Etwa 560 000 der 14- bis 64-Jährigen sind internetsüchtig. (1)
In den letzten Jahren hat die Internetnutzung stark zugenommen. Allein von 2005 bis 2010 ist sie von 28 % auf 43 % gestiegen, wie die ARD/ZDF-Langzeitstudie zur Massenkommunikation ergeben hat. (2) Das ist nicht verwunderlich, denn man kann heutzutage fast alles über Internet machen: mit seinen Freunden bei Skype reden, bei Amazon einkaufen, im Internet Radiohören und Zeitung lesen, seine Rechnungen über Online-Banking bezahlen, Spiele im Internet spielen, und vieles mehr. Auch wenn man studiert, geht es nicht ohne das Internet, wenn man sich zum Beispiel für Kurse und Klausuren anmelden oder seine Noten und die Lehrmaterialien bekommen möchte.
Man sieht also, dass das Internet ein fester Bestandteil des Lebens geworden ist, sowohl beruflich wie auch privat. Das zeigt sich auch, wenn man betrachtet, wie hoch die tägliche Nutzungsdauer inzwischen geworden ist. Durchschnittlich sind Internetnutzer bereits 140 Minuten täglich online; bei den Nutzern unter 30 Jahren beträgt die Nutzungsdauer bei jedem Zweiten drei Stunden, bei jedem Zehnten sogar zwischen fünf und zehn Stunden täglich. (3)
Kann man unter diesen Bedingungen schon von Internetsucht sprechen? Christoph Möller, Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kinderkrankenhaus in Hannover, sieht das nicht so. Ihm zufolge spricht man von Internetsucht nur dann, wenn die betroffene Person eine so hohe Internetnutzung aufweist, dass sie sich sozial isoliert, die Schule oder den Beruf und auch sich selber vernachlässigt. (4) Viele Internetsüchtige nehmen sich nicht mal mehr Zeit zum Essen – oder essen während beim Computer – und verwechseln Internet und Realität. Angeblich zeigen Internetsüchtige ähnliche Symptome wie Alkohol- oder Drogenabhängige, sie werden also nervös oder gereizt, wenn sie das Internet nicht nutzen können, schaffen es trotz mehrerer Versuche nicht, die Nutzung zu reduzieren, und das Sozialleben wird beeinträchtigt. (5) Häufig ist es so, dass die Internetsucht Menschen mit Angststörungen, Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen trifft. Diese Menschen flüchten in eine virtuelle Welt, in der ihnen alles besser und einfacher erscheint. (6)
Internetsucht ist also ein ernstzunehmendes Problem, das durch Smartphones und die zunehmende Mobilität und Flexibilität des Internets noch verstärkt wird. Denn durch Smartphones ist man ständig erreichbar und kann nie richtig abschalten; auch unterwegs liest man schnell mal seine Mails oder schaut, ob es bei Facebook was Neues gibt.
Von diesem Standpunkt aus sollte man der Entwicklung des Internets kritisch gegenüberstehen. Natürlich hat das Internet sehr viele Vorteile, und besonders das mobile Internet kann das Leben zum Teil viel leichter und unkomplizierter machen. Aber egal, wie viele Vorteile das Internet auch hat: man sollte immer darauf achten, sich nicht zu sehr davon abhängig zu machen. Ein interessantes Video dazu, wie das Online-Leben sich im realen Leben manifestieren könnte, findet man hier.
Es ist wichtig, dass man trotz der zunehmenden Relevanz des Internets, nicht den Bezug zur Realität verliert.
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Literatur:
(1) Lichtenberg, Arne (2012): Verschollen im Internet (02.06.2012), in: Deutsche Welle. URL: http://www.dw.de/dw/article/0,,15992111,00.html (Stand vom 03.06.2012).
(2) Ridder, Christa-Maria/Turecek, Irina (2011): Medienzeitbudgets und Tagesablaufverhalten; in: Media Perspektiven, 12/2011, S. 574.
(3) Völker, Oliver (2011): Internetnutzer im Schnitt 140 Minuten täglich online (20.06.2011), in: Big Screen. URL: http://www.big-screen.de/deutsch/pages/news/allgemeine-news/2011_06_20_6782_internetnutzer-im-schnitt-140-minuten-taeglich-online.php (Stand vom 03.06.2012).
(4) Möller, Christoph, zitiert in: Lichtenberg, Arne (2012): Verschollen im Internet (02.06.2012), in: Deutsche Welle. URL: http://www.dw.de/dw/article/0,,15992111,00.html (Stand vom 03.06.2012).
(5) Onmeda-Redaktion (2011): Internetsucht: Symptome. URL: http://www.onmeda.de/krankheiten/internetsucht-symptome-1529-4.html (Stand vom 03.06.2012).
(6) Goldmann, Ayala/AP (2007): Internetsucht. „Wie wandelnde Leichen“. (14.01.2007), in: Spiegel-Online. URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,459446,00.html (Stand vom 03.06.2012).