Eigentlich sollte Weihnachten 2009 der große Durchbruch für Joe McElderry werden. Er hatte die ITV Casting-Show „X-Factor“ (das britische Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“) gewonnen und war dank riesiger PR-Maschinerie und Medienrummel dazu prädestiniert, mit seinem Titel „The Climb“ die Spitze der britischen Charts zu erobern. Wie schon alle X-Factor Gewinner in den Jahren zuvor.
Doch im Internet fand sich eine Gruppe von Menschen um den Musikfan Jon Morter zusammen, die das X-Factor-Monopol von Medien- und Musikbranche nicht mehr länger ertragen wollte. Ihr Wunsch: anstelle des glattgebügelten McElderry einen Protestsong auf der Nr.1 zu sehen. Die Wahl fiel auf den Titel „Killing in the Name“ der amerikanischen Rockgruppe „Rage Against the Machine“, die ultimative Hymne des Rebellentums der 90er-Jahre. So gründete Morter im Social Network Facebook die Gruppe „RATM for Christmas No.1“ und schuf damit das spannendste Internet-Phänomen dieses Jahres. Bereits zum 10. Dezember schlossen sich über 550.000 Menschen der Gruppe an, die zum Kauf von „Killing in the Name“ aufrief. In den britischen Medien wurde die Geschichte zum Reißer: „RATM vs X-Factor“ war in Fernsehen, Presse, Blogs und natürlich Internetplattformen wie Twitter omnipräsent.
Dieser Fall zeigt die außergewöhnlichen Möglichkeiten des Internets als interaktives Massenmedium. Abseits des Mainstreams der etablierten Massenmedien kann sich hier jeder an der öffentlichen Diskussion beteiligen und eine Plattform für sein Anliegen finden. Somit bietet das Internet ein riesiges Macht- bzw. Mobilisierungspotential, man denke an den aktuellen Fall in England oder die Kampagne des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama.
Übrigens: „Rage Against the Machine“ eroberten mit „Killing in the Name“ tatsächlich die Spitze der britischen Charts zu Weihnachten, die Facebook-Gruppe zählt mittlerweile knapp 1.000 000 Mitglieder. Gründer Jon Morter konnte es selbst kaum fassen und kommentierte:
„It’s been absolutely mad this whole thing. To be Christmas Number one is insane isn’t it? It just goes to show if you use social networking in the right way you can do it.“
Marcel Wollscheid
Quellen:
http://www.nme.com/news/rage-against-the-machine/48816
http://www.welt.de/kultur/article5599608/Rage-Against-The-Machine-auf-Platz-1-mit-Uralt-Hit.html
http://www.nme.com/news/rage-against-the-machine/48972
Unglaublich, ein Lied aus einem vergangenen Jahrzehnt bringt es wieder auf Platz 1 der Charts. Und alles nur durch Facebook. Beinahe beängstigend, wie groß der Einfluss solcher Plattformen mittlerweile schon ist. Naja, immerhin ist der Song kein schlechter. Von daher geht das musikalisch gesehen absolut in Ordnung ;).
Gratualtion an den Autor.
Dieser Artikel kam mir gerade als ReTweet über Twitter rein.
Durch solche Aktionen wird einem bewusst welche ?Macht? die sozialen Netzwerke wie Facebook besitzen.
Offenbar funktionierten solche Dinge aber nur bei spaßhaften Aktionen. Die Petition gegen Onlinesperren wurde ja nach dem gleichen Schema „beworben“, hatte aber nur mäßigen Erfolg.