Welt am Sonntag als „eMag“

Laut einer internen EBITA-Erhebung im 3. Quartal 2009 ist das drittgrößte Standbein der Axel Springer AG, „Digitale Medien“ „größter Wachstumstreiber“ des Konzerns. Eine mögliche Ursache für den jetzigen Testlauf kostenpflichtiger digitaler Angebote.

Das Konzept scheint nicht neu, gelten Online-Ableger selbst kleiner lokaler Tageszeitungen doch mittlerweile schon als Selbstverständlichkeit und auch bezahlbare „ePaper“ sind seit langem per Abo erhältlich.

Neu ist jedoch, nicht einfach eine digitalisierte Version des Printprodukts zu liefern, sondern die zahlende Leserschaft mit Schmankerln zu versorgen, die über Volltextsuche, Videos und Bilderstrecken hinausgehen.

Als eMag im Flash-Gewand kommt die „Welt am Sonntag“ daher. Das Demovideo offenbart eine 42-sekündige Stroboskopaufnahme eines multimodalen Feuerwerks. Kontextsensitive Grafiken, Karten, Videos, Audiostreams etc. machen deutlich, was möglich ist und an was es so manchem ePaper mangelt: Interaktivität.

Der von mir testweise betrachtete Beitrag „Wer ist hier irre?“ hatte davon (abgesehen von morphenden Hitler-Smilies und zackig marschierenden Strichmännchen am unteren Bildschirmrand) recht wenig zu bieten.  Durch die animierten Seiten des eMag „blättert“ es sich wortwörtlich per Mausklick, ein etwas zu gewollt erscheinender Versuch „offline-Haptik“ zu realisieren. Seitenweise geht es im Querformat voran, also im Wandkalender-Stil. Unter dem Artikel-Teaser wird neben einer gesprochenen Variante des ausgewählten Artikels, auch die etwas schmucklos geratene Anzeige im Textformat angeboten. Diese erinnert durch schnörkellosen Blocksatz allerdings mehr an Projekt Gutenberg als an raffiniert designte Hochglanzmagazine. Auf Wunsch erzählt der Sprecher auch parallel zum Lesen mit.

Es scheint, als ob sich hier professionell um die Ausschöpfung der technologischen Möglichkeiten gekümmert wird. Ob sich das Bezahl-Konzept für multimedial aufbereitete Artikel allerdings bezahlt macht, bleibt abzuwarten.

via Heise

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