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Das ZDF gratuliert dem PDF

Andernfalls wäre dieser 20. Geburtstag wahrscheinlich völlig untergegangen1 im Ringen um viel quotenträchtigere Meldungen. Zuletzt lag das Augenmerk wohl auf der schmucken Neuauflage von Apples iOS auf der Worldwide Developers Conference2.

Trotzdem kann auch einer solchen Notiz eine gewisse Daseinsberechtigung zugestanden werden. Wo sonst möchte man heute noch etwas ausfindig machen, das Bestand hat, während an anderer Stelle vom „Depublizieren“3 die Rede ist oder sich gar herausstellt, dass das vermeintlich gute Gedächtnis des Internets nur ein Trugschluss ist?4

Eine Erfolgsgeschichte wie jene des pdf-Formats, die erst ins Rollen kam, als Adobe das Programm zur Freeware deklarierte, ist wahrlich schnell erzählt und hat nur geringen informativen Mehrwert. Trotzdem hinterlässt sie ein gutes Gefühl.
Und sei es das Gefühl, dass meine Bewerbungen/Texte/Dokumente beim Empfänger genau so ankommen, wie ich sie ihm zugedacht habe.

In diesem Sinne: alles Gute.

Quellen (Stand vom 18.6.2013)

1. http://www.heute.de/PDF-Erfolgsstory-mit-Schönheitsfehlern-28416478.html
2. http://www.basicthinking.de/blog/2013/06/10/iphone-5s-iwatch-macbook-air-ios-7-unser-live-ticker-zur-apple-keynote-ab-19-uhr/
3. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/depublizieren-die-leere-hinter-dem-link-11009309.html
4. http://www.zeit.de/2012/40/Internet-Digitales-Gedaechtnis-Daten-Speicherung

Die Telekom-Drossel: eine Option für alle?

Bis Ende des letzten Jahres schienen die Aussichten für das digitale Zeitalter noch sehr vielversprechend zu sein. Mit dem ersten monatlichen Pauschaltarif von rund 80 DM in den 90ern1 verlief die Verbreitung des Internets ganz ähnlich der in Telefonie und Mobilfunk: man hat sich regelrecht daran gewöhnt, das Internet und seine Techniken für immer geringere Preise um sich zu haben. Auch die Pläne der EU im November 2012 zur Erweiterung des LTE-Netzes2 standen noch ganz im Zeichen dieses Prozesses und versprachen größeren Komfort zum günstigeren Tarif.

Die so genannte Telekom-Drossel im Mai diesen Jahres besiegelte ein vorläufiges ‚Ende der Flatrate-Ära‘3 und drohte dem Verbraucher mit einer vorsintflutlichen Surfgeschwindigkeit von 384 kBit/s, wenn ein Datenkontingent von 75 GB (in Abhängigkeit des Tarifes) erreicht worden ist.
Unterdessen war die Welle des Protests angesichts der Telekom-Offensive, gelinde gesagt, enorm. Angefangen bei den gerne beschworenen Shitstorms, über die #Drosselcom-Hashtags bei Twitter mündete sie in einer Meldung machenden Petition des 19-jährigen Physikstudenten Johannes Scheller4, die innerhalb von vier Tagen das Antragsquorum im Bundestagsausschuss erfüllte.
Neben dem Verdacht über die Abschaffung der Internetflatrate fiel immer wieder das Schlagwort der Netzneutralität im aktuellen Diskurs5. Der Versuch, einige Internetdienste von der Drossel auszunehmen und damit im Wettbewerb zu begünstigen, war die zweite große Provokation in einer emotional geführten Kontroverse.

Dahingegen verlief die Argumentation des Branchen-Primus auf ganz nüchterner Ebene: mit 20GB Verbrauch im Durchschnitt bliebe ein Großteil der Telekomkunden von den Änderungen unberührt (und die erste Obergrenze von 75GB könnte fast als generöser Akt der Wohltätigkeit gewertet werden). Ungeachtet blieben gewichtige Faktoren wie der exponentiell wachsende Datenhunger der Deutschen und wie solche Zahlen überhaupt zustande kamen.

Tatsächlich sind die Pläne nach den jüngsten Verlautbarungen erst einmal vom Tisch6. Was aber bleibt, ist der Kern der Debatte: in Zeiten der viel bescholtenen Gratismentalität, des Leistungsschutzrechts und des kostspieligen Netzausbaus wird es für Unternehmen und Verlage zunehmenden schwieriger gewinnbringend Geld über das Internet zu erwirtschaften. Die radikalen Drosselansätze der Telekom waren ein Versuch, die Kosten an den Verbraucher weiterzugeben.
Es bleibt abzuwarten, ob solche Vorhaben Schule machen werden und wie andere Ansätze, die Kosten auf Internetnutzer umzuschichten, aussehen könnten.

Quellen (Stand vom 17.6.2013)

1. http://www.heute.de/Das-Ende-der-Flatrate-Ära-27771980.html
2. http://www.basicthinking.de/blog/2012/11/05/eu-kommission-will-lte-frequenzband-aufstocken/
3. siehe 1
4. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/online-petition-telekom-gegner-sammeln-mehr-als-50-000-unterschriften-a-901740.html
5. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/roesler-plant-verordnung-gleiches-internet-fuer-alle-12223720.html
6. http://www.sueddeutsche.de/digital/dsl-geschwindigkeit-telekom-knickt-vor-drosselkom-protest-ein-1.1694478 

Buhmann Windows 8?

Viel wurde im Vorhinein spekuliert, Erwartungen geschürt und offenbar keine Kosten seitens Microsoft gescheut, um den Windows 7-Nachfolger mit schätzungsweise 1,5 Mrd. $ zu bewerben.1 Vor allem die kosmetische Verjüngung mit knalligen Farben und interaktivem Kacheldesign sollte neue Kaufanreize für das Betriebssystem bieten. Tatsächlich kann man die neue Oberfläche, wenn vielleicht nicht als Punktlandung, dann zumindest als ambitioniert empfinden.

Trotzdem hat die Software im vergangenen Quartal damit Schlagzeilen gemacht, für den Einbruch bei den PC- und Notebook-Absätzen verantwortlich zu sein2 und veranlasste den allgemeinen Medientenor zu Superlativen wie „Usability-Desaster“3 und dem „Ende der PC-Ära“4. Ist die Wirkbeziehung hier tatsächlich so einfach? Hat der Tablet-affine Charakter des neuen Windows zu einer einseitigen Begünstigung der Tablet-Branche geführt oder wird hier einem ohnehin existierenden Boom von iPad und Konsorten ein neuer Faktor hinzugedichtet?

Nüchtern betrachtet konnte schon vor Erscheinen des neuen Windows ein markanter Anstieg im Tablet-Sektor prognostiziert werden, der sich bis 2017 mutmaßlich mehr als verdoppeln wird.5 Und auch die Kaufabsichten der Nutzer gingen schon 2011 deutlich hin zum Tablet, mit abnehmender Tendenz zu klassischen PCs.Wo Windows hier das Zünglein an der Waage ist oder nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, lässt sich nur schwerlich beschreiben. Fraglich bleibt, ob nicht auch im Notebook-Markt irgendwann eine Sättigung erreicht werden kann.

Fakt aber ist: das neue Betriebssystem kommt nicht an. Ursachen hierfür sind kolossale Patzer (möchte man sie nennen) und „Komfortschwächen“7 wie die Unmöglichkeit, Fenster simpel zu schließen, oder die Abwesenheit des altbewährten Explorers.8

Fakt ist auch, dass Apples Mac OS mit dem ‚Launchpad‘ und ‚Mission Control‘ zwei Anwendungen kennt, die ebenfalls starken App-Charakter aufweisen und für Tastatur und Maus weniger Komfort bieten als für Touchpad und -screen. Dass die Masse an Nutzern aufgrund dieser Funktion zum iPad übergesiedelt wären, hat man jedoch nirgends verlauten hören.

Quellen (Stand: 23.5.13)

1. Vgl. http://www.computerbase.de/news/2012-10/werbekosten-fuer-windows-8-bei-rund-1.5-mrd.-us-dollar/
2. Vgl. http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/pc-markt-einbruch-idc-und-garnter-beschuldigen-windows-8-a-893716.html
3. http://www.drweb.de/magazin/usability-desaster-windows-8-ist-eine-einzige-enttaeuschung-37017/
4. http://meedia.de/background/meedia-blogs/nils-jacobsen/nils-jacobsen-post/article/verkufe-brechen-ein–ende-der-pc-ra-naht_100045291.html
5. Vgl. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/183419/umfrage/prognose-zum-weltweiten-absatz-von-pcs-nach-kategorie/
6. Vgl. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/180376/umfrage/kaufabsicht-von-technischen-geraeten-in-deutschland/
7. http://www.com-magazin.de/news/windows/studie-bescheinigt-windows-8-komfortschwaechen-120270.html
8. Ebd.

Nomen est omen

Byzanz ist Konstantinopel ist Istanbul… Zarizyn ist Stalingrad ist Wolgograd ist Stalingrad?1
Viele Namen kannte die Stadt zwischen Don und Wolga, die seit der Antike ihren Status als wichtiger Verkehrsknotenpunkt innehat. Geschichtsträchtig wurde sie im Herbst 1942 als Schauplatz der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Wehrmacht und Rotarmisten und Massengrab von 700.000 (nach anderen Schätzungen über 1 Mio.) Menschen. Ihre Bedeutung rangiert irgendwo zwischen Wendepunkt im Krieg, Mahnmal und ewigem Mythos.2
Zum 70. Gedenktag der Schlacht durfte Wolgograd nunmehr für den Zeitraum der Feierlichkeiten auf seinen ehemaligen Namen Stalingrad hören. In den Augen Russlands ein Zeichen für “Patriotismus und Unbesiegbarkeit”, in den Augen von Menschenrechtlern ein Grund zur Empörung.3

Und bevor man fast geneigt ist, sich in das weite und unüberschaubare Feld der moralischen Implikationen, den Debatten um Heroisierung und der historischen Verklärung Stalins zu begeben, verbuchen wir das Ganze doch einfach in der Kategorie im Osten nichts neues. 

Viel interessanter erweist sich an dieser Stelle der saarländische Zwist um die Bezeichnung der Hermann-Röchling-Höhe4, die ihren Namen dem besagten antisemitischen Kriegsverbrecher und Großindustriellen zu verdanken hat.
Wie genau sich die Fehde aus Ereiferern und Enthaltungen in der kommunalen Politik darstellte, soll an dieser Stelle vernachlässigt werden. Resultat des Streits ist indes die Umbenennung des Stadtteils in “Röchling-Höhe” (ohne Hermann) dank des Votums von CDU, SPD und FDP.5

Stichwort: Röchling und Völklinger Hütte … war da nicht so etwas mit Zuckerbrot und Peitsche? Nur was am Kompromissvorschlag des Völklinger Stadtrats vergangenen Donnerstag ist jetzt Zuckerbrot und was ist Peitsche?

Quellen (letzter Abruf: 3.2.2013)

1. http://www.focus.de/politik/ausland/umstrittene-gedenkaktion-in-russland-wolgograd-soll-kurzzeitig-wieder-stalingrad-heissen_aid_910147.html
2. http://www.zeit.de/2012/51/Ausstellung-Stalingrad-Dresden
3. http://www.tagesschau.de/ausland/stalingrad152.html
4. http://m.faz.net/aktuell/politik/inland/ns-vergangenheit-im-saarland-nur-roechling-ohne-krieg-12043334.html
5. http://www.sr-online.de/sronline/sr3/roechling_umbenennung_landesregierung_stadtrat_voelklingen100.html

Von Sportlern in Strumpfhosen und anderen Strapazen

Schon Natalie Portman hatte es nicht leicht, als sie im Ballettthriller Black Swan besagte Hauptrolle übernahm und darüber prompt ihren Verstand verlieren durfte.1
Der Vorwurf seitens der Tanzwelt über die fehlende Authentizität des oscarprämierten Films2 verlief noch relativ unbemerkt. Schlimmer war jedoch, dass Sarah Lane, Tanzdouble von Natalie Portman und Solistin des American Ballet Theatre, völlig übergangen worden ist. Wo in Filminterviews nämlich der Eindruck entstand, dass es sich bei den Tanzszenen um Portmans Eigenleistung handelte, war in fast allen Fällen der Körper ihrer Doppelgängerin zu sehen (Stichwort: Face Exchange Technologie).3

Wem die Darbietung von Natalie Portman zu übertrieben oder gar unglaubwürdig erschien, darf sich nun wieder daran erinnert fühlen, dass sich die wahren Tragödien außerhalb der Filmwelt ereignen. So geschehen z.B. 1994, als Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan einem Angriff mit einer Eisenstange zum Opfer fiel und sich ihre damalige Kontrahentin, Tonya Harding, als Drahtzieherin des Attentats entpuppen sollte.4
Und so geschehen auch letzte Woche, in der Sergej Filin, Ballettchef des Bolschoi-Theaters in Moskau, nach einem Säureangriff schwere Verletzungen davongetragen hat.Die Motive aus Neid und Intrige, Ansehen und Macht in der Welt des Tanzes könnten klassischer nicht sein.
Wir befinden uns in einer Welt, wo Erfolg stark vom persönlichen Wohlwollen einiger einflussreicher Gönner abhängig ist und wo man für das öffentliche Renomee über Leichen zu gehen bereit ist. Einer Welt, wo die Eintrittskarten selbst auf dem Schwarzmarkt Beträge im Hunderterbereich erzielen.6
Bei Konflikten im Tanz, so lernen wir aus alledem, geht es immer gleich an die Substanz.

An die Substanz, oder eher um die Substanz, ging es vergangene Woche auch im Radsport, wo Lance Armstrong ganz nach amerikanischem Geschmack (Stichwort: Tränendrüse) seine Schuld bezüglich der Dopingvorwürfe einräumte. Die wirklich interessanten Fragen, etwa dass ein ganzes Netzwerk zur Vertuschung einbezogen werden musste und an welcher Stelle Korruption betrieben worden ist, blieben dabei jedoch unbeantwortet.7

Vielleicht kann man aus all diesen Geschichten auch nur eine Lehre ziehen. Nämlich welche offenkundigen Vorzüge es hat, Oprah Winfrey zu sein.
Die sah im Interview mit Armstrong wieder einmal umwerfend aus.

 Quellen (letzter Abruf: 20.1.2013)

1. http://www.zeit.de/kultur/film/2011-01/black-swan-film/seite-1
2. http://www.zeit.de/kultur/2011-01/john-neumeier-black-swan
3. http://faz-community.faz.net/blogs/tanz/archive/2011/05/09/der-skandal-um-den-falschen-schwarzen-schwan.aspx
4. http://www.spiegel.de/sport/sonst/eiskunstlauf-die-eishexe-kehrt-zurueck-a-44084.html
5. http://www.heute.de/Bolschoi-Ballettchef-mit-Säure-attackiert-26219850.html
6. ebd.
7. http://www.zdfsport.de/Armstrongs-Geständnis-wirft-neue-Fragen-auf-26216148.html

Über die Verantwortung des Journalisten

Es mag für eine Sekunde gewesen sein, dass man im vergangenen Jahr nicht aufgepasst hat und plötzlich schienen sich die Ereignisse im Gazastreifen regelrecht zu überschlagen – eingeschlossen ihrer todbringenden Konsequenzen.1 Ein Militärschlag der israelischen Luftwaffe zur gezielten Tötung des Militärchefs der Hamas bildete hierfür den Ausgangspunkt und öffnete das “Tor zur Hölle”.2

Hierzu Stellung zu beziehen, erweist sich als hochdiffizile Aufgabe und zumindest aus deutscher Sicht hat Zurückhaltung oberste Priorität. Nicht zuletzt war es die Kanzlerin, die das Wohl Israels weniger als reine Pflicht, denn als “Herzensangelegenheit” bewertete.3
In diesem Spannungsfeld zwischen der Verurteilung des Handelns Israels und bloßer antisemitischer Hetze wird zurzeit eine Debatte um den Verleger und Kolumnisten Jakob Augstein geführt.

Seit Dezember 2012 rangiert dieser, gemäß den Vorgaben des Simon Wiesenthal Centers, auf Platz 9 der “Top Ten Anti-Semitc/ Anti-Israel Slurs”.4 Während die Platzierungen eines Ahmadinedschad und der Muslimbrüder noch unmittelbar und logisch erscheinen, wird das antisemitische Potential eines Augstein an anderer Stelle festgemacht: dieser beschwöre vor allem in seiner Art der Formulierung antijüdische Tendenzen und bediene unter anderem alteingesessene Klischees, etwa das der “jüdischen Weltverschwörung”.5
Zusätzlich angeheizt wird die Kontroverse durch Henryk M. Broder, Kolumnist für die Welt und nicht selten bekannt durch seine ausufernde Polemik. Zwar hat dieser einige seiner Behauptungen zurückgezogen (so auch dafür, dass Augstein gerade “um die Gelegenheit gekommen (ist), im Reichsicherheitshauptamt Karriere zu machen”6 ), ein Ende des Konflikts ist damit aber noch nicht in Sicht.

Augstein ist durchaus von den Vorwürfen betroffen, will sich von seiner israelkritischen Berichterstattung jedoch nicht distanzieren. Mehr noch weißt er etwaige Schuldzuweisungen von sich, dass seine Texte missverstanden und als Legitimation für Fanatiker dienen könnten.7
Und das ist es vielleicht, was die Verantwortung eines Journalisten unter Umständen ausmacht. Nämlich das Potential der eigenen Texte zu erkennen, in den falschen Händen instrumentalisiert zu werden, und den Spielraum für Interpretation bewusst einzuschränken.

Quellen (zuletzt aufgerufen am 16.1.13)

1. http://www.taz.de/!105779/
2. http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-11/israel-hamas-militaerchef-
3. http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1848968/Partnerschaft-mit-Israel-ist-Herzensangelegenheit.html
4. http://www.wiesenthal.com/site/pp.asp?c=lsKWLbPJLnF&b=6212365#.UPZ6IaWrnG5
5. Bspw. führe der Vergleich Augsteins vom Gazastreifen mit einem Lager zur Assoziation mit einem KZ.
vgl. ttt – titel thesen temperamente (13.1.2013): Die Antisemitismus-Debatte um Augstein und Broder, URL: http://www.ardmediathek.de/das-erste/ttt-titel-thesen-temperamente/die-antisemitismus-debatte-um-augstein-und-broder?documentId=13037630
6. http://www.welt.de/kultur/article112708625/Das-war-nicht-hilfreich-Ich-entschuldige-mich.html
7. siehe 5

Vom Regen in die Traufe…

…mag man sich gedacht haben, als es Gérard Depardieu diese Woche von der Loire in die sibirische Kälte verschlug.1

Ausgangspunkt hierfür bildet die Reichensteuer, an der sich bereits Obama die Zähne ausbeißen durfte und angesichts des republikanischen Widerstands lediglich einen Mindestkompromiss erzielen konnte. Reich bleibt in den USA reich, während Normalverdiener weiterhin drauflegen.2
Anders sieht die Situation in Frankreich aus, wo Hollande bestrebt ist, Spitzenverdiener mit sagenhaften 75% zu besteuern3. Ein Unterfangen, worüber noch nicht entschieden und welches vorerst von Frankreichs obersten Richtern gekippt worden ist4.

Indes hat Schauspieler Gerard Dépardieu eine ganz individuelle Problemlösung für sich gefunden und ist am 6.1.2013 von Putin höchstselbst in Russland eingebürgert worden.
Russland als neues Wahlexil, das zuletzt damit Schlagzeilen gemacht hat, wie repressiv es mit seinen Künstlern respektive Künstlerinnen verfährt? Das Russland, das an der Punkband “Pussy Riot” in einem inquisitorischen Prozess ein Exempel statuiert hat?5

Zugegeben: 75% Einbußen im Budget sind ein ganz schön harter Brocken und machen die Entscheidung nicht leicht, welches das kleinere Übel ist. “Obelix” hat unterdessen aufgehört, sich gegen die römische Dekadenz aufzulehnen und bevorzugt, sich der russischen Elite anzubiedern.
Verwunderlich scheint außerdem der mediale Wirbel, für den die Angelegenheit gesorgt hat, die in allen gängigen Nachrichtenformaten aufgegriffen wird. Brigitte Bardot wird bereits als nächste Anwärterin und neue russische Staatsangehörige gehandelt.6

Und nicht zuletzt schwebt über allem die wohl interessanteste Frage: was, beim Teutates, muss eigentlich getan werden, um von einem Wladimir Putin mit solcher Kusshand empfangen zu werden!?

Quellen (zuletzt aufgerufen am 7.1.2013)

1. http://www.heute.de/Putin-herzt-Neu-Russe-Depardieu-26031324.htm
zur Biographie Depardieus: http://de.wikipedia.org/wiki/Gérard_Depardieu
2. http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-01/USA-fiscal-cliff-haushaltsstreit-obama-verlierer
3. http://www.tagesspiegel.de/politik/frankreich-hollande-kuendigt-neuen-vorstoss-fuer-reichensteuer-an/7574134.html
4. http://www.tagesspiegel.de/politik/frankreich-richter-kippen-hollandes-reichensteuer/7570834.html
5. http://www.heute.de/Gericht-lässt-ein-Mitglied-von-Pussy-Riot-frei-24710922.html
6. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-01/brigitte-bardot-depardieu-russische-staatsbuergerschaft