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Können sich Printmedien doch am Leben halten?

Seit vielen Jahren hört man immer wieder: „Die Printmedien sterben aus!“ Es gibt einen guten Grund dafür, dass diese Aussage der Realität entspricht: Z. B. hat das gedruckte Wort einen Mangel an Flexibilität. Auch die hohen Kosten, welche durch einen spontanen und aktuellen Druck entstehen, werden als sehr unvorteilhaft angesehen. Warum also sollte man eine Zeitung drucken und ausliefern lassen, wenn dies Online viel preiswerter und aktueller ist?

Die Verfallsprognosen von opendatacity.de zeigen allerdings, dass die Printmedien nicht am aussterben sind und dass man zwischen den verschiedenen Blättern differenzieren muss.

Open-Data-City ist eine Agentur für Datenjournalismus und Datenvisualisierung. Sie recherchieren und bearbeiten große Datenmengen aus journalistischer Sicht.

Laut ihrer Publikation zu dem Thema „Zeitungssterben in Deutschland“ sind vor allem Magazine von einem natürlichen Zerfallsprozess betroffen.

Nennenswerte Beispiele wären der „Focus“ mit einer Halbwertszeit von 15 Jahren, die „Brigitte“ mit 18 Jahren, der „Stern“ mit 20 Jahren und der „Spiegel“ mit einer Halbwertszeit von 31 Jahren.

Allgemein betrachtend kann man aus der Open-Data-City-Prognose entnehmen, dass sich vor allem Programm- und Jugendzeitschriften nicht mehr lange im Geschäft halten werden können. Die Halbwertszeit der Programmzeitschrift „TV Spielfilm“ beträgt 10 Jahre, die Halbwertszeit der Jugendzeitschrift „Mädchen“ 12 Jahre und die der „Bravo“ nur 8 Jahre.

Hier hingegen geht es den Wochen- und Sonntagszeitungen relativ gut: Die „Frankfurter Allgemeine“ hält sich mit einer Halbwertszeit von 54 Jahren und der „Tagesspiegel“ mit 31 Jahren.

Fragwürdig bleibt allerdings, in wie weit die Prognosen von Open-Data-City der Wahrheit entsprechen oder nicht. Denn durch die Digitalisierung entstehen immer mehr neue Medien, die die Printmedien anscheinend ersetzen beziehungsweise in den Hintergrund drängen.

Wir dürfen jedoch nicht nur die Nachteile der Printmedien betrachten. Es gibt kein Medium beziehungsweise keinen Kommunikationskanal, der mehr Aufmerksamkeit beim Betrachten dem Kunden entlockt, als das gedruckte Blatt. Design und Ästhetik werden hier natürlich in den Vordergrund gestellt: Umso attraktiver die Aufmachung eines Blattes, desto stärker wird das Interesse der Kunden geweckt. Für viele Menschen ist es immens wichtig, eine Zeitung beim Lesen in der Hand zu halten. Es gibt ihnen ein ganz besonderes Gefühl, dass sie nicht durch ein neues Medium ersetzen möchten. Dies betrifft vor allem die jahrelangen Nutzer der Printmedien.

Zusätzlich muss man bedenken, dass es einen großen Unterschied zwischen den Journalisten der Printmedien und der Journalisten im Internet gibt: Wenn ein Beitrag für ein gedrucktes Blatt verfasst wird, durchläuft er viele Phasen der Korrektur, damit es nur zu seriösen und wahrheitsgerechten Artikeln kommt. Online hingegen kann jeder Texte verfassen und veröffentlichen, der nichts mit professionellem Journalismus zu tun hat.

Man sollte nicht vergessen, dass die Printmedien allgegenwärtig noch sehr präsent sind und ein wichtigen Meilenstein für die Entwicklung der Medien beigetragen haben.

 

Quellen:

Opendatacity: Verfallsprognose für Printmedien

https://opendatacity.de/project/zeitungssterben-in-deutschland/

Und wann stirbt Ihre Zeitung? Open-Data-Projekt sagt Halbwertszeit von Printmedien voraus

http://artplatz.berlin/2014/11/06/im-wandel-der-printmedien/

http://apps.opendatacity.de/zeitungssterben/brigitte

Laufen Spotify die Künstler weg?

Immer häufiger wird in den Medien berichtet, dass der schwedische Musikstreaming-Dienst Spotify zum einen großartig für die Nutzer und zum anderen katastrophal für die Musiker sei.

Spotify ist für viele Jugendliche und Erwachsene der Musikstreaming-Dienst schlecht hin: Etwa 40 Millionen Menschen weltweit nutzen den Dienst. Jedoch befinden sich unter ihnen 30 Millionen nichtzahlende Nutzer und nur 10 Millionen zahlende Premium-Abonnenten. Trotzdem bekommen alle täglich die neuste und aktuellste Musik geboten – egal ob zahlend oder nichtzahlend.

Viele Künstler kritisieren Spotify, da sie der Meinung sind, dass ihre Bezahlung nicht angemessen sei. Manche unter ihnen gehen sogar soweit, dass sie ihre Musik komplett aus dem Spotify-Katalog entfernen lassen. Ein Beispiel hierfür wäre Taylor Swift. Die erfolgreiche US-amerikanische Singer-Songwriterin empfand ihre Bezahlung als unangemessen und tat vielen anderen Künstlern, wie zum Beispiel Tom Yorke von den Radioheads nach, indem sie ihre Musik aus dem Streaming-Dienst entfernen ließ.

Durch den Rückzug von Stars wie Tom Yorke oder Taylor Swift könnte ein großes Problem für Spotify entstehen: sie könnten weitere Musiker animieren sich ebenfalls von dem Musikstreaming-Dienst zu distanzieren und Spotify würde an Attraktivität verlieren.

Gibt es eine Lösung, um diesem Problem entgegen zu wirken?

Zum Einen könnte sich Spotify mehr an der Filmindustrie orientieren. Weder Netflix noch Watchever stellen die neusten Kinofilme dem Nutzer zur Verfügung, um den Anreiz für Kinobesuche zu erhalten. Trotzdem beläuft sich beispielsweise die Zahl der zahlenden Abonnenten von Netflix auf 50 Millionen. Eine Möglichkeit wäre also, dass Spotify die Musik, die jünger als ein halbes Jahr ist, aus seinem Repertoire entfernt. So hätten Musikfans einen Grund Alben im Handel zu erwerben oder online zu beziehen.

Zum Anderen sollte Spotify die Grenze zwischen den nichtzahlenden Nutzern und den Premium-Abonnenten deutlicher sichtbar machen. Beispielsweise könnte man den Spotify-Katalog für Nichtzahlende limitieren oder auch die aktuellste Musik nur für zahlende Mitglieder zur Verfügung stellen. Dadurch könnte sich die Zahl der Nutzer mit Premium-Account erhöhen und die zusätzlichen Gewinne an die Musiker ausbezahlt werden.

Ist dieses Gedankenspiel überhaupt realistisch und notwendig?

Es ist auf jeden Fall denkbar, dass man durch die Umsetzung neuer Strategien und Strukturen mehr Premium-Abonnenten für Spotify gewinnen könnte. Dadurch könnten dann auch möglicherweise die Künstler angemessener bezahlten werden – darunter verstehen sich nicht nur die Superstars wie Taylor Swift und Co.; sondern auch die abertausend unabhängigen Musiker, die für ihre Werke eine faire und angemessene Belohnung erwarten und manchmal auch benötigen, um ihren Lebensstandard erhalten zu können.

Die Kritik an Spotify ist aus der Sicht der Künstler berechtigt, da Spotify seinen Fokus ausschließlich auf dem Nutzer hat. Jedoch muss man auch sehen, was für ein großes Potential der schwedische Musikstreaming-Dienst hat, vorausgesetzt er ändert etwas an seinen Grundstrukturen.

 

Quellen:

Spotify laufen die Künstler weg – allen voran Taylor Swift

http://www.theguardian.com/technology/2013/oct/07/spotify-thom-yorke-dying-corpse

http://www.wsj.de/nachrichten/SB10001424052702303997604579237500879631382

Das „Spotify-Problem“ und wie man es lösen kann

http://www.zeit.de/kultur/musik/2014-11/spotify-kritik-taylor-swift-reaktion

https://news.spotify.com/us/2014/11/11/2-billion-and-counting/

Achtung der Menschenwürde?

Häufig ist Journalisten unklar, welche Themen sie dem Zuschauer oder Leser vermitteln wollen und sollen. Zu ihren Aufgaben gehört es, Nachrichten zu analysieren und zu selektieren, nach Intentionen und neuen Informationen zu suchen. Auch sollen sie Ereignisse verständlich machen und einen Kontext herstellen.

Dazu gehört auch der Einsatz von Bildern und Videos in ihrer Berichterstattung. Diese dienen meist zur Verdeutlichung der Realität. Doch stellt sich hier die Frage: Wie viel Realität ist dem Rezipienten zumutbar?

Unsere heutige Gesellschaft wird zunehmend mit Krisen, Konflikten und Kriegen konfrontiert. Bestimmte Gräueltaten müssen nach Ansicht vieler Journalisten in den Medien gezeigt werden, um deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zu demonstrieren. Doch welche Gräueltaten sind gemeint?

Die Extremistengruppe Islamischer Staat (= IS) enthauptet zunehmend ihre Geiseln, die sie dabei filmen und die Videos auf der ganzen Welt über soziale Netzwerke veröffentlichen.

Der US-Journalist James „Jim“ Foley wurde 2012 von IS-Terroristen entführt und nach 635 Tagen, am 19.August 2014, vor laufender Kamera hingerichtet. Dieses Video sorgte für Unruhen in der Medienwelt: Was sollte man damit tun? Veröffentlichen, oder geheim halten?
Die Mehrheit der Nachrichten-Redaktionen verzichtete auf Schockbilder: Die ARD brachte in der „Tagesschau“ ein verpixeltes Foto von Foley kurz vor seiner Hinrichtung, gefesselt und kniend neben seinem Henker. Sie zeigten keine weiteren Bewegbilder. Auch ZDF, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung, RTL, Deutsche Presseagentur und viele weitere waren sich einig, das Video nicht zu veröffentlichen, um die Würde Foleys zu bewahren.

Sicher ist nämlich, dass Foleys Mörder den Journalisten entwürdigen wollten. Jedoch zeigte dieser sich mit Hilfe seiner standhaften Haltung und seinem trotzigen Gesichtsausdruck tapfer und nahm somit seinen Mördern die Würde.

Die Redaktionen sind sich einig, dass dieser Triumph Foleys der Welt gezeigt werden muss. Seinen darauffolgenden Todeskampf hingegen muss niemand sehen.

Foley ist nur einer von vielen enthaupteten Opfern. Immer wieder erscheinen neue Schlagzeilen in den Medien wie: „ IS enthauptet offenbar weitere Geisel“ oder „Getötet in einem Akt reiner Bosheit“. Es liegt nun vor allem an den Redaktionen, nicht in die Falle der IS-Propaganda zu treten und die Videos doch zu veröffentlichen. Es liegt in der Natur vieler Menschen, wissen zu wollen, was sich Menschen untereinander antun. Sei es noch so grausam.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir alle, die an Freiheit und Demokratie glauben, diese Gewaltideologie ablehnen und den Opfern und ihren Familien Respekt zeigen, um die Menschenwürde auch nach dem Tod zu erhalten.

 

 

Quellen:

Stormer, Carsten (2014): Die Würde stirbt zuerst, Das Medienmagazin Journalist, November 2014

http://www.spiegel.de/politik/ausland/james-foley-enthauptung-nachruf-is-a-987229.html

http://www.tagesspiegel.de/medien/james-foley-wie-zdf-und-ard-auf-das-propaganda-video-von-der-enthauptung-des-us-reporters-reagierten/10365536.html

http://www.tagesschau.de/ausland/medien-schockbilder-101.html

http://www.welt.de/politik/ausland/article134387115/Terrormiliz-IS-enthauptet-offenbar-weitere-Geisel.html