Archiv der Kategorie: Printmedien

Karnickel-Gate

Katholiken sollen sich nicht wie die Karnickel vermehren. Bei drei Nachkommen solle Schluss sein, mit dem eigenen Nachwuchs müsse man Maß halten und so positiv dazu beitragen, dass die Weltbevölkerung nicht weiter so unportional ansteige wie bisher. Mit diesen Worten hat Papst Franziskus unter der Woche für Furore gesorgt. Auf der einen Seite sorgte er für einige Lacher, für nickende, zustimmende Köpfe. Auf der anderen Seite rief seine Äußerung Unmut hervor, vor allem unter Kaninchenzüchtern.

Ausgangspunkt war sein medienwirksamer Besuch auf den Philippinen. Auf dem Rückflug von Manila nach Rom erklärte er sich vor anwesenden Journalisten, äußerte sich besorgt zur enorm hohen Geburtenrate auf den Philippinen und der damit durchaus auch zumindest indirekt in Beziehung stehenden Armut. Wichtigstes Stichwort seiner Ausführungen war das katholische Konzept der „verantwortenden Elternschaft.“

Die „verantwortende Elternschaft“ entwirft das Idealbild einer katholischen Familie in einem Elternpaar mit drei Kindern. So umgehe man das Problem, das auf den Philippinen herrscht, nämlich die Überpopulation, gleichzeitig reagiere man aber auchauf erschreckende Prognosen, die in der in den Industrienationen immer weiter sinkenden Geburtenrate  ein Risiko für das gesamte Rentensystem sehen, und das schon in wenigen Jahren. Im konkreten Beispiel Italien müsse man Stand jetzt damit rechnen, dass schon 2024 die Altersvorsorge nicht mehr zu stemmen wäre.

So spricht er ein durchaus relevantes Thema an, das in vielerlei Hinsicht Grund zur Sorge gibt. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen steigt immer weiter an, während die Vermögenskonzentration voranschreitet. Erst in dieser Woche machte der Oxfam-Armutsbericht das deutlich: Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt über 50 Prozent des Weltvermögens. Doch statt sich mit den durchaus überdenkenswerten Grundthesen seiner Ansprache zu beschäftigen, wurde ein ganz anderes Fass aufgemacht. Franziskus hatte sich nämlich erdreistet, die gesamte Gattung der Kaninchen in ein völlig falsches Licht zu rücken.

Die Aussage des Kirchenoberhauptes noch einmal im Wortlaut: „Einige glauben – entschuldigt bitte das Wort -,um gute Katholiken zu sein müssen wir sein wie Kaninchen, nicht wahr? Nein.“ Das konnte der „Chef der deutschen Rasse-Kaninchenzüchter“ Erwin Leowsky natürlich nicht auf sich sitzen lassen und sorgte mit seiner öffentlichen Kritik an den Worten des Papstes für ein hohes mediales Echo. Das Sprichwort „vermehren wie die Karnickel“ sei völlig überholt und treffe nur auf in der Wildnis lebende Tiere zu. Die Fortpflanzung von Zuchttieren laufe in völlig geordneten Bahnen. Bei ihm würde „ein weibliches Tier höchstens zwei Mal im Jahr belegt“.

Nun, es mag zutreffen, dass man in diesem Fall nicht von ungeordneter Fortpflanzung sprechen kann. Der Grund hierfür liegt allerdings in der menschlichen Kontrolle, die den Tieren ihre gattungsgegebenen Instinkte abtrainiert. Zieht man einem Hund am Tag vierundzwanzig Stunden lang einen Maulkorb an, bellt er auch nicht mehr. Trotzdem wird man sagen dürfen, dass Hunde in aller Regel doch bellen.

Eigentlich gibt es weitaus wichtigere Diskussionen, die mit dem angesprochenen Thema einhergehen. Wieso findet Verhütung in der katholischen Kirche im 21. Jahrhundert weiterhin keinen Platz? Warum entwirft man stattdessen merkwürdige Konzepte, die Menschen vorschreiben sollen, wie viele Kinder sie zu gebären haben? Und wieso finden diese Fragestellungen in medialen Diskurs kaum mehr Platz? Vielleicht, weil sie nicht neu sind. Schon seit Jahrzehnten monieren Kritiker das Kondomverbot der Kirche. Dass es allerdings zum Duell Kaninchenzüchter versus Papst kommt, das ist neu. Und scheinbar äußerst interessant.

Können sich Printmedien doch am Leben halten?

Seit vielen Jahren hört man immer wieder: „Die Printmedien sterben aus!“ Es gibt einen guten Grund dafür, dass diese Aussage der Realität entspricht: Z. B. hat das gedruckte Wort einen Mangel an Flexibilität. Auch die hohen Kosten, welche durch einen spontanen und aktuellen Druck entstehen, werden als sehr unvorteilhaft angesehen. Warum also sollte man eine Zeitung drucken und ausliefern lassen, wenn dies Online viel preiswerter und aktueller ist?

Die Verfallsprognosen von opendatacity.de zeigen allerdings, dass die Printmedien nicht am aussterben sind und dass man zwischen den verschiedenen Blättern differenzieren muss.

Open-Data-City ist eine Agentur für Datenjournalismus und Datenvisualisierung. Sie recherchieren und bearbeiten große Datenmengen aus journalistischer Sicht.

Laut ihrer Publikation zu dem Thema „Zeitungssterben in Deutschland“ sind vor allem Magazine von einem natürlichen Zerfallsprozess betroffen.

Nennenswerte Beispiele wären der „Focus“ mit einer Halbwertszeit von 15 Jahren, die „Brigitte“ mit 18 Jahren, der „Stern“ mit 20 Jahren und der „Spiegel“ mit einer Halbwertszeit von 31 Jahren.

Allgemein betrachtend kann man aus der Open-Data-City-Prognose entnehmen, dass sich vor allem Programm- und Jugendzeitschriften nicht mehr lange im Geschäft halten werden können. Die Halbwertszeit der Programmzeitschrift „TV Spielfilm“ beträgt 10 Jahre, die Halbwertszeit der Jugendzeitschrift „Mädchen“ 12 Jahre und die der „Bravo“ nur 8 Jahre.

Hier hingegen geht es den Wochen- und Sonntagszeitungen relativ gut: Die „Frankfurter Allgemeine“ hält sich mit einer Halbwertszeit von 54 Jahren und der „Tagesspiegel“ mit 31 Jahren.

Fragwürdig bleibt allerdings, in wie weit die Prognosen von Open-Data-City der Wahrheit entsprechen oder nicht. Denn durch die Digitalisierung entstehen immer mehr neue Medien, die die Printmedien anscheinend ersetzen beziehungsweise in den Hintergrund drängen.

Wir dürfen jedoch nicht nur die Nachteile der Printmedien betrachten. Es gibt kein Medium beziehungsweise keinen Kommunikationskanal, der mehr Aufmerksamkeit beim Betrachten dem Kunden entlockt, als das gedruckte Blatt. Design und Ästhetik werden hier natürlich in den Vordergrund gestellt: Umso attraktiver die Aufmachung eines Blattes, desto stärker wird das Interesse der Kunden geweckt. Für viele Menschen ist es immens wichtig, eine Zeitung beim Lesen in der Hand zu halten. Es gibt ihnen ein ganz besonderes Gefühl, dass sie nicht durch ein neues Medium ersetzen möchten. Dies betrifft vor allem die jahrelangen Nutzer der Printmedien.

Zusätzlich muss man bedenken, dass es einen großen Unterschied zwischen den Journalisten der Printmedien und der Journalisten im Internet gibt: Wenn ein Beitrag für ein gedrucktes Blatt verfasst wird, durchläuft er viele Phasen der Korrektur, damit es nur zu seriösen und wahrheitsgerechten Artikeln kommt. Online hingegen kann jeder Texte verfassen und veröffentlichen, der nichts mit professionellem Journalismus zu tun hat.

Man sollte nicht vergessen, dass die Printmedien allgegenwärtig noch sehr präsent sind und ein wichtigen Meilenstein für die Entwicklung der Medien beigetragen haben.

 

Quellen:

Opendatacity: Verfallsprognose für Printmedien

https://opendatacity.de/project/zeitungssterben-in-deutschland/

Und wann stirbt Ihre Zeitung? Open-Data-Projekt sagt Halbwertszeit von Printmedien voraus

http://artplatz.berlin/2014/11/06/im-wandel-der-printmedien/

http://apps.opendatacity.de/zeitungssterben/brigitte

Einmal Werbung, bitte

Die Werbung ist ein steter Begleiter auf all unseren Wegen, aber ist das überhaupt nötig?

Wir lesen ein Magazin und überblättern die Werbung einfach. Während der Werbepause im Film gehen wir auf die Toilette. Kommt im Radio Werbung, schalten wir einfach um. Und wenn wir durch die Stadt laufen, nehmen wir die Werbung auf Bussen und Plakaten nur flüchtig wahr. Wozu also das Ganze, wenn sich anscheinend kaum einer darum schert?

Dazu kommt, dass die Unternehmen für ihre Werbung teuer zahlen müssen. Denn immerhin zahlt man für eine DinA4 Anzeige in einer bekannten Zeitschrift wie zum Beispiel „Stern“ oder „Der Spiegel“ ab 58.000€. Werfen wir dann einen Blick auf die Werbeeinnahmen der Fernsehindustrie, so steigen die Preise stark in die Höhe. Die öffentlich-rechtlichen Sender halten sich noch in einem gewissen Rahmen: Bei ZDF zum Beispiel kann man ab 3600€ eine Werbeeinheit senden. Die Privaten sind meist wesentlich teurer.

Warum werben Unternehmen dann?

Weil wir unbewusst doch auf die Werbung reagieren. Die Werbebranche verfügt über diverse ausgefeilte Techniken. Werbesprüche, Logos und Clips sind besonders auffällig gestaltet, sodass sie auch nur bei beiläufiger Wahrnehmung ihre Wirkung haben. Die Information rückt dabei immer weiter in den Hintergrund, während die Unterhaltung eine größere Rolle spielt. Die Kunden sollen gelockt werden, und das funktioniert durch Konditionierung. Man erweckt in der Werbung den Eindruck, das Produkt verleite zu einem besseren Zustand als dem jetzigen –  zum Beispiel das Parfum, das eine unwiderstehliche Wirkung auf das andere Geschlecht hat.

Das ist also die eine Seite der Werbung, die uns mit verschiedenen Tricks und Methoden zum Kaufen verführen soll. Aber auf der anderen Seite funktioniert die Werbung auch als Finanzierung.

Wie würden sich Zeitschriften finanzieren, vor allem im Zeitalter der Digitalisierung, wenn sie ihre Einnahmen nicht aus der Reklame bekämen, sondern nur von den Lesern? Diese müssten dann sehr hohe Preise zahlen und das würde wahrscheinlich keiner tun.

Also können wir sicherlich alle damit leben, in einer Zeitschrift mal ein paar Seiten zu überblättern, wenn wir dafür nicht so viel bezahlen müssen. Nur gilt es, Werbung mit einem geschärften Blick zu bemerken, damit man nicht auf einfache Werbepsychologie hereinfällt.

 

Quellen:

https://www.mediadaten-online.com/mediadaten/tarife/publikumszeitschrift/aktuelle_illustrierte/s/stern/titel_18420.html

Print, Hörfunk, Fernsehen: Was kostet Werbung?

http://www.movie-college.de/filmschule/medien/tv-werbung.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Werbepsychologie

C’est l’encre qui doit couler, pas le sang.

Maskierte Männer, verwackelte Bilder, dann Schüsse.

Solidarische Karikaturen aus der ganzen Welt

Seit gestern Morgen macht ein grausiges Video die Runde: Von einem Privatgerät aus gefilmt, zeigt es die regelrechte Hinrichtung eines Polizisten auf offener Straße in Paris. Wer die Nachrichten mitverfolgt hat, weiß um was es geht. Gegen 11.30 Uhr am Mittwoch riss ein schreckliches Ereignis die französische Hauptstadt aus dem alltäglichen „traintrain“: Drei Unbekannte stürmten das Redaktionsgebäude der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und eröffneten das Feuer auf die Mitarbeiter. Einige der potenziellen Opfer fanden auf dem Dach des Pariser Gebäudes Schutz, doch für Direktor Stéphane Charbonnier und weitere elf Menschen war jegliche Flucht unmöglich. Der Zeichner, bekannt unter dem Namen „Charb“, sowie weitere Künstler und Polizisten fielen den Kalaschnikows der Täter zum Opfer und überlebten das fünf-minütige Blutbad nicht.

Es war die blutigste Attacke seit dem Zugattentat im Jahr 1961, die Frankreich gestern zerüttete. Die Bilder, die per Handy von Augenzeugen aus dem elften Arrondissement im Zentrum der Stadt aufgenommen wurden, erinnern nicht zu Unrecht an die Hinrichtungsvideos der Terrororganisation IS: Immer wieder erklingen Ausrufe wie „On a vengé le prophète!“ („Wir haben den Propheten gerächt!“) und „Allah Akbar“ („Allah ist der Größte“) seitens der Schützen. Viele Experten sind sich sicher: Es muss einen islamistischen Hintergrund für diese genauestens geplante Attacke gegeben haben. Nicht zum ersten Mal hatte das linksgerichtete Magazin den Zorn von Muslimen und Gläubigen auf sich gezogen: Immer wieder hatte die Redaktion des „Charlie Hebdo“ islamkritische Artikel und Karikaturen veröffentlicht, am Tag des Attentats selbst zierte eine Zeichnung zum thematisch passenden Roman von Skandalautor Michel Houellebecq das Cover der Zeitschrift. Makaber: Als hätte der Verfasser es geahnt, so steht auf Seite 7 des Heftes auf die Frage nach ausgebliebenen Attentaten in Frankreich die islamistische Antwort „Warten Sie es ab! Wir haben ja bis Ende Januar, um die Feiertagsgrüße zu überbringen“. Es sollte wohl früher schon zur Bestätigung dieser Aussage kommen…

Bereits seit 1969 reizt das Magazin mit dem Untertitel „Journal irresponsable“, also verantwortungslose bzw. unverpflichtete Zeitung, Vertreter jeglichen Standpunktes: Egal ob Politiker, Rechtsradikale oder eben Muslime, niemand blieb bisher vom Spott verschont. Höhepunkt der Provokation waren aber sicherlich die weltweit bekannt gewordenen Mohammed-Karikaturen, welche die Seiten der Zeitschrift mit Sprüchen wie „Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden“ zierten. Zur Folge hatten diese nicht nur Morddrohungen an die einzelnen Redakteure, sondern ebenfalls eine Brandattacke auf das damalige „Charlie Hebdo“-Gebäude im November 2011.

Die Annahme, dass der Angriff eine Reaktion auf die satirischen Darstellungen des Magazins war, bestätigen wohl am besten die schockierenden Szenen in den aufgenommenen Videos. Vermutlich seien die Täter Rückkehrer aus den Syrien- und Irak-Kämpfen, so Experten, denn ihr geschulter Umgang mit den Schusswaffen zeuge von Erfahrung mit Militär- oder Guerillaoperationen. Es gibt jedoch auch jene, die alternative Theorien im Netz vertreten: So unter anderem die für ihre politisch-kritischen Aussagen bekannte Aktivistengruppe Anonymous, welche die Gräueltat online als eine angezettelte „False-Flag-Operation“ bezeichnet, mit dem Hintergedanken Europa innenpolitisch zu destabilisieren. Wer die Auftraggeber sind und welchem Ziel diese Attacke dienen soll, wird sich hoffentlich bald herauskristalisieren. Momentan läuft die Suche nach den  Schuldigen auf Hochturen, neben über 3000 Polizisten fahndet ebenfalls die Anti-Terror Spezialeinheit Raid nach den flüchtigen Verdächtigen Cherif und Said Kouachi. Neben den beiden Brüdern, welche durch einen im Fluchtwagen gefundenen Personalausweis identifiziert werden konnten, soll ebenfalls der 18-jährige Hamid M. an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein. Dieser hielt sich  zur Tatzeit jedoch in seiner Schule auf und stellte sich nach mehrfacher namentlicher Erwähnung in sozialen Netzwerken der Polizei.

Auch wenn vieles an den Geschehnissen des 7. Januars zwielichtig erscheint, eine Sache müsse jedoch verdeutlicht werden, so die Rede von Präsident François Hollande am Ort des Verbrechens:

„Une attaque contre un journal, c’est une attaque contre la liberté d’expression. (…) Nous devons réagir avec fermeté, mais avec le souci de l’unité nationale (…). Nous sommes dans un moment difficile (…), nous savions que nous étions menacés, car nous sommes un pays de liberté.“

Kurz: Ein Angriff auf eine Zeitung sei einem Angriff auf die Redefreiheit gleichzusetzen und diese Tat werde nicht unbestraft bleiben. Frankreich sei ein freies Land, das besonders in solchen Krisenzeiten auf Zusammenhalt setzen müsse, so Hollande. Als Maßnahme wurde die Terror-Alarmstufe („plan vigipirate“) heraufgesetzt und weitere französische Medien, unter anderem die Redaktion der France 2, unter Polizeischutz gestellt.

Nicht nur internationale Politiker drückten den Opfern und Betroffenen ihr Mitgefühl aus, auch im Internet verbreitet sich die Empathie-Welle rasant: Soziale Netzwerke wie Instagram und Tumblr werden seit gestern dominiert von Posts mit den Schlagwörtern #JeSuisCharlie und #CharlieHebdo, und auch bei Facebook zeigen die Menschen ihre Anteilnahme durch Sharen und Posten von „Je suis Charlie“ Beiträgen und Bildern. Besonders Aufgerüttete drücken ihre Unterstützung der Rede- und Pressefreiheit durch Veröffentlichen von den im Magazin gedruckten Mohammed-Karikaturen aus und sammeln sich am heutigen Gedenktag in vielen europäischen Städten. Was der satirischen Presse wohl einen zerschmetternden Schlag versetzen sollte, ermutigt nun Journalisten, Künstler und Laien weltweit genau zum Gegenteil: Die Ausrufe nach dem Recht sich frei auszudrücken, auch in Medien, erhallen trotz allgemeiner Angst vor ähnlichen Anschlägen rund um den Globus und verstärken den Respekt vor jenen, die sich getraut haben, die kritischen Worte ebenfalls öffentlich zu machen.

„Ils voulaient mettre la France à genoux, ils l’ont mise debout!“, so die Devise eines Frankreichs, das jetzt in diesen traurigen Tagen mehr denn je  als vereinte Nation aufsteht und sich dieser Form von Unterdrückung widersetzen will.

"Je suis Charlie"
„Je suis Charlie“: Fassungslosigkeit am Gedenktag in Paris

 

Quellen:

http://www.rtl.lu/international/597084.html

http://www.spiegel.de/

https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv/posts/835560656490396:0

http://www.charliehebdo.fr/index.html

http://www.zeit.de/kultur/2015-01/charlie-hebdo-charb-geschichte

Sensationell! Bild unaufhaltsam auf Siegesmarsch!

Seit ihrer Erstauflage am 24. Juni 1952 entwickelte sich die im Axel Springer Verlag erscheinende Bild von einer zunächst kostenfreien Zeitung zu einem Giganten unter den Printmedien. So wurden 2014 insgesamt 2.435.404 verkaufte Auflagen täglich verzeichnet.(http://de.statista.com/statistik/daten/studie/73448/umfrage/auflage-der-ueberregionalen-tageszeitungen/). Eine beeindruckende Statistik, doch stellt sich die Frage, was die Bildzeitung aus der Masse der Printmedien herausstechen lässt. Was ist ihr Erfolgsrezept?

Ein Aspekt, welchen sich die Bildzeitung sowie die Boulevardpresse generell zu nutzen macht, lässt sich anhand eines Beispiels verdeutlichen: mit der zugegeben ziemlich reißerisch gewählten Überschrift ist es gelungen, Ihre Aufmerksamkeit auf den vorliegenden Eintrag zu lenken, da angesichts der (scheinbaren) Sensationsmeldungen das Interesse daran erweckt wurde, welcher Inhalt hinter der Überschrift stecken mag. Diese Vorgehensweise charakterisiert ebenso die Boulevardpresse. Sie erweckt die Aufmerksamkeit ihrer potenziellen Kunden durch kurze, prägnante, reißerische Blocküberschriften („Wir sind Papst“, Bildzeitung am 20. April 2005) sowie auffallende visuelle Elemente. Da sich die Boulevardpresse größtenteils über den Einzelverkauf absetzt und nicht im Abonnement verfügbar ist, besteht die Notwendigkeit, die Neugier der Leser täglich aufs Neue zu erwecken.

Ein weiterer Grund, weshalb die Bildzeitung ein solches Spektrum an Interessenten aus allen gesellschaftlichen Schichten in ihren Bann zieht, ist neben ihrer optischen Aufmachung insbesondere die thematische Gestaltung. Während vergleichbare Inhalte in anderen Tageszeitungen sachlich und informativ aufbereitet werden, appelliert die Boulevardpresse an die Sensationslust ihrer potenziellen Leser („Fluch der Neugier“, http://www.zeit.de/2011/29/01-Medien-Abhoerskandal). Im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen aus diesem Grund oftmals Themen, die für jedermann leicht zugänglich und verständlich sind und welche insbesondere auf die Emotionen der Leser abzielen. („Die Beiträge appellieren an Neugier und Sensationslust und zielen durch schockierende, dabei leicht konsumierbare Sex-and-Crime Storys, Skandale, Promi-Dramen sowie kuriose Geschichten auf die Emotionen der Leser“, aus „Presse in Deutschland“, Pürer/Raabe)

Abschließend lässt sich sagen, dass die Meinungen über die Boulevardzeitungen weit auseinander gehen mögen, doch es steht außer Frage, dass das simple Erfolgskonzept der Bildzeitung seit über 60 Jahren aufgeht.

Und der Theodor-Wolff-Preis 2015 geht an…

Es ist wieder soweit. Bis zum 16.02.2015 haben die Journalisten Deutschlands noch Zeit sich mit einem Artikel ihrer Wahl zu bewerben.

Seit 1962 nun ist es dem Journalisten vertraut – wer den Theodor-Wolff-Preis verliehen bekommt, wird eine große Ehre zuteil. Die Bedingungen: Der Beitrag des hauptberuflichen Journalisten muss im Vorjahr online oder gedruckt in einer deutschen Tages-. Sonntags- oder politischen Wochenzeitung veröffentlicht worden sein.
Honoriert wird hierbei aber nicht der bloße Text. Der Fokus der Jury, welche aus 9 anerkannten Chefredakteuren und Autoren aller Art besteht, liegt auf der Leistung, die Öffentlichkeit auch heute noch auf die journalistische Bedeutung und Verantwortung in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen.
Die Preise von jeweils 6000 Euro werden in der Regel an fünf Journalisten vergeben, dabei gibt es jeweils zwei in den Kategorien „Lokaljournalismus“ und „Reportage/Essay/Analyse“, sowie einen im Rahmen „Meinung/Leitartikel/Kommentar/Glosse“. Und alle paar Jahre wird zusätzlich ein verdientes „journalistisches Lebenswerk“ ausgezeichnet.

Erinnern soll die Verleihung an den langjährigen Chefredakteur des Berliner Tageblatts. Der jüdisch geborene Theodor Wolff begann seine Karriere mit einer kaufmännischen Lehre bei der Tageszeitung, ursprünglich von seinem Cousin Rudolf Mosse geleitet, und ließ ihr Ansehen in seiner Zeit dort beträchtlich wachsen. Durch seine Korrespondenz in Frankreich lernte er Parlamentarisierung und Demokratisierung schätzen und das Berliner Tagesblatt wurde in Deutschland für seine Fortschrittlichkeit und Liberalität bekannt. Außerdem gründete er die „Deutsche Demokratische Partei“ und sprach sich in der Politik regelmäßig öffentlich gegen die Ziele der damaligen NSDAP aus. 1933 floh er unter Lebensgefahr ins Ausland, wurde allerdings nicht viel später verhaftet und starb letztendlich in der Gewalt der Gestapo. Seine Werke wurden noch zu seinen Lebzeiten öffentlich verbrannt.

Seit 1973 wird der Preis von dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger gestiftet.
Im vergangenen Jahr waren die glücklichen Gewinner in der Kategorie „Lokaljournalismus“ Johannes Ehrmann vom Tagesspiegel mit seinem Bericht „Wilder, weiter, Wedding“ über einen Berliner Stadtteil und Benjamin Piel von der Elbe-Jeetzel-Zeitung, der mit „Bettys erstes Mal“ ein Projekt vorstellt, in dem behinderte Menschen an sexuelle Erfahrungen herangeführt werden.
In dem Gebiet „Reportage/Essay/Analyse“ durften Kai Strittmatter der Süddeutschen Zeitung mit seiner Auslandsreportage „Wolfskind“ aus der Sicht eines chinesischen Kindes über die Kulturrevolution und Kerstin Kohlenberg von der Zeit mit ihrem Artikel „Aufnahme läuft!“ über die anfänglichen finanziellen Schwierigkeiten einer Filmproduktion sich freuen.
Peter Unfried von der tageszeitung erhielt die Ehrung mit seinem Bericht „Auf der Suche nach Adorno“ über die Vorurteile des Bildungsbürgertums in der Kategorie „Meinung/Leitartikel/Kommentar/Glosse“.
Und schließlich wurde noch Rudolph Chimelli ebenfalls von der Süddeutschen Zeitung für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Nun geht es in eine neue Runde. Die Wahlurnen sind offen für jedermann. Auch ein Vorschlag durch einen Dritten, etwa den Verleger oder Chefredakteur, ist möglich. Also lasst die Spitzer warmlaufen, das Blatt bereit gelegt und ran an die Stifte, liebe Schreiberlinge!
Wir sind gespannt, wenn es im Mai wieder heißt…

„Und der Theodor-Wolff-Preis 2015 geht an…“

 

 

 

Quellen

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger – Die Ausschreibung (07.01.2015)

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger – Preisträger (07.01.2015)

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger – Jury (07.01.2015)

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger – Theodor Wolff (07.01.2015)

Süddeutsche Zeitung (07.01.2015)

Wikipedia (07.01.2015)

Die blonde Flut: Blondinen auf TV-Zeitschriften

Fernsehen.
Eine der liebsten Beschäftigungen der Deutschen. Und einige von uns besitzen sie noch: die Fernsehzeitschrift. Auch wenn dieses Format im Zeitalter des Internets zunehmend untergeht. Doch aus Trotz gegen die steigende Verinternetisierung der Gesellschaft oder einfach nur aus Gewohnheit ist das Format der Fernsehzeitschrift noch nicht völlig untergegangen und immer noch in einigen Haushalten zu finden.

Was beim scannenden Blick über die breite Zeitschriftenauslage im Fachhandel auffällt, ist nicht nur die große Angebotspalette der Fernsehzeitschriften, sondern auch die sich stark ähnelnden Cover:
1. Ohne Ausnahme sind auf allen Frauen abgebildet.
2. Diese Frauen sind auffallend oft (nahezu immer) blond und langhaarig.
3. Die meisten dieser Frauen tragen aufreizende Kleider oder Tops, die ihre (durch Photoshop verstärkten?) Kurven betonen und einen schönen Blick auf ihr Dekolleté bieten.
Eine Fernsehzeitschrift, deren Namen hier nicht genannt wird, hat es sogar geschafft, in den letzten Monaten ausschließlich Blondinen in weißer Kleidung abzulichten.
Wieso das Ganze? Wieso schaffen es nur lächelnde, makellose Blondinen auf die Cover, die sich alle sehr ähneln und austauschbar und langweilig wirken? Zwar findet man ab und zu doch noch einen Hauch von brünett auf einer Auflage, was einer Sensation gleicht, aber dann auch nur, wenn diese gerade in einem neuen Kinohit mitspielt und für steigende Verkaufszahlen sorgen könnte.
Die Verkaufsstrategie Blond scheint überall Einlass gefunden zu haben und wird konsequent durchgezogen. Mal etwas Abwechslung wagen, um aus der blonden Flut herauszustechen? Dies wäre wohl ein zu hohes Risiko. Wer kann denn auch wissen, ob sich die Zeitschrift mit einer Brünetten oder gar einer Schwarzhaarigen auf dem Cover überhaupt verkaufen würde? Lieber auf Sicherheit gehen und Altbewährtes weiter führen. Auch wenn das bedeutet, dass sich jede Auflage mehr und mehr ähnelt, jede Fernsehzeitschrift der anderen gleicht, da sie alle die gleiche Schiene fahren.
Bekanntlich gilt das Prinzip „Sex sells“, nicht nur auf den Covern unserer Fernsehzeitschriften. Also müssen natürlich perfekt scheinende, junge Frauen darauf abgebildet sein, die das Ideal unserer Gesellschaft repräsentieren sollen. Und Blondinen scheinen dabei eine gute Wahl, gelten sie doch als freundlich, strahlend, unschuldig und anziehend. Außerdem besteht bekanntlich das Klischee, dass Männer diesen Typ Frau besonders bevorzugen würden.

Man könnte diesen Trend durchaus als sexistisch bezeichnen. Wo sind denn all die Verfechter der Gleichberechtigung der Frau? Die haben sich wahrscheinlich alle auf die Frauenquote gestürzt, damit Frauen ja nicht wegen ihrer Führungsqualitäten, sondern lediglich zur Erfüllung der Quote eingestellt werden, eine zweifellos sehr erfolgreiche Methode.
Ein anderer -sinnvollerer?- Schritt zur Gleichberechtigung wäre doch, auch mal mehr Männer auf Fernsehzeitschriften abzubilden, schließlich wollen die Frauen doch auch mal einen schönen Anblick genießen können, und nicht nur die Männer. Oder man könnte versuchen, die Flut aus Blondinen zu durchbrechen und zu anderen Haarfarben übergehen, um etwas Abwechslung zu bekommen, sei es nun Braun, Schwarz, Rot oder gar Bunt. Schließlich sind diese Typen von Frauen auch Teil unserer Gesellschaft, und genauso schön und anziehend wie etwa Blondinen. Auch wenn das die Medienindustrie noch nicht ganz begriffen zu haben scheint.

Quellen:
http://www.dwdl.de/hoffzumsonntag/47491/blond_angenehm_abwaschbar_das_groesstmoegliche_nichts/ (03.01.15 18:10h)
http://konsumpf.de/?p=9798 (03.01.15 18:10h)
http://www.cafe-eloquent.de/blond-gut-tv-magazine-und-ihre-cover/ (03.01.15 18:20h)

Satire im Blitzlicht der Medien – Der Fall des Dieter N.

„Wenn man nicht wüsste, dass der Koran Gottes Wort ist, könnte man meinen, ein Mann habe ihn geschrieben.“

Provokante Worte, gut verpackt in Humor – quasi das, was gute Satire ausmacht.

Am 24.10.2014 veröffentlichte die Neue Osnabrücker Zeitung als Erste, dass der Kabarettist Dieter Nuhr (54) für diese und ähnliche Aussagen aus seinen Programmen von dem in Osnabrück lebenden Muslimen Erhat Toka verklagt wird. Die Anklage lautet „Beschimpfung von Religionsgemeinschaften„.
Auf eine Stellungnahme von Herr Nuhr wird hierbei verzichtet. Allerdings nicht freiwillig, so der zuständige Redakteur Rainer Lahmann-Lammert. Er habe mehrfach bei der Agentur des Kabarettisten angefragt, ob die Möglichkeit eines Interviews bestehe und dabei von Anfang an die von Herrn Toka geplante Demonstration am 25.10.2014 vor Nuhrs Auftritt in Osnabrück nicht unerwähnt gelassen.
Ein Termin wird  auch trotz seiner Ankündigung, den Artikel bereits vor dem Samstag der Show herausgeben zu wollen, erst auf den folgenden Dienstag gelegt. Nuhrs Begründung dazu lautete, dass er kein Aufsehen hatte erregen wollen. Ziel der Radikalen Islamisten sei gewesen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen, erzeugt durch die einprägsamen Schlagzeilen eines Skandals. Eine Äußerung seinerseits wäre damit pure „Werbung“ gewesen und genau das, was die Demonstranten sich erhofften. Er hatte angenommen, dass auch die Redaktion das berücksichtigen würde und war daher mehr als überrascht über das frühe Erscheinen des Artikels.

Doch im Prinzip hat nie wirklich jemand an die Verurteilung Nuhrs geglaubt. Sowohl in den Kreisen der Comedians, als auch unter den Persönlichkeiten der öffentlichen Medien, war man sich weit verbreitet einig, dass in diesem Fall nicht nur das Recht der freien Meinungsäußerung, das wir in Deutschland genießen, zum Tragen kommt, sondern viel mehr das der Kunstfreiheit, welches noch sehr viel tiefgreifender Kritik und Übertreibung zulässt.
Es ist die Aufgabe des Satirikers sich auf die Bühne zu stellen und durch Spott und Lächerlichkeit Missstände in unserer Gesellschaft anzuprangern und darauf aufmerksam zu machen. Nuhrs Kollege Lars Reichow meint dazu: „Wir Kabarattisten müssen mutig sein, wer soll es denn sonst machen?“

Tagtäglich wird die Bibel auf der Bühne genauso bloßgestellt wie der Koran und es kommt auch immer mal wieder vor, dass Beschwerden von Seiten des Vatikans eingehen, doch um dieses Ereignis mit Dieter Nuhr und dem Islam wird jetzt ein riesiger Hype  gemacht. Da fragt man sich doch, warum? Ist es nicht doch den sensationshungrigen Medien zuzuschreiben?
Laut Nuhr war „Tokas Ziel […] die Skandalisierung – und die Medien haben ihm den Gefallen getan.“ Wenn die ihre Story riechen, kann man „sich auf unsere Presse immer verlassen.
Die gute Nachricht ist, dass für dieses Mal aus genau dieser Aufmerksamkeit auch Vorteile gezogen werden konnten. Nuhr erhielt nicht nur unter seinen Kollegen, sondern auch millionenfach auf den Seiten seiner Social Network-Accounts von allen Seiten Unterstützung und Zustimmung.
Das Ermittlungsverfahren gegen Nuhr ist jetzt eingestellt und die stern-Leserin Cheeba McCheebs kommentiert: „Jeder der was gegen Nuhr zu sagen hat, darf das genau so machen wie Nuhr. Es ist fair, und wenn sich Nuhr über etwas lustig macht stirbt keiner„.

 

 

Quellen:

Neue Osnabrücker Zeitung

Frankfurter Allgemeine

Focus

Allgemeine Zeitung

Die Welt

Stern

Ist die ZEIT vorbei?

Langsam schiebt sich die Masse über den überfüllten Bahnsteig. Sie kommen an einem Zeitungsstand vorbei. GRATIS steht in großen Buchstaben auf einem Schild. Ein alter Mann nimmt sich eine Zeitung. Alle anderen gehen weiter, ohne den Stand eines Blickes zu würdigen. Nach einer Weile sitzen alle im Zug. Taschen und Rucksäcke werden geöffnet, Laptops herausgeholt und Smartphones eingeschaltet. Der alte Mann geht den Gang hinunter. Er lässt sich auf einem freien Platz nieder und schlägt umständlich die Zeitung auf. Die Frau auf dem Platz neben ihm schaut genervt von ihrem Smartphone auf. „Was suchen Sie denn?“, fragt sie. „Die Bundesligaergebnisse!“, antwortet der alte Mann. „Die habe ich gestern schon nachgeschaut“, sagt sie und überreicht ihm ihr Smartphone.

Kein Überleben für die Zeitung?

Dass die Nachfrage nach Printmedien schwindet, ist nichts Neues. Doch gibt es den guten Journalismus nicht nur in der Zeitung? In der Zeitung überzeugen seit langen Jahren qualifizierte Journalisten mit gut recherchierter Arbeit, unterschiedlichen Themen und ausführlichen Hintergrundreportagen. Mit dem Kauf einer Zeitung wird versichert, dass die Artikel umfassend recherchiert und glaubwürdig sind. Dass die Journalisten Kenntnis haben, worüber sie schreiben und für den Leser die wirklich wichtigen Themen selektieren und aufbereiten.

Trotzdem greifen immer mehr Menschen zum Smartphone oder Tablet, um die Nachrichten online zu lesen.
Im Internet findet man die gesuchten Informationen schnell und zielsicher. Ohne großen Zeitaufwand. Und noch viel wichtiger ist, dass man NUR das erhält, was man wirklich möchte. Kauft man eine Zeitung, um sich über die neusten Ereignisse in Russland zu informieren, muss man auch den Rest, also den Sport und die Klatschspalte kaufen. Online ist das anders.
Kauft man eine Zeitung, entscheidet man sich nicht nur dafür mehr zu kaufen, als man eigentlich braucht, sondern es beschränkt auch auf die eine Sichtweise des Journalisten beziehungsweise die Quellen, die der schreibende Journalist wichtig hielt. Im Internet hingegen werden viele verschiedene Quellen präsentiert. Durch Verlinkungen findet man schnell viele Texte und Informationen zum selben Thema.

Natürlich hört man hier die Aufschreie der Zeitungsliebhaber. Denn Online birgt viele Risiken, die man nicht außer Acht lassen sollte. Im Internet kann jeder zum Journalist werden und jeder kann Informationen einstellen. Fehlinformationen werden nicht überprüft und verbreiten sich über das Internet wie ein Lauffeuer, bevor auffällt, dass es sich um eine Fehlinformation handelt.

Doch ist dieses Risiko nicht akzeptabel, wenn man bedenkt, was man dafür bekommt?

So schön es auch sein mag eine echte Zeitung in der Hand zu halten – das bekannte Rascheln beim Umblättern der Seiten zu hören. Sind es doch trotzdem nur die Nachrichten von gestern.
Für schnelle und aktuelle Nachrichten bleibt nur der Griff zum Smartphone.

Was sich viele wünschen, sind Onlineartikel, die umfassend recherchiert sind und komplexe Sachverhalte verständlich zusammenfassen. Artikel, wie man sie zuweilen nur in der „echten“ Zeitung findet.

Die Süddeutsche Zeitung versucht zur Zeit durch den Bau eines Print – Online – Newsrooms Online und Print erfolgreich zu verbinden. „Die geschäftsführenden Redakteure, die dort arbeiten werden, sind künftig für Print, wie online gleichermaßen verantwortlich.“ (http://www.turi2.de/heute/sueddeutsche-zeitung-baut-print-online-newsroom/) Dadurch soll es eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Print und Online geben. Es ist der Versuch „sowohl eine sehr gute Zeitung, als auch eine sehr gute Nachrichtenseite (zu) machen.“ (http://www.turi2.de/heute/sueddeutsche-zeitung-baut-print-online-newsroom/)
Es könnte ein entscheidender Schritt sein, Online qualitativ nach vorne zu treiben, aber dabei die Zeitung nicht zu vergessen.

Kein Überleben für die Zeitung?
Das ist zur Zeit schwer zu ermessen. Aber bis jetzt schreibt sie auch noch keiner ab!

 

Quellen:

http://www.gutjahr.biz/2013/03/zukunft-zeitung/

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zukunft-der-zeitung-die-odyssee-der-online-onkels-12534852.html

http://verlag.faz.net/mediaportal/ueber-die-zukunft-von-zeitungen-ein-gespraech-mit-frank-schirrmacher-und-horizont-chef-juergen-scharrer-11885036.html

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zukunft-des-journalismus-das-heilige-versprechen-11970610.html

http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2012-11/Tageszeitung

http://www.spiegel.de/thema/2020_die_zeitungsdebatte/

http://www.sueddeutsche.de/thema/Zukunft_des_Journalismus

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/zukunftdesjournalismus

http://www.arte.tv/guide/de/048392-000/journalismus-von-morgen-die-virtuelle-feder

http://www.theeuropean.de/debatte/342-zukunft-des-journalismus

http://www.turi2.de/heute/sueddeutsche-zeitung-baut-print-online-newsroom/

 

Topfvollgold – Geschichten vom Ende des Regenbogens

Personalisierung, Emotionalisierung und Dramatisierung. Mit diesen Präsentationsstrategien versuchen die Boulevardblätter ihre Leser zu gewinnen und zu unterhalten. Unterhaltung um jeden Preis. Je dramatischer desto besser. Hauptsache es kommt eine sensationelle Story am Ende dabei raus. Nach diesem Motto scheinen viele Boulevardzeitschriften in der heutigen Zeit zu verfahren. Doch wie weit darf Boulevardjournalismus gehen? Ist es wirklich in Ordnung die Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte von Menschen gänzlich zu ignorieren und Fakten einfach zu erfinden? Denn ob das berichtete der Wahrheit entspricht oder nicht scheint heutzutage keinen mehr zu interessieren. Boulevardzeitschriften entwickeln sich immer mehr zu einem Portal von Märchen- und Lügengeschichten und das meist auf Kosten von ahnungslosen Prominenten. Banalitäten werden zu vermeintlich sensationellen Storys aufgebauscht. Seriöse Recherche scheint selten der Fall zu sein. Ganz im Gegenteil! Nicht selten werden Fakten sogar einfach erfunden. Die Frage die sich einem da stellt ist wo die Pressefreiheit ihre Grenzen hat? Erst kürzlich ging der Schauspieler George Clooney gegen die britische Yellow Press in die Offensive, welche darüber berichtete, dass Clooneys Schwiegermutter die geplante Hochzeit mit seiner Partnerin ablehne. Eine gänzlich erfundene Geschichte, die tief in die Privatsphäre von Clooney und dessen Familie eindrang und schon fast an eine Hetzjagd der Journalisten erinnert. Seriöse Recherche? Wer braucht das schon! Man kann ja auch Fakten erfinden und diese glaubwürdig verkaufen. Ein fast schon unmenschliches Verhalten der Boulevardpresse, welches immer schlimmer zu werden scheint.
Genau diesem „Phänomen“ widmen sich seit einem Jahr zwei Journalistikstudenten aus Dortmund, indem sie sich zur Aufgabe gemacht haben, diese Unwahrheiten, die die Boulevardzeitschriften verbreiten, aufzudecken. In ihrem „watchblog“ „Topfvollgold – Geschichten vom Ende des Regenbogens“ nehmen die beiden Studenten die angeblich sensationellen und angeblich der Wahrheit entsprechenden Geschichten der Boulevardblätter etwas genauer unter die Lupe und überprüfen, ob denn überhaupt ein Körnchen Wahrheit an der Story zu finden ist. Nicht ganz überraschenderweise ist dies nur selten der Fall wie sich nach der Recherche der beiden Blogger herausstellt: „In der Regenbogenpresse wird die Wahrheit nicht nur verdreht. Oft sind die Geschichten auch ganz klar erlogen“, so einer der beiden Gründer des Blogs. Und so haben die beiden Blogger schon viele schlicht erfundene Beiträge der Boulevardzeitschriften als schlichte Lügen entlarvt und nehmen diese immer wieder aufs Korn. Es ist amüsant und erschreckend zugleich die Ergebnisse der Recherche der beiden Studenten sich näher anzuschauen, da man dadurch einen ganz anderen Blick auf die Boulevardpresse bekommt und sich beim nächsten Lesen hinterfragt, ob der Beitrag überhaupt der Wahrheit entspricht. Mittlerweile hat der Blog, welcher ursprünglich als Praxisteil ihrer Bachelorarbeit angesehen war, täglich rund 2000 Leser. Darunter auch Prominente wie Günther Jauch, welcher immer wieder Opfer falscher Berichterstattung war und ist und die aufklärerische Wächterfunktion des Blogs begrüßt: „´Topfvollgold‘ ist momentan die einzige ernstzunehmende Seite im Netz, die sich die Mühe macht, den wöchentlichen Schrott der Yellow Press nicht nur durchzuarbeiten, sondern den publizistischen Dreck, der da abgesondert wird, auch als solchen zu benennen“.Mit ihrem Blog leisten die beiden Studenten einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Sensationsjournalismus, indem sie auch falsche Berichterstattungen an die Betroffenen weiterleiten und die Berichte beim deutschen Presserat melden.
Natürlich wollen wir alle durch die Berichterstattung der Boulevardpresse auch unterhalten werden und finden es interessant und teils auch amüsant über das Leben und die kleinen Geheimnisse der Schönen und Reichen zu lesen. Aber dort wo Unwahrheiten verbreitet und die Privatsphäre von Menschen mit Füßen getreten wird geht Pressefreiheit zu weit. Und so ist es gut zu wissen, dass es noch Menschen gibt, denen die Privatsphäre anderer am Herzen liegt und den üblen Machenschaften der Boulevardpresse Einhalt geboten wird.

 

Quellen:

Kohlmaier, Matthias (21.08.2013): Wühlen in der klebrigen Melange, in: sueddeutsche.de, URL: http://www.sueddeutsche.de/medien/yellowpress-watchblog-topf-voll-gold-wuehlen-in-der-klebrigen-melange-1.1749390 (15.07.2014).

Braun, Dr. Marie-Luise (31.03.2014): Watchblog „Topf voll Gold“ nimmt Regenbogenpresse aufs Korn, in: noz.de, URL: http://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/463561/watchblog-topf-voll-gold-nimmt-regenbogenpresse-aufs-korn (15.07.2014).

Alvarez, Sonja (02.03.2014): Nur die Lüge zählt, in: tagesspiegel.de, URL: http://www.tagesspiegel.de/medien/ein-topfvollgold-ueber-die-regenbogenpresse-nur-die-luege-zaehlt/9556926.html (15.07.2013).

http://www.topfvollgold.de/

Infografiken Revisited: Ausflug zu Herr Neurath

Wer ist Herr Neurath und was hat er gemacht? Herr Otto Neurath war so etwas wie ein Universalgelehrter. Folgt man den unterschiedlichen Quellen, nach Informationen über ihn, so war er unter anderem Architekt, Pädagoge, Nationalökonom. Und so langsam bin ich mir sicher, es hätte sich bestimmt noch die ein oder andere Tätigkeiten ausfindig machen lassen, der Herr Neurath nachgegangen ist, denn wie gesagt, er gilt als Universalgelehrter.

Eines seiner Hauptwerke, und ab hier ist er wohl für uns von Interesse, ist die Wiener Methode der Bildstatistik. Otto Neurath ist einer der Köpfe hinter dem »International System of Typographic Picture Education«, Kennern auch als Isotype geläufig.

Hintergrund dieser Bildstatistik war zum einen die Reaktion auf politischen Veränderungen zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Neurath erkannte einen Strukturwandel von der Arbeits- zur Wissensgesellschaft, der es erforderte neue partizipatorische Strategien zu entwickeln, welche die soziale und kulturelle Bildung vorantreiben sollen, um letztendlich Selbstbestimmung zu gewährleisten.

Erstmals wurden die visuellen Statistiken genutzt, um die der Planwirtschaft der UDSSR zu visualisieren. Jahre später wurde die Idee umgetauft, aus Isostat wurde Isotype. Der Leitgedanke allerdings, blieb der Gleiche: Die Isotype  soll auf visuelle Art der Verständigung der Völker dienen und diese durch grafische Zeichen revolutionär vereinfachen. Die Grafiken geben auf nüchterne Art allerlei Daten wieder, ganz im Sinne des logischen Empirismus.

Ausgehend von diesem Sinne des logischen Empirismus, und auch von einem Zitat Neuraths: »Wir müssen jedenfalls auch zeigen wie die Welt wirklich ist«, lässt sich auch die zunehmende Komplexität heutiger Informationsgrafiken erklären.

Aus dem Zitat lässt sich auch folgern, dass es nicht korrekt wäre sie (die Welt) einfach darzustellen, dies entspräche nämlich nicht den Fakten.

Gerade die Komplexität macht Informationsgrafiken so spannend. Ihnen empirischen Wert zuzusprechen ist gewiss richtig. Ihnen allerdings ihren poetischen und künstlerischen Wert abzusprechen wäre irgendwie falsch.

Fortsetzung folgt

WISSEN, wo’s herkommt…

Viele kennen es, das Problem der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Texte. Da sitzt man nun vor einer Hausarbeit, einem Essay oder jedweder Form wissenschaftlichen Dokuments und denkt über das Sujet: „Mensch, darüber hab‘ ich doch mal irgendwo etwas gelesen…“. Dumm nur, wenn einem die Quelle nicht mehr einfällt oder man fälschlicherweise gar davon ausgeht, dieser famose Geistesblitz sei Produkt der eigenen Vernunft. (Letzteres – durchaus auch intendiert –  scheint ja offensichtlich gerade in Zeiten digitaler Nachprüfbarkeit des „eigenen“ geschriebenen Wortes ein nicht zu unterschätzendes Problem geworden zu sein; man bediene sich diverser Beispiele, wie die des Herrn K.T. von und zu G. oder einer gewissen Frau S.)

Hätten diese Herrschaften, die hier nur am Rande und in anonymisierter Weise erwähnt werden, sich doch einmal die Redaktion der Zeitschrift „ZEIT WISSEN“ zum Vorbild genommen, wäre ihnen wohl so manches erspart geblieben.

„ZEIT WISSEN“ ist ein vom Zeit-Verlag herausgegebenes Magazin, das sich auf Wissensfragen – wie der Name bereits suggeriert – spezialisiert hat und alle zwei Monate erscheint. So weit, so gut. Die eigentliche Neuerung besteht aber darin, dass man sich dazu entschlossen hat, die wichtigsten zu Rate gezogenen Quellen am Ende eines jeden Artikels preiszugeben, um dem Medium „[e]inen transparenteren und persönlicheren Charakter“ zu verleihen, wie Jan Schweitzer, Chefredakteur bei „ZEIT WISSEN“ verlauten ließ. Ferner sollen auch die Beweggründe der jeweiligen Autoren bekanntgegeben werden, indem man klarstellt, warum, wieso, weshalb, wann und wo welche Bücher gelesen, Studien ausgewertet, Experten ins Verhör genommen oder Datenbanken durchforstet wurden.

Dabei bleibt es allerdings nicht, denn multimediale Zeiten erfordern multimediale Mittel, und so kann der Leser seine Quellensuche im WWW weiterführen, denn dort sollen ab der nächsten, am morgigen Dienstag, 11.06.2013, erscheinenden Ausgabe, alle Quellen offengelegt werden. Des Weiteren verspricht sich die Redaktion von dieser „Vernetzung“ Online-Diskussionen von Lesern im Anschluss an die Artikel, vorrangig über die Quellen selbst und deren Qualität (oder eben deren Fehlen). Von einer potentiellen Kritikflut der Leserschaft hat man indes nicht viel Angst beim Zeit-Verlag, denn laut Schweitzer „hilft [sie], um das Heft noch besser zu machen“.

Vielleicht sehen dies nun gewisse Herrschaften – die hier ja nur am Rande und in anonymisierter Weise erwähnt werden – als Ansporn beim nächsten Mal auch ihre Quellen zu offenbaren, denn „ZEIT WISSEN“ geht mit gutem Beispiel und weitaus mehr Sympathiepunkten mit einer verkauften Auflage von 92.790 Exemplaren im ersten Quartal 2013 voran.

 

Quellen:

IVW – Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (2013): ZEIT WISSEN. URL: http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true. (08.06.2013).

Melzer, Melanie (2013): „Transparenter“ und „persönlicher“: „Zeit Wissen“-Redaktion veröffentlicht ihre Quellen. URL: http://kress.de/tagesdienst/detail/beitrag/121612-transparenter-und-persoenlicher-zeit-wissen-redaktion-veroeffentlicht-ihre-quellen.html. (08.06.13).

BILD dir deine Meinung! – Oder wie die BILD deine Meinung bildet…

Die BILD-Zeitung wurde 1952 von Axel Springer gegründet. Das neue Konzept, große Bilder und wenig Text, feierte nach einigen Anlaufschwierigkeiten große Erfolge und ist heute die fünftgrößte Tageszeitung der Welt. Doch wer liest die BILD und warum?

Der Bild-Leser ist, laut BILD ,ein männlicher Fachangestellter, mit unterdurchschnittlicher Schulbildung und lebt in der Großstadt. Die Zeitung ist die einzige überregionale Zeitung und wird auch in Sonderausgaben in 43 Ländern verkauft. Die BILD ist konkurrenzlos in ihrem Metier!

Durch geschickte Formulierungen der Überschriften, locken die Autoren die Leser und erleichtern das Textverständnis mithilfe von Kürzungen komplexer Zusammenhänge, Eingrenzung des Wortschatzes oder sogar Limitierung der Wortlänge. So soll Axel Springer einen Mitarbeiter gerügt haben, der das Wort „Geschichtsverständnis“ einbrachte. Dieses wäre weit über dem Niveau des Lesers und somit unverständlich. Man solle Solcherlei künftig unterlassen.

Die BILD versucht den Rezipienten zu emotionalisieren. Die Redaktion verwendet Lautmalereien, z.B. „Horror-Eltern müssen in den Knast“. Durch die Verbindung eines negativ konnotierten Wortes, wie „Horror“ und dem positiv angesehenen Wort „Eltern“, werden harte Kontraste gegeneinander gesetzt und erregen Aufmerksamkeit. Auch der „Aufschrei“ oder die häufige Verwendung des Wortes „WIR“ sind typisch für das Boulevardblatt. „Wir sind Papst!“, eine der geschicktesten Kampagnen der Zeitung, die ohnehin schon größten Wert auf die Nation, ihre Einheit und Einigkeit legt. Deutschland stellt den Papst. Nicht ein einzelner Mann sitzt nun auf dem heiligen Stuhl, nein, eine ganze Nation hat den höchsten Thron erobert, denn es klingt gleich wieder wie ein Wettkampf. Als hätte man die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. Sie vertuschen Distanzen und wenden eine Art Schlüssellochguckprinzip an, um den Leser auf eine Stufe mit der Prominenz zu heben und ihm erlauben zu werten, bewerten oder gar zu beurteilen. Die BILD begibt sich scheinbar auf das Niveau der Leser, vereint sich mit ihnen, benutzt Umgangssprache und stellt Fragen, die sich dann aber doch meist als rhetorisch entpuppen. Dem Rezipienten entgeht meistens die Möglichkeit selbst zu antworten, da ihm die Verfasser der Texte, die auch nie mehr als 30 Zeilen lang sind, einen Schritt voraus sind und die Antwort vordiktieren. Vergleicht man die BILD-Ausgaben von heute mit denen von vor 25 Jahren kann man feststellen, dass man die Headlines beliebig austauschbar sind, da meistens keine Fakten zum Thema gemacht werden, sondern die Emotionakisierung von Sensationen, Unglücken, Sex, Kriminalität, Prominenz, dem Wetter und Provokationen im Vordergrund stehen.

Schon früh haben sich Größen wie Günter Grass und Heinrich Böll öffentlich gegen die BILD gewandt. So bemängelt Ulrich Saxler eine „Entlastung, Bestätigung und Stimulierung der Leser“. Günter Wallraff, der sich für dreieinhalb Monate unter Pseudonym in der Redaktion arbeitete, kritisierte danach die Arbeitsweise der Zeitung, „die sich aus „Halbwahrheit, Fälschung, offene[r] und versteckte[r] Werbung, verlogene[m] Sex und heuchlerische[m] Crime“ zusammensetze“.

Alles in Allem gibt die Redaktion die Antwort auf ihre Werbekampagne: „BILD dir deine Meinung!“ selbst, denn in einer Qualitativen Analyse des Axel-Springer-Verlags heißt es: „Dank ihrer Autorität nimmt die Zeitung dem Leser das Ordnen, Sichten und Bewerten der Ereignisse, welche die gegenwärtige Welt repräsentieren, ab.“ Es ist ihm also nur noch vergönnt, die von der BILD ausgearbeiteten „Ergebnisse“ abzunicken, denn die kollektive und richtige Meinung wurde ja bereits gebildet.

Quellen:

www.bild.de

http://www.mythos-magazin.de (19:10Uhr, 23.052013) ; Feindbilder in der BILD-Zeitung?; Magisterarbeit zur Erlangung des Grades Magistra Artium der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ; Gianna Jansen

Textgestaltung und Verfahren der Emotionalisierung in der BILD-Zeitung´; Autor: Voss, Cornelia, 1972-
Bild, Zeitung ; Berichterstattung ; Erzähltechnik ; Gefühl ; Geschichte 1997;Verknüpfte Titel: Münchener Studien zur literarischen Kultur in Deutschland ; 31 ;Verlag: Frankfurt am Main [u.a.] : Lang ;Erscheinungsjahr: 1999;

Axel Springer; Zusatz: die Biografie; Autor: Schwarz, Hans-Peter, 1934- ;Verlag: Berlin : Propyläen ;Erscheinungsjahr: 2008

 

Sind die Zeitungen passee?

Dänemark, Deutschland, England, die USA und so weiter. Egal wo man in der Welt ist, bezieht man schnell die neusten Informationen aus dem Internet. Die Zeitungen übermitteln nur „alte“ Nachrichten von dem vorherigen Tag. Bedeutet es, dass die Zeitungen Tod sind? Man kann in jedem Geschäft eine Zeitung kaufen. Mit dieser Tatsache kann man vielleicht überein Passee der Zeitungen sprechen.

Die Onlinemedien sind ständig „up to date“ mit allen Nachrichten den ganzen Tag aus der ganzen Welt. Die Onlinemedien benutzten nicht nur ihre Homepage, aber auch ihre Facebook-Seite, Twitter, Google+ und so weiter. Hat diese schnelle Aktualisierung im Internet die Folgerichtigkeit, falls die Zeitungen „alte“ Nachrichten bringen.

Die Zeitungen werden am Morgen herausgeben und sie werden in der Nacht gedruckt, welches bedeutet, dass die Nachrichten vom vorherigen Tag sind. Die junge Generation haben die Nachrichten im Internet gelesen, und sie haben auch die Nachrichten mit ihren Freunden im Internet auf verschiedene Weise geteilt. Für diese Generation sind die Neuigkeiten „alt“, wenn sie sie am nächsten Tag in der Zeitung lesen. Das moderne Handy hat 3G oder 4G, was bedeutet, dass egal wo man sich befindet, schnell Internet und auch schnell die Möglichkeit hat, die neusten Nachrichten zu lesen. Diese Generation braucht keine Papierzeitung, aber man kann in den meisten Geschäften eine Zeitung kaufen. So ist es weltweit.

Bedeutet das, dass man dennoch eine Zeitung kauft, obwohl man die Möglichkeit auf dem Handy hat oder sind es die Personen ohne moderne Handys, die die Zeitungen kaufen? Einerseits kauft die junge Generation „alte“ Nachrichten. Sie hat die Möglichkeit die Nachrichten den vorherigen Tag auf ihren Mobiltelefonen zu lesen, aber kauft dennoch eine Zeitung. Andererseits muss es die ältere Generation sein, die die Zeitungen kauft weil sie nicht die Möglichkeit auf dem Handy hat. Aber liest nur die junge Generation die Nachrichten im Internet, oder ist die ältere Generation „up to date“ und benutzt das Internet?

Geht es grundsätzlich darum, dass die Zeitungen nostalgisch für uns sind und deshalb kauften wir sie gleichgültig, ob die Nachrichten alt oder neu sind.

Das Buch ist tot, lang lebe das Buch

Das Buch ist eines der Medien, dem man im Zuge der Digitalisierung am ehesten prognostizierte, dass es wohl aussterben werde. Weit gefehlt. Nicht zuletzt, weil der Buchmarkt clever auf seine digitalen Konkurrenten reagiert hat. Die Antwort des Buchmarktes auf Kindl und Co. ist zwar als ein Umdenken im eigenen Format zu verstehen, aber es bezieht sich auch zurück auf die Buchkunst.

Die Gestaltung eines Buches ist gewiss eines der Merkmale, die ihm einem besonderes Status verleiht, ihm weiter dazu verhilft seinen Wert als Medium nicht zu verlieren oder diesen Wert neu zu definieren.

Der Wert eines Mediums manifestiert sich unter anderem durch seine Konsumenten und diese haben eben durch die Digitalisierung und alle damit einhergehenden Nebeneffekte einen anderen Anspruch entwickelt, auf die der Markt nun eingeht. So kann man seit längerem schon beobachten, dass Bücherläden ihre Schaufenster wieder mit aufwendigen Hardcovern schmücken und es in der Tat mehr Bücher gibt, deren Gestaltung weitaus glanzvoller ist als noch vor einigen Jahren.

Das Austerben eines Mediums an sich ist mitnichten das schlimmste Resultat der Digitalisierung, bedenkt man auch die Berufszweige, die synchron dazu verloren gehen. So sollten, neben dem Medium, also auch die handwerklichen Tätigkeiten rund um dieses fokussiert werden.

Dieser Aufgabe nehmen sich Wettbewerbe wie »Die schönsten deutschen Bücher« an. Sie sind als Institutionen  zu verstehen, die den gestalterischen und herstellerischen Möglichkeiten des Mediums Buch eine Bühne bieten. Indem sie diesbezügliche Spitzenleistungen auszeichnen, schaffen sie nicht nur eine Öffentlichkeit für das Medium, sondern sie honorieren auch die Arbeit an dem Medium.

»Die schönsten deutschen Bücher« wurden erst kürzlich prämiert. Ausgezeichnet wurden insgesamt 25 Titel aus je fünf Kategorien (»Allgemeine Literatur«, »Wissenschaftliche Bücher, Schulbücher, Lehrbücher«, »Ratgeber, Sachbücher«, »Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge« und »Kinderbücher, Jugendbücher«). Die Bücher, die es in diese Auswahl der fünfundzwanzig schönsten Bücher schaffen, haben weiter die Chance als das schönste Buch prämiert zu werden. Außer dem Fame, den dieser Preis inne hat, ist er auch mit 10000 Euro dotiert.

Die Liste der Sieger-Titel und die prämierten Bücher lassen sich über den Internetauftritt Homepage der Stiftung Buchkunst einsehen.

Zum Weiterlesen und sich selbst ein Bild machen:
http://www.stiftung-buchkunst.de

Regenbogenpresse – Ein Selbstversuch

Der Spiegel schreibt diese Woche über eine Mediengattung, die von der allgegenwärtigen „Medienkriese“ verschont geblieben zu sein scheint. Eine Mediengattung, von der ich zwar am Rande wusste, dass sie existiert, mit der ich mich aber noch nie befasst habe: Das sogenannte „Regenbogenblatt“. Viel darunter vorstellen konnte ich mir nicht, hatte nur die vage Idee, dass der Wahrheitsgehalt wohl noch fragwürdiger sein könnte als bei der BILD.

Laut Spiegel ist die Leserschaft der Heftchen 60+, weiblich und ihrem Blatt sehr treu, aber warum? Worum geht es in den Heften überhaupt? Bei einer kurzen Recherche im Internet findet sich nicht viel. Die meisten der Hefte haben keinen richtigen Internetauftritt, Google bietet mir in den ersten Treffern nur an Anzeigen aufzugeben. Hat das Heft eine Internetseite, so stammt die, wie im Fall der „Revue der Woche“ vom Verlag und deckt gleich mehrere Blätter ab.

Spontan habe ich mich also zum Selbstversuch entschlossen, bin in den nächsten Supermarkt und habe mir drei Exemplare gekauft (Preis für alle drei: 2,37 €). Im Zeitschriftenregal finden sie sich in der untersten Reihe, wo ich normalerweise nicht einmal hinschaue und es gibt unfassbar viele von ihnen. Auf den Titelseiten: Unvorteilhafte Fotos von Menschen die ich nicht oder nur aus der RTL-Werbung kenne. So schreibt zum Beispiel die „Revue der Woche“: „Die Geissens: Angst um ihre Töchter (Die Gefahr ist größer den je – Sie fordern das Unglück heraus)“ Im inneren der Zeitung stellt sich heraus: Die Kinder sind alleine Tretboot gefahren. Lebensgefahr! Und außerdem: Im zwei Stunden entfernten Marseilles („unweit von St. Tropez“) ist die Drogenkriminalität gestiegen. Entführungsgefahr!

Die „Super Freizeit“ schlägt eine etwas andere Richtung ein: „Alkohol-Drama“1 Carmen Geiss trinke zu viel und sei „aufgedunsen“, wie ein Vorher-Nachher Bild beweisen soll. Ich kann keinen Unterschied erkennen. Immerhin findet sich auch hier die „Entführungspanik“ wieder, auch wenn sie im Artikel nicht erwähnt wird.

Eingehender mit dem Thema Regenbogenpresse beschäftigt sich das Watchblog TopfVollGold (http://www.topfvollgold.de/), betrieben von zwei Journalistik-Studenten der TU Dortmund. Sie decken auf, wo die Wahrheit verdreht und geschummelt wurde. In einem Interview mit dem EJO (s. Quellen) geben sei zu bedenken, dass ein Teil der Leser die Geschichten aus den Regenbogenheften durchaus ernst nehmen.

 

1Mehr zum Thema „Drama“: http://www.topfvollgold.de/?p=2805

Quellen:

Kühn, Alexander und Maximilian Popp (2013): Simple Storys. In: DER SPIEGEL (21/2013). Hamburg. SPIEGEL- Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG S. 136

Grass, Karen (2013): Regenbogenpresse: „Die Macht wird unterschätzt“. European Journalism Obervatory. (17.05.2013) Dortmund. Erich-Brosius-Institut. URL:http://de.ejo-online.eu/9233/medienjournalismus/9233 (Aufgerufen am 22.05.2013)

Schönauer, Mats und Moritz Tschermark (2013): Topf Voll Gold. Dortmund. URL: http://www.topfvollgold.de/ (Aufgerufen am 22.05.2013)

Gippner, Steffen (Hrsg.) (2013): „Alkohol-Drama“. In: Super Freizeit (Nr. 6 Mai/Juni 2013). Hamburg. Bauer People GmbH. S. 7

Schuhmacher, Klaus (Hrsg.) (2013): „Angst um ihre Töchter“. In: Revue der Woche (Nr. 6 Juni 2013). Hamburg. Deltapark-Verlag Ltd. S. 6-7

 

Recyclingprogramm für die Westfälische Rundschau

Ein weiterer Tiefpunkt in der Zeitungskrise: Die Westfälische Rundschau entlässt 120 Journalisten und 200 freie Mitarbeiter. Merkwürdig nur, dass sie weiterhin erscheinen soll. Und das ohne Redakteure? Ja, mit Berichten und Bildern anderer Zeitungen.

Was bleibt, ist der Name. Übernommen wird nun der Lokalteil der Ruhr- Nachrichten und der Hauptteil der WAZ, der Westfälischen Allgemeinen Zeitung. Dieser Plan lässt Leser und Kenner der WR noch mehr an der Idee zweifeln. Es sollen also sehr konservativ gehaltene Nachrichten in ein durch jahrelange SPD- Nähe arbeitergebundenes Blatt integriert werden.

Berichtet wird über die eigene Sache kaum, sie wird eher übergangen. Grund für die radikale Maßnahme sei der Verlust von 50 Millionen Euro in den letzten Jahren. Die Leser kämpfen nun für ihre Zeitung und die Pressevielfalt vor allem im Lokalen, gut 1000 Journalisten, Politiker und Leser versammelten sich Ende Januar in der Dortmunder Innenstadt.

67 Jahre Tradition gehen verloren und die Rundschau als eigene Stimme verstummt. Das Zeitungssterben in Deutschland hält an.

 

http://www.readers-edition.de/2013/02/03/trauerzug-fur-die-von-der-waz-axt-redaktionell-enthauptete-westfalische-rundschau/

http://de.wikipedia.org/wiki/Westf%C3%A4lische_Rundschau

„Deine Mudda liest das Handelsblatt!“ – Final Times: Endlich schwarz!

Heute, am 07.12.12, erscheint die letzte Ausgabe der Financial Times Deutschland.
Erstmals verkauft wurde die Wirtschaftszeitung am 21. Februar 2000 und scheint jetzt die Rekorde noch einmal zu brechen: „Vergriffen und ausverkauft!“ heißt es an den Kiosks und den anderen Verkaufsstellen. Wer trotzdem nicht darauf verzichten will, hat die Chance im Online- Shop ein Exemplar zu erwerben.

Denn nicht nur der Aspekt der „letzten Ausgabe“ macht die Zeitung habenswert, sondern auch ihre ungewöhnliche Aufmachung:
Das ansonsten lachsfarbene Blatt erscheint ganz in schwarz. Final Times nennt sie sich heute. Auf der letzten Seite verneigen sich die Mitarbeiter vor den Lesern.

Gruner und Jahr verabschiedet sich mit dem spöttischen Protest „Deine Mudda liest das Handelsblatt!“ von der FTD.
Auch wenn sie Gruner und Jahr laut SpiegelOnline angeblich 250 Millionen Euro gekostet hat und der kein Interimsmanager gegönnt wurde, spart die Wirtschaftszeitung nicht an Eigenlob. Sie nennen die Titel ihrer aufregendsten Meldungen, zeigen ihre spannendsten Bilder und weisen sich selbst die Rolle eines revolutionären Blattes zu, das auch über Grenzen hinaus berichtete und „vorlaut“ und „anders“ sei.

Andererseits zeigen sie in dem Artikel „Fehler – doch nicht bei der FTD… außer manchmal“ auch ihre Schwächen und nehmen in amüsanten Artikeln wie „Wir waren Helden“, die von Erlebnissen der Reporter erzählen, auch Abstand vom zynischen Ton der restlichen Zeitung. Auch eine Reihe von Entschuldigungen seitens der Chefredaktion sind in der letzten Ausgabe zu finden, sei es wegen der „verbrannten Millionen“, den missachtenden „Formulierungsvorschlägen“ oder dem fehlenden „Glauben“ an die Politiker.

Insgesamt also ein stolzer Abgang, den die Financal Times Deutschland hingelegt hat!

 

http://www.ftd.de/panorama/vermischtes/outofoffice/:bilder-des-tages/70118891.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gruner-jahr-verkuendet-aus-fuer-financial-times-deutschland-a-868371.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/die-letzte-ausgabe-der-financial-times-deutschland-am-7-12-2012-a-871506.html

Ein schlechtes VorBILD?

Auch wenn die Auflagenzahl der BILD in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ist sie mit 2.671.363 Exemplaren immer noch die meist verkaufte Tageszeitung Deutschlands (Quelle: IVW, erstes Quartal 2012). Dies liegt nicht zuletzt am BILD-typischen Schreibstil, der zwar immer wieder stark kritisiert wird, jedoch die Menschen in Deutschland scheinbar sehr gut erreicht. Anlässlich der Wahl von Papst Benedikt XVI. hieß es auf der Titelseite beispielsweise „Wir sind Papst“; ein Ausruf, den inzwischen fast jeder Deutsche kennt und der bis heute immer  wieder in verschiedensten Diskursen erwähnt wird.

Erst kürzlich titelte die BILD „Mia Sammer mia“ und kommentierte damit die Verpflichtung Matthias Sammers, der ab sofort den neuen Sport-Vorstand des FC Bayern München bildet, in Anspielung auf das bajuwarische „Mia san mia“-Gefühl. Wie prägend solche Titel auf gesellschaftliche Diskurse sein können, erkennt man beispielsweise daran, dass das größte deutsche Fußballforum transfermarkt.de diese Zeile übernahm und den Thread, in dem die User über Sammer diskutieren können, genau so nannte.

Durch solche und ähnlich prägnante Titel, gelingt es der BILD Zeitung immer wieder Leser für sich zu gewinnen. Der umgangssprachliche Schreibstil, die Großbuchstaben auf der Titelseite, zahlreiche Personifizierungen und vor allem die direkte Ansprache des Leser (Beispiel Fußball-Europameisterschaft: Ständig wurde im Kontext der DFB Elf von „Wir“ und „uns“ gesprochen) scheinen sehr vielen Lesern Kaufargument genug zu sein, die BILD anderen, vermeintlich seriöseren Zeitungen, vorzuziehen. Durch die sehr knappen aber doch zumeist informativen Artikel, welche in möglichst einfachem Deutsch gehalten  und mit dem ein oder anderem Neologismus ausgeschmückt werden, passt sich das Blatt aus dem Axel Springer Verlag sehr gut an die heutigen Lesegewohnheiten an. In einer Gesellschaft, in der die Zeit immer mehr zum höchsten Gut zu werden scheint, sind ausführliche Hintergrundberichterstattungen und komplexere Tehemenentfaltungen beim Leser wohl nicht mehr so sehr gefragt, was irgendwann auch bei den anderen Zeitungen zu Überlegungen führen könnte, dem Trend, den die BILD mit ihrer Art der Berichterstattung setzt, zu folgen.

Ich persönlich finde, dass die BILD manchmal zu schlecht dargestellt wird. Sicherlich sind einige Artikel, die sich das Blatt in der Vergangenheit geleistet hat, ethisch absolut nicht vertretbar und müssen daher scharf kritisiert werden. Die Kritik an der BILD jedoch an ihrem oftmals als kindisch oder unprofessionell abgestempelten Schreibstil festzumachen, halte ich fraglich. Nicht umsonst handelt es sich um ein Boulevard-Blatt und so versucht die Zeitung mit den vier großen Buchstaben, Information mit Unterhaltung zu verbinden, was ihr in meinen Augen – und das belegen auch die Auflagenzahlen – doch sehr gut gelingt. Für viele Menschen ist das Zeitunglesen in Zeiten des Web 2.0 und diverser Apps, die ihnen die wichtigsten Informationen direkt auf das Smartphone liefern, längst keine Selbstverständlicheit mehr. Wenn man diese also überhaupt noch an das gedruckte Wort heranführen will, dann doch noch am ehesten über den Edutainment-Weg, welchen die BILD einschlägt. Insofern kann man, wie ich finde, schon von einem gewissen Vorbildcharakter der BILD im Sinne der Textgestaltung sprechen. Man muss die vielen Personifizierungen, Metaphern, Wortspiele und auf Sensation getrimmten Artikel sicherlich nicht gut finden und kann ihre Zweckmäßigkeit in gewissen Kontexten durchaus hinterfragen, doch sprechen die Verkaufszahlen für die BILD. In einer Zeit, in der sich die Presse augenscheinlich in der Krise befindet, muss deswegen auch die Frage erlaubt sein, ob man sich als Zeitungsmacher in Zukunft überhaupt noch erlauben kann, dem Trend der sensationalistischen Berichterstattung zu entsagen, wenn einen irgendwann das finanzielle Überleben dazu zwingen könnte…

 

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild_%28Zeitung%29 (Stand: 14.07.2012)

http://daten.ivw.eu/ (Stand: 14.07.2012)

http://www.bild.de/ (Stand: 14.07.2012)

http://www.transfermarkt.de/de/fc-bayern-muenchen/forum/ansicht_10_seite1.html (Stand: 14.07.2012)

Papst angepisst. Urin oder Limonnade?

Papst Benedikt XVI. ist verärgert: Durch das Titelblatt der Juli-Ausgabe des frankfurter Satiremagazins TITANIC fühlte der Papst sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und klagt nun gegen die Verbreitung des Bildes.

Mit dem Titel „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“ zeigt die Titelseite des Magazins den Papst mit einem gelben Fleck auf seiner Soutane in Schritthöhe. Damit spielt TITANIC auf den „Vatileaks“-Skandal an, bei dem geheime Dokumente puplik geworden sind. Doch damit nicht genug: Auch die Rückseite zeigt den Papst – diesmal von hinten und mit braunem Fleck an selbiger Stelle.

Die heutige Erwirkung einer einstweiligen Verfügung führte dazu, dass TITANIC das Titelbild online bereits geschwärzt hat. Die Unterlassungserklärung unterschrieb die TITANIC jedoch nicht und so ist eine Einigung zwischen TITANIC und der Katholischen Kirche noch nicht abzusehen.

Überschreitet die TITANIC jedes Maß an Zumutbarem oder handelt es sich wie laut Chefredakteur Leo Fischer versichert um ein Missverständnis? Jedenfalls sind die Printausgaben mit Bild bereits in Umlauf und Fischer sagte: „Wir sind bereit, durch alle Instanzen zu gehen – bis hin zum Jüngsten Gericht.“

 

 

http://www.tagesspiegel.de/medien/einstweilige-verfuegung-der-rechtsstreit-ist-wohl-noch-nicht-beendet/6861908-2.html

http://www.titanic-magazin.de/newsticker.html

http://www.stern.de/kultur/einstweilige-verfuegung-papst-stoppt-titanic-cover-1855116.html