Hackers III The Fall Down

Bulgarien. Seit etwa drei Wochen sind die Internetnutzer in dem Land voller Panik – zumindest ein Teil von ihnen. Denn der Nationale Dienst für Kampf gegen die Organisierte Kriminalität (?????), neulich umbenannt in Hauptdirektion für Kampf gegen die Organisierte Kriminalität (?????), hat eine massierte Aktion gegen bestimmte Endverbraucher vorgenommen. Es handelt sich um die Torrent-Netzwerke, die nach dem Untergang der sog. „Free-Server“, wo jahrelang zahlreiche Medienprodukte wie Filme, Musikalben, Computerspiele und Software illegal zum Download verfügbar gewesen waren, als Hauptquelle der letzteren geworden sind. Dabei ist Quelle nicht mehr das passendste Wort, weil die Torrent-Technologie, welche an sich ja nichts Rechtswidriges darstellt, in einer dezentralisierten Netzwerk mit gleichzeitigem Datenaustausch zwischen allen Nutzern besteht. So wird eine neue Datei, z.B. ein Film, erst durch bestimmte Uploader zur Verfügung gestellt, die i.d.R. entsprechende Direktverbindungen zu der „Scene“ haben. Nämlich gegen solche Leute – im Einzellfall gegen ArenaBG, die größte bulgarische Website dieser Art – war der erste Schlag gerichtet. Da (die drei verhafteten) Uploader sich nur formell von den normalen Torrent-Nutzer unterscheiden (etwa nach Trafficvolumina), wird die Maßnahme, die auch mit weiteren Einbrüchen in Privathaushalte droht, von allen in dem Austausch verwickelten als ernsthafte Gefahr empfunden.

Unschuldig sind diese Nutzer wohl nicht. Allerdings: was soll man da machen, wenn der Großteil von Medieninhalten, vor allem Filme und Musikproduktionen, auf dem bulgarischen Markt gar nicht erscheint? Man sieht etwas im Netz, hört ansatzweise davon vom Fernsehen und dann? Kaufen? Gut – und wo? Wenn beispielsweise ein Online-Händler überhaupt eine Lieferung nach Bulgarien anbietet, kostet diese manchmal mehr als die Ware selbst. Im Kino ist Hollywood-Kommerz angesagt und landesweit gibt es keinen vernünftigen Plattenladen.
Auf diesem Hintergrund sind solche staatliche Eingriffe reines Theater. Das Land hat dabei andere, weitaus größere Probleme, die zu lösen sind, bevor der ersehnte EU-Beitritt Realität wird. Und schließlich kann man seinem Hund keine Vorwürfe machen, dass er vom Nachbarn Essen klaut, wenn man ihn selbst nicht füttert.
Also füllt den Kühl(tur)schrank bitte.

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2 Gedanken zu „Hackers III The Fall Down

  1. Solche Klagen von Musikkonzernen gab es hier zwar auch schon, aber da gab es für die Raubkopierer meistens nur eine schlechte Ausrede, nämlich dass die Produkte auf legalem Wege viel zu teuer sind. Und der Wunsch nach einfachem Song-Download führte ja nicht ohne Grund auch zu erfolgreichen Portalen wie [url=http://www.apple.com/de/itunes/]Itunes[/url]oder [url=http://www.musicload.de]Musicload[/url].

    Wenn solche Alternativen in Bulgarien fehlen, bleibt dem interessierten Hörer wohl kaum eine bessere Alternative, als sich die Sachen einfach runterzuladen – sozusagen „digitaler Mundraub“. Aber ob das die Inhaber der Rechte wirklich interessieren dürfte?
    Natürlich kann es auch sein, dass es am Ende bei der Verfolgung der großen Upload-Verteiler bleibt – und man damit die kleineren Teilnehmer abschrecken will.

  2. Recht haste. Dieses Aktion wurde nur wegen des Drucks von der EU durchgeführt. Wenn der Staat sieht, dass das Beitreten der EU bedroht ist, versucht irgendwelche Massnahmen zu treffen. Wenn es keine vernünftige Lösung für die ernstlichen Probleme gibt, dann warum nicht das, was leicht ist, anzugreifen. Alles das sieht mehr als „Wir tun was und sind nicht ideenlos“. Ja aber die Lage wird nicht besser und hilft dem Staat mit dem Weiterentwickeln überhaupt nicht. Alles ist wie vorher und die Straßen sind in dem selben Zustand und der Zustand des Volks ist der selbe – überhaupt nicht optimistisch.

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