Alle Beiträge von s2alwalt

Wie viel Intelligenz hat ein Haftbefehl?

Ich bin high und ich rolle tief
Ich bin high und ich rolle tief
Ich bin high und ich rolle tief
Ich bin high und ich rolle tief

In-die-Fresse-Rap, jetzt gibt’s Heckmeck
Fick-deine-Mutter-Mucke, das ist die Message
Aus Flex wird Crack, so wie gewohnt
Magic Rezept, doch nix Harry Potter, Hundesohn
Cash mit Packs, Geld mit Schnuff
Jetzt wird gestreckt, denn das Insan ist pur
Fick die Welt, Baba Haft macht Para

Zu lesen ist hier ein Ausschnitt aus dem Lied„Ich rolle mit meim Besten“, des deutschen Rappers Haftbefehl, was wohl seine Ode an die Freundschaft darstellen soll, scheinbar zu seinem Duettpartner Marteria, ebenfalls bekannter Deutschrapper. Veröffentlich wurde der Song schon 2014 und über Umwege tat sich mir neulich der Weg zu diesem Stück Musik auf, dass ich in den ersten Sekunden noch belächelte. Als dann halbnackte pizzaessende, autolackierende und hammerschwingende Frauen auftauchten, kollidierte das aber ein wenig mit meiner Sensibilität für Sexismus. Der Tatort ist eine Tiefgarage, was bei vielen Rappern augenscheinlich eine Menge Anklang findet (vielleicht weil sie da ihre „geilen Schlitten“ am besten präsentieren können, vllt aber auch, weil sie kein Ordnungsamt an sonstigen öffentlichen Plätzen drehen lassen will). Die coolen Jungs gestikulieren simultan zu ihren(teils sehr unverständlichen)Rapparts was das Zeug hält und man bekommt fast den Eindruck, dass sie ernst meinen, was sie da von sich geben. Immer wieder eingeblendet: die halbbnackten Frauen und die teuren Autos, ein weniger teures dürfen die Frauen sogar mit einer Kreissäge zerlegen. Und das Beeindruckenste (oder Lachhafteste)kommt dann zum Schluss: Haftbefehl selbst lädt eine Pistole und richtet sie auf den Zuschauer vor dem Bildschirm. Leider bin ich raptechnisch nicht so bewandert und deshalb wundere ich mich nur, dass dieses Musikvideo auf youtube schon ganze 1,8 Millionen Mal angeschaut wurde. Scheinbar gibt es genug Leute, denen Haftbefehl mit seinen coolen rhymes voll ins Herz trifft, ja offenbar gibt es auch Leute, die einen Sinn aus diesen lyrics ziehen; mir wäre der schleierhaft gebliebene, hätte ich nicht den Titel gelesen. Kann auch sein, dass seine Videos geguckt werden, weil halbnackte Frauen durchs Bild und auf Autos herumturnen. Also zusammenfassend schon eine Menge absolut driftiger Gründe. Jetzt stellen sich mir aber zwei Fragen: Wie vertritt Haftbefehl das Frauenbild, dass er in seinem Video propagiert? Und: Wieviel Intelligenz hat dieser Mann? Aus seinem Songtext zu „Rollen mit meim Besten“ ist zumindest erahnbar, dass sein IQ nicht allzu hoch sein wird (ohne jetzt angreifend oder wertend klingen zu wollen, versteht sich). Der Text an sich besteht aus erfundenen Worten und unzusammenhängenden Sätzen, die keinen Sinn ergeben. Ist also Frauenverachtung gepaart mit Plumpheit gar ein Patentrezept? An Raptalent scheint es ihm also nicht zu fehlen, und so kann man vllt wieder auf das Publikum schielen: Hätte er nicht die vielen Fans, würde er seine Musik nicht produzieren. Ich persönlich fand dieses Hörerlebnis eine einmalige Erfahrung und bin froh, dass ich mir diesen coolen Gangsta nicht ein zweites Mal anhören muss.

Night Will Fall- Gegen das Vergessen

Kürzlich strahlte die ARD zum siebzigsten Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz einen noch nie veröffentlichten Dokumentarfilm aus. Dieser trägt den Titel „Night Will Fall“ und ist ein Werk des Filmproduzenten André Singer.
Singers Film basiert auf dem 1945 produzierten „Tatsachenbericht über die deutschen Konzentrationslager“, einer Dokumentation des britischen Filmproduzenten Sidney Bernstein über die Befreiung der Lager Bergen-Belsen, Majdanek, Auschwitz, Buchenwald und Dachau, zu der später auch Alfred Hitchcock hinzustieß, da Bernstein Hilfe bei der Zusammenstellung des Materials brauchte. Zudem ist Hitchcock dafür bekannt, Filme so zu konzipieren, dass sie einem regelrecht unter die Haut gehen. Und genau das sollte mit der Dokumentation erreicht werden. Bernstein produzierte den Film, um allen beweisen zu können, dass die barbarischen Gräueltaten, die an den unvorstellbar vielen jüdischen Menschen verübt wurden, tatsächlich passiert sind. Das Material sollte den Deutschen gezeigt werden, da viele den Holocaust, obwohl doch nachweislich alle davon gehört hatten, verleugneten. Dennoch bekamen nur vergleichsweise wenig deutsche Bürger den Film zu Gesicht, da man zu Beginn des kalten Krieges die Deutschen nicht demütigen, sondern vielmehr als zukünftige Verbündete gegen die Sowjetunion gewinnen wollte.
In den Aufnahmen der sowjetischen, britischen und amerikanischen Armeen, und auch in denen von SS-Leuten, sind stapelweise (diese Beschreibung klingt roh, aber sie ist treffend) tote, vollkommen ausgezehrte Menschen, ohne ein einziges Gramm Fett am Körper zu sehen; tote Gesichter, mit eingefallenen Wangen, aufgerissenen Augen und Mündern; Gesichter, denen der halbe Kiefer fehlt oder die von Schusswaffen durchlöchert sind; Menschen, die Tote auf ihrem Rücken zu Massengräbern schleppen und hineinwerfen, so als ob die Toten Müll wären. Zwischen diesen schrecklichen Aufnahmen aus den Lagern blendet Singer immer wieder Interviews mit Zeitzeugen ein, sowohl britische, sowjetische und amerikanische Soldaten, die die KZ’s befreiten, als auch mit jüdischen Opfern, die dieses Grauen überlebten. Bernsteins Dokumentation gepaart mit den Erzählungen dieser Menschen macht es einem schwer, die Fassung zu wahren und macht es einem gleichzeitig leicht, wirklich zu verstehen, welches Verbrechen während des zweiten Weltkrieges an den Juden verübt wurde. Es ist wahrscheinlich, dass jeder Deutsche schon einmal eine Dokumentation über die unmenschlichen Morde an den Juden in den Konzentrationslagern gesehen hat, und auch dass das alles in der Schule thematisiert wird. Aber ich persönlich habe so furchtbare Bilder wie in „Night Will Fall“ noch nie zu Gesicht bekommen, vermutlich weil sie zu „brutal für den Alltag“ sind, doch sie zeigen genau, was die Soldaten der Befreiungsmächte damals vorfanden, als sie die Lager stürmten. Es zeigt, welche Verbrechen die Nationalsozialisten an der Menschheit verübten, wie entmenschlicht die jüdischen Gefangenen damals wurden.
Der KZ-Überlebende Max Mannheimer äußerte sich kürzlich in einem SPIEGEL-Interview im Zusammenhang mit dem Jubiläum der Befreiung der Menschen aus Auschwitz. Er ist der Auffassung, dass die Menschen nichts aus Auschwitz gelernt haben und sagt, mit Hinblick auf die PEGIDA-Bewegung, dass die Täter von einst auch brave Steuerzahler waren. Es ist schade, dass nicht jeder einzelne der deutschen Bevölkerung direkt nach dem Krieg dazu gezwungen wurde, Bernsteins „Tatsachenbericht über die deutschen Konzentrationslager“ zu sehen. Denn es stellt sich mir die Frage, ob es dann heutzutage weniger Neo-Nazis oder generell weniger Leute gäbe, die stumpf und taub gegen Ausländer und Asylanten wettern- ohne fundierte Gründe, einfach nur aus Hass und eingebildeter Angst- wenn schon ihre Eltern oder Großeltern direkt mit dem Grauen, dass sie nicht verhindern oder überhaupt erst wahrnehmen wollten, konfrontiert gewesen wären.
Die Bilder, die Bernstein zusammentrug und Singer jetzt in seine Dokumentation einbaute, sind das grausamste, was ich jemals gesehen habe, auch wenn mir klar war, was in den Konzentrationslagern geschehen ist, aber solche Bilder habe ich dennoch nie zu Gesicht bekommen. Niemand sollte die Unmenschlichkeit vergessen, die den Tod von 6 Millionen Juden bedeutete, auch wenn manche Stimmen auf einen „Schlussstrich“ plädieren. Aber den kann und darf es nie geben, denn auch wenn man anführen könnte, dass wir jungen Leute mittlerweile schon in der dritten Generation nach dem 2. Weltkrieg leben, so sind wir doch Deutsche und vor allem Menschen, und die Erinnerung an diese unbeschreiblichen Taten kann uns daran hindern, so etwas jemals wieder passieren zu lassen. Wenn wir es denn verstanden haben.

In der ARD-Mediathek ist „Night Will Fall“ täglich von 20-6 Uhr einsehbar.

 

Trailer zu „Night Will Fall“

„Night Will Fall“ in der ARD-Mediathek

SPIEGEL-Interview mit Max Mannheimer

 

 

Für ein BUNTES DEUTSCHLAND!

In einer Online-Petition sprechen sich mehr als 75.000 Menschen gegen PEGIDA aus.
Aufgrund der aktuellsten Demonstration in Dresden, die die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) am 22. Dezember veranstalteten, konnte man leicht den Eindruck bekommen, dass die gutbürgerliche Mitte Deutschlands immer mehr in rechtes Denken abrutscht, immerhin waren bei dieser Demo gut 17.500 Männer und Frauen anwesend, die laut eigenen Aussagen „Gewaltfrei und vereint gegen Glaubenskriege auf deutschem Boden“ sind. Allerdings kommen die „Drahtzieher“ dieser Bewegung allesamt aus der rechtsextremen Szene, an erster Stelle ist hier Lutz Bachmann zu nennen, der vorbestrafte, als ausländerfeindlich eingestufte Begründer und Sprecher der PEGIDA.
Da die Gegendemonstrationen gegen diese Gruppierung immer noch wesentlich weniger Menschen umfassen(nichtsdestotrotz steigt die Zahl der Aktivisten: in München gingen kurz vor Weihnachten immerhin 12.000 Demonstranten gegen PEGIDA auf die Straße),dachte sich der 49-jähriger Hannoveraner Karl Lempert, dass man auch online gegen diese islamfeindliche Gruppe mobil machen könnte. Also initiierte er auf change.org (https://www.change.org/p/1-mio-unterschriften-gegen-pegida-nopegida )eine Petition gegen PEGIDA.
Bislang unterschrieben dort über 75.000 Menschen (genau: 76.029, Stand 27.12.2014, 11:18), begründet zum Beispiel damit, dass Deutschland weiter so weltoffen wie zur Fußballweltmeisterschaft 2006 bleiben soll (Rüdiger Dierks), oder dass man nicht zu den „Blödbürgern“ gehören möchte, die blind Fremdenfeindlichen hinterher rennen (Angelika Metzger-Weiser).
Lemperts Ziel sind 1.000.000 Unterschriften, und es erscheint sehr wahrscheinlich, dass er dies erreichen wird, angesichts der minütlich wachsenden Zahl von Unterschriften( am 27.12.2014 um 11:28, sind es schon 76.479 Unterschriften, also 450 Unterschriften in 10 Minuten).
Mit seiner Aktion möchte er erreichen, dass sich deutlich herauskristallisiert, dass die Deutschen in der Mehrheit eben nicht gegen den Islam und gegen Immigranten sind, sondern ein weltoffenes Volk, dass aus vielen Menschen jeglicher Couleur besteht und nicht aus einem Haufen fremdenfeindlicher Wutbürger. Und hierzu eignet sich das Internet perfekt, da eine Bekennung zu einer bestimmten Sache nun einmal immer mehr im Netz und immer weniger direkt auf der Straße ausgetragen wird, was aber nicht unbedingt weniger Nachdruck hat.
Ich persönlich bin mir sicher, dass Lemperts Petition schon bald die Eine-Million-Marke geknackt haben wird und kann nur empfehlen, den eigenen Namen darunter zu setzen, da man mit einem sehr geringen Aufwand zeigen kann, für welches Deutschland man ist.

Kleiner Nachtrag:Am 27. Dezember 2014 um 12:18 sind es dann schon 79.413 Petitions-Unterschriften.

 

Hier noch einmal der Link zur Online-Petition gegen Pegida:
https://www.change.org/p/1-mio-unterschriften-gegen-pegida-nopegida

Sonstige Quellen:

Stern-Artikel zur Aktion von Karl Lempert

Wikipedia-Artikel zum PEGIDA-Gründer Lutz Bachman

Facebook-Seite der PEGIDA

PEGIDA-Demo am 22.12.

Was ist eine Online-Petition?

 

 

 

 

 

„@Astro_Alex“ im Dienste des „Blue Dot“

Mit diesem Mann ist der ESA ein echter Coup gelungen: Mit seinem Flug zur Internationalen Raumstation startete Alexander Gerst als elfter Deutscher im All eine wahre social community-Offensive.
So nah wie mit dem promovierten Geophysiker Gerst waren wir dem All vermutlich noch nie. Von der Internationalen Raumstation(ISS) aus, sendete er Bilder, Videos und Kommentare über diverse soziale Netzwerke zu uns auf der Erde Gebliebenen. Über seinen twitter-account „@Astro_Alex“ versorgte er seine 200 000 follower regelmäßig mit Neuigkeiten aus seinem Astronauten-Leben und über seinen „Blue Dot Blog“ mit fantastischen Ansichten der Erde. Dies tat er, laut eigener Aussage, weil er findet, dass jeder Mensch einmal die Chance bekommen sollte, unseren Planeten aus dem Weltall sehen zu können.

Doch er sieht sich nicht nur in Mission der Wissenschaft und seines twitter-Gefolges, er sieht sich auch im Dienste unseres „Blue Dots“, unserer Erde, wie er sie nennt. Neben den 100 Experimenten, die er für die ESA abschließen konnte, postete er auch haufenweise Bilder, die die Schönheit unseres Heimatplaneten zeigen, z.B. Polarlichter und endlose Wolkenfelder, die in der Erdatmosphäre ihre Bahnen ziehen.

Er wunderte sich, dass er von dort oben keinerlei Landesgrenzen sieht und dass es ihm schwerfällt, zu sagen, wo denn genau welcher Staat liegt. Dies unterstreicht er auch durch seine enge Verbundenheit zu seinen Kollegen Wiseman(USA) und Surajew(Russland)-er drückt somit aus, das Nationalität doch eigentlich keine Rolle spielt, egal was zurzeit weltpolitisch in allen Medien zu sehen ist.

Durch solche feinen Denkanstöße beeinflusst er die Menschen direkt: Die Follower lassen ihn gerne ihn ihre Wohnzimmer und tun, was sie im wahrsten Sinne des englischen Wortes tun: Sie folgen ihm. Denn was er anspricht, ist nicht haltlos, und mit seiner authentischen Art schafft er es leicht uns allen ins Gewissen zu reden.

So stellte er auch ein Foto vom nächtlichen Gazastreifen online, auf dem deutlich Bombenexplosionen zu erkennen sind, sein „traurigstes Foto“, wie er selbst schrieb.

Das alles bringt ihn dazu, sich öffentlich die Frage zu stellen: „Wenn jemals Außerirdische zu uns kämen, wie würden wir ihnen erklären, wie wir Menschen miteinander und mit unserem Planeten umgehen?“

Ja, wie würden wir ihnen das erklären?

 

Es ist zu hoffen, das „Astro_Alex“ wenigstens in den Köpfen von ein paar seiner Anhänger etwas bewegt hat, denn was er uns aus dem All mithilfe der sozialen Netzwerke von der Erde gezeigt und erzählt hat, ist nicht nur pures Entertainment, es ist auch eine Mahnung, die wir ernst nehmen sollten.

http://blogs.esa.int/alexander-gerst/de/
http://www.esa.int/Our_Activities/Human_Spaceflight/Astronauts/Alexander_Gerst
https://twitter.com/astro_alex
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/gazastreifen-und-israel-twitter-foto-von-alexander-gerst-von-der-iss-a-982649.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/astronaut-alexander-gerst-bilderbuchstart-in-baikonur-zur-iss-a-972351.html
https://www.facebook.com/ESAAlexGerst?fref=ts