Nordkorea ist das letzte streng stalinistisch geführte Land der Welt. Die Macht liegt dort allein in den Händen des Staatsführers und – mit Einschränkungen – beim Militär. Während im Rest der Welt der Ost-West Konflikt von neuen Bedrohungslagen abgelöst wurde, geht der Kalte Krieg in diesem hermetisch abgeriegelten Land weiter. Auch die große Innovation im Bereich der Kommunikation, das Internet, steht dabei unter staatlicher Kontrolle: Kein Nordkoreaner soll wissen, was jenseites der Staatsgrenze vor sich geht, nur ein geringer Bevölkerungsanteil kann überhaupt das Internet auf legale Weise nutzen.
Dass es in Nordkorea nicht weit her ist mit der Meinungs- und Informationsfreiheit, ist keine Neuigkeit. Seit der Staatsgründung 1953 weiß der Staat alles und der Bürger nur das, was für ihn am Besten ist. Das reicht mitunter von der Geburtslegende des einstigen Führers Kim Jong Il bis hin zu den großen Werken des Staatsgründers Kim Il Sung. Facebook, Twitter, Youtube, Whatsapp oder Instagram? Begriffe wie aus einer anderen Welt.
Das einzige UMTS-Netz Nordkoreas wird zusammen mit einem ägyptischen Telekommunikationsunternehmen in Pjöngjang betrieben, allerdings haben die angeblich mittlerweile 2,4 Millionen
Teilnehmer darin weder telefonischen Zugang zu ausländischen Gesprächspartnern noch zum mobilen Internet. Noch desolater steht es um das klassische, desktopgebundene Datennetz. So wurden nach offiziellen Angaben in Nordkorea nur etwas mehr als 1.000 IP-Adressen registriert; Universitäten verfügen oftmals nur über eine einzelne Netzwerkverbindung, über die der Traffic geregelt wird. Wie schwach belastbar dieses Netz ist, zeigte sich, als das komplette nordkoreanische Internet im Jahr 2014 vermutlich aufgrund eines „Denial of Service“-Angriffs (Was ist das?) für knapp neun Stunden einfach offline ging. Bei lediglich vier Netzverbindungen, die ganz Nordkorea über China an den Rest der Welt anschließen, sei es aus Expertensicht kein Problem, eine entsprechende Überlastung von außen herbeizuführen.
Internet oder Intranet?

Ein weiteres Schlaglicht auf die nordkoreanische Internet-Infrastruktur wirft ein Foto des singaporeanischen Fotografen Aram Pan, der anlässlich seines Fotoprojekts „DPRK360“ das Land bereist und die optischen Eindrücke in 360°-Panoramen festhält. Das Bild – aufgenommen in Rason, einer Stadt im Nordosten des Landes – zeigt unter anderem eine tabellarische Auflistung verschiedener IP-Adressen. Bemerkenswert daran ist, dass es sich dabei um interne Adressen handelt, ähnlich wie in einem Firmennetzwerk. Offensichtlich verfügt das nordkoreanische Netz, genannt „Kwangmyong“ – nicht über einen klassischen Suchdienst wie Google, sodass die vorhandenen Webseiten mitunter von Hand via numerischer Adressen angesteuert werden müssen. Martyn Williams vom North Korea Tech Blog vermutet, dass DSN-Server (Was ist das?) – wenn überhaupt – nur in Teilen des landesweiten Netzwerkes zum Einsatz kommen oder es für die im römischen Alphabet ungeübten Nordkoreaner wohlmöglich einfacher ist, anstelle der für sie nicht geläufigen Adressen eine kurze Abfolge von Ziffern einzugeben.
Surfen mit dem „Red Star“
Wer in Nordkorea im Intranet surfen oder mit Landsleuten chatten möchte, tut dies mit dem „Red Star“ getauften Betriebssystem. Optisch leicht mit Windows 95 zu verwechseln ist es extrem restriktiv und lässt dem Benutzer kaum Freiheiten. Zugang hat man damit ausschließlich zum abgeriegelten Intranet, das, landesweit gesehen, eine Verbindung zwischen Industrie, Universität und Regierung herstellen soll. Im Mittelpunkt steht dabei vielmehr die Verbreitung von Informationen und weniger die Unterhaltung oder kommerzielle Absichten. Die vergleichsweise geringe Verbreitung von „Internet“-Anschlüssen schlägt sich auch in der Quantität an entsprechender Webseiten nieder: Auf 24 Millionen Nordkoreaner kommen geschätzt lediglich 1.100 bis 5.500 ansurfbare Netzseiten.
Quellen:
http://www.thestar.com/news/world/2014/02/23/north_korea_where_the_internet_has_just_5500_sites.html
http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article135688550/Nordkoreas-Internet-kann-jeder-Amateur-ausknipsen.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/internetausfall-so-rueckstaendig-ist-das-netz-in-nordkorea-a-1010138.html
https://www.northkoreatech.org/2015/07/06/a-peek-inside-north-koreas-intranet/
https://www.facebook.com/dprk360
http://www.gulli.com/news/26303-das-nordkoreanische-internet-passt-auf-einen-zettel-2015-07-21