Seit Oktober gibt es darüber Berichte. Jetzt sind bei Trierer Kunden die ersten Schreiben von Kabel Deutschland eingegangen: Das Unternehmen plant deutschlandweit die Einrichtung eines für ihre Kunden kostenfreien WLAN Netzes, dass unter dem Namen KD WLAN Hotspot+ zu finden sein wird.

Die Idee
Sie ist so einfach, wie genial.
Man nutzt die schon in vielen Haushalten vorhandenen Router der privaten Kunden und gewährt über diese Hardware fremden Kabelkunden Zugriff aufs Internet.
Die Voraussetzungen
Hardware: Bedingung für die Teilnahme ist bei den Kabel Kunden ein Hiltron oder Compal Router.
Software: Diese Router erlauben die Anwendung der Multi-SSID-Technik, mit deren Hilfe mehrere virtuelle Funknetze gleichzeitig aufgebaut werden können. Laut Kabel Deutschland sollen auf diese Weise bis zu maximal fünf Fremdsurfer zeitgleich mitsurfen dürfen. Diesen würde eine zusätzlich eingerichtete Bandbreite zur Verfügung gestellt, die eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von zehn Megabit pro Sekunde gewährleisten soll.
Die Bedenken
Manche Kabel-Deutschland-Kunden fürchten eine Einbuße der ihnen dann noch zur Verfügung stehenden Download-Raten. Diese Sorge ist laut Kabel Deutschland unbegründet, da die Gastsurfer ein separates Funknetz benutzen würden, das mit einer eigenen Kapazität arbeitet.
Eine weitere Sorge ist die Sicherheit des eigenen Heimnetzwerkes. Auch hier beruhigt Kabel Deutschland mit dem Hinweis, dass die Netze trotz der Verwendung desselben Routers streng voneinander getrennt wären.
Ein dritter Punkt, der Sorge bereitet, ist die in Deutschland übliche „Störerhaftung“. Während große Unternehmen durch für sie günstig ausgelegte Sonderregelungen davon nicht betroffen sind, haften private WLAN-Besitzer bisher in vollem Umfang für Schäden, die durch illegale Up- und Downloads über ihre hauseigenen Netze getätigt werden. Dieses Problem will Kabel Deutschland jedoch ausgeräumt haben. Denn jeder Gastnutzer bekommt eine eigene, temporäre IP-Adresse zugewiesen. Und da er sich mit seiner privaten Kabel-Kennung in den jeweiligen Homespot einloggen muss, wäre er damit nachverfolgbar.
Die verbleibende Rechtsunsicherheit – was, wenn dann doch die Abmahnung eines emsigen Rechtsanwaltes ins Haus flattert, auf die ein Homespot-Betreiber reagieren müsste – wird durch den im Kabel Deutschland Flyer bestätigten Haftungsausschluss des Kunden beschwichtigt. Um solche Fälle will sich Kabel Deutschland laut Aussage seines Pressesprechers persönlich kümmern.
Hoffnung auf baldige Rechtssicherheit gibt darüber hinaus eine Vereinbarung der Netzpolitiker von CDU und SPD von Montag, dem 04.12.2013:
Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen wurde sich darauf geeinigt, dass private Anbieter von frei zugänglichen WLANs den Zugangs-Providern wie Telekom und 1&1 gleichgestellt und somit vom Haftungsrisiko befreit werden sollen.
Ein „Geschmäckle“ hat die Art des Vorgehens von Kabel Deutschland. Wer nicht innerhalb von sechs Wochen nach Zustellung der unten angehängten Anschreiben widerspricht, ist automatisch per Fernkonfiguration mit dabei. Allerdings kann man auch später noch aus der Homespot-Community wieder austreten, die Abschaltzeit beträgt dann sieben Tage.
Das Fazit
Diese Idee und Technik sind nicht neu, sondern werden von dem aus Spanien stammenden Unternehmen Fon schon seit Jahren benutzt. Die Erfahrungen, vor allem in Frankreich, sind gut und haben nicht nur dort zu einer weiten Verbreitung dieses Systems beigetragen.
Schon vorhandene Hardware Ressourcen zu nutzen, um eine Verbesserung des Angebotes und der Versorgung für viele auch unterwegs zu ermöglichen, spricht sehr für eine „Win-Win“-Situation für Provider und Kunden.
Bleibt zu wünschen, dass die noch ausstehende gesetzliche Regelung der Haftungsbefreiung von privaten WLAN Betreibern von der Politik zügig in Angriff genommen wird.
Denn freigeschaltet werden sollen die Homespots schon Anfang Februar.


Spiegel online, URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/kabel-deutschland-plant-homespot-service-mit-privatkunden-a-933808.html. Stand 15.11.2013, abgerufen am 12.12.2013.
Spiegel online, URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/stoererhaftung-netzaktivisten-begruessen-vorstoss-fuer-offene-w-lans-a-932055.html. Stand 06.12.2013, abgerufen 12.12.2013.
Beiträge zur „Störerhaftung“. URL: http://www.wbs-law.de/?s=st%C3%B6rerhaftung. Abgerufen 12.12.2013.
Homepage „fon“, deutsch. URL: https://corp.fon.com/de. Abgerufen 12.12.2013.
Übersichtskarte fon, Europa: https://corp.fon.com/en/maps. Abgerufen 12.12.2013.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Privat-Router-als-oeffentliches-WLAN-Kabel-Deutschland-will-Homespots-standardmaessig-aktivieren-2046642.html. Stand 14.11.2013, abgerufen 12.12.2013.
http://www.teltarif.de/kabel-deutschland-homespot-vorteil-nachteil-chancen-risiken/news/53396.html. Stand 20.11.2013, abgerufen 12.12.2013.
https://www.kabeldeutschland.de/csc/produkte/homespot. Abgerufen 12.12.2013.