Liebeserklärung an das Medium Zeitung

Wer hätte in Tagen des Internets noch mit solch einer Schlagzeile gerechnet. Eine Liebeserklärung an die vom Aussterben bedrohte Zeitung. Aber es ist wahr. Es gibt einen Liebhaber, der eine neue Zeitung auf den amerikanischen Markt bringt und damit erstaunlicher Weise durchschlagenden Erfolg hat.

Dave Eggers heißt dieser Liebhaber, seines Zeichens Bestsellerautor, Herausgeber von Literaturzeitschriften, Drehbuchautor und seit neustem eben auch Zeitungsverleger.

?San Francisco Panorama? heißt das Projekt, eine Zeitung die zum ersten Mal im Dezember 2009 in San Francisco erschienen ist und in Zukunft alle viertel Jahre zu kaufen sein soll. Für fünf Dollar waren die ersten Ausgaben zu haben, während jetzt im Januar in New York bereits 16 Dollar für die umfangreiche Erstauflage verlangt wurden. Ein stolzer Preis, der die Menschen aber nicht davon abhielt, in einer New Yorker Buchhandlung Schlange zu stehen um ein Exemplar zu erwerben.

Eine Besonderheit des ?San Francisco Panorama? ist sicherlich der Umfang. Auf hunderten von Seiten erstrecken sich typische Zeitungsthemen wie Lokalnachrichten und Nachrichten aus der Welt sowie Sport und Kultur. Dabei hat Eggers namhafte Autoren für sein Projekt gewinnen können, so zum Beispiel Stephen King, der sich im Sportteil verewigte. Das ?San Francisco Panorama? überzeugt durch seine Inhalte und seine Aufmachung und zeigt, wo das Internet sparen muss und die Zeitung nachlegen kann. Auf großem Format wird viel mit Farbe und Layout gestalterisch verwirklicht und statt kurze Meldungen findet der Leser Hintergrundberichte und Reportagen.

Dass er mit seinem neusten Projekt die Aktualität des Internets nicht überbieten kann ist Eggers bewusst. Seine Intention ist viel mehr dem Leser zu zeigen, was Zeitung auch heute noch alles kann. Statt, auch im Internet zu findende, kurze Meldungen zu veröffentlichen setzt er auf Hintergründe und mehr Anspruch und scheint damit den Geschmack der vor allem unter 30-jährigen zu treffen.

Der Erfolg mit seiner Zeitung in Amerika beweist, dass die Menschen immer noch ein Interesse an der gedruckten Nachricht haben. Eggers hat sein Ziel erreicht. Den Menschen zeigen, was Zeitung kann. Jetzt liegt es an den Verlegern herkömmlicher Pendants, ob sie wieder bereit sind mehr ?Liebe? in ihre Objekte zu investieren.

Quelle: http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E12D7DFA6D95D45A288A447A6ACE8AAFD~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Ein Gedanke zu „Liebeserklärung an das Medium Zeitung

  1. Dass so eine Aktion gerade in den von der Zeitungskrise so schwer gebeutelten Staaten funktioniert, ist eine erfreuliche Nachricht.

    Generell kann ich sagen, dass auch ich als junger Mensch mich zur Zeitung bekenne. Zwar nutze ich natürlich auch das Internet, um mich zu informieren, aber die tägliche Zeitung erscheint mir immer noch als ein sehr wichtiges Medium, das ich nicht missen will.

    Was ich da alles „serviert“ bekomme, könnte ich mir nur mit größter Mühe selbst im Internet zusammenklicken. Die redaktionelle Vorauswahl und Zusammenstellung in Form der gedruckten Zeitung ist für mich (auch ganz ohne Romantik und Liebeserklärung) ein wichtigr Bestandteil des Alltags.

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