Als uns die Nachricht von Osama bin Ladens Tötung erreichte, ging ein Bild um die Welt, das den US-Präsident Barack Obama und sein Kabinett im so genannten „Situation Room“ zeigt, wie sie life den Einsatz in Pakistan verfolgen. Auf dem Bild starren 11 Männer und zwei Frauen gebannt auf den Bildschirm. Eine Frau fällt jedoch mit ihrer Reaktion aus dem Rahmen: US-Außenministerin Hillary Clinton. Sie hält sich die Hand vor den Mund und hat die Augen vor Entsetzten weit aufgerissen, scheinbar erschrocken vor dem, was sie sieht. Sie scheint als Einzige im Raum ihr Entsetzen nicht verbergen zu können. Im Vergleich zu den anderen, zeigt Hillary Clintons Gesicht mehr. Die mediale Kommentierung sieht „Angst“ in ihrem Gesicht, eine Schockstarre des Grauens, als würde sie in einem Moment äußerster Anspannung den Atem anhalten, gefroren im Entsetzen darüber, was sie gerade zu sehen bekommt, in der Sorge darum, ob es richtig ist und gut gehen wird. Hillary Clinton scheint stärkere Emotionen zu zeigen, als alle anderen Anwesenden. Und das ist anscheinend ein wunder Punkt – zumindest für einige.
So kam es, dass die Außenministerin in den USA jetzt heftig kritisiert und beschimpft wird. Ihr wird vorgeworfen, sie mache auf diesem Bild einen schwachen Eindruck. Und ihre Reaktion sei ein Affront für die Opfer des Terroranschlags und die eigenen Soldaten. Außerdem wir ihr vorgeworfen, sie habe sich mit diesem Foto für eine verantwortliche Regierungsposition disqualifiziert.
Es ist nicht das erste Mal, dass Hillary Clinton mit öffentlichen Gefühlen schlechte Erfahrungen macht. Im Kampf um die Präsidentschaft ließ sie im Januar 2008 in einem Café in New Hampshire einen Moment wahren Empfindens zu. Sie ließ auch zu, dass dieses Empfinden sichtbar wurde. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie musste im Sprechen innehalten. Dieser Moment hat auch damals auf Youtube Karriere gemacht und ist umfassend kritisch kommentiert worden. „Kann sich Hillary ins Weiße Haus zurückheulen?“, fragte damals eine Kolumnistin der „New York Times“. Möglicherweise hat sie nun die Befürchtung, sich aus ihrer Position geängstigt zu haben.
Denn sie lies nach den Anfeindungen und der umfassenden Kritik verlauten, dass sie sich an den Grund für die Geste nach eigenen Worten nicht mehr erinnern kann. „Ich habe keine Ahnung, was wir in der Millisekunde sahen, in der das Foto geschossen wurde“, sagte sie nach Angaben des US-Fernsehsenders ABC vom Donnerstag. Clinton schließt auch nicht aus, dass die Geste gar nichts mit den dramatischen Ereignissen zu tun hatte. „Ich fürchte fast, dass ich einen frühlingsbedingten allergischen Hustenanfall unterdrücken wollte. Es könnte also überhaupt keine Bedeutung haben.“ Der Einsatz der Spezialeinheit seien jedoch die 38 intensivsten Minuten ihres Lebens gewesen.
Ungeachtet ihres etwas seltsamen Dementi und der Diskussionen, inwiefern Politiker Gefühle zeigen dürfen und sollen und sich Frauen im Vergleich zu Männern in Machpositionen verhalten, zeigt dieses Beispiel, inwieweit sich Medien beeinflussen – aus intraspezifischer und interspezifischer Sicht. In diesem Fall steht am Anfang das veröffentlichte Bild, dann entwickelt sich in den sozialen Netzwerken eine Diskussion, welche dann wiederum in den Massenmedien wieder aufgegriffen wird.
Außerdem zeigt die Geschichte um die Geste der Hillary Clinton, welche Macht Bilder haben. Insbesondere dieses Bild beeinflusste die Medienwelt in den letzten Tagen besonders. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass nach Angaben des Senders ABC, das Foto bis Donnerstag 1,9 Millionen Mal angeklickt wurde und ist dabei, das populärste auf der Fotoplattform Flickr zu werden.
Quellen:
http://www.focus.de/politik/ausland/osama-bin-laden/hillary-clinton-hatschi-statt-horror_aid_624545.html
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,761000,00.html