WhatsApp wird kostenlos, der „Jahresbeitrag“ von 0,89€ fällt weg – mit dieser Ankündigung überraschte der Messenger-Riese vor einigen Tagen. Tatsächlich ist die Umstellung in vielen Fällen bereits erfolgt.
Wer umgestellt wird, erhält eine entsprechende Nachricht von WhatsApp. Von der Umstellung ausgenommen sind iPhone-Nutzer, die die App in der Vergangenheit gekauft haben, bevor das Gratis-Jahr eingeführt wurde. Einen Nachteil haben diese Nutzer jedoch nicht: Ihre WhatsApp-Version wurde ohnehin schon auf das kostenlose Dauer-Abo umgestellt.
Wie finanziert sich WhatsApp nun?
WhatsApp finanziert sich bislang über die jährlichen Zahlungen seiner Nutzer. Werbung gibt es nicht und soll es auch weiterhin nicht geben, betonen die Entwickler explizit im Zuge der Umstellung. Stattdessen wird WhatsApp auf ein Geschäftsmodell umstellen, das bislang von Drittanbietern wie WhatsBroadcast angeboten wird: WhatsApp will Unternehmen die Möglichkeit bieten, direkt in Kontakt mit den Kunden zu treten. Das soll jedoch nur auf explizite Aufforderung des jeweiligen Messenger-Nutzers geschehen.Vor allem Onlineredaktionen, Zeitungen, TV- und Radiosender und andere Publisher sind bislang typische Nutzer solcher Angebote. Auch Banken und andere Unternehmen könnten den Service in Zukunft nutzen. Business-to-Consumer lautet das Schlagwort, kurz B2C.
Die Art, wie wir leben, kann durch neue Technologien nachhaltig beeinflusst werden. Das zeigt sich auch beim Mobilfunk: Die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten, die Smartphones & Co. bieten, wirken sich auch auf unser Sozialverhalten aus.
Der Umgang miteinander wurde durch die Möglichkeit, beinahe jederzeit und an jedem Ort erreichbar zu sein, stark verändert. Egal ob beruflich oder privat – mobile Technologien machen unsere Kommunikation direkter und erleichtern es uns, mit Menschen in Verbindung zu bleiben. Eine Situation, die jedoch täglich passiert: Man sitzt beim Essen und starrt auf sein Handy. Facebook, Whatsapp-Nachrichten und News aus aller Welt sind wichtiger als der Mensch, der gegenüber sitzt. Dieses Phänomen wird „Phubbing“ genannt, zusammengesetzt aus den Worten „phone“ und „stubbing“ (vor den Kopf stoßen). „Die Leute reden immer noch miteinander, aber völlig selbstverständlich schauen sie zwischendurch auch auf ihre Smartphones“, so die Mannheimer Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Angela Keppler
Sind wir also Smartphone-Junkies? Im Tagesspielgel sagte Phil Reed, Professor für Psychologie an der Swansea University in Wales: „Es ist nicht eindeutig, ob die Leute Smartphone-süchtig sind, obwohl die Existenz der Phantomvibration, wenn wir also irrtümlich denken, dass das Handy vibriert, eine Form der Abhängigkeit nahelegt. Klarer ist hingegen, dass die Leute danach süchtig sind, was das Smartphone kann – Internet, soziale Netzwerke und so weiter.“
Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die heute mit Smartphones aufwachsen, ist der Einfluss digitaler Kommunikationsmittel auf das Alltagsverhalten besonders ersichtlich. Langfristige Absprachen sind out, heutzutage verabreden sich Jugendliche eher spontan und auch unverbindlicher: Termine und Treffpunkte werden kurzfristig geändert oder Verabredungen in letzter Minute abgesagt.
Fußball in Deutschland ist in fester Hand der Medien. Woche für Woche, Tag für Tag dreht sich im deutschen Fernsehen vieles um das runde Leder. Ob am Wochenende die Spiele der ersten und zweiten Liga oder unter der Woche Champions League und Europa League – jedes Spiel wird im Pay-TV Sender Sky live übertragen. Dazu kommen die guten alten Formate, wie die ARD-Sportschau oder das ZDF-Sportstudio, die ebenfalls TV-Rechte an der Bundesliga besitzen. Vor- und Nachberichterstattung, Analysen und Interviews – die komplette Bandbreite ist ein ums andere Mal abgedeckt. Fußballfans geht das Herz auf, allerdings birgt die Mediatisierung auch gewisse Risiken.
Die Auswirkungen der Medien auf den Sport sind immens. Waren die Spiele der Bundesliga vor einigen Jahren noch gebündelt am Samstagnachmittag, gibt es heute an allen drei Wochenendtagen Live-Fußball. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Wegen des entzerrten Spielplans gibt es mehr Möglichkeiten für Live-Übertragungen. Durch den Verkauf der TV-Rechte lässt sich so ein deutlich höherer Profit herausschlagen.
Im April 2016 werden die TV-Rechte zur Fußball-Bundesliga neu vergeben, das milliardenschwere Wettbieten wird bereits in diesem Herbst beginnen. Nachdem die englische Premier League einen Mega-Deal abgeschlossen hat, der knapp sieben Milliarden Euro innerhalb von drei Jahren einbringt, will bzw. muss die Bundesliga nun nachziehen und „notfalls unpopuläre Maßnahmen ergreifen„, wie DFL-Chef Christian Seifert sagte.
TV-Vermarktung und Werbung bilden die mit Abstand größten Einnahmequellen eines Bundesligavereins
Der TV-Vertrag der höchsten englischen Liga stößt in neue Dimensionen vor: über zwei Milliarden Euro pro Saison spült der Mega-Deal in die Kassen der 20 Vereine. Geld, von dem die Bundesliga-Clubs nur träumen können. In Deutschland kommen die 36 Vereine der 1. und 2. Liga gerade mal auf 2,51 Milliarden Euro – in einem Zeitraum von vier Jahren wohlgemerkt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, will die Deutsche Fußball Liga nun den Spielplan weiter entzerren und zwei neue Anstoßzeiten einführen. Der erste Vorschlag der milliardenschweren Medienrechte sieht fünf Montagsspiele (20.15 Uhr) und fünf zusätzliche Sonntagsspiele (13.30 Uhr) pro Saison vor. So erhoffen sich die DFL und insbesondere die Vereine eine Milliarde Euro pro Saison. Neben der finanziellen Verbesserung sieht die Liga insbesondere Vorteile für die Europa-League-Teilnehmer. „Fragen Sie mal Schalke und Dortmund, die am Donnerstag in der Europa League ran müssen. Die sind alles andere als erfreut, wenn sie keine 48 Stunden später wieder in der Liga spielen müssen“, so Seifert. Durch die geänderten Anstoßzeiten gäbe es eine längere Regenerationszeit zwischen den europäischen Partien am Donnerstag und den Liga-Spielen am Sonntag bzw. Montag.
Konkurrenz für Sky?
Noch diesen Herbst will die DFL die endgültigen Paketangebote für alle Plattformen vorstellen. Nachdem die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele zuletzt für den gesamteuropäischen Markt exklusiv an das US-Unternehmen Discovery gegangen sind, erhofft sich nun auch die Bundesliga weitere Mitbieter aus Übersee. Wird es also bald mehr Konkurrenz für Sky geben, die sich zuletzt die Live-Rechte an den Bundesliga-Spielen sicherten?
Die Bundesliga hat in den letzten Jahren stetig an Attraktivität gewonnen. Nicht nur fußballerisch setzt der deutsche Fußball neue Maßstäbe, auch in Sachen Vermarktung bietet die deutsche Elite-Liga eine Plattform, die weltweit für Interesse sorgt. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Discovery nach dem Olympia-Coup nun auch in das Rennen um die Bundesliga einsteigt und versucht, die Rechte für ihr Tochterunternehmen Eurosport zu ergattern. Auch Unitymedia und die Telekom könnten sich in die Interessentenliste eintragen, selbst der Einstieg des Suchmaschinen-Primus Google wird für möglich gehalten.
Allerdings wird nicht damit gerechnet, dass sich ein Anbieter finden lässt, der alle Pakete kauft. Es geht schließlich um die Rechte von Free TV, Pay-TV, Erstverwertung, Zweitverwertung, Internet und mobiles Netz.
Konflikt Bundesliga – Amateurfußball wird größer
Die Mediatisierung und die damit verbundene TV-Vermarktung wirkt sich jedoch nicht nur finanziell aus. Auch wenn der Samstag Kernspieltag bleiben soll, würden die Verlegungen auf einen weiteren Sonntagstermin und auf Montag zu heißen Diskussionen und Problemen führen. Bereits 2010 waren die Fans mehrheitlich gegen die Einführung eines weiteren Sonntagsspiels (15.30 Uhr). Das Montagsspiel der zweiten Liga, das es bereits seit längerer Zeit gibt, ist bei Fans ebenfalls äußerst unbeliebt. Für Kinder und Berufstätige wird ein Besuch im Stadion durch die Verlegung weiterer Spiele immer schwieriger. Gerade bei Auswärtsfahrten müsse man mit leeren Gästeblöcken rechnen.
Auch den Konflikt zwischen Bundesliga und Amateurfußball darf man nicht außer Acht lassen. Egal ob im Jugend- oder Erwachsenenbereich – ein entzerrter Bundesliga-Spielplan führt automatisch zu Terminkollisionen mit den Spielen der darunterliegenden Ligen. War es vor einigen Jahren noch relativ einfach, Überschneidungen zu vermeiden, ist es inzwischen fast unmöglich. Die Konkurrenz zwischen Profi- und Amateur-Fußball wird somit immer größer. Spieler stehen vor der Wahl, Bundesliga zu schauen oder selbst zu spielen. Trainer leiden unter bundesligabedingten Absagen. Und die Vereine? Jeder Fußballverein in Deutschland zieht einen relativ großen Teil seiner Einnahmen aus dem Erlös der verkauften Tickets. Egal ob Kreis- oder Regionalliga – jeder Verein verlangt Eintritt, um laufende Kosten zu decken. Der Andrang auf die Kassen der kleinen Vereine ist jedoch während eines zeitgleichen Bundesligaspiels lange nicht so groß. Die finanzielle Diskrepanz zwischen Amateur- und Profi-Vereinen wird durch die schrumpfenden Zuschauerzahlen im Amateurbereich immer größer.
Man könnte dem DFB und der DFL vorwerfen, nicht ausreichend auf die Bedürfnisse derer einzugehen, die den Fußball zu dem machen, was er ist. Allerdings ist der Fußball schon längst nicht mehr in Händen der Fans, sondern fest im Griff der Medien und der Wirtschaft. Daher kann weder der DFB noch die DFL den mediatisierten und kommerzialisierten Weg verlassen. Deutschland will schließlich weiterhin konkurrenzfähigen Fußball sehen.