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Schöner Tag trotz Katastrophe

Wie kann das passieren? Craig David zeigt es uns in seinem Videoclip „7 Days”. Er wacht Montag Morgen um 11 Uhr auf und beginnt die Woche in dem er sich ein Katastrophenfernsehbericht über einen Waldbrand ansieht. Doch die Sonne scheint, so schaltet er das Fernsehen aus, und macht sich auf dem Weg zum Frisör. Auf der Straße ist jeder fröhlich: Der Straßenmusiker, der Zeitungsjunge, eine alte Dame lässt sogar einen Luftballon steigen. Auch die Zeitung Daily News berichtet über den Waldbrand positiv : „Hero Fireman Saves Baby”. Drastisch dargestellte Katastrophen in Nachrichtensendungen kommen ziemlich häufig vor.  Wir Menschen gewöhnen uns langsam daran, oder wir haben es schon bereits getan, wir ignorieren sie einfach schon, denn in den meisten Fällen sind wir nicht direkt davon betroffen. So geht es auch Craig David, der sich seine Laune durch die Nachrichtenbericht nicht beeinträchtigen lässt.

Katastrophen passieren trotzdem: Zuerst beschmutzt ein kleiner Junge Craig Davids weiße Schuhe, dann kann er einer hübschen jungen Frau nicht sagen wie spät es ist, denn er hat seine Uhr zu Hause vergessen. In einer Zeitspirale gefangen, erlebt er diesen Tag immer wieder von vorne. Der Tag beginnt  wieder mit dem Waldbrand im Fernsehen, als ob das normal wäre, dass wir jeden Tag mit einem negativen Ereigniss aufwachen. Auch heute werden seine Schuhe beschmutzt und die Verabredung mit der hübschen Frau gelingt auch diesmal nicht. Der Tag muss also wieder neu anfangen.

Beim dritten Mal schaut er nach dem Aufwachen nicht auf den Bildschirm, sondern nimmt seine Uhr und macht sich gleich auf dem Weg. Er beachtet nicht einmal die Nachrichten beim Zeitungsjungen auf der Straße. Befreit von bedrückenden negativen Nachrichten der Welt und unbesorgt kann er darauf achten dass seine weiße Schuhe nicht beschmutzt werden, und auch die hübsche Frau verabredet sich mit ihm. Die Verabredung platzt allerdings wegen dem lehren Tank seines Wagens. Der Tag muss also noch einmal anfangen. Er ignoriert wieder sowohl die Fernsehnachricht als auch die Zeitung, und die Verabredung findet jetzt statt, die beiden verbringen einen schönen Abend zusammen. Zwar mit einer kleinen korrigierbaren Katastrophe, aber ohne blutige und schockierende Bilder der Nachrichtensendung.

Sechs Minuten

Eine finnische Studie ergab (Nordenstreng, 1972), dass die Zuschauer sich sehr schlecht an den Berichten der Tagesschau erinnern bzw Details verwächseln. Dies hat eine dänische Studie (Linne & Veirup, 1974) bestätigt: Von zwölf Berichten erinnern sich die Zuschauer höchstens an zwei bis fünf. Dies wurde gleich nach den Sendungen durch Telefonanrufen ermittelt. Eine israelische Studie (Katz, Adoni & Parness, 1977) berichtet, dass 21% der Zuschauer kein Ereigniss hervorrufen können, über das in der vorigen Stunde berichtet wurde. Die Menschen erinnern sich durchschnittlich nur an 2 Nachrichten der Tagesschau.

Die Ergebnisse sind nicht gerade vielversprechend. Wenn wir in Betracht ziehen, dass die Tagesschau in den 70-er Jahren eine größere Rolle in unserem Leben spielte als heute, sollten wir uns wirklich fragen, ob wir die Tagesschau mit all der teuren Technik nötig haben. Die verschiedenen On-Line Medien bemühen sich sehr unteranderem durch Apps den Webnutzer anzuwerben, also können wir uns auch übers Internet schnellstens informieren um so auf dem neuesten Stand zu sein. In Österreich auf ORF1 beträgt die Tagesschau 6 Minuten. ORF1 hat schon bereits begriffen, dass eine Optimierung der Tagesschau sinnvoll ist, sie bringen Nachrichten auf dem Punkt genau.

Quelle: Renckstorf, Karsten; McQual, Denis; Jankowski, Nicholas (Hg.) (2001): Television news research: Recent European Approaches and Findings. Berlin: Quintessenz. 26

Spiegel der Inkompetenz

Europe’s Capital of Anti-Semitism

Budapest Experiences a New Wave of Hate

Mit diesem Titel veröffentlichte Spiegel Online am 14.10.2010 Erich Follaths Artikel, der versucht Ungarns Hauptstadt als antisemitisch darzustellen. Die Mittel dafür sind eher witzig als journalistisch und zeigt wie gefährlich inkompetente Journalisten sein können. Man sollte schon die Zusammenhänge im Leben erkennen, aber wo es keine gibt, sollte man sie eher lassen.

Erich Follath fand einen 77 Jährigen, jüdischen, nicht allzu bekannten oder berühmten Schriftsteller, namens Konrád György, wer über seine Kindheit erzählte. Kein Zweifel, dass alles wahr ist was Herr Konrád sagt, aber die Zeit seiner Kindheit liegt schon lange zurück, und wir Menschen neigen dazu Tatsachen im Nachhinein, je nach Bedarf, ein bisschen umzuformulieren. Doch erwähnte Herr Konrád weder irgendeinen konkreten Grund weshalb er sich in Budapest zur Zeit nicht wohlfühlt noch berichtete er darüber, dass er angegriffen oder belässtigt wurde, obwohl die Juden, laut Artikel, tagtäglich eingeschüchtert werden „Jews are being openly intimidated”.

Um die Theorie, Budapest sei antisemitisch zu bestätigen, wollte Herr Follath den Leiter der Wahlkampagne der Partei Jobbik, als Leitfigur des Antisemitismus in Ungarn vorstellen, aber das ist ihm misslungen. Weder verstand Herr Follath die Ironie von Várkonyi Zsolt zu dieser absurden Anschuldigung, noch konnte er konkrete Beispiele erwähnen, wann Juden von den Mitgliedern der Partei Jobbik  angegriffen worden seien. Danach wurde eine ziemlich unbekannte Frau als „the voice of a new literary generation” vorgestellt, was immer das bedeuten mag. Zum Thema Antisemitismus konnte sie auch nicht viel, besser gesagt gar nichts beitragen und was ihre Mutterschaft bzw. Zwillinge mit Antisemitismus zu tun haben ist unklar.

Der einzige, der sich angegriffen erinnerte, war ein 61 Jahre alter „Jewish intellectual”, der eine ziemlich absurde Geschichte erzählte. Angenommen es ist wahr was er sagt, könnte man glauben, er sei ein wichtiger und berühmter „Intellectual”, ist er aber nicht. Spiegel Online oder Herr Follath wollten das Thema des Artikels mit einem Bild drastisch darstellen, auf dem junge Leute in schwarzen Uniformen auf dem Heldenplatz zu sehen sind. Jeder weiß, was wir alles heutzutage Progammen wie Photoshop verdanken können. Das Bild könnte allerdings auch echt sein. Es könnte von einem Film stammen, der in Budapest gedreht wurde, da im Artikel gleich am Anfang erwähnt wird, dass Budapest ein beliebter Drehort ist.

Es wurde auch im Artikel darüber berichtet, dass in Ungarn Angehörige von Roma angegriffen wurden und sechs Menschen ums Leben gekommen sind.” Neo-fascist thugs attacked Roma families, killing six people in a series of murders”. Erstens ist dies nicht in Budapest passiert. Also ist es unklar ob jetzt nur in Budapest, oder überall in Ungarn Antisemitismus herrscht, geschweige denn Rassismus, was hier eher der Fall wäre. Zweitens waren die Täter keine Neofaschisten, sondern normale Menschen, die mit anderen Menschen (die zufällig Roma waren) ihren Konflikt auf einer primitiven Ebene gelöst haben. So etwas kommt überall auf der Welt vor, auch in Deutschland. Drittens sollte man als Journalist bei Anschuldigungen Objektivität bewahren und in diesem Zusammenhang sorgfältig nachrecherchieren weshalb solche Dinge passieren. Konflikte beruhen zumeist auf Gegenseitigkeit. Ansonsten entsprach alles den Tatsachen, die Herr Follath diesbezüglich behauptete.

Zusammengefasst könnte das Rezept für einen wertlosen Artikel so aussehen: Man nehme eine banale Theorie und eine Stadt dazu. Man befrage vier Menschen von den 1.7 Millionen Einwohnern der Stadt, möglichst diejenigen, die extremistisch denken. Man bekäme zum einen die erwartete Antwort, deren Wahrheit ziemlich fraglich ist und schon ist die Theorie bestätigt. Man suche sich eine Zeitung aus, die ums Überleben kämpft und veröffentlicht alles, was ein bisschen Aufregung erzeugen kann und verkaufe solche Geschichte an diese.

Antiseminismus gibt es überall. In Ungarn, in Deutschland, auf jedem Ort der Welt, genauso wie Rassismus. In einer der Toiletten der Universität Trier steht zum Beispiel: „Ausländer raus!” Soll ich auch ein Artikel darüber veröffentlichen, dass an der Universität Trier Rassismus herrscht? Das tue ich nicht, denn es wäre genauso Inkompetent wie Herr Follaths Artikel im Spiegel.

http://www.spiegel.de/international/europe/0,1518,722880,00.html

Schöne Bilder

Jeden Tag lächeln uns wunderschöne Frauen von Bildern aus verschiedenen Zeitungen und Internetseiten an. Sowohl ihre Körper und ihre Haut, als auch ihre Haare und ihr Make-up sind perfekt, sie wirken selbstbewusst und erfolgreich. Was sind wir, lesende Frauen, im Vergleich dazu? Neidische Niemande, die in dem selben Alter weder strahlen, noch gut aussehen. Obwohl wir ganz genau wissen, dass die Bilder stark mit Photoshop bearbeitet wurden, fallen wir jedes mal auf diese Manipulation rein.

Tausende von Frauen lassen sich jährlich ihre Brüste vergrößern, ihr Fett absaugen oder ihr Gesicht verändern. Komischerweise sieht das Ergebniss selten so aus wie erwartet. Die Frauen auf den Bildern sind immer noch schöner. Deshalb kommt die nächste OP, dann die übernächste usw. Der Körper scheint einige Zeit lang mitzumachen, aber auch er hat seine Grenzen im Gegensatz zu Photoshop.

Es gibt mehrere Möglichkeiten für diese Frauen: Entweder man unterzieht sich immer wieder weiteren Schönheitsoperationen, oder man sieht nach einer Zeit lächerlich aus. Oder man kann auch so enden, wie neulich Cora. Wie viele Frauen müssen noch Opfer unseres gefälschten künstlerischen „Schönheitsbildes” werden, um endlich zu begreifen dass Bilder mit Photoshop bearbeitet nichts anderes sind als ein weiteres Mittel um uns Frauen zu manipulieren?

Die Macht der Medien

Wir Ungarn können uns wirklich nicht beschweren. Die Welt richtet ihre Augen auf uns. In den letzten Monaten bekamen wir ziemlich viel Publicity: zuerst dreht Angelina Jolie ihren Film in Budapest und sorgt dafür, dass wir fast jeden Tag überall in den Medien erscheinen, dann interessiert sich nicht nur Europa, sondern auch Amerika für unsere neues Mediengesetz, schlie?lich übernehmen wir ab 1. Januar den Vorsitz des Rates der Europäischen Union.

Zugegeben, dass von allen Ereignissen nur Angelina Jolie für positive Schlagzeilen sorgen konnte, die Tatsache, dass wir in den Medien so oft wie nie zuvor erschienen und erscheinen, ist nicht zu vernachlässingen. Die Medien haben heutzutage immer weniger Informationsfunktion, sie dienen eher der PR oder Unterhaltung. Die Regel ist einfach: egal was über einem geschrieben wird, Hauptsache ist, man erscheint in den Medien. Paris Hilton lebt zum Beispiel blendend davon. Sie muss nicht mehr arbeiten oder irgendetwas Sinnvolles machen, sie verdient ihr Geld, und nicht wenig, damit, dass die Menschen alles über sie lesen wollen.

Wenn Medien seriös wären, oder zumindest versuchen würden ernsthaft zu erscheinen, wäre die Hysterie über das neue Mediengesetz Ungarns nie ausgebrochen. Es war von Anfang an eindeutig, leider nicht für Alle, dass dieses ein reiner politischer Angriff der Linken Europas unter der Leitung der ungarischen ex-regierenden linken Partei MSZP auf die mit 2/3 Mehrheit regierende konservative Partei FIDESZ war. Dass Menschen ihre Meinung über etwas äußern, was sie nicht einmal kennen, weil sie es nicht gelesen haben, ist nichts Neues. Doch die Medien berichten über inkompetente Kommentare so als ob diese der reinen Wahrheit entsprächen. Das ist eher traurig und zeigt wie ernst die ganze Medienbranche zu nehmen ist.

Ich freue mich trotzdem, dass in der letzten Zeit so viel über Ungarn berichtet wurde, denn irgendwann hat dies sicher eine positive Auswirkung. Vielleicht lockt das wieder deutsche Touristen zum Plattensee, vielleicht lassen sich dann unsere Produkte, besonders die Weine besser verkaufen. Unser Budget ist – dank der 8 Jahre lang regierenden sozialistischen Partei MSZP – sowieso leer, also kann ein wenig Geld nicht schaden. Ich, zumindest, bin voller Erwartungen und glaube fest an die Macht der Medien.