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Wenn es denn so sein sollte, dass wir diesen Weg nur ein Mal gehen, so ist doch jeder Augenblick, in dem wir unsere Augen geschlossen halten, unwiderruflich verloren.

(Werbe-) Freiheit für die Öffentlich-Rechtlichen!

Nun liegen die neuen Zahlen der KEF auf dem Tisch:
Der vollständige Ausstieg aus der Werbefinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würde die Beitragszahler 1,25 Euro im Monat zusätzlich kosten.
Einkalkuliert sind dabei nicht nur die wegfallenden Werbeeinnahmen, auch die Füllung der freiwerdenden Sendeplätze ist berücksichtigt.

Die privaten Rundfunkanbieter sehen diese Entwicklung mit zwiespältigen Gefühlen:
Zwar würden durch die Verknappung der Werbeflächen prinzipiell höhere Erträge in den eigenen Portalen erwirtschaftbar, aber vor allem regional agierende Hörfunkanbieter fürchten um die Wettbewerbsfähigkeit ihres durch Werbedurchsetzung weniger attraktiven Programmes.

Dennoch ist meiner Meinung nach das Nachdenken über eine Umstrukturierung der Rundfunkfinanzierung die Mühe wert.

Nicht vergessen sollte man nämlich die Kosten- und Ärgerersparnis, die durch eine derartige Regelung gegenüber der die deutsche Rundfunklandschaft mit Argusaugen beobachtenden EU möglich würde:

Ein Nachweis der meritorischen Funktion des beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks dürften gegenüber allen Kritikern bei Werbekarenz deutlich leichter fallen.

Quellen:

KEF Bericht liegt vor: Abschaffung von Werbung und Sponsoring in Hörfunk und Fernsehen kostet 1,25 Euro. URL: http://www.kef-online.de/inhalte/presse/index.html [Stand 28.01.2014, abgerufen 01.02.2014].

Pressemitteilung der KEF vom 28.01.2014. URL: http://www.kef-online.de/inhalte/presse/kef_pressemitteilung_28012014.pdf [Stand 28.01.2014, abgerufen 01.02.2014].

Homespot, sweet homespot …

Seit Oktober gibt es darüber Berichte. Jetzt sind bei Trierer Kunden die ersten Schreiben von Kabel Deutschland eingegangen: Das Unternehmen plant deutschlandweit die Einrichtung eines für ihre Kunden kostenfreien WLAN Netzes, dass unter dem Namen KD WLAN Hotspot+ zu finden sein wird.
Anschreiben Kabel

Die Idee
Sie ist so einfach, wie genial.
Man nutzt die schon in vielen Haushalten vorhandenen Router der privaten Kunden und gewährt über diese Hardware fremden Kabelkunden Zugriff aufs Internet.

Die Voraussetzungen
Hardware: Bedingung für die Teilnahme ist bei den Kabel Kunden ein Hiltron oder Compal Router.
Software: Diese Router erlauben die Anwendung der Multi-SSID-Technik, mit deren Hilfe mehrere virtuelle Funknetze gleichzeitig aufgebaut werden können. Laut Kabel Deutschland sollen auf diese Weise bis zu maximal fünf Fremdsurfer zeitgleich mitsurfen dürfen. Diesen würde eine zusätzlich eingerichtete Bandbreite zur Verfügung gestellt, die eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von zehn Megabit pro Sekunde gewährleisten soll.

Die Bedenken
Manche Kabel-Deutschland-Kunden fürchten eine Einbuße der ihnen dann noch zur Verfügung stehenden Download-Raten. Diese Sorge ist laut Kabel Deutschland unbegründet, da die Gastsurfer ein separates Funknetz benutzen würden, das mit einer eigenen Kapazität arbeitet.
Eine weitere Sorge ist die Sicherheit des eigenen Heimnetzwerkes. Auch hier beruhigt Kabel Deutschland mit dem Hinweis, dass die Netze trotz der Verwendung desselben Routers streng voneinander getrennt wären.
Ein dritter Punkt, der Sorge bereitet, ist die in Deutschland übliche „Störerhaftung“. Während große Unternehmen durch für sie günstig ausgelegte Sonderregelungen davon nicht betroffen sind, haften private WLAN-Besitzer bisher in vollem Umfang für Schäden, die durch illegale Up- und Downloads über ihre hauseigenen Netze getätigt werden. Dieses Problem will Kabel Deutschland jedoch ausgeräumt haben. Denn jeder Gastnutzer bekommt eine eigene, temporäre IP-Adresse zugewiesen. Und da er sich mit seiner privaten Kabel-Kennung in den jeweiligen Homespot einloggen muss, wäre er damit nachverfolgbar.
Die verbleibende Rechtsunsicherheit – was, wenn dann doch die Abmahnung eines emsigen Rechtsanwaltes ins Haus flattert, auf die ein Homespot-Betreiber reagieren müsste – wird durch den im Kabel Deutschland Flyer bestätigten Haftungsausschluss des Kunden beschwichtigt. Um solche Fälle will sich Kabel Deutschland laut Aussage seines Pressesprechers persönlich kümmern.
Hoffnung auf baldige Rechtssicherheit gibt darüber hinaus eine Vereinbarung der Netzpolitiker von CDU und SPD von Montag, dem 04.12.2013:
Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen wurde sich darauf geeinigt, dass private Anbieter von frei zugänglichen WLANs den Zugangs-Providern wie Telekom und 1&1 gleichgestellt und somit vom Haftungsrisiko befreit werden sollen.
Ein „Geschmäckle“ hat die Art des Vorgehens von Kabel Deutschland. Wer nicht innerhalb von sechs Wochen nach Zustellung der unten angehängten Anschreiben widerspricht, ist automatisch per Fernkonfiguration mit dabei. Allerdings kann man auch später noch aus der Homespot-Community wieder austreten, die Abschaltzeit beträgt dann sieben Tage.

Das Fazit
Diese Idee und Technik sind nicht neu, sondern werden von dem aus Spanien stammenden Unternehmen Fon schon seit Jahren benutzt. Die Erfahrungen, vor allem in Frankreich, sind gut und haben nicht nur dort zu einer weiten Verbreitung dieses Systems beigetragen.
Schon vorhandene Hardware Ressourcen zu nutzen, um eine Verbesserung des Angebotes und der Versorgung für viele auch unterwegs zu ermöglichen, spricht sehr für eine „Win-Win“-Situation für Provider und Kunden.
Bleibt zu wünschen, dass die noch ausstehende gesetzliche Regelung der Haftungsbefreiung von privaten WLAN Betreibern von der Politik zügig in Angriff genommen wird.

Denn freigeschaltet werden sollen die Homespots schon Anfang Februar.

Flyer VorderseiteFlyer Rückseite
Spiegel online, URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/kabel-deutschland-plant-homespot-service-mit-privatkunden-a-933808.html. Stand 15.11.2013, abgerufen am 12.12.2013.

Spiegel online, URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/stoererhaftung-netzaktivisten-begruessen-vorstoss-fuer-offene-w-lans-a-932055.html. Stand 06.12.2013, abgerufen 12.12.2013.

Beiträge zur „Störerhaftung“. URL: http://www.wbs-law.de/?s=st%C3%B6rerhaftung. Abgerufen 12.12.2013.

Homepage „fon“, deutsch. URL: https://corp.fon.com/de. Abgerufen 12.12.2013.

Übersichtskarte fon, Europa: https://corp.fon.com/en/maps. Abgerufen 12.12.2013.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Privat-Router-als-oeffentliches-WLAN-Kabel-Deutschland-will-Homespots-standardmaessig-aktivieren-2046642.html. Stand 14.11.2013, abgerufen 12.12.2013.

http://www.teltarif.de/kabel-deutschland-homespot-vorteil-nachteil-chancen-risiken/news/53396.html. Stand 20.11.2013, abgerufen 12.12.2013.

https://www.kabeldeutschland.de/csc/produkte/homespot. Abgerufen 12.12.2013.

Wieviel Wahrheit braucht der Mensch? Oder: Was wird denn nun aus Edward Snowden?

Wir alle kennen nun seinen Namen, denn Edward Snowden ist mit gerade mal 30 Jahren ein moderner Held. Ein tragischer Held, wenn man seinen traurigen Augen hinter den Brillengläsern glauben darf.

Die letzten Bilder, die man von ihm sah, kamen aus Russland. Blass sah er aus. Viel blasser als in dem Video aus Hong Kong vom 06. Juni diesen Jahres. Da sein letzter, offizieller Wohnsitz vor der Flucht Hawaii war, das zwischen sieben und neun Sonnenstunden täglich hat, ist dies angesichts des hereinbrechenden russischen Winters auch verständlich.

Vielleicht ist es ja nicht die Kälte des Klimas, die alleine ihm die Farbe aus dem Gesicht trieb. Es wird ihn ebenso erschreckt, wie uns überrascht haben, dass nur Island, Kuba, die Volksrepublik China, Nicaragua und Venezuela kein Auslieferungsabkommen mit den USA haben. War es möglicherweise ein glücklicher Zufall, dass er auf dem Weg nach Venezuela ausgerechnet in Russland strandete? Dass Wladimir Putin ein Mann ist, der sich nicht erkennbar einschüchtern lässt, war nicht überraschend. Überraschend allerdings war seine Anweisung an Snowden: Er müsse aufhören, „den amerikanischen Partnern Schaden zuzufügen“, wenn er bleiben wolle.

Der junge Mann Edward Snowden, der weder die High School, noch sein Studium am College, noch sein Training als Rekrut der Special Forces der US Army abschließen konnte, genießt den Ruf eines Computergenies. Mit Computern kennt er sich aus, da genießt er hohes Ansehen. Sie sind integraler Bestandteil seiner Welt, der Teil der Welt, in dem er sich sicher bewegen konnte.
Als er im Zuge seiner Arbeit als Systemadministrator erkannte, auf welche Weise diese Welt von der CIA und der NSA missbraucht wurde, muss ihn das zutiefst bestürzt haben. Denn das Bedürfnis nach Sicherheit ist eines der elementaren Bedürfnisse des Menschen, genauso wie das Bedürfnis nach Freiheit und Wahrheit, die durch Recht und Ordnung gesichert werden sollen.

Warum also sitzt Edward Snowden jetzt um sein Leben fürchtend in Russland fest?
Weil er es gewagt hat, seinen persönlichen Wahrheitsanspruch an die Politik heranzutragen.

Rüdiger Safranski veröffentlichte 1990 ein Buch mit dem Titel Wieviel Wahrheit braucht der Mensch? Da war Edward Snowden gerade einmal sechs Jahre alt. Es ist ein außergewöhnliches Buch über die Macht von selbsterzeugten Bildern, in denen Denker ihre Freiheit verloren oder sich vor der Freiheit versteckten.
Edward Snowden hat sein Bild von Freiheit: Es ist das Bild einer Welt, in der Menschen unbeobachtet sein dürfen. Seine Wahrheit ist, dass wir unfrei, weil eben nicht unbeobachtet, seien.

Aber es gibt keine für alle gültige Wahrheit. Hätte Snowden Safranskis Buch in die Hände bekommen, hätte er lesen können, dass es mehr als nur eine Wahrheit gibt:
Da wäre erstens jene, die ein jeder sich selbst erdenkt. Denn durch die individuelle Denk-Kultur ist jeder Mensch frei zur Erfindung seiner eigenen Wahrheit.
Und zweitens gäbe es die „wahrheitspolitisch abgemagerte Politik“, die Wohlfahrt und Gerechtigkeit für sich reklamiert. Für diese Zwecke heiligt sie ihre Mittel.
Der Versuch diese beiden Sphären zu vermischen ist laut Safranski überaus gefährlich. In diese Gefahr hat sich Edward Snowden begeben.

Möge er darin nicht umkommen.

Neues vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur

Gute Neuigkeiten! Nun, Neuigkeiten immerhin. Obwohl, eigentlich ist es ja sooo neu dann doch nicht mehr, jedenfalls:

Schon nur vier(!) Tage nach der öffentlichen Verlautbarung in der Presse, also am heutigen Freitag, haben auch Lehrer an Trierer Schulen nun ein Schreiben von ihrem sich um sie kümmernden und für sie zuständigen Ministerium bekommen.
Ich hätte dies als Kommentar gepostet, aber dann könnte ich den Scan des Schreibens nicht anhängen. Und vielleicht interessiert der genaue Wortlaut den einen oder anderen.

Ich mag einen speziellen Humor haben, aber irgendwie amüsiert mich das Ganze.
Dieses Prozedere erinnert mich nämlich an die Geschichte mit der Kündigung. Die, wo jeder in der Firma es schon Tage vorher wusste, nur der arme Tropf selbst nicht. Rund um ihn guckten halt alle komisch, was ihn ziemlich nervös machte. Aber die Firmenleitung war sich sicher, besonders mitfühlend gehandelt zu haben. Weil, solange er ja nichts Genaues wusste, musste er sich auch keine Sorgen machen.
Reine Rücksichtsnahme, also.
Noch Fragen?

Ministerielles_Schreiben_Faceook_Lehrer

Hält unser Kultusministerium Lehrer für nicht lernfähig?

Als ich noch Schüler war erschien es mir immer, als ob meine Lehrer nach der Schule irgendwie aufhörten zu existieren. Nichts überraschte mich mehr, als sie im Kino, einem Konzert oder in einer Kneipe zu treffen. Fast, als ob Lehrer neben ihrer Funktion kein anderes Leben hätten. Bei einigen, die ich später näher kennen lernen durfte, war das so lange ausgebliebene Kennenlernen entschieden ein Verlust.
Lehrer können nämlich, dafür bürge ich, durchaus witzig, interessant und vielseitig interessiert sein.

Nun liegt meine Schulzeit noch vor der Erfindung des Internets. Heute ist das Kennenlernen um vieles leichter. Über soziale Netzwerke wie Facebook zum Beispiel.
Dass persönliche Daten an solch öffentlichen Orten achtsamst behandelt werden sollen, muss und soll unbedingt gewährleistet sein. Genau dafür gibt es Empfehlungen, denen Folge zu leisten im höchst eigenen Interesse jedes Nutzers dieser Dienste liegen sollte. Ich bin recht zuversichtlich, dass Lehrer all das lernen können…

Angesichts einer Mediengesellschaft, die sich ihren Regulierungsversuchen entzieht, ist die Beunruhigung der Datenschützer nachvollziehbar. Doch dabei vergessen sie in diesem Fall etwas Wesentliches:
Lehrer sind Vorbilder, denn nicht nur durch das von ihnen vermittelte Wissen, auch durch ihre Persönlichkeit wirken sie. Doch dazu müssen sie in der Welt, in der ihre Schüler leben, präsent sein dürfen. Und dazu gehören in unserer Zeit, auch wenn diese in deutschen Ministerien mit Sorge betrachtet werden, die sozialen Netzwerke.

Quellen:
Zeit.de (21.10.2013): Rheinland-Pfalz verbietet Lehrern Facebook-Kontakt zu Schülern – URL: http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-10/facebook-lehrer-schueler, entnommen am 23.10.2013
Focus online (23.10.2013): http://www.focus.de/politik/deutschland/rheinland-pfalz-setzt-verbot-durch-lehrer-schueler-kontakt-auf-facebook-ist-tabu_aid_1135537.html, entnommen am 23.10.2013
Webpräsenz des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Rheinland-Pfalz (21.10.21013): http://www.datenschutz.rlp.de/de/presseartikel.php?pm=pm2013102101, entnommen am 23.10.2013