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Videotheken – Opfer des digitalen Wandels?

Videotheken – bunte Läden voll mit Filmplakaten und Regalen die mit Videokassetten und DVDs gefüllt sind, oder besser waren. In den 90er Jahren hatte sie ihre Blütezeit, schossen wie Pilze aus dem Boden und gehörten fest zum Stadtbild.

Anfang des Monats jedoch schloss nach 28 Jahren mit dem Video-Center Wittlich die letzte Videothek des Landkreises Bernkastel-Wittlich.  Wo früher in der Säubrennerstadt bis zu 5 Videotheken gleichzeitig Filme und Serien zum Leihen angeboten haben, gibt es heute kaum noch eine Möglichkeit dies analog zu tun. Wittlich ist kein Einzelfall; die Zahl der schließenden Videotheken in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Doch was sorgt für das Aussterben dieses Geschäftsmodells?

Der Grund scheint klar; das Internet. Waren Videotheken nach dem Kino früher die einzige Möglichkeit Filme zeitnah anzusehen, bieten legale und illegale Streamingdienste heutzutage eine riesige Auswahl an Filmen und Serien, die jederzeit einfach und ohne großen Aufwand anzuschauen sind.

„Das Geschäftsmodell der Videotheken wurde eins zu eins ins Internet übertragen – anstatt in ein Geschäft zu gehen, eine DVD auszuleihen und später zurückbringen zu müssen, reichen heute ein paar Klicks.“

Florian Kerkau, Strategieberatung Goldmedia

Dies wirkt sich auf das Nutzungsverhalten aus. Nur noch wenige nehmen den Aufwand in Kauf das Haus zu verlassen um den Weg zur nächsten Videothek auf sich zu nehmen, um dann bewusst durch das Sortiment zu stöbern und sich ein paar DVDs für den Filmeabend auszuleihen. Da scheint es viel einfacher gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und durch die Angebote der Video-Streamingdienste wie beispielsweise Netflix, Amazon Prime und Maxdome zu scrollen.

„Den Menschen entgeht so viel. Sie schränken sich selbst so sehr ein. Ihre Gewohnheiten werden durch Algorithmen gespeichert, und letztlich schaut heute jeder das Gleiche“

Früher war der Vorteil der Videotheken, dass der Konsument unabhängig von dem Fernsehprogramm den Zeitpunkt für eine Filmsichtung selber wählen konnte, was heutzutage durch das Internet selbstverständlich geworden ist. Auch das haptische Erlebnis spielt keine Rolle mehr, schnelle und einfache Verfügbarkeit stehen im Vordergrund, wodurch Streamingdienste heute einen ähnlichen Boom erleben wie Videotheken vor 30 Jahren. Rund ein Drittel der Deutschen ab 14 Jahren nutzten 2018 mindestens einmal wöchentlich einen Video-Streaming-Dienst. Bei den 14-29 Jährigen sind es sogar 67%. Und die Zahlen steigen.

Der Kurs scheint klar; die Videotheken sterben aus. Sie können mit den Angeboten der Online-Dienste nicht mithalten und sind damit nur ein Opfer von vielen des Beginns vom Ende der Offline Konsumgesellschaft.

Quellen: