Medien und Politik – Die Medienrealität des Wahlkampfs

Medien und Politik stehen in vielerlei Hinsicht in einem spannungsgeladenen Verhältnis. Einerseits streben Politiker über die Medien nach Legitimation und Zustimmung für ihre Politik und bemühen sich um ein positives Bild in der Öffentlichkeit, andererseits sind Journalisten auf der Suche nach exklusiven Informationen und betonen vor allem den Konflikt im politischen Tagesgeschäft. Gerade mit dem Aufstieg des Fernsehens zum „Leitmedium“ hat sich die politische Kommunikation dabei fundamental verändert: Politik wird heutzutage überwiegend als medienvermitteltes Ereignis wahrgenommen, weshalb sowohl politische Akteure als auch Journalisten einen Schwerpunkt auf die Medienwirksamkeit ihres Handelns legen.

Besonders deutlich wird dies im Bundestagswahlkampf, in dem Medien und Politik nach amerikanischen Vorbild eine Medienrealität der „Kanzlerwahl“ erzeugen. Bei der Bundestagswahl wählen die Bürgerinnen und Bürger Vertreter in ihrem Wahlkreis und Parteien, eine Direktwahl des Kanzlers ist in der Verfassung nicht vorgesehen. Nichtsdestotrotz wird der Wahlkampf zu einem „Duell“ zwischen den medienwirksam auserkorenen Kanzlerkandidaten der Parteien hochstilisiert. Besonders deutlich wird dies in den TV-Duellen, in denen seit 2002 die Kandidaten der Volksparteien vor der Bundestagswahl aufeinandertreffen. Grund für diese Entwicklung: Sowohl die Medien als auch die Parteien streben nach Personalisierung und Polarisierung, wollen Politik ein Gesicht geben und Aufmerksamkeit im Wahlvolk erzeugen.

Für die Medienwissenschaft ergeben sich aus dieser Konstellation spannende Fragen: Wie inszenieren Journalisten politische Ereignisse? Wie hat sich die politische Kommunikation seit Gründung der BRD verändert? Inwiefern kann man von einer totalen Medialisierung und Verinnerlichung der Medienlogik durch die Politik sprechen?

Teil 2: Medien und Politik – Wahlwerbung im Wandel der Zeit

Marcel Wollscheid

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