Jeder Internet-User kennt sie, sie verbreiten sich mit unfassbarer Geschwindigkeit und niemand weiß, wo genau sie eigentlich hergekommen sind – die Rede ist nicht von Computerviren, sondern von memes.
Unter diesem Begriff vielleicht nicht jedem bekannt, kann ein einziges Bild dagegen schon Klärung verschaffen:
Richtig, die „lustigen“ oder „nervigen“ (– ganz im Sinne des Betrachters –) Comics und Bilder, die sich täglich im Internet tummeln, besitzen einen eigenen mehr oder weniger wissenschaftlichen Namen. Als memes also werden Internetphänomene bezeichnet, die sich in Form eines Links oder einer Bild-, Ton- und Videodatei schnell im WWW verbreiten. Der Begriff meme geht ursprünglich auf den Evolutionsbiologen Richard Dawkins zurück, der damit Verhaltensformen innerhalb einer Kultur bezeichnete, die sich nach und nach verbreitet haben, wie z.B. das „High Five“-Hand-Einschlagen. Als Wortspiel von “Gene”, sollte das meme eine Weiterverbreitung beschreiben, die nicht biologisch, sondern soziologisch, bzw. psychologisch funktioniert. Wichtig dabei ist vor allem der Vorgang des Kopierens, wodurch dann eine identische oder leicht abgeänderte Verbreitung der Verhaltensform stattfindet, wie beispielsweise in der Kopie bestimmter Strukturen von Songs oder Filmen. Der von Dawkins geprägte Begriff stammt also ursprünglich aus der Offline-Welt, wurde aber zum Begriff für Online-Phänomene.
Zumindest den meisten Facebook-Usern dürften die obigen Gesichter bekannt vorkommen und Besucher von www.ragecomics.memebase.com, www.allmemecomics.tumblr.com, www.9gag.com oder www.4chan.com erhalten auf eigens für die Verbeitung von memes geschaffenen Webseiten ihre tägliche Dosis Humor. Worin das Erfolgsgeheimnis liegt, wird schnell klar, denn es handelt sich bei den thematisierten Bildern meist um aktuelle Medienphänomene, Politiker oder Stars, wie z.B. die zurzeit fast überall kursierenden memes zum italienischen Nationalspieler Mario Balotelli:
Aber nicht nur Celebrities werden parodiert, sondern auch memes, die auf Alltagssituationen anspielen und ein hohes Identifikationspotenzial aufweisen, sind erfolgreich:
Besonders beliebt sind auch Tier-memes oder Wortspiel-memes:
Der springende Punkt bei memes ist, dass sie langlebig und schwer künstlich zu erzeugen sind. Verschiedene Internet-Celebrities haben versucht, sich selbst zu memes zu stilisieren, sind aber gescheitert. Auch beim viralen Marketing wird oft versucht, eigene memes zu erschaffen, aber meistens bleibt es bei einem kurzlebigen Trend. Memes sind vor allem bei jüngeren Zielgruppen erfolgreich, da oftmals jugendsprachliche Begriffe verwendet, oder Popkulturphänomene thematisiert werden, deren Bedeutung sich älteren Usern entzieht. Hier lässt sich ein zirkuläres System erkennen, bei dem einzelne meme-Slogans und Schreibweisen in den Chatsprachgebrauch von Jugendlichen eindringen („Dafuq“, „Bitch, please“, „Troll“, …) und umgekehrt wiederum Alltagsbegriffe von memes aufgegriffen werden. Als Zielgruppenbeispiel sei die Community „4chan“ genannt, die im April 2009 450.000 Postings pro Tag aufwies. Der durchschnittliche 4chan Besucher ist Nordamerikaner, Europäer oder Asiate, zwischen 18 und 25 Jahre alt und vornehmlich männlich. (vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/4chan)
Gerade durch soziale Netzwerke wie Facebook verbreiten sich memes in den letzten Jahren deutlich schneller, obwohl sie schon seit über zwanzig Jahren im Internet kursieren, nämlich seit der zunehmenden Verbreitung des Internets im privaten und gewerblichen Umfeld und dessen Etablierung als Massenmedium. Seit Mitte der 1990er Jahre nahmen die Möglichkeiten Einzelner, Informationen schnell und kostenlos zu verbreiten, stetig zu. Websites, E-Mails, Blogs, Wikis und Co. erleichtern die Verbreitung von Links und Fotos und vor allem Websites, die das Einstellen von Videos und Bildern durch Nutzer gestatten, ohne dass dieser über eigenen Speicherplatz auf einem Server verfügt, treiben die Entwicklung voran. Auch User, die kaum Videobearbeitungskenntnisse besitzen, können mit einem Viral Video Ruhm erlangen, in dem sie beispielsweise den Memegenerator verwenden, um dort bereits verwendete Bilder oder eigens hoch geladene Bilder mit den typischen Sprüchen versehen (eine obere Zeile und eine untere Zeile, die üblicherweise die Punchline darstellt). Wortspiele, Abkürzungen und beabsichtigte Rechtschreibfehler dürfen dabei nicht fehlen.
Ob sich der aktuelle meme-Hype weiterhin fortsetzen wird, oder ob sich der Trend aufgrund von schlichter Übersättigung im Sande verlaufen wird, bleibt abzuwarten.
Quellen: