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Digitale Medien im Unterricht – Hoffnung und Misstrauen

Der Einzug der Digitalen Medien in unseren Alltag liegt jetzt schon eine Weile zurück, für die neue Generation gehört das Internet, wie der Fernseher, von Beginn an zum Leben dazu. Nicht verwunderlich ist es also, dass auch die Einbindung der Digitalen Medien im Schulalltag gefordert wird.

Das Internet bietet nicht nur eine Menge an Möglichkeiten, sondern birgt auch Gefahren. Der sichere Umgang, differenzieren und selektieren von relevanten Inhalten im Netz erfordere auch bei Digital Natives Grundwissen, dass zunächst erlernt werden müsse (Vgl. Middeldorf 2017). Unterrichtsmaterialien, wie Lernspiele, E-Books, Tablets und Ähnlichem, ermöglichen kreatives und mobiles Lernen, doch trotz zahlreicher Fürsprecher und dem großen Angebot an Möglichkeiten gäbe es viele Pädagogen und Kritiker, die den Lernerfolg bezweifeln (Vgl. HCC-Magazin 2017).

Befürworter erhoffen sich zum Einen ein höheres Interesse bei den Schülerinnen und Schülern, zum Anderen würden durch die alternative Darbietung von Informationen viele Sinne angesprochen, die das Speichern von Informationen in unterschiedlichen Gedächtnissystemen möglich mache (Vgl. HCC-Magazin 2017). Somit werden die verschiedenen Vorlieben und Interessen der Schülerinnen und Schüler durch die unterschiedlichen Zugänge und Methoden angesprochen. Dies hat zur Folge, dass die Schülerinnen und Schüler individuell gefördert und gefordert werden können. Durch diesen persönlichen und individuellen Zugang zu den verschiedenen Themen und Medien können auch Lernunterschiede innerhalb der Klasse in Ansätzen ausgeglichen werden.

Auch in der projektorientierten Arbeit oder in Gruppen- und Partneraufgaben ermöglichen Kommunikationstools ein vernetztes Arbeiten (Vgl. HCC-Magazin 2017). Damit ist es möglich verschiedene Aufgaben spannender und interaktiver für die Schülerinnen und Schüler zu gestalten. Beispielsweise schlägt der Teilrahmenplan Deutsch des Landes Rheinland-Pfalz für die Grundschule bereits den Umgang mit Medien vor. Die Einbindung von verschiedenen Medien könne dafür als Methode oder Ergänzung eingesetzt werden, dementsprechend können verschiedene Medien zur Präsentation von Texten oder auch zur Texterstellung genutzt werden (Vgl. Teilrahmenplan Deutsch Rheinland-Pfalz). Exemplarisch hierzu können (Gruppen-)Ergebnisse die auf Postern oder Plakaten festgehalten und präsentiert werden, durch eine Präsentation dieser, mit Hilfe von verschiedene Textverarbeitungsprogrammen oder Präsentationssoftware ersetzt werden.

Trotz der vielen Vorteile werden laut einer Untersuchung von Bitkom, digitale Medien nur hin und wieder und nicht täglich in die Unterrichtsstruktur eingebunden (Vgl. Bitkom Research 2015). Aus dieser Statistik geht hervor, dass die Fotokopie mit Abstand das am häufigsten genutzte Medium sei (Vgl. Bitkom Research 2015).

Ich vermute, dies auch aus meiner persönlichen Erfahrung, dass viele Schulen nicht mit den aktuellen elektronischen Medien ausgestattet sind. Auch weitere Untersuchungen der Bertelsmann-Stiftung zur digitalen Bildung stützen diese, denn viele Lehrerinnen und Lehrer bemängelten in der Studie die unzuverlässige Medientechnik und die unzureichenden technischen Rahmenbedingungen (Vgl. ZEIT online 2017). Darüberhinaus vertrauen nur 23% der Lehrerinnen und Lehrer in den Lernerfolg durch den Einbezug von Medien (Vgl. ZEIT online 2017). Die Ablenkungsgefahr durch das vielfältige Angebot im Netz führe zum Konzentrationsmangel und lenke vom eigentlichen Unterrichtsthema ab, statt beim Verständnis zu helfen (Vgl. HCC-Magazin 2017).

 

1 | Einsatz von Medien im Unterricht (Bitkom Research 2015).

 

2| Gründe für den Verzicht von Medien im Schulalltag (Bitkom Research 2015).

 

Der Hochschulprofessor und Buchautor Gerald Lembke sei digitalen Angeboten nicht pauschal abgeneigt, betone aber auch, dass beispielsweise die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2015 sogar ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln kritisch zu sehen sei (Vgl. ZEIT online 2017). Je jünger die Schüler seien, umso mehr sei davon abzuraten, wenn es um den Lernerfolg gehe (Vgl. ZEIT online 2017).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz der Digitalen Medien im Unterricht von Seiten des Landes Rheinland-Pfalz, beispielsweise, gefordert und vorausgesetzt wird. Allerdings sind für diesen Einsatz die Schulen nicht ausreichend ausgestattet, des Weiteren sind die meisten Lehrerinnen und Lehrer den digitalen Medien abgeneigt. Viele Pädagogen sehen außerdem noch nicht die vielen positiven Aspekte, die der Einsatz der neuen Medien mit sich bringen könnte.

 

Urlaub machen in Nordkorea – „Darf er das?“

Sonnen auf Mallorca, Tauchen in Thailand, Surfurlaub in…Nordkorea?

Was sich für viele von uns wahrscheinlich nach einem Anflug von Größenwahnsinn anhört, ist genau das was YouTuber und Creator Louis Cole aka „Fun for Louis“ im August vergangenen Jahres getan hat.

Louis Cole ist ein 33 jähriger britischer Filmemacher und Videoblogger aus Surrey, England, der mit seinen Videos rund um und während seiner Reisen sein Motto und Marke „Live the Adventure“ („Lebe das Abenteuer“) geprägt hat. Mit seinen 1,8 Millionen Abonnenten auf YouTube spricht Cole eine erwähnenswerte Menge an Jugendlicher und junger Erwachsener an und kann somit durchaus von seinem Hobby leben.

                                                                                           

Was macht man nun mit seinem hart erarbeiteten Geld? Richtig. Ausgeben. Und wo? Wie wäre es mit einem entspannten Kurztrip nach Nordkorea um beim Surfen einfach mal die Seele baumeln zu lassen? Kim Jong-Und ab in den Urlaub!

Im August 2016 begann Louis seine 10-tägige Vlogserie in Nordkorea mit einigen Freunden die mit einer Surf-Organisation in Verbindung getreten sind und diese Reise möglich gemacht haben. Der Veranstalter der Reise bot nun schon zum dritten mal diese Surfschule an, reist aber privat schon seit 17 Jahren nach Nordkorea um ehrenamtlich dort zu arbeiten. Obwohl er nicht von der Regierung engagiert ist, arbeitet er wohl mit ihr zusammen beziehungsweise findet eine positive Kommunikation statt.

Louis unternimmt in seinen Vlogs wie immer zahlreiche Ausflüge unter anderem ein Besuch in einem Wasserpark, Surfen mit „Local surfer chicks“ sowie diverse Tours für Touristen.

Was nun folgt war wohl eher weniger Fun für Louis:

YouTube Stars Are Now Being Used for North Korean Propaganda“ – Vanity Fair

(„YouTube Stars werden jetzt für nordkoreanische Propaganda benutzt“)

„Louis Cole’s Merry North Korea Adventure“ – Human Rights Watch

(„Louis Cole’s fröhliches Nordkorea Abenteuer“)

„You can’t vlog in North Korea and call it apolitical“ – The Verge

(„Man kann nicht in Nordkorea vloggen und behaupten es sei unpolitisch.“)

 

Der einzige Begriff der hier angebracht zu sein scheint ist „shit storm“, netter ausgedrückt eine gewaltige Empörungswelle. Nachrichten und Medien rissen Cole in Stücke, warfen im dubiose Machenschaften mit der nordkoreanischen Regierung vor, behaupteten sogar er wäre für die angeblichen Propagandavideos bezahlt worden.

Warum nun also all das auf sich nehmen? Louis sagt, er möchte die „wunderschönen und positiven Dinge suchen, mit Einwohnern Kontakt knüpfen und über die Kultur und das Land lernen“. Er betont außerdem, dass er davon ausging, dass seine Zuschauer über ein Basiswissen über Nordkorea verfügen und somit nicht vollständig vom positiven Schein seiner Videos geprägt werden.Jedoch gab es leise Stimmen im Hintergrund die das Ereignis mit etwas mehr Offenheit betrachtet haben. Was ist, wenn Louis nur zeigen wollte, dass die Menschen die in Nordkorea leben nette freundliche und herzensgute Menschen sind? Dass nicht alle Nordkoreaner die Mentalität ihres Regimes haben? Dass das Land mit seinen Traditionen und wunderschöner Landschaft es nicht verdient hat nur von dem Größenwahnsinn seines Anführers beschattet zu werden?

Diese Stimmen wurden immer lauter und endeten in einem BONCA („British Online Creator Award“) für „Travel Video of the year“, den Louis nur zu gerne entgegennahm.

Die Frage, die sich auch schon deutscher Comedy-Nachwuchs Chris Tall gestellt hat, lautet : Darf er das? Als jemand der tagtäglich die Medien als Plattform nutzt um Ideen und Erlebnisse zu teilen, sogar davon leben kann und mindestens 1,8 Millionen Menschen damit erreicht, darf man in eins der meist unterdrückten Länder mit einer der höchsten Raten an Menschenrechtsverletzungen reisen, dort Urlaub machen ohne die Missstände und offensichtlichen Probleme anzusprechen? Oder sollte man das Land, was viel älter ist als seine aktuellen Probleme, nicht dafür bestrafen, dass ein psychisch labiler Mensch es wahrscheinlich zu der meist gefürchtetsten Nation weltweit gemacht hat? Sollte man nicht versuchen, die Schönheit, Traditionen und Menschen in den Vordergrund zu stellen und die Angst und Scheu zu nehmen?

Meiner Meinung nach, darf man nicht ignorieren, dass Louis Cole in seinen Vlogs nur das gezeigt hat und zeigen konnte, was die Regierung preis geben wollte. Aber das weiß er auch. In seinem Statement-Video „MY RESPONSE…“ erklärt der Brite, dass er ganz und gar nicht mit den nordkoreanischen Ideologien übereinstimmt und dass er weiß, dass es diskutabel ist was von dem was er gesehen hat eine wahre realistische Wiedergabe des Landes ist.

Als Person mit so viel Einfluss online, ein Ort, und das ist für mich indiskutabel, in unserer heutigen Welt und in dieser Generation der größte Informationsaustausch und dadurch auch die größte Meinungsbildung stattfindet, hat man vorsichtig zu sein mit dem was man zeigt. Das Internet vergisst nicht und vergeben tut es schon mal gar nicht! Auch wenn Louis sagt, er verfolge keine politische Aufklärung in seiner Arbeit und wer das suche, für den gäbe es bessere Portale im Internet um dies zu finden, darf man dies doch belächeln und wie The Verge sagen: man kann keine Videos in einem Land wie Nordkorea drehen und dann behaupten es hätte nichts mit Politik zu tun.

Schlussendlich soll der liebe Louis machen was er will. Was wirklich zählt? Nordkorea zu dem Land zu machen was es sein kann, und die Leute zu dem zu machen was sie verdient haben: frei!

libertyinnorthkorea.org/ ist eine von vielen Organisationen die sich den Flüchtlingen und der generellen Befreiung dieses kontroversen Landes widmen. Also an alle Menschen die sich die Zeit genommen haben anonym Louis Cole verbal in den Hintern zu treten: wenigstens hat er etwas gemacht, wenigstens hat er etwas bewegt, wenigstens hat er eine Unterhaltung gestartet. Also weg von der Kommentarfunktion auf YouTube und nutzt das Internet für das was es kann: etwas bewegen!

 

 

 

Textquellen:

https://www.youtube.com/channel/UCVrvnobbNGGMsS5n2mJwfOg

www.youtube.com/watch?v=VmCpTzA6SKc&list=PLKdBO8TXUFBgaqcNCd8xyokjUFEdUu9LU

https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Cole

https://www.youtube.com/watch?v=8U1ZGMDlASA

http://www.vanityfair.com/culture/2016/08/louis-cole-vlogger-north-korea

http://www.theverge.com/2016/8/19/12543958/louis-cole-north-korea-vlogger-youtube

www.funforlouismap.com/2017/01/02/i-won-award-for-north-korea-videos/

https://www.hrw.org/news/2016/09/20/louis-coles-merry-north-korea-adventure

http://www.libertyinnorthkorea.org/

http://www.boncasawards.com/

https://www.youtube.com/watch?v=nwAL06N3XX4

https://de.wikipedia.org/wiki/Nordkorea

Bildquellen:

https://pbs.twimg.com/media/CzVnzoqWQAAnsMW.jpg

http://img.koreatimes.co.kr/upload/newsV2/images/450water.jpg

http://www.funforlouismap.com/wp-content/uploads/2016/08/breaking-barriers-north-korea-da-1260×600.jpg

https://i.ytimg.com/vi/efqRUmazxBU/maxresdefault.jpg

 

Verschwörungstheorien – Gefangen im Netz?

 Von der Religion zum Verschwörungsglaube

Die Frage nach der wahren Beschaffenheit der Welt und was wirklich in ihr vorgeht, wer unsere Geschicke bestimmt und uns leitet, sowie woraus das Böse entsteht hat die Menschen schon seit jeher beschäftigt.

In alter Zeit kamen religiöse Vorstellungen auf, um eben diese Grundfragen der Existenz zu klären, das eigene Leben und das Böse auf der Welt erträglicher zu machen und die Hoffnung auf ein besseres Leben, zumindest im Jenseits, nicht erlischen zu lassen. Grundsätzlich verbindet diese Theorien also meist der Glaube an eine (oder mehrere) allwissende, omnipotente metaphysische Wesenheit(en), sowie ein Gegenstück, dass das Böse personifiziert und somit greifbar macht. Sie schaffen für den Glaubenden eine neue, tröstliche Perspektive auf das Leben.

Was verbindet nun also den Glaube an die Religion mit dem Glauben an Verschwörungen ?

Wie auch bei der Religion zählt zu ihren Charakteristika die simple Einteilung der Welt in gut und böse, die eigene „Glaubensgruppe“ von anderen abzuheben, sich selbst in ein besseres Licht zu rücken, das Böse greifbar zu machen und in gewisser Weise die Verantwortung für das eigene Leben abzugeben. Gleich ob es nun die Bilderberger, Aliens, Reptiloide, Nazis im inneren der Erde oder das CIA sind, die dem Bösen ein Gesicht geben.

Verschwörungstheorien in den Medien

Was mit der Erfindung des Buchdrucks seinen Anfang nahm („Hexenhammer„), hat sich bis zum heutigen Tage immer weiter ausgedehnt.

Das Internet bietet für Jedermann eine Plattform um auch mit den obskursten Theorien eine Bandbreite von Zuhörern zu erreichen und seine Sicht der Dinge als Wahrheit zu verkaufen. Die entscheidende Rolle spielt hierbei die „Wahrheitsfrage“, die in den Medien und vor Allem im Netz auf zigtausende Weisen konträr beantwortet und ausgelegt wird.

Medien konstruieren eine eigene Version der Wahrheit und seit die Tageszeitung nicht mehr als einziges Medium ihre Version der Wahrheit feilbietet, sondern im Netz zu jeder Frage tausende Antworten zu finden sind, ist die Verwirrung unter den Menschen vorprogrammiert.

Die „Vertrauenskrise“

Das erklärt, warum die „Medienverschwörung“ oftmals ein „zentrales und notwendiges Strukturmerkmal“ von vielen modernen Verschwörungstheorien ist. Nachrichten werden beobachtet („Beobachtung des Beobachters“) und zu eigenen Zwecken, zur Produktion alternativer Wahrheiten genutzt.

„Die Ablösung der Face-to-face-Kommunikation durch Schrift und insbesondere durch den Buchdruck, so Niklas Luhmann, erzwang erstmalig die Unterscheidung von Information und deren Mitteilung – mit der Folge, dass der Mitteilung seither misstraut wird. Denn seit man der Mitteilung nicht mehr direkt (am Gesicht des Gegenübers) ablesen kann, was es mit ihr auf sich hat, verstärkt sich der Verdacht, dass die Informationsseite anderen Motiven folgt, als sie glauben machen will.“

 http://www.bpb.de/apuz/231313/medien-als-gegenstand-von-verschwoerungstheorien?p=all

Nach seiner Ansicht liegt die Schuld also beim Medium als Kommunikationsform, das es unmöglich wäre medial und transparent über die eigene Transparenz zu berichten.

Hinzu kommt, dass für viele Menschen das Scrollen über ihre Facebook- Pinnwand oder anderer sozialer Netze, das Ansehen der Nachrichten oder das Lesen der Zeitung ersetzt hat.

 

Nun werden durch das breitgefächerte und weit verfügbare Quellenangebot im Netz viele verschiedene Sichtweisen und Standpunkte vertreten, womit theoretisch ein fundiertes und differenziertes Weltbild beim Rezipienten entstehen könnte. Die Realität sieht jedoch meist anders aus.

Durch den Effekt der „Filterbubble„, der von dem Internetaktivisten Eli Pariser eingeführt wurde, kreieren soziale Netzwerke und Datenriesen á la Google für den Nutzer „Parallelwelten“, wo dieser anhand von Algorithmen, basierend auf seinem Nutzungsverhalten nur noch Nachrichten angezeigt bekommt, die seinen Vorlieben entsprechen. Der eigene Standpunkt, der in heutiger Zeit  für viele Menschen zu einem Teil ihrer „Identität“ geworden ist, wird immer weiter gefestigt.

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Der Verlust der Vertrauens in journalistische Berichterstattung, weitgehende mediale Inkompetenz unter den Nutzern, unüberschaubare unzählige Quellen, der Filtereffekt im Netz und unsere eigene Persönlichkeit als Filter, all das lässt das Internet als eine Art „Katalysator“ für Verschwörungstheorien wirken.

Hinzu kommt eine zunehmende Unzufriedenheit und Unsicherheit in der Bevölkerung, in der Verschwörungsglaube den Platz der Religion übernimmt. Ebenso wie die Religion lenken sie von den „eigentlichen“ Problemen, die öfter kritisch hinterfragt werden sollten, ab.

Der Mediziner Thomas Grüter warnt vor einer Psychiatrisierung der Anhänger von solchen Theorien, viel mehr sollte solches Verhalten genau analysiert werden, da sie oftmals gesellschaftliche Prozesse und Verwerfungen zwischen Gruppen innerhalb dieser aufzeigen.

Es wäre auch schließlich nicht das erste Mal, dass eine zunächst abstrus klingende Verschwörungstheorie sich im Nachhinein als wahr entpuppte. ( „Massenüberwachung durch die NSA“ )

Denn welche Wahrheit ist nicht konstruierte Realität ?

 

 

Bildmanipulation in den Medien

Der Begriff Bildmanipulation beschreibt eine Veränderung oder eine Manipulation eines Bildes oder Fotos um den Sachverhalt der sich darauf bezieht zu verändern, wodurch diese Bilder eine Wirklichkeit an die Rezipienten vermitteln, die so nie geschehen ist.

Ein Beispiel eines solchen Falles zeigen die beiden folgenden Bilder des Massakers von Luxor. Hier wurde das Originalbild so manipuliert, dass die Wasserpfütze aussieht, wie eine Blutspur um den eigentlichen Sachverhalt zu dramatisieren:

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Man kann darin unterscheiden, ob ein Foto schon vor der Aufnahme (durch Inszenierung), während der Aufnahme (Bsp.: durch Mehrfachbelichtung) oder nach der Aufnahme (Bsp.: durch Bildbearbeitung) manipuliert wird.

Grundsätzlich ist es schon seit dem 19. Jahrhundert durch technische oder kompositorische Tricks, wie beispielsweise die Fotomontage oder Komposografie möglich Fotos zu verändern, doch Techniken wie diese verlangten ein gewisses Knowhow von den Fotografen. Dank der fortgeschrittenen Entwicklung im Bereich elektronische Bildverarbeitung ist heute jeder in der Lage mit ein wenig Übung Bilder so zu bearbeiten, dass diese Manipulationen für ein ungeschultes Auge kaum zu ergreifen sind. Wie einfach es ist Bilder mithilfe digitaler Bildbearbeitungsprogramme zu verändern zeigt folgendes Video:

Dieses Video bezieht sich auf den ästhetischen Aspekt, welcher oft in der Werbung eine Rolle spielt um Schönheitsfehler zu retuschieren. Viel drastischer ist es jedoch wenn manipulierte Bilder Einfluss auf politische Angelegenheiten ausüben, indem sie in einen falschen Kontext gestellt werden (Bsp.: Massaker von Luxor), Personen herausgeschnitten werden (Bsp.: Stalin ließ ungarischen Revolutionär aus Bildern schneiden) oder bestimmte Szenen inszeniert werden (Bsp.: Treffen zwischen Viktor Orban und Helmut Kohl) um Tatsachen anders darzustellen, als sie eigentlich sind. Die Tatsache, dass Bilder manipuliert werden um breite Massen zu beeinflussen resultiert daraus, dass der Durchschnittsbürger dazu neigt Bilder als Beweis der Realität anzuerkennen ohne daran zu denken, dass fast alle Bilder die heute durch die Medien suggeriert werden in irgendeiner Form bearbeitet sind.

Die Frage die hieraus resultiert ist inwieweit Bilder heutzutage überhaupt noch glaubwürdig sind, wenn es doch für jeden möglich ist, sie in fast unvorstellbarem Ausmaß zu bearbeiten?

In diesem Zusammenhang muss beachtet werden, dass es im Journalismus erlaubte Veränderungen gibt wie beispielweise Zoomen, Änderung des Winkels, Graustufen etc. und nicht erlaubte Veränderungen wie Fotomontage und Inszenierungen. Im letzteren Falle müssten Fotos an denen diese Methoden angewendet wurde bei der Veröffentlichung mit einem [M] gekennzeichnet werden, doch problematischer Weise wird dies in vielen Fällen nicht getan. Außerdem gibt es keine gesetzliche Regelung die über solche Fälle entscheidet, denn ob eine Bildbearbeitung legitim ist hängt immer vom jeweiligen Einzelfall ab. Trotz der Versuche den Beweischarakter der durch die Medien suggerierten Bilder durch Methoden wie digitale Negative, digitale Wasserzeichen oder digitale Bildforensik zu gewährleisten, muss jeder Rezipient sich darüber im klaren sein, dass man sich in den meisten Fällen nicht sicher sein kann in wie weit eine Fotografie die Wahrheit widerspiegelt.

 

Quellen:

http://www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/Bildmanipulation.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Fotomanipulation

http://www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/Bildmanipulation.html

http://www.spiegel.de/einestages/manipulierte-bilder-a-947326.html

Bildmanipulation in den Medien

 

 

 

 

 

Bloggst du noch oder wirbst du schon?

Begeisterte Modemagazin-Liebhaber werden die neue Pandora-Werbeanzeige schon gesehen haben. Darauf abgebildet, sieht man niemand anderes als Caro Daur. 21 Jahre jung, BWL-Studentin, Blogger und Influencer. Sie startet als eines der ersten Blogger-Testimonial eine neue Art der Werbung für die luxuriöse Schmuckmarke.

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Aber nicht nur für Pandora, stand Caro als Werbefigur.

Bei den Olympischen Spielen 2016 berichtete sie für ADIDAS live aus RIO von den sportlichen Ereignissen. Natürlich alles auf ihrem Blog, Instagram, Facebook und Snapchat. Und auch bei vielen anderen Marketing-Auftritten namhafter Firmen sieht man die hübsche Hamburgerin, wie sie ihren 815 Tausend Instagram-Followern ein Selfie macht oder ein kurzes Video dreht.

Selbstverständlich alles nur, weil sie die Marke toll findet und unbedingt möchte, dass wir das wissen.

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Natürlich ist es nicht wirklich so…

Hinter solchen Fotos, Blogposts und Stories stecken Bezahlungen, von denen sich andere Autos kaufen. Schon bevor Caro Daur zu einem Event eingeladen wird, wird ihr Management davon informiert. Es werden Verträge ausgehandelt, in denen festgelegt wird, wie viele Instagram-Fotos gepostet werden, ob ein Blogbeitrag geschrieben wird, welchen Umfang dieser dann hat, wann, was veröffentlicht wird und natürlich wie viel Geld Caro Daur bekommen wird.

Das hierbei noch eine eigene Meinung in dem Produzierten steckt ist schwer vorstellbar.

Aber wie geht es Bloggern, die zwar „groß“ genug sind, um von ihrem Blog leben zu können, aber keinen Influencer-Status, wie Caro Daur innehaben?

Natürlich muss man um einen guten Content auf seinem Blog bieten zu können, enorm viel Zeit dafür aufbringen. Es müssen Dinge getan werden, die berichtenswert sind, diese müssen vertextet werden, es müssen Bilder geschossen werden, man muss Zeit aufwenden um seine Fotografier-, Text- und Layout-Fähigkeiten zu verbessern, …

Einen Fulltime-Job zu haben und wirklich erfolgreich zu bloggen ist daher ein Ding der Unmöglichkeit. Aber von irgendetwas muss der Blogger auch leben können. Daher ist es für ihn unabdingbar, Kooperationen mit Firmen einzugehen. Egal ob Testpakete zugeschickt werden, über die man berichtet oder ob es sich um eine Einladung zu Blogger-Events handelt, ohne die Bezahlung dieser Firmen wäre es dem Blogger kaum möglich Geld zu verdienen.

 

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Es kann auch eine Bereicherung für den eigenen Blog sein, wenn der Blogger Dinge erleben darf, Produkte testet und darüber berichtet.

So kann Julia von dem Blog „Des Belles Choses“  nur durch Einladungen in Hotels von vielen verschiedenen Reise-Destinationen berichten oder hat Dank Einladungen zu unterschiedlichsten Events die Möglichkeit von Trends zu erzählen und mit anderen Bloggern in Kontakt zu kommen, mit denen sie gemeinsame Inhalte entwickeln kann.

Für sie haben Kooperationen immer Voraussetzungen. So ist „grundlegend, dass die Marke generell zu den Themen auf ihren Blog passt, dass das Thema aktuell auf ihren Blog passen und nicht mit anderen Zusammenarbeiten konkurriert, dass sie ihre eigene Meinung niederschreiben kann und dass hinter jedem Foto und Beitrag ihre Kreativität und Ideen stecken kann.“ Dadurch gewährleistet sie Authentizität. Denn es ist wichtig, „dass sie ihre Leser nicht belügt und damit ihr Vertrauen riskiert“. Dafür spricht sie Firmen auch darauf an, wenn ihr etwas nicht gefällt, sodass sie nicht darüber berichten möchte. „Denn ein Blog gilt das Leser nahes Medium und wenn Firmen „Meinungen“ kaufen, würde das Vertrauen in den Blog zerstört werden“

 

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Das Blogs als Werbeplattform sehr erfolgreich sein können, wird vor allem in der Kosmetikvermarktung deutlich.

Hierbei zählen die Firmen vor allem auf die Reichweite der Blogger. Wenn ein Blogger mit 41,6 Tausend Instagram-Followern eines der Testimonials für eine Vichy Kampagne wird, ist alleine Online von einer Reichweite von weit über 20 Tausend zu rechnen. Dass diese Anzeige, dann auch noch in vielen beliebten deutschen Magazinen zu finden ist verknüpft die digitale mit der analogen Reichweite, wodurch Werbepräsenz in sehr hohem Maße gewährleistet werden kann. (Die Reichweite der Produktionsfirma, die eigentlich ein Online-Magazin betreibt, fließt natürlich auch noch mit ein) Allerdings hat L‘Oréal (hierzu gehört auch Vichy) im Jahr 2015 394,8 Millionen Euro nur für Werbemaßnahmen ausgegeben, sodass man durchaus auch damit rechnen kann, dass hierbei die Werbekosten, kein Problem waren.

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Bei kleineren Firmen sieht es da schon ganz anders aus.

Für sie ist die Werbung mit einem mittelgroßen Blogger auch eine Chance, da sie hierdurch weniger investieren müssen, um eine große Menge Menschen zu erreichen. So zahlen sie „nur“ den Blogger keine hohen Produktions- und Einbettungskosten.

So kann man eigentlich sagen, dass Kooperationen zwischen Firmen und Bloggern „Win-Win-Situationen“ sind. Der Blogger hat die Möglichkeit vielseitigen Content zu liefern und die Firmen können hohe Werbereichweiten erzielen.

 

Für uns als Blogleser bleibt aber die Verpflichtung uns beim Lesen zu Fragen:

„Bloggt er noch oder wirbt er schon?“

 

 

Vlogging – oder wann man die Kamera vielleicht besser ausmachen sollte

„Sie konnten keinen Herzschlag finden. Man kann den Kleinen aber schon auf dem Ultraschall sehen…“sagt Jonathan Saccone-Joly, Vater der irischen Youtube-Familie, in die Kamera und bricht mitten im Satz ab. Er schaut zu seiner Frau, die wohl gerade angefangen hat zu weinen, zögert kurz, und entscheidet sich dann sich dabei zu filmen, wie er sie tröstet.
Ihr wurde gerade gesagt, dass sie eine Fehlgeburt hatte.

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Vloggen– Eine Mischung aus „Video“ und „Blog“, bei der sich verschiedenste YouTuber in ihrem ganz normalen Alltag filmen, scheint für manche der Exhibitionismus von heute geworden zu sein.

Wie bei den Saccone – Joly‘s, die seit 2012 täglich Vlogs auf ihrem Kanal „LeFloofTV“ hochladen.Die mehr als 1,7 Millionen YouTube-Abonnenten schauen der Familie beim Heiraten, beim Schwanger werden, beim Einkaufen-und eben auch bei Fehlgeburten zu.
Währenddessen wirkt Mr.Saccone-Joly wie ein Moderator, der mal eben gerade die latest News herausgibt.
Aber der perfekte Mitschnitt ist zweifellos wichtiger, als die Tatsache, dass er auch gerade ein Kind verloren hat.

Das YouTube Geschäft läuft so gut, die Videos haben so viele Zuschauer, dass Vater Jonathan sich vor Kurzem einen Maserati kaufen konnte. Da hat sich die Fehlgeburt wohl doch gelohnt.

Aber sie sind nicht die einzigen, die das Filmen und Teilen intimster Momente für sich entdeckt haben.

Ellie und Jared Mecham aus dem US-Bundesstaat Utah, die einem ebenfalls erfolgreichen Youtube-Kanal namens„E+D“ betreiben,vlogten die Geburt ihrer zwei Kinder quasi live aus dem Kreißsaal.

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Die mehr als 1,7 Millionen Follower konnten mit Ellie zusammen im 10 Sekunden Takt tief ein- und ausatmen. Konnten die ungefilterte nackte Wahrheit sehen, die der Arzt ihr letztendlich auf die Brust legte.Und selbst dann, schaffte ihr Mann Jared, der für die Kameraführung zuständig war,es nicht mal kurz alles aus der Hand zu legen, um sein Neugeborenes zu bewundern.

Dabei hatte er diesem Moment ganze 3 schwere Jahre entgegengefiebert –ebenfalls dokumentiert- in denen er und seine unfruchtbare Frau immer wieder mit Behandlungen versuchten, Eltern zu werden. Aber er hielt lieber seinem Baby die Kamera vor die Nase, damit auch niemandem von Zuhause aus die noch so kleinste Falte entging.

Und wie bei der Geburt, so wird auch beim Tod nicht auf „Off“ gedrückt.

Am 1. Oktober vergangenen Jahres starb der 13-jährige Sohn der Bratayley‘s, Caleb, unerwartet an einem Herzfehler. Seine auf Youtube sehr präsente Familie teilte die Trauerfeier per Live-Stream über Periscope und Facebook .Mehr als 116.000 Fans sahen zu, wie Familie und Freunde unter Tränen Abschied nahmen.

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Nichts ist mehr privat. Selbst die persönlichsten Momente werden mit Wondershare Video Editor zurechtgeschnitten und bearbeitet. Aber warum? Und wofür?

Vielleicht können die Betroffenen Distanz zu dem schmerzhaften Geschehen nehmen, wenn sie die Rolle des passiven Kameramanns einnehmen. Oder jede Freude wird um das tausendfache vervielfacht, wenn sie mit anderen geteilt und man von unzähligen Fremden beglückwünscht wird.

Aber am Ende des Tages sind es nur das – Fremde.
Am Ende des Tages muss die Kamera wohl oder übel ausgeschaltet werden. Und dann ist die Fehlgeburt noch da, der Verlust und der Schmerz. Und all diese Fremden werden nicht da sein, um diese Menschen zu halten. Sie werden nichts ungeschehen machen. Sie können einem auch nicht die einmaligen Momente wiedergeben, bei denen man lieber die Kamera in der Hand hatte, statt vertrauter Dreisamkeit.

Sie werden sich bloß den nächsten Vlog anschauen. Da sollte man sich doch fragen, ob die Kamerapräsenz tatsächlich immer höchste Priorität haben sollte. Ob man dadurch nicht das Gefühl dafür verliert, wann es Zeit ist die wirklich wichtigen Momente im Leben durch die eigenen Linsen zu genießen.

Bildquellen:

Abb.1 https://www.youtube.com/watch?v=2LkCwRyxJ_Q

Abb.2 https://www.youtube.com/watch?v=sCtd1YXurfc&t=973s

Abb.3 https://www.youtube.com/watch?v=j1Eu6SwFVL8

Colonia Dignidad – Was ist das überhaupt?

Wenige haben heutzutage von ihr gehört: der Colonia Dignidad.
Fragt man Menschen der heutigen Generation, so zucken die meisten gelangweilt mit den Schultern, haben noch nichts davon gehört, wollen es auch eigentlich gar nicht wissen.

Dabei ist die Colonia Dignidad ein weiterer und auch wichtiger Teil der dunklen Geschichte Deutschlands, denn wieder einmal unterdrückte ein Mann Menschen, die sich nicht wehren konnten, Minderheiten, die sich resigniert unterordnen mussten… auch wenn sich das Ganze nicht in Deutschland selbst abspielte.

Was ist die Colonia Dignidad überhaupt?

Die Colonia Dignidad ( zu deutsch: Kolonie der Würde) wurde von einem deutsch evangelischen Jugendpfleger namens Paul Schäfer im Jahre 1961 in Chile gegründet und von einer Sekte bewohnt.
Diese Sekte baute in Chile, abgeschottet von der Außenwelt, eine Kolonie auf, in der Folter und Missbrauch, vor allem von minderjährigen Jungen, auf der Tagesordnung stand.
Entführungen von Kindern waren nicht selten. So sind einige Berichte von Eltern bekannt, die ihre Kinder zur als Chorfreizeit getarnten Sekte nach Chile schickten und diese danach nie mehr wieder sahen.
Während der Militärdiktatur in Chile diente die Colonia dem Regime aber auch als geheime Außenstelle.
Nach dem Putsch des chilenischen Militärs am 11.09.1973 wurde die Colonia als Basis des Pinochet- Geheimdienstes verwendet, der durch den Putsch die Macht in Chile übernommen hatte und mehrere Jahre lang als Präsident agierte, obwohl er niemals demokratisch gewählt worden war.

„ […] [ Paul Schäfer] konnte über fast 40 Jahre hinweg vollkommen ungestraft und ungezügelt allen Regungen nachgehen. Ich glaube auch, dass Machtausübung für ihn ein ganz entscheidender Faktor war und er hat diese Leute ja vollkommen hörig gemacht und nach seinem Geschmack ein fantastisches Leben da geführt […]“ ( Florian Gallenberger, Regisseur des gleichnamigen Films, im Interview mit Bayern 2, 10.03.2015)

Erst nachdem ein Mitbegründer der Sekte 1984 aus der Colonia flüchtete, geriet Paul Schäfer in das Visier der Justiz.
Doch bis zum 10.03.2005 konnte Paul Schäfer nicht gefasst werden. Gründe dafür gibt es viele. Nachvollziehbar sind sie jedoch nicht.
Paul Schäfer wurde in 25 Fällen des Missbrauchs für schuldig befunden und bekam eine Haftstrafe von 20 Jahren, von denen er nur 5 absitzen konnte. Er verstarb am 24.04.2010 im Alter von 88 Jahren im Gefängnishospital an einem Herzleiden.

Lange wurde über die Grausamkeiten, die Paul Schäfer an seinen Mitmenschen begangen hat, nicht geredet, doch im Jahre 2014 entscheidet sich ein deutscher Regisseur das Schweigen zu brechen.

Der Oscar- prämierte Regisseur Florian Gallenberger sagt über seinen Entschluss, die Geschichte auf Leinwand zu bringen: „ […] Es ist auch an der Zeit endlich über dieses Kapitel jüngerer deutscher Geschichte mal was zu machen und da etwas Licht ins Dunkel zu bringen. […]“ ( im Interview mit Bayern 2, 10.03.2015)

Sein Thriller „ Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ vereint Fakten und Fiktion miteinander, indem eine fiktive Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der realen Colonia Dignidad erzählt wird.

Dazu holte er sich internationale und hochkarätige Schauspieler ins Boot: Schauspieler wie Emma Watson ( Harry Potter, Bling Ring, …), Michael Nyqvist ( Der Chinese, Atemlos – Gefährliche Wahrheit, …) und Daniel Brühl ( Good Bye, Lenin!, A Most Wanted Man) kommen in Luxemburg zusammen, um die ersten Szenen abzudrehen. Danach geht es weiter nach Berlin, München und Argentinien.

Und worum genau geht es in dem Film?

„Chile, 11. September 1973. Hunderttausende protestieren auf den Straßen Santiagos gegen General Pinochet, der sich gegen den Präsidenten Salvador Allende an die Macht putscht. Unter den Demonstranten sind auch Lena (Emma Watson), die als Stewardess am Tag zuvor in Chile gelandet ist, und ihr Freund Daniel (Daniel Brühl), der als Fotograf in Santiago lebt. Unzählige werden in den Wirren des Aufruhrs vom Geheimdienst verhaftet, so auch Daniel und Lena. Daniel wird noch in der Nacht an einen unbekannten Ort verschleppt.

Nach dem ersten Schock versucht Lena herauszufinden, was mit Daniel passiert ist. Doch die Mitstreiter seiner Studentengruppe tauchen unter und auch die Deutsche Botschaft verweigert ihr jede Hilfe. Bei Amnesty International hört sie das erste Mal von der berüchtigten Colonia Dignidad, einer abgeschotteten deutschen Sekte im Süden Chiles, die enge Verbindungen zum Geheimdienst unterhält: es geht das Gerücht um, dass auf dem Gelände der Colonia Gefangene gefoltert werden – und Daniel vermutlich dort gefangen gehalten wird.

Völlig auf sich allein gestellt, entschließt sich Lena, der mysteriösen Sekte beizutreten und so Daniel wiederzufinden. Doch schon bald erkennt sie, in welch aussichtslose Situation sie geraten ist, denn noch nie ist jemandem die Flucht aus der Colonia gelungen…“ ( Kurzinhalt aus dem Presseheft des Majestic Filmverleih)

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Michael Nyqvist ( als Paul Schäfer) und Emma Watson ( als Lena) Quelle: Majestic Filmverleih

Der Film kommt am 18.02.2016 in die deutschen Kinos, auch wenn „das, was in der Colonia wirklich passiert ist […] man natürlich so 1:1 auch in einem Film nicht zeigen [kann] und das ist glaube ich auch nicht notwendig. Ich denke schon, dass in dem Film, den wir machen, rauskommen wird was für eine Art von Ort das war, auch ohne dass man jetzt explizit die Gräultaten ins Bild setzt.“ ( Florian Gallenberger, Regisseur des gleichnamigen Films, im Interview mit Bayern 2, 10.03.2015)

Für all diejenigen, die jetzt neugierig geworden sind und mehr über die Colonia erfahren wollen, seien es Berichte von Zeitzeugen( wie zum Beispiel das Buch von Ulla Fröhling:“ Unser geraubtes Leben. Die wahre Geschichte von Liebe und Hoffnung in einer grausamen Sekte oder Reportagen über die Colonia Dignidad ( zum Beispiel:  Colonia Dignidad: Ein Reporter auf den Spuren eines deutschen Skandals von Gero Gemballa) für die gibt es jede Menge Literatur, die es sich lohnt zu erkunden und zu lesen.

Was ist aus der Colonia Dignidad geworden?

Die Colonia gibt es heute immer noch, jedoch unter einem anderen Namen und mit neuen Zielen. Die „ Villa Baveria“ will unter der Leitung von Michael Müller die rund 115 Mitglieder für die Außenwelt öffnen, weswegen Journalisten die Kolonie besuchen können, ein Hotel für Besucher zur Verfügung steht und in einem deutschen Restaurant in der Nähe Bilder von Polizeimaßnahmen gegen die Sekte dargestellt werden. Die neuen Errungenschaften sollen dazu beitragen, den schlechten Ruf der Kolonie aufzubessern.

Der Club der roten Bänder

Im November 2015 startete auf VOX eine Serieneigenproduktion, die sich  Der Club der roten Bänder nennt. Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Krankenhausserien, wie zum Beispiel Greys Atanomy, dreht sich in dieser Serie alles um die Gefühlswelt der Kranken und die Patienten selbst.
Inspiriert wurden die Produzenten von Albert Espinosa, der mit 14 Jahren an Krebs erkrankt und seine Erlebnisse in dem Buch Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt festgehalten hat.

Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass sich die Serie ebenfalls, um krebskranke Jugendliche dreht. Aber nicht nur das. Die Produzenten erschaffen ein einzigartiges Meisterwerk, das viele, in unserer Gesellschaft tabuisierte Krankheiten, vereint. So gibt es neben Leo und Jonas, die an Krebs erkrankt sind, die magersüchtige Emma, den geistig behinderten Toni, den an einem Herzfehler leidenden Alex und den seit zwei Jahren im Koma liegenden Hugo.
Führen alle sechs zu Beginn der Serie ein isoliertes, abgeschottetes Leben, in dem sich ihre komplette Gedanken- und Gefühlswelt, um ihre Krankheit dreht, so finden die Jugendlichen im Laufe der Geschichte immer näher zueinander.

Trailer zur Serie

Grund dafür ist, dass sich die Jugendlichen entscheiden eine Bande zu gründen in der jeder einen festen Platz einnimmt. So übernimmt Leo die Rolle des Anführers, Jonas wird der zweite Anführer. Toni nimmt die Rolle des Schlauen ein, während Alex die Rolle des Hübschen bekommt. Emma bekommt, wer hätte es gedacht, die Rolle des Mädchens zugewiesen. Aber jede Bande braucht auch einen guten Geist, sodass sich alle schnell einig sind, dass Hugo der gute Geist in ihrer Gruppe sein soll.

 

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Um gleich als Gruppe erkannt zu werden, verteilt Leo, der von allen am längsten im Krankenhaus ist, seine roten Armbänder, die er für jede seiner Operationen bekommen hat, an alle Mitglieder. So wird schnell klar, dass sie den Club der roten Bänder bilden.

Zusammen machen die Jugendlichen das Krankenhaus unsicher und haben jede Menge Spaß zusammen. So entdecken sie zum Beispiel, dass der seit Monaten still gelegte 5. Stock einem nicht nur viele schaurige Gruselmomente beschert, sondern auch, dass einige ältere Herrschaften dort heimlich und verboten Poker spielen.
Natürlich steht auch die Gefühlswelt der Jugendlichen Kopf, als Leo und Jonas Gefühle für das einzige Mädchen in ihrer Bande entwickeln.

Auch wenn die Charaktere alltägliche Probleme haben, wie sie jeder von uns kennt, so müssen sie trotzdem jeden einzelnen Tag gegen ihre Krankheit ankämpfen. Und manchmal verliert man diesen Kampf eben auch…

 

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„Club der roten Bänder“ nimmt den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit: Lacht man in der einen Minute noch, so läuft einem in der nächsten Minute eine Gänsehaut über den Rücken. Am Ende einer Folge bleibt man weinend und in ein Taschentuch schniefend zurück und kann die Zeit bis zur nächsten Austrahlung kaum noch aushalten.

Die Serie zeigt dem Zuschauer auf humorvolle, aber auch einfühlsame Art und Weise verschiedene Krankheiten auf, die in unserer Gesellschaft tabuisiert sind, über die niemand spricht, die zu intim sind, die niemanden etwas angehen… die man einfach tot schweigt.

Die Produzenten haben eine Serie erschaffen, die Grenzen überschreitet, die aber trotz der Thematik nicht nur traurig ist, sondern dem Zuschauer zeigt, dass auch kranke Menschen einfach nur Menschen sind, die neben ihrer Krankheit die gleichen alltäglichen Probleme haben wie sie jeder von uns kennt. Und vor allem, dass man auch trotz seiner Krankheit Spaß haben kann!

Man selbst beginnt die kleinen Momente des Lebens zu schätzen und zu würdigen. Man erkennt, dass das Leben zu wertvoll ist und manchmal auch viel zu kurz sein kann, um in Trübsal oder Selbstmitleid zu versinken.

Die ersten zehn Folgen der ersten Staffel sind bereits ausgestrahlt, im Herbst 2016 können sich Fans auf die zweite Staffel der Erfolgsserie freuen. Sicherlich werden die Zuschauer auch dann wieder lachen, mit den Charakteren mitfühlen und weinen.
Bereits jetzt hat die Serie viele Menschen mit einem anderen Blick auf die Welt wieder in die Realität zurückgelassen und sicherlich werden es noch einige mehr.

Für alle Fans oder die, die es noch werden wollen, gibt es in der Zwischenzeit ab Januar 2016  die erste Staffel auf DVD .Wer bis dahin nicht warten will, kann sich die Wartezeit mit dem Buch zur Serie von Albert Espinosa versüßen.

 

 

Dokumentation „The Thread“ – Eine Online-Community auf der Jagd nach den Attentätern des Boston Marathon

Als am 15. April 2013 auf der Zielgeraden des Boston-Marathons zwei Sprengsätze explodierten, kamen dabei drei Menschen ums Leben und 264 weitere wurden verletzt.

Is this the Boston Bomber?Die Dokumentation von Greg Barker („Manhunt“) rekonstruiert die Suche nach den Attentätern des Boston Marathon innerhalb der Online-Plattform „Reddit“ und thematisiert dabei auch den Konflikt zwischen traditionellen und neuen Medien. Stellt „Crowdsourcing“ eine Gefahr für den investigativen Journalismus dar?

Das Interesse an diesem Event war groß. Neben zahlreichen Reportern, die live berichteten, fotografierten und filmten vor allem tausende Zuschauer und Teilnehmer mit ihren Smartphones das Geschehen rund um den Boston Marathon. Damit gehört das Attentat zu den, am besten dokumentierten Terroranschlägen unserer Zeit.

Die Suche nach den Bombenlegern hielt die gesamten USA in Atem und entfachte natürlich einen erbitterten Kampf der Medien um die Nachrichtenhoheit. Ob Kabelsender, Online-Dienste oder Networks- alle versuchten sich als beste Informationsquelle zu profilieren. Überraschenderweise sorgte vor allem die Social-News-Plattform „Reddit“ für Furore. Deren Community teilte direkt nach dem Attentat zahlreiche Bild-und Videoaufnahmen miteinander und kommunizierte in unzähligen „Subreddits“ (Unterforen) über das Ereignis.

Reddit AnalyseIm Thread „FindBostonBombers“ kam es in den darauffolgenden Tagen zu einer perfiden Suche nach den möglichen Attentätern. Bild- und Videomaterial wurde gesichtet, analysiert und diskutiert. Wilde Spekulationen und Anschuldigungen führten schlussendlich dazu, dass mehrere Unschuldige in den Fokus der Medien und der Polizei gerieten.

Am 19. April 2013 schaffte es die Polizei schlussendlich die offiziellen Täter Tamerlan und Dschochar Zarnajew zu stellen. Im heftigen Schusswechsel wurde  Tamerlan Z. dabei tödlich verwundet. Sein Bruder Dschochar Z. konnte flüchten, wurde aber noch am selben Tag von einem Sondereinsatzkommando festgenommen. Die Amateuraufnahmen seiner spektakulären Verhaftung, die mitten in der Gemeinde Watertown, vor den Augen zahlreicher Anwohner stattfand, verbreiteten sich ebenfalls rasant in den sozialen Medien. –>DRAMATIC VIDEO: Intense Gunfight Between Police and Bombing Suspect

„The Thread“ zeigt, wie sich die Medienlandschaft durch Fortschritte in der Technologie und der weit verbreiteten Nutzung von Social Media verwandelt hat. Berichte aus erster Hand und Nachrichten mit einer beispiellosen Geschwindigkeit zu sammeln und zu publizieren ist schon lange nicht mehr, ein Privileg das nur professionellen Journalisten zuteilwird. Die klassischen Rollen des Produzenten und des Konsumenten verschwimmen immer mehr. Wie der Fall „Reddit“ und sein „FindBostonBombers“-Thread zeigt, ist die Eigendynamik solcher Dialoge im Web 2.0 kaum zu steuern. Durch die schneeballartige Verbreitung in Communities und dem Verlinken in Foren oder Blogs wird die Verbreitung von Gerüchten im Netz erleichtert. Weblogs dienen dem Meinungsaustausch und verhelfen durch die Anonymität des Internets zu einer neuen Qualität des Gerüchtestreuens. Aufgrund der Tatsache, dass jeder User zugleich Rezipient und Autor sein kann und Aussagen sowohl wahr als auch falsch sein können, kann der Inhalt ungeprüft auf Relevanz und Wahrhaftigkeit im Netz veröffentlicht werden.

Die 60-minütige Dokumentation glänzt besonders durch die zahlreichen Interviews mit Journalisten und Bossen der globalen Mediengiganten, wie auch den Social Media-Nutzern, die sich auf die Jagd nach den Boston-Marathon-Bombern gemacht haben.

Die Dokumentation ist u.A. auf Netflix & iTunes verfügbar.


Quellen:

„The Thread“, Courtesy of Greg Barker and Content Television

http://insider.foxnews.com/2013/04/20/dramatic-video-neighbor-captures-intense-police-gunfight-bombing-suspect-dzhokhar

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3035378/It-beast-Moderator-Reddit-s-Boston-Bombers-thread-tells-millions-users-descended-subreddit-days-attack-identified-wrong-suspect.html

Nur gemeinsam sind wir stark – „HeForShe“

Wir schreiben das Jahr 2015.
Ein Jahr, in dem die ganze Welt durch das Medium „ Internet“ vernetzt ist. Allein in Deutschland sind 56 Millionen Menschen online, weltweit sind es mehr als 2,93 Milliarden Menschen ( Statistik zur Internetnutzung weltweit, 2014).
Wir leben in einem Jahrhundert in dem täglich mehr als 80 000 Flugzeuge in die Luft steigen; in einem Jahrhundert in dem Menschen mit Raketen das Weltall erkunden und ihre Spuren auf dem Mond hinterlassen; in einem Jahrhundert, in dem die Menschen so fortschrittlich sind wie noch niemals zuvor.

Doch ein ganz wichtiger, zentraler Bestandteil in unserer hochmodernen, vernetzten Welt fehlt: Die Gleichberechtigung der Frau!
Unter Gleichberechtigung versteht man die Gleichsetzung von Mann und Frau in einem Rechtsstaat. In Deutschland ist dies sogar im Grundgesetz verankert: „ Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. […] „ (Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, S. 13, die Grundrechte, Artikel 3, Paragraph 1 und 2). So weit zur Theorie.

Schauen wir uns nun die Realität an. Dort sind Frauen weitestgehend benachteiligt: Die Frauenquote in den meisten Jobs wird kaum bis gar nicht erreicht und Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer.
Früher durften Frauen sogar keinen Schulabschluss machen. Sie waren dazu verdammt sich um den Haushalt zu kümmern und die Kinder großzuziehen.
In einigen Ländern ist das heute noch so. Zwangsheirat und Unterordnung unter den Mann gehören hier noch zur Tagesordnung.

Seit einigen Jahren setzen sich daher viele Prominente für die Gleichstellung der Geschlechter ein. Eine der Neusten im Geschäft ist Emma Watson, die durch ihre Rolle als die schlaue Hermine Granger in den Harry Potter Filmen berühmt wurde. Seit September 2014 ist sie UN- Sonderbotschafterin. Zusammen mit UN Women setzt sie sich in ihrer neuen Rolle für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Frauenrechte ein.

Zu diesem Anlass hielt sie im September letzten Jahres eine Rede im Hauptquartier der Vereinten Nationen. In dieser machte sie auf die Probleme aufmerksam, die noch heute auf der ganzen Welt bestehen:

„ […] I think it is right that I am paid the same as my male counterparts. I think it is right that I should be able to make decisions about my own body. I think it is right, that women be involved on my behalf in the policies and decisions that will affect my life. I think it is right that socially, I am afforded the same respect as men. […] Because the reality is that if we do nothing, it will take seventy-five years, […]. before women can expect to be paid the same as men for the same work. 15.5 million girls will be married in the next 16 years as children. And at current rates, it won´t be until 2086 before all rural African girls can have a secondary education.“
( Transkript zur vollen Rede findet ihr hier )

Aufgrund der in ihrer Rede aufgezählten Missstände gibt es eine von ihr ins Leben gerufene Kampagne, die sich HeForShe nennt. Diese hat zum Ziel Männer und Jungen auf die Ungleichheit aufmerksam zu machen und sich für Frauen- und Mädchenrechte zu engagieren.
Heute, knapp ein Jahr später, haben mehr als 501.807 Männer unterschrieben ( Stand 12.11.2015; Website der Organisation: HeForShe ).

Nun kann man sich fragen, wieso so viele Menschen, insbesondere Männer, plötzlich aufstehen und sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzen. Wieso jetzt? Wieso nicht schon früher?
Zum einen liegt es gewiss an den Prominenten selbst, die durch ihre große und immer weiter wachsende Fanbase schon treue Anhänger ihrer Sache gefunden haben.
Zum größten Teil jedoch greifen die Stars auf das am besten funktionierendste Mittel zurück ihre Nachrichten zu verbreiten: Das Internet! Durch ihre Aktivitäten auf Twitter, Facebook und co. weiß die ganze Welt davon.

Aber wir sollten nicht nur hinter unseren Bildschirmen sitzen und nichts tun, uns hinter einer Unterschrift verkriechen und denken, dass das genügen wird. Jeder von uns muss aufstehen und handeln!
Emma Watson hat es in ihrer Rede vor der UN auf den Punkt gebracht:“ If not now, when? If not me, who?“

Wenn ihr also Ungerechtigkeit in eurem Job, in eurer Familie oder in eurem Freundeskreis feststellt, dann tut etwas dagegen. Jeder kann etwas bewirken.
Denkt immer daran: Nur gemeinsam sind wir stark!

#YouGeHa

Seit gestern läuft die Aktion „Youtuber gegen Hass“ (kurz: YouGeHa). Eine Woche lang werden täglich um 15 Uhr Videos gegen rassistische Strömungen im Internet hochgeladen.
Bekannte Youtuber nehmen freiwillig an der unabhängigen Kampagne teil, alle entsprechenden Videos werden in einer speziellen Playlist gesammelt.
Durch das Mitwirken bekannter Blogger auf Youtube wie zum Beispiel LeFloid kommt die Kampagne auf eine Reichweite von mehreren Millionen Abonnenten. Außerdem ist Pegida ein aktueller Anlass dafür.
Die ursprüngliche Idee stammt Mirco Drotschmann, der Betreiber des Youtube-Kanals „Mr Wissen To Go“. Er selbst hat keine vergleichbar hohe Zahl an Abonnenten wie andere Blogger, deshalb war sein erster Schritt, sich im Dezember mit anderen Wissenskanal-Youtubern auf Facebook zu vernetzen. Laut Drotschmann überwiegen auf der Videoplattform deutlich Katzen- oder Schminkvideos, gefolgt von „Let’s plays“. Ihm ist es wichtig, die Abonnenten mit politisch aktuellen Themen zu versorgen und Wissenskanälen auf Youtube zu einer höheren Prominenz zu verhelfen, bisher reagieren die Fans interessiert und sind auf weitere Videos gespannt.
„“Wissen2go“ will seinen Zuschauern mit einem Faktencheck in wenigen Minuten erklären, wo „Pegida“ falsch liegt. Andere beschäftigen sich mit Alltagsrassismus, Homophobie, steuern eine Reportage aus einem Flüchtlingsheim bei oder befragen Nicht-Muslime, was sie von Muslimen halten – und wie die diese Meinung auffassen.“
Ziel der Kampagne ist es, die Zuschauer aufzuklären. Sie sollen über die Problematik in Kenntnis gesetzt, sowie  zum Nachdenken und Diskutieren angeregt werden. Die Aufklärungskampagne will vor allem um Toleranz werben, um so Vorurteile abzubauen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sollen reduziert werden, denn Youtube will zeigen, dass es zu mehr als Unterhaltung dient.
Alle Zuschauer werden dazu aufgefordert, eventuelle Erfahrungen in diesem Themengebiet in sozialen Netzwerken zu teilen.
Dabei sind die Herangehensweisen ganz unterschiedlich: Manche Videokünstler behandeln das Thema satirisch, andere argumentieren oder berichten sachlich.
Die Videos einzelner Youtube-Blogger werden untereinander verlinkt und mit dem Hashtag #YouGeHa versehen, um sie leichter auffindbar zu machen und so der Aktion größere Sichtbarkeit zu verschaffen.

Bei der gesamten Kampagne geht es also nicht darum, sich gegen etwas zu stellen, sondern um Aufklärung. Es soll kein Hass geschürt, sondern vermindert werden.
Ob sich dabei mehr Menschen angesprochen fühlen als durch die klassischen Medien, wird sich im Verlauf der Aktion zeigen.

Quellen:

http://www.deutschlandradiokultur.de/yougeha-youtuber-machen-mobil-gegen-fremdenhass-und-pegida.2156.de.html?dram:article_id=309101

https://www.tagesschau.de/inland/youtuber-gegen-hass-pegida-101.html

http://yougeha.tumblr.com

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/yougeha-gruppe-von-youtube-bloggern-kritisieren-pegida-13378879.html

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/yougeha-youtuber-starten-aktion-gegen-fremdenhass-a-1013805.html

Dünn sein um jeden Preis…

Die 2001 von den Vereinigten Staaten zu uns rübergeschwappte Internet-Bewegung Pro-Ana (pro=für; ana=anorexia nervosa (Magersucht)) oder auch Pro-Mia (mia=bulimia nervosa (Ess-Brechsucht)) ist auch heutzutage noch ein großes Thema. Wer Mitglied bei einer oder mehrerer sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter ist hat sicher auch bemerkt, dass Fotos von extrem dünnen Frauen (und Männern) keine Seltenheit sind. Oft sind darauf prominente Models oder Schauspieler/innen zu sehen, deren Figur von vielen Mitgliedern der Netzwerke als Schönheitsideal empfunden wird. Ein weiteres Phänomen ist die sogenannte „Thigh-Gap“, eine deutlich sichtbare Lücke zwischen den Oberschenkeln von Frauen. Viele junge Mädchen und Frauen idealisieren sich mit diesem vermeintlichen und vor allem gefährlichen Schönheitsideal. Zu Dünn sein wird nicht als Krankheit, sondern als „Life-Style“ betrachtet.

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Und genau diese Jugendlichen können sich dank des Internets in Foren und auf Seiten sowie Gruppen bei Online-Messaging Diensten wie Whats-App vereinen und solidarisieren. Mithilfe von „Anna“, der imaginären Freundin, werden sie zum dünn werden und dünn beiben aufgefordert. Neben einem motivierenden Brief von Anna finden sich auf Pro-Ana Websites überwiegend Tipps & Tricks zum erfolgreichen Abnehmen und wie man zum Beispiel seine Magersucht vor Familie und Freunden geheim halten kann. Hilfsangebote wie Therapien sind meist kein Thema, die Magersucht wird verherrlicht und sogar noch durch „Competitions“ (Wer wiegt am wenigsten) vorangetrieben. Beinahe gleicht die Pro-Ana Bewegung schon einer Religion, so finden sich auf den Seiten neben sogennanten „sacred texts“ (Glaubensbekenntnis, 10 Gebote, Psalm) auch Gesestze & Gebote zum Essverhalten und zur Geheimhaltung der Krankheit. Weitere motivierende Werkzeuge sind die „thinspirations“ (thin=dünn), meist nachbearbeitete Bilder von sehr dünnen Prominenten und Magersüchtigen und „thinlines“, Zitate oder Sätze wie „Hunger hurts, but starving works.“  Des weiteren ist auch immer ein BMI-Rechner zur Selbstkontrolle zu finden.

Das Gefährliche an Pro-Ana ist nun die Tatsache, dass Gleichgesinnte sich gegenseitig immer tiefer in die Krankheit drängen oder soger Andere erst hineinziehen. Durch ein stark ausgeprägtes Gruppengefühl ensteht eine „Wir-gegen-Alle“-Einstellung. Die Betroffenen gehen davon aus, dass niemand anderes sie versteht oder ihnen helfen kann. Bei Pro-Ana können sie ihre Gedanken und Gefühle mitteilen, ohne für diese verurteilt zu werden. Deswegen ist es für sie oft umso schwerer, einen Weg aus der Magersucht herauszufinden. Manche wollen das auch gar nicht und gehen soweit, mit beziehungsweise an Magersucht sterben zu wollen („atte“=Ana till the end). Schließlich sterben laut Statistiken etwa 15% aller Erkrankten an den Folgen wie beispielsweise Herzstillstand, Infektionen oder durch Selbstmord.

Obwohl die Website jugendschutz.net regelmäßig das Web nach Pro-Ana Seiten durchforstet, diese prüft und gegebenenfalls löscht, finden Pro-Ana Anhänger immer wieder Wege ihre Ideale online auszudrücken. Die Gefahr dieser Krankheit sollte nicht unterschätzt werden und als Angehörige sollte man bereits auf die kleinsten Anzeichen achten, wenn man den Verdacht hegt, die Person könnte eine Essstörung haben. Je früher sie Hilfe bekommt und nicht immer tiefer in die Magersucht gerät, desto eher kann sie wieder gesund werden. Es gibt nämlich, wenn es noch nicht zu spät ist, einige erfolgsversprechende Behandlungsmethoden.

 

Beispiele für Pro-Ana Websites & Blogs:

http://lovetobeperfect.blogspot.de/

http://proana-liketobethin.over-blog.de/pages/100-tipps-6279183.html

http://theproanalifestyleforever.wordpress.com/

 

Quellen:

http://www.stern.de/gesundheit/2-pro-ana-szene-gemeinsam-hungern-per-whatsapp-2070831.html

http://www.maedchen.de/artikel/was-ist-pro-ana-2023763.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Pro-Ana

http://de.wikipedia.org/wiki/Anorexia_nervosa#K.C3.B6rperliche_Folgen

Bildquelle 1:

http://bestthighgaps.com/2013/08/best-thigh-gaps-girl-173-2/

2:

http://9cgrootmoor.pbworks.com/w/page/1152397/Medien%20und%20Magersucht

 

 

 

 

 

Blog über alles?

Müssen die „traditionellen“ Journalisten Angst haben? Werden die Blogs die Zeitschriften ersetzen?

Zuerst, ein paar historische Daten: der erste Blog tauchte Mitte der ’90 Jahre auf, der erste deutschprachige Weblog war netzine.de, der am 3. Januar 1996 seine erste Ausgabe im Netz veröffentlichte. Seit dieser und vielen anderen Weblogs sind die Medien für immer verändert geworden.

Es geht nicht mehr um Zeitschriften, TV Moderatoren oder Auslandskorrespondenten. Heute bieten die Blogs alles das und vieles mehr. Es gibt hunderte verschiedene Arten von diesen Cybertagebüchern, von kulinäre Blogs bis zum Fashion Blogs, Blogs über bestimmte Tiere oder Prominente, Travel- und Gesundheits-Blogs oder Blogs mit politischer und religiöser Richtung. Die Arten von elektronischen Tagebüchern sind unendlich und die Autoren können SchülerInnen oder Wissenschaftler sein, jung oder alt, mit einem akademischen Grad oder arbeitslos, das spielt keine Rolle.

Aber wie fängt man mit einem Blog an? Was schreibt man? Am wichtigsten – wem schreibt man?

Viele junge Frauen in der ganzen Welt denken, dass sie in der Lage um einen Fashionblog zu festlegen zu können sind. Wenn man so denkt dann ja, was braucht man dann? Nur schöne Kleider, eine gute Spiegelreflexkamera und Grundkentnisse in Muttersprache und/oder Englisch. Aber um einem richtigen, akzeptabelen und interessanten Fashionblog zu haben reichen diese drei Attribute nicht. Man muss Leidenschaft für Mode haben, man muss diese Leidenschaft zum Business weiter tragen um für sich selbst eine Zukunft zu bauen. Aber wenn wir so wirklich nachdenken, werden diese junge Frauen auch mit 50 Geld mit ihre schöne Photos und, wenn es wirklich gut gehen wird, Zusammenarbeit mit die große Marken verdienen? Chiara Ferragni, 27-Jahrige italienische Bloggerin (www.theblondesalad.com), eine von den wenigen erfolgreichsten Bloggerinnen der ganzen Welt, hat schon vor 4 Jahren verstanden, dass mit gut aussehen und verschiedene Kollaborationen, wird es nicht reichen. Also hat sie im 2010 ihre eigene Schuh-Linie etabliert mit unglaublich erfolgreichen Verkäufen. Und dies ist nur ein Beispiel.

Mit den obengenannten verschiedenen Arten von Weblogs, muss man schon vorhaben, dass man über alles schreiben kann. Um ein erfolgreiches Blog zu haben sollte man nur auf die zukünftige Publikum aufpassen. Die Themen müssen relevant für die gewünschten Leser sein, um sie nicht zu langweilen oder zu enttäuschen.

Dieses Beispiel von einem Fashionblog war wichtig um zu diskutieren, ob eine Bloggerin auch eine Journalistin sein kann. Und die Antwort ist: JA! Am 15.September 2014 wurde es vom Obersten Gericht Neuseelands in Bezug auf dem Prozess zwischen Slater und Blomfield bestätigt. Richter Raynor Asher hat befunden, dass ein Bloger rechtlich ein Journalist definiert sein kann und ein Blog oder eine Website als Nachrichtenmedium gilt.

Zum Schluss, können alle ein Blogger werden und ihren Blog eine journalistiche Arbeit nennen. Der Unterschied liegt nur in dem Inhalt, Qualität und Publikum.

 

 

Quellen:

Bloggeschichte : http://de.wikipedia.org/wiki/Blog#Geschichte

Der erste deutschprachige Blog: http://www.netzine.de/

About Chiara Ferragni Collection: http://www.chiaraferragnicollection.com/it/about/

Blogger – Journalist: http://theconversation.com/are-bloggers-journalists-new-zealands-high-court-says-yes-31640

Blomfield vs. Slater Prozess: https://jononatusch.wordpress.com/tag/blomfield-v-slater/

„Blogs liest ja sowieso keiner.“

Die meisten wissen noch nicht einmal recht, wo sie den Begriff einordnen sollen – geschweige denn, wie man ihn mit Inhalten füllt. Der „Blog“. Laut Definition eine Art Online-Tagebuch, das sich mit Hilfe von WordPress und Co. jeder aneignen kann, um nach Herzenslust sein Leben, seine Meinungen oder einfach nur lustige Bilder in die weite Welt des Internets hinaus zu posaunen.
Aber Blogs sind eben nicht nur eine frühe Variante des Facebookprofils. Sie dienen (vor allem für Journalisten) als Informationsquellen, spiegeln (gut und weniger gut belegte) Meinungen wieder und auch andere Social Media Accounts, wie Twitter oder eben Facebook können als „Blogs“ bezeichnet werden. Und selbst die „reinen“ Blogs sind trotzdem nicht zu unterschätzen:

Weltweit lesen mehr als 409 Millionen Menschen pro Monat WordPress Blogs, die unter anderem bekannte Größen wie die New York Times, Samsung oder ebay beinhalten. Von Internetzeitungen bis zu Infopages über die neusten technischen Errungenschaften ist also alles vertreten. Für Unternehmen ist es profitabel einen Blog zu unterhalten – sei das nun über WordPress, über eine Facebookseite oder einen Twitteraccount, denn sie können so Werbung machen. Um so viele Menschen wie möglich zu erreichen, werden alle Mittel auf einmal genutzt. Die Anzahl der Blogs steigt ständig an, alleine auf tumblr fanden sich im Oktober diesen Jahres 207,3 Millionen. Eine Zahl, die man sich eigentlich schon gar nicht mehr vorstellen kann und trotzdem ist sie nur ein Bruchteil dessen, was sich in den Tiefen des World Wide Web tummelt. Doch worüber schreiben all diese Menschen und Unternehmen den lieben langen Tag?

Eine Studie von rankseller hat 2013 2.344 deutsche Blogger dazu befragt und das Fazit?

Die beliebtesten Themenbereiche sind Heim und Garten oder Erotik und Liebe, Schlusslicht bilden Shopping und (leider) auch Bildung und Wissen. Was erstmal kein besonders überraschendes Ergebnis ist, Klatschzeitschriften verkaufen sich schließlich auch am laufenden Band. Die deutsche Top 100-Liste der Blogs wird vom Postillon angeführt, einer Website die das aktuelle Mediengeschehen meist satirisch aufbereitet, gefolgt von mimikama, die sich auf  Betrugsfälle im Internet konzentriert, und Schlecky Silberstein (ehemals Spiegel Offline), die dem Leser einfach nur ein wenig den Tag versüßen möchte. Wobei man sicher auch bei diesen weniger ernsthaften Blogs über den ein oder anderen bemerkenswerten Eintrag stolpern könnte.

Wer selbst einen Blog schreiben möchte, wird mit Hilfestellungen und Ratschlägen geradezu überschüttet. Tippt man bei Google „Wie schreibe ich einen Blog“ ein, erhält man circa 44,3 Millionen Ergebnisse. Allerdings sind ein paar einfache Tipps schnell herausgefiltert:

  • Themenbezogenheit/Zielsetzung: Wer sich auf ein Thema spezialisiert und weiß, worauf er hinaus will bzw. für wen er da schreibt, hat einen guten Grundstein gelegt.
  • Ansprechendes Design: Wenn das Layout stimmt und die Seite übersichtlich ist, findet sich der Leser gleich besser zurecht.
  • Schlagworte/Beziehungen: Mit Schlagworten wird der Blog leichter gefunden – und Beziehungen (Links, Verweise, etc) zu Unternehmen, anderen Bloggern u. Ä. schaden nie – und schützen vor Plagiatsvorwürfen.
  • unvm.

Für den Erfolg eines Blog ist im Endeffekt aber der Inhalt entscheidend, damit er auch heute – in der Zeit von Facebook, Twitter und Co. Aufmerksamkeit erlangt. Oder ob der Inhaber des Blogs die National Football League ist.

 

 

Quellen:

WordPress Stats

WordPress Notable Users

Statista: Statistik Tumblr

Studie Basicthinking.de „So bloggt Deutschland“

Deutsche Blogcharts

Brasilien: Der Weltmeister steht schon fest – Deutschland verweigert sich

Wie in jedem WM-Jahr werden die immer gleichen Pressemitteilungen verbreitet – eine ganz besondere Weltmeisterschaft solle es werden, eine WM, die bietet, was vorher noch nie dagewesen war. Alle 4 Jahre steht sie uns bevor: Eine Weltmeisterschaft mit allesamt weltmeisterlichen Neuerungen. Lassen wir die zweifelsfrei Weltmeister-verdächtigen Geldverprassung außen vor, blenden wir das Vorgeplänkel aus, starten wir mit dem offiziellen Datum: Donnerstag, 12. Juni 2014, 17 Uhr Ortszeit in São Paulo. Eröffnungsfeier. Brasilien in einer ganz neuen Dimension. Brasilien ganz neu. Ganz vermenschlicht, grüne Menschen: Regenwald, blaue Menschen: Wasser. Jennifer Lopez: Playback. Was ist sonst noch neu, noch nie dagewesen? Angela Merkel, Mutti, lässt sich diesmal nicht nur inmitten einer Horde halbnackter, schweißnasser Rabauken ablichten – vor 8 Jahren sah das noch nach weniger Körperkontakt aus –  sondern sie zieht – der Aufschrei der Damenwelt war ihr gewiss – Lukas Podolski Mats Hummels vor. Doch was ist das wahrhaft Weltmeisterliche, die einer WM im Lande des Fußballs angemessene Neuerung? Oliver Welke moderiert Fußball anstelle der Heute-Show? Schiedsrichterfehler? Nunja. Rasierschaum. Rasierschaum und Kameras. Ob die FIFA neben einem Uhrenhersteller auch einen Rasierschaumproduzenten auf der Sponsorenliste stehen hat, entzieht sich der allgemeinen Kenntnis. Und doch, es wird wahrlich weltmeisterlich geschäumt. Linien und Halbkreise. Da ist er, der heimliche Weltmeister, ein Geheimfavorit, auf den nun wirklich niemand gewettet hat. Selbst- oder fremdernannte Fußballromantiker schreien auf. Timeouts, Videobeweis bei Elfmetern, was kommt als nächstes? Mit dem Rückenwind des Eröffnungsspiel geht ein #Aufschrei durch die Welt. Das erste Tor der WM-Geschichte, das einwandfrei, ohne zwei mögliche Meinungen bewiesen ist. In Echtzeit für den neutralen Betrachter fast nicht zu erkennen. Roberto Carlos hätte einen Freistoß mit 200 Sachen, ohne sich von der in im beschaumten Abstand regelkonform entfernte Mauer stören zu lassen, ins Tor jagen können, sodass der Einschlag des Balls inklusive Netz gegen die dahinter liegende Bande vom Spielort bis nach Manaus zu hören gewesen wäre – wir alle hätten zitternd diese wenigen, spannungsgeladenen Momente in banger Erwartung geharrt – bis, ja bis wir erlöst werden: DRIN, knapp, nur 2 Meter, aber eindeutig, drin! Doch am 15. Juni besteht die Goal Line Technology ihre Feuertaufe. Frankreich gegen Honduras, ein Kracher in der Gruppe E. Eins-Null. Zwei-Null. Zwei-Null? Nein, ja? Was sagt Goal Control?  Honduras Trainer Luis Suárez ist auf 180, die Goal Technology wird auf den Videowürfeln im Stadion eingeblendet. Drin. Suarez lacht. Goal Control, der heimliche Weltmeister. Ein neues Medium hält Einzug in die Fußballstadien – mit fliegenden Fahnen. Doch was passiert in Deutschland? In der Bundesliga, die drei der letzten sechs Champions-League-Finalisten gestellt hat. Die als globales Produkt vermarktet werden soll.  Nichts.

(Ge)schlechtorientierte Werbung

In unserer kapitalistischen Welt spielt die Bestrebung auf Verkaufen eine ganz besondere Rolle. Und die Marktkonkurrenz gibt immer wieder neue Impulse für Werbung. So lange sie existiert, kreiert man neue Werbungsmethoden und Prinzipien, um Kunden zu gewinnen. Manche von denen sind schon veraltet, die anderen sind nicht wirksam und einige hält man für „movais ton“*

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Letzte Woche hat EDEKA ein interessantes Beispiel der Produktwerbung demonstriert, das in vielen Medien (nicht nur deutschen, sondern auch anderen europäischen) stark diskutiert und kritisiert wurde.

Habt ihr einmal eine Idee, dass man Lebensmittel nach Geschlecht sortieren und verkaufen soll? EDEKA und ihre Tochterfirma „Fleischerei Rasting“ haben den Kunden Frauen- und Männerbratwurst vorgestellt.

 

Die Journalistin Susanne Enz konnte nicht einfach so vorbei gehen und hat einen argumentierenden Brief an die Verantwortlichen bei EDEKA und Rasting geschrieben, aber sie hat noch kein deutliches Antwort bekommen. Ihre Kollegin, Politikwissenschaftlerin und Feministin Antje Schrupp hat den Brief in ihrem Blog veröffentlicht und zustimmend kommentiert. Und jetzt berichten die berühmten deutschen Online-Zeitungen darüber mit Beziehung auf diesen Blog. Die Zeit und Süddeutsche, zum Beispiel, haben ein provokatives Bild von geschlechtsneutraler Grillwurst zu den Artikeln hinzugefügt.

Die meisten JournalistInnen sind eher verurteilender Meinung. Sie analysieren das Angebot ganz kritisch: sie fangen vom Preisunterschied pro Kilo an und enden mit Geschlechtrollen, die  diese Werbung eigentlich aufdrängen möchte. Die Problembeschreibungen sind verschieden, aber die werden mit der sexistische Interpretation vereint, d.h. natürlich, dass sie die Werbung als sexistisch und dumpf definieren.

Selbstverständlich gibt es Gegner der Kritik, die nicht verwunderlich am meisten Männer sind. Aber sie vergessen, dass sie mit dieser Produktverteilung auch diskriminiert werden. Wie wäre es, wenn einem  Mann die Zutaten der Frauenbratwurst besser gefallen würden? Nee, diese Wurst ist für die Frauen! Nimm, bitte, die andere Sorte, sei Mann und iss wie ein Bauer!

Mann sollte einfach nicht vergessen, dass Patriarchat immer zwei Seiten hat: einerseits stellt das ein Geschlecht höher als das andere, aber andererseits sind die Anforderungen gleich hoch für die beiden. Das ist einfach weder „win-win“ noch „win-lose“, das ist immer „lose-lose“.

Die Unternehmen, die Geschlechtdifferenz als „Schlußstein“ der Werbungskampagnen benutzen, werden schrittweise die Kunden verlieren.

Oder wurde diese Aktion mit Absicht als eine Art Schmutzkampagne gemacht? Was denkt ihr?

 

Quellen (alle am 01.07.2013 aufgerufen):

1) http://antjeschrupp.com/2013/06/26/frauenbratwurst-mannerbratwurst-omg-edeka/

2) http://www.sueddeutsche.de/stil/genderspezifische-werbung-fleischgewordener-sexismus-1.1707863

3) http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-06/frauen-bratwurst

 

Weitere Links zum Thema:

https://www.facebook.com/SWR3

http://m.thelocal.de/society/20130627-50525.html

http://www.huffingtonpost.co.uk/2013/06/28/sexist-sausages-germany_n_3514727.html

http://www.huffingtonpost.com/2013/06/28/sexist-sausages_n_3511915.html?ir=Women

http://www.sueddeutsche.de/stil/genderspezifische-werbung-fleischgewordener-sexismus-1.1707863

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-06/frauen-bratwurst

http://www.stern.de/lifestyle/grillgut-bei-edeka-wurst-fuer-machos-wurst-fuer-tussen-2030648.html

http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news%5Baction%5D=detail&news%5Bid%5D=6799

http://www.dailymail.co.uk/news/article-2349806/Fury-German-supermarkets-Sexist-sausages.html

http://www.inquisitr.com/819046/sexist-sausages/

http://sausagefans.co.uk/sexist-sausages-german-supermarket-chain-sells-male-and-female-bratwurst/

http://www.thepostonline.nl/2013/06/27/braadworst-nu-ook-al-seksistisch/

http://www.repubblica.it/esteri/2013/06/29/foto/germania_la_salsiccia_sessista_bufera_sul_supermercato-62057125/1/?ref=twhr&utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter

http://hvg.hu/gasztronomia/20130628_ferfi_kolbasz_noi_kolbasz

http://www.balsas.lt/naujiena/740526/vokietijoje-pardavinejamos-desreles-skirtos-skirtingoms-lytims

http://www.npr.org/blogs/thesalt/2013/06/28/196640183/bikini-baristas-and-sexist-sausages-food-marketing-gone-wrong

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* vom Französischen „Rollkutschermanieren“

Regenbogenpresse – Ein Selbstversuch

Der Spiegel schreibt diese Woche über eine Mediengattung, die von der allgegenwärtigen „Medienkriese“ verschont geblieben zu sein scheint. Eine Mediengattung, von der ich zwar am Rande wusste, dass sie existiert, mit der ich mich aber noch nie befasst habe: Das sogenannte „Regenbogenblatt“. Viel darunter vorstellen konnte ich mir nicht, hatte nur die vage Idee, dass der Wahrheitsgehalt wohl noch fragwürdiger sein könnte als bei der BILD.

Laut Spiegel ist die Leserschaft der Heftchen 60+, weiblich und ihrem Blatt sehr treu, aber warum? Worum geht es in den Heften überhaupt? Bei einer kurzen Recherche im Internet findet sich nicht viel. Die meisten der Hefte haben keinen richtigen Internetauftritt, Google bietet mir in den ersten Treffern nur an Anzeigen aufzugeben. Hat das Heft eine Internetseite, so stammt die, wie im Fall der „Revue der Woche“ vom Verlag und deckt gleich mehrere Blätter ab.

Spontan habe ich mich also zum Selbstversuch entschlossen, bin in den nächsten Supermarkt und habe mir drei Exemplare gekauft (Preis für alle drei: 2,37 €). Im Zeitschriftenregal finden sie sich in der untersten Reihe, wo ich normalerweise nicht einmal hinschaue und es gibt unfassbar viele von ihnen. Auf den Titelseiten: Unvorteilhafte Fotos von Menschen die ich nicht oder nur aus der RTL-Werbung kenne. So schreibt zum Beispiel die „Revue der Woche“: „Die Geissens: Angst um ihre Töchter (Die Gefahr ist größer den je – Sie fordern das Unglück heraus)“ Im inneren der Zeitung stellt sich heraus: Die Kinder sind alleine Tretboot gefahren. Lebensgefahr! Und außerdem: Im zwei Stunden entfernten Marseilles („unweit von St. Tropez“) ist die Drogenkriminalität gestiegen. Entführungsgefahr!

Die „Super Freizeit“ schlägt eine etwas andere Richtung ein: „Alkohol-Drama“1 Carmen Geiss trinke zu viel und sei „aufgedunsen“, wie ein Vorher-Nachher Bild beweisen soll. Ich kann keinen Unterschied erkennen. Immerhin findet sich auch hier die „Entführungspanik“ wieder, auch wenn sie im Artikel nicht erwähnt wird.

Eingehender mit dem Thema Regenbogenpresse beschäftigt sich das Watchblog TopfVollGold (http://www.topfvollgold.de/), betrieben von zwei Journalistik-Studenten der TU Dortmund. Sie decken auf, wo die Wahrheit verdreht und geschummelt wurde. In einem Interview mit dem EJO (s. Quellen) geben sei zu bedenken, dass ein Teil der Leser die Geschichten aus den Regenbogenheften durchaus ernst nehmen.

 

1Mehr zum Thema „Drama“: http://www.topfvollgold.de/?p=2805

Quellen:

Kühn, Alexander und Maximilian Popp (2013): Simple Storys. In: DER SPIEGEL (21/2013). Hamburg. SPIEGEL- Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG S. 136

Grass, Karen (2013): Regenbogenpresse: „Die Macht wird unterschätzt“. European Journalism Obervatory. (17.05.2013) Dortmund. Erich-Brosius-Institut. URL:http://de.ejo-online.eu/9233/medienjournalismus/9233 (Aufgerufen am 22.05.2013)

Schönauer, Mats und Moritz Tschermark (2013): Topf Voll Gold. Dortmund. URL: http://www.topfvollgold.de/ (Aufgerufen am 22.05.2013)

Gippner, Steffen (Hrsg.) (2013): „Alkohol-Drama“. In: Super Freizeit (Nr. 6 Mai/Juni 2013). Hamburg. Bauer People GmbH. S. 7

Schuhmacher, Klaus (Hrsg.) (2013): „Angst um ihre Töchter“. In: Revue der Woche (Nr. 6 Juni 2013). Hamburg. Deltapark-Verlag Ltd. S. 6-7

 

Gleiches Recht für Alle?

Presseverlage im Online-Bereich sollen künftig den gleichen Schutz wie andere Werkvermittler genießen!

Dazu erstellte das Bundesminesterium für Justiz erstmals am 13.Juni 2012 einen Entwurf zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes, welcher den Schutz von Presseerzeugnissen im Internet verbessern soll. Ein ähnliches Recht existiert schließlich bereits für Musikproduzenten.

Was fair klingt ist allerdings sehr umstritten und birgt viele offene Fragen: Wer bezahlt wen für was?  Gelten Blogger und Nutzer von Social Media als potenzielle Verbrecher?  Und was ist mit den nötigen Rechten um Fahndungen der Urheberrechtsverstöße einzufordern? Diese Rechtsunsicherheit würde das Zitierrecht und die Informationsfreiheit in Deutschland neu definieren.

Klar ist bisher nur, dass gegen Nachrichtenaggregatoren, die wie Google News Überschriften und Textpassagen von Nachrichtenseiten aufbereiten, vorgegangen werden soll und bereits wird. So soll Google News also künftig kostenpflichtig werden?

Vordergründig beschäftigt mich dabei die Frage, ob sich Verlage und Autoren bei dieser Gewinnbeteiligung nicht ins eigene Fleisch schneiden werden. Denn was geschieht, wenn Google resultierend seinen Service einstellen wird? Immerhin klickt ein gewichtiger Anteil der Nutzer sich über Google bzw. Google News zu entsprechenden Artikeln. Schätzungen zufolge belaufe sich dieser sogenannte Traffic auf 40-50%. Nutzerzahlen wiederum sind für die Werbekunden von Onlinemedien ausschlaggebend und bedeuten so bares Geld für Onlineredaktionen. Dabei gibt sich ein gutes Viertel der Google-News-Nutzer lediglich mit dem Überblick zufrieden, so bleibt dann das Weiterlesen der Artikel auf deren Homepages aus. Der Macht von Google News und seinem Algorithmus kann sich also kaum eine Nachrichtenwebsite mehr entziehen und Suchmaschinenoptimierung von Artikeln ist unverzichtbar.

 

Ouellen:

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/leistungsschutzrecht-bmj-praesentiert-die-google-abgabe-a-838898.html (Abruf:19.06.12)

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/leistungsschutzrecht-was-das-gesetz-bedeutet-a-839094.html (Abruf:19.06.12)

http://www.irights.info/userfiles/RefE%20LSR.pdf (Abruf:19.06.12)

Schäfer, K. (6/2012). Weit weit oben. Das Medienmagazin journalist. Nummer 6. Seite 49-52.

WDR Rockpalast

Facebook geht milliardenschwer an die Börse. Ob das gut geht, keine Ahnung. Ich bin kein Börsenprofi. Wenn der Erfolg jedoch von den Mitgliedern abhängt, dann kann es aber jetzt schon eher klappen: Seit kurzem ist der WDR Rockpalast auf Facebook vertreten.

Was ist der Rockpalast? Wie fast alles bedeutsame in der Rockmusik selber entstand das Format des Westdeutschen Rundfunks in den 70er, genauer 1974 aus der Idee von Peter Rüchel und Regisseur Christian Wagner. Ein paar Jahre später waren dann die „Rocknächte“, die der WDR dann ausstrahlte, in der Essener Grugahalle ein fester Begriff in der deutschen Musiklandschaft geworden. In der Anfangszeit sendeten ARD und WDR sogar noch parallel zum Fernsehen den Konzertton, damit die Zuschauer über die heimische Stereoanlage auf ihre Hörkosten kamen. Heute zeigt der Rockpalast jede Sonntagnacht ein aktuelles Konzert, aus einer Halle oder von einem Festival wie Wacken oder Rock am Ring, und beschränkt sich dabei nicht mehr nur auf Rock, demnächst wird der Hype-Wellen-Surfer Cro zu hören sein.

Ein fast 40 Jahre altes Format findet also den Weg nach Facebook, und auch die Internetseite vom Rockpalast kann sich durchaus sehen lassen. Konzerte bis zurück ins Jahr 2004 können hier angesehen werden, alte Aufnahmen aus den 70ern und 80ern. Das freut den Liebhaber von Dinosauriermusik.

Quellen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/das-soziale-netzwerk-facebook-definiert-preisspanne-fuer-boersengang-a-831249.htmlhttp://www.wdr.de/tv/rockpalast/index.jsphttp://www.rockpalastarchiv.de/welcome1.htmlhttp://www.facebook.com/pages/Rockpalast/371082536270295

Bloggingfieber erfasst Tagesschau

Die Internetpräsenz der Tagesschau will attraktiv sein und geht daher mit dem Trend, indem sie auf den Zug der Internetblogs aufgesprungen ist. Schons seit einiger Zeit können wir daher auf der Website einen Reiter mit der Aufschrift „Blog“ bewundern.

Wer die Tagesschau kennt, der wundert sich angesichts dessen vielleicht etwas. Bei dem Titel der Nachrichtensendung klingelt höchstens der allbekannte Eröffnungsjingle im Ohr, nicht aber die Assoziation mit Blogs.
Die Tagesschau ist die älteste Nachrichtensendung Deutschlands und wurde gestern von immerhin 3,55 Mio. Deutschen verfolgt. Sie gilt als seriös und wird im Vergleich zu den Nachrichten der Privatsender als etwas steif beschrieben.
Vielleicht ist es genau dieses etwas konservative Image, dem durch den Interblog entgegengewirkt werden soll. Aber genug der Spekulation über die Martketingstrategie der ARD.
Die Blogeinträge werden von den Auslandskorrespondenten der Tagesschau geschrieben. Es gibt auch eine Vlogversion, die im Vergleich zu vielen im Internet zur Verfügung stehenden Vlogs nicht nur eine Person vor krisseligem Hintergrund zeigt, sondern professionell gedreht und geschnitten ist. Man merkt also, dass das Projekt der Tagesschauredaktion durchaus wichtig ist und an finanziellen Mitteln nicht gespart wird.
Was die Themenauswahl angeht, so findet man diverse Bereiche wieder.
Hier einen Bericht über Deutsche Fahrzeuge in Afghanistan, dort über einen Gitarrenhersteller in Polen. Die Sprache der Korrespondenten passt sich sowohl in den Vlogs als auch in der schriftlichen Ausgabe dem jeweiligen Thema an.
Im Blog „Paris, c’est la vie“ beschreibt Michael Strempel klar und nüchtern die Wahl des französischen Präsidenten, während sein Kollege aus New Delhi seine Geschichte vom gebrochenen Arm locker zum Besten gibt:

„Am nächsten Tag ins Krankenhaus. Moderner als in Deutschland. Die Notaufnahme bestand aus vielen Betten, durch Vorhänge getrennt. Vielleicht fünf Ärtze bestaunten meine Hand, bis der Orthopäde kam. Ein Gips, dann nochmal röntgen. Den bereitstehenden Rollstuhl lehnte ich ab. Was niemand verstehen konnte.“

Deutlich wird an diesem Beispiel: so subjektiv geschrieben der Text auch ist, er schafft es die Distanz zwischen New Delhi und Trier kleiner wirken zu lassen.
Durch das lockere Geschreibsel des Korrespondenten über sein (nach Nachrichtenfaktoren als unbedeutend einzustufendes) persönliches Indienereignis erfährt man ein Stück vom Alltag des Landes, was zum besseren Kulturverständnis nie schaden kann.
Klar dabei sollte aber eben sein, dass ein Blog keine ausschließlich auf Information ausgerichtete Nachrichtensendung ist und daher die Perspektive des Autor beim oft lustigen Geplauder noch mehr zum Tragen kommt als bei der herkömmlichen Fernsehtagesschau.

Für mich sind die Korrespondentenblogs ein schönes, gut aufgemachtes Extra, das zwar etwas aus dem Rahmen der Internetpräsenz der Tagesschau fällt, aber nicht minder interessant ist.
Wer einmal hereinschauen will, der sollte also im Klaren sein, dass es sich speziell bei den Vlogs eher um Entertainment als Nachrichten handelt.

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Strempel, Michael: Wenn aus Merkozy Merkollande würde … (18.04.2012): http://www.tagesschau.de/videoblog/paris_cest_la_vie/videoblogparis168.html (abgerufen am 20.04.2012)

Halász, Gábor: Unfall, Gips und was ich über Indien lernte (11.01.2012): http://blog.tagesschau.de/author/halasz/ (abgerufen am 20.04.2012)

Quoten der ARD: http://www.daserste.de/programm/quoten.asp (abgerufen am 20.04.2012)