Journalismus ist ja bekanntlich ein hartes und stark umkämpftes Geschäft. Für viele ist es ein Traum, nurnoch seinen Interessen nachgehen zu können und darüber schreibend auch noch Geld zu verdienen. Doch dass die Medienlandschaft in der Krise steckt, ist kein großes Geheimnis. Sinkende Absatzzahlen, abspringende Sponsoren, Globalisierungskampf im Internet – all das macht der Branche zur Zeit zu schaffen. Da nimmt man natürlich jeden Strohhalm dankend an, an den man sich klammern kann. Die neuste Idee ist so grotesk wie faszinierend: Am meisten Geld lässt sich im Journalismus einsparen, wenn man einfach auf die Journalisten verzichtet. Klingt unmöglich? Ist es aber vielleicht nicht mehr lange.
StatSheet ist ein Internetdienst, der sich auf die Bereitstellung von Statistiken aller Art zu sportlichen Ereignissen spezialisiert hat. Bisher noch fokussiert auf den Bereich Basketball bekommt man dort alle Zahlen, die im Sport eine Rolle spielen: Spielstände, Erfolge und Niederlagen, Spieleinsätze und aktuelle Tendenzen gehören zum Repertoire und sollen das Leben von Sportjournalisten erleichtern. Diese Zielsetzung wurde jedoch jäh in ihr Gegenteil verkehrt, als die Macher der Seite erklärten, sie hätten einen Algorhitmus entwickelt, der aus den vorhandenen Daten selbstständig und automatisiert die komplette Sportberichterstattung generiert.
Journalistische Leistungen von Computerprogrammen erzeugt? Da stellt sich natürlich direkt die Frage nach der Qualität. Eine Kostprobe davon kann man bei der FAZ nachlesen, die laut eigenen Angaben eine Testversion des Journalistenroboters (siehe Foto) erhalten hat und ihm die Berichterstattung über den 28. Bundesligaspieltag überließ. Der Artikel ist generell sehr überzeugend, dafür an manchen stellen unfreiwillig komisch, wenn z.B. den letzten die Pferde beißen, die Katze im Dorf gelassen wird oder der frühe Fisch den Wurm fängt. StatSheet entwickelt das Programm jedoch weiterhin, mit dem Ziel, dass mindestens 90% der Rezipienten nicht mehr den Unterschied zu konventionellen Sportartikeln erkennen können.
Sollte sich die Idee bewähren wäre das toll für die Journalismusindustrie, allerdings schlecht für die Journalisten, denen dann die Arbeit abgenommen wird. Laut StatSheet ist dies jedoch kein Problem, da sehr spezielle Artikel beispielsweise über bestimmte Persönlichkeiten oder andere Hintergrundberichte nicht von dem Automatismus erzeugt werden können. Das System solle nicht den konventionellen Journalismus ersetzen sondern nur den Menschen ihre Arbeit erleichtern.
Das ist wahrscheinlich in etwa das gleiche, was man früher auch über die Dampfmaschine gesagt hat. Was daraus geworden ist, wissen wir ja.
(via ReadWriteWeb)
Da hinter Journalisten auch immer eine Radaktion steht und mit dieser Redaktion auch häufig geteilte Meinungen und Ansichten stehen, stellt sich die Frage, ob Rezipienten zufrieden mit Artikeln sind, die ohne jegliche persönliche Note verfasst wurden. Können wir uns in Zukunft noch mit einem Blatt identifizieren? Und was unterscheidet die Berichterstattung der Zukunft verschiedener Zeitungen?