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TV Noir – das Wohnzimmer der Songwriter

 

Das Schwarz-Weiß-Fernsehen ist zurück! Zumindest jeden zweiten und dritten Freitag im Monat. TV Noir heißt das Programm, das auf ZDF Kultur ausgestrahlt wird. Allerdings erst um 23 Uhr. Also nicht gerade leicht zu finden. Ich persönlich hatte davon noch nie etwas gehört, obwohl es schon seit 2008 im Internet ausgestrahlt wird und seit Mai 2011 nun im Fernsehen.
„TV Noir ist eine Mischung aus Live-Musik, Talk, Spiel und Interaktion mit dem Publikum, die einmal pro Monat im Heimathafen Neukölln in Berlin stattfindet.“

 

„Zwei Musiker nehmen bei Moderator Tex auf dem Sofa Platz, zumeist ein noch relativ unbekannter Newcomer, zusammen mit einem bereits etablierten Künstler“, heißt es auf der Internetseite. Der Unterschied zu einer normalen Sendung ist hier aber, dass es nur in schwarz-weiß ausgestrahlt wird. Passende Untermalung: Eine alte Stehlampe mit Stoffschirm und Plüschsofas. Die Gäste und der Moderator sind allerdings modern gekleidet. Ich weiß nicht genau, ob ich das jetzt unpassend finden soll, oder nicht. Es stört irgendwie das farblose Flair, aber andererseits symbolisiert es auch die Neuinterpretation.

 

Mit den Musikern entsteht zuerst ein lockeres Gespräch, Tex macht Witze, eigentlich wie bei Viva, nur dass hier mehr Kultur suggeriert wird. Laut tvnoir.de werden auch Spiele gespielt(das kann ich mangels Zuschauerfahrung nicht beurteilen). Dann gibt es natürlich Konzerte, aber grundsätzlich nur akustisch. Ist auch alles sehr stimmungsvoll und gut gemacht, soweit man das beurteilen kann, wenn die Sendung so selten kommt. Auf jeden Fall eine super Idee mit dem Schwarz-Weiß, wie ich finde. Vielleicht kommt das Ganze ja demnächst sogar häufiger.

Quelle: http://tvnoir.de/about/

Warum schaut keiner ZDF Neo?

Mittlerweile habe ich festgestellt, dass das einzige Programm, das ich mir nicht nur um des Nichtstuns-Willens anschaue, ZDF Neo ist. Im Gegensatz zu ungefähr allen anderen Fernsehsendern kommt dort mal was anderes, interessantes. Und das beste: Es brüllt sogar niemand rum! Unter dem Gesichtspunkt könnte man sich doch vorstellen, dass eigentlich fast jeder ZDF Neo schaut. Die Quote muss ja enorm steigen, dachte ich, als ich feststellte, dass es auch noch nach Stunden interessant ist und keiner rumbrüllt.

Aber wie in der Zeit Online am 15.6.2012 zu lesen war, sieht es dort ganz anders aus. Laut Simone Emmelius, der Leiterin des Senders, gab es Quotentechnisch „(…) eine relative Steigerung auf ein halbes Prozent im Gesamtmarkt und 0,9 im digitalen“. Also übersetzt: Das ist nicht gerade viel. Aber woher kommt es, dass der Sender nach mehr als drei Jahren noch immer eine so geringe Quote aufweist? Ist die Zielgruppe vielleicht zu klein? Laut der Koordinatorin des Senders liegt diese zwischen 25 und 49 Jahren. Was meiner Meinung nach wirklich nur grob geschätzt ist. Vielleicht ist es auch einfach die Gewohnheit. Die meisten machen sich wahrscheinlich gar nicht die Mühe, so weit zu zappen, (der Sender liegt, scheinbar allgemein ziemlich weit hinten) wenn man schon viel weiter am Anfang hängen bleiben kann? Vielleicht liegt es auch daran, dass genau diese Zielgruppe eben gar nicht so viel Fernsieht. Oder nicht solche Sender. Oder die, die gute Sender schauen, haben keinen Fernseher… (nicht so ernst nehmen 😉 )

Aber ganz ehrlich, mich interessiert es. Warum, denkt ihr, dass die Quote so schlecht ist und was haltet ihr eigentlich von dem Sender?

 

Zum Zeit-Artikel: http://www.zeit.de/kultur/film/2012-06/fernsehen-zdf-neo

Neon – war das immer so?

Irgendwann, ich glaube so ungefähr richtung Oberstufe, kam die Zeit, in der man nicht mehr so genau wusste, was man eigentlich lesen soll. Früher war das tägliche Blatt bei den meisten – wie könnte es anders sein- die Bravo. Einige Frühreife griffen auch zu solch extraordinären Zeitschriften wie „Joy“ oder „Cosmopolitan“. Doch mit fortgeschrittenem Alter merkte man, dass diese Tage gezählt waren. Dr. Sommer hatte nichts neues mehr zu erzählen und alle Tipps für sämtliche pubertären Lebenslagen kannte man in- und auswendig. Was nun?

Bei solch höchster schulischer Belastung war an den Spiegel oder gar die Zeit nicht zu denken. Allzu niveaulos wollte man aber auch nicht erscheinen. Händeringend gab man sich dieser schrecklichen Lebensphase – ach, übertreiben wir nicht.
Irgendwann kaufte ich also die Neon.

Dort hatte man endlich die Chance, Politik und Wirtschaft in normaler Sprache zu durchblicken, die Modebeiträge waren nicht zu abgehoben und die Gefühlsthemen plötzlich viel erwachsener. Und wenn man auf den ganzen Kram keine Lust hatte, gab es noch etliche Dinge dazwischen. Irgendwie war diese Zeitschrift einfach mal was anderes.
Aber heutzutage fühlt sich ein Gang mit der Neon unterm Arm an, wie ein Spießrutenlauf. Oder so ähnlich. Ja, man könnte auch genauso gut mit MacBook und Starbucks Coffee to go herumlaufen. Nicht, dass man verfolgt würde. (Oder dass ich was gegen MacBooks und klebrige Getränke habe) Aber irgendwie kommt einem die Neon schon sehr gezwungen vor. Gezwungen alternativ und hipster und linksgrün mit Enterhaken.

Schon auf den ersten Seiten springen sie einem entgegen: ekelhaft träumerische Nicknames. Da sagen dann WinterfeE, Sie_mit_Hut oder Pusteblume84* ihre Meinung zu noch träumerischeren Themen. Immer, wenn man dann durch diverse Schwarzweiß-Bilder durchgeblättert hat, oder solche, bei denen nur noch Helvetica und weiße Schriftzüge fehlen, hat man es geschafft, endlich, der Artikel. Die lese ich immernoch gerne, aber Neon ist schon ein ziemlicher Meinungsmacher. Ja, in dem Sinne gibt es eigentlich keine Artikel, denn man kann hier eigentlich nichts lesen, ohne schon auf eine Meinung oder Wertung zu stoßen. Und übrigens: Auch Tillmann Prüfer, „Stil-Redakteur des Zeit – Magazins“, der „über Produkte, die er sich nicht kaufen wird“ schreibt (und das macht er jedes Mal großartig), kann nicht über das Image hinwegtäuschen. Nein, auch nicht, wenn er schreibt wie blöd er Coffee to go findet.

Und trotzdem ist die Zeitschrift immernoch lesenswert, weil sie sich nicht immer auf das aktuellste und wichtigste Konzentriert, sondern auch viele andere Aspekte des Weltgeschehens auffasst. Aber ganz ehrlich, muss das denn alles in diesem mega – individuellen wir-sind-so-alternativ-Rahmen stattfinden?

Oder war das einfach schon immer so?

 

 

 

*Namen sind natürlich ausgedacht.

The Liverpool Goalie – oder wie man die Schulzeit überlebt

Jo Idstads Leben läuft mit 13 Jahren schon völlig schief: In der Schule wird er von Tom Erik drangsaliert, der ihn zwingt, seine Hausaufgaben zu machen und zuhause wartet schon seine übervorsichtige Mutter auf ihn, die paranoiderweise jeden Morgen seine Temperatur misst und verzweifelt so tut, als würde sie dem netten Nachbarn bei der Steuererklärung helfen.  Das einzige was ihm Spaß macht, ist Fußballkarten zu sammeln. Denn er und seine Mitschüler sind auf der Suche nach der seltensten Karte: dem Torwart von Liverpool. Als ein neues Mädchen in die Klasse kommt, wird alles anders. Mari ist hübsch, selbstbewusst und clever – und Jo muss sich nun vor ihr behaupten. Natürlich spielt sie Fußball, denn das scheint ungefähr das wichtigste im Dorf zu sein, doch Jo versagt als Torwart für gewöhnlich auf ganzer Linie. Nun muss er lernen, sein Leben für Mari in die Hand zu nehmen und sich endlich zu behaupten…

Was klingt wie ein Kinderfilm, ist eigentlich auch einer. Aber „The Liverpool Goalie“ ist mit so viel Witz dargestellt, dass man gar nicht anders kann als mitzufiebern, wenn Jo beispielsweise versucht, Tom Erik endlich klarzumachen, dass er seine Hausaufgaben nichtmehr machen wird. Auch bei Jos ständig ablaufendem Kopfkino lacht man gelegentlich Tränen. Kinostart ist in Deutschland am 15. März 2012, in Norwegen war er bereits 2010 zu sehen. Auf jeden Fall ist dieser Film für Leute aller Altersklassen, die keinen tiefliegenden Hass gegen Kinderfilme hegen, wirklich sehenswert.

 

Hier der Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=H8vJKeFiGaE

Quellen: http://www.filmstarts.de/kritiken/190015.html

Das Filmmuseum Frankfurt – ganz subjektiv

Ich stehe zu unchristlicher Zeit vorm Frankfurter Filmmuseum. Dass es so kalt ist, liegt nicht nur am Winter. In Frankfurt scheint es auch im Sommer kalt zu sein. Gut, dass Museen immer freundlich und einladend aussehen. Heizung haben die auch, meistens.

Das Filmmuseum wurde im August 2011 nach einem Umbau neueröffnet und mich würde wirklich interessieren, wie es vorher ausgesehen hat. In der großen Eingangshalle (die tatsächlich elegant und mit beeindruckenden Lichtverhältnissen für das Wetter ausgestattet ist) stehen schon verschiedene Exponate, unter anderem ein Bambi. Der Museumsshop ist nahezu unnatürlich unaufdringlich, aber das ist auch alles schon garnicht mehr wichtig, denn langsam drängt nicht nur die nette Dame, die uns eine Führung gibt, sondern auch die Neugier ins erste Stockwerk.

Es ist erst einmal angenehm dunkel. Hier stehen Exponate aus dem 18. und 19. Jahrhundert, also praktisch alles, was den Film in seine Bahnen geleitet hat. Die Ausstellung ist in fünf Abschnitte in sozusagen historischer Reihenfolge gegliedert: Schaulust, Bewegung, Aufnahme, Projektion und Laufbild. Beeindruckend ist eine begehbare Camera Obscura. Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Ding so gut funktioniert, dass man sogar Farbnuancen klar erkennt. Interessant ist auch die Tatsache, dass bei der Herstellung von Laterna Magicas scheinbar mehr auf das Äußere als den Inhalt geachtet wird.

Im zweiten Stock geht es um filmisches Erzählen. Auch hier gibt es eine Gliederung: Schauspiel, Ton, Bild und Montage. Um ein Modell aus dem Film „Alien“ muss ich erst einmal zehn Minuten angetan herumschleichen, bevor ich die Autogramme betrachte, die das Museum gesammelt hat. Weiter hinten im Raum gibt es einen Greenscreen. Auf den dazu angebrachten Bildschirmen kann man beispielsweise -auf einem Hochhaus stehend- auf die Straße hinunterblicken. Absolutes Highlight ist allerdings eine vierzig minütige Filmvorstellung: Auf vier Leinwänden werden parallel Filmausschnitte gezeigt, die thematisch zueinander passen. Zum Beispiel Farbe, Wut, oder Lachen. Ich habe danach das Bedürfnis, ungefähr jeden einzelnen Film in Gänze anzuschauen und hoffe, die Semesterferien sind lange genug.

Wenn man danach immernoch Zeit hat, kann man zusätzlich die momentane Ausstellung des Fotografen Jim Rakete betrachten, oder ins Hauseigene Kino gehen. Kurz gesagt, das Filmmuseum ist absolut interessant, sowohl in Raumgestaltung als auch der Ausstellung an sich und ich würde es jedem empfehlen, der jetzt noch nicht dort war.

Das Wikipedia-Gefühl

Kennen wir das nicht alle? Man muss ein Referat halten oder eine Hausarbeit schreiben, hat schon so viele Bücher aus der Bibliothek geschleppt, so viele Online-Artikel gelesen, nur zu  ein paar kleinen Informationen scheint es auf der Welt keine Literatur zu geben. Obwohl genau diese Informationen genau jetzt unglaublich wichtig für diese Arbeit sind! Dass es meistens an Stress, Ungeduld und dazu scheinbar proportional steigender Blindheit für wichtige Informationen in Texten liegt, sei augenzwinkernd dahingestellt.

Dann beschleicht einen ein dumpfes Gefühl. Ein verbotenes Gefühl. Mit plötzlich kalten Händen huschen die Finger über die Tastatur, ein, zwei Mausklicks… und es ist getan. Das Adrenalin pulsiert in den Adern – Wir haben Wikipedia aufgerufen. Und sind dort ungefähr nach einer Sekunde fündig geworden.

Aber warum ist Wikipedia immernoch an so vielen Universitäten „Sünde“? Da es sich um eine „freie“ Enzyklopädie handelt, an der eigentlich jeder weiterschreiben kann, gilt Wikipedia als unzuverlässig. Autoren sind oft Laien, die sich interessehalber in einem bestimmten Themengebiet auskennen. Die Artikel sind oft fehlerhaft oder gar Plagiate und die Autoren kann man oft gar nicht mehr zurückverfolgen, da viele auch noch anonym arbeiten. Oder die Quelle, die man genannt hat, existiert so nichtmehr, weil der Artikel wieder umgeschrieben wurde. So erklärt man es uns schon seit der Schulzeit. Klingt erstmal alles plausibel.

Doch 2005 hat „Nature.com“in einem Vergleich zwischen Wikipedia und der Encyclopedia Britannica durchgeführt, dessen Ergebnis überraschte: 42 zufällig ausgewählte Artikel wurden von Experten in Hinblick auf Fehler und Ungenauigkeiten überprüft. Wikipedia-Artikel wiesen im Durchschnitt vier Fehler auf und die der Encyclopedia drei. Innerhalb der 42 Artikel traten insgesamt in beiden Enzyklopädien vier schwerwiegende Fehler auf. So unzuverlässig kann die Seite also gar nicht sein, oder? Allerdings ist der Vergleichstest mittlerweile doch schon relativ alt und die Zahl der getesteten Artikel sehr gering. Die geringe Fehlerzahl kommt laut „Forschen und Lehre“ daher, dass so viele Autoren an den Artikeln schreiben und die Seite eine so hohe Aktualität hat, dass Fehler meist schnell gefunden und verbessert werden. Hauptargument gegen Wikipedia ist meistens, dass es sich eben nicht um wissenschaftliche Texte handelt. Die Autoren sind oft Laien oder gar anonym. Aber sollte man die Arbeit eines Wissenschaftlers nicht genauso kritisch hinterfragen?
Auch, dass die Quelle eines Artikels manchmal später nichtmehr aufrufbar ist, stimmt so nicht, wie Forschen und Lehre erklärt. Man könne einfach einen Permanentlink der Seite in ein Zitat seines Textes einbauen. So finde sich immer wieder die gemeinte Version. Die Autoren kann man ebenfalls zurückverfolgen, da es zu jedem Artikel eine Versionsgeschichte gibt. In dieser steht, wer mitgeschrieben hat und wer was genau zu einem Eintrag beigetragen hat. So lassen sich Informationen anonymer Autoren auch aussortieren.

In „normalen“ Enzyklopädien und wissenschaftlichen Texten gibt es im Gegensatz zu Wikipedia natürlich meist keine Diskussionsfunktion. Aber diese ist besonders hilfreich für einen reflektieren Umgang mit den aufgerufenen Artikeln und Themen. Denn gerade in den Diskussionen wird ja kritisiert und man hat Einblick in verschiedene Betrachtungsweisen. Wobei es ja nicht verboten ist, diese zu lesen um sich weitreichender zu informieren, denn man benutzt diese später sicher nicht als Quelle für seine Arbeit. Es scheint also einfach viele Vorurteile gegen Wikipedia zu geben, immerhin ist die Seite einfach noch nicht besonders alt. Außerdem sollen Studenten lernen, „richtig“ zu recherchieren. Ob die Debatte je zu einer Lösung kommt, ist fragwürdig. Und Wikipedia hat eben  seine Vor- und Nachteile. Man hat mittlerweile auch einfach selber schon ein schlechtes Gefühl, wenn man Wikipedia benutzt hat, ob nun berechtigt, oder nicht. Aber irgendwie haben wir es erstaunlicherweise ja auch fast immer geschafft, am Ende doch ohne unser geliebtes Wiki zu arbeiten.

 

Literatur:

http://blogs.nature.com/nascent/2005/12/comparing_wikipedia_and_britan_1.html

http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/?p=6807

http://www.nature.com/nature/journal/v438/n7070/full/438900a.html

Warum blicken wir zurück?

Jedes Jahr kurz vor Silvester passiert das gleiche. Meistens, wenn man in der Programmvorschau auf der Suche nach den ungefähr 82629325 „Dinner for one“ – Ausstrahlungen ist, von denen man auf der Party natürlich wieder unbedingt eine sehen muss, as usual, um schließlich im Laufe der Feierei trotzdem jede einzelne zu verpassen. Oder es passiert, weil man plötzlich so viel Zeit hat und beschließt, etwas zu lesen zu kaufen. Man schaut über die vielen Cover der Zeitschriften und stellt fest: Alles ist voller Jahresrückblicke.
Es kommt einem so vor, als würde wirklich jede einzelne Zeitschrift, jedes Fernsehprogramm so einen Rückblick zeigen. Man wird regelrecht verfolgt damit. Bisher konnte ich erfolgreich vermeiden, auch nur einen solcher Rückblicke zu lesen oder im Fernsehen zu verfolgen. Aber wozu gibt es sie überhaupt? Hat nicht langsam auch der letzte mitbekommen, welche die wichtigsten Ereignisse gewesen sind?

Vielleicht ist es also eine art Absicherung. Damit man sich auch vergewissern kann, dass man auf dem neusten Stand ist. Schließlich erträgt kaum ein Mensch den Gedanken, etwas verpasst zu haben. So besteht zumindest das Gefühl, wir wüssten jetzt alle dasselbe. Also eine schöne Illusion, um getrost ins neue Jahr zu feiern. Oder so ein Rückblick dient dazu, mit dem geschehenen abzuschließen. Das neue Jahr bedeutet für viele Menschen auch einen kleinen Neuanfang. Wenn man alles noch einmal Revue passieren lässt, kann man sozusagen ballastfrei von vorne Anfangen…

Das klingt ja alles schon beinahe esoterisch. Neuanfang? Ballastfrei? Nüchtern betrachtet ist es lediglich einen Tag später. Aber auch wenn wir es nicht zugeben wollen, haben die meisten von uns an Silvester doch mehr oder weniger genau dieses Gefühl. Woher kämen sonst so plötzlich die guten Vorsätze?

Vielleicht gibt es den Jahresrückblick auch, damit die Mitarbeiter und Redakteure des Fernsehens und der Zeitschriften sich etwas erholen können. Meistens passiert um die Jahreswende ja nichtmehr allzu viel, also kann man sich etwas Arbeit sparen und einfach das zusammenfassen, was schon passiert ist. Böse Zungen behaupten auch, das sei Alles nur für die Quote!
Auch wenn es sicher hauptsächlich um Quoten geht, spielen wohl alle diese Gründe auch ein bisschen mit hinein. Im Jahresrückblick besteht außerdem die Möglichkeit, vielen Menschen noch einmal eine Ehre zu erweisen, oder Ereignissen zu gedenken. Ich bin sicher nicht der einzige, der es unvorstellbar fände, beispielsweise Loriot nicht noch einmal zu erwähnen. Man kommt scheinbar nicht drumherum, um diese Jahresrückblicke. Und irgendwie sind sie mittlerweile schon ein fester Teil der Weihnachts- beziehungsweise Neujahrszeit. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nächstese Jahr mindestens eine dieser Rückblicke zu lesen oder anzuschauen. Bleibt die Frage, ob das nun ein guter oder schlechter Vorsatz ist.