Alle Beiträge von Frauke Scholl

„Tatort“ aus Ludwigshafen soll verschoben werden

Der „Tatort“ aus Ludwigshafen, der am kommenden Sonntagabend gesendet werden soll,  soll verschoben werden. Das meldet welt.de und beruft sich auf Forderungen einer Bürgerinitiative, des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, der Linkspartei und weiterer Institutionen. Der SWR will noch heute entscheiden.

Hintergrund ist die Brandkatastrophe in Ludwigshafen, der mehrere türkischstämmige Einwohner Anfang der Woche zum Opfer gefallen sind. In dem (eventuell) kommenden „Tatort – Schatten der Angst“ ermittelt Komissarin Lena Odenthal in einem Mordfall im türkischstämmigen Milieu.  Diejenigen, die eine Verschiebung der Sendung fordern, fürchten, dass der „Tatort“ die Enttäuschung, Wut und Angst der türkischstämmigen Bevölkerung in Ludwigshafen und ganz Deutschland – die im Zuge der eventuell durch Ausländerfeindlichkeit ausgelösten Brandkatastrophe entstanden sind- weiter schüren könne.

Wahrscheinlich stehen die Erinnerungen an den Weihnachts-„Tatort“ des NDR und die darauf folgenden Massenproteste der angeblich verunglimpften alevitischen Glaubensgemeinschaft auch im Hintergrund dieser Geschichte. Ein „Tatort“ scheint nicht mehr problemlos auszustrahlen zu sein… 

http://www.welt.de/fernsehen/article1642769/Tatort_soll_wegen_Brand_verschoben_werden.html

Bloggen – Meist irrelevantes Geplapper?

Die klassischen Medien rümpfen noch immer die Nase über die Neuerungen des Web 2.0, wenn sie auf ihren Online-Seiten auch immer mehr Blogs oder Ähnliches anbieten. – So lautet das Fazit von taz.de zu einer Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung über den Einfluss von Podcasts und Videojournalismus in Berlin. Die dort erschienenen Vertreter der klassischen Medien haben sich – so taz.de – überwiegend negativ über die Relevanz des Web 2.0 geäußert. Jan Metzger, stellvertretender Leiter des ZDF Heute Journals habe gar gesagt: „Das Web 2.0 und der Bürgerjournalismus werden überschätzt.“ Das Meiste davon sei „irrelevantes Geplapper“. Streitpunkt zwischen Bloggern und klassischen Medien sei – so taz.de – vor allem der Gegensatz Professionalität versus Authentizität. Klassische Medien pochen auf Qualitätsjournalismus, Blogger auf mehr Subjetivität und Beteiligung.

Die Skepsis der klassischen Medien gegenüber den neuen Möglichkeiten des Web 2.0 erlebe er in keinem anderen Land so stark wie in Deutschland, sagte ein Vertreter des französischen Senders France 24. Er stehe auf dem Standpunkt, dass eine stärkere Einbindung von Bürgern in die Medien wichtig sei.

http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/zwischen-befindlichkeit-und-quote/?src=SE&cHash=6183c0dd92   

Tatort „Tatort“

Ein medienkritisches Spektakel hat in der Weihnachtspause für Gesprächsstoff gesorgt. Die alevitische Glaubensgemeinschaft fühlt sich durch den „Weihnachts“-Tatort des NDR „Wem Ehre gebührt“ verunglimpft, reicht Beschwerde und Klage ein, demonstriert zu Tausenden.

Die Macher, sowohl Regisseurin, als auch NDR-Verantwortliche, beteuern, keinesfalls auf eine Verunglimpfung aus gewesen zu sein, lediglich einen fiktiven Fall geschildert zu haben.  In einem Vorspann hatten sie im Film bereits darauf hingewiesen.

Trotzdem zeigen sich die Aleviten empört: Sie empfinden die Thematik des Fernseh-Krimis, in dem es um Inzest ging, als Bestätigung des Vorturteils, aufgrund dessen sie von anderen islamischen Glaubensrichtungen seit langem verunglimpft und verfolgt werden. Auf einigen Protest-Plakaten der Aleviten bei der Großdemonstration in Köln stand gar geschrieben: „Islamisten in der ARD raus!“

Die Berichterstattung in den Medien erklärt derweil die grundsätzliche Problematik des Falls: Während die Einen auf die künstlerische Freiheit, die Freiheit der Presse (Medien) und der Meinung pochen, verweisen die Anderen auf die Gefahr des Überschreitens von Grenzen, das Verletzen von religiösen Gefühlen. 

Wenn mediale Erzeugnisse kritische Themen aufgreifen, erregen sie ihrerseits Kritik. Das zeigt der Fall um den Tatort „Tatort“.

Ein Bambi für Cruise – merkwürdig

Ob es sich bei der Bambi-Verleihung – immerhin der traditionsreichste deutsche Medienpreis – wirklich um Medienkritik handelt, gerät angesichts einiger aktueller Preisträger doch zunehmend in Frage. Vielmehr wurden am Donnerstagabend in Düsseldorf Personen aus Film und Fernsehen aus teilweise merkwürdigen Gründen geehrt. Johannes Heesters, weil er einfach alt ist? Henry Maske, weil er sich einen Comeback-Kampf zugetraut hat? Und vor allem Tom Cruise, weil er so mutig ist?! Tatsächlich wurde der Hollywood-Scientologe in einer hochtrabenden Laudatio von Frank Schirrmacher – Mitherausgeber der FAZ – für seinen Mut, den deutschen Widerstandskämpfer Claus Schenk von Stauffenberg zu spielen, übern grünen Klee gelobt. Cruise hielt eine ebenso hochtrabende Dankesrede über Mut und Tapferkeit und Leistungsbereitschaft. Und nahm den Bambi für „Courage“ mit nach Hause.

Cruise’s Preisträgerschaft erregt Kritik. Spiegel und taz bezeichnen die Ehrung des Stars als „bizzarr“. Skepsis an der Art der Ehrung war auch – so berichtet die Saarbrücker Zeitung – am Ort des Geschehens in Düsseldorf zu hören. Der Schauspieler Heiner Lauterbach stellte in Frage, ob es wirklich mutig sei, einen Film zu drehen, für den man 50 Millionen Dollar erhalte.

Die betreffenden Artikel aus Spiegel und taz:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,520558,00.html

http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/ein-medienfuerst-haelt-hof/?src=SE&cHash=9a82bf697e

„Bauer sucht Frau“ wie Soldatenpuff?

Die Kritik des Spiegel zu der erfolgreichen RTL-Dokusoap „Bauer sucht Frau“ fällt negativ aus. Eine Autorin des Onlinemagazins spiegel.de vergleicht die Sendung mit einem „Soldatenpuff im Ersten Weltkrieg“. Der Privatsender RTL übernehme in seiner Soap „eine moralisch bedenkliche Aufgabe“.  Er karre junge Frauen aufs Land, also „dorthin, wo sie gebraucht werden“ (wegen der vielen einsamen Bauern; einsame Bäuerinnen scheint es nicht zu geben), und diese Methode erinnere ein bisschen an eine Praxis des Ersten Weltkriegs, in dem den vereinsamenden Soldaten auch schon mal Frauen zugeführt wurden.

Nicht nur die Methode, auch die Machart der Sendung erregt das Missfallen der Autorin: Mit „ihrem possierlichen Witz und plumpen Timing“ wirke die Sendung, „als sei sie in den Anfangstagen des Privatfernsehens entstanden.“ Der Negativ-Kritik wird im Artikel ein positives Beispiel für das selbe Sendungskonzept gegenüber gestellt: die NDR-Sendung „Land & Liebe“ sei zeitgemäß, ohne zotigen Chauvinismus und ebenfalls sehr erfolgreich.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,518362,00.html

Spiegel-Kritik zum neuen US-Kanal

Als „grell, populistisch, schamlos wirtschaftsfreundlich“ bezeichnet spiegel-online den Mitte Oktober auf Sendung gegangenen neuen US-Wirtschaftskanal Fox Business (Artikel vom 16. Oktober 2007). Das neue Millionenprodukt des Medienmoguls Rupert Murdoch infomiert die Amerikaner künftig über ihre Wirtschaftswelt. Mit dabei: „abseitige Lifestyle-Storys, endloses Eigenlob, Kniefälle, Uralt-Themen“. Vor allem politische Seitenhiebe auf die Demokraten stehen dabei – laut spiegel-online – auf der Tagesordnung. Wie die übrigen Murdoch-Medien sei auch Fox Business klar pro-republikanisch. Ein Moderator habe in einem Interview gar einen wirtschaftskundigen Republikaner gefragt: „Wann übernehmt ihr endlich wieder den Kongress?“ – So viel zum Thema überparteilicher Journalismus.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,511736,00.html

Für Beckmann eine Nummer zu groß

In einer Kritik von sueddeutsche.de über die Talk-Sendung Beckmann am vergangenen Montag kommt der Moderator – wieder einmal – nicht gerade gut weg. Sein Gast Loriot sei „eine Nummer zu groß“ für Beckmann gewesen. Dieses Phänomen sei in der Sendung oft zu beobachten. Beckmann bewege sich häufig „zwischen der unangemessenen Begeisterung eines kleinen Kindes und der Unterwürfigkeit eines Assistenten der Geschäftsführung“ – so sueddeutsche.de. Im Gespräch mit Loriot – der sich bewegend zu seiner am selben Tag verstorbenen TV-Partnerin Evelyn Hamann äußerte und außerdem in ebenso bewegender Weise über sein Leben berichtete – traf Beckmann oft nicht den richtigen Ton. Wäre Beckmann nicht besser ausschließlich beim Sport geblieben? – Diese (medienkritische) Frage schwingt in dem Artikel mit.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/677/140380/

Cicero präsentiert Zeitungs-Titelseiten des Tages

Ein neuer Service des Cicero-Magazins für politische Kultur zeugt von Crossmedialität, ist darüber hinaus für am Tagesgeschehen Interessierte und auch für Medienwissenschaftler geeignet. Auf seiner Website bietet Cicero jetzt täglich einen Überblick „ausgesuchter Titelseiten deutschsprachiger Medien im pdf-Format“. Will sagen: jeden Tag werden verschiedene Titelseiten von Print-Tageszeitungen aus Deutschland (überregional und regional) neben einander präsentiert. Leser (oder User) können sie einzeln anklicken und dann vergleichen, welche Titelseite ihre Schwerpunkte wo setzt und wo Gemeinsamkeiten auf der Agenda zu sehen sind. Am Tagesgeschehen Interessierte sind somit umfassend informiert. Und Medienwissenschaftler haben eine gute Quelle, wenn sie mal vergleichende Analysen von Titelblättern durchführen wollen. Das Angebot soll noch um mehr Titelseiten ausgebaut werden. Zu finden ist es auf:

http://www.cicero.de/391.php

Der Spiegel wird 60

Der Spiegel feiert heute seinen 60. Geburtstag. Zum Jubiläum des wichtigsten deutschen Nachrichtenmagazins bieten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf ihren Websites jede Menge Informationen zur Geschichte des Blattes, sowohl in Text -als auch in Radiofeature-Form.

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6264072_TYP6_THE_NAV_REF2_BAB,00.html

http://www.radiobremen.de/magazin/medien/60jahre-spiegel/

http://radioprogramm.ard.de/viewEvent.php?STATION_ID=&LRA_ID=&id=40649555

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/574619/

30 Jahre Emma – Ein Stück Zeitschriftengeschichte

Die Frauenzeitschrift Emma, bzw. das politische Magazin von Frauen für Frauen (und Männer), feiert am 26. Januar ihren 30. Geburtstag. Im Jubiläumsheft und in der Online-Ausgabe blickt Emma in Gestalt ihrer Gründerin und Herausgeberin Alice Schwarzer zurück auf die Geschichte des Magazins – aber auch in die Zukunft. Zum Geburtstag erklären zum Beispiel Prominente neben Emma-Leserinnen, was sie warum von Emma halten. Ihren gesellschaftspolitisch-kritischen Charakter zeigt Emma zum Jubiläum ebenfalls: Themen zu Prostitution, Armut, 35 Jahren Frauenbewegung oder Frauenförderung gibt es zu lesen.

http://www.emma.de/ 

Neuer Gala-Auftritt im Internet

Das People-Magazin „Gala“ des Gruner&Jahr-Verlags hat seit 1.12.2006 eine neue, eigene Website. „Bildreicher, interaktiver und mit optimiertem Layout“ tritt die Website laut des Verlags jetzt auf. Ein besonders gelungenes Novum sei die Datenbank „Starbase“, die die User mit Daten und Geschichten über zahlreiche Prominente versorgt.
Verlag und Redaktion sehen den Ausbau der Website als interaktive Ergänzung zu dem wöchentlich erscheinenden Print-Magazin. Mehr Infos auf:
http://www.gala.de/

http://www.gujmedia.de/news/archiv/?id=206827
 

Noch einmal New Journalism mit Tempo

Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Einstellung wartet die Zeitschrift Tempo, eine Achtziger-Ikone, heute, am 8. Dezember 2006, mit einer fast 380 Seiten starken, 4,50 Euro teuren Sonderausgabe auf. In Hochglanz präsentiert sich das Lifestyle-Magazin der Achtziger noch ein letztes Mal, hält Rückschau auf das, was in den zehn Jahren seiner Abwesenheit auf der Welt passiert ist. Und das in dem Stil, der die Zeitschrift berühmt und gleichzeitig umstritten gemacht hat. Denn Tempo (1986-96) brachte den New Journalism nach Deutschland: eine Art des Journalismus, in dem sich Autoren subjektiv und mit literarischen Stilmitteln mit den Themen befassten, die die Masse der Journalisten nicht behandelten, in dem sich Themen der Pop- mit Themen der Hochkultur aus junger, kritischer Sicht mischten. Die Macher der einmaligen Jubiläums-Sondernummer lassen diesen „Jugend-Stil“ der Achtziger in einer Auflage von 240.000 Exemplaren noch einmal aufleben. Berichte über das Tempo-Jubiläum gibt es bei taz.de und spiegel-online:

http://www.taz.de/pt/.archiv/suche?demo=1&dos=1&tx=tempo

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,453284,00.html

Kritisches Hörerohr ist gefragt – für mehr Vielfalt im Kulturradio

Der Kultursender von radiobremen, das Nordwestradio, gibt seinen Hörern die Möglichkeit, für mehr musikalische Vielfalt im Programm zu sorgen. Die Hörer können Musiktester werden, in dem sie auf der Homepage des Senders gekürzte Musiktitel aus dem musikalischen Angebot des Senders (Pop, Swing, Jazz, Weltmusik und Klassik) hören und bewerten. Die Bewertungen fließen in die musikalische Programmgestaltung des Senders ein. Jede Woche gibt es neue Testtitel, jede Woche haben die Hörer von Nordwestradio also die Möglichkeit, das Programm des Senders nach ihren Wünschen mitzugestalten.

Vor dem Hintergrund schwindender Hörerzahlen bei den Kulturradios ein guter Weg, sich vom steifen Image der Kulturradios zu lösen und sich als hörerfreundliches Kulturmedium zu präsentieren. Das Beipiel des Nordwestradios zeigt auch, welchen Nutzen das Internet für Radiosender haben kann, dass es ihre Arbeit unterstützen kann und nicht zwangsläufig ersetzen muss.

Zum Musiktester des Nordwestradios unter http://www.radiobremen.de/nordwestradio/musiktester/