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Interviewdestaster auf dem roten Sofa

Eine völlig genervte Schauspielerin und ein überforderter Moderator – Mehr brauchte es nicht um das Interview von Katja Riemann in der Sendung „Das!“ vom NDR komplett aus dem Ruder laufen zu lassen.

Dabei wirkte der Rahmen der Sendung zu Beginn doch eher flach und das Thema unkompliziert: Hinnerk Baumgarten sollte mit ihr den neuen Film „Verratene Freunde“ vorstellen, in dem sie eine der Hauptrollen darstellte. Dieses Vorhaben erwies sich jedoch als alles andere als leicht.

Zugegeben, das Interview startete mit sehr seichten Fragen zu ihrer Haarfarbe im Film. Was sie denn mit ihren Haaren gemacht hätte, ob sie gefärbt seien, fragte der zunächst fröhlich wirkende Baumgarten. Die trockene Antwort, es handle sich dabei um eine Perücke, wirkt noch sehr nachvollziehbar, denn das ist wirklich nicht die spannendste Frage, wenn es um eine Filmvorstellung geht. Doch danach beweist Katja Riemann nach allen Regeln der Kunst, wie man einen immer verunsicherten Moderator auflaufen lassen kann. Ihre Antworten sind abweisend, zickig und unkooperativ, sie reagiert absolut unwillig.

Sie ist nun in aller Munde, es hagelte Kommentare zu ihrem peinlichen Auftritt, es wurde jedoch sogar jede Seite in sozialen Netzwerken und ihre Website gesperrt, um einen sich ankündigenden Shitstorm zu vermeiden. Allerdings bleibt die Frage, ob die Fragen von Baumgarten nicht tatsächlich zu persönlich waren und der Bezug auf die kürzlich verstorbene Schauspielerin Rosemari Fendel, mit deren Tochter Riemann befreundet ist, sehr pietätlos?

Link zu einer Zusammenfassung des Interviews:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=QE6m5TsoaOE

Quellen:

http://www.stern.de/kultur/tv/peinlich-interview-bei-das-katja-riemann-ist-offline-1985459.html

http://www.prosieben.de/stars/news/katja-riemann-nach-interview-flop-ich-rede-generell-nicht-gerne-ueber-privates-1.3543723/

Recyclingprogramm für die Westfälische Rundschau

Ein weiterer Tiefpunkt in der Zeitungskrise: Die Westfälische Rundschau entlässt 120 Journalisten und 200 freie Mitarbeiter. Merkwürdig nur, dass sie weiterhin erscheinen soll. Und das ohne Redakteure? Ja, mit Berichten und Bildern anderer Zeitungen.

Was bleibt, ist der Name. Übernommen wird nun der Lokalteil der Ruhr- Nachrichten und der Hauptteil der WAZ, der Westfälischen Allgemeinen Zeitung. Dieser Plan lässt Leser und Kenner der WR noch mehr an der Idee zweifeln. Es sollen also sehr konservativ gehaltene Nachrichten in ein durch jahrelange SPD- Nähe arbeitergebundenes Blatt integriert werden.

Berichtet wird über die eigene Sache kaum, sie wird eher übergangen. Grund für die radikale Maßnahme sei der Verlust von 50 Millionen Euro in den letzten Jahren. Die Leser kämpfen nun für ihre Zeitung und die Pressevielfalt vor allem im Lokalen, gut 1000 Journalisten, Politiker und Leser versammelten sich Ende Januar in der Dortmunder Innenstadt.

67 Jahre Tradition gehen verloren und die Rundschau als eigene Stimme verstummt. Das Zeitungssterben in Deutschland hält an.

 

http://www.readers-edition.de/2013/02/03/trauerzug-fur-die-von-der-waz-axt-redaktionell-enthauptete-westfalische-rundschau/

http://de.wikipedia.org/wiki/Westf%C3%A4lische_Rundschau

Gamification – Das Leben als Spiel?

Putzen? Staubsaugen? 3 Tage ohne Zigarette?

Die normale Reaktion: „Nein, danke!“. Doch dagegen gehen die neuen Apps jetzt vor. Erfüllt man solche Tätigkeiten wie Bügeln oder Spülen, so erhält man Bonuspunkte und Auszeichnungen, die zum Beispiel die Eigenschaften einer virtuellen Spielfigur verbessern. Bezeichnet wird das als Gamification, der Versuch, durch Belohnungen nervige Alltagsaufgaben interessanter zu machen.

Dabei ist das Grundprinzip dieser Gamification schon älter, man denke nur an Bonusmeilen oder Kundenkarten. Ob die neue Innovation der Gamification- Apps nun die Wohnung dauerhaft sauber macht, bleibt unsicher. Schließlich muss das Spiel so spannend sein, dass man das erforderte Verhalten auch freiwillig erbringt. Vor allem wenn es um Sport geht, muss der innere Schweinehund immer wieder überwunden werden. Das versucht die App „Zombies, Run!“, eine Art Hörspiel, die vor näherkommenden Zombies warnt und die Geschwindigkeit des tatsächlichen „Flüchtens“ per GPS überprüft.

Doch wo ist die Grenze zwischen Motivation und Manipulation? Lässt man sich bei diesen Spielen nicht doch zu sehr zu einem Verhalten drängen, das man eigentlich gar nicht will?

 

http://www.spiegel.de/netzwelt/games/gamification-wie-spiele-das-leben-leichter-machen-a-844328.html

http://www.twentytwenty.at/2012/11/franz-knipp-gamification-achtung-gefahren/

„Deine Mudda liest das Handelsblatt!“ – Final Times: Endlich schwarz!

Heute, am 07.12.12, erscheint die letzte Ausgabe der Financial Times Deutschland.
Erstmals verkauft wurde die Wirtschaftszeitung am 21. Februar 2000 und scheint jetzt die Rekorde noch einmal zu brechen: „Vergriffen und ausverkauft!“ heißt es an den Kiosks und den anderen Verkaufsstellen. Wer trotzdem nicht darauf verzichten will, hat die Chance im Online- Shop ein Exemplar zu erwerben.

Denn nicht nur der Aspekt der „letzten Ausgabe“ macht die Zeitung habenswert, sondern auch ihre ungewöhnliche Aufmachung:
Das ansonsten lachsfarbene Blatt erscheint ganz in schwarz. Final Times nennt sie sich heute. Auf der letzten Seite verneigen sich die Mitarbeiter vor den Lesern.

Gruner und Jahr verabschiedet sich mit dem spöttischen Protest „Deine Mudda liest das Handelsblatt!“ von der FTD.
Auch wenn sie Gruner und Jahr laut SpiegelOnline angeblich 250 Millionen Euro gekostet hat und der kein Interimsmanager gegönnt wurde, spart die Wirtschaftszeitung nicht an Eigenlob. Sie nennen die Titel ihrer aufregendsten Meldungen, zeigen ihre spannendsten Bilder und weisen sich selbst die Rolle eines revolutionären Blattes zu, das auch über Grenzen hinaus berichtete und „vorlaut“ und „anders“ sei.

Andererseits zeigen sie in dem Artikel „Fehler – doch nicht bei der FTD… außer manchmal“ auch ihre Schwächen und nehmen in amüsanten Artikeln wie „Wir waren Helden“, die von Erlebnissen der Reporter erzählen, auch Abstand vom zynischen Ton der restlichen Zeitung. Auch eine Reihe von Entschuldigungen seitens der Chefredaktion sind in der letzten Ausgabe zu finden, sei es wegen der „verbrannten Millionen“, den missachtenden „Formulierungsvorschlägen“ oder dem fehlenden „Glauben“ an die Politiker.

Insgesamt also ein stolzer Abgang, den die Financal Times Deutschland hingelegt hat!

 

http://www.ftd.de/panorama/vermischtes/outofoffice/:bilder-des-tages/70118891.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gruner-jahr-verkuendet-aus-fuer-financial-times-deutschland-a-868371.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/die-letzte-ausgabe-der-financial-times-deutschland-am-7-12-2012-a-871506.html