Alle Beiträge von Pro-kopf

Prantls Selbstkritik?

In der letzten Ausgabe des Insight Magazin wird Heribert Prantl zur Vorratsdatenspeicherung interviewt, die seit Anfang diesen Jahres in Kraft ist. Seiner Meinung nach ist diese eine massive Einschränkung der Pressefreiheit und wird auch Auswirkungen auf den Journalismus haben. Er stellt das Gesetz auch in eine Reihe mit anderen Maßnahmen, die der „inneren Sicherheit“ dienen sollen und mit denen der Staat möglichst viele Informationen zu den Bürgern zusammentragen möchte, um Terroristen, Steuerhinterzieher oder wem auch immer  auf die Schliche zu kommen.

Besonders interessant finde ich, dass Prantl zwar findet, dass das Thema Vorratsdatenspeicherung erst sehr spät in den Medien angekommen ist, er es jetzt aber für sehr präsent hält – diesen Eindruck habe ich nämlich gar nicht. Vielleicht fehlt aber auch oft das Verständnis dafür, dass das Argument „ich habe doch nichts zu verbergen“ vor allem der Kriminalisierung derer dient, die zwar nichts zu verbergen hätten, aber trotzdem nicht gerne gläsern werden wollen und so auf ihre Privatspähre und Datenschutz pochen.

Prantls Kritik könnte man nun als Selbstkritik verstehen, doch muss man es gerade ihm zugute halten, dass er sich schon länger für das Thema „Präventionsstaat“, wie er es nennt, interessiert und versucht, Öffentlichkeit zu erzeugen, hier ein Beispiel aus dem September 2006, die Anti-Terror-Datei betreffend.

Mit dem Wiki gegen Scientology

Dass das Web 2.0 zu vielerlei Zwecken dienen kann, haben wir wohl alle schon mitbekommen. Besonders interessant fand ich dieser Tage den Protest gegen Scientology, der sich in über ein Wiki organisiert hat, Hackerangriffe auf Scientology ausgelöst hat und jetzt zu Straßendemonstrationen geführt haben soll. Der Organisator hat verstanden, dass er nur virtuell keine kritische Masse für den Protest gegen Scientology erreichen kann:

„Wenn man auf der medialen Ebene den Kampf gegen Scientology gewinnen will, muss man das Netz verlassen und auf die Straße gehen. So erreichen wir deutlich mehr Öffentlichkeit.“

Die deutschen Medien scheinen sich gegenüber Scientology und der Frage „Kirche oder Sekte“ also nicht eindeutig positioniert zu haben…

Mehr Informationen bei der Süddeutschen Zeitung und im Wiki zum Project Chanology

Klagt mit gegen die Vorratsdatenspeicherung!

Zugegeben kurzfristig, aber vielleicht kommt ja der Eine oder die Andere doch noch dazu, bis Montag die entsprechende Vollmacht abzuschicken:

Es gibt beim Bundesverfassungsgericht eine Klage gegen die Vorratsdatenspeicherung, der sich jeder ohne Kosten anschließen kann. Bisher gibt es schon über 22.000 Kläger. Juristisch ist es zwar egal, wie viele Kläger es gibt, aber ich denke schon, dass mehr Kläger mehr Eindruck machen. Wenn ihr also nicht wollt, dass ab nächstem Jahr all eure Kommunikationsdaten gespeichert werden, dann macht mit unter http://verfassungsbeschwerde.vorratsdatenspeicherung.de. Denn falls wir später mal Journalisten etc. sind und uns niemand mehr anruft (oder abnimmt, wenn wir es tun), ist uns damit ja auch nicht gedient. Mit der Klage verbunden ist übrigens eine einstweilige Verfügung, damit das Gesetz nicht einfach so bis zum Verfahren in Kraft treten kann.

Der Tod geht auf Sendung

Bald wird es in Deutschland einen neuen Sender geben: Etos TV richtet sich an die immer größer werdende Gruppe der Alten in Deutschland und beschäftigt sich vor allem mit einem Thema: dem Tod. Kernstück des Programms werden Todesanzeigen sein, die im Sinne von „Das war Sein/Ihr Leben“ gesendet werden sollen und vor allem aus Interviews mit Freunden und Verwandten bestehen sollen.  Gerade dies hat den Unternehmer, Wolf Tilman Schneider, von dem Projekt des Bundesverbands Deutscher Bestatter überzeugt – ich hingegen finde gerade diesen Teil eher zweifelhaft. Außerdem stellt sich mir die Frage, ob ein so einseitig ausgerichteter Sender tatsächlich Erfolg haben kann.

So soll das Programm sonst noch aussehen und sich finanzieren:

„Other programmes will aim to provide Germany’s ageing viewers with a wealth of information about undertakers, insurance schemes, retirement homes, stair-lifts and medication for age-related complaints. Companies targeting the elderly with their products will be asked to fund the programmes.“ (Independent, 14.12.2007)

Quelle:

Independent

Etos TV

Medialens: Britische Medienkritik im Netz

Eine interessante Seite ist Medialens. Die drei Autoren kritisieren darin die britische Presse und den den britischen Rundfunk und stützen sich nach eigener Aussage dabei auf das Propagandamodell von Chomsky und Herman, der dem Unternehmen wohl positiv gegenübersteht. Dessen Aussage und ein interessanten Einblick in die Motivation dieses selbst Monitoringprojekts finden sich in den FAQ der Seite.

Der neuste Bericht kritisiert die Konfliktberichterstattung des Guardian. Direktes Kommentieren ist nicht möglich, aber es gibt ein Forum und ein Message Board.

Product Placement – ab jetzt fast überall möglich

Das Europäische Parlament hat die sogenannte EU-Fernsehrichtlinie gebilligt, die somit in Kraft treten kann. Da es sich um eine Richtlinie handelt, muss sie erst noch in nationales Recht umgesetzt werden.

Ein Kernpunkt der neuen Richtlinie ist die Regelung des Product Placement, welches nun – bis auf in Informations-, Dokumentations- und Kindersendungen –  erlaubt ist, solange im Rahmen der Sendung darauf hingewiesen wird, wer Schleichwerbung platziert hat. Für die privaten Sender in Deutschland dürfte dies eine gute Nachricht sein, während ARD und ZDF schon angekündigt haben, trotzdem keine Produkte platzieren zu wollen.

Bis es für die Privaten allerdings soweit ist, muss die Richtlinie in Deutschland erst noch umgesetzt werden. Da Kultur Ländersache ist, werden sich also die Länder damit auseinandersetzen müssen, ob und wie sie die Richtlinie umsetzen. Nach einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 6.12.07 (der leider nicht online verfügbar ist), kommt besonders aus Rheinland-Pfalz und Bayern Widerstand gegen eine Umsetzung in nationales Recht.

Einerseits ist es natürlich nicht schlecht, Werbung und Inhalte (in diesem Fall fiktionaler Natur) voneinander zu trennen, um nicht un(ter)bewusst die ganze Zeit mit Werbung konfrontiert und quasi indoktriniert zu werden. Andererseits müsste nach dieser Denkweise auch James Bond auf seinen BMW oder Aston Martin verzichten, und das wäre ja auch irgendwie Stilbruch. Doch wo sollte man die Grenze ziehen?

Weitere Quellen:

Heise

Net Tribune

BBC und CNN? Abgeschaltet!

Eine eigenen Art Medienkritik hat jetzt der schwer ins Straucheln geratene pakistanische Machthaber Pervez Musharraf geübt: Mit der Verhängung des Ausnahmezustandes rund um die Querelen um seine Wiederwahl und die Rückkehr der Oppositionsführerin Benazir Bhutto waren die ausländischen Fernsehsender BBC und CNN im Kabelnetz abgeschaltet worden. Sie hatten ausführlich und für Musharraf wohl etwas zu kritisch berichtet.

Die Presse durfte weiterhin erscheinen, im Fernseher lief aber nur noch das Staatsfernsehen. Das wollte sich die Bevölkerung anscheinend nicht bieten lassen: Viele versuchten, irgendwie an eine Satellitenschüssel zu kommen, deren Verkauf dann sogar in mindestens zwei Städten verboten wurde. Am Donnerstagabend wurden nun BBC und CNN wieder zugelassen, nur um am Freitag gleich wieder verboten zu werden, nachdem sie über den Hausarrest Bhuttos und die staatlichen Vorbereitungen gegen eine geplante Demonstration berichtet hatten.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation dort entwickeln wird ? die Bedeutung einer freien, vielfältigen Presse für den demokratischen Prozess des Landes wird durch das Verbot auf jeden Fall unterstrichen.

Quelle:

Süddeutsche Zeitung:

http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/413/142103/