Es ist schon auffällig (wenn auch nicht sonderlich verwunderlich), dass ein Sendungskonzept wie die heute-show im ZDF dann abhebt, wenn eine konservative Regierung an der Macht ist. Ganz ähnlich lief es ja damals auch beim Vorbild, der Daily Show, die ihre wahre Größe (sprich, Beliebtheit) allem voran George W. Bush zu verdanken hat – bis hin zu dem Punkt, an dem man herausfand, dass die „fake news show“ gehaltvollen Journalismus macht.
Insofern ist für heute-show-Moderator Oliver Welke und sein Team die Messlatte recht hoch (wenn man die Daily Show kennt), auch mit ähnlich Gehaltvollem nachzuziehen. Immerhin sind es hier die öffentlichen Gelder, die dem Volke den Informationsanspruch erfüllen sollen – da reicht es nicht, irgendeinen Unsinn zu senden. Es sei denn, man wandelt den Grat mit Vorsicht und Bedacht.
Deutsche Comedy wird von ein paar Krankheiten geplagt, denen sich auch die heute-show nicht entziehen kann. Allem voran ist das die Übertreibung (im Sinne von „zu oft, zu viel, zu ähnlich“). So auch heute. Wenn in mehreren „Korrespondentenberichten“ das Best Of der dummen Antworten aus dem Volke kommt, wenn Claudia Roth locker doppelt so lange beim „tanzen“ gezeigt wird, wie notwendig oder wenn der Kommentar von Gernot Hassknecht (ein Fan-Favorit) mal wieder mit einem „Störbild“ abgebrochen wird, verliert die Sendung gewaltig an Fahrt. Und das ist bitter, denn es steckt so viel mehr drin.
Mit Integration, Atomkraft und Castortransport, Wolfgang Schäuble, dem G20-Gipfel und dem Gebuhle um das Amt des Berliner Oberbürgermeisters behandelte die heute-show von dieser Woche nämlich tatsächlich wichtige Themen, wenn auch manchmal auf etwas klamaukige Art. Auch kann man nicht mal behaupten, die Sendung sei völlig einseitig (auch, wenn ein grundsätzlich liberaler Trend ganz klar festzustellen ist). So proklamiert Welke einerseits, dass die Bild gerne „live aus ihrem Paralleluniversum“ berichtet, nur um dann kurze Zeit später den Grünen vorzuwerfen, dass es ja so schön einfach ist, aus der Opposition zu motzen, wenn man sich nicht verantwortlich zeigen muss.
Auch generelle Medienkritik findet sich in der heute-show. Im Gespräch mit „Korrespondent“ Christian Ehring (der natürlich nicht wirklich in Seoul ist) will Welke alles über Wolfgang Schäuble erfahren, der zum G20-Gipfel „geflohen“ ist. Als Ehring dann anbietet, zu erzählen, was in Seoul so beschlossen wurde, winkt Welke ab und macht anderswo weiter – denn der Zirkus um die Person Schäuble ist natürlich viel interessanter als tatsächliches politisches Tagesgeschehen. Ebenso bietet Welke sowohl den Atomkraftgegnern als auch den Befürwortern von Kernenergie kurz die Möglichkeit, ihre Meinungen kundzutun, wobei der Befürworter binnen Sekunden abgeschnitten und grundsätzlich unfair behandelt wird. Natürlich alles im Sinne des Humors – oder eben der Kritik an den Medien, die sich nach Meinung der heute-show offenbar ihre Position bereits ausgesucht haben.
Die heute-show klärt sicherlich nicht darüber auf, wie genau politische Sachverhalte aussehen. Dennoch erfährt man, was im Verlauf der Woche so die wichtigen Themen im Land waren, und das ist schonmal ein guter Anfang. Wenn nun der völlig alberne Klamauk ein wenig zurückgeschraubt werden könnte und bei den Themen ein wenig öfter Inhalte zur Sprache kämen, stellen sich dann vielleicht auch die richtigen Quoten ein.
Besonders schade ist, dass Oliver Welke so selten Gäste im Studio hat. Das eine Interview, das ich bisher mitbekommen habe, war nämlich großartig. Welke hat das sehr gut gemacht, darum sollte es in der Hinsicht meiner Meinung nach öfter geben. Immerhin hat er diese Woche angekündigt, nächste Woche einen Studiogast zu haben. Ich winke mal mit dem Zaunpfahl und behaupte, dass die kommende Folge eine gute Gelegenheit bietet, zur heute-show zu finden. Und wer sie im Fernsehen verpasst und zeitsouverän handeln will, der kann das hier tun. Vielleicht kann das Team von der heute-show ja auch mal über 200.000 Leute mobilisieren – wofür auch immer.