Alle Beiträge von kais2a01

Zwei Beiträge, zwei Darstellungsweisen

Hier zwei Beiträge die Ende des letzten Jahres auf RTL, sowie auf Arte liefen. Beide resümieren die erste Deutsche Cosplaymeisterschaft und stellen dabei einige der Teilnehmer vor.

RTL-Bericht (eine bessere Qualität lässt sich leider nicht finden):

http://de.youtube.com/watch?v=_M5DhozuDd4&feature=related

http://de.youtube.com/watch?v=ZgyMJtZruZs&feature=related

Arte-Bericht:

http://de.youtube.com/watch?v=S1MdSgv6ukI

Zwei Beiträge zum gleichen Thema, beide würde ich in ihren Darstellungen als mehr oder weniger fair bewerten, und doch unterscheiden sie sich stark in ihrem Vorgehen.

Während beide verständlicherweise auch etwas Skepzis gegenüber dem Thema Cosplay vermitteln, ist es doch ärgerlich, dass RTL scheinbar nicht umhin kommt, durch die speziell ausgewählte Szenen einige der Cosplayer auch der Lächerlichkeit preiszugeben. Besonders auffällig ist hier die Szene mit dem Mathematiklehrer ?Naisho?, dem nach eigenen Aussagen (sollte der Link nicht funktionieren, bitte Bescheid sagen) vom Reporter zwar viele interessante Fragen zum Thema Cosplay gestellt wurden, letztendlich jedoch fast nur seine ?Blödeleien“ ausgestrahlt wurden . Man kann also nicht behaupten, dass ein wahrheitsgetreues Bild seiner Person gezeichnet wurde (selbst bei der Knappheit der Zeit wäre das sicherlich besser möglich gewesen).

Ärgerlich sind auch kleinere Darstellungsfehler. So ist es unglaublich rufschädigend für einen Cosplayer, wenn behauptet wird, man würde die Kostüme nicht selbst nähen. Dass der Begriff ‚Manga‘ (zur Erinnerung: Manga sind Comics, Cosplayer sind Menschen) noch personifiziert wird und von ?Kampfmanga? und ?Manga, die nach Japan fliegen? die Rede ist, lässt doch an der Bearbeitungskette RTLs für solche Beiträge zweifeln.

Man soll mich hier bitte nicht falsch verstehen, wie gesagt, ist der Beitrag das Positivste was seit Langem zum Thema Manga und Anime auf RTL gelaufen ist. Aber es ist wirklich schade, dass der Sender aus typischen Darstellungsstrukturen (siehe die derzeitige Diskussion um DSDS) einfach nicht heraus kommt. Dass es besser geht, hat der Arte-Beitrag ja eindeutig bewiesen.

Fragwürdiges beim List-Verlag

Im folgenden Bild seht ihr die scheinbar offzielle Seite zum neuen Buch des Erfinders von „Artemis Fowl , einem nicht ganz unbekannten Kinderbuch.

Startseite Cosmo Hill

Quelle: http://www.hierschreibenwir.de/cosmo_hill/ ; 14.02.2008 10:45

Zunächst mal eine Frage: an wen erinnert euch der rotblonde Herr links im Bild.

Na? Wer hat ihn erkannt? Richtig! Das war eigentlich mal Cloud Strife aus der bekannten Spielreihe Final Fantasy. Finden könnt ihr das Originalbild hier. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Fanart. Ein Bild also, dass von einem Fan der FinalFantasy-Reihe gezeichnet wurde um seine Begeisterung auszudrücken und anderen Fans eine Freude zu machen.

Zunächst wollte ich auch gar nicht glauben, dass ein Verlag wirklich so einen Fauxpas begeht und sich frei an fremden Bildern aus dem Netz bedient. Irgendwo hoffte ich noch, dass es sich hier um eine inoffizielle Seite handelt, auf die der Verlag des Buches keinen Einfluss hat. Aber siehe da, auch im List-Verlag und bei Amazon, wird das Buch mit einem Cover beworben, auf dem sich dieselben verunstalten Figuren finden.

Fragt sich nun also wie man beim List-Verlag dazu kommt, genau so ein Bild nicht nur für eine Seite, sondern offensichtlich auch für ein Buchcover zu verwenden. Ist niemandem im Verlag aufgefallen, dass es sich hier um ein geklautes Bild handelt? Spätestens wenn das Werk in den Buchläden steht, dürfte doch unzähligen Videospielfans der Bilderklau auffallen.

Sicher, das Bild wurde minimal verändert – um nicht zu sagen verschandelt. Das musste auch sein, schließlich hat der Zeichner hat nach Angaben der Mangaka Times kein Einverständniss zur Verwendung seines Bildes gegeben. Es stellt sich in der Hinsicht natürlich auch die Frage, woher wohl die anderen Bilder auf dem Cover und der Website stammen.

Man sollte auch die Auswirkungen auf den Ruf des Autors Eoin Colfer bedenken, der sicherlich keinen Einfluss auf die Gestaltung der Seite oder des deutschen Covers hat. Ich schätze er wäre nicht einverstanden damit, dass sein Name durch ein solches Vorgehen in Zweifel gezogen wird (wobei ich auf den ersten Blick schon die Zusammenfassung der Handlung des Buches zweifelhaft finde. Leider kenne ich mich in der FinalFantasy-Reihe nicht so gut aus. Aber irgendwie komtm mir die Beschreibung auf Amazon doch in Teilen bekannt vor…).

Und schließlich, will ich mir nicht vorstellen, wie ich reagieren würde, wenn eines meiner Bilder so sehr von jemanden „vergewaltigt“ würde. Es ist schon schlimm genug, dass gute Fanarts regelmäßig von Unbekannten in anderen Online-Gallerien hochgeladen und als ihr Werk ausgegeben werden. Wenn aber ein Verlag zu solchen Mitteln greift, dann verschlägt es mir die Sprache.

Die Pointe an der Sache ist jedoch, dass sich auf der Seite ein Gewinnspiel findet, bei dem als Preis ein Spiel der FinalFantasy-Reihe winkt. Das ist doch ein wenig zuviel des Guten. Vielleicht steckt hinter der Sache auch einfach nur klares Kalkül und der Verlag wollte ein bisschen was von der Mangamanie, die derzeit unter deutschen Jugendlichen herrscht, abschöpfen. Dann dürfte man davon ausgehen, dass so ein Bild mit einem populären Design natürlich ganz gezielt gewählt wurde. Schon traurig, dass anscheinend aber kein Geld für Zeichner zur Verfügung stand. In Deutschland gibt es genug Talente, die den Mangastil sicher beherrschen. Und da laut Homepage auch der Carlsen-Verlag an diesem Projekt beteiligt ist, wäre es wirklich nicht schwer gewesen, mit solchen Zeichnern Kontakt aufzunehmen.

Quellen:

http://www.hierschreibenwir.de/cosmo_hill/

http://www.mangaka.de/b/The-Mangaka-Times—Cosmo-Hill-Skandal%21/34553

http://sleepar.deviantart.com/art/Cloud-Strife-FFAC-33440386

http://www.ullsteinbuchverlage.de/listhc/buch.php?id=10039&page=buchaz

Das Seriensterben geht weiter

Gerade erst angelaufen und schon wieder aus dem Programm genommen – nun hat es auch die Neuauflage der englischen Kultserie „Dr.Who“ erwischt.

Es dürfte keine zwei Wochen her sein, dass unter mäßigem Tamtam die Serie bei Pro7 startete. Anscheinend erzielte man dann allerdings wohl doch keine ansprechende Quote am Samstagnachmittag, so dass man sich nun entschied die Serie sofort wieder aus dem Programm zu nehmen und durch Wiederholungen der „Desperate Housewives“ zu ersetzen.

Ich persönlich find es mehr als schade. Seit Ewigkeiten schon hörte ich in meinem Freundeskreis davon, wie toll „Dr.Who“ doch sei und war wirklich gespannt, die Serie mal selbst sehen zu können.

Außerdem verärgert mich die Ungeduld vieler Sender einfach nur noch. Klar der Medienmarkt ist hart umkämpft und man kann sich eine schwach laufende Serie kaum leisten. Aber wohin soll so ein Verhalten der Sender noch führen? Der Einheitsbrei aus xten Wiederholungen und gleichen Sendeformaten bewegt mich jetzt schon immer öfter dazu, den Fernseher gleich komplett auszulassen. Wer weiß wie lange es noch dauert, bis ich ganz auf mein Fernsehgerät verzichte.

Quelle: http://www.serienjunkies.de/news/doctor-who-17272.html

Ein DSDS-Klagelied – die 35428xxxte Version

Wie Spiegel Online heute berichtet, ist RTL durch seine Auswahlpraktiken erneut in ein fragwürdiges Licht geraten. Einer der eher weniger talentierten Bewerber wurde für das zweite Casting mit Bohlen&Co. zugelassen und brach schließlich unter den Verbalattacken der Jury zusammen. Zudem leidet seine Familie nun auch unter Drohanrufen und anderen Belästigungen. Jugendschützer prüfen jetzt abermals das Format.

Es ist klar, dass die Sendung ohne eine gewisse Rate an „Totalausfällen“ sicherlich nicht halb so interessant wäre. Nebenbei bemerkt, würde Dieter Bohlen ohne Leute, die er erniedrigen kann, ja nahezu seine Existenztberechtigung in der Show verlieren.

Aber selten dürfte so deutlich klar geworden sein, wie Zweifelhaft doch die Auswahlmethoden sind, die DSDS zu Grunde liegen.

Beim ersten Casting werden bewusst auch Leute für das zweite Casting ausgewählt, über die sich die TV-Jury öffentlich vor einem Millionen-Publikum dann lustig machen kann. Sicherlich wird den meisten dieser Leute nicht auf die Nase gebunden, wie schlecht sie waren und dass man sie eigentlich nur als amüsanten Zwischengang in der TV-Sendung benötigen wird.

Was dann folgt ist eine bewusste Bloßstellung der Kandidaten, die ihr eigenes Talent nicht richtig einschätzen können und auf deren Kosten RTL sein Publikum amüsiert, um die eigene Quote noch etwas zu steigern. Mit welchen Folgen diese Kandidaten dann zu kämpfen haben, scheint RTL relativ egal zu sein. Gemäß dem Motto „Der hat sich selbst vor die Kamera gestellt – keiner hat ihn dazu gezwungen“

Vielleicht sollten die Verantwortlichen von RTL einmal darüber nachdenken, dass es genauso verwerflich ist, den Kandidaten falsche Hoffnungen zu machen und sie damit bewusst für einen zweiten Auftritt vor die Kamera und ein Millionenpublikum zu locken, wo sie schließlich von Bohlen&Co. öffentlich und schonungslos zerfleischt werden.

Quellen:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,532506,00.html

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,532138,00.html

Heise, Bild und die Japanophilen

Wie genau war das heute im Seminar zur Medienkritik? Die journalistische Sorgfaltspflicht besteht damals wie heute? Zwar wurde in der kurzen Zwischendiskussion in Frage gestellt, dass gewisse Medienformate sich nicht unbedingt an alle Grundsätze halten ? die Nachrichtenagentur Heise zählte für mich persönlich aber eher nicht dazu.

Trotzdem liefert mir Heise.de mit folgender Meldung heute direkt eine Steilvorlage.

Nun wird Ottonormal-blogger erstmal nichts Ungewöhnliches auffallen. Verfolgt er aber den Link zu der erwähnten Seite Jugendszenen.com, wird er vergeblich eine Szene namens ‚Visual Kei‘ suchen. Wie also ist der Verfasser dieser Meldung bloß auf den Begriff gekommen? Hat er sich einfach blind auf die Worte des Herrn Tepe verlassen, ohne einmal selbst die Seite zu besuchen?

Klar ist: gemeint ist die Cosplay-Szene. Die Mitglieder dieser Szene stellen fiktive Figuren aus Manga? und Anime dar, und das für gewöhnlich nur während einem Szenetreffen ? aber nicht im Alltag.

Visual Kei dagegen entlehnt sein Auftreten der japanischen Musik-Szene. Die Mitglieder tragen auch gerne im Alltag ihren Visual-Stil. Sind aber wiederum nicht zu verwechseln mit Gothic Lolitas oder Punks. Genaueres über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der einzelnen Gruppen lässt sich im Bericht über die Cosplay-Szene erfahren (Unterpunkt ?Relations?).

Man möge mir die Nörgelei an kleinen Details in einem einzelnem Artikel aus dem Netz verzeihen. Aber es sind genau solche Fahrlässigkeiten in der Berichterstattung, die immer wieder ein falsches Bild von der Anime- und Mangaszene zeichnen.

Genau gesehen bewegt sich Heise mit dieser Meldung ziemlich auf Bildniveau. Sowohl Print-Ausgabe als auch Online-Variante stellten kürzlich „neu entstandene“ Typen von Jugendlichen vor, darunter den ?Animexxler?.

Nun bin ich zwar ebenfalls auf dem Portal Animexx.de unterwegs. Dies bedeutet aber nicht, dass ich (und sehr viele andere Animexxler, wie ein Großteil interner Forenkommentare zeigte) – Visual Kei höre und schon gar kein Tokio Hotel. Genauso wenig möchte ich, mit dem Hobby Cosplay, als ‚?Visu? bezeichnet werden.

Bei Bild.de wundert mich die undifferenzierte Betrachtungsweise der heutigen Jugend nicht. Von heise.de dagegen hätte ich etwas mehr Sorgfalt erwartet. Obwohl, was heißt erwartet? Die wenigsten Nachrichtenformate bekleckerten sich bisher mit Ruhm, wenn sie über Subkulturen wie die Anime- und Mangaszene berichteten.

Edit: Mittlerweile hat der Bericht von Heise weitere Verbreitung gefunden. Diesmal sogar mit Fotos von „typischen Visus“. Sprich: Eigentlich Cosplayern.

Quellen:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/99182

http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2007/11/01/deutschland-jugend/mode-neu,geo=2826948.html

http://www.jugendszenen.com/

http://www.derwesten.de/nachrichten/kultur/szene/2007/11/18/news-5360820/detail.html