Archiv der Kategorie: Online-Magazine

Gamescom 2019 – So begann die Videospielmesse für Privatbesucher

Auch 2019 reisen Videospiel-Enthusiasten aus aller Welt an, um die größte europäische Multimedia-Messe mitzuerleben. Aussteller, kostümierte Videospielfiguren oder gar ganz einfache Fans – alle sind willkommen.

Die Gamescom bricht von Jahr zu Jahr neue Besucherrekorde – selten zugunsten der Besucher. 2019 werden mehr als 370.000 Interessenten erwartet.

Digitale Warteschlangen

Um der unzählbaren Menge an Menschen und dem damit verbundenen Chaos entgegenzuwirken, führen bekannte Namen sogenannte digitale Warteschlangen ein. Der Besucher meldet sich durch eine App oder über eine Internetseite online an und bekommt kurzerhand eine Nachricht an sein mobiles Telefon gesendet, wenn er dran ist zum Spielen. So fällt lästiges und stundenlanges Warten weg und der Spieler kann sich währenddessen frei auf der Messe bewegen. Bisher haben sich nur wenige Publisher an der neuen Art Warten versucht.
PlayStation macht es mit der Applikation PlayStation Experience vor. Kleiner Tipp: Sobald die Anmeldung freigegeben wird, vorher bereits die App aktualisieren und schnell sein – die elektronische Warteschlange ist sehr gefragt!

PlayStation Experience-App: Android iOS

Das kleine Geschwisterchen der E3

Vorher zählte die Electronic Entertainment Expo in Los Angeles zur wichtigsten Veranstaltung für Spieleentwickler- oder publisher. Nachdem die Gamescom in Köln Jahr für Jahr an Bekanntheit gewinnt, erscheint diese auch attraktiver für Produzenten und dient als weitere, große Werbeplattform. Zum ersten Mal in der Geschichte der kölner Videospielmesse fand am Dienstag die Opening Night statt. Dort präsentierten verschiedene Publisher ihre Neuigkeiten, welche vorher bewusst unter Verschluss gehalten wurden. Somit verlor die E3 ihren exklusiven Status für brandneue Videospielneuigkeiten.

Highlights

Die Gamescom begann stark. Durch die Opening Night wurde eine Videospielnews nach der anderen verkündet, sogar neues Gameplaymaterial des Spiels Death Stranding, erzählt von Hideo Kojima selbst. Kojima zählt mit Metal Gear Solid zu den einflussreichsten Videospielproduzenten der Welt.

Erstmalig war es möglich, eine öffentliche Demo des Final Fantasy VII-Remakes in Halle 7 (Sony PlayStation ) und Halle 9 (Square Enix) anzuspielen. Wenn die digitale Warteschlange nicht genutzt wurde: Nach einer geschätzten Wartezeit von 1,5 Stunden, erwarten den Besucher 25 Minuten Spielzeit des heiß erwarteten Spiels.

Zuletzt sollte natürlich CD Projekt Reds neues Rennpferd erwähnt werden – Cyberpunk 2077 ist in aller Munde. Was zuvor nur exklusiv in der E3 zu sehen war, nimmt seine Reise nach Köln. Die E3-Vorführung zu Cyberpunk 2077 wird nun auch in Köln vorgestellt – sogar auf deutsch! Alles rund um die deutsche Synchronisation und das neue Action-Rollenspiel findet ihr in Halle 6.

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Hitlers Werwölfe im Multimedia-Format

„mir ist klargeworden, dass ich von zwei unrühmlichen Bastarden groß gezogen worden bin.“

– Cordt Schnibben

Mit „Mein Vater ein Werwolf“ aus dem Jahr 2014 liefert der Spiegel eine Multimedia-Reportage im Scrollytelling-Stil. Der Journalist Cordt Schnibben arbeitet darin seine Familiengeschichte während des Nationalsozialismus auf. Sein Vater war damals Oberleutnant und arbeitete mit den sogenannten Werwölfen zusammen, einer Untergrundbewegung, die ab 1944 in feindlich besetzten Regionen zahlreiche Attentate auf deutsche Kollaborateure verübte.

Der Leser scrollt durch eine Melange aus animierten Comicausschnitten, Fotos, Videos sowie Textteilen und findet sich in einem dichten Geflecht an Ereignissen wieder, die in Zusammenhang mit der Ermordung des Bauerns Willi Rogge stehen, an der auch Schnibbens Vater beteiligt war. Rogge war kein Nazi-Sympathisant. Er machte sich durch eine kritische Haltung gegenüber des Regimes als Volksverräter strafbar und wurde spontan verurteilt. Die Werwölfe dienten als Vollstrecker. Auf dem Leichnam klebte ein Zettel: „Wer sein Volk verrät, stirbt!“

Nach dem Krieg mussten sich die Werwölfe für die Tat vor Gericht verantworten. Der eigentliche Erzählstrang rund um die Ermordung wird daher immer wieder durch Berichte aus dem Prozess unterbrochen. Cordt Schnibben will dadurch deutlich machen, „ wie schwer sich deutsche Gerichte damit taten, kleine Nazis gerecht zu bestrafen.“ Außerdem erreicht er eine multiperspektivische Darstellung rund um den Fall.

Durch einen vorgeschobenen Trailers ist von Anfang an ist klar, welchen Ausgang die Geschichte nehmen wird. Auf der einen Seite bietet dies dem Leser die Möglichkeit, die wenig chronologische Erzählung besser zu erfassen. Auf der anderen Seite wir der Spannungsaufbau dadurch eher flach gehalten. Tatsächlich ist es angesichts der Detailfülle, die über verschiedene multimodale Elemente transportiert wird, schwer, den dramaturgischen Verlauf nachvollziehen zu können. Die Zeitsprünge zwischen Prozess und Ermordung sind nicht immer leicht zu verfolgen. Die Intention scheint klar: die Verworrenheit des gesamten Falls wird unterstützt und nur langsam Licht ins Dunkle gebracht. Für bestimmte Lesergruppen kann dies jedoch zum Abbruchkriterium werden. Wer abends auf seinem Sofa hängt und nette Unterhaltung sucht, kann sich schnell erschlagen fühlen. Wirklich leichte Kost geht anders.

Etwas auflockernd wirkt der Comic-Stil, der in manchen Abschnitten tragendes Handlungselement ist. Technisch durch Parallax Scrolling realisiert, kann so visualisiert werden, wozu es keine Zeitdokumente gibt. In Graustufen bewegen sich die Werwölfe durchs Bild und geben dem Terror eine Gestalt. Mit dem Scrollen erscheinen Sprechblasen. Gelegentlich sind auch Audioeffekte eingebunden. Die gesamte Zeit über dudelt das „Radio Werwolf“ vor sich hin. Düstere Klangschwaden ergießen sich so durch die Lautsprecher eines jeden Users. Die Atmosphäre, die kreiert wird, verheißt Unheil, kann durch ihre Monotonie aber auch nerven.

Sprachlich wirkt „Mein Vater ein Werwolf“ sehr ausgewogen. Cordt Schnibben schreckt nicht vor einer Personalisierung zurück und macht seine persönliche Betroffenheit immer wieder deutlich, wenn er von „mein Vater“ spricht. Der gesamte Inhalt gewinnt dadurch an Nähe. Eine Verbindung zum Leben 70 Jahre nach dem dritten Reich wird geschaffen. Und letztendlich bleibt die immer gleiche Frage: Wie soll man mit dem Erbe dieser Zeit umgehen?

„Mein Vater ein Werwolf“ ist technisch gut gemacht und verdeutlicht, was Online-Journalismus kann. Das Stück ist gerade wegen seiner Länge und Komplexität aber nichts für die Mittagspause. Wer sich für den Nachrichtenfaktor Nationalsozialismus dennoch ein Stündchen nehmen will, dem sei die Reportage wärmstens empfohlen.


Lust bekommen? Die Multimedia-Reportage gibt’s hier:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/nazi-werwolf-spiegel-reporter-schnibben-ueber-seinen-vater-moerder-a-963465.html

„Der Mann, der Udo Jürgens ist“ – Wie in den Medien auf den Tod des Sängers reagiert wird

Sonntag, 21. Dezember 2014 ab 18 Uhr: Spätestens jetzt macht die Nachricht vom plötzlichen Tod des Entertainers Udo Jürgens auf allen vorstellbaren medialen Wegen die Runde. Wie sein Management mitteilte, starb der 80 – jährige Künstler bei einem Spaziergang in der Schweiz an plötzlichem Herzversagen. Und schnell ist klar: Auch die Menschen, die der Musik und vielleicht sogar dem Menschen Udo Jürgens nur wenig abgewinnen können – sei es einfach aus reiner Geschmackssache oder aufgrund mangelnder Sympathie – kommen wenigstens für diesen Abend nicht an diesem Mann vorbei.

Udo Jürgen Bockelmann, so sein bürgerlicher Name, wird am 30. September 1934 in Österreich (Klagenfurt) geboren. Früh zeigt er ein großes Interesse an Musik und schafft es mit viel Ehrgeiz und Fleiß, schnell verschiedene Instrumente zu erlernen. Im Alter von 14 Jahren beginnt er sein Musikstudium am Konservatorium Klagenfurt, ab 1961 ist er in verschiedenen Filmen zu sehen („Und du mein Schatz bleibst hier“, „Drei Liebesbriefe aus Tirol“ u.a.). 1966 schließlich gewinnt Udo Jürgens im dritten Anlauf den „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ mit dem Titel „Merci Chérie“. Spätestens ab diesem Moment liegen dem charmanten Mann Europas Frauenherzen zu Füßen, in mehr als 20 Ländern erreicht der Song die Spitzenposition in den Hitparaden. Als im Jahr 2007 das Musical „Ich war noch niemals in  New York“, das auf großen Hits von Udo Jürgens basiert, in Hamburg seine Weltpremiere feiert, wird dem Sänger schon zu Lebzeiten eine Art Denkmal gewidmet. Die Konzerte seiner Tourneen sind ausverkauft, Leute allen Alters feiern, Udo Jürgens kommt an bei seinem Publikum. Dies sei nur ein kurzer Abriss seiner Biographie.

 

Entertainer, Frauenschwarm, Legende – nur drei Begriffe, die dem Künstler schon zu Lebzeiten zugeschrieben werden. Nach seinem plötzlichen Tod überschlägt man sich in den Medien mit Lobhymnen auf den großen Superstar.

So bezeichnet die „Zeit“ Udo Jürgens als „Bühnenmagier“, dem es wie keinem anderen gelang, „[…] eine Form von Literatur in die deutsche Musik […]“ (Zeit online) zu bringen. In der Online – Ausgabe der „BILD“ heißt es im Untertitel „Merci, Genie!“, der „Tagesspiegel“ titelt „Merci, Udo!“. Hier wird im weiteren Verlauf der deutsche Komiker Hape Kerkeling zitiert: Udo Jürgens habe „den Soundtrack zur Bundesrepublik Deutschland geschrieben […]“ (entnommen aus der Dokumentation „Der Mensch, der Udo Jürgens ist“). Die „FAZ“ lobt den Künstler besonders dafür, dass er auch fröhliche Melodien bestens verwendet, um sein intelligenten und überlegten, manchmal sogar kritischen Texte zu unterlegen.

Natürlich wollen sich auch etwaige prominente Persönlichkeiten zum plötzlichen Ableben des Entertainers äußern. Der Musiker Tim Bendzko schreibt via Twitter: „Danke für alles was du uns gegeben hast.“, Schauspieler Elyas M’Barek lässt dort verlauten: „Nein, nicht Udo.“. Sein Kollege Matthias Schweighöfer zeigt sich auf Facebook ebenfalls bestürzt: „Du wirst sehr fehlen.“ Daneben äußern sich natürlich auch tief betroffene Fans, sei es in den sozialen Netzwerken, Medien oder indem sie die zahlreichen Artikel über den Vorfall kommentieren. Noch am selben Abend ändert die ARD ihr Programm und zeigt eine Wiederholung des NDR Porträts „Legenden: Udo Jürgens“[1],  für den darauf folgenden Montag ist die Ausstrahlung der Dokumentation „Der Mann, der Udo Jürgens ist“[2] vorgesehen.

 

Der Mann, der Udo Jürgens war. Müsste der Satz heute, nach dem überraschenden Tod des Sängers, nicht eigentlich korrekterweise so heißen? Fakt ist, Udo Jürgens ist und bleibt für einige Menschen ein Idol, ein Held, ein Traummann, ein guter Freund, ein großartiger Musiker und so vieles mehr. Fakt ist aber auch, dass er für viele, ob gewollt oder ungewollt, wohl genau das bleiben wird, als was er schon vor seinem Tod des Öfteren bezeichnet wurde: eine Legende. Denn seien wir einmal ehrlich: Selbst unsere Generation, deren einzige Verbindung zu den 1960er Jahren wahrscheinlich die eigenen Eltern sind, kommt in einigen Situationen nicht um ihn herum. Ob man nun will oder eben nicht, ob man dem Genre des Schlagers bzw. Chansons etwas abgewinnen kann oder darüber nur die Stirn in Falten legen kann, ob man für die öffentliche Person Udo Jürgens unglaubliche Sympathien hegt oder seinen Namen vermehrt aus der Klatschpresse wegen nachgesagten Affären kennt und sich so seine Meinung über ihn gebildet hat. Wer kennt Hits wie „17 Jahr, blondes Haar“ nicht? Wer kann nicht die obligatorischen Zeilen „Aber bitte mit Sahne“ wenigstens mitsummen? Wer kann von sich behaupten, noch niemals die Titel „Mit 66 Jahren“, „Ich war noch niemals in New York“ oder „Griechischer Wein“ gehört zu haben? Ich selbst könnte die Personen, die ich kenne, wahrscheinlich an einer Hand abzählen. „Der Mann, der Udo Jürgens ist“, hat somit die vielfältige Anteilnahme, unter anderem die der medialen Öffentlichkeit, an seinem plötzlichen Tod mehr als verdient. Denn eins steht fest: An diesem Mann und seinen großen Hits kam (und kommt vermutlich auch in naher Zukunft) niemand vorbei.

 

Quellen:

http://www.udojuergens.de/leben/biografie/jahre/2000-2009

http://www.zeit.de/kultur/musik/2014-12/udo-juergens-ist-tot

http://www.bild.de/unterhaltung/leute/udo-juergens/an-herzversagen-gestorben-39068328.bild.html

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/udo-juergens-ist-tot-merci-udo/11150916.html

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/ploetzlicher-herztod-udo-juergens-an-herzversagen-gestorben-13336114-p2.html

http://www.huffingtonpost.de/2014/12/21/udo-jurgens-trauer_n_6362834.html

http://www.spiegel.de/kultur/musik/udo-juergens-reaktionen-auf-den-tod-im-internet-a-1009838.html

[1] TV – Porträt von Kathrin Becker http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/legenden/sendung/2008/udo-juergens-102.html

[2] TV – Dokumentation  Hanns-Bruno Kammertöns und Michael Wech https://www.ardvideo-shop.de/85-d47324-dvd-udo-juergens-der-mann-der-udo-juergens-ist.html; http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/der-mann-der-udo-juergens-ist-110.html

Sprache im Netz: Wie uns Onlinezeitungen zum Klick verführen wollen

Schon seit jeher verfolgen Journalisten vorrangig ein Ziel: Ihre Texte sollen gelesen werden. Publizität ist neben Aktualität, Universalität und Periodizität ein wesentliches Kriterium des Mediums Zeitung. Der Lohn für tiefgründige Recherche, originelle Formulierung und spannende Texte ist die Aufmerksamkeit der Leser.

So sollte es zumindest sein. Denn seit der Etablierung von Online-Medien hat sich eines verändert: Der Erfolg einzelner Beiträge innerhalb eines Angebots ist quantifizierbar geworden. Konnte man im analogen Zeitalter anhand von Verkaufszahlen, Abonnements und der Auflage die Größe der Leserschaft einer Zeitung bestimmen, ist es in der digitalen Epoche längst möglich, anhand der Klickzahlen einzelner Artikel Rückschlüsse auf sie zu ziehen. Somit werden diese Klickzahlen zur Maßeinheit im Netz – und im Kampf um diese hat sich auch die Sprache verändert. Als Beispiele hierfür lassen sich insbesondere zwei Webportale nennen, die im Gegensatz zu den zahlreichen Onlineangeboten der etablierten Printmedien von Anfang an nur im Netz zuhause waren: Die „Huffington Post“ und „Heftig.co“.

Schaut man sich die Startseiten dieser beiden Websites an, so fällt eines ins Auge: Eine zentrale Rolle spielen hier Überschriften und Bilder; längere Texte oder zumindest Vorspanne für Artikel sind von stark untergeordneter Bedeutung. Bei „Heftig.co“ fehlen diese gar komplett – die Startseite besteht fast ausschließlich nur aus Bildern und Überschriften. Diese sind zugleich Hyperlinks, die von der jeweiligen Startseite als Absprungstelle auf portal-interne Seiten mit dem eigentlichen Inhalt verlinken.

Dabei fällt nicht nur die auffällige optische Gestaltung dieser Links ins Auge (wie etwa die große, bunte Schrift bei der „Huffington Post“), sondern auch die sprachliche Gestaltung. Die Seiten gehen mit einem Stil vor, der Überschrift und Cliffhanger verbindet. Exemplarisch zu nennen sind etwa die Überschriften „Tierschützer befreien Elefanten nach 50 Jahren Gefangenschaft. Dann passiert etwas Magisches“ oder „9 Monate. 98 Männer. Das habe ich gelernt“ bei der Huffington Post. Während die „Huffington Post“ auch noch teilweise längere, einführende Texte auf ihrem Portal anbietet, geht „Heftig.co“ bei all seinen Links nach diesem Muster vor. Beispiele hierfür sind: „Was macht man, wenn die Liebe nachlässt? Ich wollte es selbst nicht glauben, aber die Lösung ist denkbar einfach!“, „Es ist nur eine Minute. Aber diese Rede von Jim Carrey kann dein Leben verändern. Für immer!“ oder „Etwas bewegte sich im Brunnen. Als er es erkannte, stockte ihm der Atem.“ Die genannten exemplarischen Überschriften stehen alle ohne weitere Informationen und nur begleitet von einem Bild auf der Startseite.

Das Ziel dieses Vorgehens ist offenkundig: Die Leser sollen neugierig gemacht und dazu gebracht werden, die Links zu den einzelnen Beiträgen anzuklicken – ohne dass vorher dargestellt werden muss, welcher konkrete Inhalt in diesen enthalten ist. Aufmerksamkeit als Lohn für tiefgründige Recherche, originelle Formulierung und spannende Texte wirkt vor diesem Hintergrund geradezu anachronistisch.

 

Quellen:

  • Bucher, Hans-Jürgen, 1999: Die Zeitung als Hypertext. Verstehensprobleme und Gestaltungsprinzipien für Online-Zeitungen. In: Lobin, Henning (Hrsg.): Text im digitalen Medium: Linguistische Aspekte von Textdesign, Texttechnologie und Hypertext-Engineering. S. 9-32. Opladen: Westdt. Verlag.
  • Neuberger, Christoph, 2003: Online – die Zukunft der Zeitung? Das Engagement deutscher Tageszeitungen im Internet. 2. Auflage. Wiesbaden: Westdt. Verlag.
  • http://www.huffingtonpost.de/, Zugriff am 08.07.2014, 11:00 Uhr
  • http://heftig.co/, Zugriff am 08.07.2014, 11:00 Uhr

16vor bis Jahresende vor dem aus?

Da ich wegen meines Gutschein Jobs in Berlin lebe, gehört der Berliner Tagesspiegel für mich zur täglichen Lektüre. Auf dessen Medienseite fand ich letzt Woche einen Artikel zum Thema „Hyperlokale Medien“.  Neben der „Tegernseer Stimme“ dem , „Heddesheim Blog“ oder den „Prenzlauer Berg Nachrichten“ ging der Artikel auch auf 16vor aus Trier ein.

16vor-Macher Marcus Stölb äußerte sich in dem Artikel recht pessimistisch zu den Zukunftschancen von 16vor. Sollte es bis Ende des Jahres nicht möglich sein, mehr Einnahmen mit 16vor zu generieren steht das Projekt vor dem aus.  Das 16vor nun seit sechs Jahren dem Nachrichtenmonopol des Volksfreund etwas auf lokaler Ebene entgegensetzt finde ich sehr wichtig für Trier. Aber es ist auch verständlich, dass ein Journalist nicht langfristig von 1000 Euro im Monat (so viel verdient man als 16vor Vollzeitredakteur) leben kann und möchte. Es ist schade, dass trotz 150.000 Besuchern im Monat noch keine funktionierende Monetarisierungsstrategie für ein solch ambitioniertes Projekt gefunden werden konnte. Aber hier gibt Stölb sich selbstkritisch. Das Marketing habe man zu lange vernachlässigt.

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Spaß und Tränen vor dem Spiel

Wer hat sie nicht gesehen, diese zwei prägnanten Szenen während der Live-Übertragungen des Vorrundenspiels Niederlande:Deutschland (13.6.; ZDF) und des Halbfinales Deutschland:Italien (28.6.; ARD)?

Zur Erinnerung:

Im Vorrundenspiel Niederlande:Deutschland am Mittwoch, den 13. Juni 2012, wird in der 22. Minute auf einmal eine Szene vom Spielfeldrand gezeigt, in der Bundestrainer Joachim Löw von hinten auf einen Balljungen zuschlendert, diesem spielerisch den Ball aus dem Arm stupst, dem Balljungen daraufhin mit einem Lächeln auf die Schulter klopft und ihm anschließend den Ball per Hacke zurück kickt [1, 2]. Dieses kurze Intermezzo sorgte wohl vor zahlreichen Leinwänden und Bildschirmen für allgemeine Belustigung, zeigten diese Bilder doch gänzlich unerwartet einen überaus entspannten Bundestrainer, der seine Scherze treibt, während seine Mannschaft auf dem Platz um wichtige Punkte kämpft. Der Überraschungseffekt der Szene war pointiert.

Im Halbfinale Deutschland:Italien am Donnerstag, den 28. Juni 2012, schießt Mario Balotelli das für deutsche Fans erschütternde 2:0 für Italien. Es folgt eine Großaufnahme ins Publikum, genauer auf eine Frau – unverkennbar in den Farben Deutschlands -, der bei unbewegter Miene eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel über die Wange kullert [3]. Dieses emotional stark aufgeladene Bild spricht vielen Fans aus der Seele und ruft Mitgefühl hervor – und passte in diesem Moment perfekt.

Zu perfekt vielleicht? Ja, laut der Berichterstattung von FOCUS Online vom 15., 16. und 30. Juni 2012 [1, 2, 3]. In drei Artikeln wird von den Hintergründen dieser zwei Szenen berichtet, die beide jeweils vor den entsprechenden Spielen stattgefunden haben und von der UEFA möglichst wirkungsvoll an den genannten Stellen in die Bilder der Live-Übertragung montiert worden sein sollen [2, 3]. ARD und ZDF echauffieren sich über diese, wenn auch nur kurzweilige, Aussetzung gesetzter journalistischer Standards, und fordern: „Wo live drauf steht, muss auch live drin sein.“ [2]

Ein klassischer Fall der Konstruktion einer Medienrealität, scheinbar frei nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht.“. Doch wenn solche Methoden lediglich aufgrund einer effektiveren Dramaturgie in die Medien Einzug erhalten, was soll uns zukünftig dann noch erwarten? Darf man der Bildschirmnotiz „live“ fortan wirklich noch Glauben schenken? Muss man nun jede ausgestrahlte Sekunde TV-Programm bzgl. ihres Wahrheitsgehaltes hinterfragen?

Die Verantwortung für die Montage während der zwei EM-Spiele scheint bisher noch nicht geklärt [2]. Doch ob es nun der Regisseur allein, die Produktionsfirma oder gar die UEFA an sich gewesen sei – von welchem Interesse mag das am Ende noch sein, wenn eine derartige Verzerrung der Realität gang und gäbe würde?

 

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[1] FOCUS Online (15. Jun 2012, 10:04 Uhr): Jogi Löw scherzt mit einem Balljungen. Uefa-Fake sorgt für Verwirrungen. in: Ebert/Steil (1996-2012): FOCUS Online. URL: http://www.focus.de/kultur/medien/jogi-loew-scherzt-in-der-22-minute-mit-einem-balljungen-uefa-fake-sorgt-fuer-verwirrungen_aid_767595.html ; [30. Jun 2012, 3.57 pm].

[2] FOCUS Online (16. Jun 2012, 9:31 Uhr): Joachim Löw und der Balljunge. ZDF beschwert sich bei Uefa über falsche Bilder. in: Ebert/Steil (1996-2012): FOCUS Online. URL: http://www.focus.de/sport/fussball/em-2012/joachim-loew-und-der-balljunge-zdf-beschwert-sich-bei-uefa-ueber-falsche-live-bilder_aid_767948.html ; [30. Jun 2012, 3.59 pm].

[3] FOCUS Online (30. Jun 2012, 12:35 Uhr): EM-Halbfinale Italien gegen Deutschland. Uefa montiert Tränen über Balotellis Treffer. in: Ebert/Steil (1996-2012): FOCUS Online. URL: http://www.focus.de/kultur/kino_tv/beim-halbfinale-italien-gegen-deutschland-uefa-montiert-traenen-ueber-ballotellis-tor_aid_775227.html ; [30. Juni 2012, 4.00 pm].

Ein russischer Kater macht Kunst?!

Themenknappheit? fehlender Humor? Trierfantiker? Ich weiß nicht was spielgel-online sich bei diesem Bericht gedacht hat. Das Thema ist eine rote Katze, die sich in berühmten Gemälden ein gemütliches Plätzchen sucht, um die russische Internetgemeinde zu belustigen.

Die Petersburger Künstlerin Swetlana Petrowa erbte nach dem Tod ihrer Mutter deren heißgeliebten und gut gefütterten Kater „Zarathustra“. Der lustige Kater half ihr über den Verlust hinwegzukommen und eine Freundin schlug ihr vor mit dem Kater Kunst zu machen. Nicht im Sinne von Trauerbewältigung, sonder eher im Sinne von lustigen Collagen. Da der Street-Arterin dies zu gewöhnlich erschien, bediente sie sich Photoshop und schon räkelte sich die dicke Katze mit der Haremdienerin auf dem Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres (1814) „Die große Odaliske“.

Diese Werke nutzt die Künstlerin gleichzeitig als Werbung für ihre Website www.Factart.ru. Durch die Übersetzung mancher Sprechblasen des Katers ins Englische gewann sie in Großbritannien mehrere Fans. Das Erfolgsgeheimnis? Laut Swetlana sei die Katze ein Wesen, was Menschen von Geburt an bis zum Tode lieben. Sie macht sogar deutlich, dass sich Katzen besser verkaufen als Sex. Dies ist meiner Meinung nach eine eindeutige Hommage an ihren geliebten Kater, jedoch auf keinen Fall eine weit verbreitete Meinung. Gut, es gibt die beliebte Comicfigur „Garfield“ aber steht dieser über der überaus gut laufenden Pornografieszene?!

Eines hat die Künstlerin mit Sicherheit bewirkt. Die Betrachter der Neuinterpretationen werden mit den alten, berühmten Gemälden in Verbindung gebracht und bringt evtl. den Ein oder Anderen auf die Recherche nach dem Original. Ob jetzt der Kater als indirektes Bildungsobjet gilt ist zwar weit hergeholt, aber das einzige Positive (außer der Publicity für die Künstlerin und deren Festivals) an diesem Kunstprojekt. (Und erklärt den Spiegel-Artikel)

Quellen:

www.spiegel.de

www.factart.ru

 

Steve Jobs‘ Krankheit bringt Unsicherheit bei Apple-Aktionären

Gestern, also einen Tag bevor Apple die neuen Quartalszahlen veröffentlichen wollte, soll Steve Jobs eine Rundmail an all seine Mitarbeiter geschickt haben. Darin stand, dass er sich nun eine gesundheitliche Auszeit nehmen müsse, wielange die dauern soll oder warum genau sie nötig ist, erklärte der Medienriese nicht.

An der Frankfurter Börse sank -nur Minuten später- der Aktienwert um fast 8%, in absoluten Zahlen also um ca. 20 Milliarden Dollar.

Brisant war diese Nachricht unter Anderem deshalb, weil Steve Jobs es bisher versäumt hat, einen ihm gleichkommenden Nachfolger zu einzuführen. Sein bisheriger Vertreter in Krankheitsfällen, Tim Cook, hat zwar große Erfolge durch Finanzstrategien erreicht, allerdings fehlt ihm das darstellerische Talent Jobs‘, der seine Produkte mit solch einer charismatischen Überzeugungskraft vermarkten kann als wären sie überirdischer Natur.

Ein weiterer Grund für den Einsturz könnte darin liegen, dass Steve Jobs nie preisgibt, was er gerade plant. Selbst seine Mitarbeiter stellen teilweise Einzelteile her, ohne zu wissen, was das tatsächliche Endprodukt sein wird. Er ist der unerlässliche Visionär des Unternehmens und gleichzeitig dessen unermüdliche Motor – Gerüchte über seine Krankheit lassen also befürchten, dass das drittgrößte Unternehmen weltweit mit ihm seine Antriebskraft und dadurch den enormen Wert verlieren würde. Da in den USA gestern ein Feiertag war, blieb die amerikanische Börse zunächst unberührt, man darf nun also gespannt sein, wie sich der Aktienwert dort heute entwickeln wird.

Quelle:

Matthias Kremp und Stefan Schultz (17.01.2011): Das 20-Millionen-Dollar-Genie. Spiegel Online

(http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,739985,00.html#ref=rss, 18.01.2011)

Infotainment der besonderen Art

-Manga Zeitung in Japan-

Seit ungefähr einem Jahr gibt es in Japan eine neue Form der Nachrichtenvermittlung.

Die sogenannte „Manga No Shimbun“ erweitert die traditionelle Zeitung, indem sie Nachrichteninhalte als Comic darstellt.

Was für uns unvorstellbar ist, ist für Japaner gar nicht so ungewöhnlich, konsumieren sie doch so gut wie alle Inhalte in Form von Comics und Bildern.

So werden in der „Manga No Shimbun“ sowohl lokale, regionale als auch internationale Themen in allen Bereichen, beispielsweise aus der Politik und Wirtschaft behandelt. Ziel der Zeitung ist es komplizierte Sachverhalte vereinfach darzustellen und sie somit einem jüngeren Publikum nahe zu bringen. Die Comics sind kostenlos online abzurufen, darüber hinaus ist bereits ein App für iPad und iPhone auf dem Markt.

Um die Nachrichten in Comicform umzuschreiben arbeiten rund 50 zeichnende Redakteure an der weltweit einzigartigen Onlinezeitung. Natürlich ist offensichtlich, dass ein gewisser Grad an Unterhaltung erwünscht und unvermeidbar ist. –schließlich zielt die Manga Zeitung auf junge Leute ab, die sich normalerweise kaum für Nachrichten interessieren und selten Zeitung lesen. Dementsprechend spielerisch wird ihnen die Information verkauft. Die bildnerische Darstellung bietet eine ideale Voraussetzung hierfür. Dennoch, so sagt Yuko Okamura, Chefredakteurin der Newsmanga, wolle man „ernsthaft und kostenlos Nachrichten vermitteln“. Sie ist sich ihrer journalistischen Verantwortung bewusst und weiß, dass durch Zeichnungen besonders leicht bestimmte Gefühle bei dem Leser hervorgerufen werden.

Dementsprechend stellt sich mir die Frage, in wie fern Sachlichkeit und Objektivität überhaupt noch gewährleistet werden kann. Für mich sind solche Zeitungscomic mit ernstzunehmenden Inhalten realitätsfern. Durch bewusste garfische Darstellung (Farb-, Formwahl der Subjekte, Gestaltung der Umgebung, ect.) bilden sie nur sehr eingeschränkt die Wirklichkeit ab, können sogar Klischees bedienen. Diese starke Vereinfachung führt dazu, dass die Inhalte aus dem Kontext gerissen werden, sodass sie in ihrer gesamten Komplexität vom Leser gar nicht wahrgenommen werden. Vielleicht versteht dieser gar nicht den Ernst der Sachlage oder empfindet das Dargestellte als zu beiläufig.

Auch fraglich ist, ob wirklich alle Themenbereiche durch Bilder gedeckt werden, beziehungsweise sich überhaupt darstellen lassen?

Die Entstehung einer solchen Manga Zeitung in Japan zeigt, dass wir in einem völlig anderen Kulturkreis leben. Demnach gehe ich nicht davon aus, dass Nachrichten dargestellt in Form eines Comics einen internationalen Durchbruch erlangen. Die westlichen Länder dürften sich von „Manga No Shimbun“ weniger angesprochen fühlen und in Hinblick auf die sachlich, objektive Darstellung der Inhalte kritisch hinterfragt werden.

 

[1] „Heissss!“ quillt es aus der Sprechblase: Manga-Strip über die Flächenbrände in Russland“

Quellen:

1) Christian Schmitt, 28.12.2010, „Nachrichten als Manga“ in DRadio Wissen, http://wissen.dradio.de/japan-nachrichten-als-manga.36.de.html?dram:article_id=7501&sid=, 30.12.2010

2) Wieland Wagner, 06.08.2010, „Weltweit erste Manga-Zeitung -Sumo-Skandale in Sprechblasen“in Spiegelonline.de, http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,710201,00.html, 30.12.2010

3) http://www.wired.com/magazine/tag/manga-no-shimbun/, 30.12.2010


[1] http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-57908-3.html, 30.12.2010

Heimat ist was man vermisst?

Was ist eigentlich zu Hause? Und was hat Heimat mit unserer Identität zu tun, damit, wer wir sind?
Das ZDF Mittagsmagazin hatte zu diesem Thema Sebastian Schnoy zu Besuch.
Der Schriftsteller, Journalist und  Historiker der als Kabarettist tätig ist,  stellte den ZDF Zuschauern sein neuestes Werk vor.
„Heimat ist, was man vermisst“ mit diesem schmissigen Reim reisst Herr Schnoy ein Thema an, das vielschichtiger kaum sein könnte.
Der Untertitel des Buches: „Eine vergnügliche Suche nach dem deutschen Zuhause“ zeigt, dass sich Herr Schnoy speziell mit der Heimat und somit unweigerlich auch mit der Identität der Deutschen auseinander gesetzt hat. Das Buch soll, wie der Untertitel sagt „vergnüglich“ sein und mit Humor auf die kleinen Eigentheiten der Deutschen aufmerksam machen.
Ein weiterer Analyeversuch also des pessimistischen Völkchens der dauerjammernden Deutschen?
Im Interview mit dem Moderator Norbert Lehmann meint der Buchautor, dass für ihn Heimat dort sei (…) wo er sich auskenne, wo seine Familie sei (…). Auch, dass er erst durchs viele Reisen gemerkt habe, dass für ihn Deutschland seine wirkliche Heimat sei.
Heimat und Identität. Vielgesagte Begriffe und schon oft für Medienwirksame Werbespots oder interessante Forschungsansätze genutzt.
Was die Frage zur Identität angeht, zu dem, was die „Deutschen“ ausmacht und was die Ansichten anderer Nationen über uns, die in Deutschland lebenden sind, passte ein  Artikel, gefunden bei Focus online, beispielsweise gut zum Thema. „Typisch deutsch“ oder auch Stereotype behandelt der dort gefundene Text.
In dem Artickel geht es hauptsächlich um die Frage wie uns denn die Nachbarländer sehen oder charakterisieren.  In dem Focus Artikel wurde deutlich, dass nach Ansicht der Verfasser, wir Deutschen uns selbst als sehr negativ beschreiben, was wir eventuell gar nicht sind.

Alles in allem lässt sich wohl feststellen, dass sich nicht viele Nationen so eingehend und vor allem selbstkritisch mit der Frage nach der eigenen Identität auseinander setzen wie die Deutschen.

Heimat und die Identität der dort Lebenden ist und bleibt wohl ein spannendes Thema und das Buch von Herrn Schnoy wird mit großer Warscheinlichekeit nicht das letzte seiner Art sein.

http://www.focus.de/wissen/bildung/deutsch/stereotype_aid_21930.html

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/interaktiv/957238/Die-Gaeste-im-mittagsmagazin—2010#/beitrag/video/1223298/%22mittagsmagazin%22-vom-27-Dezember-2010

Springer-Verlag bricht gefährliches Tabu

Die Stammleser der Onlineportale des „Hamburger Abendblatts“ und der „Berliner Morgenpost“ erwartete heute eine böse Überraschung: Ab sofort sollen sie für das Lesen von Online-Artikeln bezahlen! Damit bricht der Springer-Verlag ein in der Branche lange diskutiertes und unangetastetes Tabu – Schlagwort: „Paid Content“. Ob man sich damit einen Gefallen getan hat, darf bezweifelt werden. Die Leser jedenfalls können nicht glauben, was ihnen da gerade widerfährt.

Die Kommentare zum „In eigener Sache“-Text des stellvertretenden „Abendblatt“-Chefredakteurs Matthias Iken spiegeln blanke Entrüstung. Iken rechtfertigt darin die Entscheidung, die Online-Inhalte ab sofort auch nur gegen Bezahlung anzubieten. Das neue Konzept enthält ein Online-Abonnement für 7,95, bzw. 4,95 Euro im Monat. Wer die nicht zahlt, kann viele Artikel von Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost nicht mehr lesen. Immer wieder fällt das Wort Qualitätsjournalismus. Den könne man nicht länger umsonst anbieten, so das Argument. Im Weiteren fragt Iken: „Ist es zu viel verlangt, in Zeiten, wo aufgeschäumter Kaffee im Pappbecher drei Euro kostet oder das Telefonvoting für sinnbefreite Casting-Shows mindestens 50 Cent, für das Produkt Qualitätsjournalismus knapp 30 Cent am Tag zu bezahlen?“

Die empörten Leserkommentare stehen zu Recht unter Ikens Kommentar. Derart frech hat schon lange niemand mehr seine Leser vergrault, denn der mitschwingende Unterton enthält nichts anderes als die unmissverständliche Botschaft: „Zahlt gefälligst endlich für das, was wir euch hier bieten!“ Man mag vielleicht der Ansicht sein, dass dieses Ansinnen gar nicht so verkehrt klingt. Schließlich ist auch das Erstellen und die Pflege eines Onlineportals viel Arbeit, die entlohnt werden sollte. Doch wer meint, das Problem dadurch lösen zu können, indem er von heute auf morgen Bezahlschranken auf seine Internetseite setzt und die Leser direkt zwingen will, für den gestern noch kostenlosen Inhalt zu bezahlen, wird nur eins erreichen: Den Verlust der bisherigen Stammleserschaft und die Abschreckung zukünftiger Leser.

So lassen auch schon die ersten Lesermeinungen erahnen, welch dunkle Wolken auf den Verlag zuziehen:

„Dieses Geschreibsel von Herrn Iken ist so unverforen und frech, dass ich sofort mein Print-Abo kündigen werde. Zu versuchen, Euer hinfälliges Geschäftsmodell zu retten, ist eine Sache. Es ist das gute Recht des Abendblatts, mit Bezahlinhalten herum zu experimentieren. Von mir aus auch auf so einem Amateuerniveau. Aber das in ein derartig arrogantes, staatstragendes Geheuchel im scheinbaren Dienste übergordneter Werte zu hüllen, ist einfach nur jämmerlich!“

„Solange es weiterhin kostenfreie Alternativen gibt, wird ein kostenpflichtiges Abo nicht funktionieren. Über die Qualität läßt sich immer streiten. In diesem Sinne, bye,bye, HA!“

„Ihr habt sie doch nicht mehr alle….zurück zur realität!“

„Was ueberlebt wohl nach dem arroganten und rotzfrechen Artikel von heute laenger? Herr Iken oder des HA-Paid Content-Modell? Ich gebe beiden maximal noch ein halbes Jahr. Wer so paztig seine Leser angeht, der verbindet sein Schicksal zwangslaeufig mit dem Erfolg des neuen Geschaeftsmodells. Im Sommer 2010 koennte Herr Iken daher viel Zeit zum Bloggen haben…“

Der letzte Kommentar beweist wohl eindeutig, dass der Springer-Verlag mit dem Einstieg in das Paid-Content-Modell eine Tür aufgestoßen hat, hinter der sich ein tiefer Abgrund verbirgt. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob es ihnen gelingt, nicht hinabzustürzen – oder ob ein schneller Rückzug nicht die bessere Lösung wäre.

Quellen: dwdl.de / meedia.de / abendblatt.de

stern.de „backlauncht“ zu klassischer Webseitenstruktur

Der Onlineableger der Gruner+Jahr-Marke stern setzt ab dem kommenden Wochenende auf die klassische Navigationsstruktur deutscher Nachrichtensites.
Der Versuch mit dem auffälligen Headlinemodul im Dachbereich oberhalb der Navigationsleiste (vgl. aktuelles stern.de) ist anscheinend gescheitert. Das belegen auch die Nutzungszahlen. Somit geht das Magazin sozusagen back to the roots und setzt auf die auch durch Usability-Studien als vorteilhaft verifizierte klassische Struktur der Konkurrenz aus dem Hause Spiegel und Burda (s. Dummie).
Es bleibt interessant zu beobachten, ob dieser „Backlaunch“ von stern.de die miserablen Reichweitenzahlen verbessern kann.

Quellen: Horizont, alexa

Tretmühlen und Buddhisten: Warum die Dänen die glücklichsten Menschen Europas sind

Ein erstaunliches Ergebnis findet sich in der Eurobarometer Survey [klick] aus dem Jahr 2006. 30 Jahre lang wurden die Bevölkerungen verschiedener europäischer Länder überwacht und nach Zufriedenheit mit ihrem Leben befragt. Ergebnis: die Dänen sind die konstanten Frohsinns-Spitzenreiter. Doch woher kommt diese Zufriedenheit, wenn es beispielsweise Finnen und Schweden, die unter gleichen klimatischen Bedingungen leben, nicht in solche Dimensionen der Zufriedenheit verschlägt? Eine Antwort auf diese Frage versucht ein unlängst in der New York Times erschienener Artikel [klick] von Eric Weiner zu geben.

So seien es vor allem die geringen Erwartungen der Dänen an die Zukunft, die ihre Zufriedenheit begründeten. In einer sehr zen-buddhistischen Haltung lebten sie vor allem den Moment und seien schon zufrieden damit, wenn sie bemerkten, dass doch nicht „alles faul sei im Staate Dänemark“, um Hamlet zu zitieren.

Hiermit entzögen sie sich der sogenannten „hedonistischen Tretmühle“. Diese bezeichnet die Tendenz, die eigenen Erwartungen an positive Erlebnisse konstant anzuheben, sodass das jeweils vergangene Ereignis nicht mehr als positiv gesehen und abgewertet wird. Exakt diese Tretmühle sei es, die uns nicht-Dänen die Stimmung vermiese, und der Mangel an dieser Tretmühle sei es, der die Dänen seit 30 Jahren zu den zufriedensten Menschen Europas mache.

Wissenschaft zum Anfassen (naja, „Anlesen“) und Staunen in den Tiefen des WWW vergraben, es gibt sie noch. Und auch wenn die Studie bereits über 3 Jahre alt ist, so spricht es für die inhaltserhaltenden Fähigkeiten des Internet, dass ihr Inhalt nicht verloren geht und in Eric Weiners Artikel und anschließend diesem Blogbeitrag einer (hoffentlich) stets größer werdenden Leserschaft zugänglich gemacht wird.

Lokale Medien fletschen die Zähne

In der Trierer Medienlandschaft rumort es derzeit gewaltig. Auch auf dem lokalen Parkett spielt dabei die Medienkrise mit, allerdings nicht als direkter Auslöser. Vielmehr bildet ein Artikel der Internetzeitung 16vor den Auslöser eines Streits zwischen besagtem Online-Medium und dem regionalen Radio- und TV-Sender Antenne West. Vergangene Woche hatte 16vor unter anderem über Personalveränderungen und angebliche Zahlungsschwierigkeiten des Senders berichtet. Von offenen Honorarzahlungen und notwendigen Gehaltskürzungen ist darin ebenso die Rede wie von unbezahlten Werbemitteln und Studioräumen im Saarland, die anscheinend bislang weder bezahlt noch genutzt werden.

Der Artikel wirft kein gutes Licht auf Antenne West und auch die Kommentare der 16vor-Leser fallen eindeutig aus. Sie deuten die einzelnen Aspekte als Beleg dafür, dass Antenne West nun eine ähnliche Talfahrt bevorsteht wie seinerzeit der Herzog Telecom AG, dem Anfang des Jahrtausends insolvent gewordenen Unternehmen des Antenne-West-Geschäftsführers Sven Herzog.

Während der 16vor-Artikel für den Außenstehenden aufgrund einiger Zitate und zahlreicher erwähnter Informanten zunächst nicht den Eindruck bloßer Stimmungsmache erweckt, hat Antenne West umgehend reagiert und gegen Christian Jöricke, den Herausgeber der Onlinezeitung, eine Strafanzeige gestellt. Die Behörden werden sich nun also mit dem Vorwurf der Verleumdung (laut §187 StGB) beschäftigen müssen. Auf der eigenen Internetseite kündigt Antenne West an, in Kürze einen „umfassenden Bericht zu diesem Sachverhalt“ veröffentlichen zu wollen. Überdies verweist der Sender auf das direkte Wettbewerbsverhältnis, in dem sich 16vor und Antenne West befinden, weil beide eine werbefinanzierte Internetzeitung veröffentlichen.

Den fließende Übergang zwischen Pressefreiheit und verleumderischen Aussagen könnte dieses Kapitel des mal mehr mal weniger latenten Kleinkriegs lokaler Medien anschaulich präsentieren. Möglicherweise wird sich allerdings auch zeigen, wie der §187 als letzter Strohhalm genutz wird, um negative Presse zu unterbinden. Beides ist bislang reine Spekulation – möge die Wahrheit gewinnen.

Quellen:
http://www.16vor.de/index.php/2009/05/18/antenne-west-verliert-sein-gesicht/
http://www.antennewest.de/2009/05/21/antenne-west-stellt-strafanzeige-gegen-16vor/comment-page-1/

Relaunch von Glamour.de

Seit heute präsentiert sich der Internet-Ableger der Frauenzeitschrift Glamour im neuem Gewand. ?Die neue Glamour.de ist interaktiv, leidenschaftlich, chic.“ sagt Site Manager Beatrice Graf. In der Tat ist die Seite cleaner geworden, sie wirkt aufgeräumter und besser strukturiert als vor dem Relaunch.
Die Startseite ist nicht mehr so vollgepackt und auch nicht mehr so bunt wie früher, außerdem sind die Quicklinks von ganz links an den rechten Bildschirmrand gewandert, was meiner Meinung nach sehr zur Nutzerfreundlichkeit beträgt. Auch das Forum wird bereits auf der Startseite in einem eigenen Kasten viel prominenter präsentiert als vorher, wohl um die Interaktivität zu steigern.
Interessant ist, das einige Inhalte jetzt mit anderen Inhalten auf der eigenen Seite oder mit anderen Onlineangeboten der Condé Nast- Gruppe verlinkt sind, so wird man zum Beispiel in einem Artikel beim Klick auf den Namen Brad Pitt auf seine Biographie auf vanityrfair.de weitergeleitet.
Auch neue Formate wurden integriert: so gibt es die Glamour-Fashion-Videos, neue Blogs und alle vierzehn Tage die neusten Trends im Beauty-Miki.

FOCUS-CAMPUS wird WHISKID

WHISKID – das ist das neue ePaper für ?Qualifikation, Kariere und Leben?. Ab morgen erscheint WHISKID (?Wunderkind?) zwei mal pro Woche.

WHISKID ersetzt das wöchentliche PDF-Magazin FOCUS-CAMPUS (?Deutschlands erstes Wochenmagazin für Studenten?), das der FOCUS-Magazin-Verlag im Herbst 2006 erstmals herausgab. Chefredakteur ist wie bisher von FOCUS-CAMPUS Loan Brossmer. Auch die Werbevermarktung liegt weiterhin beim FOCUS-Magazin-Verlag. Leicht geändert werde der bisherige Slogan ?Uni.Karriere.Leben.“. Er lautet künftig ?Qualifikation.Karriere.Leben.“, so Focus Medialine, und offenbare die inhaltliche Veränderung in der Ausrichtung des Magazins.

So definiert WHISKID seine Zielgruppe als ?High Potentials, die kurz vor ihrem Universitätsabschluss stehen, und Top-Karriereeinsteiger zwischen 24 und 32 Jahren.? Es richte sich an Leser, die ?ehrgeizig, mobil und hochsensibilisiert für Qualifikation, Karriere, internationale Trends, betriebswirtschaftliche Fragen und Zusammenhänge sind, sowie einen hohen Lebensstandard anstreben.?
Damit wendet sich das ehemalige FOCUS-Magazin nun nicht mehr an Studienanfänger, sondern an ?Top-Berufseinsteiger, also Uni-Absolventen kurz vor und nach dem Studienabschluss?. Inhaltlich stehen Nachrichten, Reportagen und Tipps rund um Qualifikation und Karriere im Mittelpunkt.

Die wichtigsten Rubriken sind:

  • ?Start?: Einstieg mit ?Wetter für 14 Metropolen?, Umfragen und einem Kurzportrait
  • ?Agenda?: Nachrichten zu Karriere, Geschäftsideen, Medien und Kommunikation sowie Umwelt
  • ?Qualifikation und Karriere?: Fakten-Berichte und Tipps, Experteninterviews, Branchenreports, Firmenportraits, sowie Arbeiten im Inn- und Ausland
  • ?Leben?: Entertainment, Kultur, Reisen, Sport, Auto und Technik, Geld, Gesundheit sowie Reportagen aus Deutschland und der Welt

Sowohl online als auch als PDF-Download kann das Magazin gelesen werden. Grundlage hierfür ist die Technologie imagepaper, die das ?Wunderkind? als weltweit erstes Magazin einsetzt. Diese basiert nicht auf Flash, weshalb es sich wesentlich schneller als herkömmliche Anwendungen und sogar schneller als ein PDF blättern lassen soll, so Focus im Medialine-Newletter ?Espresso?.
Somit ist das Magazin nicht mehr wie FOCUS-CAMPUS ausschließlich registrierten Lesern auf www.focus-campus.de zugänglich und muss nicht als PDF heruntergeladen werden, sondern lässt sich kostenlos und ohne Registrierung auf Webseiten von Firmen, Personalern, Informationsportalen und Communities lesen.

Nach seiner morgigen Premiere erscheint das ?Wunderkind? jeden Dienstag und Donnerstag mit einem Umfang von 60 bis 80 Seiten. Erste Einblicke kann man jedoch schon jetzt erhalten, da auf der Homepage einige Dummy-Seiten veröffentlicht sind.

Quellen
http://www.xoai.com/fileadmin/pdf/WHIZKID_Mediadaten_1_09.pdf (04.01.2009)
http://www.xoai.com/verlag/whizkid.html
 (04.01.2009)
http://www.medialine.de/media/uploads/projekt/medialine/docs/service/bestellung_download/deutsch/newsletter/espresso_0812.pdf (04.01.2009)
http://www.whizkid-magazin.de/?id=129 (04.01.2009)

Bye bye Programmhefte?

Bei Oma lag sie immer griffbereit neben dem Fernseher, bei uns findet man sie da aber eher nicht mehr- die Fernsehzeitschrift.
Warum eine kaufen, wenn ein kostenloser Klick ins Netz genügt, um zu wissen was läuft- oder?
Nicht ganz; denn obwohl die Programmzeitschriften schon länger gegen sinkende Auflagenzahlen zu kämpfen haben, werden die sich bietenden Möglichkeiten des Webs kaum genutzt.
Schade, dass die meisten Verlage lieber so lange es geht am guten alten Heftchen festhalten, anstatt den Bedarf zu bedienen und ein gut strukturiertes, und übersichtliches Programm im Netz zu bieten.

Einfache Übersichtslisten finden sich zwar bei den meisten Anbietern, trotzdem könnte man das Ganze durchaus ansprechender und nutzfreundlicher gestalten.
Die Technik wäre da, die Ideen auch- genutzt aber wird beides nicht.
Einzig Burda mit ?TV Today? bemüht sich einigermaßen darum, die neuen Möglichkeiten auszuschöpfen: Der Programmplaner ?My TV Today? lässt sich per IPhone empfangen und ist auch bei Facebook vertreten.
Bei Twitter ist weit und breit garnichts von den Verlagen zu sehen, obwohl sich gerade dieses Format super für Tipps oder kurzfristige Änderungen eignet. Hier finden sich aber ? quasi ersatzweise – Empfehlungen und Tipps von Privatleuten, wie zum Beispiel @imdb250_de.

Schade eigentlich, dass soviele sich bietende Möglichkeiten nicht genutzt werden- die Medienhäuser sollten sich endlich trauen, über ihren Heftrand hinweg etwas Neues zu wagen.
Denn die neue Generation Internet wird wohl auch in Zukunft keine TV-Zeitschriften kaufen- aber das zur Zeit eher unstrukturierte Kuddelmuddel an Programmangeboten im Netz- das will auch keiner.

Quelle: medienlese.com

„News am Abend“ in Zukunft nur noch Online

Wie das Medienmagazin dwdl heute berichtete, wird das Handelsblatt seine „News am Abend“, die bisher täglich als Printausgabe erschienen, in Zukunft nur noch online publizieren. Jeden Tag liefert „die schnellste Zeitung der Welt“, wie das Handelsblatt seine „News am Abend“ nennt, topaktuelle Informationen aus Wirtschaft und Politik. Bisher wurde die Zeitung durch Gratis-Auslage in Zügen oder Flugzeugen „an die Top-Zielgruppe der Geschäftsreisenden“ verteilt; von jetzt an kann man sie als PDF Datei aus dem Internet herunterladen.
Laut der Aussage des Handelsblattes selbst, ist der Grund für diese neue Distribution nicht etwa die kritische Wirtschaftslage, sondern die Absicht der Redaktion, den Produktionsprozess flexibler zu machen.
Ein weiteres Beispiel für den zunehmenden Wechsel von Print- hin zu Onlinemedien, den zukünftigen Schwund von Prinmedien? Sollte diese Entscheidung des Handelsblattes tatsächlich keine wirtschaftlichen Gründe haben, so kann man sie mit Sicherheit als eine Anpassung an die veränderte Mediennutzung betrachten. Man könnte kritisieren, dass die „News am Abend“ im PDF Format bei weitem nicht so praktisch und nützlich sind wie eine Printausgabe der selbigen, die Geschäftsreisende im Zug oder Flugzeug lesen können; aber mit der Zunahme an mobilen Kommunikationsmitteln, Internet-fähigen Handys etc., ist die Onlineversion gar keine Einschränkung, sondern bloß eingespartes Druckpapier.

Spoonfork

Wenn ich in meinem „non-medienwissenschaftlichen“ Bekanntenkreis nach Onlinemagazinen frage, so klingt es immer gleich: „Ach ich lese eigentlich die Zeitschrift xy. Die haben auch ne Website, auf der man alles nachgucken kann.“ Aber Onlinemagazin ist nicht gleich Onlinemagazin. Ich finde, es ist ein gravierender Unterschied, ob ich mir die interessanten Artikel als PDF runterladen kann, oder aber auch virtuell das Gefühl vermittelt bekomme, ein Magazin durch zu blättern.
Gerade letzteres fand ich bei der Onlinezeitschrift Spoonfork.
Sowohl visuell als auch multimedial empfand ich die Seite durchaus ansprechend und innovativ. Abgesehen von einigen Schwächen (ja, ich würde auch gerne online egal von welcher Seite aus, direkt auf andere Seite springen können, ohne das ganze von vorne nach hinten durchblättern zu müssen), an denen sicher noch rumgebastelt wird. (hoffe ich)
Aber warum sich nicht einfach einen Artikel vorlesen lassen? Sicher. Der ein oder andere Artikel könnte ein wenig mehr in die Tiefe gehen. Aber hey….Wer achtet denn schon auf sowas, wenn die Optik stimmt, und man sogar mit dem Sonderpreis Junge Kreative Ruhr ausgezeichnet wurde?

Für Design affine Menschen sicher eine ganz interessante Seite. Oder?

Neue Video-Magazine bei volksfreund.de – Mehr Qualität?

Zwei neue Videomagazine stellte das Internetportal des Trierischen Volksfreund kürzlich vor. Darin dreht es sich einerseits um Videospiele andererseits um Open-Source-Software. Die etwa fünf Minuten langen Sendungen haben allein Service-Charakter und dürften interessierte Internet- und Spiele-Laien tatsächlich von Nutzen sein. So dreht es sich in der ersten Ausgabe von „Log-In“ um legale Möglichkeiten, an Musik aus dem Internet zu gelangen.

Ich bin kein Freund des guten alten TV-Bashing und halte mich normalerweise zurück mit Kritik am Trierer Regionalzeitungsmonopolisten. Kritikwürdig sind meiner Meinung nach allerdings die Videos, die es üblicherweise auf volksfreund.de zu sehen sind. Grundlegende Anforderungen an ansehnliche Bewegtbildbeiträge werden in aller Regel mißachtet. Die armen TV-Redakteure werden meist mit besseren Urlaubskameras und ohne Stativ auf die Reise geschickt und müssen neben den Textbausteinen auch die passenden Bilder an Land ziehen.

Oft liegt der Mehrwert der Videos, die den Textbeiträgen angehängt werden darin, dass dem faulen Internet-Nutzer der Text nochmal vorgelesen wird mit verwackelten Bildern untermalt. Die neuen Magazine könnten immerhin durch ihren Service-Gedanken Nutzen entfalten. Revolutionieren wird volksfreund.de das Genre der Multimedia-Berichterstattung sicher nicht.