Ein neues Magazin betritt den hart umkämpften Zeitschriftenmarkt. Okay, eigentlich betritt es ihn nicht wirklich, aber dazu später mehr.
Es geht um das Magazin „Rich“. Dieses Blatt ist speziell für „Reiche“ konzipiert, soll „Talk-Value“ bieten und vor allem ein schönes und bunter Umfeld für die Werbekunden liefern. Das es bei diesem Magazin hauptsächlich um Konsum und Vermarktung geht, wird aus einem Interview des „Blattmachers“ (laut Spiegel aber lediglich „Berater[s] der Chefredaktion, laut Webseite des Magzins „Chefredakteur“) mit DWDL.de hervor.
Der DWDL-Artikel klärt hinreichend, worum es bei „Rich“ geht. Die Besonderheit des Magazins: Es wird, aufgrund des hohen Streuverlustes, nicht am Kiosk angeboten, wo es ja in die falschen, nicht-reichen und un-luxuriösen, Hände geraten könnte. Nein, „Rich“-Gründer Christian Geltenpoth hat sich aus diversen Daten von rund einer Million „reichen“ Haushalten die „richtigen“, also konsumfreudigen, Haushalte herausgefiltert und wird diesen dann im September das Magazin zuschicken. Ganz exklusiv, als „Statussymbol“, denn „Wann bekommen diese Leistungsräger sonst mal eine Anerkennung?“ (Geltenpoht im Spiegel vom 4. 6. 2007).
Tja, geht es dabei auch um Anerkennung? Mir persönlich kommt die Galle hoch, wenn ich sowohl den Artikel, als auch das Interview lese. Es wird hier fast so getan, als wären die Wohlhabenden in Deutschland ein quasi stigmatisiertes Völkchen, das kaum beachtet wird und deshalb etwas verhätschelung dient (Zitat Geltepohl: „Man wisse ja, wie obzön und neidvoll Reichtum hierzulande bisweilen angesehen wird.“ (Spiegel, 4. 6. 07) ).
Obszön ist dabei nur die Tatsache, dass es unter den Wohlhabenden Leute gibt, die sich lieber ihren dritten Ferrari/Lamborghine/Corvette/was-weiß-ich kaufen, als etwas sinnvolles mit ihrem Geld anzufangen.
Ich gönne jedem seinen Erfolg, ich gönne jedem seinen Luxus, frage mich aber immer wieder, wie blind einen Luxus machen kann und wie dieser Luxus auf Menschen wirkt, die nichts haben.
Man kann von mir aus seinen Wohlstand genießen, aber muss man dazu unbedingt Porsche fahren? Sollte man stattdessen nicht lieber auf Operationen im männlichen Unterliebsbereich sparen? Diese scheinen manche der „Reichen“, die dieses Magazin wegen seines „Talk-Value“ auf dem „Coffetable“ lesen und sich feine Sachen daraus bestelln, wahrscheinlich nötiger zu haben als ihr drittes Ferienhaus, diesmal in Florida.
Es tut mir leid, wenn ich etwas polemisch argumentiere, aber angesichts der sich weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich, sowohl in Deutschland als auch anderswo, angesichts der Ungerechtigkeit der Lebensverhältnisse in der ganzen Welt, angesichts der Auswüchse des Kapitalismus im Zuge der Gaobalisierung, im Angesicht all dessen kann ich mir nur an den Kopf greifen und fragen, ob sich denn niemand dieser Wohlhabenden, dieser angeblichen „Leistungsträger“, dazu verpflichtet fühlt, mir ihrem Geld dieser Ungerechtigkeit ein klein wenig abzuhelfen.
„Selektion verpflichtet […]“, so heißt es (polemisch von mir verkürzt) auf der Webseite des Magazins. Ja, wirklich, aber so?
Quellen:
http://www.dwdl.de/article/news_11467,00.html
http://www.rich-germany.de/main.php
„Der Spiegel“, Ausgabe 4. Juni 2007