27.12.2014, 11:18), begründet zum Beispiel damit, dass Deutschland weiter so weltoffen wie zur Fußballweltmeisterschaft 2006 bleiben soll (Rüdiger Dierks), oder dass man nicht zu den „Blödbürgern“ gehören möchte, die blind Fremdenfeindlichen hinterher rennen (Angelika Metzger-Weiser).
Lemperts Ziel sind 1.000.000 Unterschriften, und es erscheint sehr wahrscheinlich, dass er dies erreichen wird, angesichts der minütlich wachsenden Zahl von Unterschriften( am 27.12.2014 um 11:28, sind es schon 76.479 Unterschriften, also 450 Unterschriften in 10 Minuten).
Mit seiner Aktion möchte er erreichen, dass sich deutlich herauskristallisiert, dass die Deutschen in der Mehrheit eben nicht gegen den Islam und gegen Immigranten sind, sondern ein weltoffenes Volk, dass aus vielen Menschen jeglicher Couleur besteht und nicht aus einem Haufen fremdenfeindlicher Wutbürger. Und hierzu eignet sich das Internet perfekt, da eine Bekennung zu einer bestimmten Sache nun einmal immer mehr im Netz und immer weniger direkt auf der Straße ausgetragen wird, was aber nicht unbedingt weniger Nachdruck hat.
Ich persönlich bin mir sicher, dass Lemperts Petition schon bald die Eine-Million-Marke geknackt haben wird und kann nur empfehlen, den eigenen Namen darunter zu setzen, da man mit einem sehr geringen Aufwand zeigen kann, für welches Deutschland man ist.

Kleiner Nachtrag:Am 27. Dezember 2014 um 12:18 sind es dann schon 79.413 Petitions-Unterschriften.

 

Hier noch einmal der Link zur Online-Petition gegen Pegida:
https://www.change.org/p/1-mio-unterschriften-gegen-pegida-nopegida

Sonstige Quellen:

Stern-Artikel zur Aktion von Karl Lempert

Wikipedia-Artikel zum PEGIDA-Gründer Lutz Bachman

Facebook-Seite der PEGIDA

PEGIDA-Demo am 22.12.

Was ist eine Online-Petition?