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Dafuq is meme?

Jeder Internet-User kennt sie, sie verbreiten sich mit unfassbarer Geschwindigkeit und niemand weiß, wo genau sie eigentlich hergekommen sind – die Rede ist nicht von Computerviren, sondern von memes.

Unter diesem Begriff vielleicht nicht jedem bekannt, kann ein einziges Bild dagegen schon Klärung verschaffen:

Memes

Richtig, die „lustigen“ oder „nervigen“ (– ganz im Sinne des Betrachters –) Comics und Bilder, die sich täglich im Internet tummeln, besitzen einen eigenen mehr oder weniger wissenschaftlichen Namen. Als memes also werden Internetphänomene bezeichnet, die sich in Form eines Links oder einer Bild-, Ton- und Videodatei schnell im WWW verbreiten. Der Begriff  meme geht ursprünglich auf den Evolutionsbiologen Richard Dawkins zurück, der damit Verhaltensformen innerhalb einer Kultur bezeichnete, die sich nach und nach verbreitet haben, wie z.B. das „High Five“-Hand-Einschlagen.  Als Wortspiel von “Gene”, sollte das meme eine Weiterverbreitung beschreiben, die nicht biologisch, sondern soziologisch, bzw. psychologisch funktioniert. Wichtig dabei ist vor allem der Vorgang des Kopierens, wodurch dann eine identische oder leicht abgeänderte Verbreitung der Verhaltensform stattfindet, wie beispielsweise in der Kopie bestimmter Strukturen von Songs oder Filmen. Der von Dawkins geprägte Begriff stammt also ursprünglich aus der Offline-Welt, wurde aber zum Begriff für Online-Phänomene.

Zumindest den meisten Facebook-Usern dürften die obigen Gesichter bekannt vorkommen und Besucher von www.ragecomics.memebase.com, www.allmemecomics.tumblr.com, www.9gag.com oder www.4chan.com erhalten auf eigens für die Verbeitung von memes geschaffenen Webseiten ihre tägliche Dosis Humor. Worin das Erfolgsgeheimnis liegt, wird schnell klar, denn es handelt sich bei den thematisierten Bildern meist um aktuelle Medienphänomene, Politiker oder Stars, wie z.B. die zurzeit fast überall kursierenden memes zum italienischen Nationalspieler Mario Balotelli:

Aber nicht nur Celebrities werden parodiert, sondern auch memes, die auf Alltagssituationen anspielen und ein hohes Identifikationspotenzial aufweisen, sind erfolgreich:

Besonders beliebt sind auch Tier-memes oder Wortspiel-memes:

Der springende Punkt bei memes ist, dass sie langlebig und schwer künstlich zu erzeugen sind. Verschiedene Internet-Celebrities haben versucht, sich selbst zu memes zu stilisieren, sind aber gescheitert. Auch beim viralen Marketing wird oft versucht, eigene memes zu erschaffen, aber meistens bleibt es bei einem kurzlebigen Trend. Memes sind vor allem bei jüngeren Zielgruppen erfolgreich, da oftmals jugendsprachliche Begriffe verwendet, oder Popkulturphänomene thematisiert werden, deren Bedeutung sich älteren Usern entzieht. Hier lässt sich ein zirkuläres System erkennen, bei dem einzelne meme-Slogans und Schreibweisen in den Chatsprachgebrauch von Jugendlichen eindringen („Dafuq“, „Bitch, please“, „Troll“, …) und umgekehrt wiederum Alltagsbegriffe von memes aufgegriffen werden. Als Zielgruppenbeispiel sei die Community „4chan“ genannt, die im April 2009 450.000 Postings pro Tag aufwies. Der durchschnittliche 4chan Besucher ist Nordamerikaner, Europäer oder Asiate, zwischen 18 und 25 Jahre alt und vornehmlich männlich. (vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/4chan)

Gerade durch soziale Netzwerke wie Facebook verbreiten sich memes in den letzten Jahren deutlich schneller, obwohl sie schon seit über zwanzig Jahren im Internet kursieren, nämlich seit der zunehmenden Verbreitung des Internets im privaten und gewerblichen Umfeld und dessen Etablierung als Massenmedium. Seit Mitte der 1990er Jahre nahmen die Möglichkeiten Einzelner, Informationen schnell und kostenlos zu verbreiten, stetig zu. Websites, E-Mails, Blogs, Wikis und Co. erleichtern die Verbreitung von Links und Fotos und vor allem Websites, die das Einstellen von Videos und Bildern durch Nutzer gestatten, ohne dass dieser über eigenen  Speicherplatz auf einem Server verfügt, treiben die Entwicklung voran. Auch User, die kaum Videobearbeitungskenntnisse besitzen, können mit einem Viral Video Ruhm erlangen, in dem sie beispielsweise den Memegenerator verwenden, um dort  bereits verwendete Bilder oder eigens hoch geladene Bilder mit den typischen Sprüchen versehen (eine obere Zeile und eine untere Zeile, die üblicherweise die Punchline darstellt). Wortspiele, Abkürzungen und beabsichtigte Rechtschreibfehler dürfen dabei nicht fehlen.

Ob sich der aktuelle meme-Hype weiterhin fortsetzen wird, oder ob sich der Trend aufgrund von schlichter Übersättigung im Sande verlaufen wird, bleibt abzuwarten.

 

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Internet-Ph%C3%A4nomen

http://blogwatch.germanblogs.de/archive/2011/05/20/internet-memes-im-ueberblick-wo-sie-herkommen-und-was-sie-bedeuten.htm

N24.de – Wir kommen zur Sache. Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und der Welt …

… derartig kündigt sich die Website des Nachrichtensenders N24 in der Browser-Titelleiste der Startseite an. Über den Sender an sich bzw. seine Berichterstattung wurde bereits vielfach diskutiert, im nachfolgenden Beitrag soll deshalb das Webangebot im Zentrum stehen und im Hinblick auf gestalterische und thematische Aspekte untersucht werden.

Was bietet die Website?
Das Angebot von N24.de lässt sich in die drei Hauptbereiche „Livestream“, „Videos“ und „Nachrichten(artikel)“ gliedern, wobei der Schwerpunkt auf den zahlreichen Videos (aus dem eigenen Programm) liegt.

Wie ist die gestalterische Umsetzung zu bewerten?
Bei allen Webangeboten von Nachrichtenportalen stellt sich zunächst ein sehr schwieriges Layout-Problem; und zwar die Herstellung von Übersichtlichkeit bei einer Fülle an einzelnen Elementen, wie Überschriften, Teasern, Bildern, Videos, Werbeanzeigen, Navigationselementen, etc. Beim Besuch der N24-Startseite fällt auf, dass dieses Problem überraschend gut gelöst wurde. Der übersichtliche, modulare Aufbau zieht sich durch das gesamte Webangebot und erleichtert dem User dadurch die Nutzung und Orientierung.
Unterhalb eines Moduls bestehend aus N24 Logo, Datum und Uhrzeit, einer Verknüpfung zu facebook und rss, einem „Registrieren“-Button und einer Eingabe-Suchmaske, folgt die Hauptnavigationsleiste, die die einzelnen Themenbereiche der Website enthält. Diese Karteireiter teilen sich dann jeweils nochmals in die einzelnen Unterkategorien auf. Außerdem sind hier auf der rechten Seite Links zu den Hauptbereichen „Mediencenter“, „Live“ und „Kompakt“ gesetzt. Auf der Startseite befindet sich direkt darunter ein großes, wechselndes Bild mit tagesaktueller Schlagzeile. Unterhalb gliedert sich die Website dann in die einzelnen Berichte, oftmals mit Foto und Teaser, auf. Überschriften ordnen die Berichte und Videos in einzelne Kategorien ein. Am Seitenende finden sich eine Sitemap mit den wichtigsten Links, Impressum, Nutzungsbedingungen, etc.
Die Farbwahl der Website ist positiv zu bewerten; einerseits werden die Ansprüche an das Corporate Design durch orange-blaue Farbgebung befriedigt, andererseits bietet gerade der Blauton, der meist für Balken verwendet wird, einen gut lesbaren Untergrund. Auch der leicht hellgraue Seitenhintergrund garantiert eine gute Lesbarkeit.

Zusammengefasst ist der Website-Aufbau gut gegliedert, übersichtlich und erfüllt Ansprüche an die Usability weitgehend.

Kritik
Neben den Werbeanzeigen, die allerdings in jedem vergleichbarem Portal zu finden sind, stören vor allem die Werbespots am Beginn der meisten Videos, die viele Nutzer vom Anschauen abhalten könnten.

Des Weiteren ist die Suchfunktion der Website zwar ein userfreundliches Element, bei der gezielten Suche nach Schlagwörtern aber teilweise ungeignet (Bsp.: Suche nach dem aktuellen Begriff „EHEC“ liefert nur zwei Artikel aus den Jahren 2008 und 2009!).

Negativ zu bewerten ist außerdem die teilweise sehr boulevardeske Themenauswahl. Dies soll hier kurz am Beispiel der Startseite (vom 07.06.2010) aufgezeigt werden. Der Aufmacher behandelt abwechselnd Angela Merkels Besuch im Weißen Haus und die EHEC „Seuche“ und auch die darunter angeordneten politischen Themen sind weitgehend seriös. Was darunter folgt, sind allerdings unter anderem Videos, Bilderstrecken und Berichte zu den Themen „Nackte Tatsachen: US-Abgeordneter twitterte pikante Fotos“, „MTV Grapsch-Awards“, „Sechs Wochen Dauerparty beim Spring-Break“, „Der heißeste Hintern Hollywoods“, „Der kleinste Bikini der Welt“, „Sexy oder nicht? Die verrücktesten Misswahlen“ oder aber „Playboy Juni 2011 – Heißeste Häschen gekürt“ (Fast alle Artikel befinden sich in der Kategorie „MM – Das Männermagazin“). Hier stellt sich die Frage, ob N24 hält, was in der Titelleiste versprochen wird, oder ob doch eher nach dem Motto „sex sells“ vorgegangen wird.

 

Quelle: www.n24.de

Heute ist (nicht) mein Tag – Ende des Live-Betriebs für 9Live

Ab sofort heißt es für 9Live nicht mehr „Heute ist mein Tag“ – der Livebetrieb des umstrittenen Quizsenders wird zum 31. Mai 2011 eingestellt. Heute Morgen teilte ProSiebenSat.1 mit, dass 9Live aufgrund stark sinkender Umsätze Gewinnspiel-Aktivitäten lediglich für externe Kunden weiterproduzieren wird.

Mit einem Minus von 34,3% betrugen die Umsätze von 9Live Anfang 2011 nur noch 9,2 Mio Euro. Da der Gesamtumsatz von ProSiebenSat1 im ersten Quartal um 3,7% auf 682,8 Mio Euro gestiegen ist, kann die Sendergruppe auf den Live-Betrieb von 9Live verzichten. Wie viele der 60 Stellen beim Sender dem Schnitt zum Opfer fallen werden, ist allerdings noch unklar. Ab Juni wird ProSiebenSat1 „bis auf weiteres“ fiktionale Programme auf dem Sender zeigen, der in diesem Jahr sein 10. Jubiläum gefeiert hätte. Ein ausgereifteres Programm gibt es noch nicht, der Name „9Live“ bleibt allerdings vorerst bestehen.

„9Live bietet als erster Sender Deutschlands seinen Zuschauern etwas völlig Neues: Fernsehen zum Mitmachen! Dabei bietet Ihnen 9Live alles, was modernes Fernsehen ausmacht: Unterhaltung, Spaß, Spannung, Service, Information, Spiel und tolle Gewinnchancen – und das live und rund um die Uhr.“
(Zitat 9Live Website)

Was als „Erfolgsmodell“ mit immensen Umsatzzahlen begann, endet 10 Jahre später als Verlustgeschäft. Der geringe Marktanteil (0,1%) ist allerdings nicht der einzige Grund für das 9Live-Aus. Schon lange wird heftig über Call-in-TV-Shows diskutiert, die ihre Einnahmen durch Telefonanrufe finanzieren und oftmals wegen unlauteren Methoden, Manipulations- und Abzockvorwürfen in der Diskussion stehen.
Ein legendäres Beispiel war der Mitschnitt von 9Live-Moderatorin Alida Kurras, die, im Glauben, ihr Mikrofon sei stummgeschaltet, Anweisungen an ihren Redakteur gab, den „Hot-Button“ (-der einen der Anrufer auswählt und live zuschaltet-) erst später zuschlagen zu lassen. Grund: Die Peaks (eingehende Anrufe) seien gerade so hoch. Die Zuschauer konnten dies live über den Sender mitverfolgen.
Durch die im Jahre 2009 erlassene Gewinnspielsatzung der Landesmedienanstalten zur Herstellung von Transparenz und Fairness wurden bereits mehrere Bußgelder gegen Call-In-Shows verhängt – die meisten erhielt 9Live.

Medienwissenschaftlich interessant ist/war das Konzept von 9Live allemal: Kommunikator-, Produkt- und Rezipientenforschung kann hier in einem hohen Ausmaße betrieben werden. Hier nur eine kleine Auswahl möglicher Forschungsfragen, die mit Hilfe von Befragungen und (teilnehmenden) Beobachtungen sehr interessante Ergebnisse liefern könnten:

Kommunikatorforschung: Welche Medienbotschaften werden von den 9Live-Moderatoren an die Rezipienten gesendet? Welche Methoden der Beeinflussung und Manipulation sind beobachtbar?

Rezipientenforschung: Anrufverhalten des Zuschauers: Wann und warum rufen Zuschauer an? Welche Wirkung rufen die Sendungen hervor? Wie hoch ist die Gefahr der Glücksspielsucht?

Produktforschung: Wie „funktioniert“ das Format „Call-In-Show“ bzw. warum ist/war es so erfolgreich?

Natürlich wäre auch die mediale Berichterstattung über den Sender an sich ein Forschungsdesign wert, denn ein Blick auf die Themenkarriere des umstrittenen Senders lohnt sich allemal.

 

Quellen:

http://kress.de/alle/detail/beitrag/109951-prosiebensat1-senkt-den-daumen-live-betrieb-bei-9live-wird-eingestellt.html

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2011-05/20142469-roundup-2-prosiebensat1-auf-rekordkurs-9live-am-ende-016.htm

Germany’s Gold – ARD+ZDF vs. Youtube?

„Es geht um die Perspektive, großes Geld im Video-on-Demand-Bereich zu verdienen“. Was ZDF-Intendant Markus Schächter so euphorisch gegenüber der Financial Times Deutschland ankündigt, erscheint bei genauerem Betrachten etwas utopisch. Es geht um das für 2012 geplante Projekt „Germany’s Gold“ – eine von ARD und ZDF betriebene Online-Videothek.

Gemeinsam mit Fernseh- und Filmproduzenten planen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender eine Video-Plattform, die in ernsthafter Konkurrenz zu Youtube stehen soll. „Qualitätsinhalte aus 60 Jahren deutscher Fernsehgeschichte“ werden dort auf Abruf bereit stehen. Das Konzept soll entweder durch Werbung finanziert werden oder aber gegen Gebühr angeboten werden.

An der Umsetzug des kostspieligen Projekts (die Rede ist von einer 7-stelligen Summe), arbeiten zur Zeit die kommerzielle WDR Mediagroup und ZDF Enterprise, denn nur diesen Unternehmen ist es laut Rundfunkstaatsvertrag gestattet, privatwirtschaftlichen Aktivitäten nachzugehen. Angeblich ist man auch offen gegenüber privatrechtlichen Sendern; diese äußerten sich bis jetzt allerdings noch nicht zu diesem Angebot.

Dass ARD und ZDF ihr Online-Angebot ausweiten wollen und nach neuen Profitmodellen suchen ist verständlich; der Wunsch, in einem Zug mit Youtube und Co. genannt zu werden, wird allerdings aus zwei Gründen an seine Grenzen stoßen:

1. Warum sollten Nutzer für Videos zahlen, die durch Zahlung der Rundfunkgebühren mitfinanziert wurden?

2. Auch rechtliche Probleme könnten dem Projekt im Wege stehen, denn erst vor Kurzem wurde den beiden Privatsendern RTL und Sat1 die Gründung einer Online-Videothek vom Bundeskartellamt untersagt.

 

Quelle: http://www.golem.de/1104/83126.html

Das Ende des gedruckten Buches?

Der Begriff „E-Book“ dürfte mittlerweile niemandem mehr fremd sein, nutzen doch immer mehr Verlage die Möglichkeit, bereits erschienene und neu erscheinende Bücher auch als Dateidownload anzubieten. Zu Beginn dieser Vermarktungsidee stellte sich die Frage nach den Absatzchancen und die breite Masse der Leser konnte sich kaum vorstellen, dass das Lesen am Bildschirm je das gedruckte Buch ablösen könnte.

Umso größer die Sensationsmeldung von Amazon, dass der amerikanische Kindle Store erstmals mehr E-Books als Taschenbuchausgaben verkauft hat. Auf 100 gedruckte Erzeugnisse kommen 115 E-Books. Damit sind E-Books in den USA das erfolgreichste Format. Bereits im vergangenen Juli verkündete der weltweit größte Bücheranbieter Kindle, dass der Absatz von E-Books den der Hardcover-Ausgaben übersteige. Dies ließ sich noch durch den höheren Preisunterschied erklären. Dass nun auch die Taschenbücher ins Hintertreffen geraten, leitet eine neue Ära ein. In Zeiten von IPad und Co. ist dieses Phänomen allerdings eine logische Konsequenz und ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung.

In Deutschland kämpften E-Books zunächst mit Startschwierigkeiten, allerdings fallen auch hier die Prognosen sehr positiv aus. Da sich Trends aus den USA auch hier schnell durchsetzen, kann man mit einem großen Anstieg an E-Book-Verkaufszahlen rechnen.
Was diese Entwicklung allerdings für das Verlagswesen, Druckereien, Buchbindereien und weitere am Buchproduktionsprozess beteiligte Instanzen bedeutet, ist fatal. Hier findet zwar eine Neuorientierung statt, die Chancen kleinerer Betriebe stehen allerdings schlecht.

Quellen:

http://thenextweb.com/industry/2011/01/27/milestone-kindle-books-overtake-paperback-books-on-amazon-com/

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/38689/umfrage/absatz-von-ebooks-in-deutschland/

Dschungelhype

Die deutschen Fernsehzuschauer blicken seit dem 14. Januar wieder in den australischen Dschungel. Dass auch die 5. Auflage von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ so gut anläuft ist kein Wunder, da die Show auch in diesem Jahr wieder durch alle Medien hinweg gehypt wird. Gestern schauten 7,79 Mio Zuschauer das „Dschungelcamp“. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte die Show mit 4,87 Mio Zuschauern einen neuen Staffelrekord, der Marktanteil lag bei 42,1%.

Wer verdient nun am meisten an der Zurschaustellung „prominenter“ Deutscher? RTL offensichtlich. Schaut man sich die deutsche Medienlandschaft zur Zeit an, wird aber deutlich, dass auch andere Sender einen Stück vom Quotenkuchen abhaben möchten. Dass RTL selbst Szenen aus dem Dschungelcamps und Berichte darüber in Explosiv, Exclusiv und Co. immer wieder verwendet, ist selbstverständlich. Aber auch in anderen Shows, wie beispielsweise bei Kerner, werden wir nicht vor den Dschungelcamp-Stars verschont. Hier sahen wir am vergangenen Donnerstag Désirée Nick über die Starqualitäten der Dschungel-Promis fachsimpeln und Wikipedia-Einträge vorlesen. Aber auch weitere Experten, wie Gina-Lisa (GNTM) kamen (in Frisörsalon-Kulisse!) zu Wort. Wahrlich knallhart recherchierter, seriöser Journalismus, den es bei Kerner zu sehen gab.
Aber auch in den Online-Angeboten der großen deutschen Zeitschriften und Zeitungen finden wir genügend Dschungel-Zweitverwertung. Die „Welt“ bietet uns ein „Dschungelcamp-Special“ mit Bildern, Videos und Beiträgen. Dass die Sender, die nicht zu RTL gehören, bzw. Zeitungen und Zeitschriften, dabei ihre Berichterstattung eher abwertend gestalten und den Ekelfaktor der Show betonen, ist insofern heuchlerisch, als dass sie gleichzeitig möglichst gut von der Sendung profitieren wollen.

Quelle:

http://kress.de/tagesdienst/detail/beitrag/108417-rtl-schon-bei-201-marktanteil-im-januar-dsds-und-dschungelshow-marschieren.html

Roboter im Fernsehen?

Roboter in fiktionalen Sendungen und Filmen sind nichts Neues – in Quizshows sind sie uns bis jetzt allerdings noch nicht begegnet. Ein Blick in die U.S.A. zeigt, dass sich das ändern könnte.
Unter dem Namen „Watson“ wurde von IBM ein Supercomputer eigens für die Quizshow „Jeopardy“ kreiert. Der zimmergroße Computer wird vom 14. bis 16. Februar in der Show von einem Bildschirm repräsentiert werden. Dort wird er gegen menschliche Kandidaten antreten; und zwar gegen die beiden besten der Jeopardy-Geschichte (Brad Rutter und Ken Jennings).
Das Konzept hinter „Watson“, dem die Stimme von „HAL 9000“ aus 2001 Space Odyssey verliehen wurde, ist so angelegt, dass seine Teilnahme nicht den Jeopardy-Spielregeln widerspricht; er ist nämlich nicht ans Internet angeschlossen. Stattdessen wurde er mit ca. 200 Millionen Textseiten gefüttert, die ihm auf einer 15 Terabyte großen Festplatte als Antwort-Repertoire dienen. Er ist in der Lage binnen drei Sekunden die gestellten Fragen zu analysieren, die wahrscheinlichen Antworten abzugleichen und den Buzzer zu betätigen. Dass er als Kandidat würdig ist, bewies er in einer Testrunde gegen Rutter und Jennings, die er mit Leichtigkeit gewann.

Das Bemerkenswerte an „Watson“ ist die Fähigkeit auf die Fragen, die oftmals in Umgangssprache oder mit Hilfe von Wortspielen und komplizierten Umschreibungen gestellt werden, mit dem showtypischen „Was ist ein …“ zu antworten.
Wieder ein Schritt näher zum Bestehen des Turing-Tests. Dies ist ein vom Informatiker Alan Turing vorgeschlagenes Kriterium, nachdem die Intelligenz eines Computers dann mit der eines Menschen verglichen werden kann, wenn er in einer Konversation nicht von einem menschlichen Gesprächspartner zu unterscheiden ist.

Ob in Zukunft hierzulande statt Kandidaten Roboter Quizfragen beantworten werden ist fraglich. Auch ob das Konzept in Amerika viele Zuschauer vor den Fernseher locken wird, bleibt abzuwarten. Vor einigen Jahren wäre diese Show eine Sensation gewesen; ob sich heute, in Zeiten derart weit fortgeschrittener Technik, Zuschauer von einem guten Computer bzw. „Roboter“ begeistern lassen, bleibt abzuwarten. Da Watson aber die angesprochenen Turing-Merkmale aufweist, könnte die Show trotzdem ein Erfolg werden und im Endeffekt IBM als Gewinner darstehen lassen. „Watsons“ Jeopardy-Gewinn wird zwar gemeinnützigen Zwecken gespendet, die Firma will allerdings mit „Watson“-Nachfolgern Profit machen und Hotlines, Auskunftssysteme u.Ä. verbessern.

Quellen:
http://www.fr-online.de/kultur/medien/robo-tv/-/1473342/5960846/-/index.html
http://diepresse.com/home/techscience/hightech/626962/Was-ist-ein-Supercomputer-bei-Jeopardy?_vl_backlink=/home/techscience/hightech/index.do

Bis zum nächsten Medienskandal

Nach dem Aufstehen zum Frühstück erst einmal ein leckeres Ei – ach nein, da war doch was … Dioxin. Dioxin? Dioxine sind besonders langlebige Umweltgifte, genauer gesagt Kohlenwasserstoffverbindungen, die unterschiedlich stark mit Chlor versetzt sind. Mit diesen Stoffen belastete Industriefette sind schon seit letztem März zu Tierfutter verarbeitet worden. Industriefett mit Dioxinzusatz – vielleicht nicht ganz zum Verzehr für Mensch und Tier geeignet …

Nun wurden bereits über 4700 Höfe gesperrt, die ihr „Tierfutter“ von Futterlieferanten bezogen, die dem Futter Fett von Herstellern, wie „Harles und Jentzsch“, beimischten. Hier wurde der erlaubte Dioxingrenzwert um mehr als das Doppelte (bei manchen Proben sogar das zehnfache) überschritten. Aber nicht nur Hühner sind betroffen, auch Schweine und Puten bekamen von den 150.000 Tonnen Dioxin-Futter zu fressen.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner forderte nun strengere Kontrollen und Regelungen; unter anderem sprach sie sich für das Verbot der gleichzeitigen Produktion von Futter- und Industriefetten auf ein und dem selben Firmengelände aus.
Die Frage nach der Wirksamkeit strengerer Regulierungen stellt sich aber in sofern, als dass die Medien uns in regelmäßigen Abständen immer wieder Meldungen über Futter- und Lebensmittelskandale, sei es nun Dioxin, Analog-Käse oder falschen Schinken, liefern. Was, außer Bioprodukten kann man also noch essen? Durch Konkurrenzdruck und den Kampf um möglichst niedrige Preise werden Hersteller wohl weiterhin minderwertige, giftige Mittel einsetzen und Tiere unartgerecht halten. Ist der Medienhype aber erst einmal vorbei, kümmert sich die große Masse der Verbraucher nicht mehr um die Art, wie ihre Nahrungsmittel hergestellt werden, und verfällt in das gewohnte Muster, zum Billigsten zu greifen, zurück. Um Veränderungen zu erreichen, müsste die gesamte Produktion und Kaufbereitschaft der Kunden verändert werden; eine unrealistische Vorstellung. Also, gewohntes Konsumieren bis zum nächsten Medienskandal …

Quellen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,738227,00.html
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2011-01/dioxin-harles-proben

Photoshop war gestern …

Lange Beine, schlanke Figur, große Muskeln – computererzeugte Traummaße und Schönheitskorrekturen mit Hilfe weniger Mausklicks sind mittlerweile jedem bekannt – so lange es sich dabei um Möglichkeiten im Rahmen der Fotobearbeitung handelt. Dass nun in Zukunft auch die Option bestehen könnte, Videoaufnahmen perfekt zu manipulieren, verdanken wir dem Saarbrücker Max-Planck-Institut für Informatik (MPII).

Mit dem Prototyp “Movie Reshape”, entwickelten Arjun Jain, Thorsten Thormählen, Hans-Peter Seidel und Christian Theobalt eine Software zur nachträgliche Veränderung von Körperproportionen in Videoaufnahmen per Schieberegler. Bislang erlaubt das System Variationen in den Bereichen Beinlänge, Muskelmasse, Gewicht, Größe, Hüft-, Bauch- und Brustumfang. Um diese Veränderungen zu realisieren, greift das System auf eine Datenbank mit 3-D-Körpermodellen zurück.

Im Vorfeld ließen die Informatiker die Körper von 100 Probanden einscannen, aus denen dann ein Durchschnittskörper erzeugt wurde. Wird nun eine Videosequenz in das Programm eingegeben, passt sich das Durchschnittskörpermodell an die Filmgestalt an. Nach dieser aufwändigen, da mehrstündigen Prozedur ist die Person allerdings genau analysiert und von diesem Zeitpunkt an genügt ein einfaches Verschieben des gewünschten Reglers, um die Figur automatisch auf anatomisch korrekte Weise zu morphen. Das Bewahren der Körperproportionen stellt dabei die zentrale Leistung des Programms dar, denn bereits bei kleinen anatomischen Abweichungen reagiert das menschliche Auge und realisiert, dass es sich um eine Manipulation handelt. Wie fortschrittlich die Software diesen Punkt umsetzt, lässt sich im Beispielvideo weiter unten sehen.

Künftig müssen Schauspieler wohl noch weniger um ihr “perfektes” Aussehen beneidet werden, da sie im “wahren Leben” nun weder ihren Bildern noch ihren Filmaufnahmen gleichen …

Eine Vorstellung der Software erfolgte im Dezember auf der Grafik-Messe “Siggraph” in Seoul, ein Videobeispiel findet sich unter:

http://www.mpi-inf.mpg.de/resources/MovieReshape/index.html#material

Quellen:
http://www.mpi-inf.mpg.de/resources/MovieReshape/
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 14.11.2010