Pharma-Verband wirft ZDF heute journal diffamierende Berichterstattung vor

In einer gestern veröffentlichen Pressemitteilung erhebt der Bundesverband der Pharamazeutischen Industrie (BPI) schwere Vorwürfe gegen das ZDF heute-journal. Im Rahmen der aktuellen Diskussion um die Kosten von Arnzeimitteln warf der Verband dem öffentlich-rechtlichen Sender eine „undifferenzierte“ und „diffamierende“ Berichterstattung vor. Der Vorsitzende des BPI, Henning Fahrenkamp, kritisiert außerdem die „journalistisch absolut unsaubere“ und“schäbige“ Vorgehensweise des ZDF.

Obwohl sich in der Pressemitteilung nicht konkret dazu geäußert wird, dürfte sich die Kritik wahrscheinlich auf den Beitrag „Ein Pharmarefernt packt aus“ beziehen, der im heute-journal vom 10. März zu sehen war. Dort berichtete ein anonymer Informant über korrupte Preistreibungs- und Bestechungspraktiken, die in der Branche an der Tagesordnung seien.

Bei Sichtung des Beitrages fällt  sicher auf, dass keine Gegenstimmen aus der Pharmaindustrie zu hören sind, die den Aussagen des Pharmareferenten widersprechen. Allerdings hebt sich der Beitrag meines Erachtens nicht sonderlich von Beiträgen ab, die man auch sonst des öfteren im heute journal verfolgen kann. Hier schließt sich die Frage an, wie kritisch und ausgewogen ein öffentlich-rechtlicher Sender berichten soll/darf, und wo eventuell Grenzen überschritten werden.

Quellen:

http://www.bpi.de/popup/popup.aspx?p=1&tp_id=392&name=pm&control=popup

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/nachrichten/#/beitrag/video/993350/ZDF-heute-journal-vom-10-M%C3%A4rz-2010

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,682693,00.html

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2 Gedanken zu „Pharma-Verband wirft ZDF heute journal diffamierende Berichterstattung vor

  1. Die Pharmalobby ist groß, verzweigt und einflußreich. Hier dürfte sowohl ein Bundesgesundheitsminister, als ein ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender es schwer haben, dagegen anzukommen. Dieser Vorfall ist zwar nur einer von vielen, aber es dürfte sehr spannend werden, wie sich der Sender gegen die Lobby behaupten kann.

  2. Also hier wird tatsächlich eine sehr gefärbte und einseitige Darstellung der Sachlage gemacht. Offensichtlich war der Autor Rainer Fromm so froh über die brisante Story, die er da im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion auspüren konnte, dass er auch Formulierungen seines Informanten ziemlich direkt übernommen hat. So scheint es zumindest mit dem Schlusssatz: „Völlig ungeniert bedienen sich skrupellose Ärzte und geldgierige Konzerne am Gesundheitssystem.“ Spätestens hier hat er den Blick des (einigermaßen) neutralen Beobachters/Jouranlisten verloren.

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