Archiv der Kategorie: Internet und Politik

Was verändert das Internet in der politischen Kommunikation?

C’est l’encre qui doit couler, pas le sang.

Maskierte Männer, verwackelte Bilder, dann Schüsse.

Solidarische Karikaturen aus der ganzen Welt

Seit gestern Morgen macht ein grausiges Video die Runde: Von einem Privatgerät aus gefilmt, zeigt es die regelrechte Hinrichtung eines Polizisten auf offener Straße in Paris. Wer die Nachrichten mitverfolgt hat, weiß um was es geht. Gegen 11.30 Uhr am Mittwoch riss ein schreckliches Ereignis die französische Hauptstadt aus dem alltäglichen „traintrain“: Drei Unbekannte stürmten das Redaktionsgebäude der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und eröffneten das Feuer auf die Mitarbeiter. Einige der potenziellen Opfer fanden auf dem Dach des Pariser Gebäudes Schutz, doch für Direktor Stéphane Charbonnier und weitere elf Menschen war jegliche Flucht unmöglich. Der Zeichner, bekannt unter dem Namen „Charb“, sowie weitere Künstler und Polizisten fielen den Kalaschnikows der Täter zum Opfer und überlebten das fünf-minütige Blutbad nicht.

Es war die blutigste Attacke seit dem Zugattentat im Jahr 1961, die Frankreich gestern zerüttete. Die Bilder, die per Handy von Augenzeugen aus dem elften Arrondissement im Zentrum der Stadt aufgenommen wurden, erinnern nicht zu Unrecht an die Hinrichtungsvideos der Terrororganisation IS: Immer wieder erklingen Ausrufe wie „On a vengé le prophète!“ („Wir haben den Propheten gerächt!“) und „Allah Akbar“ („Allah ist der Größte“) seitens der Schützen. Viele Experten sind sich sicher: Es muss einen islamistischen Hintergrund für diese genauestens geplante Attacke gegeben haben. Nicht zum ersten Mal hatte das linksgerichtete Magazin den Zorn von Muslimen und Gläubigen auf sich gezogen: Immer wieder hatte die Redaktion des „Charlie Hebdo“ islamkritische Artikel und Karikaturen veröffentlicht, am Tag des Attentats selbst zierte eine Zeichnung zum thematisch passenden Roman von Skandalautor Michel Houellebecq das Cover der Zeitschrift. Makaber: Als hätte der Verfasser es geahnt, so steht auf Seite 7 des Heftes auf die Frage nach ausgebliebenen Attentaten in Frankreich die islamistische Antwort „Warten Sie es ab! Wir haben ja bis Ende Januar, um die Feiertagsgrüße zu überbringen“. Es sollte wohl früher schon zur Bestätigung dieser Aussage kommen…

Bereits seit 1969 reizt das Magazin mit dem Untertitel „Journal irresponsable“, also verantwortungslose bzw. unverpflichtete Zeitung, Vertreter jeglichen Standpunktes: Egal ob Politiker, Rechtsradikale oder eben Muslime, niemand blieb bisher vom Spott verschont. Höhepunkt der Provokation waren aber sicherlich die weltweit bekannt gewordenen Mohammed-Karikaturen, welche die Seiten der Zeitschrift mit Sprüchen wie „Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden“ zierten. Zur Folge hatten diese nicht nur Morddrohungen an die einzelnen Redakteure, sondern ebenfalls eine Brandattacke auf das damalige „Charlie Hebdo“-Gebäude im November 2011.

Die Annahme, dass der Angriff eine Reaktion auf die satirischen Darstellungen des Magazins war, bestätigen wohl am besten die schockierenden Szenen in den aufgenommenen Videos. Vermutlich seien die Täter Rückkehrer aus den Syrien- und Irak-Kämpfen, so Experten, denn ihr geschulter Umgang mit den Schusswaffen zeuge von Erfahrung mit Militär- oder Guerillaoperationen. Es gibt jedoch auch jene, die alternative Theorien im Netz vertreten: So unter anderem die für ihre politisch-kritischen Aussagen bekannte Aktivistengruppe Anonymous, welche die Gräueltat online als eine angezettelte „False-Flag-Operation“ bezeichnet, mit dem Hintergedanken Europa innenpolitisch zu destabilisieren. Wer die Auftraggeber sind und welchem Ziel diese Attacke dienen soll, wird sich hoffentlich bald herauskristalisieren. Momentan läuft die Suche nach den  Schuldigen auf Hochturen, neben über 3000 Polizisten fahndet ebenfalls die Anti-Terror Spezialeinheit Raid nach den flüchtigen Verdächtigen Cherif und Said Kouachi. Neben den beiden Brüdern, welche durch einen im Fluchtwagen gefundenen Personalausweis identifiziert werden konnten, soll ebenfalls der 18-jährige Hamid M. an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein. Dieser hielt sich  zur Tatzeit jedoch in seiner Schule auf und stellte sich nach mehrfacher namentlicher Erwähnung in sozialen Netzwerken der Polizei.

Auch wenn vieles an den Geschehnissen des 7. Januars zwielichtig erscheint, eine Sache müsse jedoch verdeutlicht werden, so die Rede von Präsident François Hollande am Ort des Verbrechens:

„Une attaque contre un journal, c’est une attaque contre la liberté d’expression. (…) Nous devons réagir avec fermeté, mais avec le souci de l’unité nationale (…). Nous sommes dans un moment difficile (…), nous savions que nous étions menacés, car nous sommes un pays de liberté.“

Kurz: Ein Angriff auf eine Zeitung sei einem Angriff auf die Redefreiheit gleichzusetzen und diese Tat werde nicht unbestraft bleiben. Frankreich sei ein freies Land, das besonders in solchen Krisenzeiten auf Zusammenhalt setzen müsse, so Hollande. Als Maßnahme wurde die Terror-Alarmstufe („plan vigipirate“) heraufgesetzt und weitere französische Medien, unter anderem die Redaktion der France 2, unter Polizeischutz gestellt.

Nicht nur internationale Politiker drückten den Opfern und Betroffenen ihr Mitgefühl aus, auch im Internet verbreitet sich die Empathie-Welle rasant: Soziale Netzwerke wie Instagram und Tumblr werden seit gestern dominiert von Posts mit den Schlagwörtern #JeSuisCharlie und #CharlieHebdo, und auch bei Facebook zeigen die Menschen ihre Anteilnahme durch Sharen und Posten von „Je suis Charlie“ Beiträgen und Bildern. Besonders Aufgerüttete drücken ihre Unterstützung der Rede- und Pressefreiheit durch Veröffentlichen von den im Magazin gedruckten Mohammed-Karikaturen aus und sammeln sich am heutigen Gedenktag in vielen europäischen Städten. Was der satirischen Presse wohl einen zerschmetternden Schlag versetzen sollte, ermutigt nun Journalisten, Künstler und Laien weltweit genau zum Gegenteil: Die Ausrufe nach dem Recht sich frei auszudrücken, auch in Medien, erhallen trotz allgemeiner Angst vor ähnlichen Anschlägen rund um den Globus und verstärken den Respekt vor jenen, die sich getraut haben, die kritischen Worte ebenfalls öffentlich zu machen.

„Ils voulaient mettre la France à genoux, ils l’ont mise debout!“, so die Devise eines Frankreichs, das jetzt in diesen traurigen Tagen mehr denn je  als vereinte Nation aufsteht und sich dieser Form von Unterdrückung widersetzen will.

"Je suis Charlie"
„Je suis Charlie“: Fassungslosigkeit am Gedenktag in Paris

 

Quellen:

http://www.rtl.lu/international/597084.html

http://www.spiegel.de/

https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv/posts/835560656490396:0

http://www.charliehebdo.fr/index.html

http://www.zeit.de/kultur/2015-01/charlie-hebdo-charb-geschichte

„Der Postillon“ trollt PEGIDA

Es war der 05. Januar, 12:51 Uhr.

Das Satiremagazin „Der Postillon“ veröffentlichte einen Artikel, in welchem behauptet wurde, die PEGIDA-Demonstration in Dresden am Abend des selbigen Tages wäre abgesagt.

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Kurz darauf meldete sich PEGIDA auf deren Facebookseite zu Wort und stellte richtig, dass der „Abendspaziergang“ wie geplant stattfinden würde.

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„Der Postillon“ selbst postete in verschiedenen sozialen Netzwerken allerdings eine PEGIDA-Nachricht, in welcher die Absage der Veranstaltung bestätigt wurde.

Wie? Wer? Was? Wo? Viele Menschen schienen verwirrt, vor allem nachdem „Der Postillon“ einen, wie sich später herausstellte, gefälschten „Spiegel Online“-Artikel verbreitete. Auch war von einem vermeintlichen PEGIDA-Mitorganisator namens Lars Kressmann die Rede. Sowohl der „Spiegel Online“-Artikel als auch eine Lars Kressmann-Gedächtnisseite (das Facebookprofil wurde kurze Zeit später gelöscht) stammen nach Aussage von „Postillon“-Chef Stefan Sichermann jedoch nicht von ihnen. „Das Thema wurde offenbar zum Selbstläufer, da lassen viele ihrer Kreativität freien Lauf.“ Einer der Gründe, weshalb die Meldung so hohe Wellen geschlagen hat, ist wahrscheinlich, dass der Artikel eine Reihe von angeblichen Quellen zitierte und auch die sonst übliche offensichtliche Komik fehlte.

Die Kommentare unter dem Post auf der „Postillon“-Facebookseite sind zwiegespalten. Auf der einen Seite die PEGIDA-Anhänger, auf der anderen die PEGIDA-Gegner…und irgendwo dazwischen die Satireliebhaber, welche die gefälschte Nachricht und deren Verbreitung einfach nur großartig finden und z.B. auch auf den Twitter-Trend „#schneegida“ verweisen.

Doch wie genau kam es eigentlich zu der gefälschten „Spiegel Online“-Meldung? Auf der Internetseite tinyur1.co kann man eine beliebige Website eingeben, welche dann geöffnet wird. Der User hat nun die Möglichkeit, diese Seite beliebig zu verändern und dabei das Layout der Originalseite beizubehalten. Nach dem Abspeichern kann man den Link versenden. Die Seite bleibt dann so lange online, bis sie 3 Tage lang nicht mehr aufgerufen wurde. Ein schöner Gag, um Freunde und Familie einmal hinters Licht zu führen, aber darf und sollte man so etwas in solch großem Stile tun? Daran scheiden sich die Geister und wahrscheinlich haben sowohl Befürworter als auch Gegner gute Argumente vorzuweisen.

Eines jedoch haben die Macher des „Postillon“ definitiv geschafft: „Sie haben den Pegida-Anhängern auf sehr unterhaltsame Weise demonstriert, was passieren kann, wenn man sich des Wahrheitsgehalts einer Meldung wirklich nicht mehr sicher sein kann – Stichwort „Lügenpresse“.“

 

Quellen:

https://www.facebook.com/DerPostillon?ref=ts&fref=ts (07.01.15)

http://www.der-postillon.com/2015/01/nach-internen-querelen-pegida-demo-in.html (07.01.15)

https://www.facebook.com/spiegelonline/posts/10152959249039869 (07.01.15)

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/angebliche-demo-absage-satire-seite-postillon-foppt-pegida-macher-a-1011335.html (07.01.15)

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-und-postillon-verwirrung-um-satire-a-1011386.html (07.01.15)

http://web.de/magazine/panorama/pegida-absage-postillon-spiegel-30340158 (07.01.15)

http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-aller-welt/postillon-vs-pegida-so-geht-luegenpresse/11187408.html (07.01.15)

http://www.sueddeutsche.de/politik/realsatire-im-internet-der-postillon-sagt-pegida-ab-1.2291856 (07.01.15)

http://tinyur1.co/ (07.01.15)

http://www.sueddeutsche.de/news/panorama/wetter-twitter-trend-mit-schneegida-ueber-pegida-spotten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-141229-99-05655 (07.01.15)

EU Parlament Vs. Suchmachinenmonopole

Das EU Parlament hat in einer nicht bindenden Resolution dafür gestimmt, dass Großkonzerne sich künftig in der EU gewissen Spielregeln unterwerfen sollen. Gemeint sind Unternehmen wie Google, die eine unglaublich facettenreiche Palette an Angeboten haben: von emails über youtube, android und maps ist alles miteinander verbunden. Was ja eigentlich kein Problem ist. Problematisch wird es dann, wenn alle Bereiche des Unternehmens Daten sammeln und diese für das Erstellen von Suchergebnissen mit einfliessen lassen, sodass die Angebote der eigenen Firma vorne stehen, denn das verstösst gegen die Europäische Vorstellung von Kompetitivität.

Fairnesshalber muss man sagen, dass der Europäische Markt den Anschluss an die Innovation der Suchmaschinen weitgehend verpasst hat. Das benutzt die Amerikanische Regierung jetzt, um zu Argumentieren dass Europa einen Sündenbock dafür sucht, dass weitgehend Amerikanische Unternehmen den Großteil dieses Marktsektors in Europa kontrollieren. Die Entscheidung, Suchmachinenmonople wie Google an die Eurpäischen Marktverhältnisse anzupassen könnte somit zu Problemen in den Handelsbeziehungen mit den USA zur Folge haben.

Die USA jedoch, als Sitz dieser Unternehmen, sind viel weniger sensibel im Umgang mit persönlichen Daten im Internet wie Europa, weshalb die meisten Nutzer hierzulande auch kein Vertrauen in eine Kontrollfunktion der Unternehmen durch die USA haben. Eine Aufspaltung der Verschiedenen Funktionen ist also der bisher beste Lösungsvorschlag, denn das würde für Mediennutzer bedeuten, dass sie sich keine Gedanken mehr machen müssen, wieviele Daten denn jetzt welcher Account wozu speichert: Um einen Youtube Account zu eröffnen, bracht man eine Google-mail Adresse, diese ist mit Google+ verlinkt, wer ein Android Smartphone hat braucht die email Adresse also in vielen Fällen auch, um das Telefon überhaupt in Betrieb zu nehmen. Also benutzt man entweder für jeden einzelne Funktion eine andere email Adresse oder man stellt seinen ganzen Alltag Google zur Verfügung.

Nur wie will das Europäische Parlament und die Kommission dagegen vorgehen?

Das Unternehmen ist Amerikanisch, schon allein rechtlich stellt sich also die Frage ob überhaupt etwas gemacht werden kann, und wenn ja was? wie? und vor allem: wer ist dann zuständig? Transparenz in den Medien zu fordern ist schön und gut, aber viele von uns würden sich sicher auch wünschen, in der Politik einen besseren Durchblick zu haben.

 

Quellen:

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Netzwelt/d/5777194/eu-parlament-stimmt-fuer-aufspaltung-von-suchmaschinengiganten.html

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/maechtige-internetriesen/vorschlaege-des-eu-parlaments-washington-warnt-vor-zerschlagung-von-google-13287188.html

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/ipsos-umfrage-bezahlbares-internet-ist-ein-menschenrecht-13284964.html

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/eu-verfahren-gegen-google-eine-aufspaltung-koennte-die-beste-loesung-sein-13285316-p2.html

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/maechtige-internetriesen/europaeisches-parlament-fordert-aufspaltung-von-google-13289643.html

http://www.zeit.de/digital/internet/2014-11/google-eu-parlament-zerschlagung-suchmaschinen

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/google-europaparlament-fuer-aufspaltung-von-suchmaschinen-a-1005317.html

Propaganda via Twitter

Klar, Kriegsberichterstattung ist aus den Massenmedien nicht wegzudenken. Sie hilft sicherlich nicht nur das Auge der Weltöffentlichkeit auf Krisengebiete zu richten, sondern auch durch Erzeugen gesellschaftlichen Drucks Konflikte schneller zu beenden. Ich denke hier an die zunehmend negative Berichterstattung über den Vietnamkrieg nach der Tet-Offensive oder die Rolle der neuen Medien während des arabischen Frühlings.

Das Medien von Konfliktparteien gezielt für Propaganda genutzt werden ist auch keine Neuigkeit. Dennoch entsteht ein fader Beigeschmack, wenn man sich bewusst macht, dass hier Kampfhandlungen gerechtfertigt, im schlimmsten Fall sogar beworben werden.

Ein aktuelles Beispiel sind die Twitter-Offensiven der Israel Defense Forces (IDF) und der Kassam-Brigaden im Nahostkonflikt. Beide Parteien unterhalten Twitteraccounts mit mehreren Tausend Followern. Bei der Reichweite ist die israelische Armee klar im Vorteil. Ihre Beiträge erreichen 290.000 Follower, während den  Kassam-Brigaden, einer Unterorganisation der Hamas, 12.000 Nutzer folgen. Da als terroristisch eingestuften Organisationen der Zugang zu bestimmten sozialen Medien laut Nutzungsbedingungen untersagt ist, wurde der Account der Hamas Vertreter inzwischen gesperrt.

Es wird sich also nicht nur auf dem Schlachtfeld beschossen, sondern auch im Netz. Ein mit Bild versehener Tweet der IDF behauptet, dass Terroristen aus dem Gazastreifen ihre Waffen bevorzugt in zivilen Gebäuden verstecken. Die Hamas kontert mit einer leicht veränderten Version des Bildes, die behauptet die IDF würde versuchen den Einsatz schwerer Waffen gegen Zivilisten zu legitimieren.

Beide Konfliktparteien buhlen um internationale Aufmerksamkeit. Dies zeigt sich zum einen in der Veröffentlichung der Beiträge in mehreren Sprachen, zum anderen in der Verwendung besonders charakteristischer Motive, die darauf ausgelegt sind den Betrachter emotional in das Konfliktgeschehen zu involvieren.

So veröffentlichte die IDF am 15.7. ein Bild des Eiffelturms, umgeben von brennenden Gebäuden, rauchenden Raketen und mit der Bildunterschrift „What would you do?“. Darauf folgte der Tweet „Since 9:00 AM today, 141 rockets have been fired from Gaza to Israel. That’s one rocket every 6 minutes“.  In dem Tweet werden gezielt Kriegsängste angesprochen um die eingeleitete Offensive als Schutz der eigenen Bevölkerung zu verteidigen.

Auf der anderen Seite bemüht sich die Hamas das Leiden der Zivilbevölkerung durch Tweets wie: „Two MILLION PALESTINES ARE TERRORIZED AIRSTRIKES AGAINST GAZA“ hervorzuheben. Begleitet wird der Text von einer in Rot gefärbten Collage von weinenden Kindern, rennenden Menschen, einem herabstürzenden Kampfjet und dem Aufruf das Bild zu teilen, denn „the mainstream media will not“

Das hier populistisch gearbeitet wird ist nicht von der Hand zu weisen, macht es aber meiner Meinung nach nicht einfacher zwischen Fakten und Propaganda zu diffenrenzieren. Diese sehr subjektive Art der Berichterstattung ist schwer zu durchschauen, da durch Vereinfachungen und Unterschlagung von Hintergrundinformationen eine sehr einseitiges und gezielt manipulatives Bild gezeichnet wird. Das Leiden der Zivilbevölkerung sowie der Raketenbeschuss sind unübersehbare Tatsachen, dennoch finde ich die Instrumentalisierung zwecks Rechtfertigung der eigenen Position sehr fragwürdig. Letztendlich tragen die Kampagnen weniger zu Entschärfung des Konflikts, als zur Polarisierung und radikalisierung der beiden Seiten bei.

Quellen:

http://www.kommunicare.de/01_themen/011_kb/vietnam.htm

http://www.bpb.de/internationales/afrika/arabischer-fruehling/52420/die-rolle-der-neuen-medien?p=all

http://www.spiegel.de/politik/ausland/gazastreifen-twitter-krieg-zwischen-israel-und-der-hamas-a-981310.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/israel-fuehrt-twitter-krieg-in-gaza-gegen-die-hamas-a-867436.html

http://www.idfblog.com/

http://www.jakkse.com/social-media-waehrend-israels-militaer-massive-propaganda-auffaehrt-kaempft-hamas-mit-sperren/

Sascha Lobo zur Lage der Nation – Eine verbale Ohrfeige

Eine Rede „zur Lage der Nation“, so wird Sascha Lobos Auftritt auf der diesjährigen re:publica, der Konferenz rund um das Web 2.0, angekündigt. Er spricht hier als Präsident der Internetgemeinde, oder mit einer familiären Metapher: Als verständnisloser Vater, der die Notwendigkeit sieht, seine Kinder wachzurütteln.
„Das Internet ist kaputt“, stellte Lobo schon in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung fest, der Medienkritiker ist entsetzt. Freiheit sollte das Internet bedeuten, die Vernetzung von Menschen möglich machen, doch Abhörskandale sorgen dafür, dass von „Freiheit“ keine Rede mehr sein kann. Das Schlimmste für ihn: die Regungslosigkeit der Internetnutzer. „Ihr habt versagt“, lautet sein Vorwurf, der Betroffenheit im Publikum auslöst.
Skandale, die belegen, dass das Internet längst zum Machtinstrument geworden ist, häufen sich. Lobo schildert detailliert die Chronologie zwischen PRISM, ACTA, und NSA und betont, dass eine angemessene Reaktion der Bundesregierung bisher ausblieb. Die Empörung der Internet Nutzer war zum Zeitpunkt des Publik Werdens der Überwachungssituation groß, doch sie ebbte schnell ab, zu schnell, meint Lobo. Er appelliert, dass wir den Mächtigen gegenüber den Druck drastisch erhöhen müssen, ein Mittel sei dafür unabdingbar: Geld.
Während ein Tierschutzverein in Bayern ein Jahresbudget von ca. 10 Millionen Euro zur Verfügung hat, die zum großen Teil aus Spenden stammen, hatte ein Spendenaufruf der Netzpolitik e.V. keinerlei Effekt, so Lobo.
Die Internetgemeinde, das sind vor allem wir als junge Digital Natives, die längst um den Nutzen des Web als Massenmedium wissen und es schätzen, sind nicht bereit, für die Sicherheit des Netzes Geld auszugeben. Längst wissen wir, dass wir dort Spuren hinterlassen und dass die Politik und große Unternehmen alles andere als sensibel damit umgehen, also müssen wir uns in der Konsequenz und laut Lobo fragen, was WIR falsch gemacht haben. Wir wollen ein Internet, das „frei, offen und sicher“ ist, wert ist uns das offensichtlich nichts. Klar gibt es Onlinepetitionen und ähnliches, aber vom Sofa erheben um für ein sicheres Internet zu kämpfen, für unsere Privatsphäre, das wollen wir nicht.
Lobo plädiert dafür, dass die Überwachung nicht zur Normalität werden darf, dass wir nicht in unserer Lethargie verharren dürfen und abwarten, was die Politik wohl mit unseren Daten anfängt. Der Druck muss steigen, und damit unser monetärer Einsatz, wir können nicht mehr nur fragen was das Internet für uns tun kann, sondern auch was wir für das Internet tun können.
Marion Mann
Quellen: Zitate nach Lobo, Rede auf der re:publica http://t3n.de/news/sascha-lobo-habt-versagt-543664/
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/abschied-von-der-utopie-die-digitale-kraenkung-des-menschen-12747258.html

Der Kampf gegen die NSA

Hildesheimer Mathematiker bauen an einer Möglichkeit, sich gegen NSA-Spionage-Attacken zu wehren. Professor Hans-Joachim Bentz von der Universität Hildesheim arbeitet seit knapp 30 Jahren an sogenannten Assoziativspeichern. Laut einem Bericht von heute.de sind „Betriebssystem und Programmiersprache […] einsatzbereit“. Jetzt fehlt noch die Hardware, dann kann der Assoziativ-Computer in den Verkauf gehen.

Angelehnt ist das Prinzip der Assoziativspeicher an das Menschliche Gehirn. Dort werden Informationen nicht wie in einem herkömmlichen Computer an einer festen Speicheradresse abgelegt, sondern in einem Neuronengeflecht. Je nach Schaltung der Synapsen können dann verschiedene Anforderungen erfüllt werden.

Feste Speicheradressen sind aber Voraussetzung dafür, dass sich Trojaner & Co in einem Computer festsetzen können – Ansatzpunkt für Professor Bentz: „In einem assoziativen System läuft die Informationsverarbeitung nicht mehr über feste Speicherzellen mit einem starren Adresssystem, sondern hier haben wir es mit Speichermatrizen zu tun, die zusammenwirken“. Die Schaltmechanismen des Gehirns wurden von Bentz in Form einer Matrix nachgebaut, die die assoziative Speicherform ermöglicht.

Ende letzten Jahres wurde vom deutschen Hacker-Verein Chaos Computer Club im Rahmen des jährlichen Chaos Communication Congress gefordert: „Das Internet post Snowden muss ein ganz neues werden“ (Andy Müller-Maguhn), und zwar sowohl in technischer, als auch in politischer Hinsicht. Jan Girlich, ebenfalls Mitglied im CCC: „In Sachen Netzüberwachung hat die Politik uns belogen und betrogen, da hilft nur ein neuer Anfang.“

Was den technischen Neuanfang betrifft, könnte Professor Bentz einen großen Schritt tun bzw. getan haben. Politisch sind wohl noch einige Fragen offen. Dass es Möglichkeiten gibt, sich zumindest ein bisschen vor der Internet-Spionage zu schützen, finde ich in gewissem Sinne beruhigend. Was die „neuen“ Computer in der (Alltags-)Praxis können, wird sich zeigen. Hoffentlich viel.

 

Quellen:

Welchering, P. (2014). Hacker wollen das Netz zurückerobern. Zugriff am 26.01.2014 unter rhttp://www.heute.de/hacker-und-chaos-computer-club-wollen-das-internet-zurueck-erobern-31334944.html.

Welchering, P. (2014). Forscher bauen Rechner gegen NSA-Codeknacker. Zugriff am 26.01.2014 unter http://www.heute.de/nsa-affaere-hildesheimer-forscher-setzen-im-kampf-gegen-datenspionage-auf-assoziativcomputer-31525728.html.

Die Telekom-Drossel: eine Option für alle?

Bis Ende des letzten Jahres schienen die Aussichten für das digitale Zeitalter noch sehr vielversprechend zu sein. Mit dem ersten monatlichen Pauschaltarif von rund 80 DM in den 90ern1 verlief die Verbreitung des Internets ganz ähnlich der in Telefonie und Mobilfunk: man hat sich regelrecht daran gewöhnt, das Internet und seine Techniken für immer geringere Preise um sich zu haben. Auch die Pläne der EU im November 2012 zur Erweiterung des LTE-Netzes2 standen noch ganz im Zeichen dieses Prozesses und versprachen größeren Komfort zum günstigeren Tarif.

Die so genannte Telekom-Drossel im Mai diesen Jahres besiegelte ein vorläufiges ‚Ende der Flatrate-Ära‘3 und drohte dem Verbraucher mit einer vorsintflutlichen Surfgeschwindigkeit von 384 kBit/s, wenn ein Datenkontingent von 75 GB (in Abhängigkeit des Tarifes) erreicht worden ist.
Unterdessen war die Welle des Protests angesichts der Telekom-Offensive, gelinde gesagt, enorm. Angefangen bei den gerne beschworenen Shitstorms, über die #Drosselcom-Hashtags bei Twitter mündete sie in einer Meldung machenden Petition des 19-jährigen Physikstudenten Johannes Scheller4, die innerhalb von vier Tagen das Antragsquorum im Bundestagsausschuss erfüllte.
Neben dem Verdacht über die Abschaffung der Internetflatrate fiel immer wieder das Schlagwort der Netzneutralität im aktuellen Diskurs5. Der Versuch, einige Internetdienste von der Drossel auszunehmen und damit im Wettbewerb zu begünstigen, war die zweite große Provokation in einer emotional geführten Kontroverse.

Dahingegen verlief die Argumentation des Branchen-Primus auf ganz nüchterner Ebene: mit 20GB Verbrauch im Durchschnitt bliebe ein Großteil der Telekomkunden von den Änderungen unberührt (und die erste Obergrenze von 75GB könnte fast als generöser Akt der Wohltätigkeit gewertet werden). Ungeachtet blieben gewichtige Faktoren wie der exponentiell wachsende Datenhunger der Deutschen und wie solche Zahlen überhaupt zustande kamen.

Tatsächlich sind die Pläne nach den jüngsten Verlautbarungen erst einmal vom Tisch6. Was aber bleibt, ist der Kern der Debatte: in Zeiten der viel bescholtenen Gratismentalität, des Leistungsschutzrechts und des kostspieligen Netzausbaus wird es für Unternehmen und Verlage zunehmenden schwieriger gewinnbringend Geld über das Internet zu erwirtschaften. Die radikalen Drosselansätze der Telekom waren ein Versuch, die Kosten an den Verbraucher weiterzugeben.
Es bleibt abzuwarten, ob solche Vorhaben Schule machen werden und wie andere Ansätze, die Kosten auf Internetnutzer umzuschichten, aussehen könnten.

Quellen (Stand vom 17.6.2013)

1. http://www.heute.de/Das-Ende-der-Flatrate-Ära-27771980.html
2. http://www.basicthinking.de/blog/2012/11/05/eu-kommission-will-lte-frequenzband-aufstocken/
3. siehe 1
4. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/online-petition-telekom-gegner-sammeln-mehr-als-50-000-unterschriften-a-901740.html
5. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/roesler-plant-verordnung-gleiches-internet-fuer-alle-12223720.html
6. http://www.sueddeutsche.de/digital/dsl-geschwindigkeit-telekom-knickt-vor-drosselkom-protest-ein-1.1694478 

Quod licet Iovi*…

In dem letzten Jahrzehnt hat die Rolle der Russische Orthodoxe Kirche (ROK) in der politischen Situation in Russland ziemlich viel zugenommen. Und jetzt kann Patriarch Kyrill von Moskau und ganz Russland nicht nur politische, sondern auch Medien-Figur genannt werden. Er gibt gerne Interviews und nimmt manchmal in Talkshows teil. Außerdem hat das Oberhaupt der ROK seit 2012 seine eigene Seite auf Facebook, die er selber mehrmals täglich mit Fotos und Beiträgen aktualisiert und auf der er mit den anderen Nutzern kommuniziert.

patriarch am PC

 

(Der Patriarch Kyrill am PC)

Auf dem ersten Blick kann man damit nur positiv beeindruckt werden – die Seelenhirte sind auch Menschen und sie anpassen sich der modernen Leben. Zum Beispiel hat der Papst Franziskus ein Twitter – so warum kann der orthodox Patriarch auf Facebook nicht präsent sein? Natürlich kann er, wie alle Bürger des säkularen Staates. Der Kyrill hat aber eine andere Meinung…

Auf seine Pilgerschaft zum Griechenland hat er vor der Bruderschaft eine Rede gehalten, in der er Internet ein versuchungsvolles Medium gennant hat. Er denkt, dass die Mönche darauf überhaupt verzichten sollen, weil das den geistlichen Dienst stört und bringt nur die Sünde mit. „Wenn ein Mönch sein Handy benutzt, um im Netz zu surfen, soll er dann nachdenklich werden, ob er noch im Kloster bleiben kann“ – sagte der Patriarch. (Interfax, eigene Übersetzung aus Russisch)
Das ist aber nicht die erste Aussage über Internet vom Kyrill. In 2011 hat er schon die soziale Netzwerke stark kritisiert und hat diese „sündhaft“ und „nicht vertrauenswürdig“ genannt. Seiner Meinung nach, werden die Russländer manipulierbar und verlieren sie die Basis-Werte, wenn sie online gehen. Das Oberhaupt der ROK hat auch die Pfarrer gebeten nicht nach fiktiver Beliebtheit in sozialen Medien zu streben, weil sie von den in Blogs und Kommentaren geäußerten Meinungen der Menschen abhängig werden können. Interessante Gedanken der Person, deren Facebook-Seite zur Zeit 8421 „Likes“ hat, nicht war?
Wahrscheinlich hat der Patriarch denn nur mit Manipulation Recht. Die Manipulation der ROK (oder seine eigene?) mit dem berühmten Foto, das auf der Webseite des Patriarchats 2012 veröffentlicht wurde.

patiarch

Vergleichen Sie die zwei Varianten: rechts hat Kyrill die 30,000 Euro Uhr am Handgelenk (Originalfoto), links sieht man nur ihr Spiegelbild auf der Oberflache des Tisches (Foto von der ROK-Webseite)
Braucht man hier ein Fazit? Die Fakten sprechen schon für sich…

Weitere Links:
https://www.facebook.com/PatriarhKirill?fref=ts (aufgerufen am 10.06.2013)
https://twitter.com/Pontifex_de (aufgerufen am 10.06.2013)

Quellen:
http://grani.ru/Society/Religion/m.215484.html
http://grani.ru/Internet/m.197741.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/russlands-patriarch-kirill-wegen-bildmanipulation-in-der-kritik-a-826122.html
(alle aufgerufen am 10.06.2013)

Fotos:

http://www.ntv.ru/novosti/285439/

http://zoyae.livejournal.com/94803.html

(alle aufgerufen am 10.06.2013)

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* Anfang des lateinischen Sprichworts „Quod licet Iovi, non licet bovi“ (Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt)

Mit der Kanzlerin über Integration „plaudern“

In der virtuellen Welt ist Angela Merkel keine Anfängerin: Ihr Sprecher Steffen Seibert twittert und Angela Merkel gibt schon regelmäßig mit Podcasts Statements ab. Nun ist die Kanzlerin noch viel digitaler unterwegs. Am Freitag, 19. April, hatten sechs Bürger die Möglichkeit mit Angela Merkel im Videochat über Integration zu sprechen.
Jetzt folgt sie anderen großen Persönlichkeiten, wie Barack Obama, der hatte als einer von vielen schon vorher zum Videochat mit der Bevölkerung eingeladen. Möglich macht das Gespräch ein sogenanntes „Hangout“ von Google. Mehrere Personen können eine Videokonferenz halten und diese kann dann live im Internet verfolgt werden.

Der Videochat mit der Kanzlerin ist nicht zu vergleichen mit einem Chat mit Freunden. Sechs Teilnehmer wurden vorher ausgewählt und auch die Gesprächsthemen und -fragen sind vorher abgesprochen. Spontanität ist das nicht und somit verläuft das Gespräch etwas gestellt und schleppend.
Sicherlich eine tolle Idee, aber ob man das ganze „Bürgergespräch“ nennen kann, wie Merkels Sprecher vorher ankündigte bleibt sichtlich fragwürdig. Viel eher ist der Live-Chat als Experiment zu sehen: Die Kanzlerin ist online, modern und innovativ. Die Videokonferenz schreit gerade zu nach einer Interpretation dieser Art.

Eine leichte Auflockerung gab es in dem faktenreichen einstündigen Chat zum Thema Integration allerdings. Wie immer, wenn alles durchgeplant ist und funktionieren soll, macht die Technik einen Strich durch die Rechnung. Ein Videochatteilnehmer ist für alle Teilnehmer plötzlich nicht hörbar. Da zeigt sich wieder einmal, dass selbst bei der Kanzlerin nicht alles reibungslos ohne Pannen funktioniert und Angela Merkel bleibt trotz dem technisch sprachlosen Gesprächspartner sichtlich locker und strukturiert
Ob man nun angetan sein kann von der Initiative im Netz, das kommt ganz auf den Geschmack an. Schließlich rückt eine große Internetplattform in den Vordergrund und bei solch einer Aktion könnte man behaupten, dass der Wahlkampf sich in Zukunft auf interaktive Netzwerke und die Online-Welt verlagern könnte. Das kann vielen, vor allem älteren oder sozial benachteiligten Bürger den Zugang zu wichtigen Informationen und Debatten verwehren. Fördert das nicht eher Bürgerferne als -nähe?

Trotzdem kann das Engagement und der Versuch gelobt werden. Nachdem der Papst auch online seine Botschaften verbreitet und die Kanzlerin die großen Möglichkeiten des Internets ausprobiert, da wird wieder einmal klar, wie wichtig das Internet, nicht nur für die deutsche Bevölkerung, geworden ist.

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Quellen:
Wittrock, Philipp (2013): Kanzlerin im Google-Hangout: „Die Technik soll sich mal bemühen“, in: Spiegel Online, URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/merkel-diskutiert-im-google-hangout-ueber-integration-a-895363.html (Erscheinungstag: 19.4.13), [20.4.13].

Twitter-Account Steffen Seibert: https://twitter.com/RegSprecher.

Die Bundesregierung (2013): Die Kanzlerin im Gespräch. Die Herzen erreichen. URL:  http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundeskanzlerin/Hangout/hangout_node.html. (Erscheinungtag: 19.4.13), [20.4.13].

Information von dpa (2013): Digitales Kamingespräch mit der Kanzlerin. URL: http://www.rundschau-online.de/politik/videochat-digitales-kamingespraech-mit-der-kanzlerin,15184890,22535386.html, (Erscheinungstag: 19.4.13), [20.4.13].

Mehr Waffen für mehr Freiheit?!

Littleton, Columbine, Winnenden und zuletzt auch Newtown haben sich fest in das Gedächtnis von vielen Menschen gebrannt. Und jedes Mal kommen die laschen Waffengesetze in Amerika zur Sprache.  Schätzungsweise 30.000 Menschen sterben Jährlich durch Schusswaffen in den USA (n-TV).  Aber auch in Deutchland (siehe Winnenden) ist man nicht sicher vor Waffen. Die Frage, ob man Waffen in den USA komplett verbieten sollte ist weitläufig, allerdings hat selbst US Präsident Barrack Obama erkannt, dass es Handlungsbedarf gibt. Dennoch: Es sträuben sich zahlreiche Amerikaner (vorallem, aber nicht nur, Südstaatler) sogar gegen das Verbot von halbautomatischen Maschienengewehren, die unter Anderem von der US Army eingestzt werden. Häufig lautet das Argument: Wir müssen unsere Familien schützen. Doch wozu braucht man dann Kriegswaffen? Würde es (wenn schon) nicht auch eine normal Pistole tun um einen Einbrecher zu erschrecken bzw. hinzuhalten? Wohl nicht, aber eins steht fest: Die Wut der Amerikaner richtet sich gegen Obama, der schliesslich das Gesetz durchboxen muss. Die Vergleiche sind weitreichend und meiner Meinung nach ziemlich erschreckend.

Hier nur einige Facebookbeispiele: https://fbcdn-sphotos-h-a.akamaihd.net/hphotos-ak-ash3/72290_459094147488716_1646128498_n.png , https://fbcdn-sphotos-a-a.akamaihd.net/hphotos-ak-ash3/544039_485788838131635_335181771_n.jpg , https://fbcdn-sphotos-c-a.akamaihd.net/hphotos-ak-prn1/67917_466451883410302_1520744070_n.jpg

Man kann sich selbstverständlich über Obama und seine Politik streiten, ihn allerdings aufgrund der Waffendiskussion mit Hitler oder Stalin zu vergleichen ist ziemlich lächerlich und naiv. Die oben angegebenen Beispiele sind alle von US Amerikanern, die ihr right to bare arms behalten wollen. Die Frage die sich mir stellt ist wozu brauchen wir solche Waffen? Wir leben in einer Welt in der keine natürlichen Fressfeinde haben und in der wir unser einzigster Feind sind. Morde werden passieren und Menschen, die töten wollen, werden das auch mit einem Verbot schaffen. Allerdings braucht man ihnen den Weg zu einer Waffe nicht auch noch erleichtern und sie geradezu anpreisen.

 

Quellen:

DTH. AFP. Jedes Jahrsterben in den USA 30.000M Menschen durch Schusswaffen.17.12.2012.http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Jedes-Jahr-sterben-in-den-USA-30-000-Menschen-durch-Schusswaffen;art4306,1771318

Facebook

Das Image Obamas – ein konstruiertes Weltbild?

Die Präsidentschaftswahl in den USA hat in diesem Jahr ein beispielloses mediales Interesse ausgelöst. Die beiden Kandidaten Mitt Romney (Republikaner) und Barack Obama (Demokraten) lieferten sich einen ungemeinen Schlagabtausch, der in der ganzen Welt mit großem Interesse wahrgenommen wurde. In der Wahlnacht am 06.11.2012 lud Markus Lanz mehrere Experten (Botschafter Philip D. Murphy, die Journalisten Michael Spreng und Georgia Tornow, Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel und Autor Eric T. Hansen)1 zu einer Spezialausgabe seiner gleichnamigen Talkshow ein und diskutierte unter anderem mit Ihnen über die vermeintliche Annahme, dass der amtierende Präsident Obama in Deutschland zweifellos besser dastehe als sein Herausforderer Mitt Romney.

Seltsamerweise blieb der Kampf ums Weiße Haus bis zur Wahlnacht unglaublich spannend, hatte sich Mitt Romney doch eigentlich schon vor Monaten selbst demontiert und damit Barack Obama einen Stimmenanteil von 85% verschafft – allerdings in Deutschland.1 Wie kann es sein, dass wir in Deutschland derart von Präsident Obama überzeugt sind, wohingegen sich in Amerika das wohl spannendste Duell aller Zeiten abgespielt hat? Bekommen wir in Europa nicht alles mit, erreichen uns die Nachrichten in verzerrter Weise oder sehen wir Obamas Qualitäten durch eine „rosarote Brille“?

Das erste TV-Duell, das dem Amtsinhaber fast zum Verhängnis geworden wäre, das nahmen auch wir als Niederlage wahr. Doch unvorstellbar für uns, dass dies allein ausschlaggebend für den Ausgang des Wahlkampfes sein sollte. Doch es scheint noch mehr Gründe dafür gegeben zu haben, dass es derart eng werden würde. Haben wir ein anderes Bild von Obama als die Amerikaner? Wurden unsere Nachrichten zu Gunsten des jetzigen Präsidenten manipuliert und ein fast ausschließlich positives Weltbild von ihm konstruiert?

So sind uns sämtliche Patzer von Mitt Romney präsent, ob das seine verbale Entgleisung war, in der er Wähler Obamas als „Opfer“ bezeichnetet oder als er den Irak mit dem Iran verwechselte.1 Romney´s Fehltritte fanden größeren Anklang in unserer Berichterstattung und wurden hierzulande als eine Art des in den USA sehr verbreiteten „negative campaigning“1 gegen ihn gebraucht. So lautete beispielsweise eine Schlagzeile der Financial Times Deutschland vom 17.10.2012 „Obamas Kampfgeist und Romneys Patzer“.2 Herr Eric T. Hansen erklärte passend dazu, dass in Deutschland Obamas Fehltritte oder verbale Entgleisungen meist beschönigt und weitreichend erklärt werden, wohingegen gegenüber Romney keinerlei Gnade gezeigt wird.

Herr Hansen nahm den Herausforderer in Schutz, und wies auf die übertriebene Negativität in der Berichterstattung über den Republikaner hin.1 Lanz stellte gar die These in den Raum, dass in Deutschland „tendenziell Demokraten eher gut und Republikaner eher böse sind“.1 Wir bekommen, so scheint es und bejahen es die Experten in der Talkrunde, ein verzerrtes Bild der Parteien und ihrer Kandidaten vermittelt und nach Herrn Hansen sind es „die Mehrzahl der deutschen Zeitschriften, die das kolportieren“.1

Wir bekommen also, natürlich oberflächlich betrachtet und auf den Otto Normalverbraucher zugeschnitten, ein Bild übermittelt, das verzerrt und manipuliert ist. Dies erklärt auch die Diskrepanz zwischen dem engen Wahlkampfendspurt in den USA und dem eindeutigen, jedoch fiktiven Ergebnis in Deutschland. In diesem Fall stehen sich ein überzogen, kritisches Bild des Republikaners Romney und die euphemistische Darstellung des Demokraten Obamas gegenüber. Wir hier in Deutschland, wir sehen es so, weil die Medien es uns durch ihre Brille vermitteln. Und es kam so, wie es kommen musste: das Gute konnte das Böse, in diesem Fall Mitt Romney, der es auf der Zielgeraden noch einmal spannend machte, besiegen. Happy End.

1 Lanz, Markus (2012): Markus Lanz, Video vom 6. November 2012, http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/1539970#/beitrag/video/1769028/Markus-Lanz-vom-6-November-2012 (abgerufen am 10.11.2012)

2 Zöttl, Ines (2012): Obamas Kampfgeist und Romneys Patzer, 17.10.2012, http://www.ftd.de/politik/international/:us-wahl-2012-obamas-kampfgeist-und-romneys-patzer/70105319.html (abgerufen am 10.11.2012).

Abenteuer in Uniform – Die „Bravo“ hilft der Bundeswehr beim Rekrutieren

Bild: Screenshot www.bravo.de

Bist du ein Berg- oder Beachtyp fragt das bekannte deutsche Jugendmagazin „Bravo“ und man ahnt, dass es sich schon wieder um so einen blöden Psychotest handelt. Falsch gedacht. Dieses Mal hat die „Bravo“ etwas viel besseres auf Lager: Sie schickt Jugendliche nach Sardinien oder in die Berge, damit sie herausfinden können, wer sie sind – in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Will die Bundeswehr auf diese Weise neue Soldaten rekrutieren? Was wird da vor sich gehen am Beach oder in den Bergen.

Action, Adrenalin, Abenteuer!

Die Herausforderung deines Lebens wartet auf dich! Bundeswehr-Adventure Camps 2012“ – mit diesem Slogan wirbt die deutsche Armee seit Neustem auf dem Youtube-Kanal der „Bravo“. Und auch auf der Internetseite findet man unter der Rubrik „Specials“ Informationen über die „Adventure Camps“. Bundeswehr-Ferienlager bei der Luftwaffe auf Sardinien oder den Gebirgsjägern in den Berchtesgadener Alpen – für jeden ist was dabei. Das Werbevideo ist auf jeden Fall super gemacht. Schaut man es sich an wird man sofort angesprochen und ist motiviert dabei zu sein und mit zu machen. „Liebst du das Abenteuer? Suchst du die Herausforderung? Bist du topfit?“ Natürlich bin ich das! Außerdem verspricht die Bundeswehr „krasse Wasserwettkämpfe“, „crazy Strandspiele“ und dazu noch „Lagerfeuerparties“ – wer will sich das denn schon entgehen lassen? „Und das Beste daran: für den Spaß musst du absolut nichts bezahlen!“ Ich bin dabei! Aber so was von! Das brauch man sich doch nicht zweimal zu überlegen.

Wie es aussieht ist es in der Bundeswehr wohl doch nicht so gefährlich. Es macht sogar richtig Spaß. Informationen über Risiken einer etwaigen Beschäftigung bei der Bundeswehr oder mögliche harte Einsätze: Nicht die Bohne!

Protestaktionen gegen den Werbespot

Diverse Protestaktionen sind schon gegründet und auch Kinderrechtler finden den Werbespot der Armee auf der Internetseite und dem Youtube Kanal der „Bravo“ inakzeptabel. Ralf Willinger, Referent für Kinderrechte bei terre des hommes Deutschland sagt: „Die Bundeswehr sollte sich bei ihrer Nachwuchswerbung auf Erwachsene beschränken und nicht Kinder und Jugendliche locken, die leicht beeinflussbar sind und kaum einschätzen können, was eine Verpflichtung und die damit verbundenen Auslandseinsätze für sie bedeuten können – schon gar nicht, wenn sie darüber nicht informiert werden“. Zudem ist es für ihn nicht verständlich, warum die „Bravo“, die ja eine der meistgelesenen Jugendzeitschriften ist, bei solchen Aktionen mitmacht und der Bundeswehr sogar eine Plattform anbietet, junge naïve Menschen zu manipulieren.

Mitarbeiter der Bauer Media Group, die unter anderem auch die „Bravo“ herausgeben, sehen das Ganze nicht so eng. „Weshalb sollte die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft nicht in „Bravo“ werben?“ Jedoch lassen sich nicht alle Jugendlichen von dem Werbespot der Bundeswehr auf dem Bravo-Youtube-Kanal ein. „Verpisst euch mit dieser abgefuckten Propaganda, und dann noch irgendwelchen Jugendlichen sowas versuchen schmackhaft zu machen, einfach widerlich!“ Mittlerweile sind die Kommentare für dieses Video deaktiviert. Warum wohl?

Auf einer Facebookseite wird trotzdem heftig weiter diskutiert: „Demokratische Armee? Wo? Diese Armee wird zurzeit eher vorbereitet um mögliche Volksaufstände nieder zu knüppeln. Und sogar schießen/töten dürfen diese feinen Leute. Wenn dies noch jemand wirklich als Demokratie ansieht, was hier grad zur Zeit abgeht, dann gute Nacht! Augen mal besser auf machen! Wir haben schon lange keine Demokratie mehr bzw. hatten noch nie eine! Aber schlaft ruhig weiter, ihr Scheinstaatmichel! :D“

Auch Spiegel Online hat erkannt: „Das ist kein Abenteuer“

„Wegen der Aussetzung der Wehrpflicht muss die Bundeswehr stärker um Nachwuchs buhlen als früher. Wehrdienstberater und Jugendoffziere besuchen zwar schon seit Jahrzehnten Schulen und informieren über eine Karriere bei der deutschen Armee. Inzwischen wurden aber auch erste Karriereberatungsbüros eröffnet, und die Truppe wirbt zunehmend mit Anzeigen in verschiedenen Medien.“ schreibt Spiegel Online. Und auch taz.de schreibt auf ihrer Startseite über die Adventure Camps der Bundeswehr und die „Bravo“. „Die Kinderrechtler von terre des hommes haben mittlerweile eine Onlinepetition eingerichtet, mit der die Unterzeichner gegen die „Bundeswehr-Adventure Camps“ protestieren können. Adressaten sind die Bauer Media Group und das Bundesverteidigungsministerium. Der Appell: Man möge doch künftig bitte darauf verzichten, in Kinder- und Jugendmedien „irreführende Werbeaktionen für die Bundeswehr durchzuführen, die die Gefahren des Soldatenberufs verharmlosen,“ so taz.de.

Es scheint als sei die „Bravo“ ohne ihren Dr. Sommer nicht mehr das Gleiche..

Kony 2012 – Kritik an der Kritik

Die Kony2012-Debatte ist dominiert von den Kritikern. Dabei nutzen diese häufig ebenso zweifelhafte Argumente

1. „So ein Scheiß!“ Klar, Kritik ist immer gut. Nur: Grundsätzlich löst die Debatte Apathie und Resignation aus: Im Bezug zur eigentlichen Kampagne, aber auch zur Entwicklungszusammenarbeit insgesamt. Dabei sollte beispielsweise dem anhaltenden Bürgerkrieg in der DR Congo etwas entgegengesetzt werden. Taten wären angebracht

2. „Die Kampagne unterstützt den ugandischen Diktator Museveni.“ Die Kritiker beziehen sich auf folgende Tatsachen: Der zentrale Erfolg der NGO Invisible Children ist die Entsendung von US-Militärberatern an die ugandische Armee. Diese untersteht Museveni. Museveni ist ein Diktator. Häufig jedoch betonen dieselben Kritiker, wie gut das Leben in Uganda mittlerweile sei. Im Vergleich zum früheren Herrscher Idi Amin – und zu Jopseph Kony! – ist Museveni ein Lamm. Es ist berechtigt, das kleinere Übel dem größeren vorzuziehen

3. „Kony ist gar nicht in Uganda.“ Das stimmt, das behauptet das Video aber auch nicht. Das Video ersucht erstens um die Unterstützung der Militärberater-Mission und will zweitens diffus Öffentlichkeit schaffen, um Kony gefangen nehmen zu können.

4. „Invisible Children verdient viel Geld mit der Aktion.“ Wir sind alle Teil eines Wirtschaftssystems, in dem es darum geht, Geld zu verdienen. Kritiker sollten dieses Wirtschaftssystem kritisieren.

5. „Das Video könnte zu einem Militäreinsatz führen.“ Bei Militäreinsätzen sterben viele Menschen. In Zentralafrika sterben ständig Menschen. Der Congo ist ein Hexenkessel. Das Video fordert, gesellschaftliche und politische Akeure aufmerksam zu machen. Einem Militäreinsatz müsste ausführliche Recherchen vorausgehen, um ihn möglichst effizient zu gestalten. Die Situation ist aktuell kaum einzuschätzen. Geheimdienste werden mehr wissen. Es fällt mir nicht leicht, aber ein Attentat auf Joseph Kony wäre ein Anfang.

 

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www.youtube.com/watch?v=Y4MnpzG5Sqc

http://www.kony2012.com/

de.wikipedia.org/wiki/Kony_2012

http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-04/Kony2012-Tag

http://www.sueddeutsche.de/digital/umstrittenes-video-kony-eine-kampagne-die-froesteln-laesst-1.1305052

http://www.freitag.de/autoren/makobert/kony-2012-kritik-an-der-kritik

Studie Hans Bredow Institut: Tagesschau, Google und BILD: Was den Deutschen für ihre politische Meinungsbildung wichtig ist

Das Hans Bredow Institut hat eine spannende Studie zur Mediennutzung der Deutschen raus gebracht, die es komplett oder in Auszügen online gibt.

Da dies mehr ein praktischer Hinweis an Studenten sein soll (falls sie das Blog hier überhaupt selber freiwillig lesen) poste ich jetzt die PM dazu. Ich muss ja keine Blogbeiträge mehr schreiben^^ 

Das Fernsehen ist nach wie vor die wichtigste Quelle für die politische Meinungsbildung, so das Ergebnis einer Studie des Hans-Bredow-Instituts, die heute in Berlin dem Bundestagsausschuss für Kultur und Medien vorgestellt wurde. Die Studie „Informationsrepertoires der Deutschen“ basiert auf einer bundesweiten repräsentativen Befragung von gut 1000 Personen ab 14 Jahren. Sie untersuchte, welche Angebote aus der Sicht der Bevölkerung für ihr eigenes Informationsverhalten am wichtigsten sind. „Auch in den heutigen digitalen Medienumgebungen spielen die etablierten Medien Fernsehen und Zeitung nach wie vor eine wichtige Rolle. Das Internet ist aber mittlerweile zu einem wesentlichen Faktor auch für die politische Meinungsbildung geworden. Auffällig ist vor allem, dass mit Google und Facebook auch solche Angebote dazu gehören, die selbst keine politischen Inhalte anbieten. Diskussionen um Medienvielfalt und den Einfluss von Medien auf die Meinungsbildung müssen daher einen medienübergreifenden Ansatz verfolgen“, so Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts.Für die politische Meinungsbildung sowie für Informationen über das Weltgeschehen und über Deutschland ist das Fernsehen mit jeweils mehr als 40 Prozent der Nennungen das wichtigste Medium. Die Zeitungen liegen jeweils mit rund 20 Prozent der Nennungen auf dem zweiten Platz, es folgen das Radio und das Internet. Für Informationen über die Region ist hingegen für 40 Prozent der Befragten die Zeitung die wichtigste Quelle.Bei den 14- bis 29-Jährigen ist die Bedeutung des Internets deutlich größer; aber auch bei ihnen ist das Fernsehen für die politische Meinungsbildung und die Zeitung für Informationen über die Region das meistgenannte Medium.In allen Altersgruppen wird die „Tagesschau“ am häufigsten als wichtigstes Einzelangebot für die politische Meinungsbildung genannt; in der Gesamtbevölkerung folgen dann Google und BILD. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen neben der „Tagesschau“ Online-Angebote – an sechster Stelle wird Facebook genannt – sowie private Nachrichtenkanäle und BILD im Vordergrund.Die Studie wurde im Rahmen des Vorhabens „Erfassung und Darstellung der Medien- und Meinungsvielfalt in Deutschland“ des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) durchgeführt. Ein ausführlicher Projektbericht ist auf der Website des Hans-Bredow-Instituts abrufbar. Die Studie basiert auf einer telefonischen Befragung, die Enigma GfK zwischen dem 19. Mai und 3. Juli 2011 im Auftrag des Hans-Bredow-Instituts durchgeführt hat. Insgesamt wurden 1.007 Personen befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für deutschsprechende Personen im Alter ab 14 Jahren aus Haushalten mit Telefonfestnetzanschluss in Deutschland.

Noch nicht genug Geld GEMAcht?

Höhere Abgaben für USB-Sticks

Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte ist mal wieder in aller Munde. Nach der gerichtlichen Auseinandersetzung mit Youtube, in der es darum ging, dass die GEMA forderte alle Videos, in denen urheberrechtlich geschützte Musik verwendet wird, zu sperren, befindet sich das Unternehmen erneut in den Schlagzeilen.

Bei dem Verkauf von USB-sticks sollen nun um bis zu 1850 % mehr an die GEMA fließen als bisher. Als Grund wird der technische Fortschritt angegeben und die Tatsache, dass es möglich ist mehr Musik auf einem modernen USB-stick zu speichern. Konkret bedeutet das, dass die Abgabe von derzeit einheitlich 10 Cent pro Stick oder Karte künftig von der Speichergröße abhängig gemacht wird. Unterhalb der vier GB werden bei USB-Sticks bald 91 Cent, darüber 1,56 € fällig.

Eine solche Abgabe fällt nicht nur bei Speichermedien an, sondern beispielsweise auch bei Mobiltelefonen. Im Kaufpreis eines solchen Gerätes mit Touchscreen und 8 GB Speicherkapazität ist seit 2011 eine Pauschalabgabe von 36 Euro enthalten. Wer bisher dachte, dass sich das GEMA-Geschäft nur auf die Musik an sich beschränkt, der liegt also falsch. Auch leere CD-, DVD- und BluRay-Rohlinge enthalten beim Kauf bereits einen eingerechneten Betrag, der an die GEMA geht.

Ein wenig verwunderlich ist die neue Regelung für Speichermedien angesichts der Tatsache, dass die GEMA stetig mehr Gewinn macht schon. Allein in den letzten 10 Jahren konnte sie ihre Einnahmen um 60 Millionen € anheben. Von Seiten der Kritiker wird eingeworfen,dass ein Speichermedium von sich aus keine Musik abspielen kann und von vielen ohnehin mehr als virtuellen Aktenschrank genutzt wird. Auf den Eigentlich Abspielgeräten wie MP3-Playern oder Computern sind allerdings schon Gebühren.Ob Doppelte Einnahme oder wertvolle Existenzsicherung von Künstlern in einer finsteren Downloadwelt, bleibt wohl ungeklärt.Sicher ist jedenfalls, dass man sich schleunigst mit Speichermedien eindecken sollte, wenn man die 91 cent nicht zahlen möchte.

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Süddeutsche Zeitung: Gema erhöht Speicher-Gebühren um 1850 Prozent: http://www.sueddeutsche.de/digital/usb-sticks-und-speicherkarten-gema-erhoeht-speicher-gebuehren-um-prozent-1.1366645

Focus: BMG schließt europaweiten Vertrag mit Gema: http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/online-musik-bmg-schliesst-europaweiten-vertrag-mit-gema_aid_757360.html

Spiegel: Gema und Google gehen in Berufung: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/gema-legt-berufung-im-streit-mit-youtube-ein-a-834246.html

GEMA Tarife: https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Musiknutzer/Tarife/Tarife_sonstige/Tarif_Mobiltelefone_ab_2011.pdf

Das Ende von Megaupload

Mitte Januar wurde Kim Schmitz, Betreiber der Seiten Megaupload und Megavideo, in Neuseeland festgenommen. Der Vorwurf: Der gebürtige Kieler habe mit seinen Filehosting-Plattformen einen Online-Markt zur Datenpiraterie geschaffen und unterhalten.
Damit steht, nach dem Aus für das ähnliche Portal Kino.to im Juni vergangenen Jahres, ein weiterer Präzedenzfall zum Thema Datentausch und Streaming an.
Das Besondere hierbei, und im Gegensatz zu Kino.to, ist zudem die Prominenz, die Schmitz bereits im Vorhinein zukam. So wurde in der Boulevardpresse mehrfach über seinen ausschweifenden Lebensstil und seine undurchsichtigen Geschäfte am Rande der Legalität berichtet. Auch im Ausland war er bereits bekannt, wie etwa in Neuseeland, wo er in der Stadt Auckland ein riesiges Anwesen besitzt, und von der Polizei gefasst wurde.
Sämtliche seiner Konten wurden nun eingefroren und er wird sich vor Gericht für sein Handeln verantworten müssen.
Interessant hierbei, wie auch dem Prozess gegen die Betreiber von Kino.to, wird das Vorgehen der Richter in Sachen Streaming. Über die deutsche Rechtslage wird von Experten bereits seit Monaten gestritten, da Streaming bislang noch nicht juristisch einwandfrei untersagt ist. Die bisherige Gesetzeslage verbietet das Downloaden und Austauschen urheberrechtlich geschützter Inhalte, wofür Schmitz nun der Prozess gemacht wird. Streamen wird von manchen Medienrechtlern allerdings nicht als Downloadvorgang gesehen und könnte daher zum Streitfall werden.
Insofern dürften die nächsten Monate weitere interessante Entwicklungen im Bereich Politik und Internet bereithalten, wenn man bedenkt, dass sich die größtenteils am bisherigen Urheberrecht festhaltenden Medienbranche und eine wachsende Gruppe von Nutzern, die sich eine Erneuerungen eben dieser Urheberrechte im Internetzeitalter wünscht, gegenüberstehen.

Links:
– http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,810699,00.html
– http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,812144,00.html

The Big Blackout

Die Erde ist rund und außerdem ein Puzzel.

Ein unvollständiges zwar, welches mit teilweise kryptischen Zeichen beschriftet ist und dem aus irgendeinem Grund ein paar Teile fehlen, aber nichtsdestotrotz wurde dieses Puzzel binnen weniger Jahre zum bildlichen Symbol des gesammelten menschlichen Wissensvorrats – oder zumindest des gängigsten Teils davon – der Wikipedia.

Gab es ein Leben vor Wikipedia? Woher wusste man früher – vor etwa zehn Jahren – was eine Lumensekunde ist, wann und warum Fronleichnahm gefeiert wird oder warum die Automarke Mercedes eigentlich so heißt wie sie nunmal heißt? Zeitzeugen zufolge soll es möglich – wenn auch nach heutigem Verständnis unerhört mühsam  – gewesen sein, sich derartiges Wissensallerlei durch Fachliteratur, Zielgruppenzeitschriften oder fleißiges Quizshow-Schauen anzueignen, aber alleine die Tatsache dass zumindest ich darüber heute nurnoch Mutmaßungen anstellen kann wie diese Offline-Wissenschbeschaffung funktioniert haben könnte, zeigt auf erschreckend einfache Weise wie nachhaltig sich die kleine gepuzzelte Erdkugel in den Köpfen der Menschen (oder zumindest der Jugend) etabliert hat. Wikipedia macht die Welt erklärbar und darum ist Wikipedia wichtig.

Jimmy Wales weiß dass Wikipedia wichtig ist, wahrscheinlich besser als jeder andere. Dieser Mann, der den meisten Menschen hierzulande allenfalls als melancholisch dreinblickender Spendensammler mit Dackelblick ein Begriff sein dürfte, ist in der privilegierten Postition Gründer und somit oberster Chef von Wikipedia zu sein. Als solcher liegt es in seinem Ermessen (nach Absprache mit ca. 1800 Usern und Wiki-Autoren) eine Entscheidung zu treffen, deren volle Auswirkungen ab heute, dem 18.01., zumindest die englischsprachige Welt nachhaltig erschüttern könnten.

Die Wikipedia wird abgeschaltet.

Wenn auch nur für einen Tag. 24 Stunden lang bleibt zumindest der englischsprachige Wissensquell versiegt. Dieser kontrollierte Blackout, der auch von anderen vielbesuchten User-basierten Seiten wie mozilla.com oder den Komiker-Katzen von icanhascheezburger.com mitgetragen wird, ist ein Ausdruck des Protests gegen zwei Gesetzesentwürfe, die gerade im US-amerikanischen Kongress bzw. dem Senat vorgetragen wurden: Der Stop Online Piracy Act (SOPA) und der PROTECT IP Act (PIPA), sehen –  kurz gefasst – vor, dem amerikanischen Justizministerium Befugnisse einzuräumen Websiten zu zensieren bzw. zu beschlagnahmen die im Verdacht stehen urheberrechtlich geschützte Inhalte wiederrechtlich zu verwenden oder zu verbreiten. Desweiteren könnten andere Webseiten, z.B. Suchmaschinenanbieter wie Google, gezwungen werden, bestimmte Seiten nicht mehr zu verlinken oder zu bewerben.

Das Anliegen, gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen mag legitim erscheinen, denn wie wir alle wissen ist Raubkopiererei eine schlimme Sache, weshalb die dicken Fische der davon betroffenen Branchen – Plattenfirmen, Pharmaunternehmen, etc. – natürlich mit aller verfügbaren Lobbymacht auf die baldige Verabschiedung von SOPA und PIPA pochen. Die Problematik ergibt sich allerdings daraus, dass diese Gesetze wirklich herrliche Hintertüren bieten, die es dem Gesetzgeber ermöglichen würden über kurz oder lang jeder aus irgendeinem Grund unerwünschten Website, das Leben erheblich schwerer zu machen. Um das Kind und gleichzeitige Schreckgespenst von Jimmy Wales und eines jeden Piraten-Wählers beim Namen zu nennen: ZENSUR.

Besonders betroffen wären dadurch die eben bereits erwähnten User-basierten Webangebote, wie Google, Facebook, ebay oder eben Wikipedia, die zur permanenten Selbstzensur gezwungen werden könnten. Nun sind eben diese vier auch nicht gerade Leichtgewichte der Branche und formatieren sich in einem gemeinsam organisierten Protest – mit Wikipedia als Vorreiter und dem 24-Stunden-Blackout als Warnschuss vor den Bug der Copyright-Kreutzritter.

Die wirtschaftliche und mediale Macht dieser Protestbewegung könnte eine neue Form des Web-Lobbyismus erschaffen, die es in dieser Dimension vorher noch nicht gab und deren politisches Einflusspotential noch kaum abzusehen ist. Unerwartete Schützenhilfe bekommt die Protestbewegung dabei ausgerechnet aus dem Weißen Haus selbst – ein Sprecher verkündete vergangenen Samstag: „Versuche, die Online-Piraterie zu bekämpfen, dürfen nicht in einer Online-Zensur legaler Aktivitäten ausarten oder die Möglichkeiten zur Innovation […] begrenzen.“ Entsprechende Gesetzesentwürfe würden von der Regierung Obama nicht gebilligt werden.

Unter derartigem politischen und lobbyistischen Druck lassen erste Ergebnisse für gewöhnlich nicht lange auf sich warten: sowohl der republikanische Abgeordnete Lamar Smith, der den SOPA-Entwurf vorbrachte, als auch Patrick Lehay, seines Zeichens demokratischer Senator von Vermont und Schöpfer von PIPA gaben an, ihre jeweiligen Kreationen erneut zu prüfen und ggf. zu überarbeiten. Ob dabei ein Konsens gefunden werden kann oder ob die Copyright-Lobby sich der Online-Allianz beugen muss, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch kaum absehbar.

Denn zuvor gehen auf unserem kleinen Puzzle-Globus erst einmal die Lichter aus.

Startseite der englischen Wikipedia von Mittwoch, dem 18.01.2012

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Quellen:

http://wikimediafoundation.org/wiki/Press_releases/English_Wikipedia_to_go_dark (Abruf am 17.01.12)

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,809499,00.html (Abruf am 17.01.12)

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,809442,00.html (Abruf am 17.01.12)

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,809603,00.html (Abruf am 17.01.12)

http://www.stern.de/digital/online/protest-gegen-us-internetgesetz-sopa-wikipedia-sieht-schwarz-1774721.html (Abruf am 17.01.12)

http://www.whitehouse.gov/blog/2012/01/14/obama-administration-responds-we-people-petitions-sopa-and-online-piracy (Abruf am 17.01.12)

 

Bildquelle:

http://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page (Abruf am 18.01.12)

Anonymous.

Anonymous ist ein loser Zusammenschluss. Eine Gruppe, die in der Vergangenheit speziell durch ihr Hackerangriffe gegen Websites auf sich Aufmerksam gemacht hat. Bewaffnet mit Guy Fawkes Maske und Tastatur haben sie bereits rechtsextreme Seiten kurzzeitig lahmgelegt, den Menschen beim arabischen Frühling zu einer Internetverbindung verholfen und mehrfach gegen Scientology protestiert. Schnell wird klar, was ihr Ziel ist: eine freie Welt, in der Menschenrechte geachtet werden.

Trotzdem fällt es schwer die Ziele eindeutig zu formulieren, da Anonymous viele sind und nicht immer alle an den teils kriminellen Aktionen beteiligt sind. Ohne Zweifel haben sie aber einiges an Macht und nutzen diese vor allem durch „DDoS“-Angriffe (Distributed Denial of Service) auf andere Websites. Dabei wird die Seite so überlastet, dass von anderen Nutzern nicht mehr auf den Inhalt zugegriffen werden kann. Speziell bei wirtschaftlichen Unternehmen kann eine kurze Störung große monetäre Verluste einbringen.

Ein besonders interessantes Beispiel möchte ich an dieser Stelle herausgreifen und etwas näher beleuchten.

Wer hat es nicht schoneinmal erlebt? Man surft gemütlich auf youtube, klickt ein Video an und wird zu dem wohlbekannten, herzallerliebsten Schild weitergeleitet. Danke, GEMA! Die sogenannte Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte hat es dadurch nicht leicht. Das Öffentlichkeitsimage ist nach einer scheinbar endlosen Diskussion mit Yotube über Urheberrechte stark angekratzt und letztlich wurde die Hauptseite www.gema.de auch noch von Anonymus angegriffen. Dort konnten die Besucher nun folgenden parodisierenden Text lesen:

„Leider ist diese Seite (nicht nur) in Deutschland nicht verfügbar, da sie auf ein Unternehmen verweisen könnte, für das Anonymous die erforderlichen Freiheitsrechte nicht eingeräumt hat.“

Ein schwerer Schlag für das Unternehmen. Die Message von Anonymous hingegen ist klar: Sie treten für die vermeintliche Grundidee des Internets ein: freier Content für alle und Kampf gegen eine zunehmende Kommerzialisierung. Außerdem sehen sie sich auf Seiten der Künstler stehend. Youtube sei, so in einer Stellungsnahme zur GEMA, eine kostenlose Promotionsplattform, die es Künstlern ermöglicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden und den Plattenfirmen so mehr hilft als schadet. Für die User haben Anonymous ein Programm zur Verfügung gestellt, das jedem ermöglicht auch gesperrte Videos anzusehen.

Anonymous sind also ein wichtiges Glied in der Kette, wenn man sich die Strukturen des Internets anschaut. Welche (kriminellen) Hackerangriffe Sie uns in Zukunft bescheren werden bleibt spannend.

 

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Taz: Vom Kollektiv lahmgelegt: http://www.taz.de/!70239/

Hamburger Abendblatt: Anoymoushacker legen erneut GEMA Seite lahm: http://www.abendblatt.de/kultur-live/tv-und-medien/article2000018/Anonymous-Hacker-legen-erneut-Gema-Seite-lahm.html

Anonymous: Stellungnahme zur GEMA: http://www.yo.utube.com/watch?v=g-qFLX26-O8

Chip: Youtube-Proxy: http://www.chip.de/webapps/YouTube-Proxy_40712525.html

Zdf_neo: Wild Germany zum Thema Hacker: http://www.yo.utube.com/watch?v=OLV1JMONOHg

www.du-bist-anonymous.de: Demonstration gegen Scientology: http://bilder.du-bist-anonymous.de/main.php?cmd=imageview&var1=pic_3.jpg

Blockiermeldung auf Youtube: http://computer.t-online.de/b/47/21/46/32/id_47214632/tid_da/bei-vielen-youtube-videos-erhalten-deutsche-nutzer-eine-blockiermeldung-screenshot-t-online-.jpg

„Information is Power“

So könnte man in einem Satz den Konflikt zwischen Wikileaks und den Staatschefs dieser Welt beschreiben.

Auch wenn Wikileaks in letzter Zeit wenige Schlagzeilen verursacht hat, bleibt die Thematik, für die die Organisation steht immer noch hoch aktuell. Während Julian Assange nun gegen große Kreditfirmen wie Visa klagt, die Wikileaks finanziell sperren, gab er ein sehr interessantes Interview, das per Livestream auf mehreren Websites gezeigt wurde.

http://www.democracynow.org/blog/2011/7/5/watch_full_video_of_wikileaks_julian_assange_philosopher_slavoj_iek_with_amy_goodman

Für die Website „Democracy Now“ führt die Journalistin Amy Goodman den Philosophen Slavoj Žižek und Julian Assange durch ein Gespräch über Demokratie, die Enthüllungen von Wikileaks dabei als Ausgangspunkt nehmend. Nicht zu Unrecht wird das Gespräch jetzt schon als legendär bezeichnet, denn hier spricht Julian Assange – soweit er dies im nicht strafbaren Rahmen tun kann – über seine Sicht auf die Verfolgung durch die verschiedensten Regierungen, über die Gefangenschaft einiger seiner „Quellen“ und sein Selbstverständnis als Mitbegründer von Wikileaks. Um einige Facetten ergänzt wird sein Standpunkt durch den – zugegeben sehr stark lispelnden – Philosophen, der allgemeingültigere Aussagen zu treffen sucht und mit seinen Beispielen aus der aktuellen Medienwelt (Wer hätte gedacht, dass ein slowenischer Philosoph Lady Gaga überhaupt wahrnimmt?) das Publikum wirklich erreicht.

Insgesamt kommt so ein sehr intensiver Informationsaustausch zustande, bei dem jeder Gesprächsteilnehmer bemüht ist, einen Standpunkt zu beziehen und seine Meinung zu äußern, was man von deutschen Polittalksendungen ja nicht gerade behaupten kann. Nun wird hier auch nicht gerade politischer Mainstream verarbeitet, sondern vielmehr ein Sprachrohr für regierungskritische Stimmen geschaffen, was in staatlich getragenen deutschen Fernsehsendern zwar nicht undenkbar, aber zumindest sehr unwahrscheinlich ist.

Interessant ist daher die Frage, ob und von wem ein solches Angebot an Livestream-Sendungen im Internet genutzt wird, ob es eine ernsthafte Konkurrenz zu etablierten Foren der Meinungsäußerung werden könnte oder schon ist und ob das Gefühl von größerer Wahrhaftigkeit, dass man hier als Zuschauer bekommt, auch wirkliche Wahrhaftigkeit bedeutet.

Quellen:

http://www.netzpiloten.de/ (05.07.2011)

 

Kritik in künstlerischer Form verpackt

Es ist eine beeindruckende Idee, Regimekritik Mittels Kunst zu äußern. Der Artikel „Das Geheimnis der Maorilyn Maoroe“ im Spiegel berichtet über eine New Yorker Kunstausstellung der besonderen Art. Der in den USA lebende Chinese Kenneth Tin-Kin Hung, „verwertet“ mediale Produkte in Form von Bildern aus Werbung, Kultur und Politik und gestaltet sie in künstlerische Artefakte um. Er erkundet dabei die „Natur der digitalen Kommunikation“ ohne sich bei der Materialwahl einschränken zu müssen. Animationen, Film, Videospiele, digital erstellte Graphiken – all das gehört zu seinem Repertoire.

In der aktuellen Ausstellung, „In G.O.D. We Trust“, geht es dem Künstler darum, per Internet Wortspiele zu sammeln und künstlerisch aufzuarbeiten, die dem chinesischen Softwarefilter für pornografische oder politischkritsche Inhalte entgehen. Hintergrund ist die Internetzensur Chinas, die jegliche, auch nur im entferntesten anstößig wirkenden, Beiträge filtert und somit für die Öffentlichkeit unzugänglich macht. Die Bevölkerung versucht dies zu umgehen, indem sie Synonyme für solche Inhalte schafft.

Kenneth Tin-Kin Hung hat es sich zum Ziel gemacht, chinesische Wortspiele in Verbindung mit bekannten Kunstformen, Symbolen oder Ikonen, wie beispielsweise Marilyn Monroe, zu bringen. Seine Kunstwerke sind somit als indirekte Zeichen der Kritik an der chinesischen Politik zu deuten.

Beeindruckender Weise, wurde dieses Potenzial seitens China bereits entdeckt und seine Website gesperrt. -Bleibt also die Frage nach der Wirkung dieser in Kunst transformierten Kritik offen.

Wie gelangen die Kunstwerke nach China, welche Auswirkungen haben sie dort und was macht der Rest der Welt mit solchen künstlerischen Aussagen? Wie ist die Resonanz?

Ich finde Kenneth Tin-Kin Hungs Konzept sehr gelungen, um auf die in China vorherrschende Problematik aufmerksam zu machen. Die Idee selbst regt zunächst einmal zum Denken an und gibt darüber hinaus Aufschluss über die journalistisch-kritische Lage Chinas. Schade an den Werken ist jedoch die Tatsache, dass sie für uns „Nicht-Chinesen“ ohne weitere Erklärung nicht verständlich sind. Unabhängig von der Sprache selbst, die natürlich die größte Verstehensschwierigkeit bereitet, würde wahrscheinlich kaum jemand die traditionellen Sprichwörter oder Redewendungen verstehen. Außerdem fehlt das kulturelle Hintergrundwissen, um viele der Anspielungen erkennen, beziehungsweise diese zumindest richtig deuten zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Die heute vorhandene mediale Technik, wie das Internet, und dessen Nutzung ermöglicht, im übertragenen Sinne, nicht nur eine neue Form der Kunst, sondern dadurch auch die Möglichkeit Kritik besser, einfacher und schneller äußern zu können. Man kann leichter auf sich aufmerksam machen, da die relative Reichweite an Rezipienten größer ist. Fraglich ist jedoch, inwiefern solche kritischen Formen an Aufmerksamkeit gewinnen und in diesem Fall, wie sie überhaupt nach China durchdringen sollen.

 

Quellen:

Spiegel-online.de, Lischka, Konrad: Künstler Kenneth Tin-Kin Hung. Das Geheimnis der Maorilyn Maoroe., 20.06.2011, gelesen am 29.06.2011, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,768902,00.html

www.tinkin.com