S wie Schleichwerbung

Eltern aus der bulgarischen Stadt Kardshali, deren Kinder an einer örtlichen Schule lernen, haben einen merkwürdigen Vorfall registriert.
In einem der angebotenen Russisch-Lehrbücher für das kommende Schuljahr sei angeblich Schleichwerbung zu finden.
Erwähnt werden drei Firmen mit ihren bekannten Markenprodukten: Ariel, blend-a-med und Coca-Cola (wohlgemerkt: A, B, C!). Dies geschieht offensichtlich nicht beiläufig, sondern als gezielte Einwirkung durch Geschichten und Fragenkreise, die für Fünftklässler gedacht sind. So wird z.B. die weiße Krähe aus dem klassischen Märchen in eine dubiose Verbindung mit dem Waschmittel gesetzt.

Zugegeben, das Konsumverhalten von Kindern ist aufgrund der finanziellen Abhängigkeit von den Eltern nicht besonders ausgeprägt. Das ist aber bei weitem keine Rechtfertigung für einen so gewagten Marketingschritt, zumal die Werbewirkung erst später zum Vorschein kommen könnte.
Ein aufschlussreiches Beispiel hierfür wären Kindersendungen im deutschen Rundfunk, die sogar durch reglementierte Werbeblöcke nicht unterbrochen werden dürfen.

Somit verstoßen die Verfasser gegen Recht und Ethik. Schade um die Kreativität und das Lehrbuch selbst, das (hoffentlich) nicht gebilligt wird.

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2 Gedanken zu „S wie Schleichwerbung

  1. Diese Art der Schlichwerbung bei Kindern einzusetzen, v. a. auch noch in einem Lehrbuch, ist nicht akzeptabel.
    Wenn auch das Konsumverhalten der Kinder dieser Stadt wie du sagst aufgrund der finanziellen Situation der Eltern nicht besonders ausgeprägt ist im Vergleich zu den Kindern hierzulande, so dürfte der Effekt und die Eindrücke, die bei den Kindern durch die Werbung hinterlassen werden, nicht zu unterschätzen sein. Immerhin handelt es sich hier nicht um Kleinkinder, sondern Fünftklässler, die also 9-11 Jahre alt sein dürften und die daher schon anfällig sind für die verführerische Wirkung der Werbung. Das Verlangen nach Konsumgütern, das im westlichen Europa unter Kindern und Jugendlichen schon maßlose Züge annimmt, wird durch solche Aktionen geradezu heraufbeschworen.
    Was allerdings Zahnpasta und Waschmittel hier zu suchen haben, ist mir rätselhaft. Vielleicht sollen auf einem Wege nicht nur die Kinder beeinflusst werden, sondern die Mütter gleich noch dazu.
    Der Begriff „Schleichwerbung“ scheint mir in diesem Zusammenhang sogar noch deutlich untertrieben zu sein!
    Ich kann dir nur zustimmen: Dieses Buch darf nicht zum Einsatz kommen, solange diese Werbung nicht entfernt worden ist.

  2. „Wenn auch das Konsumverhalten der Kinder dieser Stadt wie du sagst aufgrund der finanziellen Situation der Eltern nicht besonders ausgeprägt ist im Vergleich zu den Kindern hierzulande…“

    Das habe ich nicht gesagt und auch nicht gemeint. Meine These bestand darin, dass Menschen in dem fraglichen Alter überhaupt über kein eigenes Einkommen verfügen und finanziell auf ihre Eltern angewiesen sind, was wiederum zu einem eingeschränkten Kaufpotenzial als Zielgruppe führt. Ein internationaler Vergleich der finanziellen Lage der Haushalte ist hier überflüssig.

    Abgesehen davon, stimme ich dir zu, dass eher die Mütter in diesem Fall für die Werbung anfällig wären. Wegen des kontroversen Mediumeinsatzes zeigt sich jedoch ein Gegeneffekt.

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