Archiv der Kategorie: Printmedien

125,3 Elektronenvolt, aber was hat das mit Gott zu tun?

Der 4. Juli 2012 versetzte die Welt der modernen Physik in einen Aufruhr, der weit über die Grenzen der Wissenschaft hinaushallte. Am CERN, dem Europäischen Institut für Kernforschung in der Schweiz wurde ein neues Elementarteilchen mit der Masse 125,3 Elektronenvolt (ca. 10^-25 kg) entdeckt. Diese Meldung dürfte für Nicht-Physiker zunächst mal recht unspäktakulär sein, schließlich wird doch ständig irgendwo irgendwas entdeckt. Allerdings stellte sich bald heraus, dass es sich bei dem gefundenen Teilchen höchst wahrscheinlich um das berühmte Higgs-Boson handelte. Dieses Higgs-Boson, benannt nach seinem Quasi-Entdecker Peter Higgs zeichnete sich bislang vor allem dadurch aus, dass es noch nicht gefunden wurde. Seine Existenz war theoretisch nachgewiesen, einzig der tatsächliche physische Beweis fehlte als letzter Baustein zur Verifizierung der derzeit als gültig betrachteten physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Gut 40 Jahre lang mühten sich Physiker in aller Welt nun das Higgs-Boson nachzuweisen, was lange Zeit als nicht gerade aussichtsreiches Unterfangen galt. 1993 wollte nun der Physiker Leon Ledermann ein Buch über das Higgs-Boson veröffentlichen, unter dem schönen Titel „The Goddamn Particle“, was sich auf die frustrierenden Versuche beziehen sollte, das Higgs-Boson aufzuspüren. Leider war dieser Titel dem Verlag ein bisschen zu offensiv, weshalb man „damn“ kurzerhand aus dem Titel strich. Übrig blieb „The God Particle“ und dies ist für eine Entdeckung wie die Gestrige ein Schlagwort wie es sich die Vertreter der publizistischen Medien nicht schöner hätten ausdenken könnten.

Darum wimmelte es gestern in sämtlichen Zeitungen, Onlineblogs, Nachrichtensendungen usw. vom „Gottesteilchen“. An vorderster Front (im deutschsprachigen Raum) wie üblich die Bild, die mit „Gottesteilchen“ um sich feuert als hätte sie einen Werbevertrag für diesen Modeausdruck, doch auch Blätter wie der Spiegel, die FAZ, der Stern, die Welt und viele andere geizten nicht mit dem Gottesvergleich. Dies mag auf den ersten Blick verständlich sein, denn wahrscheinlich kann der Durchschnittsleser alleine mit dem Titel „Higgs-Boson“, geschweige denn mit den genannten Massezahlen nicht gerade viel anfangen. Um eine wichtige Nachricht zu verbreiten braucht man eben einen zumindest wichtig-klingenden Titel, und da kommt „The God Particle“ gerade recht. Entschließt sich der geneigte Leser dann jedoch einen näheren Blick auf die jeweiligen Artikel zu werfen, bleibt der Gottesbezug meist auf der Strecke. Die Erklärungsversuche für diese Titulierung beschränken sich entweder auf „weil das Teilchen so wichtig ist“ oder auf die noch spartanischere Variante „weil es eben so genannt wird“. Bloß von wem? Von den Physikern in CERN? Tatsächlich sind es nur die Medien selbst, die diese Bezeichnung benutzen und etabliert haben. Ob man sich daran nicht erinnern kann oder es lieber garnicht will sei einfach mal dahingestellt. Was bleibt ist eine bewusste Irreführung der Leser zugunsten der Prägnanz, denn mit Gott hat das Higgs-Boson herzlich wenig zu tun.

 

Bild.de:“ Gottesteilchen entdeckt!“ http://www.bild.de/news/ausland/cern/gottesteilchen-entdeckt-25001752.bild.html (Abruf am 05.07.2012)

Freistetter, Florian: „Liebe Medien: Das Higgs-Boson ist kein „Gottesteilchen“!“ http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/07/liebe-medien-das-higgs-boson-ist-kein-gottesteilchen.php (Abruf am 05.07.2012)

Spiegel Online: „Physiker feiern Durchbruch bei der Gottesteilchen-Suche“ http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/higgs-boson-cern-gibt-entdeckung-von-teilchen-am-lhc-bekannt-a-842478.html (Abruf am 05.07.2012)

Sueddeutsche.de: “ „Danke, Natur“ “ http://www.sueddeutsche.de/wissen/higgs-teilchen-entdeckt-danke-natur-1.1401966 (Abruf am 05.07.2012)

Faz.net: „Gottes-Teilchen: Higgs-Boson entdeckt?“http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/gottes-teilchen-higgs-boson-entdeckt-11807864.html (Abruf am 05.07.2012)

Stern.de: „Jubel bei der „Gottesteilchen“-Suche“ http://www.stern.de/wissen/kosmos/hinweis-auf-higgs-boson-jubel-bei-der-gottesteilchen-suche-1851063.html (Abruf am 05.07.2012)

60 Jahre Bild

Wer von euch hat sich auch so gewundert wie ich, als er vorletztes Wochenende eine Bildzeitung in seinem Briefkasten fand?

Als nichtregelmäßige Bild-Leserin ist es an mir völlig vorbei gegangen, dass dieses Blatt schon 60 Jahre wird. Zuerst wollte ich die Zeitung einfach wegschmeißen, doch dann hab ich gedacht „Wirf doch mal nen Blick rein“. Ich lese Bild nie, vielleicht habe ich diese Zeitung bisher 10 mal in meinem Leben gelesen. Ich kann Menschen nicht verstehen, die Bild als Zeitung lesen und sich ihre politische Bildung daraus ziehen. Für mich ist Bild keine Zeitung, sondern nichts weiter als ein Boulevardblatt. Doch eben diese Bild gewinnt den Henri-Nannen-Preis oder den renommierten Herbert-Quandt-Medienpreis. Da stimmt doch was nicht?!

Bild polarisiert, provoziert und beleidigt. Doch eben ohne diese Bild sähe die Medienlandschaft vielleicht auch sehr langweilig aus. Kai Diekmann, der Chefredakteur der Bild sagt:

Die „Bild“-Zeitung will nicht die beliebteste Zeitung des Landes sein. Journalismus ist auch kein Beliebtheitswettbewerb. Diese Zeitung will unbequem sein, und sie will aufregen. Das ist der Markenkern von „Bild“. Und wenn Sie aufregen wollen, müssen Sie Leuten auf die Füße steigen, provozieren, polarisieren. Dann müssen Sie mit Ihren Geschichten, mit den Schlagzeilen, mit der Gestaltung an Grenzen gehen, manchmal auch an die Grenzen des guten Geschmacks.

Damit hat er wohl Recht, Bild geht oft an die Grenzen des guten Geschmacks und oft fragt man sich, wer sowas lesen bzw . wissen will. Doch es ist das gemeine Volk und wahrscheinlich auch viele, die gar nicht zugeben wollen, dass sie Bild lesen, die eben darauf anspringen.

Die Bild rühmt sich damit für jeden zu schreiben. Jeder kanns verstehen und jeden betriffts.

Anders als die „FAZ“ oder die „Welt“ berichten wir nicht nur darüber, was in der Welt los ist, sondern wir versuchen auch, darüber zu berichten, wie das, was passiert, von den Menschen empfunden wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser emotionale Zugang bei vielen Geschichten direkter zur Wahrheit führt als das Bemühen um Ratio und Logik.

Bild spricht die Emotionen der Leser an und hat damit Erfolg, denn sie ist mit 12 Millionen Lesern die meistgelesene Zeitung Deutschlands und sogar europaweit. Irgendwas muss diese Zeitung also ziemlich richtig machen.

Bild wird von vielen Menschen kritisiert für ihren Journalismus und für ihre Meinungsmache. Doch gibt man der Bild-Zeitung nicht eben damit die Plattform, um so erfolgreich zu sein. Wenn nicht über sie so sehr gestritten und gesprochen würde, wäre diese Zeitung vielleicht auch nicht so mächtig. Macht Bild Meinungen oder nimmt sie nur Meinungstrends auf und gibt sie wieder? Anscheinend hat die Bild aber einen großen Einfluss auf die Meinung der Bevölkerung und das finde ich zum Teil fatal. Ich finde, dass die Bild ihre Machtposition oft missbraucht, um gegen andere zu hetzen und sie durch den Dreck zu ziehen. Dabei ist es mir egal, ob das alles qualitativ richtig recherchiert ist. Man kann auch qualitativen hochwertigen Journalismus machen und trotzdem nicht so ausfallend berichten.

Ich werde diese Zeitung auch in Zukunft meiden und nachdem ich jetzt doch mal drin gelesen habe, hat sich diese Meinung nur verfestigt.

 

Quellen:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article106737780/Schlechtes-Gewissen-Kai-Diekmann-sagt-Nein.html

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1670186/60-Jahre-Bild-Tagtaegliche-Polarisation#/beitrag/video/1670186/60-Jahre-Bild-Tagtaegliche-Polarisation

Bildzeitung vom 23./24. 6. 2012

Studie Hans Bredow Institut: Tagesschau, Google und BILD: Was den Deutschen für ihre politische Meinungsbildung wichtig ist

Das Hans Bredow Institut hat eine spannende Studie zur Mediennutzung der Deutschen raus gebracht, die es komplett oder in Auszügen online gibt.

Da dies mehr ein praktischer Hinweis an Studenten sein soll (falls sie das Blog hier überhaupt selber freiwillig lesen) poste ich jetzt die PM dazu. Ich muss ja keine Blogbeiträge mehr schreiben^^ 

Das Fernsehen ist nach wie vor die wichtigste Quelle für die politische Meinungsbildung, so das Ergebnis einer Studie des Hans-Bredow-Instituts, die heute in Berlin dem Bundestagsausschuss für Kultur und Medien vorgestellt wurde. Die Studie „Informationsrepertoires der Deutschen“ basiert auf einer bundesweiten repräsentativen Befragung von gut 1000 Personen ab 14 Jahren. Sie untersuchte, welche Angebote aus der Sicht der Bevölkerung für ihr eigenes Informationsverhalten am wichtigsten sind. „Auch in den heutigen digitalen Medienumgebungen spielen die etablierten Medien Fernsehen und Zeitung nach wie vor eine wichtige Rolle. Das Internet ist aber mittlerweile zu einem wesentlichen Faktor auch für die politische Meinungsbildung geworden. Auffällig ist vor allem, dass mit Google und Facebook auch solche Angebote dazu gehören, die selbst keine politischen Inhalte anbieten. Diskussionen um Medienvielfalt und den Einfluss von Medien auf die Meinungsbildung müssen daher einen medienübergreifenden Ansatz verfolgen“, so Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts.Für die politische Meinungsbildung sowie für Informationen über das Weltgeschehen und über Deutschland ist das Fernsehen mit jeweils mehr als 40 Prozent der Nennungen das wichtigste Medium. Die Zeitungen liegen jeweils mit rund 20 Prozent der Nennungen auf dem zweiten Platz, es folgen das Radio und das Internet. Für Informationen über die Region ist hingegen für 40 Prozent der Befragten die Zeitung die wichtigste Quelle.Bei den 14- bis 29-Jährigen ist die Bedeutung des Internets deutlich größer; aber auch bei ihnen ist das Fernsehen für die politische Meinungsbildung und die Zeitung für Informationen über die Region das meistgenannte Medium.In allen Altersgruppen wird die „Tagesschau“ am häufigsten als wichtigstes Einzelangebot für die politische Meinungsbildung genannt; in der Gesamtbevölkerung folgen dann Google und BILD. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen neben der „Tagesschau“ Online-Angebote – an sechster Stelle wird Facebook genannt – sowie private Nachrichtenkanäle und BILD im Vordergrund.Die Studie wurde im Rahmen des Vorhabens „Erfassung und Darstellung der Medien- und Meinungsvielfalt in Deutschland“ des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) durchgeführt. Ein ausführlicher Projektbericht ist auf der Website des Hans-Bredow-Instituts abrufbar. Die Studie basiert auf einer telefonischen Befragung, die Enigma GfK zwischen dem 19. Mai und 3. Juli 2011 im Auftrag des Hans-Bredow-Instituts durchgeführt hat. Insgesamt wurden 1.007 Personen befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für deutschsprechende Personen im Alter ab 14 Jahren aus Haushalten mit Telefonfestnetzanschluss in Deutschland.

Ein Link auf Papier(?)

Nun ist ein auf Papier abgedruckter Link in der heutigen Zeit nichts wirklich besonderes mehr, werden viele sagen. Dem ist auch so. Eine Variante allerdings, die mehr oder weniger neu ist, scheinen die so genannten Quick Response Codes (QR-Codes) zu sein.

Gesehen haben wir sie wahrscheinlich alle schon einmal: kleine schwarze Quadrate, auf deren Fläche noch kleinere, scheinbar willkürlich verteilte schwarze und weiße Kästchen zu sehen sind. Während sie für das menschliche Auge keinen Sinn ergeben, können Computer damit eine ganze Menge anfangen. Denn scannt man einen solchen QR-Code mit dem Handy ein, wird man unverzüglich auf die entsprechende Internetseite weitergeleitet, die inhaltlich mit dem Artikel verknüpft ist, in dessen Frame der Code auftaucht.

Vorreiter dieser zweidimensionalen Barcodes ist der Springer-Verlag, genauer dessen Tabloid Welt kompakt. Schon 2007 erschienen die QR-Codes regelmäßig als inhaltliche Ergänzung zu den veröffentlichten Artikeln. Ob sie von den Rezipienten oft oder überhaupt genutzt werden, legt der Springer-Verlag nicht offen. Doch da die QR-Codes weder viel Platz brauchen, noch sonderlich kostenintensiv sind, erscheinen sie weiterhin als kleine Wegweiser zu weiteren Informationen. [1]

Durch einen Artikel in einer Ausgabe der Journalistik (s. Quellen) darauf aufmerksam geworden, begegnen mir diese Barcodes nun immer häufiger. Noch am selben Tag fiel ein Supplement aus der aktuellsten Ausgabe des aud!max (s. Quellen): Campus Cooking. In diesem Heftchen werden schnelle, unkomplizierte Gerichte für Studenten von den Köchen Stefan Wiertz und Kevin von Holt präsentiert. Blättert man Campus Cooking einmal durch, findet man insgesamt sechs Rezepte, denen jeweils ein QR-Code hinzugefügt wurde. All diese Codes führen zu Videos, in denen die beiden Köche die Zubereitung der besagten Rezepte präsentieren. [2] – Des Weiteren sind mir die QR-Codes nun auch in Prospekten diverser Supermärkte und Fachläden aufgefallen. Bei manchen dachte ich, dass das eine durchaus sinnvolle Ergänzung sein kann, bei anderen habe ich mich wiederum gefragt, was dabei denn herauskommen soll. (In Ermangelung eines Smartphones konnte ich dem auch leider nicht auf die Spur gehen.)

Bleibt die Frage zu klären, ob diese Barcodes eine nützliche Erfindung sind, die unser alltägliches Leben mit zusätzlichen Informationen o.ä. bereichern können. Oder ob sie doch in die Richtung verschwendeter Druckerschwärze gehen und getrost fallengelassen werden können. Wie so oft wird das wohl wieder jeder für sich entscheiden (und ggf. verwenden) müssen.

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[1] Westermeier, Carola (2012): QR-Codes als „Links in der Zeitung“ – Erfolg oder Fehlschlag? in: Fengler, Susanne (2012): Journalistik. 2012/01, s. 8.

[2] Telekom Deutschland GmbH (2012): Campus Cooking. Supplement in: aud!max Medien GmbH (2012): aud!max. 2012/06.

Achtung! Hier kommt ein Skandal! (Vielleicht.)

„Bild der Frau“, „Frau mit Herz“, „Frau ohne Herz“, „die aktuelle“, „7 Tage“ – wer wissen will, was in der Welt der Promis, der Schönen (und oft Reichen) gerade abgeht, der wird sie kennen, die Zeitschriften mit dem großen Klatsch-Content. Ihre Daseinsberechtigung ziehen sie nicht unbedingt aus dem beiliegenden TV-Programm, sondern vielmehr aus der Enthüllung von skandalösen Vorfällen in europäischen Königshäusern, von denen sonst nie jemand etwas mitbekommen hätte. Und eigentlich auch niemand mitbekommen muss.

Der Autor Stefan Niggemeier führt auf seinem Blog eindrucksvoll vor, was hinter den oftmals so reißerischen Titelschlagzeilen dieser Klatschzeitschriften steckt – nichts als heiße Luft. Mit aufgeblasenen Titeln werben die Blätter am Zeitschriftenstand um Leserinnen, versprechen ihnen den skandalösesten Skandal aller Skandale und tun am Ende doch nichts anderes, als die Käufer in die Irre zu führen.

Niggemeier erklärt das System der Klatschblätter am Beispiel der „aktuellen“ vom 28. April:

»Oh nein! Samuel Koch: Dramatischer Sturz aus dem Rollstuhl!« bedeutet, dass Koch in seiner gerade erschienenen Autobiographie unter anderem auch beschreibt, wie er einmal aus seinem Rollstuhl gefallen ist.

Und »Also doch! Nicolas Sarkozy & Carla Bruni: Steht ihre Ehe vor dem Aus« hat den faktischen Hintergrund, dass Sarkozy die erste Runde der Präsidentschaftswahlen verloren hat und die »aktuelle« sich nicht vorstellen kann, dass die Bruni mit einem Verlierer zusammen sein will.

Dieses Vorgehen ist nicht nur aus medienethischer Sicht ziemlich perfide, es birgt auch interessante Fragen zum Umgang der Medien mit Sprache. Die Sprache ist ein zentrales Element aller Medien, ohne sie sind Medien undenkbar. Gerade Journalisten sollten sich darüber im Klaren sein, was sie mit Worten bewegen können und wie viel Macht tatsächlich hinter einem Text, einer Schlagzeile steckt. Sie sollten Sprache nicht nur als reines Werkzeug einsetzen, sondern auch als ihr wichtigstes Gut betrachten, mit dem sie Öffentlichkeit herstellen und lenken können.

Besagte Klatschblätter wissen natürlich ganz genau, was sie tun, wenn sie wieder einmal aus einer Mücke einen Elefanten machen: Sie wollen verkaufen, sie müssen es sogar. Je reißerischer der Titel, je aufregender und vielversprechender die Schlagzeile, desto besser der Absatz. Aber sie übersehen dabei, welchen Effekt sie damit auf Dauer bei ihren Lesern auslösen könnten: Den Verlust ihrer journalistischen Glaubwürdigkeit.

Dem Großteil der Käufer dürfte es vielleicht nicht auffallen, dass sich der im Titel angekündigte „Skandal“ um Nicolas Sarkozy im Heft plötzlich in nichts auflöst. Dazu verpacken die „Journalisten“ der Klatschblätter ihre Storys zu professionell. Doch irgendwann bleibt bei dem einen oder anderen vielleicht doch mal der Gedanke hängen, dass an den Titelstorys irgendwie nie wirklich was dran ist.

Ob sich die Macher von „Frau mit Herz“ & Co darüber Gedanken machen, darf angesichts der konsequent durchgehaltenen Täuschung ihrer Kunden eher bezweifelt werden. In Verlagskreisen regiert die Kurzsichtigkeit mit eiserner Hand, wie es scheint. Was bleibt, ist ein bitterer Beigeschmack bei jeder „Schlagzeile“. Und die Frage, wo echter Journalismus aufhört. Manche Redaktionen, so scheint es, haben die Grenze längst überschritten.

Und es nicht bemerkt.

 

Henri Nannen Preis für die ‚Bild‘

Freitagabend wurde zum achten Mal der Henri Nannen Preis verliehen, welcher Bestleistungen im deutschsprachigen Print- und Onlinejournalismus auszeichnet. Es ist einer der wichtigsten Journalistenpreise in Deutschland.

In der Kategorie „Beste investigative Leistung des Jahres“ wurden die ‚SZ’ und die ‚Bild’ zum Sieger gekürt, da sich die Jury zum ersten Mal bei der Abstimmung nicht einigen konnte (fünf Stimmen für ‚Bild’, fünf Stimmen für die ‚SZ’, zwei Enthaltungen).

Die ‚SZ’ wurde für die Aufdeckung der „Formel-1-Affäre“ bei der BayernLB ausgezeichnet, die ‚Bild-Zeitung’ für ihren Beitrag: „Wirbel um Privatkredit – Hat Wulff das Parlament getäuscht?“

Die Redakteure der ‚SZ’, Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter, lehnten den Nannen Preis aus Protest gegen die Auszeichnung der ‚Bild’ ab. Leyendecker verkündete, dass er und seine Kollegen den Preis nicht annehmen werden und spricht von einer „unerträglichen Aufwertung“ der ‚Bild’ durch den Henri Nannen Preis.

Bereits vor der Preisverleihung gab es Diskussionen, ob ein Boulevardblatt wie die ‚Bild’ mit einem so renommierten Preis ausgezeichnet werden darf und somit auf die Ebene des seriösen Journalismus „aufsteigt“.

Die Meinungen spalten sich. Auf der einen Seite heißt es, die ‚SZ’ Redakteure übertreiben und stellen sich an, auf der anderen Seite findet man Verständnis für diese Reaktion und schüttelt den Kopf darüber, dass die ‚Bild’ geehrt wurde.

Wird durch den Nannen Preis die ‚Bild’ als seriös(er) angesehen? Oder wird der Henri Nannen Preis von nun an als weniger wichtig angesehen? Doch auch mit Nannen Preis bleibt die ‚Bild’ ein Boulevardblatt und ist keinesfalls mit seriösen Angeboten wie der ‚SZ’ gleichzusetzen.

Quellen:

bos/dpa/dapd (2012): „SZ“- Redakteure lehnen Henri-Nannen-Preis ab, Spiegel Online, URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sz-lehnt-henri-nannen-preis-ab-a-832759.html, [14.05.12]

Pohlmann, Sonja (2012): „Henri“, alleingelassen, Tagesspiegel, URL: http://www.tagesspiegel.de/medien/boulevard-versus-qualitaet-henri-alleingelassen/6624816.html, [14.05.12]

Pohlmann, Sonja (2012): SZ-Journalisten lehnen Henri-Nannen-Preis ab, Tagesspiegel, URL: http://www.tagesspiegel.de/medien/eklat-bei-preisverleihung-sz-journalisten-lehnen-henri-nannen-preis-ab/6623602.html, [14.05.12]

 

 

Die Krise der Printmedien und der Kindle eReader

Schon seit einiger Zeit wird über die Krise der Printmedien diskutiert. Während die Nutzung von Tageszeitungen insgesamt abnimmt, wird das Internet immer häufiger benutzt. (1) Die meisten Tageszeitungen sind allerdings inzwischen auch im Internet vertreten. Daher besteht die Diskussion, ob es künftig zu einer Substitution oder Komplementarität alter durch neue Medien kommen wird: Ist das Internet eine Hilfe für die Printmedien und führt dazu, dass alte und neue Medien komplementär genutzt werden und die insgesamte Nutzung wieder zunimmt? Oder ist das Internet eher eine Konkurrenz der Printmedien und wird früher oder später zu deren Verdrängung führen? Zu beiden Perspektiven gibt es Theorien und Prognosestudien. (2)

Seit ein paar Jahren ist ein weiterer Teilbereich der Welt der Printmedien in digitaler Form verfügbar: Bücher. Die Rede ist vom Kindle eReader. Ein flaches, ziemlich kleines und leichtes Pad, auf dem man bis zu 1400 Bücher speichern kann!
Zunächst hört sich Kindle ziemlich praktisch an. Aufgrund des integrierten WLANS kann man ein Buch, eine Zeitung oder eine Zeitschrift innerhalb kürzester Zeit herunterladen und sofort anfangen zu lesen. Manche Bücher sind als Kindle-Version sogar umsonst erhältlich. Des Weiteren kann man seine ganze Bibliothek sozusagen immer in der Handtasche dabei haben.  (3)
Möglicherweise werden viele Leute aufgrund der Mobilität des eReaders und den teilweise kostenlosen Büchern, diese Version bevorzugen. Sicherlich gibt es aber auch viele, die an der ihnen bisher bekannten Form der gedruckten Bücher festhalten wollen. Viele finden vielleicht auch, dass es trotz der vielen Vorzüge des eReaders, einfach ein besseres Gefühl ist, ein richtiges Buch in den Händen zu halten als ein Pad.

Man kann sich also fragen, welche Auswirkungen der Kindle eReader hat.
Insgesamt wird heutzutage immer seltener gelesen – jeder vierte Deutsche liest nie (4). Wird nun aufgrund des eReaders insgesamt wieder mehr gelesen, weil sich die Leute zu der digitalen Form von Büchern mehr hingezogen fühlen als zu gedruckten Büchern? Wird Kindle komplementär zu Büchern genutzt oder fangen auch Leute, die sonst regelmässig gedruckte Bücher gelesen haben nun an, diese durch den Kindle eReader zu ersetzen? Es wird in näherer Zukunft sicherlich Studien geben, die sich mit diesen Fragen und den Entwicklungen im Bereich der Bücher auseinandersetzen.

Literatur:
(1) Ridder, Christa-Maria/Turecek, Irina (2011): Medienzeitbudgets und Tagesablaufverhalten; in: Media Perspektiven, 12/2011, S. 574.
(2) Mögerle, Ursina (2009): Substitution oder Komplementarität?: Die Nutzung von Online- und Print-Zeitungen im Wandel, Konstanz.
(3) Amazon.de (2012). URL:  http://www.amazon.de/Kindle-eReader-Wi-Fi-Display-deutsches/dp/B0051QVF7A/ref (Stand vom 18.04.2012).
(4) Taffertshoffer, B.(2008): Studie: Deutsche lesen weniger. So wird das nie was mit Pisa; in: Süddeutsche Zeitung, 04.12.2008. URL: http://www.sueddeutsche.de/kultur/studie-deutsche-lesen-weniger-so-wird-das-nie-was-mit-pisa-1.385516 (Stand vom 18.04.2012).

Deutsche lesen weniger

Ich möchte diesen Artikel dem Buch widmen. Meiner Meinung nach ein Medium, das viel zu sehr benachteiligt wird. Bücher sind überall – in der Schule, im Studium, im Beruf, in der Freizeit. Doch leider wird in Deutschland immer weniger gelesen, dafür immer mehr Fernsehen geguckt oder im Internet gesurft. Die „digitale, neuen“ Medien haben das Buch abgelöst.

Dabei wird und wurde mit Büchern so viel Geschichte erzählt und geschrieben, Geschichten erfunden und Wissen aufbewahrt. Doch leider wird immer mehr auf digitale Medien gesetzt, als auf das gute, alte Buch.

Die Deutschen lesen in ihrer Freizeit nicht mehr, dafür schlafen sie lieber aus, gehen Essen, machen Sport oder lesen Zeitungen oder Zeitschriften. Wenn man bei Google „Freizeitbeschäftigung der Deutschen“ eingibt, kommen Artikel, dass die Deutschen passiver geworden sind.

„Die meisten Freizeitaktivitäten sind Passivitäten“, sagte der Wissenschaftliche Leiter des Instituts für Zukunftsfragen, Ulrich Reinhardt.

Man will sich heute nach einem anstrengenden Arbeitstag einfach nur noch berieseln lassen und schaltet dafür den Fernseher ein. Dabei findet man Enstpannung doch viel mehr, wenn man nicht gleichzeitig zuhören muss und der kompletten Reizüberflutung ausgesetzt ist. Schön eingemummelt im Bett liegen und ein gutes Buch lesen – das ist Entspannung.

Der Reiz der Bücher liegt in der Möglichkeit seine eigene Fantasie zu benutzten, eigene Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Man ist mit sich allein und kann ganz in die Geschichte versinken. Mit einem Buch hält man etwas in der Hand und starrt nicht nur auf einen Bildschirm.  Das immer weniger gelesen wird, finde ich schade. Dabei gibt es so viele gute Geschichten.

Bücher sind als Informationsmedium immer noch ungeschlagen. Allein die ganzen Bibliotheken sprechen für sich, doch beispielsweise Studenten setzen bei ihrer Informationsbeschaffung immer mehr auf Internetquellen. Allein die Tatsache, dass Dozenten in Aufgabenstellungen reinschreiben, dass als Quelle mindestens ein Buch verwendet werden muss, spricht für sich.

Die Krise der Zeitungsverleger hat die Bücherbranche noch nicht erreicht und ich hoffe, dass dies auch nicht passieren wird.

 

 

Quellen:

http://www.welt.de/lifestyle/article13572503/In-der-Freizeit-sind-die-Deutschen-am-liebsten-passiv.html

http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Am-liebsten-sitzen-wir-faul-vor-dem-Fernseher-id16485096.html

Verkanntes Medium

Junge Medien leiden in der Regel unter Scharfer Kritik. So wurde zum Beispiel die „Massenpanik“ bei H.G Wells‘ Hörspiel War of the Worlds nie eine richtige Massenpanik: dies wurde von den damaligen Zeitungen vorgeworfen, in der Hoffnung die Unglaubwürdigkeit des Radio als ernstes Medium zu unterweisen.

In jüngerer Geschichte wurden D&D Spiel (tabletops RPG) vorgeworfen, Satanisten heraufzuziehen, und heutige Shooter-spiele scheinen für Terroristen die ideale Übung zum Amok-Lauf zu sein. So hielt es die Saarbrücker Zeitung es für nötig zu erwähnen, das der Akteur im neuliche Attentat im Frankfurter Flugplatz Ego-shooters (auch Ballerspiele genannt, für die Nostalgiker unter uns) spielte.

 

Der Schweizer Rodolphe Töppfer veröffentlichte 1833 seine Bildergeschichten, die grob gesagt die ersten modernen Comics waren: die Illusion der Zeit wurde durch Pannels wiedergegeben, die Zeichnungen waren karikaturistisch und die Themen humorvoll.

 

Der allseits bekannte Goethe (solltet ihr ihn nicht kennen, so treffe euch der Faust ins Gesicht) sagte folgendes über Töppfer:

Es ist wirklich zu toll! Es funkelt alles von Talent und Geist! Einige Blätter sind ganz unübertrefflich! Wenn er künftig einen weniger frivolen Gegenstand wählte und sich noch ein bißchen mehr zusammennähme, so würde er Dinge machen, die über alle Begriffe wären. (…) Töpffer scheint mir (…) ganz auf eigenen Füßen zu stehen und so durchaus originell zu sein, wie mir nur je ein Talent vorgekommen.

 

Nun, Comics werden immer noch als Frivol gesehen. Ein lustiges etwas, das man beim Erwachsenwerden beiseite liegt um sich ernste Sachen zu widmen, Richtige Bücher, ohne Zeichnungen, Reines Wort.

Man möge sich die Binde vor den Augen wegnehmen und eine über hundertjährige Kultur blicken.

In Frankreich und Belgien erlangen Comics mit der sechziger-Jahre Generation, die mit den Klassikern der Zeitschriften Pilote!, Spirou und Tintin aufwuchs, einen Status der hier unvorstellbar bleibt: Zitate aus Comics triefen in der Alltagssprache (zb. „Kalif anstelle des Kalifs werden wollen“ aus Tabarly’s Iznogoud, als Isnogud übersetzt worden), Comics findet man überall- ja selbst im Supermarkt- und ja, es gibt Comics nur für Erwachsene.

 

Dieser letzter Punkt ist, worauf ich kommen will: Erwachsene zeichnen diese Comics. Erwachsene, die Viele Jahre penibel geübt haben in der Kunst des Malens und des Geschichtenerzählens. Erwachsenen, die auch für andere Erwachsenen schreiben. Der Name Comics soll da nicht irreführen: zwar steht er für Komik und Frivoles, der Französische Bande Dessinée steht für Gezeichnete Bände. Es gibt Werke, die nichts komisches haben, und selbst solche die lustig sind können durchaus ernstes beinhalten.

 

So gibt es in Asterix und Obelix viele, viele Anspielungen (dessen Übersetzungen viel Muß kostete!) auf Kultur und Elemente sozialer Satire, die nur gebildete Menschen vertehen können. Der Italiener Hugo Pratt schrieb mit Corto Maltese einen erwachsenen, klugen, detaillierten Werk dessen Entdeckung nur wartet.

 

Womit anfangen? Hier ein paar übersetzte Werke, die ihr in der deutschen Sprache finden könnt. Die Sprachen der ersten Comic-Kritik.

 

Corto Maltese (Hugo Pratt)

Asterix und Obelix (Goscinny und Uderzo)

Pitt Pistol (Goscinny und Uderzo- ein verkannter Heidenspaß von einem Comic, das in Frankreich ein Sammlerwerk ist. In deutsch findet man ihn ganz leicht auf Amazon, und viel günstiger!)

Percy Pickwick (verschidene Autoren. Eine Mischung aus Krimi und Humor. der Band Mord ist Trumpf bekam wohlverdiente Preise und ist wohl einer der Besten der Serie)

Leutnant Blueberry (Jijé, vom Wilden Westen zum realistischen Comic)

Tim und Struppy (Hergé, erst als Erwachsener verteht man wieviel darin steckt)

Largo Winch (Van Hamme, Francq. Action, Thriller, Ökonomie. Der heutige Verkaufsschlager. Ich persönlich bin kein fan, aber vielleicht gibt es VWL-Studenten die die Dialogue durchlesen können)

Thorgal (Rosinski, Van Hamme. einer der besten Fantasy-comics überhaupt!)

 

 

Und hei, noch ein deutscher Comics-klassiker. Ja, das gibt’s: Nick Knatterton!

 

 

 

 

Quellen:

 

Understanding Comics: the invisible Art (Scott mcCloud, und eine Empfehlung)

Saarbrücker Zeitung

Die Zeit

Eine Geschichte Töppfers auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Toepffer_Cryptogame_13.png&filetimestamp=20050716162036

http://www.comedix.de/lexikon/special/albert_uderzo/werk/pitt_pistol.php

Wikipedia

Die Comicssammlung zu Hause (allein dafür lohnt es sich, fließend Französisch zu können)

Warum blicken wir zurück?

Jedes Jahr kurz vor Silvester passiert das gleiche. Meistens, wenn man in der Programmvorschau auf der Suche nach den ungefähr 82629325 „Dinner for one“ – Ausstrahlungen ist, von denen man auf der Party natürlich wieder unbedingt eine sehen muss, as usual, um schließlich im Laufe der Feierei trotzdem jede einzelne zu verpassen. Oder es passiert, weil man plötzlich so viel Zeit hat und beschließt, etwas zu lesen zu kaufen. Man schaut über die vielen Cover der Zeitschriften und stellt fest: Alles ist voller Jahresrückblicke.
Es kommt einem so vor, als würde wirklich jede einzelne Zeitschrift, jedes Fernsehprogramm so einen Rückblick zeigen. Man wird regelrecht verfolgt damit. Bisher konnte ich erfolgreich vermeiden, auch nur einen solcher Rückblicke zu lesen oder im Fernsehen zu verfolgen. Aber wozu gibt es sie überhaupt? Hat nicht langsam auch der letzte mitbekommen, welche die wichtigsten Ereignisse gewesen sind?

Vielleicht ist es also eine art Absicherung. Damit man sich auch vergewissern kann, dass man auf dem neusten Stand ist. Schließlich erträgt kaum ein Mensch den Gedanken, etwas verpasst zu haben. So besteht zumindest das Gefühl, wir wüssten jetzt alle dasselbe. Also eine schöne Illusion, um getrost ins neue Jahr zu feiern. Oder so ein Rückblick dient dazu, mit dem geschehenen abzuschließen. Das neue Jahr bedeutet für viele Menschen auch einen kleinen Neuanfang. Wenn man alles noch einmal Revue passieren lässt, kann man sozusagen ballastfrei von vorne Anfangen…

Das klingt ja alles schon beinahe esoterisch. Neuanfang? Ballastfrei? Nüchtern betrachtet ist es lediglich einen Tag später. Aber auch wenn wir es nicht zugeben wollen, haben die meisten von uns an Silvester doch mehr oder weniger genau dieses Gefühl. Woher kämen sonst so plötzlich die guten Vorsätze?

Vielleicht gibt es den Jahresrückblick auch, damit die Mitarbeiter und Redakteure des Fernsehens und der Zeitschriften sich etwas erholen können. Meistens passiert um die Jahreswende ja nichtmehr allzu viel, also kann man sich etwas Arbeit sparen und einfach das zusammenfassen, was schon passiert ist. Böse Zungen behaupten auch, das sei Alles nur für die Quote!
Auch wenn es sicher hauptsächlich um Quoten geht, spielen wohl alle diese Gründe auch ein bisschen mit hinein. Im Jahresrückblick besteht außerdem die Möglichkeit, vielen Menschen noch einmal eine Ehre zu erweisen, oder Ereignissen zu gedenken. Ich bin sicher nicht der einzige, der es unvorstellbar fände, beispielsweise Loriot nicht noch einmal zu erwähnen. Man kommt scheinbar nicht drumherum, um diese Jahresrückblicke. Und irgendwie sind sie mittlerweile schon ein fester Teil der Weihnachts- beziehungsweise Neujahrszeit. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nächstese Jahr mindestens eine dieser Rückblicke zu lesen oder anzuschauen. Bleibt die Frage, ob das nun ein guter oder schlechter Vorsatz ist.

Persönlichkeitsbeschreibungen und Horoskope: Der Barnum-Effekt

Horoskope sind sehr weit verbreitet. Man findet sie in Zeitungen und Zeitschriften, als Anwendungen bei Facebook, und auch bei manchen Fernsehsendern und Radiosendern werden Horoskope vorgelesen. Sehr viele Menschen glauben auch daran, was in ihrem Horoskop steht und lassen sich davon beeinflussen. Doch wie kommt es, dass so viele Menschen an einen Text glauben, und es ihnen vorkommt, als ob dieser genau auf ihre jeweilige Situation passt, obwohl er ja für jeweils alle Löwen, alle Schützen, alle Wassermänner, alle Steinböcke usw., verfasst worden ist? Dann müsste ja an Tag X z.B. jede Person mit Sternzeichen Löwe, Glück in der Liebe  oder einen stressigen Arbeitstag haben.

Die Tatsache, dass Menschen dennoch so stark an Horoskope glauben, kann man mit dem Barnum-Effekt, der in der Psychologie häufig diskutiert wird, erklären. Aussagen werden so vage formuliert, dass sie auf jeden Menschen oder jede Situation zutreffen können. Ein Horoskop wie das folgende passt auf die Situation und Lebensweise jedes Menschen.

„In finanzieller Hinsicht haben Sie in der letzten Zeit einige kleine Rückschläge verkraften müssen, keine Angst, es geht bald wieder bergauf. Harmonische Stunden zu zweit sind genau das Richtige für Ihre Beziehung, die Liebessterne stehen gut dafür. Spielen Sie im Beruf etwas mehr Ihre wahren Stärken aus, und lassen Sie sich nicht zu leicht von Ihren Zielen abbringen, das könnte Probleme verursachen. Ihre Gesundheit sollten Sie in der nächsten Zeit etwas mehr schonen, Sie brauchen Ihre Power. Gesunde Ernährung, viel Ruhe und möglichst viel Schlaf sind jetzt wichtig, um weiterhin fit zu bleiben.“

Es gibt sicherlich viele Menschen, die sagen würden, dass dieses Horoskop genau auf ihre aktuelle Lebenssituation zutrifft. Doch das ist nur der Fall, weil die Aussagen so allgemein formuliert sind. Für jede Beziehung sind harmonische Stunden zu zweit wichtig, und sich von Zielen abbringen zu lassen hat natürlich für jeden Probleme. Genauso braucht jeder eine „gesunde Ernährung, viel Ruhe und möglichst viel Schlaf“ um fit zu sein.

Ein bekanntes Beispiel, wie stark sich Menschen von diesem Barnum-Effekt beeinflussen lassen, zeigt sich an einem Experiment des britischen Zauberers und Mentalisten Derren Brown.

Ein paar Gäste bei ihm im Studio wurden zunächst gebeten, drei Aufgaben zu erfüllen. Sie sollten erstens auf einem Blatt Papier die Kontur ihrer Hand nachzeichnen, zweitens, ihr Geburtsdatum und die Geburtszeit notieren, und drittens dem Blatt ein persönliches Objekt, das sie bei sich trugen, beilegen. Anschliessend teilte Derren Brown den Teilnehmern mit, dass er anhand dieser Daten eine exakte Persönlichkeitsbeschreibung der Teilnehmer verfassen würde. Er erzählte ihnen, dass er versuchen würde, die Persönlichkeitsbeschreibungen so wenig allgemein wie möglich und so akkurat wie nur möglich zu schreiben.

Als die Teilnehmer später ihre jeweilige Persönlichkeitsbeschreibung lasen, war jeder einzelne von ihnen überrascht, wie akkurat diese war. Viele dachten schon beim ersten Satz „Ja, genau so bin ich.“ Andere behaupteten, Derren Brown hätte sogar Dinge in ihnen gesehen, die sie selber noch nicht über sich wussten. Die Persönlichkeitsbeschreibungen wurden teilweise eingeschätzt, zu 99 % zutreffend zu sein.

Anschliessend wurden die Teilnehmer darüber informiert, dass jeder einzelne von ihnen genau die gleiche Persönlichkeitsbeschreibung erhalten hatte. Derren Brown hatte diese bereits mehrere Monate vor dem Experiment verfasst.

Das Video zum Experiment von Derren Brown können Sie sich hier ansehen:

Experiment von Derren Brown

Ich finde es erschreckend, dass Horoskope, Persönlichkeitsbeschreibungen und ähnliches so vage und allgemein formuliert werden, dass es auf jeden Menschen zutreffen kann und auch viele daran glauben. Und trotzdem sind die Texte ja auch nicht so vage formuliert, dass sie den Leuten nicht akkurat vorkommen. Die Leute haben das Gefühl, ihre tiefsten Persönlichkeitseigenschaften würden genau aufgedeckt werden. Dass dieser Barnum-Effekt immer wieder so gut funktioniert, überrascht mich immer wieder aufs Neue.

 

 

Quelle:

Der Barnum-Effekt – Warum glauben wir Horoskopen?

Falsche Schönheitsideale in den Medien

Heutzutage werden sehr viele Erwartungen an die Menschen gestellt. Jeder Mensch hat verschiedene Rollen und „muss“ sich deshalb auch rollenkonform verhalten.
In Bezug auf das Aussehen der Frauen lauten die Erwartungen, dass diese schlank, schön und immer perfekt gestylt sein müssen. Schaltet man den Fernseher ein, dann sieht man in Werbespots Models oder andere berühmte Persönlichkeiten, die scheinbar keinen einzigen Makel haben: Sie haben eine perfekte Haut, eine perfekte Figur, perfekte Haare,…

Schon seit langer Zeit gilt schlank als schön. Wer mollig oder dick ist, entspricht nicht wirklich dem heutzutage verbreiteten Schönheitsideal.  Zwar gibt es vereinzelte Spots, wie zum Beispiel den von Dove, in denen gezeigt wird, dass auch Frauen mit Kurven schön sind, doch es ist immer noch so, dass Schlankheit besser ankommt. In Frauenzeitschriften gibt es so gut wie jedes Mal Diättipps, so dass man das Gefühl vermittelt bekommt, unbedingt eine Diät machen zu müssen, sogar wenn man nur ein paar Kilo zu viel hat.

Dies ist ein ernstzunehmendes Problem. Denn durch Sendungen wie „Germany’s next topmodel“, Werbespots und Anzeigen mit schlanken Frauen, sind die Frauen in der heutigen Gesellschaft einem enormen Druck ausgesetzt, ebenfalls schlank zu sein. Das heutige Schlankheitsideal ist so teilweise dafür verantwortlich, dass Mädchen und Frauen mit ihrem eigenen Körper unzufrieden sind und sich zu dick finden, sogar wenn ihr Gewicht völlig normal ist. Dadurch kann es passieren, dass es den Frauen irgendwann so wichtig ist abzunehmen und diese „Idealma?e“ zu erreichen, dass sie anfangen zu hungern oder nach dem Essen zu erbrechen. Das Resultat ist Anorexie oder Bulimie.

Natürlich sind die Medien und das darin vermittelte Schönheitsideal nicht der einzige Grund für Essstörungen, sie tragen jedoch erheblich dazu bei.

Genauso ist es mit Facelifting und dergleichen. Stars wie Sharon Stone oder Madonna sehen im Fernsehen oder in Zeitschriften für ihr Alter sehr jung aus, was manche Frauen dazu bringt, sich liften zu lassen, weil sie das Gefühl haben, dass sie auch jung aussehen müssen, um schön zu sein. Aber das Make-Up ändert schon sehr viel am Aussehen der Stars. Schaut man sich Fotos von ungeschminkten Prominenten an, sind diese teilweise nicht wiederzuerkennen.

Umso schlimmer ist es, dass die Fotos oder Werbespots oft bearbeitet sind, zum Beispiel mit Photoshop. Die Frauen werden schlanker gemacht, ihre Makel wie Cellulite, Pickel und so weiter werden retuschiert. „Mit unnatürlich geschönten Fotos werden wir dazu verführt, Leute als Vorbild zu nehmen, die es so überhaupt nicht gibt“, bemerkt korrekterweise die französische Politikerin Valérie Boyer. Die Schönheitsideale entsprechen nicht der Realität. Dies wird auch in einem Spot von der Firma Dove deutlich gemacht. Diesen Spot können Sie sich hier ansehen.

Ich finde es erschreckend, dass die Medien Schönheitsideale verbreiten, die zu Essstörungen und so sogar zum Tod führen können oder die Frauen dazu bringen, teilweise nicht ungefährliche Schönheitsoperationen über sich ergehen zu lassen. Noch schlimmer sind diese Folgen, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Schönheitsidealen um solche handelt, die von den Medien nur konstruiert sind und es in der Wirklichkeit gar nicht gibt. Wir wollen so aussehen wie Menschen, die es eigentlich nicht gibt – jedenfalls nicht so, wie sie in den Medien dargestellt werden. Wie soll man diese hohen Erwartungen an das Aussehen dann jemals erfüllen können? Es scheint eine Sache der Unmöglichkeit zu sein.

 

Quellen:

http://web4health.info/de/answers/ed-cause-society.htm

http://www.suchtmittel.de/info/essstoerungen/001607.php

http://www.magersucht.de/krankheit/medien.php

http://www.gesundheit.de/ernaehrung/essstoerungen/erscheinungsformen/magersucht

http://www.magersucht-online.de/index.php/informationen-zu-magersucht/41-dr-christa-wuehrer-anorexia-nervosa-oder-qpubertaetsmagersuchtq

http://www.focus.de/kultur/medien/presse-vor-diesen-fotos-wird-gewarnt_aid_447874.html

http://data5.blog.de/media/206/3160206_1f90322268_m.jpeg

http://www.wunderweib.de/media/redaktionell/wunderweib/intouch_2/beauty_1/beautyspecial/2011_15/januar_16/vonungeschminktaufglamourlook/von-ungeschminkt-auf-glamour-b.jpg

http://www.trendsderzukunft.de/wp-content/uploads/2009/04/madonna-photoshop-440×298.jpg

Der letzte Zukunftsmarkt für schlecht informierte Journalisten

Beim Lesen der Wochenzeitung DIE ZEIT kann man manchmal erschrecken. Marcus Rohwetter schreibt über das westafrikanische Land Ghana und macht dabei entscheidende Fehler.

Das Thema des Artikels ist unterstützenswert. Es geht um die Modernisierung der Abläufe in der Landwirtschaft, wie sie der Softwarekonzern SAP in Ghana voran treibt. Dabei ist gut, dass Rohwetter nicht so penetrant Mitleid erzeugen will wie das an vielen anderen Artikeln über Afrika beobachtet werden kann.

Die Umrechnung von Bauer Darris Jahresumsatz auf „Pro-Kopf-Tagessatz“ deutet jedoch eine Mitleidsnummer an. Nur fünfzig Cent am Tag. Die Armen.

Rassismus ist im Artikel kaum zu spüren.

Nur, dass der Paramount Chief „Häuptling“ genannt wird…

„Häuptling“. Da denkt man gleich an „Stamm“. Oder von mir aus „Neger“. (vgl. Arndt)

Der Artikel versucht keine großen Ausführungen über die ghanaische Kultur. Vielmehr wird eine leichte Ignoranz gegenüber derselben in folgender Aufzählung deutlich:

„Uhr, Mütze, Cola, Telefon. Das sind die Statussymbole von John Darri.“

Ein Handy hat fast jede_r in Ghana. Auf dem Bild trägt der Bauer Darri ein traditionelles Chief-Oberteil, das aus Kente gefertigt wurde. Das ist ein Statussymbol. (vgl. Andanquah)

Wie ein Geist erscheint mir der letzte Satz des Infokastens am Rande des Artikels:

„Vor allem die Region südlich der Sahara dürfte auch weiterhin stark wachsen.“

Was heißt hier Region? Dutzende Staaten, hunderte Millionen von Menschen.

Herr Rohwetter hat eben Ahnung von Wirtschaft und Technik. Er erklärt ein System, mit dem SAP den Handel optimiert. Ghana dient nur als Hintergrund. Schade eigentlich.

Vielleicht muss jemand ja auch gar nicht so genau wissen, wie es da ist, in Afrika, um darüber zu schreiben.

Nein, im Ernst. In China essen sie Hunde. Und bei DER ZEIT, da schreiben sie Texte.

 

Quellen:

Rohwetter, Marcus (2011): Der letzte Zukunftsmarkt; in: DIE ZEIT, Nr. 45, [http://www.zeit.de/2011/45/Ghana-SAP] 07/11/2011

Arndt, Susan (2004): Kolonialismus, Rassismus und Sprache, [http://www.bpb.de/themen/2IQNTS,0,0,Kolonialismus_Rassismus_und_Sprache.html] 07/11/2011

Anquandah, James (2006): Splendour of Traditional Art, S. 2f, [http://www.ghanaculture.gov.gh/modules/mod_pdf.php?sectionid=506] 07/11/2011

Wenn ich von Rassismus spreche gehe ich von der Definition von Memmi aus: „Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“ Albert Memmi (1994), Rassismus, Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, S. 103 u. 164

Wer im Glashaus sitzt…

sollte nicht mit Steinen werfen. So oder so ähnlich sollte der Leitspruch der Süddeutschen Zeitung lauten, wenn der nächste Politiker beim Kopieren seiner Doktorarbeit erwischt wird und man sich zum Richter über ihn aufschwingen möchte.

Mir ist da nämlich bei meiner letzten Google-Suche etwas Interessantes ins Auge gefallen. Ein Artikel des Focus vom 8.9.2007, der auf wundersame Weise nur knapp zwei Wochen später am 21.09.2007 bei der Süddeutschen erschienen ist. Und zwar Wort für Wort.

Seht selbst:

http://www.focus.de/finanzen/karriere/perspektiven/fachkraefte/tid-7359/migranten_aid_132144.html

http://www.sueddeutsche.de/karriere/hochqualifizierte-auslaender-putzfrau-mit-doktortitel-1.789764

Natürlich sind diese Artikel nicht brandneu, aber eine Kopie bleibt eine Kopie. Allein die Tatsache, dass die Süddeutsche Zeitung einen Artikel vom Focus kopiert und dabei nur im Titel den Numerus ändert und hier und dort ein Wort wie beispielsweise „Professor“ hinzufügt oder „sagt“ statt „erklärt“ schreibt, ist erwähnenswert. Schließlich wird dem Focus meistens nicht der beste Journalismus bescheinigt, während die Süddeutsche Zeitung zu auserkorenen Lektüre der Akademikerelite gehört und das nicht nur in München. Da fragt man sich doch, ob die beiden Zeitungen einfach nur exakt dasselbe Interview geführt haben oder alles einfach ein und dieselbe Brühe ist, die dem Leser Tag für Tag präsentiert wird.

Ich weiß nicht, ob damals 2007, irgendjemandem aufgefallen ist, dass hier zwei große Medien einfach das gleiche Schreiben oder ob man es wohlwissentlich ignoriert hat. Eine Unverschämtheit ist es auf jeden Fall.
Und bei der aktuellen Diskussion, um Tarifbezahlungen und Dumping Löhne im Journalismus, werden uns solche kreativen Recherchelösungen vielleicht noch sehr viel öfters begegnen.

brand eins – Ab durch die Mitte

Das will die neue Gesellschaft

„Die bewegte Mitte“ heißt die Schwerpunktkategorie in der Märzausgabe des ‚brand eins‘ Wirtschaftsmagazins. Insgesamt 15 Artikel auf  beschäftigen sich auf 91 Seiten mit dem Thema rund um innovative mittelständische Unternehmen, Trends in der Arbeitswelt, Burn Out, Lifestyle, Stadtplanung,  u.s.w.. Eingeleitet wird der Schwerpunkt durch einen ‚Prolog‘: „Mehr Durchschnitt braucht kein Mensch“. Auf der Seite 41 werden für den lockeren Einstieg einige Mittelwerte für Deutschland tabellarisch präsentiert, z.B. die durchschnittlichen Ausgaben für eine Hochzeit (14.800 €), für eine Scheidung (2.100 €) und eine Beerdigung (7.000 €). Woher die Daten stammen erfährt man nicht, was allerdings auch nicht weiter tragisch ist. Es ist unterhaltsam.

Besonders interessant für diesen Blog war ein Artikel über eine neue Frauenzeitschrift namens: „Missy Magazin„. Die Zeitschrift mir einer Auflage von 20.000 Exemplaren hat eine Leserschaft gefunden, von denen ( laut brand eins) die Marktforschung nichts weiß: „unverheiratete Frauen zwischen 20 und 40, die Kreativjobs machen, in Großstädten leben wollen, spät Kinder kriegen, besser ausgebildet sind als ihre Mütter und ihre ganz eigenen Bedürfnisse haben“. Die Zeitschrift versucht, anders als z.B. Brigitte ein breites Rollenangebot zu liefern. So verwundert es nicht, dass die drei Chefredakteurinnen (alle Anfang 30) in irgend einer Form Kulturwissenschaften studierten und sich ausgiebig mit der Gendertheorie beschäftigt haben. Frauen die Computer-Nerds sind gehören demnach genauso zum Zielpublikum wie die Heimwerkerin. Als reine Medienkritik kann man den Artikel mit der Überschrift „Für freche Gören“ allerdings nicht verstehen, eher als Mixtur aus Portrait und Kritik, weil die Herausgeberinnen insgesamt die größere Rolle spielen.

Apropos Portrait: Aus der „neuen, bewegten Mitte“ werden außerdem ein Kunsthandwerker (Maler), zwei Internetfirmen Gründer, eine Gestalterin, die kürzlich ein 3000 Seiten dickes „Lesikon der visuellen Kommunikation“ veröffentlichte und ein junger Mann, der bereits mit 15 sein erstes Unternehmen gegründet hat vorgestellt. Letzterer hat auch eine neue App für das Magazin programmiert. „Gefunden“ wurde der junge Mann übrigens, weil er brand eins Artikel veröffentlichte und von einem Redakteur auf die Urheberrechtsverletzung aufmerksam gemacht wurde. Wie der Zufall so spielt…

Neben diesen hippen Erfolgsmenschen kommen allerdings auch die Kritiker der „neuen Mitte“ zu Wort, wie z.B. der Soziologe Hartmut Rosa, der übrigens schon an der Uni Trier einen Vortrage über die gesellschaftliche Beschleunigung gehalten hat: „Nicht die Gier regiert die Welt die Welt, sondern die Angst“ und weiter heißt es nach Rosa: „Es gibt kein Ziel, das man erreichen kann. Man kommt nirgendwo hin, sondern muss immer schneller werden, um seinen Platz zu halten.“

Alles in allem ist die Märzausgabe der brand eins ein anregender Lektürestoff, der das Thema der „neuen Mitte“, anders als man es von einem Wirtschaftsmagazin vielleicht erwartet, durchaus differenziert betrachtet und mit einigen interessanten Beispielen zu illustrieren weiß. Bei einem Preis von 7,60 € pro Ausgabe, kann man das allerdings auch erwarten. Die Strategie des Magazins um die Chefredakteurin Gabriele Fischer, scheint jedenfalls aufzugehen, wie man den sehr schön aufgearbeiteten Grafiken entnehmen kann.

 

 

 

The Daily – die Zeitung der Zukunft

Am 3.Februar hat Medienmogul Rupert Murdoch im New Yorker Guggenheim-Museum `The Daily´, eine exklusiv für das iPad erstellte digitale Tageszeitung vorgestellt. “Neue Zeiten brauchen einen neuen Journalismus”- erklärte der Medienmogul bei der Präsentation.

Es wird natürlich keine Printausgabe von der Zeitung geben. Die neue Zeitung wird ausschließlich digital nur auf Apples iPad erhältlich sein. Das Abonnement der Daily kostet 11 Cent pro Tag ,99 Cent pro Woche bzw. 39,99 Dollar pro Jahr. Eine rund 120 Köpfe zählende „Daily“-Redaktion liefert die Inhalte für diese Zeitung.

„The Daily“ ist in sechs Rubriken unterteilt: News, Gossip, Opinion, Arts & Life, Apps & Games sowie Sports. Die Zeitung besteht vor allem aus großen Bilder und kurzen Artikeln, es gibt auch Videos und interaktive Elemente. Der Benutzer kann die aktuellen Nachrichten in einer Art Endlosband über den Bildschirm ziehen.
Außerdem kann die Redaktion im Tagesverlauf aktuelle Nachrichten hinterher schieben. Mit dem GPS Sensor, kann den Benutzer auch die lokale Nachrichten und die Wetterberichte erhalten. Es gibt auch eine Einstellung, die nur mit einem klick lässt den Text sogar vorlesen, so kann man die Zeitung „lesen“ während der Autofahrt.
Zudem sind die wichtige soziale Netzwerke integriert. Leser können Artikel in Facebook oder Twitter empfehlen oder per E-Mail versenden. Und das sogar inklusive geschriebener oder selbst aufgesprochener Anmerkungen.

Ein reines iPad-Produkt soll „The Daily“ aber nicht bleiben. Murdoch kündigte an, die digitale Zeitung werde auch auf alle andere bedeutenden Tablets in ein, zwei Jahren angepasst werden.
Zurzeit ist die Zeitung nur in USA erhältlich. Die ersten Downloadzahlen aus den Apples App Store werden zeigen, ob The Daily ein Erfolg wird.

Introducing The Daily

Quellen :

http://www.youtube.com/watch?v=KHILJBw-104&feature=player_embedded (13.02.11)

http://www.thedaily.com/launch (13.02.11)

http://www.focus.de/digital/digital-news/the-daily-murdochs-neueste-nachrichten_aid_596968.html (13.02.11)

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,743216,00.html (13.02.11)

Machtmissbrauch durch Apple?

Es ist ja nichts Neues, dass Apple probiert, möglichst viel Gewinn über den eigenen iOS App-Store zu generieren. Jede  App muss den „In-App-Purchase“-Standarten (IAP) entsprechen um Zukunft in besagtem Store zu bleiben. Darüber hinaus kassiert Apple 30 Prozent von jedem Kauf einer Anwendung. Wirtschaftlichkeit ist ja schließlich auch das A und O eines jeden Unternehmen. So behalten sie sich auch das Recht vor Anwendungen abzulehnen, die über andere Wege vertrieben werden sollen. Doch erst seit kurzer Zeit macht Apple von diesem Recht aktiv Gebrauch und lehnte den Vertrieb einiger Magazin-Apps ab, da diese auf alternativen Kaufwegen angeboten werden. Darüber hinaus haben die im offiziellen App-Store bereits vorhandenen Apps, welche auf anderen Wegen ebenfalls erhältlich sind, eine Schonfrist bis zum 30.06.11, um den IAP zu entsprechen. Ansonsten werden diese schlichtweg rausgeschmissen.

Inzwischen beschäftigt sich auch die belgische Regierung mit diesem Zwang, exklusiv über den iOS App-Store, Anwendungen für das iPhone, iPad, iPod vertreiben zu können. So untersagte Apple Zeitungsunternehmen, die ihren Abonnenten eine digitale Version ihrer Zeitung anbieten möchten, eine kostenlose App anzubieten. „Belgien ist das erste Land, das dies überprüft. Wir glauben aber nicht, dass wir die letzten sind“, so ein Ministeriumssprecher. Wenn sich dieser Verdacht erhärten sollte, könnte auch eine Prüfung durch die EU-Kommission erfolgen.

Am 17.02. wollen sich nun einige Branchen-Vertreter in London zu einer Krisensitzung treffen um ihre Reaktionen auf den Zwang zu koordinieren und über mögliche zukünftige Geschäftsmodelle zu diskutieren.

Apple, welche eine neue Welt der Anwenderfreundlichkeit suggerieren will, macht sich hier viel kaputt und guckt meiner Meinung nach viel zu stark auf den eigenen Gewinn, anstatt sich über die wachsende Reichweite und den Umfang der Bedeutung der angebotenen Apps zu erfreuen. Ein Imageschaden bei den Verlegern ist vorprogrammiert. Natürlich hat Apple hier eine Art Monopolstellung und möchte daraus möglichst viel Gewinn machen, aber zu welchem Preis? Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden Google mit  Honeycomb (Android 3.0) in Zusammenarbeit mit anderen Tablet-PC-Herstellern auf den Markt kommen und mal so etwas wie eine ernsthafte Konkurrenzsituation aufbauen. Doch wie sich die ganze Situation entwickeln wird, wird die Zeit zeigen.

Quellen:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verlage-fuehlen-sich-von-Apple-betrogen-Update-1182659.html

http://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Belgische-Regierung-prueft-Verlegerkritik-am-iPad-Update-1171057.html

BILD Mystery stillgelegt?!

Was ist los im Hause des Axel Springer Verlags? Gibt es keine Hölzchen mehr um auszuknobeln, wer die Ehre hat den nächsten Beitrag schreiben zu dürfen (böse Zungen behaupten: unter Androhung der fristlosen Kündigung schreiben zu müssen)? Passiert nichts mysteriöses mehr in der Welt?

Der letzte Beitrag datiert vom 16.11.2010. Mehr als anderthalb Monate schon lässt die BILD-Zeitung ihre Leserschaft im Ungewissen über die mysteriösen Ereignisse auf unserem Planeten. Ein Bericht über Hitlers geheimes UFO, das kann und darf nicht der Schlusspunkt dieses einmaligen Ressorts sein.  Gerade das momentane weltweite Vogelsterben wäre doch die Gelegenheit wieder die Existenz von Außerirdischen auszurufen oder Verschwörungstheorien zu stricken. Stattdessen tut sich nichts in Berlin. Vielleicht ruhen sich die Verantwortlichen aber auch nur auf ihren Lorbeeren aus, die sie sich in den letzten 2 Jahren verdient haben. Ohne Pause berichtete man im letzten Jahr von Aliensichtungen in der ganzen Welt, mal war eines in der Bärenfalle gefangen, dann hat ein Alien ein Selbstfoto gemacht (und es natürlich an BILD gesendet) oder gerade seine Familie in China gesucht. Kein mysteriöses Märchen wurde ausgelassen…weder Bigfoot, Yeti oder Nessi. Damit „erschrieb“ man sich auch eine stattliche Facebook Fangemeinde die mittlerweile mehr als 6.000 Personen umfasst. Bleibt zu hoffen, dass bald wieder Bewegung in die Sache kommt, und die BILD-Zeitung nicht dieses wichtige Ressort des Informationsjournalismus sterben lässt, es würde eine nicht zu füllende Lücke reißen.

Quelle:http://www.bild.de/BILD/news/mystery-themen/ufos-aliens-2012-uebersinnliches.html

ARD sucht neue Finanzierungsquellen für 2011: Internet statt Zuschauerquoten !?

In einem Interview hat die neue ARD-Intendantin Monika Piel den Zeitungsverlegern Hilfe angeboten. Gemeinsam müsse man gegen die „Kostenloskultur“ im Netz angehen. Im Interview verkündete sie sich dafür einzusetzen, dass „auch wir“, die ARD, künftig Geld verlangen sollten für ARD-Apps für Smartphones und Tablet-Rechner. Aber nur dann „wenn es die Verleger schaffen, alle ihre Apps kostenpflichtig zu machen“. Das heißt konkret um den Verlegern einen Gefallen zu tun, bietet Piel an, für die gebührenfinanzierten Inhalte von ARD und ZDF in anderer Darreichungsform noch mal Geld zu verlangen bzw. eröffnete sie die Vorstellung von gemeinsamen Plattformen, um die Inhalte gemeinsam zu vermarkten.

Die öffentlich-rechtlichen Sender sollen ihre Inhalte aber gar nicht verkaufen. Sie sollen sie zur Verfügung stellen, mehr nicht. Bezahlt sind sie ja schließlich bereits. Das Problem, das das Internet gebracht hat, sind nicht mangelnde Verkaufserlöse, sondern ein gigantischer Zuwachs an Werbeflächen – die natürlich nicht mehr alle in den Angeboten von Verlagshäusern liegen. Mit Online-Werbung wird derzeit zu wenig verdient, um die Verluste aus dem Printgeschäft auszugleichen. Bei diesem Problem kann die ARD den Verlagen nicht weiterhelfen. Das könnte sie allenfalls, indem sie künftig darauf verzichtet, online Konkurrenzprodukte anzubieten.

Das Internet, das zeigt sich hier einmal mehr, verwirrt mit seiner transformativen Wucht viele Vertreter traditioneller Medienhäuser noch immer nachhaltig. Öffentlich-rechtliche Intendanten sind da keine Ausnahmen. Bei Monika Piel zeigt sich das auch daran, dass sie die häufig gehörte, jedoch noch immer unsinnige These wiederholt, im Internet herrsche eine „Kostenloskultur“, das sei ein „Geburtsfehler“, den man „beseitigen“ müsse. Das ist schlicht falsch. Erstens bezahlen Menschen online durchaus Geld für Dinge, man frage mal bei Amazon nach z.B. – aber eben nicht für alle. Zweitens bezahlen selbst die, die kein Geld für Inhalte ausgeben und zwar mit dem Geld, das sie für ihren Internetzugang und die dafür notwendigen Geräte ausgeben, ob stationär oder mobil.

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/ard-vorsitzende-piel-allianz-gegen-google-und-apple;2722697