Die taz ist die einzige größere Tageszeitung in Deutschland, die von einer knapp 9000 Mitglieder starken Genossenschaft finanziell getragen wird. Trotz einer stetig zunehmenden Zahl von Mitgliedern bleibt die Finanzdecke der taz sehr dünn und verlangt von den angestellten Redakteuren und Mitarbeitern finanzielle Zugeständnisse. Die Solidarität der Journalisten mit ihrer Zeitung scheint ungebrochen, so dass diese bitteren Pillen häufig klaglos hingenommen werden. Schließlich sehen sich Förderer und Mitarbeiter der linken tageszeitung, als Vorkämpfer der Pressefreiheit in Deutschland. So heißt es auf der Titelseite der taz, ?TAZ muss sein ? Die tageszeitung wird ermöglicht durch 8.928 GenossInnen, die in die Pressefreiheit investieren?.
Vor diesem Hintergrund sorgt eine Genossenschaft im Rücken doch für ein reines Gewissen der Redakteure und vor allem der Leser. So gibt es keine direkte Abhängigkeit von großen Werbekunden, die unter Umständen mit Kündigung der Verträge drohen könnten, sollte es zu missliebiger Berichterstattung kommen.
Wächst die Genossenschaft weiter, so könnte die finanzielle Situation der Zeitung solider werden und vielleicht auf längere Sicht dafür sorgen, dass die taz im Vergleich zu anderen Zeitungen weniger stark von der Zeitungskrise gebeutelt wird. Klar, Leser der Zeitung muss es immer geben, doch strahlt die Genossenschaft als identitätsstiftendes Organ auch auf Abo-Kunden und einfache taz-Leser aus. Zeitung wird zum Gemeinschaftsprojekt. Wer eine taz kauft, der kauft damit eine Stück Gemeinschaftsgefühl. Eine stärkere und emotionalere Leserbindung kann es doch gar nicht geben. Und vielleicht wird das System irgendwann wirklich zum Selbstläufer, wenn der Gelegenheitsleser zum Abo-Kunden und schließlich zum Genossen wird. Es bleibt also abzuwarten, ob auf längerfristige Sicht nicht die Letzten die Ersten sein werden.