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Big Brother is watching you

„Alles was wir [über die Welt] wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ – Luhmann

Ausgehend von diesem Zitat von Luhmann muss man sich die Frage stellen: wenn wir alles über die Welt durch die Medien wissen, wissen dann nicht automatisch die Medien auch alles über uns? Wie real ist Mediale Überwachung in unserer Gesellschaft? Wie viel weiß Google und Co über uns, unsere Interessen und Freunde?

 

Zunächst ist eine Ambivalenz zwischen den guten und negativen Eigenschaften von medialer Überwachung (beispielsweise durch das Internet oder GPS) festzustellen:

Auf der einen Seite bietet uns das Internet personalisierte Werbung aufgrund dessen, was wir in der Suchmaschine Google eingeben. Durch die Daten, die die Medienrezeptionsforschung uns liefern, kann aufgezeigt werden, wo Verbesserungsbedarf besteht und somit auch Sicherheitslücken gefüllt werden. Genauso ist die Polizei anhand von Datenerhebung dazu fähig, Organisationsstrukturen aufzudecken, um somit rechtsradikale Gruppen oder organisiertes Verbrechen aufzudecken und damit eine aktive Terrorbekämpfung zu betreiben. Das Orten von Handys ist auch vor Allem für die Polizeiarbeit bei Vermissten oder bei Verbrecherfahndungen von Vorteil.

Auf der anderen Seite ist der Datenschutz massiv in Gefahr bei solchen Datenspeicherungen. Und die Datenbanken vergessen nichts. So bleibt alles, was wir heute im Internet tun, gespeichert und kann jederzeit benutzt werden. Durch das Auslesen von Daten gibt es zudem ein erhöhtes Risiko an Identitätsklau oder -missbrauch.

 

Man kann das Phänomen von Medialer Überwachung entsprechend des ‚Panoptischen Prinzips‘ sehen: Demnach ist das gleichzeitige Überwachen vieler Menschen durch einen Überwacher möglich. Als einer der Überwachten weiß man aber nie, wann und ob man überwacht wird. Jedoch bringt dieser Druck des möglichen Überwachen einen dazu, sich automatisch regel-konform zu verhalten.

Wer ein Bewusstsein geschaffen hat, dass über jeden Daten gesammelt werden im Internet – vor allem durch Google und Facebook – der wird gleichwohl dem Panoptischen Prinzip sich jeden weiteren Schritt im Onlinebereich zwei mal überlegen.

 

Was kann man dagegen tun?

Jacob Appelbaum hat in einem Interview mit der Zeit online einige Ratschläge gegeben, die die persönliche Privatsphäre schützen können. Demnach schlägt er vor, keine Smartphones mehr mit sich zu führen, da diese nicht nur Auskunft über den Standort geben können, sondern auch wie lange man für den Weg zu Uni oder Arbeit braucht, wie oft man in der Woche zur Arbeit oder Uni geht und um wie viel Uhr jeweils. Auf Basis dessen können dann auch Rückschlüsse gezogen werden mit welchem Fortbewegungsmittel man dorthin gelangt ist und ähnliches.

Nur wenn man gänzlich der ‚Ausspionage‘ der eigenen Daten entgegen wirken möchte, müsste auf viele technische Dinge verzichtet werden. Applebaum selbst hole seine Post nur an einem Postfach ab, so dass seine wahre Adresse erst mal geheim bleibe.

 

Ob wir wirklich mal in einem Überwachungsstaat, wie ihn Orwell 1948 in seiner Antiutopie „1984“ zeigt, leben werden, ist ungewiss. Jedoch sei jedem anzuraten, sich kritisch mit Themen wie Vorratsdatenspeicherung oder ständiger Standortübermittlung via Mobiltelefon auseinander zu setzen.

RÜCKBLICK: 5 virale Internet- Trends aus 2015

Während die Meisten schon dabei sind, die Sektflaschen für heute Abend kalt zu stellen und schnell noch letzte Vorsätze für das kommende Jahr aufzuschreiben, wollen wir am finalen Tag dieses Jahres noch einmal Revue passieren lassen, was uns das Internet eigentlich alles geboten hat in 2015.

Trotz der ganzen negativen Themen und Schlagzeilen, die das Internet dieses Jahr bestimmten, über die weltweit diskutiert wurde und denen sich letztendlich kein Internetnutzer entziehen konnte, hat uns das worldwideweb aber auch einige erfreuliche – wenn nicht sogar amüsante – Themen beschert, die sich viral ausgebreitet haben, unser Jahr prägten und oftmals für Gesprächstoff bei allen Altersklassen sorgten.

Eine Auswahl der schönsten, schrägsten und sensationellsten Online- Trends aus 2015:

  1. #dressgate

Schon zu Beginn des Jahres, teilte ein Bild die Internet- Community in zwei Lager: die beiden Schotten Grace und Keir Johnston machten im Zuge ihrer Hochzeit ein Bild publik, von einem Kleid, dessen Farbe beide unterschiedlich wahrnahmen. Während der eine schwarz-blaue Farben sah, nahm die andere weiß-goldene Farben wahr.

Das Bild breitete sich laubfeuerartig auf der ganzen Welt aus und hitzige Diskussionen entstanden, basierend auf der unerklärlischen Frage, warum ein und das selbe Kleid unterschiedlich wahrgenommen werden konnte. Unter dem Hashtag „#dressgate“ stritten sogar Prominete darüber. In der ersten dressgate weblog #2Woche nach seiner Entd
eckung wurde ganze zehn Millionen mal über das Kleid getwittert. Für noch mehr Zündstoff sorgte letzendlich ein Statement von dem Hersteller des besagten Kleidungstückes, er habe schwarzen und blauen Stoff verwendet.

Doch nicht zu spät kamen Wissenschaftler zu Hilfe, die eine biologische Erklärung für das Phänomen liefern konnten: die unterschiedliche Farbwahrnehmung basiere einzig und allein auf der Belichtung des Fotos.

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  1. #MarriageEquality

Am 25. Mai diesen Jahres schrieb Irland Geschichte. Als erstes Land auf der ganzen Welt legalisierten die Iren nach einer Volksabstimmung die gleichgeschlechtliche Ehe. Nach diesem geschichtsträchtigen Ereignis bestimmte am 26. Juni überraschend der Supreme Court in den USA in allen Staaten Amerikas ebenfalls die gleichgeschlechtliche Ehe zuzulassen.

Obamas Tweet unter dem Hashtag „#LoveWins“ wurde dabei über vierhundertausendmal retweeted und wurde damit zum viert „most retweeted Twitter post in 2015“

„Today is a big step in our march toward equality. Gay and lesbian couples now have the right to marry, just like anyone else.“

#LoveWins 

– Barack Obama

Am selben Tag herrschten unglaubliche Freude und Glücksgefühle in ganz Amerika, denn dieses Gesetz bildet einen fundametaler Schritt entgegen dem Konservatismus und für die Freiheit und Gleichheit aller Menschen.

  1. #callmecaitlyn

Eine weitere Minderheit fand in 2015 Gehör für sich und ihre Unverstandenheit. Bis zu diesem Jahr besser bekannt als den Olympischen Goldmedallien Gewinner Bruce Jenner, stellte sich am 01.06 Caitlyn Jenner auf Twitter der Welt vor. Gleichzeitig erschien ihr Vanity Fair Cover und Interview, welches ihre ganze Geschichte über ihre Transsexualität beschrieb und erklärte. Dabei begann ihre Umwandlung schon in den 80er Jahren. Unter dem Titel „Call me Caitlyn“ inspirierte sie unzählige Menschen mit ähnlicher Geschichte dazu, zu sich selbst und ihrer Sexualität zu stehen. In den ersten vier Stunden nach ihrer Vorstellung in den Sozialen Netzwerken, konnte sie bereits mehr als eine Millionen Follower aufweisen – Weltrekord!

Ihre bisher bewegenste Rede hielt sie auf den EPSY Awards in Los Angeles:

[..]

If there’s one thing I do know about my life, it is the power of the spotlight. Sometimes it gets overwhelming, but with attention comes responsibility. As a group, as athletes, how you conduct your lives, what you say, what you do is absorbed and observed by millions of people, especially young people. I know I’m clear with my responsibility going forward, to tell my story the right way, for me, to keep learning, to reshape the landscape of how trans issues are viewed, how trans people are treated. And then more broadly to promote a very simple idea: accepting people for who they are. Accepting people’s differences.

[…]

But this transition has been harder on me than anything I could imagine. And that’s the case for so many others besides me. For that reason alone, trans people deserve something vital. They deserve your respect. [Applause.] And from that respect comes a more compassionate community, a more empathetic society and a better world for all of us.

[..]

caitlyn jenner tweet weblog #2

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  1. #miasanmia

Geschichtsträchtig wurde es auch am 22.09 diesen Jahres – und zwar für Robert Lewandowski. Der Stürmer des FC Bayerns schrieb an jenem Tag Fußballbundesligageschichte.

Am 6. Spieltag der momentan noch laufenden Saison schoss der Pole fünf Tore in nur neun Minuten gegen den Kontrahenten VfL Wofsburg. Bis dahin stand es noch 0:1, doch der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Lewandowski drehte das Blatt dank des sclewandowski meme weblog#2hnellsten Hattricks, schnellsten Vierer- und schnellsten Fünferpack der Bundesligageschichte zu einem 5:1. Mit diesen Rekorden löste Lewandowski Dieter Hoeneß, den Bruder von Uli Hoeneß, nach 24 Jahren ab.

Das Spiel ging um die ganze Welt, so dass sogar Memes über den Rekordhalter erstellt wurden:

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  1. #basicslang

Nicht zuletzt wurden 2015 einige neue Wörter in unserem Wortschatz impliziert, die aus Amerika stammend, ihren Weg – dank des Internets – über den großen Teich in unser Vokabular schafften.

Jedem ist wohl spätestens nach diesem Jahr die Bedeutung von „bae“ gläufig. Aber auch andere Slangwörter sind mittlerweile bei vielen Jugendlichen alltagstauglich geworden: „squad“, „on fleek“, „basic“ und die Redewendung „netflix and chill“ sind dabei nur eine kleine Auswahl der unendlichen Möglichkeiten des intenationalen jugendlichen Sprachjargons.

Wenn Kommunikation nur noch an Hand von Bilder stattfindet – ein Trend, gegenwärtig geworden durch Snapchat

In unserem Zeitalter, das durch Schnelllebigkeit und Zeitdruck definiert ist, sind wir immer auf der Suche nach neuen Informationen und diese möchten wir möglichst schnell und unkompliziert geliefert bekommen und verstehen können. Zu diesem Zweck werden immer häufiger „Instant- Messaging“ Dienste genutzt. Die 2011 auf den Markt gebrachte Applikation „Snapchat“ setzt dabei rein auf die Weitergabe von Informationen nur durch das Übersenden von Bildern. Aber sagt ein Bild wirklich mehr als tausend Worte? Zumindest suggeriert „Snapchat“ dieses Denken und baut daruf seine Dienste auf. Über fünf Millionen „Gefällt-mir“- Angaben auf Facebook belegen, dass dieses Konzept aufgeht. Die App selber beschreibt seine Dienste als „real – time picture chatting, denn die Bilder können nur im selben Moment verschickt werden, in dem sie auch entstanden sind. Zuvor gemachte und dann gespeicherte Bilder können nicht versendet werden. Es geht also gar nicht mehr um die Qualität der Bilder (wie beispielsweise bei Instagram), sondern dienen sie lediglich als Mitteilung über die aktuelle Situation.

Die von Evan Spiegel und Robert Murphy erfundene App hat bis heute über 200 Millionen Nutzer weltweit und es werden täglich über 700 Millionen „Snaps“ (dt.: Schnappschüsse) verschickt – Tendenz steigend.

Die meisten Nutzer von Snapchat sind 18-24 Jahre alt (45%). Diese Größe der Altersspanne erreicht sonst kein anderes soziales Medium: beispielsweise wird Facebook in dieser Altersgruppe nur von 16% genutzt.

statistik bild weblogeintrag #1

– www.statista.com Stand: 2015

 

Wo also liegt der Reiz der Jugendlichen, diese App anderen sozialen Netzwerken vorzuziehen?

Möchte ein Snapchat- Nutzer nun seinen Freunden mitteilen, wie langweilig der Unterricht oder wie toll die Feier am Wochenende ist, wie es ihm oder ihr geht, mit wem man unterwegs ist oder möchte man einfach nur „Hallo“ sagen, wird schnell ein Bild oder Video via der App auf dem Smartphone versendet.

Dabei kann man dem geschossenen Bild einige Filter – unter anderem auch so genannte „Geofilter“ – hinzufügen. Diese orten durch das GPS das Handy und zeigen auf dem Foto somit an, wo man sich genau befindet. Zudem gibt es die Möglichkeit, durch Freihandzeichnungen oder Emojis dem Bild weitere Aussagekraft zu schenken. Ebenso ist es möglich, einen einzeiligen kurzen Satz zu schreiben. Nach der Bearbeitung des Bildes, kann der Sender selektiv aussuchen, an wen von seinen Freunden er das Bild nun senden möchte. Zudem kann er einstellen, wie viele Sekunden der Empfänger das Bild sehen kann – möglich sind eins bis zehn Sekunden. Nachdem der Empfänger das Bild geöffnet hat und die Sekunden abgelaufen sind, wird das Bild automatisch gelöscht. Und darin liegt auch der Reiz vieler Nutzer diese App zu verwenden: da jedem Jugendlichen mittlerweile geläufig ist, das Internet vergesse nie, braucht man sich durch den Selbstzerstörungseffekt der Bilder keine Gedanken mehr zu machen, dass das ein oder andere unvorteilhafte Selfie oder die Bilder von der letzten Party einen ein ganzes Leben lang „verfolgen“. Ein weiterer Vorteil gegenüber zum Beispiel Facebook ist auch, dass nur Leute, die man vorher ausgewählt hat, das Bild sehen können. Poste ich etwas in Facebook und bin mir zudem über meine Privatsphäre Einstellungen nicht bewusst, kann es durchaus passieren, dass nicht nur all meine Freunde geteilte Inhalte sehen können, sondern auch ‚mutual friends‘ oder gar mein Chef.

Des Weiteren kann jeder Empfänger individuell auf das versendete Bild oder Video reagieren und ein Foto oder Video zurück schicken. Die Kommunikation bleibt dementsprechend privat und persönlich.

Auf der anderen Seite ist es aber auch möglich, mit Snapchat eine Art visuelles Tagebuch zu führen, indem man Bilder einfach in die eigene „Snapchat Story“ lädt. Nun können alle Freunde das Bild 24 Stunden lang sehen. Auch hier kann man verfolgen, wie viele und welche Freunde sich das Bild angesehen haben. Prominente oder Youtube – Stars nutzen diesen Service gerne, um ihr disperses Publikum schnell und enfach zu erreichen. Deren „Follower“ wiederum erfreuen sich an der Nahbarkeit ihrer Idole, die dieser Service bietet.

Da die Möglichkeit eines Screenshotes besteht, wird man direkt informiert, wer solch einen getätigt hat. So kann man als Nutzer weitergehend verfolgen, wer das übersendete Material gespeichert hat und nun besitzt. Dieses Tool bietet kein anderes soziales Netzwerk.

 

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Diese Art von Kommunikation mag auf den ersten Blick oberflächlich oder dilettantisch wirken, doch hat sie einige Vorteile: es handelt sich um eine spontane und direkte Kommunikation, für Inszenierungen oder Manipulation beim Erstellen der Bilder und Videos bleibt kaum Zeit. Sie sind echt, aus dem Affekt heraus geschossen und drücken natürliche Emotionen aus. So ist es möglich, innerhalb nur weniger Minuten am Tag mit vielen Menschen in Kontakt zu treten und sogar Freundschaften effektiv zu pflegen. Auch versteht das Gesendete jeder Empfänger, ungeachtet von kulturellen oder sprachlichen Unterschieden. Sie werden unmissverständlich gedeutet, auch wenn man gar nicht die selbe Sprache spricht oder im selben Land wohnt.

Die Kommunikationsform, die Snapchat als bisher einzige App in diesem Umfang bietet, ist daher eine nützliche, wenn man sie richtig verwendet. Kommunizieren allein durch Bilder kann dementsprechend möglich sein, bietet Abwechslung, erspart Zeit und ist manchmal unmissverständlicher als verbale Kommunikation allein. Ein persönliches Gespräch kann sie jedoch nicht ersetzen.