„Manchmal muss man Altbewährtes modernisieren – auch eine Tageszeitung. Von Montag an erscheint die gedruckte SZ mit neuer Schrift. Manches wird aufgeräumt, etliches entstaubt. Das ist kein umfassender Relaunch. Aber ein Schritt, der das Lesevergnügen vergrößern soll.“ (Kurt Kister, 07.07.2012)
Am Montag erscheint die deutsche Tageszeitung „Süddeutsche Zeitung“ in einem anderen Gewand – wie es Chefredakteur Kurt Kister in seinem Artikel auf der Homepage der renommierten Zeitung umschreibt. Mit seiner oben angeführten Aussage wirbt er für die neue Printausgabe und versichert zugleich dem Leser, dass er sich auch weiterhin zurechtfinden wird bei seiner täglichen Lektüre. Ein Aspekt, der bei der Aufbereitung der Zeitung im Zentrum gestanden hat. Der Rezipient soll am Montag während seines allmorgendlichen Kaffees beim Aufschlagen seiner täglichen Lektüre erschrecken oder verwirrt sein, sondern weiterhin genau wissen, wo er die Informationen findet, die ihn interessieren – die ihn nämlich jeden Tag aufs Neue interessieren und er sich an einen bestimmten Aufbau der SZ gewöhnt hat. Wie auch Chefredakteur Kister sagt: „Zeitung ist auch Gewöhnung und Ordnung.“.
Zeitungen – speziell die gedruckten Ausgaben – müssen sich, um weiterhin konkurrenzfähig zu webbasierten Informationsangeboten und einem sich immer schneller entwickelnden Internet zu bleiben, diesen in gewisser Hinsicht anpassen. Stichwort: Modernisierung. Doch auch für die jahrelangen, treuen Rezipienten soll das Angebot der SZ nun auch weiterhin ansprechend sein – für jung und alt. Und genau hier liegt das Problem, denn eine Änderung des äußeren Erscheinungsbild kann einen neue Unübersichtlichkeit für den täglichen Leser bedeuten. Kister hingegen versichert, dass bei der Modernisierung der Süddeutschen Zeitung ganz besonders auch die Leserschaft berücksichtigt wurde. Nach einem Hinweis auf „bunte Blätter“, die im Hinblick auf das Layout als topmodern eingestuft werden, sich letztendlich aber nicht verkaufen, kündigt der Chefredakteur die Erscheinung der kommenden Montagsausgabe der SZ als in einem „dezent veränderten Gewand“ an. Die grundlegende Ordnung bliebe erhalten, reformiert sei vor allem die Schrift, die gegenüber der bisherigen moderner und verwendbarer wirke.
Rundum: Das Grundkonzept der Süddeutschen Zeitung bleibe erhalten, uns Lesern wird nur ein bisschen die Orientierung erleichtert.
Aber wenn man doch täglich die SZ liest – und das womöglich schon seit Jahren – sollte man sich an das Layout, die Schrift und die Ordnung in der Printausgabe gewöhnt haben. Warum also alles nochmal durcheinander wirbeln? Zwar klingt es so, wie Kurt Kister die Veränderung darstellt, als eine durchaus positive für die Leser und eigentlich keine komplett neue und andere Zeitung, doch gerade ein Wechsel der Schrift macht meiner Meinung nach ganz schön viel aus. Besonders wenn diese als „moderner, vielfältiger verwendbar und gefälliger als das alte Schriftarsenal“ beschrieben wird. Denn was genau heißt dieses „moderner“, was doch einen enormen Interpretationsfreiraum in sich birgt?
Naja, lassen wir uns einfach überraschen und sind gespannt, ob wir am Montagmorgen bei der Lektüre der Süddeutschen Zeitung unseren Kaffee genüsslich weiter trinken können – oder ob wir ihn vor Schreck verschütten.
Quelle:
Kister, Kurt (2012): Neues Layout der Printausgabe. Die SZ in dezent anderem Gewand. http://www.sueddeutsche.de/medien/neues-layout-der-printausgabe-die-sz-in-dezent-anderem-gewand-1.1405098 (07.07.2012)