Früh am Morgen klingelt der Wecker und wenig später ist schon der Kaffee durchgelaufen. Aber was mich noch schneller als die Vorfreude auf den heißen Kaffee aus dem Bett hat aufstehen lassen, ist die Neugierde auf die Nachrichten in der Zeitung. Auf dem Küchentisch liegt etwas, das auf den ersten Blick wie ein Schnellhefter mit transparenter Folie aussieht. Am rechten Rand dieser seidig glänzenden und transparenten Folie im DIN A4 Format blinkt eine grüne LED. Die flexible einige Millimeter dicke Folie hat an ihrer rechten Seite einen ca. 4 cm breiten Rand, der als Griff und Steuerungsleiste dient. Das grüne blinkende LED-Lämpchen signalisiert mir, dass sich das E-Paper über meinen WLAN-Anschluss bereits die abonnierte Tageszeitung in elektronischen Format aus dem Netz heruntergeladen hat. Es ist also kein Schnellhefter sondern ein E-Paper, eine elektronische Zeitung auf einer Art elektronischem Papier, das physikalisch greifbar ist und vor mir auf dem Tisch liegt.
Und dieses E-Paper hat, als ich noch im Schlaf lag, ganz einfach automatisch meine abonnierte Tageszeitung über das Internet heruntergeladen. Mit einem Tastendruck auf der Bedienleiste starte ich das lautlose Gerät und 2 Sekunden später die Lektüre. Mit dem Zeigefinger navigiere ich über den touchscreen. In der Vollbildansicht überfliege ich die Titelseite. Zur Lektüre ändere ich dann die Zoomstufe.
Aber nicht die ganze Zeitung und nicht nur eine einzige Tageszeitung habe ich abonniert, sondern nur bestimmte Ressorts/Themenbereiche für jeweils 5 ? monatlich, die ich mir aus verschiedenen Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Zeitschriften zusammengestellt habe. Der Sportteil landete bei mir früher eh immer ungelesen im Altpapier. Daher habe ich jetzt nur 4 Themenbereiche abonniert, die mich auch wirklich interessieren. Und diese beziehe ich aus 4 verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften.
Da ich aber gleich schon aus dem Haus muss, packe ich das E-Paper in den Rucksack zwischen andere Ordner, Hefte und Papierblöcke und nehme es lieber gleich im Bus wieder aus der Tasche, um weiter zu lesen. Meinen Laptop möchte ich zum Zeitunglesen nicht ständig benutzen und mit mir herumschleppen, da er zu schwer, zu laut, zu empfindlich und vor allem zu unhandlich ist. Mein Smartphone ist auf Dauer auch ganz einfach zu klein dazu.
So, oder so ähnlich könnte es eines Morgens aussehen, wenn das E-Paper dann mal auf dem deutschen Markt eingeführt worden ist und die Zeitungen und Zeitschriften (Verlage) ihre journalistischen Inhalte für das E-Paper anbieten.
Aus deutscher Sicht erscheint einem diese ganze E-Book und E-Paper Geschichte aber eher als eine Art Fata Morgana. Das sogenannte E-Book gibt es nun schon seit genau 10 Jahren. Schon vieles habe ich in der Presse darüber gelesen, aber zu Gesicht bekommen habe ich bis heute noch keines. In den USA scheinen solche Reader aber schon weiter verbreitet zu sein und die Hersteller wie Sony und Amazon bringen schon neue E-Book Generationen auf den Markt.
Was mich aber am meisten verwundert ist die Passivität der deutschen Verlage in Bezug auf die Entwicklung des E-Papers, des perfekten mobilen Lesegerätes ihrer E-Zeitungen. Was lässt die Printmedien-Branche eigentlich so stoisch verharren, wo sie doch im wahrsten Sinne des Wortes am Absaufen ist. Online verdienen sie ja auch kein Geld. Es scheint so, als verließe man sich ganz auf die Elektronik-Industrie, die aber ihre Termine für die dt. Markteinführung der Geräte ständig nach hinten korrigiert. Müssten die Verlage nicht auch an der Entwicklung partizipieren, sei es beispielshalber dadurch, dass sie Geld in die Entwicklung fließen lassen ?
Was sagt Ihr dazu?