Heutzutage befinden wir uns in einer Überfülle an neuen technischen Spielereien. Man hat das Gefühl, dass quasi jede Woche entweder ein noch besseres Smartphone, Notebook, Fernseher, etc. auf den Markt kommt. Die Auswahl an „Technik-Spielzeug“ ist heute so überwältigend, dass der normale Laie kaum noch mitkommt.
Ganz vorne dabei sind Videospiele. Schon lange sind Videospiele viel mehr als bloßer Kinderkram. Einige sprechen sogar schon von einer neuen Kunstart (ähnlich der Filmkunst). Videospiele sind zu interaktiven Filmen geworden. Seit einigen Jahren schon ist die Produktion eines Spiels mindestens so kostspielig wie die Produktion eines Hollywood Kinofilms…allerdings stimmt somit oft auch der Profit. Die Videospielindustrie hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Unterhaltungselektronik, sowie auf die Entwicklung der Gesellschaft und Kultur.
Zumeist ist dieser Einfluss jedoch erst dann spürbar, wenn er negativ auffällt. Erst kürzlich erschien in Deutschland das Spiel „Call of Duty: Black Ops“, welches sich mit dem Titel rühmen darf, die meisten Einnahmen am Tage seiner Veröffentlichung gemacht zu haben als jedes Spiel vor ihm. Doch kaum wurde das Spiel veröffentlicht hagelte es Kritik. Das Spiel versetzt den Spieler in die Haut eines Black Ops Soldaten während des Kalten Krieges, der während des Spielverlaufs nicht nur auf ein Attentat auf Fidel Castro angesetzt wird, sondern im weiteren Verlauf auch gegen andere reale politische Figuren. Darüber hinaus besitzt das Spiel eine sehr grafische Darstellung von Gewalt, was bei dem technischen Fortschritt von heutzutage schon nichts besonderes mehr ist. Doch vorbei sind die Zeiten, wie in den 80ern als jedes Kind dasselbe Super Mario Bros. Spiel spielte wie seine Freunde.
Genau wie Filme werden viele Videospiele in Deutschland geschnitten. Eine geschnittene Version eines Spiels enthält daraufhin weniger Blut, weniger Gewaltdarstellungen etc.
Am 24.11.2010 wurde die ungeschnittene österreichische Version, die zunächst legal in Deutschland verkauft werden durfte, „blitzindiziert“. Kurzerhand ist nun nur noch der private Besitz und Gebrauch des ungeschnittenen Spiels legal. Doch warum? Bei genauerem Hinsehen darauf, was in dem Spiel eigentlich geschnitten wurde, entdeckt man, dass (natürlich) die Gewalteffekte reduziert wurden, aber auch NS-Symbolik (eine Mission versetzt den Spieler in das Jahr 1945). Die NS-Symbole wurden allesamt entweder gelöscht oder durch Eiserne Kreuze ersetzt. Abgesehen davon, dass ein genau solcher „Ersatz“ dazu führt, dass immer mehr Jugendliche denken das Eiserne Kreuz ein komplettes Produkt der Nazis ist (sogar unsere Bundeswehr macht Gebrauch von Eisernen Kreuzen), sind jedoch sämtliche Szenen die ein Attentat auf Fidel Castro oder andere politische Figuren darstellen, noch komplett im Spiel vorhanden.
Es ist natürlich klar warum die BPjM NS-Symbolik nicht in einem Spiel zeigen will. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass Spiele genau wie Filme erst ab einem bestimmten Alter erworben werden können (bei Spielen USK; bei Filmen FSK). Wenn die BPjM davon ausgeht, dass ein solches Spiel ab 18 ist, und somit auch ihre Spieler, dann müssen diese „Erwachsenen“ doch wissen womit sie es zu tun haben. Ist es wirklich ein besserer Schritt die Jugend (obwohl das Spiel ab 18 ist) von Deutschlands NS Vergangenheit auf so eine Weise abzuschneiden und noch schlimmer diese durch ein anderes heute benutztes Symbol zu ersetzten? Es ist fast als würde das kollektive Gedächtnis Deutschlands mit aller Macht versuchen jede Erinnerung an den 2. Weltkrieg und die Nazis zu verdrängen…sogar in den Medien.
Filme werden natürlich ebenfalls von der BPjM geprüft, allerdings mit einer ganz anderen Vorgehensweise. NS-Symbolik wird in 2.Weltkriegs Filmen überhaupt nicht weggeschnitten oder ähnliches. Abgesehen von der Tatsache, dass wir Deutschen anscheinend sowieso Weltmeister darin sind, Filme vom 2. Weltkrieg aus der Sicht der Nazis zu produzieren. Nicht nur mit der NS-Symbolik geht die BPjM freizügiger in Filmen um, sondern auch mit Gewaltdarstellungen. Es ist bemerkenswert, dass fast jedes USK 18 Spiel in Deutschland geschnitten wird aber fast jeder Hollywood Splatter Horror Film (z.B. Saw 1-7, Hostel 1-2,etc.) komplett ungekürzt im Kino erscheint. Nicht zu vergessen die Horror Filme die geradewegs auf DVD/Blu-Ray rauskommen und noch gewalttätigere Szenen aufweisen. Vielleicht sollte man sogar noch erwähnen, dass die BPjM Filme, die seit und von den 80ern in Deutschland wegen ihrer expliziten Gewaltdarstellung indiziert wurden, wieder vom Index (Indizierungsliste) streicht (z.B. „Predator“, welcher nun als ab 16 eingestuft wurde). Weil wir uns mehr und mehr an immer härtere Gewaltdarstellungen gewöhnen? Weil der DVD und Blu-Ray Markt dann besser läuft? Wer weiß? Die Vorgehensweisen der Prüfstellen bleiben teils sehr rätselhaft. Besonders wenn man betrachtet, wie hart bei Spielen und wie „lasch“ bei Filmen vorgegangen wird.
Quellen:
http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=2395
http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=875064
http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=2053
„Es ist fast als würde das kollektive Gedächtnis Deutschlands mit aller Macht versuchen jede Erinnerung an den 2. Weltkrieg und die Nazis zu verdrängen…sogar in den Medien.“
Dazu fällt mir spontan ein: „Wilkommen in Japan. Was 2. Weltkrieg? Nie was von gehört.“
Und bei Filmen ist der Zuschauer nur passiv mit dabei. Er „schaut“ halt nur zu. Bei Spielen ist er aktiv-passiv anwesend. Er schaut nicht nur zu, sondern steuert auch seine Figur/Panzer/Avatar/whatever und hat somit einen gewissen Grad an Kontrolle über die Aktion und Gewalt.
Ich denke, da sieht die BPjS den Unterschied.
Völliger Quatsch ist es trotzdem das Hakenkreuz aus jedem Spiel zu streichen und generell Spiele zu schneiden, wo sie doch eine Altersfreigabe benötigen.
Aber so ist die BPjS nun mal. Genauso beliebt wie die GEZ oder das Finanzamt.
Ich denke, dass das negative Bild, welches die Computerspiele in ihrer medialen Darstellung nach wie vor abgeben, vor allem auf das, meiner Meinung nach, längst überholte Klischee des Kellerkindes, welches eben diese Spiele spielt, zurück zu führen ist. In der Öffentlichkeit werden die PC-Spieler nach wie vor als eine Randgruppe komischer, sozial völlig isolierter und somit „unberechenbarer“ Menschen angesehen. Dies machen nicht zuletzt Berichte deutlich, in denen Journalisten allzu schnell herausgefunden haben wollen, dass der Amokläufer XY ein vereinsamter Mensch war, welcher dann erst durch intensives Counterstrike-Spielen (ein ähnlicher Ego-Shooter wie Call of Duty) auf die Idee gekommen ist, sich einer Waffe zu bemächtigen und sein Spiel in der Realität umzusetzen.
Natürlich mag es sein, dass so genannte „Ego-Shooter“ ein gewisses Agressionspotenzial auslösen können, jedoch impliziert das Wort Potenzial bereits, dass PC-Spiele meiner Meinung nach nie DER einzige und alleinige Grund für die Gewalttätigkeit eines Menschen sein können, sondern höchstens in bestimmten Fällen, bei entsprechender psychologischer Prädisposition, die Agressivität bestärken können.
Genau aus diesem Grund erschließt es sich mir auch nicht, Spiele strenger zu beurteilen als Filme, da beide potenzielle „Vorlagen“ für die Phantasie eines späteren Amokläufers bieten können. Insofern halte ich die Einstufung von Videospielen durch die USK für sehr sinnvoll und lobenswert, allerdings, wie es mein Vorredner bereits geschrieben hat, unter der Prämisse, dass man es bei dieser einmaligen Einstufung bewänden lässt und bei einem „ab 18“ Spiel auch keine weiteren Einschränkungen, den Inhalt des Spiels betreffend, mehr vornehmen muss.
Darüber hinaus halte ich die generelle Zensur von Nazi-Symbolen ebenfalls für absoluten Quatsch, da dies ein erster, sehr gefährlicher Schritt in die Richtung des Verdrängens der Ereignisse des zweiten Weltkrieges ist. Solange ein Videospiel den Nationalsozialismus nicht verherrlichend darstellt, handelt es sich meiner Meinung nach um nichts Weiteres als eine Porträtierung der historischen Vorkommnisse, welche, nicht zuletzt in Form von Filmen wie „Valkyrie“ (in dem unter anderem Tom Cruise als Graf Stauffenberg mitwirkt), von allen Seiten Applaus empfangen hat.
Mein Fazit wäre also, dass gerade auch deshalb, weil PC-Spieler im Gegensatz zum Kinogänger in solchen Gewaltszenarien „aktiv“ handeln, die Kontrolle und Einstufung durch die USK absolut notwendig sind, man allerdings in der öffentlichen Meinung von dem Gedanken, Videospiele seien generell ethisch bedenklicher als Filme, wegkommen und zu einer vorurteilsfreieren Bewertung Ersterer gelangen muss.