Stellt euch vor ihr sitzt zuhause und zappt durchs Fernsehen. Aber das Fernsehen hat nicht nur 100 Kanäle, nein es hat Millionen, denn das Fernsehprogramm ist mittlerweile vollständig über das Internet distribuiert und dementsprechend erweitert. Zu den professionellen Inhalten (Filme, Serien, Dokus, Shows, Nachrichten, Bildern, Spielen…) gesellen sich immer mehr semiprofessionelle und leihenhafte Webdarbietungen. Die Frage ist nur ob diese sich vermischen und der Fernsehgucker der Zukunft diese Vielfalt an Unterhaltung annimmt bzw mit ihr klar kommt. Ich kann es mir vorstellen. So langsam gewöhnt man sich an die Flut an Information und Unterhaltung in Echtzeit, wie sie uns das Internet bietet.
Warum sie also auch nicht in das Wohnzimmer bringen und sich daraus sein persönliches Fernsehprogramm zusammenstellen, das völlig neue Formate bringen wird, die wahrscheinlich auch immer interaktiver werden. (zum Beispiel die Abstimmung über den weiteren Verlauf einer Soap) Natürlich werden professionell produzierte Inhalte sich immer von den anderen abheben und durch Marketingleistung bekannt bleiben. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass das ein oder andere Zielgruppenfernsehen (für Hausfrauen, Jugendliche einer Subkultur) aus einer Hobbyunternehmung entspringt und eine Karriere hinlegt, die durch zunehmende Aufmerksamkeit und ein partizipatives Finanzierungsmodell begünstigt wird.
Dazu müssen aber erstmal verschiedene Innovationen vonstatten gehen. Denn wenn jede Show oder Serie (sei sie professionell oder von einer Theatergruppe produziert) einen Kanal darstellt, so kommt die Navigation durch diese Vielzahl an Angeboten einem vor, als ob man sich einen Weg durch den Dschungel schlägt. Deshalb müssen die einzelnen Kanäle zu immer dickeren Kanalbündeln aggregiert werden, die wiederum beliebig oft ausdifferenziert werden können.
Das Modell des semantischen Web ist hierbei angebracht und einsetzbar. Jedes Angebot ist mit vielen Metadaten besetzt, sodass technische Aggregatoren wissen, welche Bedeutung Inhalte haben und diese selbstständig miteinander in Verbindung bringen können. (zum Beispiel ein Kindersender aus einzelnen animierten Filmprojekten von Designstudenten aus aller Welt)
Letzenendlich stell ich mir das ganze so vor. Über ein hauptsächlich ikonographisch geprägtes Interface, das den User zu Beginn aus groben Kategorien (Film, Spiel, Serie, Doku, Chat…) auswählen lässt, dringt der User immer tiefer in die Cloud ein und kann sich immer mehr in den thematischen Verzweigungen verlieren. Man surft nicht mehr, man schwimmt durch die Informations- und Unterhaltungsfluten und das gemütlich im Fernsehsessel. Ein intuitive Bedienung wie man sie vom Ipad kennt wird dazu unumgänglich sein.
Ich glaube, dass dieser Schritt, das Internet in den Fernseher zu bringen eine ultimative Unterhaltungsmaschiene schöpfen wird, die weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft der Zukunft haben wird. Die Demokratisierung der Fernsehproduktion steht dabei aber vor vielen Problemen (Rechtliche, Lizenzbedingte, Finanzierung, Technische Infrastruktur, Interface) und Hürden (tradiertes Wahrnehmungsschemata).
Interessant finde ich, dass sowohl Google als auch Apple diesen Markt von Anfang an bestimmen wollen und bin gespannt welches Modell sich in dieser neuen Plattform durchsetzen wird. Ein abgeschlossenes oder offenes? Die Werbeumsätze werden alle bekannten Maßstäbe sprengen. Sinnvoll fände ich eine automatische Werbeplatzvergabe an Webdarbietungen, die sich durch gesteigerte Aufmerksamkeit abheben und dafür etwas vom Kuchen abbekommen.
An dieser Stelle geht es zu weit über die Gefahren dieser möglichen Entwicklungen für die öffentliche Meinung zu sprechen. Dazu vielleicht mehr beim nächsten Mal. Es bleibt zu sagen, dass durch die Verschmelzung des Internets mit dem Fernsehen ein neues Leitmedium entstehen könnte, das fesselnder kaum sein kann.
http://evideo.htw-berlin.de/weblog/kolumnen/gugel/gugel-kolumne-googletv-ist-zu-klein-gedacht/ ?
Herr Schmidt, Sie mit Ihren Zukunftsvisionen!
Hört sich sehr vielversprechend an 🙂