Am 30. Juni fand die Wahl des neuen Bundespräsidenten statt. Christian Wulff gegen Joachim Gauck gegen Lukrezia Jochimsen. Wulff gewann im dritten Wahlgang mit 625 Stimmen, also sogar der absoluten Mehrheit.
Luc Jochimsen, die Kandidatin der Linken Partei, trat beim dritten Wahlgang nicht mehr an. Die Linken Wahlmänner und -frauen enthielten sich dann aber größtenteils ihrer Stimmen, statt sie einem der anderen Kandidaten zu geben. Laut Gregor Gysi seien „beide konservative Kandidaten für die Linkspartei nicht wählbar gewesen“. An sich kein vollkommen unverständliches Statement. Allerdings erinnere ich mich an Appelle so ziemlich jeder Wahl, die ich mitbekommen habe, zuletzt bei der Bundestagswahl 2009, bei der es allgemein ungefähr hieß:
Geht Wählen. Bevor ihr nicht wählt, weil ihr euch nicht entscheiden könnt oder es euch nicht interessiert, wählt das kleinere Übel.
Nun finde ich, hat die Linke Partei genau diese lethargische Position eingenommen, sich der Verantwortung zu entziehen und andere entscheiden zu lassen. Der Partei war die ganze Angelegenheit egal, ihre Kandidatin nur aufgestellt, um zu schauen, wie es so läuft. Ein ernsthaftes politisches Interesse war nicht vorhanden. Pauschal wurde gesagt, beide Kandidaten sind nicht wählbar. Wenn ein Bürger bei der Bundestagswahl sagte, er würde nicht wählen gehen, weil er sowohl CDU/FDP als auch SPD/Grüne nicht unterstützen möchte, wurde er für sein mangelndes politisches Interesse gescholten.
Die Grünen hatten die Wahlentscheidung womöglich in ihrer Hand. Sie hätten Joachim Gauck zum Bundespräsidenten machen können. Sie hätten Christian Wulffs Position verstärken können. Tatsächlich war ihnen Politik egal. Es ging nur um gelangweilte Neugierde und Profilierung.
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Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E46D94B2EE40C47A4B0A36749CC277B5A~ATpl~Ecommon~Sspezial.html