Es ist eine beeindruckende Idee, Regimekritik Mittels Kunst zu äußern. Der Artikel „Das Geheimnis der Maorilyn Maoroe“ im Spiegel berichtet über eine New Yorker Kunstausstellung der besonderen Art. Der in den USA lebende Chinese Kenneth Tin-Kin Hung, „verwertet“ mediale Produkte in Form von Bildern aus Werbung, Kultur und Politik und gestaltet sie in künstlerische Artefakte um. Er erkundet dabei die „Natur der digitalen Kommunikation“ ohne sich bei der Materialwahl einschränken zu müssen. Animationen, Film, Videospiele, digital erstellte Graphiken – all das gehört zu seinem Repertoire.
In der aktuellen Ausstellung, „In G.O.D. We Trust“, geht es dem Künstler darum, per Internet Wortspiele zu sammeln und künstlerisch aufzuarbeiten, die dem chinesischen Softwarefilter für pornografische oder politischkritsche Inhalte entgehen. Hintergrund ist die Internetzensur Chinas, die jegliche, auch nur im entferntesten anstößig wirkenden, Beiträge filtert und somit für die Öffentlichkeit unzugänglich macht. Die Bevölkerung versucht dies zu umgehen, indem sie Synonyme für solche Inhalte schafft.
Kenneth Tin-Kin Hung hat es sich zum Ziel gemacht, chinesische Wortspiele in Verbindung mit bekannten Kunstformen, Symbolen oder Ikonen, wie beispielsweise Marilyn Monroe, zu bringen. Seine Kunstwerke sind somit als indirekte Zeichen der Kritik an der chinesischen Politik zu deuten.
Beeindruckender Weise, wurde dieses Potenzial seitens China bereits entdeckt und seine Website gesperrt. -Bleibt also die Frage nach der Wirkung dieser in Kunst transformierten Kritik offen.
Wie gelangen die Kunstwerke nach China, welche Auswirkungen haben sie dort und was macht der Rest der Welt mit solchen künstlerischen Aussagen? Wie ist die Resonanz?
Ich finde Kenneth Tin-Kin Hungs Konzept sehr gelungen, um auf die in China vorherrschende Problematik aufmerksam zu machen. Die Idee selbst regt zunächst einmal zum Denken an und gibt darüber hinaus Aufschluss über die journalistisch-kritische Lage Chinas. Schade an den Werken ist jedoch die Tatsache, dass sie für uns „Nicht-Chinesen“ ohne weitere Erklärung nicht verständlich sind. Unabhängig von der Sprache selbst, die natürlich die größte Verstehensschwierigkeit bereitet, würde wahrscheinlich kaum jemand die traditionellen Sprichwörter oder Redewendungen verstehen. Außerdem fehlt das kulturelle Hintergrundwissen, um viele der Anspielungen erkennen, beziehungsweise diese zumindest richtig deuten zu können.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Die heute vorhandene mediale Technik, wie das Internet, und dessen Nutzung ermöglicht, im übertragenen Sinne, nicht nur eine neue Form der Kunst, sondern dadurch auch die Möglichkeit Kritik besser, einfacher und schneller äußern zu können. Man kann leichter auf sich aufmerksam machen, da die relative Reichweite an Rezipienten größer ist. Fraglich ist jedoch, inwiefern solche kritischen Formen an Aufmerksamkeit gewinnen und in diesem Fall, wie sie überhaupt nach China durchdringen sollen.
Quellen:
Spiegel-online.de, Lischka, Konrad: Künstler Kenneth Tin-Kin Hung. Das Geheimnis der Maorilyn Maoroe., 20.06.2011, gelesen am 29.06.2011, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,768902,00.html